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Walter A. Fischer ist international als Leadership-Trainer und Berater tätig. Seine langjährigen Erfahrungen in Schulen, Kindergärten und Horten u.a. pädagogischen und sozialen Einrichtungen liegen nun vor. Der Berufsstand der Leiterinnen und Leiter erfährt praxisnah, was an Wissen und Können notwendig ist, um einen Betrieb wirksam zu führen. Aber keine Sorge, hier werden keine Wirtschaftstheorien blindlings übertragen. Im Vordergrund steht eine Ethik, in welcher Mitmenschen und Gemeinschaft Vorrang haben und nicht Eigennutz und Profit. Die System- und Organisationskompetenz der Leitung soll die Fachkompetenz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum gemeinsamen Erfolg und zur Steigerung der Berufszufriedenheit durch koordiniertes Miteinander führen. Das Motto des Buches ist, wirksames Führen kann man lernen und ständig verbessern. Hier finden Sie das geistige Rüstzeug dazu. Zum Autor: Walter A. Fischer, Jahrgang 1934, Doktorat in Erziehungswissenschaft und Psychologie, Managementausbildung in den USA. Leitete viele Jahre den Bereich Schulmanagement am Pädagogischen Institut des Bundes in Oberösterreich. Seit 1998 selbständig im internationalen Bildungsmanagement als Trainer und Berater tätig. Zahlreiche einschlägige Veröffentlichungen in Österreich, Deutschland und Italien.
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Seitenzahl: 588
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Pädagogische Führung in Kindergärtenund anderen pädagogischen und sozialen Einrichtungen
Walter A. FischerUnter Mitarbeit von Ingeborg Putschögl u.a.
und anderen pädagogischen undsozialen Einrichtungen
Ein Lehr- und Trainingsbuch für die Leitung
StudienVerlag
InnsbruckWienMünchenBozen
© 2001 by StudienVerlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck
E-Mail: [email protected]
Internet: www.studienverlag.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
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ISBN 978-3-7065-5774-0
Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt Höretzeder/Circus, InnsbruckSatz: Studienverlag/Karin StraßerUmschlag: Studienverlag/Karin Straßer
Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at
Gewidmet der Leiterin des Kindergarten- und Hortreferates,Abteilung Bildung, Jugend und Sport des Landes Oberösterreich,
Frau Dr. Ingeborg Putschögl,
deren innovativer Kraft wir die Idee der professionellenQualifizierung der Kindergartenleitung und dieses Buch verdanken.
Vorwort und Einführung zur Verwendung dieses Buches
Teil IFührung und Management
1. Irrlehren und Missverständnisse
Der Zweck von Führung und Management
Was Führung und Management leisten soll
Die überhöhten Ansprüche an Führung und Management
2. Das pädagogische Führungskonzept
Die Begründung
Führungspersonen sind wir alle
Frauen und Männer in Führungspositionen
Führerinnen und Geführte sitzen in einem Boot
Die Situation bestimmt den Führungsstil
3. Pädagogische Führung als Beruf
Der Weg der Professionalisierung
Führen heißt Management realisieren
Die neue Leiterin
Ich liebe meinen Beruf
Teil IIDie Aufgaben des pädagogischen Managements
1. Visionen und Ziele
Aus Visionen und Leitbild Ziele ableiten
Ziele formulieren – das „Prinzip der Wohlgeformtheit“
Wer soll die Ziele formulieren?
Welche Ziele in pädagogischen Organisationen?
2. Planen und entscheiden
Veränderungen und Neues planen
Kurzfristige – mittelfristige – langfristige Planungen
Entscheiden als Konfliktarbeit
Kompromisse sind nur Notlösungen
Entscheiden als Prozess
Warum Mitwirkung beim Entscheiden so wichtig ist
3. Realisieren und kontrollieren
Strategisches Denken als Leitlinie für ergebnisorientiertes Handeln
Sich selbst motivieren – das Startprogramm um in Aktion zu treten
Beispiel für eine Kreativitätsstrategie
Beispiel Lernstrategien
Kontrollieren – nicht nur die Ergebnisse, sondern auch den Prozess
Kontrolle und Vertrauen
Beschreiben, messen, beurteilen
4. Mitarbeiterinnen fördern
Wie kann die Leiterin ihre Mitarbeiterinnen fördern?
Die Aufnahme und Einführung neuer Mitarbeiterinnen
Ständige Weiterbildung im Betrieb
Schwächen bekämpfen oder Stärken ausbauen?
Motivation durch Karriere oder was sonst?
Teil IIIWerkzeuge wirksamer Führung – ein Aus- und Weiterbildungsprogramm
Modul 1: Kommunikation und Kooperation
1. Zuhören – nachfragen – verstehen
2. Reden und informieren
3. Verhandeln und überzeugen
4. Metaphern – Erfahrungen elegant verpacken und weitergeben
5. Diskussionen leiten
6. Moderieren und präsentieren
7. Das Beratungsgespräch
8. Das Kritikgespräch
9. Das strukturierte Mitarbeitergespräch
10. Dienstliche und nichtdienstliche Besprechungen und Konferenzen
Modul 2: Führen und geführt werden
1. Die Klärung der Rolle als Leiterin
2. Das „Mission Statement“ – Grundlagen für ein persönliches Erfolgskonzept
3. Menschen – Sachen – Situationen
4. „Transformational Leadership“ in der Praxis
5. Delegation von Aufgaben und Verantwortung
6. Indikatoren wirksamer Führung
Modul 3: Konfliktberatung als Führungsaufgabe
1. Das Basis-Instrumentarium zur Konfliktberatung
2. Die Dynamik von Konflikten
3. Das Phasenmodell der Eskalation
4. Konflikte diagnostizieren
5. Konflikte professionell bearbeiten
Fallbeispiele
Modul 4: Systemisches Qualitätsmanagement
1. Bereitschaft zum Qualitätsmanagement: Visionen, Leitbild, Profil
2. Schnittstellenanalyse
3. Die Planung konkreter Qualitätsziele
4. Prozesse als Mittel zur Erreichung von Ergebnissen
5. Qualitätsprogramm – Qualitätskonzept – Qualitätshandbuch
6. Projektmanagement als Umsetzungsstrategie
7. Innovationen erfolgreich managen – eine Zusammenfassung
Modul 5: Der rechte Umgang mit Zeit – Zeitmanagement
1. Arbeitsplatz – Zeitanalyse
2. Die Zeit im Managementkreis
3. Zeitmanagement ist Selbstmanagement
4. Zeit haben lernen
Modul 6: Emotionale Intelligenz und Gesundheit
1. Emotionen im Spiegel von Philosophie, Psychologie und Neurowissenschaften
2. Was sind Gefühle? – Ein Appell zur Selbstverantwortung
3. Die Logik der Gefühle ist eine „Psycho-Logik“
4. Der Ausdruck der Gefühle
5. Mit Gefühlen bewusst umgehen lernen
6. Das Strukturmodell der Gefühle
7. Gefühle hervorbringen und umformen
8. Gefühle ermöglichen einen Zugang zum Selbst
Teil IVÖffentlichkeitsarbeit (Elisabeth Kronsteiner)
1. Was ist Öffentlichkeitsarbeit?
2. Wegweiser in die Landschaft der Public Relations
3. Wie entwickelt man ein PR-Konzept?
4. Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit
5. Budget und Zeitplan
6. PR ist eine Management-Funktion
Teil VRechtliche Rahmenbedingungen für wirksame pädagogische Führung und Management – dargestellt am Beispiel der Rechtslage in Oberösterreich (Ingeborg Putschögl)
1. Historische Entwicklung
2. Verfassungsrechtliche Grundlagen
3. Oö. Kindergarten- und Hortrecht
4. Kindergärten und Horte als Erziehungseinrichtungen
5. Abgrenzung zu konkurrierenden Angeboten der Tagesbetreuung und der schulischen Betreuung
6. EU-Vergleich
7. Öffentliche und private Kindergärten und Horte – Erhalter
8. Errichtungsvoraussetzungen – Errichtungsverfahren
9. Erhaltung und Betrieb
10. Ausbildung
11. Personal
12. Verantwortung der Eltern
13. Aufsicht des Landes über die Kindergärten und Horte
14. Finanzielle Aspekte
Teil VISpezielle Themen
1. Gruppen und Gruppen leiten (Veronika Domberger)
2. Integration und Führung (Daniela Angermeier)
3. Besondere Aspekte der Hortleitung (Ursula Mairhofer)
4. Wirtschaftlich-organisatorische Aspekte von Management (Renate Krenn)
5. EDV und neue Medien als Hilfsmittel zur professionellen Führung (Renate Krenn)
6. Private Erhalter am Beispiel der Caritas der Diözese Linz (Renate Krenn / Ulrike Stadbauer)
Weitere Literatur zur Vertiefung
Danksagung
Anhang
Der tiefgreifende Wertewandel in Wirtschaft und Gesellschaft, beschleunigt von einer rasanten technologischen Entwicklung, treibt uns in neue faszinierende Zukunftsmöglichkeiten. Das Zeitalter der Globalisierung und Informationsüberflutung fordert von allen Menschen ein neues Denken und vor allem eine neue Qualität von Führung, welche die Herausforderungen des Wandels annimmt und umsetzt. Darüber hinaus gilt es, das Augenmaß dafür zu bewahren, welche bestehenden Werte erhalten werden müssen, um die Balance zwischen Stabilität und Veränderung im Sinne einer gesunden Ökologie zu erhalten.
Heute vollzieht sich durch die globale Vernetzung der Informations- und Kommunikationstechnologie und damit der Menschen ein Zusammenrücken auf allen Gebieten. Die Wissensgesellschaft verbindet Bereiche, die bisher ein gewisses Eigenleben geführt haben. Daher werden in diesem Buch Zusammenhänge zwischen Bildungsinstitutionen, Wirtschaft, Politik und anderen Bereichen nicht nur aufgezeigt, sondern als Ressourcen genützt. Die Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen ist ein rationaler Prozess. Um über das Wissen hinaus Weisheit zu erlangen, sind neue Perspektiven zu entwickeln. Das Paradigma der Produktions- und Verkaufsorientierung in der Wirtschaft wird durch eine umfassende Kundenorientierung abgelöst. Ganzheitlichkeit und mentale Fähigkeiten wie Kreativität, Intuition, Emotion und Spiritualität gewinnen in Zukunft an Bedeutung.
Dieses Buch ist ein Begleitbuch zu einer professionellen Aus- und Weiterbildung für Führungspersonen in pädagogischen und sozialen Einrichtungen. Der Begriff „Pädagogische Führung“ stammt aus einer Verordnung des „Ministers für Cultus und Unterricht“ vom Juni 1872 (RGBL. Nr. 108, Wien 1872), in welcher die Art der Verantwortung des Leiters (der Leiterin) eines Kindergartens festgeschrieben wurde. Sie gilt bis heute. Eine besondere Aufgabe sehen wir deshalb darin, die Professionalisierung der Leitung von Kindergärten und anderen sozialen und pädagogischen Einrichtungen zu unterstützen. Dies entspricht den gesellschaftlichen Notwendigkeiten. Die Kundenansprüche haben sich längst zu sehr differenzierten Vorstellungen gesteigert. Dies entspricht auch der Bewegung, die aus den Kindergärten und aus anderen derartigen Einrichtungen kommt. Das Image der Mitarbeiter solcher Betriebe hat sich von der „Tante“ und vom „Onkel“ zu dem von hochspezialisierten Fachkräften weiter entwickelt. Sie können ihre Aufgaben aber nur dann wirksam erfüllen, wenn auch das Management stimmt. Das kreative Chaos, das wir manchmal vorfinden, ist im Grunde nur ein Mangel an ordnenden Strukturen und an Disziplin. Wir bekennen uns in diesem Buch zur partnerschaftlichen Entwicklung von Regeln und Grundsätzen und ihrer Einhaltung. Diese bilden einen Teil des Entwicklungsprogramms für jede lernende Organisation. Sie sind für das Leben der Erwachsenen ebenso wichtig wie für Kinder.
Dieses Buch wendet sich an alle Führungspersonen in pädagogischen und Sozialberufen, die wirksam und erfolgreich sein wollen. Es ist ein Buch über pädagogische Führung und gleichzeitig über pädagogisches Management. Fast alle Menschen verbringen ihr Berufsleben mehr oder weniger in Organisationen, und noch nie hatten so viele Menschen Führungsaufgaben zu erfüllen wie heute. Das wird sich in Zukunft noch verstärken. Es kommt auf die Leistungsfähigkeit eines guten Managements an, ob Menschen im Beruf zufrieden oder unglücklich sind.
Den meisten Menschen ist kaum bewusst, dass sie ständig und nicht nur im Beruf andere Menschen managen müssen, Mitarbeiter, Vorgesetzte und nicht zuletzt sich selbst. Kaum jemand ist jedoch angemessen darauf vorbereitet. Management hat eine noch sehr junge Entwicklungsgeschichte von weniger als hundert Jahren und ist vor allem in der Wirtschaft gewachsen. Erst in den 70er Jahren lässt sich der Ansatz eines pädagogischen Managements in Europa erkennen.
Bisher war man gerade im Schulwesen und in sozialen Institutionen äußerst robust gegen Managementfehler. Man hatte geduldige Mitarbeiter und Kunden, kaum Konkurrenz und eine alles disziplinierende Hierarchie. Das ändert sich drastisch. Fehler werden nicht mehr toleriert und Führungsdilettantismus wird nicht mehr verziehen. Die Richtschnur für die pädagogische Führung ist die einer durch Ausbildung gewonnenen Professionalität. Wir werden uns deshalb mit Themen beschäftigen wie Motivation, Betriebskultur, Personalführung, Weiterbildung, aber auch über den Wert von Vertrauen, das Nutzen von Stärken u.a. unter Berücksichtigung von wissenschaftlichen Aspekten.
Vorweg sollen aber noch einige grundsätzliche Fragen für unsere Leserinnen und Leser geklärt werden. Wir sprechen hier hauptsächlich von Leiterinnen, Pädagoginnen und Erzieherinnen, weil sie in dieser Berufsgruppe weitaus in der Überzahl sind. Natürlich sind die männlichen Kollegen ebenso gemeint. Um der besseren Lesbarkeit willen, bitten wir um Verständnis für diese Sprachvereinfachung.
Der Begriff Management wird hier in seiner erweiterten Bedeutung gebraucht. So ist jeder Mensch für sich selbst eine Organisationseinheit, die Management braucht. Selbstmanagement folgt weitgehend denselben Gesetzmäßigkeiten und nutzt dasselbe Wissen wie das Management großer Organisationen. Führung und Management liegen deshalb in ihrer Bedeutung sehr nahe beisammen. Führung im engeren Sinn ist „Leadership“ und braucht ein Instrumentarium, das im Management gebündelt ist. Führung wird aber häufig auch gleichgesetzt mit Management, daher werden Führungspersonen oft auch als Manager bezeichnet. Wenn wir diese Begrifflichkeit nicht immer scharf trennen, dann liegt das in der Natur dieser Doppeldeutigkeit, die dafür den Vorteil hat, alle Menschen anzusprechen.
Wir hoffen, dass nicht nur die Leiterinnen sondern alle Mitarbeiterinnen, die Erhalter und die Eltern dieses Buch mit demselben Nutzen studieren mögen.
In Zeiten, wo es vorrangig gilt, Bestehendes zu erhalten und zu verwalten, genügt es, Weisungen von oben zu befolgen und ihre Einhaltung zu kontrollieren. Für diese Aufgaben sind in erster Linie Verwaltungsroutinen gefragt und einfachstes Wissen über die einschlägigen gesetzlichen Regelungen. Die positive Seite einer derartigen Führungskonzeption ist vor allem ihre Einfachheit. Von der Führungskraft wird Gehorsam, Pünktlichkeit und Genauigkeit bei der Ausführung der Vorgaben verlangt. Selbständiges Denken und Handeln wird in zentralistisch geführten Betrieben nicht erwartet. Wo Macht herrscht, braucht man nur Befehlsempfänger, eigenverantwortliche Führungskräfte sind ein unnötiger Luxus, den man sich sparen kann. Mit dem Rückgang zentralistischer Herrschaft und Steuerung in der Dienstleistungs-, Informations- und Wissensgesellschaft ändert sich aber auch die Führungsstruktur. Der in der Vergangenheit eher negativ besetzte Führungsbegriff erlebt einen Wertewandel, der auch die pädagogischen und sozialen Berufe betrifft.
Wir leben heute in einer Zeit, in der sich ein atemberaubender Wandel in allen Bereichen der Gesellschaft vollzieht. Selbst traditionsreiche Unternehmungen, wie beispielsweise das gesamte Erziehungs- und Schulsystem, können sich dem nicht entziehen. Das besondere daran ist, dass es nicht genügt, einfach mit dem Strom der Zeit mitzuschwimmen. Die Herausforderung besteht darin, den Wandel mitzugestalten und mit jungen Menschen zusammen den Weg für das Morgen vorzubereiten. Die Kindergärten von heute brauchen deshalb in jedem einzelnen Betrieb, also lokal orientiert, eine Führungsgemeinschaft, die zusammen mit den Eltern diese Herausforderung annimmt und Leitfunktionen übernimmt, die weit über Verwaltungsroutinen hinausgeht. Dazu ist Rüstzeug notwendig und Klärung mancher Begrifflichkeiten, die bisher nicht im Blickfeld dieses Berufes standen.
So wird heute Führungshandeln auch mit dem Begriff „Management“ bezeichnet. Die lateinische Wurzel „manus“, die Hand, lässt uns auf die eigentliche Bedeutung schließen: bewegen, handeln, unternehmen, leiten, zustande bringen. In der Pädagogik steht man dem „Manager“ im Allgemeinen mit Vorbehalten gegenüber. In der Wirtschaft verbindet man damit häufig auch noch Reichtum und Macht. Da in diesem Buch dieser Begriff häufig verwendet wird, scheint es zweckmäßig, Management als eine Disziplin, als einen Beruf genauer zu beschreiben und abzugrenzen von Amateurtätigkeit, Berufung, Kunst oder Wissenschaft. Dies umso mehr, als die Notwendigkeit zur Qualifizierung in handwerklicher Professionalität der Führung, also im Management, zum dringenden Bedarf wird. Es ist der Hebel, um immer schwierigere Aufgaben erfüllen zu können und trotz steigender Beanspruchung Stress unter Kontrolle zu halten und Zeit für das Leben zu haben. Managementleistung erbringen zu wollen, ohne das nötige Rüstzeug dafür zu besitzen, ist eine Qual, sowohl für die Führungspersonen wie auch für die Mitarbeiter. Umgekehrt löst man Führungsaufgaben mit den entsprechenden Werkzeugen und erlebt als Führungsperson die Freude an der eigenen Wirksamkeit, als einer Quelle des Glücks.
Es erscheint uns wichtig, dass vorweg einige grundsätzliche Positionen geklärt werden. Aus Gesprächen und Beobachtungen ergibt sich immer wieder die Notwendigkeit, Dinge zurecht zu rücken und bestimmte Standpunkte fest zu machen. Dies ist nicht deswegen vorrangig, um richtig oder falsch heraus zu heben, sondern um eine gemeinsame Sprache zu finden und damit eine lebendige Diskussion in Gang zu setzen, über Fragen, die vielleicht bisher nicht so sehr im Vordergrund pädagogischer Auseinandersetzungen lagen.
Die folgenden als „Irrlehren und Missverständnisse“ herausgehobenen Fragen werden auch in Fachkreisen sehr kontrovers diskutiert. Wir haben dazu keine wissenschaftlichen Sicherheiten für die eine oder die andere Auffassung anzubieten. Lediglich aus langer Erfahrung wird Stellung bezogen zu den Problemen, die unsere folgenden Themen beeinflussen werden.
Wenn wir die gegenwärtige Situation betrachten, dann gewinnt man den Eindruck, dass Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen heute in besonderer Weise ein Spiegel gesellschaftlicher und speziell familiärer Probleme sind. Globalisierung, aggressive Marktexpansion und Kapitalvermehrung fordern ihren Tribut von den Menschen. Wer dabei Schwierigkeiten hat oder auf der Strecke bleibt, sucht wenigstens für seine Kinder einen Ort der Geborgenheit und des Schutzes. Pädagogische Institutionen sollen Problemlöser der Nation sein. Da die Ursachen für solche Probleme anderswo gelegen sind, können sie hier nicht gelöst werden. Der Erziehungsanspruch wird zu einer „Reparaturpädagogik“ reduziert. Verständlicherweise wehren sich die Pädagoginnen vor diesem Anspruch und versuchen, solche vor Ort unlösbaren Probleme wiederum in die Familie zurück zu delegieren. Aber auch wenn sie in bester Absicht Kinder und Eltern als „Kunden“ respektieren, wird der Überanspruch für sie zur Falle. Unter dem Druck werden Kolleginnen zu Konkurrenten und wie auch in anderen Stressberufen gibt es Signale für Mobbing und Burnout.
Was Not tut, liegt auf der Hand. Wirtschaft, Politik, Medien und Familien sind in die pädagogischen Anliegen einzubinden. Die Verantwortung für unsere Kinder kann nicht allein auf die pädagogischen Einrichtungen abgeschoben werden. Diese wären damit total überfordert. Darum geht es vor allem um Aufklärungsarbeit durch Führung und Management innerhalb und außerhalb der pädagogischen und sozialen Einrichtungen. Pädagogik ist als Vermittlungs- und Mitgestaltungselement wieder zum Anliegen für alle Menschen zu machen, für eine gesunde und freie Werte- und Kulturgesellschaft.
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