Planetenwanderer - George R.R. Martin - E-Book

Planetenwanderer E-Book

George R.R. Martin

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Beschreibung

Ökoingenieur Haviland Tuf steht vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe: die Rettung der Menschheit

Die Menschheit hat sich in den unendlichen Weiten des Weltalls ausgebreitet. Überall sind neue Siedlungen entstanden, und jede Welt birgt neue Gefahren. Als der interplanetarische Händler Haviland Tuf eines der letzten Saatgutschiffe der Erde erwirbt, beginnt seine Odyssee quer durch den Weltraum. Eine Odyssee, auf der Haviland Tuf vom einfachen Händler zum gefeierten Retter der Menschheit wird. Denn sein Schiff, die Arche, birgt in seiner Gen-Datenbank den Schlüssel, mit dem sich alle Probleme lösen ließen - oder der die Menschheit vernichten kann … Mit Planetenwanderer beweist George R. R. Martin, dass er wie kein Zweiter die Fantastik mit dem Realismus zu vermählen versteht.

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Seitenzahl: 648

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GEORGE R. R. MARTIN

PLANETENWANDERER

Roman

Deutsche Erstausgabe

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe

TUF VOYAGING

Deutsche Übersetzung von Berit Neumann

Deutsche Erstausgabe 07/2013Redaktion: Bernhard KempenCopyright © 1986 by George R. R. MartinCopyright © 2013 der deutschsprachigen Ausgabeund der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: Nele Schütz Design, MünchenSatz: C. Schaber Datentechnik, Wels

ISBN: 978-3-641-10441-2

www.heyne-magische-bestseller.de

INHALT

PROLOG

DER SEUCHENSTERN

BROT UND FISCHE

WÄCHTER

DIE ZWEITE SPEISUNG

EINE BESTIE FÜR NORN

NENNT IHN MOSES

MANNA VOM HIMMEL

PROLOG

Hallo? Hallo?

Ja, jetzt funktioniert es. Gut.

Ich bin Rarvik Hortventzy, zweiter Geschäftsführer, und spreche eine Warnung aus für jeden, der meine Worte findet.

Die Abenddämmerung bricht jetzt an, für mich zum letzten Mal. Die Sonne ist hinter den westlichen Klippen versunken und hat das Land in Blut getaucht, und nun frisst sich das Zwielicht unerbittlich seinen Weg bis zu mir. Die Sterne leuchten auf, einer nach dem anderen, aber der einzige Stern von Belang scheint Nacht und Tag, Tag und Nacht. Er ist immer bei mir, der hellste Stern am Himmel nach der Sonne. Es ist der Seuchenstern.

Heute habe ich Janeel begraben. Mit meinen eigenen Händen habe ich sie begraben, habe im harten, felsigen Boden gegraben, bis meine Arme vor Schmerz brannten. Als mein Martyrium vollbracht war, als ich den letzten Spaten dieses elenden außerirdischen Drecks auf ihren Kopf geworfen hatte, als der letzte Stein auf ihren Grabhügel gelegt war, da stellte ich mich über sie und spuckte auf ihr Grab.

Es ist alles ihre Schuld. Das hatte ich ihr auch gesagt, nicht nur einmal, sondern sehr oft, als sie dalag und starb; und als ihr Ende nahe war, hatte sie ihre Schuld schließlich auch zugegeben. Es war ihre Schuld, dass wir hierherkamen. Ihre Schuld, dass wir nicht gingen, als wir es noch konnten. Ihre Schuld, dass sie jetzt tot ist – ja, kein Zweifel –, und ihre Schuld, dass ich unbegraben verrotten werde, wenn meine Zeit kommt, mein Fleisch ein Festessen für die Bestien der Dunkelheit und die Flieger und Nachtjäger, mit denen wir einst Handel zu treiben gehofft hatten.

Der Seuchenstern funkelt nur leicht, scheint tief über dem Land in einem klaren, hellen Licht. Das ist falsch, hatte ich Janeel einmal gesagt. Ein Seuchenstern sollte rot sein. Er sollte glühen, sich mit scharlachroter Strahlung umhüllen, sollte Omen für Feuer und Blut in die Nacht hinausflüstern. Diese klare, weiße Reinheit, was hat sie mit Seuchen zu tun? Es war in den ersten Tagen, als unser Charterschiff uns soeben abgesetzt hatte, um unseren stolzen kleinen Handelsposten zu eröffnen, als es uns abgesetzt hatte und dann fortgeflogen war. Damals war der Seuchenstern nur einer von fünfzig Sternen der Magnitude eins an diesem fremden Himmel und kaum auszumachen. Damals belächelten wir ihn, belächelten den Aberglauben dieser Primitiven, dieser zurückgebliebenen Rohlinge, die glaubten, Krankheiten kämen vom Himmel.

Dann wuchs der Seuchenstern. Nacht um Nacht brannte er immer heller, bis er sogar am Tage sichtbar war. Lange vor dieser Zeit hatte die Seuche begonnen.

Die Flieger ziehen ihre Kreise am dunkler werdenden Himmel. Es sind Gleiter, und von Weitem sehen sie sogar schön aus. Sie erinnern mich an die Schattenmöwen meiner Heimat Budakhar über dem glühenden Meer auf dem Planeten Razyar. Nur dass hier kein Meer ist, sondern nur Berge und Hügel und trockene Ödnis, und ich weiß auch, dass diese Flieger gar nicht mehr schön sind, wenn sie einem nahe kommen. Hagere und schreckliche Kreaturen sind sie, halb so groß wie ein Mensch, mit Haut wie gegerbtes Leder, die straff über die seltsamen hohlen Knochen gezogen ist. Ihre Flügel sind trocken und hart wie Trommelfelle, ihre Krallen scharf wie Dolche, und unter ihrer großen knochigen Stirn, die aus dem schmalen Schädel herausragt wie eine gebogene Klinge, sitzen Augen, die grauenhaft rot sind.

Jaleen erzählte mir, sie wären intelligent. Sie haben eine Sprache, sagte sie. Ich habe ihre Stimmen gehört, dünne, schneidende, kreischende Stimmen, die an den Nerven zerren. Ich habe nie gelernt, ihre Sprache zu sprechen, auch Jaleen nicht. Intelligent, sagte sie.

Wir wollten mit ihnen Handel treiben. Oh, sie wollten nichts von uns oder unserem Handel wissen. Sie waren schlau genug, um zu stehlen, ja, und da endete ihre Intelligenz auch schon. Jetzt haben sie und wir etwas gemeinsam: den Tod.

Die Flieger sterben. Die Nachtjäger mit ihren plumpen, verdrehten Gliedmaßen und den knotigen Händen mit den zwei Daumen und den Augen, die in ihren wulstigen Schädeln brennen wie Glut in einem erlöschenden Feuer, oh, auch sie sterben. Sie sind beängstigend stark, und diese seltsamen großen Augen können auch dann in der Dunkelheit sehen, wenn Sturmwolken selbst den Seuchenstern verdecken. In ihren Höhlen flüstern die Jäger von den großen Denkern, den Meistern, denen sie einst dienten, denen, die eines Tages zurückkehren und sie wieder in den Krieg zurückrufen werden. Allerdings kommen die Denker nicht, und die Nachtjäger sterben – genau wie die Flieger, genau wie die anderen, scheueren Spezies, deren Leichen wir in den Feuersteinhügeln finden, genau wie die niederen Tiere, genau wie die Pflanzen und Bäume, genau wie Janeel und ich.

Janeel erzählte mir, dies würde eine Welt voller Gold und Juwelen für uns sein, doch es ist eine Welt des Todes. Hro B’rana war ihr Name in den uralten Karten; ich werde sie nicht so nennen. Sie kannte die Namen aller ihrer Völker. Ich erinnere mich nur an einen – Hruun. Das ist der wahre Name der Nachtjäger. Eine Sklavenrasse der Hrangan, sagte sie, des großen Feindes, jetzt verschwunden, bezwungen vor tausend Jahren, ihre Sklaven verlassen und dem Untergang geweiht. Es war eine verlorene Kolonie, sagte sie, eine Handvoll intelligenter Lebewesen, die Handel treiben wollten. Sie wusste so viel und ich so wenig, aber jetzt habe ich sie begraben und auf ihr Grab gespuckt, und ich kenne die ganze Wahrheit. Wenn sie Sklaven waren, dann waren es sicherlich schlechte Sklaven, denn ihre Herren hatten sie in eine Hölle unter dem grausamen Licht des Seuchensterns gebracht.

Unser letztes Versorgungsschiff kam vor einem halben Jahr vorbei. Wir hätten fortgehen können. Die Seuchen hatten schon begonnen. Die Flieger krochen auf den Gipfeln der Berge, fielen von den Klippen. Ich hatte sie dort gefunden, ihre Haut war entzündet und sonderte Flüssigkeit ab, in ihren ledrigen Flügeln waren große Risse. Nachtjäger mit bläulichen Furunkeln kamen zu uns und kauften Unmengen von Regenschirmen von uns, um sich vor der Strahlung des Seuchensterns zu schützen. Als das Schiff gelandet war, hätten wir fortgehen können. Aber Janeel sagte, dass wir bleiben sollten. Sie hatte Namen für die Krankheiten, die die Flieger und die Nachtjäger tötete. Sie hatte Namen für die Medikamente, die diese Krankheiten heilen würden. Eine Sache zu benennen bedeutet auch, sie zu verstehen, dachte sie. Wir könnten Heiler sein, ihr Vertrauen gewinnen, und unser Glück wäre gemacht. Sie kaufte die gesamten Medikamente, die das Schiff transportierte, und bestellte weitere, und wir begannen damit, diese Krankheiten zu behandeln, deren Namen sie alle kannte.

Als die nächste Krankheit auftauchte, benannte sie auch diese. Und die nächste und die nächste und die nächste. Nun gab es unzählige Krankheiten. Zuerst gingen ihr die Medikamente aus, und auch bald darauf die Namen, und an diesem Morgen habe ich ihr Grab ausgehoben. Sie war eine schlanke, aktive Frau, aber im Sterben wurde sie sehr steif, und ihre Gliedmaßen blähten sich zur doppelten Größe auf. Ich musste ein großes Grab ausheben, um ihre starre, geschwollene Leiche unterzubringen. Ich habe der Sache, die sie getötet hat, einen Namen gegeben: Janeels Seuche nenne ich sie. Ich habe keine Ahnung von Namen. Meine eigene Krankheit ist anders als ihre und hat keinen Namen. Wenn ich mich bewege, jagt eine glühende Flamme durch meine Knochen, und meine Haut ist grau und brüchig geworden. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, finde ich auf meinem Bettzeug Stückchen meines Fleisches, das mir von den Knochen gefallen ist, und Blutflecken von den feuchten rohen Stellen darunter.

Der Seuchenstern steht riesig und hell über mir, und jetzt verstehe ich, warum er weiß ist. Weiß ist die Farbe der Sauberkeit, oh, und der Seuchenstern säubert dieses Land. Jetzt lässt seine Berührung alles verderben und verrotten. Es liegt eine gewisse Ironie darin, nicht wahr?

Wir haben viele Waffen mitgebracht und nur wenige verkauft. Die Nachtjäger und die Flieger können keine Waffen einsetzen gegen diese Sache, die sie bezwingt, und haben von Anfang an mehr Vertrauen in Regenschirme gesetzt als in Laser. Ich selbst habe mich mit einem Flammenwerfer aus unserem Lager bewaffnet und mir ein Glas dunklen Wein eingeschenkt.

Ich werde hier in der Kühle sitzen und meine Gedanken in diesen Kristall sprechen, und ich werde meinen Wein trinken und den Fliegern zusehen, den wenigen, die noch am Leben sind, wie sie am Nachthimmel tanzen und schweben. Von ganz weit weg sehen sie sehr wie die Schattenmöwen über meinem glühenden Meer aus. Ich werde meinen Wein trinken und mich daran erinnern, wie das Meer rauschte, als ich ein Junge in Budakhar war und von den Sternen träumte, und wenn der Wein alle ist, werde ich den Flammenwerfer benutzen.

(Lange Stille)

Mir fällt nichts mehr ein, was ich noch sagen könnte. Janeel hatte immer etwas zu sagen und wusste viele Namen, aber ich habe sie heute früh begraben.

(Lange Stille)

Wenn meine Worte jemals gefunden werden …

(Lange Stille)

Wenn dies hier gefunden wird, nachdem der Seuchenstern wieder abgenommen hat, so wie die Nachtjäger es voraussagen, dann lasst euch nicht täuschen. Dies ist kein fairer Planet, kein Platz zum Leben. Hier ist der Tod, hier sind Seuchen ohne Zahl. Der Seuchenstern wird wieder scheinen.

(Lange Stille)

Mein Wein ist alle.

(Ende der Aufzeichnung)

DER SEUCHENSTERN

»Nein«, teilte Kaj Nevis den anderen energisch mit. »Schluss damit. Verdammt noch mal, wir wären doch echt bescheuert, irgendeines der großen Transportunternehmen mit einzubeziehen.«

»Ach, Quatsch mit Soße«, blaffte Celise Waan zurück. »Wir müssen da irgendwie hin, nicht wahr? Also brauchen wir ein Schiff. Ich habe schon mal Schiffe von Starslip gechartert, und die sind wunderbar komfortabel. Die Besatzung ist höflich und die Küche mehr als angemessen.«

Nevis bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. Er hatte das Gesicht dafür – scharf und kantig, mit streng zurückgekämmtem Haar und einem großen Krummsäbel als Nase, die kleinen dunklen Augen halb verborgen unter großen schwarzen Augenbrauen. »Zu welchem Zweck haben Sie diese Schiffe gechartert?«

»Nun, für Felduntersuchungen natürlich«, entgegnete Celise Waan. Sie pflückte ein weiteres Sahnebällchen vom Teller, der vor ihr stand, hob es geziert zwischen Daumen und Zeigefinger hoch und steckte es sich in den Mund. »Ich habe viele wichtige Forschungen überwacht. Die Mittel dafür hat das Zentrum zur Verfügung gestellt.«

»Lassen Sie mich das noch mal in aller Deutlichkeit klarstellen«, sagte Nevis. »Das hier ist keine Feldforschung. Wir schnüffeln nicht in den Paarungsriten irgendwelcher Ureinwohner herum. Wir buddeln nicht nach irgendwelchem obskuren Wissen, auf das kein vernünftiger Mensch irgendetwas geben würde, wie Sie es normalerweise tun. Diese kleine Verschwörung hier sucht nach einem Schatz von beinahe unvorstellbarem Wert. Wenn wir ihn finden, haben wir auch nicht die Absicht, ihn den zuständigen Behörden zu übergeben. Sie brauchen mich, um die Vorkehrungen auf nicht ganz legalen Wegen zu treffen. Und Sie vertrauen mir so wenig, dass Sie mir erst sagen wollen, wo das verdammte Ding ist, wenn wir unterwegs sind, und Löw hat einen Leibwächter angeheuert. Schön, interessiert mich alles nicht. Aber machen Sie sich eines klar – ich bin nicht der einzige Mann von zweifelhaftem Ruf auf ShanDellor. Hier steht ein riesiger Profit in Aussicht und riesige Macht. Wenn Sie anfangen, sich um die cuisine zu sorgen, dann gehe ich. Ich habe Besseres zu tun, als hier zu sitzen und Ihre Speckröllchen zu zählen.«

Celine Waan schnaubte verächtlich. Sie war eine große, runde, rotgesichtige Frau mit einem lauten, feuchten Schnauben. »Starslip ist eine angesehene Firma«, sagte sie. »Und das Bergungsrecht …«

»… ist bedeutungslos«, sagte Nevis. »Wir haben ein Gesetzeswerk hier auf ShanDellor, ein anderes auf Kleronomar, ein drittes auf Maya, und keines von ihnen hat irgendeine Bedeutung. Und wenn man das ShanDi-Recht anwendet, würden wir nur ein Viertel dessen bekommen, was wir finden, wenn überhaupt. Angenommen, Ihr Seuchenstern-Ding ist wirklich das, wofür Löw es hält, und angenommen, es ist noch funktionstüchtig, dann wird derjenige, der die Kontrolle darüber hat, eine überwältigende militärische Überlegenheit in diesem Sektor haben. Starslip und die anderen großen Transportunternehmen sind genau so gierig und rücksichtslos, wie ich es bin, das verspreche ich Ihnen. Des Weiteren sind sie so groß und mächtig, dass die planetaren Regierungen sie sehr genau beobachten werden. Für den Fall, dass es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein sollte, lassen Sie sich von mir darauf hinweisen, dass wir nur vier sind. Fünf, wenn man die Söldnerin mitzählt«, sagte er und deutete mit einem Nicken auf Rica Morgenstern, die ihn mit einem eisigen Grinsen bedachte. »Ein großes Linienschiff hat allein mehr als fünf Konditoren. Sogar auf einem kleinen Kurierschiff wäre die Mannschaft zahlenmäßig stärker als wir. Wenn die sehen, was wir haben, glauben Sie, dass wir es auch nur eine Sekunde lang behalten dürften?«

»Wenn die uns betrügen, werden wir sie verklagen«, sagte die fette Anthropologin mit dem Hauch eines trotzigen Tonfalls. Sie schnappte sich das letzte Sahnebällchen.

Kaj Nevis lachte sie aus. »Vor welchem Gericht? Auf welchem Planeten? Es würde voraussetzen, dass man uns am Leben lässt, was angesichts der Umstände äußerst unwahrscheinlich ist. Sie sind eine bemerkenswert dumme und hässliche Frau.«

Jefri Löw hatte dem Streit mit unbehaglichem Gesichtsausdruck zugehört. »Halt! Stopp!«, unterbrach er ihn schließlich. »Keine Beleidigungen, Nevis. Nicht so. Wir sind schließlich alle Partner«. Löw war ein kleiner, quadratischer Mann und trug eine Chamäleonjacke von militärischem Schnitt, die mit Ordensbändern von längst vergessenen Einsätzen dekoriert war. Der Stoff sah im schummrigen Licht des kleinen Restaurants grau aus, ein Grau, das zu Löws borstigem, spatenförmig geschnittenem Bart passte. Auf seiner breiten, allmählich kahl werdenden Stirn lag ein dünner Schweißfilm. Kaj Nevis machte ihn nervös, denn der Mann hatte schließlich einen gewissen Ruf. Löw schaute sich hilfesuchend zu den anderen um.

Celise Waan zog einen Schmollmund und starrte auf den leeren Teller vor ihr, als ob ihr Blick ihn wieder mit Sahnebällchen füllen könnte. Rica Morgenstern – die »Söldnerin«, wie Nevis sie genannt hatte – lehnte sich mit einem Ausdruck sardonischer Freude in den hellgrünen Augen im Sitz zurück. Unter ihrem bräunlichen Overall und dem silbrigen Kettenhemd sah ihr langer, durchtrainierter Körper entspannt, ja fast träge aus. Es ging sie nichts an, wenn sich ihre Arbeitgeber Tag und Nacht streiten wollten.

»Beleidigungen bringen nichts«, stellte Anittas fest. Es war schwer zu sagen, was der Cybertech dachte. Sein Gesicht bestand sowohl aus poliertem Metall und durchsichtigem Plastik als auch aus Fleisch und war nur minimal ausdrucksfähig. Die blau schimmernden Stahlfinger seiner rechten Hand waren mit ihren mokkafarbenen fleischigen Gegenstücken der Linken verschränkt. Er musterte Nevis mit den zwei glänzenden silbermetallenen Augen, die sich leicht in schwarzen Plastiksockeln bewegten. »Kaj Nevis hat einige stichhaltige Argumente angesprochen. Er ist auf diesem Gebiet erfahren, wir sind es nicht. Warum hätten wir ihn in dieses Unternehmen einbeziehen sollen, wenn wir nicht bereit sind, auf seinen Rat zu hören?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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