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Panzer üben eine enorme Faszination aus - nicht nur auf diejenigen, die sie fahren. Zur Freude aller Fans der schweren Fahrzeuge erscheint im Jubiläumsjahr dieser Typenkompass. Er widmet sich den Fahrzeugen der deutschen Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg verhalf dem Panzer zum Durchbruch als Hauptwaffe jeder Armee. Mit diesem Typenkompass schließt sich eine Lücke in der technischen Geschichte der deutschen Panzer.
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Seitenzahl: 131
Alexander Lüdeke
Panzer der Wehrmacht
1939 bis 1945
Paul Pietsch Verlage
Als die Panzerdivisionen in den ersten Jahren des 2. Weltkriegs die Speerspitze für Hitlers Eroberungen bildeten, war die übrige Welt verwundert und entsetzt. Praktisch ganz Kontinentaleuropa und der westliche Teil der UdSSR wurden von den Panzern der Wehrmacht überrollt. Eine neue Art der motorisierten Kriegsführung war geboren. Dies war umso erstaunlicher, als es wenige Jahre zuvor noch gar keine deutschen Panzerdivisionen gegeben hatte.
Während des 1.Weltkrieges war die Entwicklung deutscher Kampfwagen nur nachlässig betrieben worden. So wurden vom einzigen zum Einsatz gekommen deutschen Panzer, dem A7V, nur rund 30 Exemplare gebaut.
Der Vertrag von Versailles verbot dem Deutschen Reich den Besitz von Panzerfahrzeugen. Dennoch wurden ab 1927 diverse, (aus Tarnungsgründen als Großtraktor und Leichttraktor bezeichnete) Panzerkampfwagen entwickelt und auf geheimen Testgeländen in der UdSSR erprobt. In der Heimat führte die Reichswehr derweil Manöver mit Panzerattrappen aus Blech, Holz und Segeltuch durch, die teils auf handelsübliche Pkw gesetzt wurden, teils aber auch geschoben werden mussten!
Reichswehroffiziere wie Guderian und andere zogen aus dem 1.Weltkrieg ganz andere Lehren als zahlreiche ihrer Kollegen in Frankreich und Großbritannien. Sie waren überzeugt, dass Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit der Schlüssel zum Erfolg seien. Sie studierten daher aufmerksam die Schriften der Briten Liddell-Hart und Fuller, eifriger Verfechter unabhängiger Panzerdivisionen, die in ihrem eigenen Land jedoch kein Gehör fanden. Unter maßgeblicher Beteiligung Guderians wurden so bereits Anfang der 1930er Jahre die Grundsätze der Panzer- Kriegsführung der Reichswehr definiert.
Auch nachdem Hitler am 30. Januar 1933 Reichskanzler geworden war, liefen die Planungen zur Einrichtung eigenständiger Panzerdivisionen, die über eigene, ebenfalls motorisierte Infanterie-, Pionier- sowie Artillerieverbände verfügten und eng mit der Luftwaffe zusammenarbeiten sollten, zunächst im Geheimen weiter. Als Standardfahrzeug dieser Panzerdivisionen plante man einen mittleren, mit einer 3,7-cm-Kampfwagenkanone (KwK) ausgerüsteten Panzer (den späteren PzKpfw. III), der von einem schwereren Kampfwagen mit einer 7,5-cm-KwK unterstützt werden sollte (der spätere PzKpfw. IV). 1934 wurden entsprechende Entwicklungsaufträge an die Industrie vergeben. Um die Zeit bis zur Einführung dieser Modelle zu überbrücken forcierte man den Bau des PzKpfw. I und forderte die rasche Entwicklung eines 10-t-Panzers mit 2-cm-KwK, dem PzKpfw. II. Diese beiden Fahrzeuge sollten als schnell zu Verfügung stehende Zwischenlösung für die Ausbildung eingesetzt werden.
Als die aggressive Politik Hitlers im September 1939 schließlich zum Überfall auf Polen und damit in den 2. Weltkrieg führte, waren die Panzerdivisionen jedoch noch weit von ihrer geplanten Ausstattung entfernt. Die überwiegende Mehrzahl der Fahrzeuge war vom Typ PzKpfw. I und II, nur eine Handvoll PzKpfw. III und IV waren vorhanden. Hätten der Wehrmacht durch die Besetzung der Tschechoslowakei im März 1939 nicht Hunderte Panzer der Typen 35 (t) und einige 38 (t) zur Verfügung gestanden, wäre die Ausstattung der Panzerdivisionen noch unzureichender gewesen.
Auch die Mehrzahl der nach Frankreich vordingenden Panzerverbände bestand noch immer aus PzKpfw. II und tschechischen Typen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden zwei grundlegende Schwächen der PzKpfw. III und IV deutlich: eine nicht ausreichende Panzerung sowie mangelnde Feuerkraft gegenüber schwer gepanzerten Gegnern. Noch profitierte die Wehrmacht von ihrer überlegenen Taktik und dem Konzept der selbständig operierenden, eng mit der Luftwaffe zusammenarbeitenden Panzerdivisionen, die schnelle, tiefe Vorstöße in das Hinterland des Gegners durchführten.
Großen Anteil an der Überlegenheit der Panzertruppe zu jenem Zeitpunkt hatte neben der Ausrüstung mit Funkgeräten auch die Ausbildung der Besatzungen sowie die interne Auslegung der Fahrzeuge mit einer fünf Mann starken Besatzung. Auf diese Art konnte sich der Kommandant, anders als in den Ein-Mann-Türmen französischer Bauart, voll und ganz auf die Führung des Panzers konzentrieren.
Als regelrechter Schock für die Panzertruppe entpuppte sich jedoch die Konfrontation mit den Typen T-34 und KW-1 beim Überfall auf die UdSSR. Diese neuen Panzer deklassierten die PzKpfw. III und IV völlig.
Die sich verschlechternde Kriegslage führte ab 1942/43 zu immer mehr Zwischenlösungen und zahlreichen improvisierten Selbstfahrlafetten. Zudem wurden zwar potentiell leistungsstarke, aber überhastet entwickelte, nicht wirklich frontreife Panzer in den Kampf geworfen. Typen wie Tiger und Panther setzten Maßstäbe im Panzerbau, litten aber unter etlichen anfänglichen Kinderkrankheiten. An bereits in Produktion befindlichen Fahrzeugen wie den PzKpfw III und IV wurden fortlaufend Verbesserungen und Kampfwertsteigerungen , z.B. die Ausrüstung mit immer leistungsstärkeren Kanonen sowie stärkeren Panzerungen, vorgenommen. Obwohl die Panzertruppe bis zuletzt immer wieder bewies, dass sie in der Lage war Siege zu erringen, fehlte es ihr ab 1943 doch an den notwendigen Ressourcen, um sich einer erdrückenden Materialüberlegenheit mit Erfolg entgegen stellen zu können. Ein Vergleich der Produktionsziffern alliierter und deutscher Panzer spricht Bände. Vom PzKpfw. IV wurden bis 1945 rund 8500, vom PzKpfw. V, dem Panther, etwa 6000 Stück gebaut. Dagegen entstanden sowohl vom M4 Sherman als auch vom T-34 jeweils rund 50 000 Exemplare.
In der Regel vergab das Heereswaffenamt Aufträge zur Entwicklung eines Panzerfahrzeuges an mehrere Firmen, welche dann konkurrierende Entwürfe vorlegten. Auf der Grundlage dieser Entwürfe wurden meist zwei Firmen mit dem Bau von Prototypen beauftragt, die ausführlichen Tests unterzogen wurden. Allgemein wurden die Entwurfsarbeiten zumeist bei größeren Firmen wie Daimler-Benz, MAN, Krupp, Rheinmetall oder Henschel durchgeführt. Später kamen auch Alkett (Altmärkische Kettenfabrik) und Porsche hinzu. Da diese meist nicht in der Lage waren, den Bedarf an Fahrzeugen zu decken, wurden zahlreiche andere, auch kleinere Firmen in die Produktion mit einbezogen, so dass sich oft ein recht verworrenes Bild ergibt.
Die Industrie produzierte zwischen 1933 und 1945 zahlreiche unterschiedliche Ausführungen der in Serie produzierten Panzer sowie eine große Menge technisch oftmals überaus interessanter Prototypen und Versuchsmodelle, deren Gesamtdarstellung jedoch den Rahmen dieses Bandes sprengen würde.
Schon die fundierte Darstellung sämtlicher von der Wehrmacht genutzter Vollkettenkampffahrzeuge ist an dieser Stelle kaum möglich, für Unterstützungs-, gepanzerte Rad- und Halbkettenfahrzeuge sei daher auf einen weiteren Band dieser Reihe verwiesen.
Gleiches gilt für die von der Wehmacht eingesetzten Beutepanzer. Aufgrund der eigenen desolaten Ausrüstungslage wurden praktisch sämtliche während des Krieges in deutsche Hände gefallene verwendungs- oder reparaturfähigen Panzerfahrzeuge von der Wehrmacht in der ein oder anderen Form genutzt. Dies gilt besonders für die im Westfeldzug erbeuteten Panzer, da man Zugriff auf deren Herstellungswerke besaß. Dabei fällt besonders das sogenannte Baukommando Becker ins Auge. In Zusammenarbeit mit dem Heereswaffenamt (Außenstelle Paris) sowie der Altmärkischen Kettenfabrik (Alkett) schuf diese Einheit unter Leitung des Maschinenbauingenieurs Hauptmann Becker eine Vielzahl an Umbauten auf Basis französischer Beutefahrzeuge.
Doch wie bereits gesagt, eine Gesamtdarstellung dieses Themas würde an dieser Stelle zu weit führen.
Dennoch denke ich, dass dieser Band aus der Reihe Typenkompass einen guten ersten Überblick über die zwischen 1933 und 1945 eingesetzten Vollketten-Panzerfahrzeuge der Wehrmacht ermöglicht.
Dortmund, im Sommer 2008
Alexander Lüdeke
Glossar/Abkürzungen
Ausf.
Ausführung
FH
Feldhaubitze
Flak
Flugabwehrkanone
FuG
Funkgerät
IG
Infanteriegeschütz
KwK
Kampfwagenkanone
leFH
leichte Feldhaubitze
leIG
leichtes Infanteriegeschütz
MG
Maschinengewehr
Pak
Panzerabwehrkanone
PzBefWg.
Panzerbefehlswagen
PzKpfw.
Panzerkampfwagen
Sd.Kfz.
Sonder-Kraftfahrzeug
sFH
schwere Feldhaubitze
sIG
schweres Infanteriegschütz
SPW
Schützenpanzerwagen
StuG
Sturmgerschütz
StuK
Sturmkanone
StuH
Sturmhaubitze
VK
Versuchskonstruktion
Sf
Selbstfahrlafette
Abt.
Abteilung
Div.
Divison
Pz.
Panzer
Kp.
Kompanie
Rgt.
Regiment
Pz.Jg.
Panzerjagd/Panzerjäger
Eine kaum überschaubare Vielzahl gepanzerter Fahrzeuge der Wehrmacht auf einem Sammelplatz für Beute-Kfz der US Armee nahe Isigny-sur-Mer in Nordfrankreich, Spätsommer 1944.
(NARA, via Conseil Régional de Basse-Normandie)
Der Renault UE war ursprünglich ein gepanzertes Nachschubfahrzeug der französischen Armee. Der Motor befand sich zwischen Fahrer und Beifahrer, hinten war eine kippbare Ladebrücke angebracht, so dass ohne Verlassen des Fahrzeugs die Ladung gelöscht werden konnte. Zusätzlich hatte Renault noch einen gepanzerten Kettenanhänger entwickelt. Die Wehrmacht erbeutete im Juni 1940 rund 1200 dieser Fahrzeuge und setzte sie als Versorgungs- und Zugfahrzeuge ein, z.B. für die 3,7-cm-Pak. Auf Basis des UE-Schleppers entstanden auch Selbstfahrlafetten und Waffenträger. So wurde bei rund 700 Fahrzeugen die 3,7-cm-Pak 36 mit Schild auf die Wanne montiert. Für Sicherungsaufgaben entstanden zahlreiche, oft improvisierte Umbauten, zudem baute das Baukommando Becker in Frankreich 40 Infanterieschlepper zu kleinen Funk- und Beobachtungspanzern um. 1944 wurden die noch in Frankreich vorhandenen UE-Schlepper mit Rahmen für je vier Wurfgranaten Kaliber 28- oder 32-cm ausgestattet, die seitlich an Fahrzeug oder auf der Wanne saßen.
Typ:
gepanzerter Infanterie- und Munitionsschlepper
Hersteller:
Renault
Gefechtsgew.:
3300 kg
Länge:
2940 mm
Breite:
1750 mm
Höhe:
1240 mm (Oberkante Wanne)
Motor:
Renault 85, 4-Zylinder-Benzinmotor
Hubraum:
2120 ccm
Leistung kw/PS:
30/38
Leistungsgew.:
11,5 PS/t
Höchstgeschw.:
33,5 km/h (Straße)
Kraftstoffvorrat:
56 l
Fahrbereich:
125 km (Straße) 60 km (Gelände)
Besatzung:
2
Bewaffnung:
siehe Varianten
Panzerung:
9 mm
Furttiefe:
0,4 m
Ein Soldat der Wehrmacht inspiziert im Juni 1940 frisch erbeutete Renault-Infanterieschlepper.
Man beachte die Größe des UE 630 sowie den halbkugelförmigen, zurückschiebbaren Kopfschutz.
Der T-20 Komsomolyets wurde in der Sowjetunion als Zugmittel für leichte Artilleriegeschütze entwickelt und von 1937 bis 1941 in großer Zahl gebaut. Insgesamt standen im Juni 1941 über 6700 dieser Fahrzeuge in Diensten der Roten Armee.
Vorn saß neben dem Fahrer ein Schütze für ein MG in Kugelblende, die Geschützbedienung fuhr auf offenen Sitzbänken in der Fahrzeugmitte mit, verfügte also über keinen Panzerschutz. Bei schlechter Witterung konnte jedoch eine Plane aufgezogen werden.
Die Wehrmacht erbeutete im Sommer 1941 zahlreiche dieser Fahrzeuge und setzte sie ebenfalls als Artillerieschlepper und Versorgungsfahrzeuge ein. Zusätzlich wurden auf Basis des Komsomolyets eine unbekannte Anzahl von Selbstfahrlafetten mit 3,7-cm-Pak geschaffen.
Typ:
gepanzerter Artillerie- und Munitionsschlepper
Hersteller:
Staatsbetriebe der UdSSR
Gefechtsgew.:
4000 kg
Länge:
3400 mm
Breite:
1840 mm
Höhe:
1580 mm
Motor:
GAZ M50, 4-Zylinder-Benzinmotor
Hubraum:
k.A
Leistung kw/PS:
37/50
Leistungsgew.:
12,5 PS/t
Höchstgeschw.:
40 km/h (Straße)
Kraftstoffvorrat:
115 l
Fahrbereich:
250 km (Straße)
Besatzung:
2 + 6
Bewaffnung:
1 x 7,62-mm-MG
Panzerung:
7 bis 10 mm
Furttiefe:
0,6 m
Ein Komsomolyets der 267. Infanteriedivision, der, wie viele Beutefahrzeuge, zur besseren Identifikation mit übergroßen Balkenkreuzen gekennzeichnet ist.
Der Borgward IV war ursprünglich als Munitionsschlepper entworfen worden (VK 301 und 302), konnte aber weder in dieser Rolle noch als ferngelenkter Minensucher überzeugen. So entschied das Heereswaffenamt, die Borgward zu Ladungsträgern umzurüsten. Die ersten wurden im April 1942 ausgeliefert und kamen ab November 1942 zum Einsatz. Auf längere Distanzen konnte der B IV von einem Fahrer gesteuert werden und verfügte dazu über einen ausklappbaren Fahrererker. Zum Ziel wurde der B IV aber per Funk ferngesteuert, Reichweite max. 0,8 bis 1 km. Hatte er dieses erreicht, warf er eine vorn befestigte, 500 kg schwere Sprengladung ab und zog sich, wiederum per Funk gesteuert, zurück. Dann explodierte die Ladung. Bis Juni 1943 wurden insgesamt 613 Stück der Ausf. A ausgeliefert, danach schlossen sich die verbesserten Ausf. B und C an (565 Ex.), die jeweils über stärkere Panzerung und Motorisierung verfügten. Versuche, die Fahrzeuge mit Fernsehkameras auszustatten, um sie auf größeren Entfernungen besser steuern zu können, waren bis Kriegsende noch nicht abgeschlossen.
Typ:
schwerer Ladungsträger
Hersteller:
Borgward
Gefechtsgew.:
3450 kg
Länge:
3350 mm
Breite:
1800 mm
Höhe:
1250 mm
Motor:
Borgward 6M RTBV, 6-Zylinder-Benzinmotor
Hubraum:
2310 ccm
Leistung kw/PS:
36/49
Leistungsgew.:
14,2 PS/t
Höchstgeschw.:
38 km/h (Straße)
Kraftstoffvorrat:
k.A
Fahrbereich: