Pan im Dorfe - Ernst Wiechert - E-Book

Pan im Dorfe E-Book

Ernst Wiechert

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Beschreibung

Obwohl sie es wünscht, kann Frau Sylvia ihrem Mann kein Kind gebären und ihre Freude am Leben verliert sie immer mehr. Doch eines Nachts hört sie in ihrem Garten jemanden eine wundervolle Melodie auf seiner Flöte spielen. Fasziniert folgt sie der Melodie und dem Flötenspiele. Bald wird das lang ersehnte Kind geboren. Doch Silvestri hat seine ganz eigene Art und Weise, wie es die Welt wahrnimmt. Und insbesondere die Musik und ihre Töne haben für ihn eine besondere Bedeutung.-

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Seitenzahl: 36

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Ernst Wiechert

Pan im Dorfe

 

Saga

Pan im Dorfe

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1930, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726951967

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Das Haus lag auf dem Uferhang über dem See. Um den See standen die Wälder, und über den Wäldern stand der Himmel. Es gab nichts außer diesen Dingen und dem Leben, das sie erfüllte. Keine Menschen und viel Schweigen. Nur wenn die Hirsche schrien oder der schmerzliche Ruf des Fischadlers über den Wäldern verging, schien es, als klage die Erde aus gefesseltem Schlaf, aber es wehte nur über sie hin, und nichts stieg aus ihr empor.

Es war vielleicht ein Ort für Liebende, die aus der Feindschaft des Lebens zu fliehen suchten, in das große Schweigen, das hinter der Liebe und vor dem Tode steht. Und es war vielleicht ein Ort für die wenigen, die die Frucht des Lebens gesammelt hatten: ein Ort für die Reifen, für die, die nach Gott riefen und für die, nach denen Gott rief. Aber es war kein Ort für die junge Frau, die der Förster an einem Herbstabend in dies Haus führte. Sie stand, während er die Tür öffnete, am Zaun des Gartens über dem Uferrand, zwischen den letzten Malven, die ihre Kelche bis an ihre Schultern hoben, zart und zerbrechlich, selbst einer letzten Blüte gleich, wandte das weiße Gesicht zurück und sah noch einmal über den See, von dessen nebligen Ufern der Reiher schrie. »Nun komm doch! Was ist da zu sehen?« sagte der Mann ungeduldig. Sie fröstelte zwischen ihren Schultern und hob die Hände um ein weniges vom Holz des Zaunes. Dann wandte sie sich, und hinter ihnen schloß sich die Tür.

Um die Mitternacht hob das Geflügel sich rauschend aus dem Schilf, und das Getier floh von der Tränke zum Dickicht zurück, weil ein Schrei aus dem Hause brach und wie ein sinnloser Vogel an die Wand des Schweigens stieß. Und alle Kreatur vernahm die Todesangst und raste davon, um nichts mehr zu hören als das leise Wehen der Wipfel und die Stimmen des Schlafes, die über dem Wasser sind.

Und von dieser Nacht an gab es wieder nichts als den Fall der Stunden, die in eine Schale tropften, Bogen der Sonne, der sich öffnete, und Bogen der Sterne, der ihn schloß.

Es war, als habe eine Hand sich schweigend auf Frau Sylvia gesenkt und habe sie ausgelöscht. Sie blieb kinderlos, und das Leid ihres Blutes, immer schwerer und langsamer von dunkler Decke tropfend, trieb sie mit leise gewandelter Stimme zu Pflanze und Tier, zum eben Geborenen, zum Pflegeverlangenden, zum Hilflosen, das aus dunkel aufgeschlagenen Augen um das Leben bat.

Im dritten Jahr ihres Erlöschens, am Sonnwendtage, vollendete sich das Schicksal. Es loderte auf gleich den Bränden des Wetterleuchtens hinter den Seen, tastete in die Todeskammern ihrer Seele, durchglühte sie, zeichnete sie, bestimmte die Frist ihrer Tage und ließ sie dann, unter Fluch und Segen, bis der Ring der Vollendung sich lautlos um sie schloß.