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Urlaub mit den Eltern? Für einen achtzehnjährigen Gymnasiasten gibt es offensichtlich nichts, was langweiliger wäre. Wandern mit den Eltern! Nein, lieber im Schwimmbad oder am See die Mädchen betrachten, denkt sich der Sohn. Plötzlich kommt ihm jemand näher, als er jemals zuvor zu denken gewagt hätte. So nimmt dieser Sommerurlaub eine unverhoffte Wendung.
Gefühlvoll beschreibt die Autorin knisternde Erotik zwischen Mann und Frau.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Ich war von dem lange geplanten Urlaub wenig begeistert. Möglicherweise hatte ich die letzten gemeinsamen Ferien vor mir. Zumindest hoffte ich das. Wieder einmal sollte es in die Berge gehen. Nicht, das ich etwas gegen Berge gehabt hätte. Es wurde nur für einen Achtzehnjährigen nicht genug Abwechslung in dem kleinen Skiort geboten, vor allem nicht im Sommer. Die Diskothek der Stadt war ein abends umfunktioniertes Lokal mit entsprechend lauer Stimmung. Das Kino zeigte Filme, die bei uns in der Großstadt fast vor einem Jahr liefen. Das Fernsehprogramm beschränkte sich mangels Kabelfernsehens auf drei lokale Sender, von denen zwei fast nur Volksmusik dudelten und einer Nachrichten zeigte. Freizeitpark nannte sich das Gelände hinter der Kirche. Es handelte sich um einen parkähnlichen Garten, ganz nett, doch ausschließlich für die Freizeitbeschäftigung „Spaziergang“ geeignet. Für ein lockeres Jogging um den Park lohnte es sich nicht, die Sportschuhe zuzubinden. Und das Schwimmbad bestand aus einem kleinen See, der so weit vom Städtchen entfernt war, dass man Triathlon trainieren konnte von wegen mit dem Rad hin, dann schwimmen und zurück laufen. Nur dumm, dass das Fahrrad irgendwie wieder zurück musste. Deshalb beschränkte ich mich immer auf nur zwei Disziplinen: entweder Jogging hin und zurück oder Rad fahren hin und zurück, je nach Lust und Laune.
Alles in allem war ich also nicht gerade bester Stimmung mit Blick auf den gemeinsamen Urlaub. Als Gymnasiast vor dem letzten Jahr will man schließlich etwas erleben! So zögerte ich hier und nörgelte dort herum. Aber meine Eltern waren unerbittlich. Ein Urlaub allein kam für sie nicht in Frage, obwohl ich mehrfach darauf hinwies, dass ich volljährig sei und somit allein entscheidungsbefugt. Darauf entgegnete mein Vater lapidar, dass ich dann wohl in den Ferien arbeiten gehen will, um mir meinen Alleinurlaub zusammen zu sparen. Das könnte ich ja Erpressung nennen, doch irgendwie bemerkte ich, dass meine Eltern sich freuten, mich noch einige Zeit um sich zu haben, bevor ich irgendwo, vielleicht weit weg, ein Studium aufnehmen würde. Zumindest war ich irgendwie froh, aus der Großstadt wegzukommen. Sicher, ich hätte wie im letzten Jahr bei einer Tante bleiben können. Dann aber auch bei ihren kleinen Kindern, die eine echte Plage waren. Nein, lieber drei Wochen faulenzen irgendwo im Gebirge mit der Hoffnung, doch noch eine Überraschung zu erleben. Immerhin herrschten dort auch recht hohe Temperaturen, so dass mich der See anlocken würde. Und wer weiß, möglicherweise verzichten wie im letzten Jahr die Mädchen auf die Oberteile und, manchmal, auch auf die Hosen. Zuerst mag man das kaum glauben, aber wie im Winter die Kälte, so halten die Berge im Sommer die Hitze fest, zumindest in den Tälern. Das gilt, obwohl das Wetter blitzschnell umschlagen kann, weshalb meine Eltern immer in aller Frühe ihre Bergwanderungen beginnen, während ich mich noch einmal in meinem Bett auf die andere Seite drehe.
Also Batterien, Walkman, CDs, DVDs und Bücher eingepackt, und ab ging die Fahrt. Aus dem hohen Norden fuhr man bestimmt gute acht Stunden bis in den kleinen Ferienort. Unsere Wirtin begrüßte uns am Ferienhäuschen und händigte uns den Schlüssel aus. Bestimmt das vierte oder fünfte Mal waren wir nun schon dort. Entsprechend kannte ich jeden Winkel und jedes Zimmer. Neue Möbel im Wohnzimmer waren hinzugekommen: eine dunkelgrüne Couch und zwei bequem aussehende Sessel.
Die Ferienwohnung befand sich in einem rustikalen, einstöckigen Haus und verfügte über vier Zimmer. Ich belegte gleich zwei davon, weil ich so einen guten Rundumblick auf die Nachbargärten werfen konnte. Bett, Schrank und Tisch, das war die jeweilige Einrichtung, aber es reichte. Musste es, gezwungenermaßen, für die kommenden drei Wochen. Zunächst baute ich in einem Zimmer das Bett auseinander, stellte die Teile gegen eine Wand und verhängte sie mit einer Decke. Jetzt hatte ich genug Platz für meine kraftsportlichen Übungen.
Die Koffer lagen achtlos im anderen Zimmer auf dem Bett. Auspacken konnte ich später. Dann warf ich einen Blick in den Garten, ob sich etwas verändert hatte: ein paar Bäume, in der hinteren Ecke vier hohe Tannen, Rasen. Alles beim Alten und genügend Platz für mein Chi Gong. Ein Zaun vor einer Hecke trennte uns von den anderen Ferienhäusern. Neben unserem befanden sich hier noch 6 weitere Häuschen, die alle bewohnt aussahen.
Die nächsten Tagen brachten keine allzu großen Überraschungen. Morgens verließen meine Eltern die Wohnung um zu wandern. Ich schlief lange, tigerte in den Garten zum morgendlichen Chi Gong, absolvierte etwas Kraftsport und klappte dann auf dem Rasen eine der Liegen auf. Mittags ging ich essen oder ernährte mich von einer großen Portion Eis. Viel Faulenzen, viel Sonne und viel Hitze bestimmten die ersten Tage. Und es sollte noch heißer werden. Nachts war an schlafen nicht zu denken und tagsüber briet man in der Sonne. Meine Eltern meinten, ich sollte mit ihnen lieber in die Höhe wandern, dort wäre es kühler. Ich bezweifelte es arg und fühlte mich, ehrlich gesagt, nicht so richtig wanderfrisch. Zum Glück hatte die kleine Stadt inzwischen ein Hallenbad mit Wellen und Freibecken, umgeben von einer kleinen Liegewiese. Eine willkommene, fußläufig erreichbare Abkühlung, wobei mich das Chlorwasser etwas störte. Der Vorteil war allerdings, dass ich nun nicht jeden Tag den weiten Weg zum See laufen oder fahren musste. So vertrieb ich mir die Zeit abwechselnd im Chlor- und im Süßwasser.
Eines Nachmittags lag ich im Garten und ärgerte mich ein wenig über meine rechte Schulter. Die Haut fing an abzublättern. Alles Eincremen half nichts! Die Temperaturen erreichten fast die 40 Grad und mein Eiskonsum wuchs. Da hörte ich was auf dem Nachbargrundstück. Anscheinend waren neue Gäste angekommen. Ich hörte das typische Klappen von Auto und Haustüren. Gelangweilt sah ich von meinem Liegenplatz aus zu dem Treiben hinüber. Ein Mann um die Vierzig, eine Frau um die Dreißig, eine kleine Tochter von vielleicht fünf Jahren trugen Koffer und Taschen in das Haus. Die Lütte musste unbedingt helfen, auch wenn sie sich dabei sehr abmühte. Da das Ganze nicht sonderlich aufregend war, nickte ich irgendwann ein.
Wach wurde ich durch das Geräusch der Terrassentür von nebenan. Die Frau öffnete sie und das kleine Mädchen rannte heraus. Sie tollte eine Weile herum bis die Mutter sie wieder hinein rief. Irgendwann kam der Mann in den Garten, sah mich über die Hecke an und grüßte. Ich grüßte höflich zurück und somit war mein erster Kontakt mit den neuen Gästen hergestellt. Au, verdammt, jetzt hatte ich mir auch noch den Bauch verbrannt, weil ich einschlief. Durch die Schatten von den Bäumen beschaffte mir die Sonne weiße und rote Streifen. Das sah vielleicht dumm aus! Schnell klappte ich die Liege zu und ging auf mein Zimmer, um zu duschen und dick Creme auf den verbrannten Bauch zu schmieren.
In den nächsten zwei Tagen sah ich die Nachbarsfamilie in die Stadt gehen oder wiederkommen. Passieren tat erst etwas am dritten Tag. Ich kam vom Schwimmbad zurück und begann natürlich die Liege wieder aufzustellen. Dabei sah ich auf das Nachbargrundstück und dort ebenfalls zwei Liegen stehen. Sie waren leer. Also baute ich weiter auf, ging ins Haus, holte etwas Kühles zu trinken und ließ mich dann gemütlich und entspannt mit einem Buch in der Hand, der Sonnenbrille auf der Nase und den Kopfhörern des Walkmans auf den Ohren nieder. Ich sah irgendwann später zwischendurch vom Buch auf über die Hecke. Diesmal war eine der Liegen belegt.