Nisami-Bibliographie - Sewil Fuchs - E-Book

Nisami-Bibliographie E-Book

Sewil Fuchs

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  • Herausgeber: tredition
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

NISAMI (1141–1209) – der unerreichbare Stern der persischsprachigen Literatur zählt zu den bedeutendsten Epikern im islamischen Kulturkreis. Seine fünf Epen – "Schatzkammer der Geheimnisse", "Chosrou und Schirin", "Leila und Madschnun", "Die sieben Gestalten" sowie "Das Alexanderbuch" – wurden zum Vorbild für die gesamte spätere Romantik im Orient. Doch wie bekannt ist das poetische Erbe des Dichters und Denkers aus Aserbaidschan heute im deutschen Sprachraum? Die Bibliographie widmet sich der Rezeption der Werke Nisamis im deutschen Sprachraum vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Erstmals wird die Geschichte der Nisami-Forschung im Zusammenhang mit deren Wirkung auf Musik, Theater und bildende Kunst in den deutschsprachigen Ländern Europas dargestellt.

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Seitenzahl: 147

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NISAMI

zum

880. Geburtstag

Autorin

Sewil Fuchs, 1956 in Baku/Aserbaidschan geboren. Studium der Fremdsprachenpädagogik an der Sprachenuniversität Baku. Freiberufliche Übersetzerin für Deutsch/Russisch sowie Sprachdozentin. Forschungsschwerpunkte: Nisami-Rezeption in deutscher Sprache (1787–2021), Friedrich Bodenstedt und Mirsa Schafi Waseh.

Nisami-Bibliographie

Die deutschsprachige Nisami-Rezeption1787–2021

Zusammengestellt und herausgegeben

von

Sewil Fuchs

Mit 12 Fotos und einer Karte

© 2021 Sewil Fuchs

Umschlagbild: Nisami-Denkmal in Gändschä (1946)

Foto: Sewil Fuchs (2009)

Verlag & Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-347-42379-4

Hardcover:

978-3-347-42380-0

e-Book:

978-3-347-42381-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I.  Nisami in deutscher Sprache

Zitate

Nisami in Handschriften-Verzeichnissen

Deutschland

Österreich

Schweiz

Übersetzungen (1798–2021)

18.–19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

21. Jahrhundert

Literatur (1787–2021)

18. –19. Jahrhundert

20. Jahrhundert

21. Jahrhundert

Vorträge

Ausstellungen

II.  Nisami in der Kunst

Illustrationen

Musik – Liederabend – Tanz – Ballett – Oper

Noten

CDs – Hörbücher – Hörspiele – MP3 – Video

Theater

Erzählabende – Lesungen

ANHANG

Autoren- und Schriftenverzeichnis

Nisami und seine Zeit – Zeittafel und Karte

Nisami in Gändschä – Fotos

Verzeichnis der Zitate

Bildverzeichnis

Alphabetisches Autorenverzeichnis

Содержание

От автора-составителя

Vorwort

NISAMI (1141–1209) – der unerreichbare Stern der persischsprachigen Literatur zählt zu den bedeutendsten Epikern im islamischen Kulturkreis. Seine fünf Epen – „Schatzkammer der Geheimnisse“, „Chosrou und Schirin“, „Leila und Madschnun“, „Die sieben Gestalten“ sowie „Das Alexanderbuch“ – wurden zum Vorbild für die gesamte spätere Romantik im Orient.

Doch wie bekannt ist das poetische Erbe des Dichters und Denkers aus Aserbaidschan heute im deutschen Sprachraum?

Diese Frage war für die Autorin der vorliegenden Arbeit Anlass zu Nachforschungen, deren Ergebnis die folgende Bibliographie ist. Während der zwanzigjährigen Recherche fand sie in den Bibliothekskatalogen Deutschlands sowie im Internet Erstausgaben und Informationen, die den Inhalt dieser Nisami-Sammlung bilden.

Für die Hilfe bei der Beschaffung der Materialien möchte sich die Verfasserin an dieser Stelle besonders bei den Mitarbeitern der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Rückert-Gesellschaft e.V. Schweinfurt, des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg, des Museums für Islamische Kunst Berlin sowie bei der Erzählerin und Übersetzerin Rosemarie Kuper und dem weltweit besten Nisami-Kenner Prof. Dr. Johann Christoph Bürgel mit einem herrlichen Spruch von Goethe herzlich bedanken:

Doppelt gibt, wer gleich gibt,

Hundertfach, der gleich gibt,

Was man wünscht und liebt.

Die Bibliographie widmet sich der Rezeption der Werke Nisamis im deutschen Sprachraum vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Erstmals wird die Geschichte der Nisami-Forschung im Zusammenhang mit deren Wirkung auf Musik, Theater und bildende Kunst in den deutschsprachigen Ländern Europas dargestellt.

Die „Nisami-Bibliographie“ besteht aus zwei Teilen: „Nisami in deutscher Sprache“ und „Nisami in der Kunst“. Alle Beiträge in den Kapiteln sind chronologisch gegliedert und in der Originalschreibweise der Ausgaben angegeben.

Von Interesse ist die Namensschreibung des Dichters:

Nasami – Nisami aus Gendsch – Nisami – Muhammed Nisameddin – Nisâmi – Niẓâmî – Niẓāmī-i-Genǧewī – Nezâmi – Iljâs ben Jûssuf Nisâmî – Nizami – Nisami von Gändscha – Nezami Gandjawi – Nizami aus Gandscha – Ilias Nizami Gentschaili – Nizami, der Häkim aus Gändschä – Nizami Gencevi – Nisami Gändschäwi.

Die Monographie ist Nisamis 880. Geburtstag sowie den deutschsprachigen Autoren aus Österreich, Deutschland, Russland, Ungarn, Tschechien, der Schweiz, dem Iran und Aserbaidschan gewidmet. Im Autoren- und Schriftenverzeichnis finden sich die Lebensdaten der Autoren sowie deren Beiträge zur Nisami-Forschung.

Wer das Dichten will verstehen

Muss in’s Land der Dichtung gehen.

Wer den Dichter will verstehen

Muss in Dichters Lande gehen.

– schrieb 1819 J. W. von Goethe im „West-östlichen Divan“.

Nisamilebte und wirkte in der Provinz Arran im östlichen Transkaukasien, die sich fast 100 Jahre unter der türkischen Herrschaft der Dynastie der Ildegisiden (1136–1225) befand. Die Hauptstadt von Arran war Gändschä – damals eine blühende Metropole, dessen Namen der Dichter trägt – Nisami Gändschäwi. Heute ist Gändschä die zweitgrößte Stadt Aserbaidschans.

Eine Zeittafel und eine Karte des Ildegisiden-Reiches veranschaulichen den geschichtlichen Kontext des Schaffens von Nisami.

Foto-Impressionen des Nisami-Mausoleums in Gändschä, die bei einem Besuch in den Jahren 2009/11 entstanden sind, schließen die Monographie ab.

Ziel dieser Bibliographie war nicht nur, die deutschsprachige Nisami-Rezeption im Laufe von mehr als zwei Jahrhunderten zu dokumentieren, sondern auch die junge Generation zu weiteren Forschungsreisen anzuregen.

Sewil Fuchs, im Oktober 2021

I.  Nisami in deutscher Sprache

Zitate

• „Abu Mohammed Ben Jussuf Scheich Nisameddin, auch M o t a r a s i genannt, von seinem Bruder dem Scheiche dieses Nahmens, aus Gendsche gebürtig, im beschaulichen Leben ein Jünger A c h i F a r a d s c h Sendschani’s, einer der größten persischen Dichter, unerreicht in der Gattung des romantisch-epischen Gedichtes. Vier Gedichte dieser Art: Chosru und S c h i r i n, L e i l a u n d M e d s c h n u n, d i e s i e b e n S c h ö n h e i t e n, das Buch Alexander’s, und ein Gedicht moralischen Inhaltes, das Magazin der Geheimnisse, wurden nach seinem Tode unter dem Titel Pendsch Kendsch, das ist: die fünf Schätze, auch schlechtweg C h a m s e, der Fünfer, gesammelt. Diese Zahl ward in der Folge durch sein Beyspiel die Vorschrift für alle später gekommene romantische persische Dichter, die wie die cyklischen des Alterthums, das Leben und die Thaten derselben Helden von der Geburt bis zum Grabe durchführend, sich auch zur Hervorbringung eines Fünfers verpflichtet hielten, um mit Nisami würdig zu wetteifern.“ – Joseph von Hammer-Purgstall, 1818

• „Ein zarter, hochbegabter Geist, der, wenn Firdusi die sämmtlichen Heldenüberlieferungen erschöpfte, nunmehr die lieblichsten Wechselwirkungen innigster Liebe zum Stoffe seiner Gedichte wählt. Medschnun und Leila, Chosru und Schirin, Liebespaare, führt er vor; durch Ahndung, Geschick, Natur, Gewohnheit, Neigung, Leidenschaft für einander bestimmt, sich entschieden gewogen; dann aber durch Grille, Eigensinn, Zufall, Nöthigung und Zwang getrennt, eben so wunderlich wieder zusammengeführt und am Ende doch wieder auf eine oder die andere Weise weggerissen und geschieden.

Aus diesen Stoffen und ihrer Behandlung erwächst die Erregung einer ideellen Sehnsucht. Befriedigung finden wir nirgends. Die Anmuth ist grofs, die Mannigfaltigkeit unendlich.

Auch in seinen andern, unmittelbar moralischem Zweck gewidmeten Gedichten athmet gleiche liebenswürdige Klarheit. Was auch dem Menschen Zweideutiges begegnen mag, führt er jederzeit wieder ans Praktische heran und findet in einem sittlichen Thun allen Räthseln die beste Auflösung.

Uebrigens führt er, seinem ruhigen Geschäft gemäfs, ein ruhiges Leben unter den Seldschugiden und wird in seiner Vaterstadt Gendsche begraben.“ – Johann Wolfgang von Goethe, 1819

• „O Firdusi! O Dschami! O Saadi! wie elend ist Eur Bruder! Ach! wie sehne ich mich nach den Rosen von Schiras! Deutschland mag sein Gutes haben, ich will es nicht schmähen. Es hat auch seine großen Dichter: Carl Müchler, Clauren, Gubitz, Michel Beer, Aufenberg, Theodor Hell, Laun, Gehe, Houwald, Rückert, Müller, Immerman, Uhland, Göthe. Aber was ist alle ihre Herrlichkeit gegen Hafis und Nisami.“ – Heinrich Heine, 1824

• „Durch ein unerklärliches Versehen steht im Dschihannuma, dass Kum der Geburtsort Nisami’s, des Verfassers des Chamse, sei, welcher zu Gendsche geboren, auch dort begraben liegt.“ – Joseph von Hammer-Purgstall, 1842

• „Die Stellung Nizâmi’s in der persischen Literatur, sein Einfluss auf die spätere Entwickelung derselben ist im Allgemeinen hinlänglich bekannt. Wie er selbst von Firdôsî abhängt, ist hier nach seinem eigenen Zeugnisse dargelegt worden. Eingehendere Vergleichung dürfte auch eine Abhängigkeit des nächsten grossen Dichters, Sa‘d î’s, von ihm beweisen. Denn das Gebiet, in dem dieser die Palme davontrug, die didaktische Poesie, war auch Niz., dem Verfasser des Mahzan-alasrâr, heimisch. Auch war dieses Werk der Vorläufer ähnlicher didaktischer Dichtungen, sowie seine epischen Gedichte Musterbilder für die romantisch-epische Poesie der Perser wurden. Sein Fünfer wurde das Vorbild für viele andere, von den hervorragendsten Dichtern verfasste, und auch einzelne Werke gaben Stoff zu zahlreichen Nachbildungen. Auch auf die türkische Poësie hatte er Einfluss, da einer ihrer bedeutendsten Träger Mîr ‘Alî Schîr ihn als Muster verehrte. Auch ist sein Fünfer in’s Türkische übersetzt worden.

Die Anerkennung, welche Nizâmi schon zu Lebzeiten gezollt wurde, ward es noch in höherm Masse nach seinem Tode. Kazwini, auch sonst in der persischen Literatur bewandert, widmet ihm eine längere Stelle seiner Kosmographie und nennt ihn einen ‚wunderbaren, kundigen, weisen Dichter‘. Dauletschâh ist noch verschwenderischer in Lobesausdrücken und der jüngste einheimische Literarhistoriker, Luṭf ‘Ali Beg in seinem Âteschgedah nennt ihn eine der vier ‚Säulen der Beredsamkeit und Bildung‘ neben Firdôsî, Enwerî und Sa‘di.

Mehr wiegen die Worte, mit welchen sein Andenken die drei grössten Dichter ehrten, welche nach seinem Tode in der persischen Literatur entstanden. Sa‘di singt:

Hin ist unser Nizami, die edle Perle. Der Himmel

Schuf sie aus reinstem Thau, schuf sie zur Perle der Welt.

Stille glänzete sie, doch unerkannt von den Menschen;

Darum legte sie Gott sanft in die Muschel zurück.

Bei Ḥâfiz heisst es:

Das Lied des Nizami, dem unterm alten Himmel

Kein Wort an Schönheit je sich zu vergleichen wagt.

Und der letzte grosse Dichter Persiens weiht ihm in dem lieblichen Geisteskinde seines hohen Alters, in Jûsuf und Zuleicha, folgende wehmütige Verse der Erinnerung:

Wo weilt Nizami, wo sein holdes Lied,

Des zarten Geistes anmutvolles Spiel?

Ach, in den Vorhang zog er sich zurück

Und ausser’m Vorhang weilt der Dichter Schaar!

Kein Segen sprosst, seitdem er sich verbarg,

Als aus dem Wort, das er mit sich geführt.

Doch kennt nur Jener das geheime Wort,

In dessen reines Herz die Gottheit stieg.

Er wallte, ach, aus dieser Erdenschlucht

Hinüber in des weiten Tempels Raum,

Und Ekel fühlend vor der Thoren Wahn

Ruht er nun an des Himmelsthrones Saum.

Rein ist sein Inn’res von der Vielheit Bild,

Weil die geheime Einheit ganz es füllt.“

– Wilhelm Bacher, 1871

• „Nizâmî hatte einsehen gelernt, daß es nicht die Aufgabe eines wahren Dichters sein kann, Moral zu predigen oder Glaubenssätze zu lehren, sondern sich liebevoll in die Irrgänge des menschlichen Herzens zu vertiefen und der Welt einen klargeschliffenen Spiegel vorzuhalten, in dem sie sich selbst mit allen ihren Tugenden und Lastern, ihren Leiden und Freuden, ihren Siegen und Niederlagen erkennen kann.“ – Hermann Ethé, 1887

• „Zu ihrer Höhe führt die Kunst dieses Zeitalters Nizami empor, der, zurückgezogen vom Treiben der Panegyriker, das stille Leben auf einem Landgütchen den berauschenden Festlichkeiten, den Ehren und Belohnungen der Höfe vorzog. Der romantischphantastische Geist des Jahrhunderts findet in seinen Werken die edelste Verkörperung. Die Welt Firdusis ist zugrabe getragen; der kraftvolle Nationalismus, das männlich Heroische findet bei dem weichlicheren Geschlecht keinen Boden mehr. Nizami ist nicht kernhaft heimatlich, die Liebe und das Verständnis für das Alte, der naive Glaube an die Vergangenheit und Zukunft des Volkes geht ihm ab. Mehr als Krieg und Schlacht begeistern ihn Märchen- und Liebesgeschichten, und er versenkt sich in die bunte krause Phantastik der alexandrinischen Romanschriftsteller, in die heitere und tragische Idyllik der arabischen Legenden. Wir atmen etwas vom Geist der europäischen Ritter-, Schäfer- und Hirtenpoesie. Nizami ist der Tasso der Perser, ein sympathischer, gesunder und tüchtiger Romantiker.“ – Julius Hart, 1887

• „Ganz anders als Firdausî stellt sich der ebenfalls hoch berühmte persische Dichter Nizâmî in seinem 1191 verfassten, in zwei Theile zerfallenden Alexanderepos zu der alten Ueberlieferung. Er ist ein reflectierender Dichter, kein epischer Erzähler. Es kommt ihm gar nicht auf Einheitlichkeit des Stoffes an; er giebt zuweilen selbst mehrere abweichende Darstellungen derselben Sache und lässt dem Leser die Auswahl oder entscheidet selbst. […]

Ein Hauptunterschied von Firdausî ist, dass sich bei Nizâmî, der in Arrân, an der Gränze der îrânischen Welt geboren war und lebte, und zu dessen Zeit die Türken definitiv Herren von Îrân geworden waren, keine Spur mehr von dem îrânischen Nationalgefühl, noch gar von der Sympathie für die alte Religion zeigt, die bei dem grossen Epiker so stark hervortreten. Sein Alexander, ein Anhänger der ‚Religion Abraham’s‘, zerstört die persischen Tempel, vernichtet die heiligen Bücher und die heiligen Feuer, und bringt die Priester massenhaft um […], und das rechnet ihm der Dichter zum hohen Verdienst an. Uebrigens hat er von der zoroastrischen Religion ganz unklare Vorstellungen. Wiederholt erwähnt er die persischen ‚Götzentempel‘. Und wenn er von den Mädchen in diesen spricht, so beruht das zwar in letzter Instanz auf Pseudocallisthenes 2, 21 […], aber ein Perser hätte doch so etwas nicht sagen sollen.“ – Theodor Nöldeke, 1890

• „Der Hauptglanz dieser Litteraturperiode aber ging aus von Nisami (eigentlich Abu Mohammed Ben Jussuff Scheich Nisameddin, genannt Montanasi, gest. 1180 in seiner Vaterstadt Gendsche), der zwar auch als Lyriker so fruchtbar war, daß er einen Diwan von etwa zwanzigtausend Versen hinterließ, seinen Ruhm jedoch vornehmlich durch die fünf Werke gründete, die nach seinem Tode unter dem Gesamttitel P e n d s c h K e n d s c h, d. i. die fünf Schätze, (auch einfach C h a m s s e, d. i. Fünfer genannt) zusammengestellt wurden. Diese fünf Werke sind: 1) M a c h s e n o l - e s r a r, d. i. Magazin der Geheimnisse, ein moralisierendes Werk, dessen Lehrsätze durch Anekdoten belegt werden; 2) I s k a n d e r n a m e, d. i. Alexanderbuch, eine Art panegyrischer Epopöe, aber nicht von der Kraft der Darstellung im Schahname Firdusis; 3) C h o s r u u n d S c h i r i n; 4) L e i l a und Medschnun (der Orlando furioso der Wüste); 5) Heft peiger, d. i. die sieben Schönheiten. Die drei zuletzt genannten Werke sind der Triumph der persischen Romantik, und es ist Nisami besonders hoch anzurechnen, daß er in diesen Dichtungen das Weib, welches sonst in der mohammedanischen Welt eine nicht eben glänzende Rolle spielt, in seine Rechte einsetzte. Nisamis Liebesgeschichten blenden daher nicht allein durch eine anmutige Phantastik, sie spannen auch durch meisterlich ersonnene und bedachtsam durchgeführte Verwickelungen und ergreifen und rühren unser Gemüt durch das rein menschliche Gefühl, welches in ihnen quillt. Nisami ist einer der wenigen Orientalen, die ebenso sehr zu dem Herzen als zu der Einbildungskraft sprechen.“ – Johannes Scherr, 1899

• „Seine ‚fünf Schätze‘ vereinigte Nizâmî zu einem ‚Fünfer‘ und führte damit einen Brauch ein, der nachmals häufig nachgeahmt worden ist. Überhaupt ward Nizâmî das Vorbild für die gesamte spätere Romantik.“ – Paul Horn, 1901

• „Nun gibt es ja derartiges in andrer Dichtung auch, aber durch den unendlichen Reichtum an Metaphern, mit dem Niẓāmī schaltet, bekommt sein Stil eine Bildhaftigkeit, die doch ihresgleichen sucht.“ – Hellmut Ritter, 1927

• „Das Liebesleben nimmt in der Dichtung Nizâmî’s einen breiten Raum ein, und zwar sowohl in seiner zartesten und keuschesten wie in seiner sinnlichen Form. ‚Nizâmî ist der Klassiker der poetischen erotischen Erzählung in der persischen Literatur, unerreichtes Muster und Vorbild für Generationen von Dichtern nach ihm.‘ Gerade in diesen Liebesgeschichten aber offenbart sich nun deutlich ein zweiter, sehr wesentlicher Zug des Nizâmîschen Ethos, der seiner Aufgeschlossenheit für die Fülle menschlichen Erlebens zum ordnenden Maass und zur verpflichtenden Grenze, für seine Helden aber zugleich zum Wegweiser aus der Verirrung und zum Retter aus der Verwirrung wird: seine tiefe und echte Frömmigkeit. Diese Frömmigkeit tritt bei ihm, wie schon eingangs angedeutet, keineswegs vordringlich und von vornherein negierend und einengend auf; erst am Schluss verschlungenen und verwirrten Geschehens tritt sie als der rettende Halt, als der richtige Weg, der allein mögliche Ruhepunkt in aller Unruhe, gleichsam wie von selbst hervor.“ – Hellmut Ritter, 1934

• „Wie in den persischen Miniaturen, so wirkt auch in Niẓâmîs Epik der Mensch mehr dekorativ. Tragische Konflikte, wie sie das Nibelungenlied, Walthari und hier und da auch noch das Schâhnâme behandelt, kennt er kaum. Die Freude gilt dem Geschehnis, dem Abenteuer, dem Gepränge, dem Schlachtlärm und Lebensgenuß, die der Hörer mitempfinden soll. Die Kämpfe werden immer mit großer Lebendigkeit, die sie umrahmenden Sonnenauf- und -untergänge mit stets neuen, aber unter sich verwandten Bildern geschildert. Die Naturgegenstände erscheinen in den Vergleichen durchaus beseelt, doch nur in den Gefühlen vermenschlicht, nicht in der Gestalt wie bei den Griechen und ihren Nachtretern. Der Held verdankt den Sieg nicht eigener Kraft, sondern dem, was in den Sternen geschrieben steht, nach deren Stand er sich richtet; für den Erfolg dankt er in tiefster Demut dem Schöpfer; an den Gefangenen übt er ritterliche Großmut.“ – Georg Jacob, 1934

• „Was man bei uns in Europa an orientalischen Dichtern und ihren Werken kennt, ist noch immer sehr wenig. Dies gilt ganz besonders für Persien, und doch sind die Perser eines der poetisch begabtesten, an Erbe und Erinnerung reichsten Völker der Erde.

So seltsam es scheinen mag: was uns den Zugang zu dieser Dichtung am meisten erschwert, das ist ihr ungewöhnlich hohes Niveau. Es ist nicht möglich, die Meisterwerke der persische Literatur – etwa die großen Versromane eines Nizami oder Dschami, die Lyrik eines Hafis, eines Sa’di – in eine andere Sprache zu übersetzen, ohne das vollkommene, ‚zitternde‘ Gleichgewicht von Inhalt und Form, die wunderbare Harmonie zwischen Wortklang und Wortsinn, das raffinierte Spiel mit vielschichtigen Bildern, wobei Künstler und Kenner sich insgeheim zulächeln, ganz oder doch teilweise zerstören zu müssen.“ – Rudolf Gelpke, 1957

• „Nizami. Der bedeutendste romantische Dichter Persiens. Er lebte 1141–1202/03, immer in seiner Heimatstadt Gendsche, die er so wenig je verließ wie etwa Hafiz Schiraz. In seinen großen Versromanen, die in Europa zu Unrecht noch kaum bekannt sind, gestaltet er mit höchster Sprachkunst und psychologischer Meisterschaft Stoffe aus der persischen und arabischen Sagenwelt.“ – Rudolf Gelpke, 1958

• „Es ist ein zum vorneherein aussichtsloses Unterfangen, Nizami Wort für Wort übersetzen zu wollen. Die unvergleichliche Schönheit der Verse und Bilder – die gebunden bleibt an die persische Sprache und zum Teil sogar an die Wortmusik der Rezitation – wird ja doch zwangsläufig durch die Übertragung zunichte gemacht; durch solche ‚wörtliche Übersetzungen‘ geschieht dem Dichter bitteres Unrecht, denn sie verhalten sich zum Original wie die Überreste aufgespießter Schmetterlinge zum lebendigen Falter.“ – Rudolf Gelpke, 1959

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