Nicht zu streng, nicht zu eng - Inke Hummel - E-Book

Nicht zu streng, nicht zu eng E-Book

Inke Hummel

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Beschreibung

Bindung, Beziehung, Bedürfnisse – das sind die Themen, die vielen Eltern bei ihrer Kindererziehung heute am Herzen liegen. Doch welches ist das richtige Maß zwischen Überbehüten und Härte? Welche Erziehungswege gibt es? Inke Hummel zeigt an konkreten Alltagssituationen, welche elterlichen Reaktionen schaden und welcher Erziehungsweg perfekt zum jeweiligen Kind passt. Sie gibt Tipps, um eine starke Eltern-Kind-Bindung zu schaffen, die der ganzen Familie Sicherheit bietet – auch in stürmischen Zeiten. So gelingt eine liebevolle Erziehung, die weder zu streng noch zu eng ist. Der perfekte Ratgeber für alle Eltern, die aktiv eigene Unsicherheiten überwinden und an ihrer Beziehung zum Kind arbeiten möchten.

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Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2022

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INHALT

Gebrauchsanleitung für dieses Buch

Du bist auf dem richtigen Weg

Du weißt, wie wichtig Bindung ist

Unsicherheit stresst dich

Du suchst Sicherheit

Die Bedeutung von Bindung und Beziehung

Von der Theorie zum Alltag

Zwischen Überbehüten und Härte

Auf der Suche nach der Mitte

Du bist mit deiner Unsicherheit nicht allein

Du findest endlich Sicherheit

Vier Wege der Erziehung

Herrische Eltern

Abwesende Eltern

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern

Beziehungsorientierte Eltern

Alle Wege gehen

Gedankenspiele

Die Kinder

Die Situationen

Elias, der Schüchterne

Herrische Eltern – Spielgruppe

Herrische Eltern – Supermarkt

Herrische Eltern – Hausaufgaben

Herrische Eltern – Was ist aus Elias geworden?

Abwesende Eltern – Spielgruppe

Abwesende Eltern – Supermarkt

Abwesende Eltern – Hausaufgaben

Abwesende Eltern – Was ist aus Elias geworden?

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Spielgruppe

Verwöhnende überfürsorgliche Eltern – Supermarkt

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Hausaufgaben

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Was ist aus Elias geworden?

Beziehungsorientierte Eltern – Spielgruppe

Beziehungsorientierte Eltern – Supermarkt

Beziehungsorientierte Eltern – Hausaufgaben

Beziehungsorientierte Eltern – Was ist aus Elias geworden?

Marie, die Wilde

Herrische Eltern – Spielgruppe

Herrische Eltern – Supermarkt

Herrische Eltern – Hausaufgaben

Herrische Eltern – Was ist aus Marie geworden?

Abwesende Eltern – Spielgruppe

Abwesende Eltern – Supermarkt

Abwesende Eltern – Hausaufgaben

Abwesende Eltern – Was ist aus Marie geworden?

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Spielgruppe

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Supermarkt

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Hausaufgaben

Verwöhnend überfürsorgliche Eltern – Was ist aus Marie geworden?

Beziehungsorientierte Eltern – Spielgruppe

Beziehungsorientierte Eltern – Supermarkt

Beziehungsorientierte Eltern – Hausaufgaben

Beziehungsorientierte Eltern – Was ist aus Marie geworden?

Unterschiede verstehen

Erziehungsstile und sichere Bindung

Deine Erziehung bestimmt die Bindungssicherheit

Kenne die Bindungstypen

Suche dir Hilfe

Deine Beziehungsorientierung ist Schutz

Du und dein Kind im Miteinander

Sicherheit in deinem Alltag

Deine Schlüssel zur Beziehung

Vertrauen zu deinem Kind

Nähe zu deinem Kind

Spielraum für dein Kind

Dein Kind richtig loslassen

Zugewandte Führung

Gute Kommunikation

Deine Geschichte

Dein Optimismus

Dein Memo für den Alltag

Probleme im Alltag

Elias und Marie

Euer Familiensystem

Andere Familiensysteme

Sicherheit nach innen und außen

Du und die anderen

Deine Partnerschaft

Getrennte Eltern

Dein weiteres Umfeld

Pädagog*innen in Kita und Schule

Typischen Vorwürfen souverän begegnen

Sicherheit ist der Schlüssel

Mitwirkende

Danksagungen

Literatur

Weiterführende Links

Gebrauchsanleitung für dieses Buch

Dieses Buch funktioniert am besten, wenn du aktiv damit arbeitest. Deshalb halte Stift und Papier bereit oder mache dir digital Notizen. Vielleicht hast du ein besonders schönes Notizbuch, in dem du immer wieder gern blätterst, oder du arbeitest mit einer App, wenn dir das leichter fällt.

Je nachdem, wie viel Zeit dir zur Verfügung steht und welche Themen bei dir am drängendsten sind, kannst du dich auch (zuerst) auf einzelne Aspekte konzentrieren. Du musst nicht alles am Stück bearbeiten, kannst immer wieder Ergänzungen vornehmen, später vielleicht mit deinem Partner oder deiner Partnerin vertiefen – ganz wie es sich gut anfühlt.

Um dich wirklich in jedes Erziehungsverhalten einfühlen zu können und möglichst viel aus diesem Ratgeber für dich mitnehmen zu können, solltest du folgende Kapitel unbedingt und zuerst bearbeiten:

• Die Bedeutung von Bindung und Beziehung (S. 17)

• Auf der Suche nach der Mitte (S. 30)

• Vier Wege der Erziehung (S. 37)

Dir begegnen in diesem Ratgeber immer wieder der schüchterne Elias und die wilde Marie – die beiden Charaktere stehen für unterschiedliche Temperamente. So siehst du schneller, welcher Weg besser zu deinem Kind passt. Im Kapitel „Alle Wege gehen“ (S. 57) kannst du daher einfach die jeweiligen Passagen auswählen, falls du dich beispielsweise nur für das schüchterne oder nur für das wilde Temperament interessierst.

Die Kapitel „Sicherheit in deinem Alltag“ (S. 142) und „Sicher nach innen und außen“ (S. 166) schlagen dann den Bogen zurück zu deinem täglichen Elternsein. Für größtmögliche Sicherheit auf deinem Erziehungsweg solltest du auch diese beiden bearbeiten.

Immer wenn es darum geht, mitzuarbeiten und/oder dir Notizen zu machen, findest du einen Notizblock an der entsprechenden Stelle im Buch:

Fehlen dir Kraft und Zeit, dir intensiv Notizen zu machen, funktioniert das Buch aber auch, wenn du die Arbeitsaufträge überspringst und direkt die Lösungen liest. Die Erfahrung wird nur nicht ganz so intensiv sein.

Bitte beachte außerdem:

• Wenn von Eltern(teilen) die Rede ist oder in Grafiken Eltern als Mutter und Vater dargestellt werden, sind immer alle möglichen familiären Konstellationen und andere enge Bezugspersonen mitgemeint.

• Am Ende des Buches findest du eine umfangreiche Literaturliste, in der auch alle im Text empfohlenen Werke zu finden sind. (S. 196)

• Zusätzlich findest du dort eine Liste mit weiterführenden Links, die dich simpel per QR-Code auf die entsprechenden Seiten leiten. (S. 200)

DU BIST AUF DEM RICHTIGEN WEG

Bindung. Beziehung. Bedürfnisse. Es ist ein Segen, dass diese Begriffe heute fallen, wenn wir über Kindererziehung sprechen. Endlich gehen wir neue Wege. Früher fehlte so oft Mitgefühl. Die Generation unserer Groß- und Urgroßeltern sollte den Kindern bestimmte Verhaltensweisen austreiben und andere einpflanzen. Eltern hatten ihr Kind zur Not mit Gewalt zu formen, damit es in die Gesellschaft passte. Du machst es heute anders.

Du weißt, wie wichtig Bindung ist

Wir müssen uns nichts vormachen: Auch heute noch wird leider zu oft mit Kindern so umgegangen, als seien sie weniger wert als Erwachsene. Doch du gehst mit vielen anderen einen Weg, der Kinder wertschätzt und Beziehung großschreibt. Das ist toll! Du weißt viel darüber, wann dein Kind welche Fähigkeiten entwickelt, womit du es in jungen Jahren noch überfordern würdest und wie du mit Herausforderungen gut umgehen kannst. Ein Glück für dein Kind.

Denn eine solche Begleitung schafft sichere Bindungen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen für …

• eine körperlich und seelisch gesunde Entwicklung

• Selbstliebe und Gelassenheit

• eine gelungene geistige Reifung

• Selbstständigkeit im Alltag

• Stärke in Lebenskrisen

• den Mut, Nein zu sagen und für sich einzustehen

• funktionierende Eltern-Kind-Beziehungen

• guten Beziehungsaufbau zu Gleichaltrigen

• funktionierenden Bindungsaufbau zwischen dem Kind und weiteren Bezugspersonen (von Erzieher*innen über Lehrkräfte bis hin zu Freund*innen und Lebenspartner*innen im Erwachsenenalter)

• ein gutes Einfügen in die Gesellschaft

• kluges Konfliktlösen

• geringere Aggressivität

• geringere Anfälligkeit für Suchtproblematiken

• zufriedenes, lebenslanges Lernen und einen erfolgreichen schulischen Weg

• und vieles mehr

Bestimmt geht es auch deiner Familie so: Ihr seid auf einem guten Weg. Dein Kind kann seine Persönlichkeit vermutlich deutlich gesünder und freier entfalten, als du es selbst durftest. Und du als Elternteil fühlst dich in vielem informierter, als deine Mutter oder dein Vater es gewesen sind.

Um dich herum gibt es heute viel Buntes (zum Glück!) und auch viele Graustufen in der Erziehung: autoritär, antiautoritär, passiv, aktiv, in Beziehung, in übergroßer Sorge … Umwege, Stolpersteine, Sackgassen. Der Weg hindurch ist nicht immer leicht.

Etliche Eltern aus deiner Generation wollen bewusst anders erziehen und mit ihren Kindern leben, als es die Maximen der Vorgängergenerationen vorgaben: Statt auf autoritäres, kinderfeindliches, gewaltvolles Erziehen setzen du und viele mehr auf Bindung, Beziehung und Bedürfnisorientierung. Ihr eignet euch viel Wissen an, das euren Eltern noch nicht zur Verfügung stand. Du möchtest auf die Bedürfnisse deines Kindes achten, willst es nicht verbiegen und wünschst dir eine lebenslange gute Beziehung zwischen euch. Und ganz sicher machst du das sehr bewusst und oftmals richtig gut.

Es gibt ja auch viel Hilfe und Inspiration und längst ist klar, dass auf diesem Weg keine Perfektion angebracht ist, sondern #gutgenug ausreicht. Dein Motto sollte sein: Ich gebe mir Mühe, ich arbeite daran. Einen Schritt zurück, zwei vor. Miteinander! Auch Elternsein muss man lernen.

Entlastung

Der von der Autorin und Journalistin Nora Imlau geprägte Hashtag #gutgenug geht zurück auf den britischen Kinderarzt Donald Winnicott, der vor über einhundert Jahren erstmals wissenschaftlich belegte, dass es für die Entwicklung eines Kindes sinnvoll ist, dauerhaft „ausreichend gut“ zu sein. Nora hat mir das genauer erläutert: „Kein Elternteil kann durchgängig zu hundert Prozent feinfühlig die Bedürfnisse eines Kindes erkennen und beantworten. Es würde dann stark schwanken zwischen perfekt und schlecht. Beständig ausreichendes Reagieren hingegen ist schaffbar und auch für die Kinder hilfreich, denn sie lernen durch die Fehler und Missverständnisse zwischen ihnen und uns.“

Aus dem ursprünglichen „good enough mothering“ von Winnicott wurde im englischsprachlichen Raum längst ein „good enough parenting“ und Nora machte daraus das simple #gutgenug: „Mir war es wichtig, diese Botschaft in alle Lebensbereiche von Familien zu tragen – Erziehung, Ernährung, Medien … Es ist kein Freibrief für Ignoranz oder gar Gewalt, sondern ein Plädoyer dafür, hinzuschauen, wofür unsere persönlichen Ressourcen ausreichen und was uns überlasten würde. Denn auf diesem Weg sind wir unseren Kindern ein Vorbild. Verausgabung ist nicht nötig. Bindungssicherheit kann so sehr gut entstehen.“

#gutgenug ist für dich gemacht und verbindet die theoretischen Gedanken zum Erziehen in guter Beziehung mit den Möglichkeiten und Erfordernissen der modernen Welt. Aber auch #gutgenug musst du erst mal schaffen. Trotz alledem, was du schon gelesen und gelernt hast, spürst du vermutlich immer wieder Verunsicherung, weil dieser neue Weg nicht leicht ist. Besonders wenn dein Umfeld sich ständig darüber wundert, wie du mit deinem Kind umgehst. Vor allem, wenn du diesen Weg gehen musst, ohne Vorbilder gehabt zu haben. Du weißt vielleicht, wie man eine tolle Schwarzwälder Kirschtorte backt, einen korrekten Obstbaumschnitt durchführt oder eine wunderschöne Ziernaht hinbekommt, du sprichst mehrere Sprachen oder bist ein richtiges Organisationstalent. Weil du das alles ausgiebig lernen durftest und dabei einen Menschen an deiner Seite hattest, der dich durchs Lernen begleitet hat und dein Modell war. Doch beim Elternsein in guter Beziehung hatten viele von uns, die nun selbst Eltern sind, leider nur bedingt ein Vorbild. Du wahrscheinlich auch?

Achtung!

Bitte beachte, dass die Arbeit mit diesem Buch sehr herausfordernd sein kann. Gönn dir Pausen, such dir Gesprächspartner*innen, um deine Gedanken gut verarbeiten zu können, und frag professionelle Hilfe an, wenn du das Gefühl hast, die Themen, die du bearbeitest, sind zu fordernd. Zum Beispiel wenn du belastende Gedanken hast, sehr traurig wirst oder von den Inhalten nicht mehr loskommst.

Unsicherheit stresst dich

Gerade wenn du wenig bis keine Vorbilder hattest, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn alle in deiner Familie brauchen Sicherheit: dein Kind in Sachen Bindung und du in der Begleitung.

SICHERE BINDUNG ZU DEN ELTERN

Sichere Bindung bedeutet, dass ein Kind Menschen um sich weiß, die es sensibel wahrnehmen und begleiten, wenn es Unterstützung oder aber auch freien Raum benötigt. Darauf kann es über kurz oder lang vertrauen, auch wenn sie nicht wirklich anwesend sind. Beide Elternteile sollten möglichst die ersten Bezugspersonen sein, die ihm eine derartige Sicherheit vermitteln.

Neue Wege machen unsicher

Im Austausch mit Eltern und in meinen Beratungen spüre ich immer eine mitreisende Unsicherheit, wenn Eltern sich auf den Weg machen, ihr Kind in guter Beziehung zu begleiten. Die Gründe sind nicht schwer zu finden:

1. Du wirst hinterfragt. Viele Menschen hinterfragen diesen Weg, der ihnen neu erscheint. Das irritiert. In fremden Köpfen sind oft andere goldene Regeln für Erziehung verankert. Das spürst du sicher häufig in Kindergärten oder Schulen, aber auch im Kontakt mit älteren und auch gleichaltrigen Menschen im Park oder im Supermarkt, wenn Sätze fallen wie: „Warum darf Ihr Kind das nicht allein machen? Mussten wir früher auch.“ Oder aber: „Warum darf Ihr Kind das schon allein machen? Es kann das doch noch gar nicht können!“

2. Du hinterfragst dich selbst. Zum anderen ist der Weg in enger Eltern-Kind-Beziehung natürlich einer, der mit viel Nachdenken verbunden ist, weil du eben nicht stur an einer Regel festhältst. Wie alle Menschen, die sich intensiv mit ihrer Elternrolle auseinandersetzen, prüfst auch du immer wieder dein Verhalten. Vor allem wenn es sich im Alltag mit dem Kind nicht richtig anfühlt. Dazu gehört auch, sich Gedanken zu machen, ob dies oder jenes richtig war oder doch eher nicht. Während ein autoritärer, herrischer Erziehungsstil bedeutet, dass bitteschön das Kind sich anzupassen habe, siehst du es als deine Aufgaben, das kindliche Umfeld und auch dich selbst den Erfordernissen anzupassen. Gegen gefühlloses Machtgehabe setzt du den kinderorientierten Blick. Doch das ist anstrengend, fordernd, verunsichernd. Hinterfragen ist gut, aber bei zu starker Intensität auch zermürbend. Und ständige Unsicherheit macht nervös.

Kennst du folgende Gedanken?

• Mache ich das richtig?

• Ist mein Kind glücklich?

• Kommt es mit seinen Mitmenschen gut zurecht?

• Halte ich diese Art der Begleitung langfristig durch?

• Ist die Kritik wohl berechtigt?

• Ist das Kind so anstrengend, weil ich etwas falsch mache?

Oft kommt die Kritik an der Erziehung aus der eigenen Familie: von den Großeltern oder sogar von deinem Partner oder deiner Partnerin. Das beunruhigt natürlich besonders und ist ein guter Grund, genauer hinzuschauen, um dich schließlich sicherer aufstellen zu können.

Du musst dabei unbedingt wissen, dass ihr als Elternteile euch nicht bei jeder Entscheidung einig sein müsst. Aber ihr braucht beide ein Sicherheitsgefühl, damit ihr euch sinnvoll darüber austauschen könnt, wie ihr die Kindererziehung angehen wollt. Ihr könnt beide besser diskutieren, wenn ihr euch der eigenen Argumente gewiss seid. Sichere Eltern sichern ihre Kinder!

Ungute Wege zu mehr Sicherheit

Wenn sich der Alltag gar nicht mehr gut anfühlt, kommen noch mehr Fragen:

• Wo läuft es nicht gut?

• Wie justiere ich nach?

• Sollte ich doch volle Härte zeigen? Strenger werden?

• Oder gar keine Auseinandersetzungen mehr suchen? Dem Kind mehr abnehmen und damit noch enger bei ihm sein?

Das ist häufig der Weg, den ich bei Beratungsfamilien wahrnehme: Aus Unsicherheit soll Sicherheit werden und dafür wird unter Umständen eine krasse Methode „gewählt“ (nicht immer absichtlich). Entweder Schärfe gepaart mit Herzlosigkeit und viel Geschimpfe. Oder auch überbordende Herzlichkeit ohne Mut und Kraft, Regeln zu setzen. Zu streng oder zu eng! Der herrische Weg oder der verwöhnend überfürsorgliche. Kennst du das?

Autor*innen von Büchern mit reißerischen Titeln und schwarzmalerischen Inhalten freuen sich. Helikoptereltern, Tyrannenkinder, Arschlochkinder! Üble Begriffe werden allzu gern in Texte über Familien gepackt. Die Autor*innen plädieren für ein Zurück zur alten Strenge. Das scheint den Umgang mit Kindern zu vereinfachen, dahinter steckt aber eine Haltung, die sie diskriminiert. Leser*innen, die sich mit Bindung und Beziehung noch nicht befasst haben, fühlen sich auf einem harten Weg bestätigt. Unsichere Eltern werden eingeschüchtert. Auch das ist dir bestimmt schon begegnet.

Ich finde diese Art der Darstellung hinderlich: Wer möchte sich mit seinem Verhalten auseinandersetzen, wenn am Anfang eine Beschimpfung steht? Wenn Ängste geschürt werden? Das führt nur zu einem klaren Schwarz-Weiß-Denken, aber nicht dazu, behutsam und in kleinen Schritten etwas zu verändern.

Grundsätzlich wollen sicher die meisten Eltern „das Beste“ für ihr Kind und den Weg dahin so gestalten, dass es sich für sie machbar und gut anfühlt. Es geht uns allen um Sicherheit!

VORSCHNELLE URTEILE GREIFEN ZU KURZ

Das Verhalten, das einige Menschen als „Helikoptern“ empfinden, hat oft nachvollziehbare Gründe, die Sinn ergeben. Du kennst vielleicht das Beispiel der Mutter, die ihrem Kind die Klobrille warm geföhnt hat, weil es sich auf die kalte nicht setzen wollte. Das Handeln der Mutter wurde in den sozialen Medien als Beispiel für besonders schlimmes Helikoptern heiß diskutiert und vor allem belächelt. Die Häme war groß. Dabei musste es sich sicher um ein total verwöhntes Kind handeln, eine sich selbst aufgebende Mutter … Die Geschichte erfüllte wunderbar das Klischee von „modernen Eltern“, das als Ausrede herhalten muss, um Menschen wieder für die alten, strengen Methoden zu gewinnen.

Aber Marktschreierei hilft nicht dabei, einen guten, ausgewogenen Weg zu finden. Du musst genau hinschauen:

• Vielleicht ist diese Mutter allein mit dem Kind, muss morgens pünktlich los, und das kalte Klo ist täglich ein kräftezehrender Streitfaktor. Die Klobrille zu föhnen ist ihre momentane Lösung. Warum nicht? Vielleicht sind dafür Anziehen, Frühstücken und Zähneputzen ohne weiteres Trara möglich?

• Vielleicht hat das Kind eine Wahrnehmungsstörung und braucht diese Hilfe, um gut in den Tag zu starten?

• Vielleicht hat diese Mutter nicht viel Zeit, Geld, Möglichkeiten oder andere Ideen, um ihrem Kind etwas Gutes zu tun. Diesen kleinen (Herzens-)Wunsch kann sie ihm aber erfüllen. Ist das weniger okay als ein neues Lego-Set oder abendliches Vorlesen?

Darf man dem Kind das Frühstücksbrot schmieren? Die Regenjacke bringen? Das Essen als lustiges Gesicht anrichten? Auf der langen Urlaubsfahrt nur Kinderlieder hören? Den Pullover auf der Heizung anwärmen? Auch Zehnjährigen noch beim Haarewaschen helfen?

Verwöhnen und einander einen Gefallen tun sind verschiedene Dinge. Ja, vielleicht verwöhnt diese Mutter ihr Kind. Damit und mit tausend anderen Sachen. Vielleicht ist dieses Verwöhnen nicht hilfreich, weil die Mutter ihr Kind so daran hindert, sich abzunabeln, selbstständig zu werden, Dinge anzunehmen und auszuhalten.

Wir wissen es nicht. So oder so ist es wichtig, genau hinzuschauen, was hinter einem Verhalten steckt. Auch in Bezug auf Eltern und ihre Erziehung!

Ich wünsche dir, dass du nicht vorschnell verurteilt wirst. Und ich wünsche dir und mir, dass wir andere nicht vorschnell verurteilen. Darum soll es auch in diesem Buch nicht gehen, sondern rein um Hinsehen, Begreifen und Lernen.

Du suchst Sicherheit

Wir können auf ganz unterschiedlichen Wegen an Sicherheit gewinnen – guten und schlechten. Dieses Buch liefert dir Informationen, geht verschiedene Gedankenspiele mit dir durch und blickt genau auf deinen und euren Alltag. Die Arbeit damit wird emotional und intensiv, doch genau das hilft dir, sicher zu werden. Unterwegs wirst du merken, woher du dir bislang deine Sicherheit holst, und wirst dein Verhalten ändern können, wenn nötig.

Warum solltest du mit diesem Buch arbeiten?

• Damit du deine erzieherische Haltung absichern kannst für die fordernden Momente zwischen Esstisch und Mathebuch.

• Damit du dein Verhalten verändern kannst, wenn du erkennst, dass du irgendwo zu streng oder zu eng handelst.

• Damit du letztendlich mit gestärktem Rücken zu deinem Weg stehen kannst – gegenüber dir selbst und auch gegenüber Kitaerzieher*innen, Lehrkräften, Ärzt*innen, der Verwandtschaft und eventuell auch dem eigenen Partner oder der eigenen Partnerin.

• Damit du deinem Kind in Sicherheit eine stimmige Begleitung geben kannst. Sein guter Weg beginnt mit deinem.

Ich helfe dir dabei!

Den Weg, den dieses Buch geht, sind schon viele Eltern, Pädagog*-innen und Psycholog*innen in Gesprächen und Fortbildungen mit mir gegangen. Er beginnt bei John Bowlby, dem Begründer der Bindungstheorie in den 1940er- und 1950er-Jahren, die wahrscheinlich die Zeit deiner Großeltern war, und schlängelt sich durch die folgenden Jahrzehnte. Aber keine Sorge: Auch im kommenden Rückblick wird es nicht zu theoretisch, sondern immer an deinem Alltag orientiert.

Das Buch wird dir helfen, im Alltag beziehungsorientierter zu entscheiden. Du kannst das alles mitnehmen in Gespräche oder auch als Aufgabe für Partner*innen, Erzieher*innen und andere. So könnt ihr schließlich gemeinsam Sicherheit finden.

• Du blickst ganz bewusst darauf, wie unterschiedlich Eltern sich verhalten können und wie sie damit Einfluss nehmen:

– auf das Bindungsverhalten ihres Kindes

– und auf seine Persönlichkeitsentwicklung.

• Du sollst verstehen, was den Weg in guter Eltern-Kind-Beziehung tatsächlich ausmacht – und was nicht – und warum er der sinnvollste Weg für Eltern ist.

Die Bedeutung von Bindung und Beziehung

Um zu verstehen, was alles an Kraft und Möglichkeiten in Bowlbys Bindungstheorie steckt, musst du dir überlegen, welches Klima in den 1940er- und 1950er-Jahren herrschte. Als deine Großeltern Kinder bekamen, war der Blick auf Familien geprägt durch eine repressive Pädagogik, die Kinder einschüchtert, unterdrückt und geplante, ganz in Ruhe ausgeführte körperliche und psychische Gewalt duldet und gutheißt. Diese Art der Erziehung ist schon viel älter, war aber zu Lebzeiten Bowlbys und bei uns in Nazideutschland en vogue. Die Erfahrungen im Krieg und die nationalsozialistische Ideologie wirkten stark auch in den privaten Raum. Eltern sollten hart und distanziert sein. Sie sollten sich mit Hingabe und Konsequenz um die planmäßige Pflege und Ernährung kümmern. Die Uhr bestimmte den Alltag, nicht das Herz.

Hätten die Eltern dieser Zeit den Begriff „Kinderrechte“ in den Mund genommen, wären sie sicher ausgelacht worden. Kinder waren eher Besitztümer, die man ohne Weiteres wegschicken konnte und anpassen musste. Das war der Zeitgeist.

Natürlich wurde Familie auch damals individuell ganz anders gelebt: Es gab sicher liebende und feinfühlige Eltern, aber sie waren politisch nicht erwünscht. Hätten deine Großeltern Ärzt*innen um Rat gefragt oder sich damals einen Ratgeber zur Erziehung gekauft, wäre ihnen wahrscheinlich von liebevollem Verhalten abgeraten worden. Sie sollten Berührungen und „Verzärtelung“ vermeiden, aus der Annahme heraus, dass ein Kind nicht aufs Leben vorbereitet würde, wenn man es nicht abhärtete. Große Nähe zwischen Eltern und Kindern wurde negativ interpretiert als „Abhängigkeit“, die es auszumerzen galt. Bindungslosigkeit war oftmals die Folge. Gebrochene Kinder waren nicht das Ziel, aber sie wurden in Kauf genommen. Individuelle Ziele für die Entwicklung eines Kindes waren ebenfalls nicht vorgesehen. Es galt stets das Motto: Mitlaufen und sich anpassen bitte sehr!

Fällt dir noch mehr ein?

Kleine Zeitreise

•Was weißt du von deinen Eltern oder Großeltern, aus Büchern und Dokumentationen?

•Kannst du dich einfühlen in Bowlbys Zeit in den 1940er-Jahren?

•Wie schwer war es wohl für Eltern in dieser Zeit, ihrem Herz zu vertrauen, wenn es etwas anderes wollte als „Härte“?

Notiere dir einige Stichworte, wenn du möchtest.

Versetz dich in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg: Kinder wurden aus pragmatischen Gründen „verstaut“. Viele kamen in Heime, weil ihre Eltern nicht mehr lebten oder nicht wiederzufinden waren. Andere Kinder mussten in Betreuungseinrichtungen, damit ihre Eltern arbeiten konnten (in West und Ost). Enge Beziehungen oder auch nur Eingewöhnungen waren dort nicht möglich und es dachte auch kaum jemand darüber nach – oder hatte Kapazitäten dafür. Die Familien wurden weiterhin dazu gedrängt, Kinder streng und zur Anpassung zu erziehen.

Das zu wissen, hilft dir dabei, zu sehen, wie wichtig und wie neu der Gedanke an sichere Bindungen für Eltern im Grunde auch heute noch ist. Denn das Erbe aus Kriegszeiten wirkt nach. Deshalb sind andere diesbezüglich oft kritisch und du unsicher.

Zum Weiterlesen

Du hast Lust, dich tiefer damit zu befassen? Dann schau dir unbedingt das Projekt familie-historisch.de von Karin Bergstermann oder das Buch von ihr und Anna Hofer: „Bei meinem Kind mache ich das anders“ an. Auch „Erziehung prägt Gesinnung“ von Herbert Renz-Polster enthält viel Input hierzu.

In den Jahrzehnten, als deine Eltern erwachsen wurden, bewies die Forschung, dass die Bindungstheorie korrekt ist. Sie blickte darauf, wie sich verschiedene Elternhäuser beziehungsweise Erziehungsstile langfristig auf eine kindliche Entwicklung auswirkten. Dafür wurden Kinder bis ins Erwachsenenalter begleitet, was wertvolle Daten lieferte. Heute gibt es etliche Forschungsergebnisse, die dir auf deinem beziehungsorientierten Weg recht geben.

Neu entwickelte Verfahren zeigen schwarz auf weiß, wie sehr feinfühlige Bezugspersonen einem Kind nützen, denn es lassen sich hormonelle und auch organische Veränderungen (im Gehirn!) feststellen, wenn Eltern einem Kind dauerhaft (!) zu streng begegnet sind und seine Bindungsversuche nicht angemessen beantwortet haben.

Zum Weiterlesen

Du möchtest dich eingehender einlesen, um vielleicht auch anderen genauer davon berichten zu können? Dann findest du bei Nicola Schmidt in „Der Elternkompass“ mehr zu diesen und anderen Studien.

Die Bindungsforschung nahm Kinder endlich ernster und konnte zeigen, dass zum Beispiel ein aggressives Verhalten oft sinnvoll und im Grunde positiv ist. Denn es macht darauf aufmerksam, dass etwas nicht okay ist. Kinder haben gute Gründe für ihr Tun und werden nicht mehr als Schuldige gesehen, wenn das Leben mit ihnen anstrengend ist. Ein weinendes Baby oder Kleinkind war nämlich noch nie ein übler Fiesling, der die Eltern ärgern möchte und missachtet werden sollte. Erstmals ließ das Wort „Verwöhnen“ nicht mehr nur Negatives mitschwingen. Als deine Eltern langsam daran dachten, eine Familie zu gründen, wurde der Begriff endlich in seiner ganzen Bandbreite gesehen und von vielen auch positiv gefüllt.

Diese Frage kennst du bestimmt: Ist das Tragen eines Babys schon Verwöhnen in der Bedeutung von „ihm etwas Schlechtes angewöhnen“? Nein, es ist erst mal das Erfüllen eines kindlichen Bedürfnisses. In den Skeptikern steckt viel Misstrauen und sie sehen Kinder als Geschöpfe, die ihre Eltern hemmungslos ausnutzen. So hat es die Generation deiner Großeltern noch überall zu hören bekommen. Dabei kann Verwöhnen hier einfach bedeuten: „Ich habe die Möglichkeiten, du kannst es genießen und es schadet dir nicht.“

Alle Pädagog*innen, die sich dem Thema Bindung verschrieben haben, betrachten vieles ganz neu, nicht nur das Verwöhnen. Und dadurch hast auch du einen positiven Blick auf …

• das Streben deines Kindes nach (Ver-)Bindung,

• die Bedeutung der ersten Lebensjahre, mit dem Wissen um kindliche Bedürfnisse in den verschiedenen Altersstufen,

• die Wichtigkeit der Familie und der dortigen Fürsorge und

• die Bedeutung der Beziehungen und Bedürfnisse aller Familienmitglieder.

Danke für deinen Enthusiasmus!

ES MUSS NICHT IMMER MAMA SEIN

Kritiker*innen bemängeln den damaligen Fokus Bowlbys auf die Mutter-Kind-Beziehung. Das war der Zeit geschuldet. Inzwischen ist die bindungsorientierte Arbeit längst weiter, denn „Mutter“ ist ersetzbar durch „feinfühlige Bezugsperson“, Geschlecht egal. Oft ist die erste Bezugsperson eines Kindes noch immer seine Mama, aber bindungstheoretische Gedanken sind nicht an Geschlecht, Gender oder festgeschriebene Rollen gebunden.

Wichtig ist, dass das Kind mit mindestens einer guten Bezugsperson ins Leben startet und in rücksichtsvoller, informierter Begleitung und sensibler Eingewöhnung eine sogenannte „Bindungspyramide“ aufbauen kann; aus Personen, bei denen es sich geborgen fühlt. Beide Elternteile, Großeltern, Partner*innen, auch Tageseltern oder Lehrpersonen können ein Teil davon sein.

Von der Theorie zum Alltag

Was habt ihr, du und dein Kind, nun davon? So einiges, denn es hat sich gesellschaftlich viel getan. Dank der Bindungsforschung und moderner Autor*innen wie Karl Heinz Brisch, Susanne Mierau oder Nora Imlau weißt du heute, wie wichtig eine helfende Bezugsperson ist, wie sehr Kinder sie suchen und diese ersten sicheren Anbindungen benötigen. Säuglinge müssen angesprochen und berührt werden. Die Bedeutsamkeit dieser Erfahrungen für die weitere Entwicklung und das psychische Wohlergehen ist inzwischen ein wichtiges Thema.

→ Deswegen weißt du heute zum Beispiel, dass dein Baby nicht schreiend allein bleiben sollte. Dass es einen Sinn hat, schon von Anfang an mit einem Kind zu sprechen, anstatt es beispielsweise ausdruckslos zu wickeln, oder dass dein Kleinkind eine Eingewöhnungszeit im Kindergarten benötigt. Du liegst richtig, wenn du entsprechend handelst und diesen Umgang mit deinem Kind auch von anderen einforderst.

Die Bedeutung der ersten Lebensjahre unserer Kinder ist nicht mehr wegzudiskutieren. Sie findet schon starke Berücksichtigung – aber da geht noch mehr. (Beispielsweise passt die gewünschte Beteiligung aller Eltern am Arbeitsmarkt noch lange nicht zu den institutionellen Strukturen der Kinderpflege.) Es rückt immer stärker ins Bewusstsein, dass Schreien, Lächeln, Festhalten und mehr im Baby- und Kleinkindalter bindungssuchendes Verhalten ist. Ignorieren Eltern das kontinuierlich (!), wird das Baby wahrscheinlich noch stärker schreien und sich irgendwann „abstellen“. Das Kind gibt seine Hilferufe auf. Dies hat Konsequenzen für die weitere Entwicklung. Es etabliert sich wahrscheinlich ein inneres Arbeitsmodell: Auf meine Mitmenschen kann ich mich nicht verlassen. Das überdauert in der Regel die Kindheit und ist im Laufe des Lebens nur schwer zu überschreiben. Wenn ihr Schreien unbeantwortet bleibt, nehmen die Kinder also Schaden, und dieses Verhalten der Eltern kann die zukünftigen zwischenmenschlichen Beziehungen des Kindes negativ beeinflussen. Aber auch auf andere Kommunikationsformen von Babys, wie zum Beispiel Lächeln oder Körperkontakt, sollten Bezugspersonen antworten. Die Kinder fühlen sich dann gesehen und wertgeschätzt und es bildet sich die Überzeugung: Ich bin wichtig, meine Mitmenschen sind verlässlich.

Die Forschung hat erkannt, wie auffällig Kinder reagieren, wenn ihnen Bindungssicherheit fehlt. Und dass das gut ist! Denn auffällige Kinder stehen mit diesem Verhalten für sich ein, sichern im Grunde ihr Überleben.

→ Deswegen wird die elterliche Begleitung in den ersten Lebensjahren heute als viel wichtiger erachtet und kleine Kinder werden immer stärker als bedürftige, gleichwertige Menschen gesehen.

→ Deswegen kannst du dir mit gutem Gefühl dafür Raum nehmen, Mama oder Papa zu sein und diese Aufgabe mit Wissen zu unterfüttern.

→ Deswegen weißt du heute zum Beispiel, dass ein beißendes oder schlagendes Kleinkind dich nicht boshaft verletzen will, sondern noch keine andere Art gelernt hat, seine Gefühle auszudrücken. Und du weißt, dass ein kleines Kind es nicht böse meint, wenn es dich nach einem „Fehlverhalten“ anlächelt. Vielleicht möchte es nur sicherstellen, dass eure Bindung noch okay ist.

Du findest unglaublich viel Literatur und Impulse zu einem sinnvollen Umgang mit deinem Kind. Selbst Eltern, die sich nur ein bisschen damit befassen, können rasch lernen, welche Bedürfnisse Kinder haben und dass einige davon universell, andere individuell sind. Bindung ist beispielsweise ein universelles Bedürfnis, das jeder Mensch hat: emotionale Sicherheit durch einen anderen Menschen spüren.

→ Deswegen kannst du dich umfangreich und ohne großen Aufwand informieren. Dies hilft ungemein, den beziehungsorientierten Weg zu gehen.