Okay oder die Unsterblichen - Ernst Wiechert - E-Book

Okay oder die Unsterblichen E-Book

Ernst Wiechert

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Beschreibung

"Spotten ist besser als Hassen oder Weinen" – Als Onkel Schattenhuber über seine Zeit im Arbeitslager berichten, lauscht der Rest der Familie gespannt. Seine Erzählungen bieten jedoch auch reichlich Stoff für Diskussionen...Auf für ihn typische Art und Weise verarbeitet Ernst Wiechert Eindrücke aus dem Konzentrationslager der NS-Zeit im Drama "Okay oder die Unsterblichen".-

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Ernst Wiechert

Okay oder die Unsterblichen

Eine ernsthafte Komödie in drei Aufzügen

Saga

Okay oder die Unsterblichen

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1946, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726927566

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

DIE PERSONEN DES SPIELS:

Günther Lobedanz, Chefredakteur der Neuen [Deutschen Zeitung Anna, seine Frau Helge Gudrun ihre Kinder Joseph Schattenhuber, Annas Bruder MAX LIESEGANG, mit Lobedanz befreundet Ilse Merck, Sekretärin bei Lobedanz Ein Alter Setzer Frau Balzereit, Nachbarin im Hause Lobedanz Kinder Reynold Maclure, amerikanischer Oberst Forester, Oberleutnant Macpherson, Sergeant Ein Amerikanischer Soldat

 

Ort: Eine süddeutsche, fast völlig zerstörte Stadt Zeit: Sommer 1945

ERSTER AUFZUG

ERSTER AUFTRITT

Ein grosser , niedriger Raum, dem man es ansieht, dass er nach Zerstörungen wieder mühsam hergestellt worden ist. Decke und Wände sind zum Teil noch schadhaft. An der Hinterwand ein breites, nicht hohes Fenster mit dem Ausblick auf den Abendhimmel und Häuserruinen. Links vorn ein roh gemauerter Lehmherd, der auch die Stelle des Ofens vertritt. In der Mitte der rechten Wand eine schmale Tür, links zwei Türen ohne Griffe. Vorn rechts ein grosser, viereckiger Tisch.

Die Einrichtung ist zum grössten Teil ganz ärmlich und bunt zusammengewürfelt. Dazwischen ein paar alte Sessel, eine kostbare alte Wanduhr und eine ebensolche Kommode mit eingelegter Arbeit. Ein echter Teppich mit Brandflecken und versengten Rändern in der Mitte des Raumes. An der linken Wand zwischen Ofen und Tür ein gerahmter schlechter Druck, der Abraham Lincoln darstellt. Auf der Kommode ein Krug mit Sommerblumen.

 

Es ist Abend, doch ist der Raum vom Abendrot rötlich erhellt. Im Herd ein kleines Feuer.

 

Anna Lobedanz sitzt rechts an der Schmalseite des Tisches und ist mit einer Flickarbeit beschäftigt. Sie ist früh gealtert, mit einem stillen kummervollen Gesicht, sehr ärmlich gekleidet.

 

Rechts, zwischen ihr und dem Hintergrund, Helge, auf einem der Sessel. Er hat ein Buch auf den Knien, hat aber den Kopf gewendet und blickt mit hartem, abwesenden Gesicht nach dem Fenster. Er ist etwa siebzehn Jahre alt.

 

Vor dem Fenster steht Gudrun, die Stirn an die Scheiben gelehnt, und blickt bewegungslos hinaus. Sie ist einfach, aber mit Geschmack gekleidet, etwa neunzehn Jahre alt.

 

Auf einer Bank an der Seite des Herdes Schattenhuber, vorgebeugt, um die gefalteten Hände zu wärmen. Seine Knie sind mit einem verschlissenen Tuch bedeckt, ein Paar Krücken lehnen neben ihm am Herd. Er trägt eine gestreifte Lagerjacke. Sein Gesicht ist scharf und klug, aber von schweren Leiden gezeichnet. Er blickt regungslos auf seine gefalteten Hände herab.

Das Pendel der Uhr geht laut und eintönig durch das Schweigen.

Anna (hebt seufzend den Kopf von ihrer Arbeit und blickt nach dem Fenster): Noch immer nichts, Kind? Gudrun (ohne den Kopf zu wenden): Nichts als Trümmer und Abendrot, wie immer um diese Zeit. Für einen Maler wäre es ein ganz schönes Motiv. Helge (kalt und spöttisch): Und wenn ER darauf sässe oder herumschwankte, würde er sicher meinen, Marius auf den Trümmern Karthagos zu sein. Anna: Dusollst vom Vater nicht so sprechen, Helge! Er trägt alle unsre Sorgen, und das ist nicht wenig. Helge (unverändert): Er trägt sie die Treppen hinunter, und an den Mülltonnen verliert er sie schon. Er hat so schwache Hände, der Arme. Anna: Vater sagt immer, dass er ein Herz wie ein Kind hat. Helge: Sagen wir lieber, Hände wie ein Kind, denn sie können nur die Flasche halten. Anna (scharf): Helge! (Helge zuckt die Achseln und blickt wieder in sein Buch.)Schattenhuber (ohne aufzusehen): Ein paar Jahre K.Z. würden dir ganz gut getan haben, mein Lieber. Schweigen und arbeiten, das hat er uns beigebracht, dein Mann mit dem sechsten Sinn. Früher hiess es beten und arbeiten, aber Beten ist aus der Mode gekommen. Und die meisten haben es auch nicht mehr wiedergefunden, es hat sich so unter den Trümmern verkrümelt. Gudrun (ohne sich umzudrehen): Unter den Trümmern gibt es wichtigere Dinge zu finden als Beten. Kaffee zum Beispiel, oder Schokolade. Helge (spöttisch): Und manchmal auch einen Boy aus Ohio oder Kentucky. Gudrun (dreht sich zum ersten Mal um, fröhlich): Ja und da gibt es wenigstens keine Werwölfe, die nur Blut trinken wollen und am Abend doch nur ihre Wassersuppe löffeln. Schattenhuber: Die Rache der langen Messer ... die schönen Namen sind geblieben, aber der Tag der Brotmesser wäre mir lieber. Anna (bekümmert): Hast du wieder Hunger, Bruder? Schattenhuber (mit stillem Lächeln): Ich habe vergessen, wie die Menschen das nennen. Wir haben soviel vergessen. Die Kreatur meldet sich, das ist es wohl, und auf die Kreatur soll man nicht hören. Der Mann mit dem sechsten Sinn hat auch nicht auf sie gehört und Paläste damit gewonnen. Anna: Aber sie sind versunken, Bruder. Helge: Wie Vineta, aber die Glocken läuten schonwieder. Schattenhuber: Dann legt nur eure Netze aus, dass ihr es wieder heraufzieht vom Meeresgrund. Gudrun (spöttisch): Ein bisschen verschlammt und mit Tang bewachsen wird es schon sein. Helge: Gold rostet nicht. Schattenhuber: Gold und alte Liebe ... (singt leise vor sich hin): „Uns geht die Sonne nicht unter ...“ Anna (bittend): Nicht dieses Lied, Bruder! Es schneidet mir immer ins Herz. Schattenhuber: Lass gut sein, Anna, es war doch unsere einzige Abendfreude. Der Stacheldraht versank, die Maschinengewehre, das Krematorium, und wir dachten an das Morgenrot. Die anderen sind nun Minister, oder Oberbürgermeister, oder wenigstens besoldete Märtyrer, sozusagen. Und wenn sie mir nicht noch zum Schluss die Beine gebrochen hätten, würde ich doch wenigstens Stadtrat geworden sein. Habe doch am Leben lange genug herumgeraten, um so etwas zu werden. Gudrun (lächelnd): Und was für ein Dezernat würdest du genommen haben, Onkel? Schattenhuber (ebenso): O ... eins mit weiten Horizonten, weisst du. Völkerverständigung etwa. Oder Säuberung von nazistischen Elementen. Etwas, das solange dauert, dass man nicht abgebaut werden kann, sondern es noch auf die Enkel vererben kann. Eine lange, schöne und nahrhafte Sache. Anna (mit leisem Vorwurf): Dass ihr noch immer spotten könnt... Schattenhuber (gutmütig): Spotten ist besser als Hassen oder Weinen, Schwester. So wie Stecknadeln besser sind als lange Messer. Mit Stecknadeln ist noch keiner umgebracht worden. Nicht einmal im Lager haben sie das erfunden, und sie waren doch grosse Erfinder. Anna (seufzend): Ich wünschte, sie würden erfinden, wie man aus Schutt Brot backt; (zu Gudrun): Noch immer nichts, Kind? Gudrun: Nicht der Ersehnte, aber die Balzereitin kommt über die Trümmer geschwebt wie der Engel über die Stätte Sodom. Anna: Ihr dürft nicht über sie spotten. Ein gutes Herz sucht sich manchmal eine seltsame Wohnung. Gudrun (lachend): Ja, und diese Wohnung hat mindestens zwanzig Zimmer. Und ihre Markttasche ist wieder voll, wie mir scheint. Anna: Die gute Seele. Schattenhuber (legt ein Stück Holz nach. Leise zu Anna):Anna ... Anna: Ja? Schattenhuber (etwas verlegen): Meinst du, Anna, dass er heute vielleicht gefunden hat? Anna: Was gefunden? Schattenhuber: Ich meine, was er solange versprochen hat ... dass ich dies endlich ausziehen kann? (Deutet verlegen auf seinen gestreiften Rock.)Anna (beschämt und tröstend): Lass es nur gut sein, Bruder. Er wird es schon besorgen, nur er hat den Kopf so voll, du weisst es ja. Schattenhuber (resigniert lächelnd): Ich weiss, ich weiss. Ein voller Kopf gibt leere Hände. Und sie sagen ja auch, dass es das Ehrenkleid der Nation ist. Wenn wir mit dem Aussatz heimgekehrt wären, würden sie ihn wahrscheinlich die Crème des Frühlings genannt haben. Sie haben so eine nette, wohlwollende Sprache, die so hübsche Dinge sagen kann. Die dürft ihr nicht unter eure langen Messer nehmen, Helge, hörst du? Sie ist das Lamm der armen Witwe, und das steht schon im Evangelium. Anna (seufzend): Ach ja, was steht nicht alles im Evangelium ... Schattenhuber: Ja, Anna, das ist doch der Sinn aller Evangelien. Dass die schönen Dinge drin stehen, die es nicht gibt. So wie in den Zeitungen. Und auf beide kann man abonnieren. Einmal bringt’s die Botenfrau und einmal der Pfarrer. Und der Pfarrer ist pünktlicher, wahrscheinlich weil er mehr Gehalt bekommt. Aber die Leitartikel sind immer die gleichen, weisst du. Auch Lobedanz hat ja früher Leitartikel geschrieben, nicht wahr? Anna (verlegen): Aber nur für ganz kleine Blätter. Gudrun (spöttisch): Dafür waren sie aber hundertfuffzigprozentig, Onkel! Der Mann mit dem sechsten Sinn war gar nichts dagegen. Anna (entschuldigend): Er hat eben geglaubt, Kinder. Er war ein wirklicher Jünger. Schattenhuber: Nur den Weg nach Emmaus hat er wahrscheinlich verfehlt. Unter Ruinen verirrt der Mensch sich leicht. Helge (klappt sein Buch zu): Aber kein Verräter wird uns entgehen! Schattenhuber (lächelnd): Tod den meineidigen Schurken! Unter die Brotmaschine mit ihnen! Auch wenn es der eigene Vater ist! Helge: Vor dem Vaterland gibt es keine Familienrücksichten. Schattenhuber: Die hören schon früher auf, vor dem Essnapf zum Beispiel. Helge (verächtlich): Die Jugend des Führers hängt nicht an Essnäpfen! Schattenhuber: Aber die Essnäpfe hängen an ihr, wenn auch nur leere Essnäpfe. Die vollen haben die anderen sich zugereicht. Helge (scharf): Welche anderen? Schattenhuber (immer lächelnd): Die Idealisten. Meyer & Co. zum Beispiel. Aber nun haben sie ausgelöffelt. Und auch die Gierigsten können ja nicht mehr als einen Löffel auf einmal in den Mund stecken. Ein kleiner Trost für unsereins. Anna (bittend): Lasst doch die alten Sachen ruhen, Bruder! Schattenhuber: Keine Sorge, Schwester. Nur wenn ich die jungen Burschen so in der Lohengrin-Rüstung sehe, mit Silberhelm und Schwan, dann muss ich an den grössten Flecken so ein bisschen herumputzen, weisst du. Sie sehen sie nicht, aber Elsa von Brabant könnte sie sehen und den Einsatz darüber vergessen. Gudrun (lachend): Sie haben keine Elsa, Onkel. Sie haben nur die Idee. Der namenlose Soldat, weisst du, und so. Helge: Auch für dich wird die Posaune des Gerichts ertönen! Gudrun: Dann wird er die Fanfare blasen lassen ... (beugt sich lächelnd über den Krug und atmet den Duft der Blumen ein).

ZWEITER AUFTRITT

Die Vorigen. Esklopft an der rechten Tür.Anna (lässt ihr Flickzeug sinken): Immer herein, Frau Balzereit! Frau Balzereit (öffnet die Tür und bleibt eine Weile lächelnd im Rahmen stehen. Sie ist in Schwarzgekleidet, mit einem altertümlichen Umschlagtuch, eine Markttasche in der Hand. Klein und sehr stark, mit freundlichem, gerötetem Gesicht):Det haa’ick doch immer jesaacht: nischt jeht ieber det traute Familjenleben. Und de Abendsonne, die de janze Harmonie vajoldet ... und neues Leben blieht aus die Ruinen. (Schattenhuber undGudrun lächeln und werfen einen Blick des Einverständnisses auf Helge, der nun mit dem Rücken zu ihnen am Fenster steht.)Anna (etwas verlegen): Kommen Sie ruhig herein, Frau Balzereit. Hier, in diesen Sessel. Gudrun: Auch er is vajoldet, Tante Regina. Frau Balzereit (lässt sich schwer atmend nieder und stellt die Markttasche vor ihre Füsse): Det die Menschen mir doch immer imitieren wollen, und ick haae doch schon ’n janz passablen sieddeutschen Akzang. Nur die Naturbrosche fehlt, aber die is bei Preussens ja selten (sie zeigt mit der rechten Hand auf ihre Kehle). Haam zuville gekräht und kommandiert in ihrem Leben, die Preussens, da hat se sich nich entwickeln können. Schattenhuber: Aber nun wird’s Zeit genug zum Entwickeln geben, Frau Balzereit, was? Frau Balzereit: Ach, Sie armer Lazarus! Det joldne Herz ham se Ihnen doch nich nehmen können mang ihre Krematorien. Schattenhuber: Wenn es aus Gold gewesen wäre, Frau Balzereit, würden sie es sicher vorher rausgeschnitten haben. Auf Gold waren sie scharf, schärfer noch als auf Knochenasche. Anna: Joseph! Frau Balzereit: Lassen Se ihm man, Lobedanzen. Wer ieber det Schaurije lachen kann, hat det Rennen jewonnen uff dieser Welt. Kieken Se mal meinen Ollen an, der jeden Morjen um seine Pantinen quiemt, die ihm de amerikanischen Bomber zerteppert haam. Und dabei is det Janze nur noch ’n Stückchen Müll. Haut und Knochen, und ’n paar Lumpen drum. „Justaw“, saae ick, „wenn se dir zum lieben Herrjott bringen, meenste nich, det er schon ’n Paar joldne Pampuschen für dir hat wärmen lassen.“ Nee, Lobedanzen, da lassen Se ’n man ruhig drollig sein, den armen Lazarussen ... Aber nu kiekt mal, wat die Balzereiten orjanisiert hat! (Sie hebt die Markttasche auf den Schoss und legt den Inhalt nacheinander auf den Tisch.)Gudrun (stützt sich mit beiden Händen auf den Tisch und sieht zu): Tante Regina, du verdienst das goldne Parteiabzeichen! Frau Balzereit: Da schweig’ man stille von den ollen Blechladen, Du! Gudrun: Zwei Äpfel... die sind für Mutter und Onkel Joseph ... Karotten und Gurken ... die sind für uns alle ... weisses Brot! Tante Regina, mir scheint, du hast das sechste Gebot vergessen! Weisses Brot gibt es nur bei den Amerikanern! Anna: Gudrun! Frau Balzereit: Lassense man, Lobedanzen. Det redt so hin, und ick fiehl mir ooch nich beleidigt. Ick kann det nich leujnen, det mir manchmal so eener von’n Jrossen Salzsee so von de Flanke ankiekt, und wissense, ick freue mir immer noch. Da sei’n Se man dreissig Jahre lang mit Justawn vaheiratet, der nach seine Schlorren quiemt! Is allens menschlich, Lobedanzen, allens menschlich ... aber hier, wat saachste nu, Kiekindewelt? Gudrun: Schokolade! Tante Regina, vielleicht war es doch das siebente Gebot? Frau Balzereit: Ja, und das fünfte ooch noch. Kommt mir jarnich druff an. Und hier, Onkel Lazarus, is det nu Schesterfihld oder nich? (Sie hebt ein Paket Zigaretten in die Höhe.)Schattenhuber (lächelnd): Ich stehe auch auf, Frau Balzereit, wenn Sie an den Himmelsofen kommen. Mit meinen Krücken stehe ich auf! Helge (hat sich scharf umgedreht): Schmach und Schande über jeden, der am stinkenden Luxus der Feinde teilhat! Schattenhuber (hat eine Zigarette an einem Holzspan entzündet): Dieser Luxus wenigstens stinkt nicht, mein Lieber. Frau Balzereit: Nu sei du man nicht drollig, Kleener! So stinken wie eure Wehrmachtseinheitszijaretten stinken se sicher nich. Von allem andren Jestank janz zu schweigen. Oder meenste, det eure Krematoriumsöfen nach Patschuli jeduftet haam? Helge: ES waren nicht unsre Öfen. Alles nur Propaganda und Lüge. Frau Balzereit: Siehste woll! Ooch dieser arme Lazarus is nur Propajanda. ’n Propajanda-Lazarus, von die Amerikaner fertichjemacht, damit euch der Silberhelm nich wackelt. Ihr junges Jemiese, euch muss man erst schaben, det ihr vadaulich werdet! Gudrun: Lass nur, Tante Regina, das Schicksal wird sie schon schaben. Es hat die längsten Messer. Frau Balzereit (lehnt sich in den Sessel zurück und faltet die Hände):