Playmate for the Boss - Tina Keller - E-Book
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Tina Keller

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Beschreibung

Svenja hat den heißesten Boss, den man sich vorstellen kann. Das allein ist schon schwierig genug, doch es kommt noch schlimmer. Ihr Chef Adrian betraut sie mit einer skurrilen Aufgabe: Svenja soll ihm eine Frau für gewisse Stunden suchen! Svenja ist von dieser Aufgabe alles andere als begeistert, denn natürlich wäre SIE gern die Frau, die mit Adrian leidenschaftliche Stunden verbringt. Trotzdem vermittelt sie Adrian tapfer potentielle Bettgefährtinnen, doch die Dates laufen völlig anders als geplant. Adrian erlebt eine Überraschung nach der anderen, aber die größte Überraschung erlebt schließlich Svenja selbst ....

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Kapitel 1 - Svenja

 „Svenja, würden Sie bitte in etwa zehn Minuten zu mir kommen?“

Adrian Verhoeven, mein schöner Boss, nickt mir knapp zu und verschwindet in seinem Office, ohne eine Antwort auf seine rhetorische Frage zu erwarten. Gleich darauf leuchtet die rote Lampe über seiner Telefon-Taste auf.

„Ich könnte niemals für diesen Mann arbeiten“, seufzt meine Kollegin Judith aus der Personalabteilung, die mir gerade einen Besuch abstattet. „Es sei denn, ich würde eine Augenbinde tragen. Obwohl – nein, das ist auch keine gute Idee. Das würde mich nur auf ganz andere Gedanken bringen.“ Sie zwinkert mir zu.

„Du kannst dir sicher denken, auf was für welche.“

„Blinde Kuh?“, frage ich unschuldig, obwohl ich natürlich genau weiß, dass Judith eher Spiele à la Shades of Grey durch den Kopf gehen.

Judith grinst. „Bist du nicht auch ganz wuschig, wenn dieser absolut heiße Typ dir was diktiert und dabei dicht neben dir steht? Deine Vorgängerin hat das ganz verrückt gemacht. Ich glaube, darum hat sie letztendlich auch gekündigt. Sie hat zwar was davon erzählt, dass sie lieber in einem anderen Bereich arbeiten wollte, aber das hat ihr keiner geglaubt. Sie hat es einfach nicht mehr ausgehalten, Tag für Tag diesen scharfen Typen zu sehen und ihm nicht die Klamotten vom Leib reißen zu können.“

„Das halte ich aber für sehr übertrieben“, widerspreche ich. „Natürlich sieht Herr Verhoeven gut aus, aber in erster Linie ist er mein Chef, für den ich arbeite. Als Mann sehe ich ihn eigentlich gar nicht.“

„Du siehst ihn nicht als Mann?“, kreischt Judith unbeherrscht los und ich gebe ihr ein Zeichen, dass sie etwas leiser sein soll.

„Ehrlich, wenn du ihn nicht als Mann siehst, bist du entweder blind oder es stimmt sonst irgendwas mit dir nicht. Niemand ist männlicher als er. Und nennst du ihn echt in Gedanken ‚Herr Verhoeven‘? Für uns alle ist er nur Mister Hot oder Sexbomb. Oder ganz einfach Adrian.“

Misstrauisch blicke ich Judith an. Ich bin noch nicht so lange in der Firma und weiß nicht, ob ich ihr trauen kann. Was will sie von mir? Ich weiß selbst, dass mein Boss höllisch heiß aussieht, denn natürlich bin ich nicht blind. Aber ich finde, dass das nicht hierher gehört und ich versuchen sollte, das irgendwie auszublenden. Er ist mein Chef, ich bin seine Sekretärin, fertig. Wir sind hier nicht bei einem Dating Portal. Alles, was ich will, ist, meinen Job gut zu erledigen. Ich brauche den Job und ich brauche das Geld. Ich muss einfach versuchen, das heiße Aussehen meines Bosses zu ignorieren. Wenn es mir auch manchmal, da bin ich ehrlich, verdammt schwer fällt.

Ich kann es mir nämlich nicht leisten, meinen Job zu verlieren, denn ich brauche das Geld. Leider ist ein Teil des Hauses, in dem ich gewohnt habe, abgebrannt. Meine Nachbarin, die schon sehr alt und ziemlich verwirrt war, hat ihr Bettlaken zum Trocknen auf die Stehlampe gehängt. Durch die Hitze der Lampe fing das Laken Feuer, das sowohl die Wohnung der alten Dame sowie auch meine Wohnung fast komplett vernichtete. Alles, was ich jemals besessen habe, ist weg. Zum Glück hatte ich viele ideelle Werte wie Fotoalben bei meinen Opa, aber meine Wohnungseinrichtung, die ich mir mühsam zusammengespart hatte, ist in Flammen aufgegangen. Das ist sehr bitter, denn jetzt fange ich wieder ganz von vorne an.

Und damit das alles etwas schneller geht, habe ich mir einen neuen Job gesucht. Vorher habe ich als Sekretärin in einer kleinen Druckerei gearbeitet und nicht besonders viel verdient. Dann habe ich eine Stellenanzeige erblickt, in der eine Assistentin für die Leitung eines Fernsehsenders gesucht wurde. Es ist ja bekannt, dass das Fernsehen sehr gut zahlt. Tatsächlich wurde ich vor einem halben Jahr zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Mein Boss war allerdings nicht anwesend, weil er gerade im Ausland war. Ich wusste also nicht, für wen ich arbeiten würde.

Als ich ihm am ersten Tag gegenüber stand, hat mich fast der Schlag getroffen. Ich hatte wirklich noch nie einen dermaßen attraktiven Mann gesehen. Adrian ist groß, enorm gut durchtrainiert, hat ein markantes, überaus männliches Gesicht und total ausdrucksstarke, grüne Augen. Mir ging genau das durch den Kopf, was Judith angesprochen hatte:

‚Hilfe, für den soll ich arbeiten? Das schaffe ich nie. Wenn er mich ansieht, kann ich mir überhaupt nichts mehr merken und werde einen Fehler nach dem anderen machen.‘

Doch dann dachte ich daran, dass ich sehr wohl in der Lage sein sollte, mir alles zu merken, weil ich nämlich dringend das Geld brauchte. Ich besaß keine Möbel mehr und musste mir alles neu kaufen. Also war es sinnvoll, mir einen Job zu suchen, bei dem ich gut verdienen würde. Ich würde ganz einfach ignorieren, dass mein Boss so aussah, als würde er als Model arbeiten.

Zugegeben, am Anfang fiel es mir nicht leicht. Sobald ich ihn sah, bekam ich Herzklopfen und schweißnasse Hände. Er ist einfach ein Mann, dem alle Frauen hinterher sehen. Wenn er einen Raum betritt, drehen sich alle Köpfe nach ihm um. Die Männer gucken neidisch aus der Wäsche, die Frauen haben glasige Augen. Doch mein Mantra „Er ist dein Boss und du brauchst das Geld“ wirkte nach kurzer Zeit. Ich war mehr und mehr in der Lage, mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren und auszublenden, dass die große Versuchung Tag für Tag neben mir stand. Und jetzt klappt es schon ganz gut, finde ich. Vor allem lasse ich mir nicht anmerken, dass ich ihn als Mann ungeheuer anziehend finde. Ich will nicht, dass meine Kolleginnen über mich reden. Ich bin mir nicht sicher, ob Judith mir das alles nur deshalb erzählt, um aus mir heraus zu kitzeln, dass ich Adrian sehr wohl attraktiv finde, damit sie über mich herziehen kann. Ich weiß einfach nicht, ob ich ihr trauen kann.

„Für mich ist er Herr Verhoeven“, entgegne ich kühl. „Bisher hat er mir noch nicht das ‚Du‘ angeboten.“

Judith starrt mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank

„Sag mal, bist du vielleicht lesbisch?“ Sie kräuselt ihre Stirn. „Anders ist dein merkwürdiges Verhalten eigentlich nicht zu erklären.“

Ich überlege, ob ich ihre Vermutung bejahen soll, damit sie mich endlich in Ruhe lässt. Stattdessen hole ich tief Luft.

„Ehrlich, Judith, das ist meine Privatsache und geht dich nichts an.“

Judiths Augen werden kugelrund. Ich kann ihr deutlich ansehen, dass sie es kaum erwarten kann, der gesamten Belegschaft die Neuigkeit mitzuteilen, dass ich auf Frauen stehe. Nichts könnte der Wahrheit weniger entsprechen, denn ich stehe 1000-prozentig auf Kerle. Allerdings ist es schon zwei Jahre her, seit ich einen in meinem Bett hatte, aber das geht niemanden etwas an.

Genau zehn Minuten nach seiner Bitte stehe ich im Büro meines Chefs.

„Schließen Sie bitte die Tür“, fordert Adrian mich auf und ich folge etwas verwundert seiner Anweisung, denn normalerweise bleibt die Tür immer geöffnet.

„Ich habe heute eine besondere Aufgabe für Sie“, beginnt er und sieht mich mit einem Blick an, den ich beim besten Willen nicht deuten kann.

„Ja, bitte?“

Ich zücke meinen Kugelschreiber und schaue Adrian - natürlich nenne ich ihn insgeheim seit dem ersten Tag so - gespannt an.

Er kratzt sich am Kinn.

„Eins vorab, Svenja: Sie können jederzeit nein sagen. Diese Aufgabe ist absolut freiwillig und ich habe vollstes Verständnis, wenn Sie sie ablehnen.“

Erschrocken sehe ich von meinem Block auf. Du liebe Güte, was ist denn das für eine Ansprache? Er hört sich ja so an, als solle ich jemanden um die Ecke bringen. Oder soll ich doch nur seinen Anzug aus der Reinigung holen?

„Dann lassen Sie mal hören“, fordere ich meinen Boss auf. Adrian sieht merkwürdigerweise so aus, als sei ihm sein Anliegen peinlich. Nanu, so kenne ich ihn gar nicht. Normalerweise strotzt er nur so vor Selbstbewusstsein.

„Tja, wie soll ich anfangen?“, fragt Adrian mich und offenbar auch sich selbst. „Es ist ein bisschen schwierig. Um genau zu sein, ist es eine etwas delikate Aufgabe, die Ihre absolute Diskretion erfordert.“

Seine Worte verwirren mich immer mehr. Was um Himmels willen soll ich für ihn erledigen?

„Sie können sich auf mich verlassen“, ermuntere ich ihn. „Selbstverständlich dringt kein Ton nach außen.“

„Das ist gut“, findet Adrian und fährt sich durch sein dunkles Haar. „Das wäre nicht hilfreich für meinen Ruf hier, denke ich.“

Er presst die Lippen aufeinander und schenkt mir einen tiefen Blick aus seinen wunderschönen Augen. Ich kann nicht verhindern, dass mein Herz plötzlich ein paar Takte schneller klopft. Was will er bloß von mir?

Adrian holte tief Luft und stößt sie geräuschvoll wieder aus.

„Also, es handelt sich um Folgendes“, nimmt er einen neuen Anlauf. „Meine letzte langjährige Beziehung ist schon eine ganze Weile her.“

Ich nicke höflich und frage mich, warum er mir das erzählt. Es ist allgemein bekannt, dass er bis vor etwa einem Jahr mit einem Fotomodell liiert war. Sie war nicht nur schön, sondern auch noch intelligent und Vorsitzende einer politischen Partei. Tja, offenbar genauso ein Überflieger wie er, was dann ja ganz gut passte. Gerüchten zufolge waren die beiden drei Jahre lang ein Paar.

„Letztlich waren wir beide beruflich zu stark eingebunden, um wirklich Zeit für eine Beziehung zu haben“, fährt Adrian nachdenklich fort. „Darum ist es schließlich auseinandergegangen. Aber ich möchte Sie nicht mit Details langweilen. Darum geht es auch nicht.“

Er macht wieder eine Pause und ich frage mich, worum es denn nun geht. Er macht es jedenfalls verdammt spannend.

„Es geht darum, dass ich zwar keine Beziehung habe und diese auch nicht wirklich vermisse, aber ….“ Adrian räuspert sich. „Aber natürlich habe ich wie jeder normale Mensch gewisse Bedürfnisse, wenn Sie verstehen, was ich meine?“

Es dauert ein paar Sekunden, bis ich kapiere, was er tatsächlich meint. Als ich es endlich schnalle, werde ich flammend rot. Du lieber Himmel, er kann nicht allen Ernstes mit mir darüber reden wollen, dass er sexuelle Triebe hat?

„Wie ich an der Farbe Ihres Kopfes sehen kann, verstehen Sie sehr gut, was ich meine.“

Jetzt grinst Adrian und mein Kopf wird noch heißer.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Sie mir damit sagen wollen“, flüstere ich verstört und wünsche mir, der Boden würde sich unter mir öffnen.

„Das werden Sie gleich erfahren“, verspricht Adrian mir und sein Grinsen verstärkt sich noch.

„Diese schnöden Bedürfnisse möchte ich gern befriedigen und ich möchte, dass Sie mir dabei helfen.“

„Wie bitte?“

Ich springe auf und lasse vor lauter Aufregung sowohl Block als auch Kugelschreiber auf den Boden fallen. Adrian unterbreitet mir tatsächlich ein unmoralisches Angebot? Ich weiß nicht, ob ich ihm vor Begeisterung um den Hals fallen oder ihm vor Entrüstung eine scheuern soll.

„Entschuldigung, ich habe mich wohl etwas unglücklich ausgedrückt“, rudert Adrian sofort zurück und hebt beschwichtigend die Hände.

„Ich meinte damit nicht, dass Sie höchstpersönlich … nein, so war das nicht gemeint.“

Er verbeißt sich offenbar nur mit Mühe ein Lachen und ich bin ein bisschen beleidigt. Ist das denn so weit hergeholt? Ich meine, ich bin nicht eingebildet, aber ich weiß, dass ich durchaus attraktiv bin.

„Wie war es dann gemeint?“, will ich wissen, während meine Gefühle Achterbahn fahren.

„Nun, um es auf den Punkt zu bringen: Ich möchte, dass Sie mir eine Spielgefährtin suchen“, erklärt Adrian.

„Ich soll Ihnen eine Spielgefährtin suchen?“, wiederhole ich blöde.

„Darf ich fragen, was genau Sie sich darunter vorstellen?“

„Ja, natürlich dürfen Sie das“, erwidert Adrian offenbar sehr erheitert. „Sie suchen mir eine Frau, mit der ich ins Bett gehen kann.“

Hat der Kerl sie noch alle?

„Warum sollte ich das tun?“, rufe ich empört aus. „Das können Sie doch wohl ganz gut selbst erledigen, oder etwa nicht?“

„Das könnte ich schon“, bestätigt Adrian. „Aber ehrlich gesagt habe ich dazu keine Lust.“

„Na, dann kann Ihr Trieb nicht so groß sein“, erwidere ich schnippisch. „Ein bisschen Einsatz sollten Sie vielleicht doch aufbringen.“

„Mir ist der Aufwand zu groß“, erläutert Adrian. „Wie Sie wissen, bin ich beruflich sehr eingespannt und oft im Ausland. Ich habe einfach keine Zeit, mich damit zu beschäftigen.“

„Aber so sehr müssten Sie sich damit nicht beschäftigen“, wende ich ein. „Sie müssten nur in einen Club gehen und könnten dort problemlos jemanden für eine Nacht aufreißen. Da dürften Sie keine Schwierigkeiten haben - so, wie Sie aussehen. Da kommt jede Frau sofort mit.“

Ich beiße mir auf die Lippe. Mist. Vielleicht sollte ich erst denken und dann reden.

„Glauben Sie wirklich?“ Adrians Lächeln vertieft sich. „Ich fasse das mal als Kompliment auf. Vielen Dank.“

„Sie haben sicher einen Spiegel“, kann ich mir nicht verkneifen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für Sie ein Problem darstellen sollte, eine Frau kennenzulernen. Aber das wissen Sie doch selbst.“

„Da haben Sie durchaus recht“, bestätigt Adrian. „Trotzdem ist ein Kennenlernen in einem Club immer mit Komplikationen verbunden.“

„Ach ja, mit welchen denn?“, erkundige ich mich.

Adrian seufzt steinerweichend. Er kann einem wirklich leid tun. Wenn ich Zeit habe, werde ich ihn bedauern.

„Meistens suchen die Frauen die große Liebe, und das kann ich ihnen im Moment nicht bieten. Und in den einschlägigen Clubs trifft man vorwiegend Frauen an, die mich nicht wirklich reizen.“

„Und wie sollte ausgerechnet ich das beurteilen können?“, frage ich ihn kopfschüttelnd. „Ich wüsste doch gar nicht, nach wem ich suchen sollte.“

„Das würde ich Ihnen schon mitteilen“, versichert Adrian. „Sie bekommen eine genaue Checkliste mit auf den Weg.“

„Und dann? Soll ich mich mit den Frauen treffen und eine Vorauswahl treffen?“, sage ich sarkastisch.

Adrian nickt. „Sie haben es genau erfasst.“

„Das war ein Scherz“, empöre ich mich. „Ich kenne Ihren Geschmack überhaupt nicht. Wie sollte ich da eine Vorauswahl treffen können?“

„Das habe ich gerade gesagt“, erklärt Adrian geduldig. „Ich würde Ihnen genau sagen, wonach ich suche.“

„Glauben Sie nicht, es wäre einfacher, wenn Sie selbst suchen würden, anstatt mich genauestens zu briefen?“

Adrian schüttelt den Kopf.

„Nein, das glaube ich nicht. Das ganze Prozedere ist ungemein zeitaufwändig. Eine Anzeige aufgeben, die Zuschriften sichten, eine Vorauswahl treffen, die Frauen nach ihren Präferenzen abklopften, mit ihnen mailen, sie treffen - das alles kostet ungemein viel Zeit, die ich nicht habe. Das würde ich gern delegieren. Ich komme erst im letzten Schritt dazu, bevor ich mit der Auserwählten ins Bett steige.“

Ich bin so perplex, dass mir wirklich die Worte fehlen. Mein Boss will mich ernsthaft damit beauftragen, ihm ein Playmate zu organisieren? Er will, dass ausgerechnet ich ihm eine Frau fürs Bett suche? Ich kann das wirklich nicht glauben. Er muss völlig verrückt sein.

„Natürlich würde ich Sie anständig dafür bezahlen“, beeilt Adrian sich zu versichern und ich finde, dass das Wort anständig in diesem Zusammenhang irgendwie deplatziert ist.

„Wenn ich auf Reisen bin, gibt es hier ohnehin nicht so viel zu tun, da hätten Sie also Zeit. Natürlich können Sie diese Recherche auch nach Feierabend oder am Wochenende betreiben. Ich würde Ihnen das gesondert bezahlen, und ganz bestimmt nicht schlecht.“

Das wiederum ist Musik in meinen Ohren, denn ich brauche das Geld wirklich dringend für neue Möbel. Es wäre fantastisch, wenn ich mir noch zusätzlich zu meinem Job etwas dazu verdienen könnte.

„Wie viel wäre das denn ungefähr?“, höre ich mich gegen meinen Willen fragen. „Haben Sie da schon eine Idee?“

Adrian zuckt mit den Schultern.

„Ich kann Sie entweder nach Stunden bezahlen oder Ihnen einen Pauschalbetrag anbieten. Ich würde Ihnen pro Stunde das Doppelte zahlen, was Sie jetzt verdienen - oder einen Pauschalbetrag von dreitausend Euro bei Erfolg.“

Meine Ohren klingeln. Dreitausend Euro! Das ist ja der blanke Wahnsinn. Damit könnte ich mir sofort ein neues Wohnzimmer kaufen und ein Bett gleich mit dazu. Und, ehrlich gesagt: Es dürfte ein Klacks sein, für so einen schönen Mann eine Bettgefährtin zu finden. Das ist ein leichter Auftrag.

„Das ist eine Menge Geld“, finde ich. „Dafür könnten Sie sich eine Professionelle nehmen und sich die ganze Arbeit sparen.“

Adrian verzieht das Gesicht.

„Dafür habe ich nichts übrig. Frauen, die ihre Lust nur vortäuschen, machen mich überhaupt nicht an. Im Gegenteil: Wenn ich weiß, dass eine Frau nur des Geldes wegen mit mir ins Bett geht, törnt mich das total ab.“

So genau wollte ich es eigentlich gar nicht wissen. Was gehen mich die sexuellen Präferenzen meines Chefs an? Andererseits - wenn ich ihm wirklich ein Playmate suchen soll, gehen sie mich wahrscheinlich sehr wohl etwas an, denn nach irgendwelchen Kriterien muss ich die Dame ja aussuchen.

Mir wird ganz heiß, als ich mir vorstelle, was dieser delikate Auftrag im Detail bedeuten könnte. Wird Adrian mir detailliert mitteilen, auf was genau er im Bett steht, damit ich ihm eine Spielgefährtin suchen kann, die seine Vorlieben teilt? Oder bleibt mir das erspart? Will ich, dass es mir erspart bleibt? Oder bin ich nicht doch neugierig, was mein attraktiver Boss in der Horizontalen so treibt?

„Aber glauben Sie nicht, dass es genauso viel Arbeit ist, mir alle Details aufzutragen, als sich selbst auf die Suche zu machen?“, versuche ich noch einmal, mich aus der Affäre zu ziehen.

„Alles, was Sie mir mitteilen, könnten Sie den Damen gleich selbst sagen.“

Adrian schüttelt den Kopf.

„Nein, das ist viel mühsamer. Es ist eine Menge Arbeit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das erledigen Sie. Die Damen, die übrig bleiben, testen Sie dann vor Ort.“

Mir bleibt kurzfristig die Spucke weg.

„Was meinen Sie damit?“, rufe ich empört aus. „Soll ich etwa mit den Frauen ins Bett gehen oder wie stellen Sie sich das vor?“

Adrian grinst frech.

„Nun, so weit wollte ich eigentlich nicht gehen. Ich meinte damit, dass Sie die Kandidatinnen, die in die engere Wahl kommen, treffen und sich mit ihnen unterhalten. Danach werden Sie sicher einschätzen können, ob sie sich für mich eignen oder nicht. Ich werde Ihnen schon sagen, worauf Sie zu achten haben.“

Er kommt etwas näher und ich rieche den Duft seines atemberaubenden Parfüms, das mich jedes Mal völlig high macht.

„Svenja, wie ich bereits sagte: Es ist eine freiwillige Aufgabe. Sie würden mir damit einen riesigen Gefallen tun, aber natürlich müssen Sie diese Tätigkeit nicht übernehmen. Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn Sie ablehnen.“

„Tatsächlich?“, entgegne ich spöttisch. „Dann würde ich mir ja ewig Vorwürfe machen, dass Sie unbefriedigt durch die Gegend laufen. Kann ich das wirklich verantworten?“

Manchmal sollte ich wirklich meinen vorlauten Mund halten, aber leider fällt mir das immer erst hinterher ein.

Adrians Grinsen vertieft sich.

„Wahrscheinlich nicht. Denken Sie einfach in Ruhe darüber nach.“

„Das werde ich“, verspreche ich mit hochrotem Kopf. „Ich sage Ihnen zeitnah Bescheid, Herr Verhoeven.“

„Wenn Sie mir schon ein Playmate suchen, können Sie mich ruhig Adrian nennen“, zwinkert mein Boss mir zu.

Na, wenn das kein Anreiz ist!

Kapitel 2 - Svenja

 

 „Du sollst deinem Boss eine Frau suchen?“, schreit meine beste Freundin Leonie so laut in den Telefonhörer, dass ich ihn vor Schreck fast fallen lasse.

Adrian - jetzt darf ich ihn sogar offiziell so nennen! - hat zwar von Diskretion gesprochen, aber das gilt natürlich nicht für beste Freundinnen, denen man einfach alles erzählt. „Erzähl es niemandem“ heißt übersetzt „Erzähl es niemandem mit Ausnahme deiner besten Freundin“. Ich glaube, das ist jedem klar, auch Adrian. Außerdem: Wenn ich diese brandheißen - im wahrsten Sinne des Wortes - Neuigkeiten nicht sofort jemandem mitteilen kann, platze ich.

„Da habe ich eine super Idee: dich!“, grölt Leonie weiter. „Da kann er sich viel Arbeit sparen und du dir gleich mit dazu. Schlag doch einfach dich vor!“

„Wie kommst du denn auf diese schräge Idee?“, stelle ich mich dumm, obwohl ich natürlich genau weiß, was sie meint.

Leonie lacht schrill auf.

„Das musst du nicht wirklich fragen, oder? Dass du auf deinen Boss heißt bist, sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock. Und ich bin weder blind noch blöd. Fällt dir nicht selbst auf, wie oft du von ihm schwärmst?“

„Ich habe nur gesagt, dass er ausnehmend gut aussieht“, verteidige ich mich. „Ich habe nie gesagt, dass ich scharf auf ihn bin.“

„Ja, aber nur, weil du dir das selbst verbietest, weil er eben dein Chef ist“, erklärt Leonie mir mein Leben. „Wäre er das nicht, hättest du dich schon längst an ihn heran gemacht.“

„Hätte ich nicht“, widerspreche ich. „Das müsste schon von ihm ausgehen. Ich würde niemals hinter einem Mann herlaufen. Männer mögen das überhaupt nicht. Du weißt doch, dass sie nur dann eine Frau interessant finden, wenn sie sie jagen können.“

„Ja, mir ist durchaus bekannt, dass Männer einen Knall haben“, seufzt Leonie am anderen Ende der Leitung. „Es ist immer nur das begehrenswert, was du nicht haben kannst. So ein Blödsinn. Aber mal im Ernst: Würdest du nicht gern mit ihm ins Bett gehen?“

„Ganz bestimmt nicht“, wehre ich sofort ab. „Wie sollte das dann im Büro mit uns weitergehen? Ich könnte niemals mehr nur seine Sekretärin sein.“

„Das solltest du ja dann auch nicht.“

Ich kann förmlich sehen, wie Leonie von einem Ohr zum anderen grinst.

„Ihr könntet euch zum Beispiel die Mittagspause versüßen oder zwischendurch einen kleinen Sex Snack zu euch nehmen.“

„Du spinnst“, charakterisiere ich meine beste Freundin. „Du hast wirklich eine blühende Fantasie.“

„Ich spreche nur das aus, was du nicht mal zu denken wagst“, erklärt Leonie. „Du willst dir ja nicht mal selbst gegenüber zugeben, dass du deinen Boss nicht von der Bettkante stoßen würdest.“

„Wenn er dort sitzen würde, dann vielleicht nicht“, gebe ich zu, denn man belügt seine beste Freundin schließlich nicht.

„Aber ich würde ihn nicht unbedingt bitten, dort Platz zu nehmen.“

„Und warum nicht?“, lässt Leonie nicht locker.

„Das habe ich doch schon gesagt“, erinnere ich sie. „Weil es unser Verhältnis im Büro komplizieren würde. Außerdem steht das überhaupt nicht zur Debatte. Adrian ist an mir als Frau nicht interessiert.“

„Woher willst du das denn schon wieder wissen?“, erkundigte Leonie sich.

„Das merkt man“, finde ich. „Er sieht mich nie so an, als könne er sich auch nur im geringsten vorstellen, in mir mehr zu sehen als seine Sekretärin.“

Leonie lacht schallend.

„So ein Quatsch“, wiehert sie. „Das weißt du doch gar nicht. Vielleicht ist er total scharf auf dich und lässt es sich nur nicht anmerken. Kann er in seiner Position ja auch schlecht, oder? Er weiß nicht, wie du zu ihm stehst. Du könntest ihn im schlimmsten Fall wegen sexueller Belästigung anzeigen. Das Risiko kann er natürlich nicht eingehen.“

„Das ist alles total an den Haaren herbei gezogen“, stöhne ich. „Er will nichts von mir, und ich will nichts von ihm. Alles, was er von mir will, ist, dass ich ihm eine Spielgefährtin fürs Bett suche. Und ich kann mir jetzt überlegen, ob ich das tue. Dreitausend Euro sind definitiv ein Grund.“

„Das will ich wohl meinen“, stimmt Leonie mir zu. „Außerdem erfährst du so möglicherweise etwas über seine sexuellen Präferenzen. Hach, ist das spannend! Du musst mir unbedingt jedes Detail erzählen. Manchmal beneide ich euch Singles. Bei euch ist immer alles so aufregend. Jeder Mann könnte praktisch der nächste Sexpartner sein.“

„So aufregend ist das Single Leben nun auch wieder nicht“, hole ich Leonie auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Entweder man trifft niemanden oder nur solche Idioten, mit denen man gar nicht ins Bett gehen will. Ich glaube, du hast eine völlig falsche Vorstellung vom Singledasein.“

„Ich wäre manchmal wirklich gern Single“, seufzt Leonie sehnsuchtsvoll. „Weißt du, wenn du schon zehn Jahre mit jemandem zusammen bist, spielt sich im Bett nicht mehr viel ab.“

„Das ist doch nicht so wichtig“, finde ich. „Hauptsache, du hast jemanden, mit dem du reden und lachen kannst und der ein lieber Kerl ist. Und das ist Nils doch auf jeden Fall.“

Leonie seufzt noch einmal steinerweichend.

„Das ist es ja. Er ist manchmal zu lieb.“

„Wie meinst du das?“, erkundige ich mich.

„Findest du die Vorstellung nicht geil, wenn dich ein Kerl packt und so richtig hart rannimmt?“, will Leonie mit leicht heiserer Stimme wissen.

„Oh Mann, ich träume ständig davon. Aber das kann ich mit Nils vergessen. Er ist ein richtiger Schmusebär. Versteh mich nicht falsch: Ich finde das toll und er ist ja auch zärtlich und liebevoll und was weiß ich noch alles. Aber manchmal will man eben einen richtigen Macho im Bett haben, oder? Einen, der zwar ein echter Arsch ist, aber im Bett genau weiß, wo es lang geht.“

„Also, wo es lang geht, wird Nils nach zehn Jahren Beziehung ja wohl wissen“, erwidere ich trocken. „Wenn du es ihm nach all der Zeit nicht beigebracht hast, kann dir auch keiner mehr helfen.“

„Ach, das meine ich doch nicht“, erwidert Leonie ungeduldig.

„Nils ist zärtlich und fürsorglich, aber er ist kein Mann, der mich mal etwas grob anfasst und beim Sex einfach total ausrastet. Verstehst du wirklich nicht, was ich meine?“

„Doch, natürlich. Ich hatte auch mal so einen Mann.“

„Thomas“, erinnert Leonie sich.

„Genau“, bestätige ich. „Im Bett der wilde Hengst, im Beziehungsleben, wenn man das überhaupt so nennen kann, ein Oberarsch. Ganz ehrlich: Da hätte ich lieber einen Schmusebär wie deinen Nils.“

Leonie stöhnt auf.

„Wahrscheinlich hast du recht. Für den Alltag taugt er sicher mehr. Aber fürs Bett wäre so ein Oberarsch genau das Richtige. Ach ja, man kann eben nicht beides haben. Das schließt sich irgendwie aus. Ein Mann, der im Alltag lieb und nett ist, ist im Bett nicht dominant und fordernd.“

„Eben“, pflichte ich ihr bei. „Und deshalb sei du mal ganz zufrieden mit deinem Nils. Ich werde mich demnächst dem Liebesleben meines Chefs widmen, wobei ich selbst außen vor bleibe.“

Leonie lacht.

„Das werden wir noch sehen, meine Liebe. Ich glaube, dass du mehr involviert sein wirst, als du dir jetzt vorstellen kannst. Das habe ich irgendwie im Gefühl. Ich bin gespannt, ob ich recht behalte.“

 

In den nächsten Tagen scheucht mich Adrian genauso herum wie immer und erwähnt sein merkwürdiges Vorhaben mit keiner Silbe. Einerseits bin ich froh darüber, andererseits merke ich zu meinem Erstaunen, dass sich eine gewisse Enttäuschung in mir ausbreitet. Obwohl ich mir versuche einzureden, dass es die Enttäuschung über die dreitausend Euro ist, die ich nun möglicherweise nicht bekomme, ist mir tief im Innern klar, dass es eher die Enttäuschung darüber ist, dass Adrian mich offensichtlich doch nicht in die Geheimnisse seines Liebeslebens einweihen möchte. Spannend und unterhaltsam wäre es ganz sicher geworden.

Aber mein Leben ist auch so spannend genug. Mein Opa hat gerade beschlossen, mit seinen 76 Jahren noch einmal zu heiraten, und zwar eine Ukrainerin, die kaum Deutsch spricht. Das sorgt in unserer Familie natürlich für reichlich Tumult. Die männlichen Verwandten sind alle grün vor Neid und die Frauen unterstellen Svetlana natürlich, dass sie nur auf sein Geld aus ist.

„Was verbindet die beiden eigentlich?“, frage ich meine Cousine Annabel, die diese Neuigkeit gerade erfahren hat. Annabel zuckt lachend mit den Schultern.

„Wenn du ihn fragst, bekommst du die Antwort: Sex“, erwidert sie vergnügt. „Ich glaube, Opa erlebt gerade seinen fünften oder sechsten Frühling. Aber es sei ihm gegönnt. Er wirkt sehr glücklich. Und das ist die Hauptsache, findest du nicht?“

„Auf jeden Fall“, nicke ich. „Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass Sex in dem Alter noch so eine große Rolle spielt.“

„Ich glaube, das ist ein Vorurteil,“ erwidert Annabel zu meiner Überraschung. „Warum soll das im Alter nachlassen? Sex findet vielleicht nicht mehr so häufig statt, aber dass Sex schön ist und gut tut, ist doch wohl unbestritten.“

„Ich erinnere mich nicht mehr“, seufze ich.

Annabel sieht mich neugierig an.

„Wie meinst du das?", erkundigt sie sich. „Hast du etwa keinen?“

Ich hebe die Achseln.

„Nein. Mit wem denn?“

„Mit einem Kerl?“, schlägt Annabel kühn vor. „Ist denn keiner da, der infrage kommt?“

„Nein“, erwidere ich düster. „Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Seit mit Peter Schluss ist, hatte ich genau einen one-night-stand und das war’s.“

„Das mit Peter tut mir echt leid“, sagt Annabel mitfühlend. „So ein mieses Arschloch.“

Peter der Vertreter hat sozusagen zwei Jahre lang ein Doppelleben geführt. Er war als Vertreter oft unterwegs, so dass ich mir nichts dabei dachte, wenn er wenig zu Hause war. Eines Abends hatte er sein Handy vergessen und war zum Sport verschwunden. Als es klingelte, ging ich arglos dran und stutzte, als sich eine Nadine nach ihm erkundigte, denn diesen Namen kannte ich nicht.

„Kann ich ihm etwas ausrichten?“, wollte ich hilfsbereit wissen und griff nach Stift und Papier.

„Ja, du kannst ihm ausrichten, seine Freundin hätte angerufen und würde ihn sehnsüchtig vermissen“, flötete Nadine.

Ich lachte ungläubig auf.

„Da muss eine Verwechslung vorliegen“, glaubte ich. „Offenbar meinst du einen anderen Peter. Dieser Peter hat nämlich schon seit sechs Jahren eine Freundin, und zwar mich.“

„Ich spreche von Peter Hofmann“, erklärte Nadine und in ihrer Stimme hörte ich dasselbe Erstaunen, das auch mich ergriffen hatte.

„Aber das kann nicht sein“, stotterte ich. „Ich meine, du und ich, wir können wohl kaum beide seine Freundin sein, oder?“

Wir schwiegen eine Weile und versuchten, unsere wirren Gedanken zu ordnen.

„Wenn er uns beide belügt und betrügt, dann schon“, krächzte Nadine. „Er ist oft unterwegs und ich sehe ihn nur an einigen Tagen in der Woche.“

„Ich auch“, erwiderte ich tonlos. „Meistens von Montag bis Donnerstag.“

„Und ich von Freitag bis Montag.“

Autsch.

Nadine und ich trafen uns wenige Tage später, ohne Peter zu informieren und tauschten uns aus. Fotos machten deutlich, dass Peter tatsächlich an einigen Tagen mit Nadine zusammen gewesen war und an einigen mit mir. Bevor wir ihn beide vor die Tür setzen konnten, seilte Peter sich ab und zog bei der dritten Frau ein. Ich muss zugeben, dass ich seitdem extrem misstrauisch geworden bin und von Männern nur noch das Schlechteste erwarte, was es nicht gerade einfacher macht, sich auf eine Beziehung einzulassen. Aber zuerst einmal müsste ich einen geeigneten Kandidaten kennen lernen, und nicht mal das gelingt mir.

„Du solltest nicht alle Männer in einen Topf werfen. Ein paar gute sind schon dabei“, versucht Annabel mir Mut zu machen.

„Du weißt, wie es mir ergangen ist. Ich war fünf Jahre mit Lukas zusammen, bis er mich Knall auf Fall verlassen hat. Das war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken. Ich war genauso misstrauisch wie du. Aber dann habe ich mich doch noch mal so richtig verliebt, und zwar mit Haut und Haaren. Und jetzt bin ich mit Carlos ausgesprochen glücklich.“

Ich hole tief Luft.

„Das mag ja sein und ich weiß auch, dass es irgendwo da draußen den Richtigen für mich gibt. Aber es ist eben verdammt schwer, ihn zu finden.“

„Er kommt bestimmt noch“, tröstet Annabel mich. „Meistens ist es Zufall. Ich glaube, wenn man danach sucht, passiert gar nichts. Meistens geschieht es, wenn man nicht damit rechnet.“

„Das sind gute Vorzeichen, denn ich rechne überhaupt nicht mehr damit“, verkünde ich.

Nein, das tue ich tatsächlich nicht. Ich rechne mit gar nichts mehr. Dann werde ich wenigstens nicht enttäuscht.

 

Als Adrian mich wenige Tage später geheimnisvoll zu sich winkt und die Tür hinter sich schließt, ahne ich, was jetzt folgen wird. Mein Herz klopft sofort ein paar Takte schneller.

„Hatten Sie Gelegenheit, über mein Angebot nachzudenken?“, schreckt er mich auf und zwinkert mir zu. Er scheint das Ganze hier auch noch lustig zu finden. Ich hingegen weiß gar nicht mehr, wie ich es eigentlich finden soll.

„So richtig noch nicht“, sage ich ehrlich.

„Dann tun Sie es jetzt“, befiehlt Adrian und setzt sich auf seinen Schreibtisch. Mir fällt nicht zum ersten Mal auf, dass er extrem gut durchtrainiert ist und in seinem dunkelblauen Anzug mit dem weißen Hemd einfach anbetungswürdig aussieht. Die dreitausend Euro sind in null Komma nichts verdient, das ist mal klar.

Seine grünen Augen blicken mich erwartungsvoll an. Wieder rieche ich seinen verführerischen Duft, der mich sanft einnebelt. Bestimmt benutzt er ein Aphrodisiakum, das Frauen völlig willenlos macht. Ich bilde da keine Ausnahme. Sein Blick hypnotisiert mich dermaßen, dass ich erst recht nicht über diese spezielle Aufgabe nachdenken kann.

„Okay, ich mache es“, höre ich mich plötzlich wie in Trance sagen.

Adrian zieht überrascht seine Augenbrauen nach oben.

„Tatsächlich?“, hakt er nach. „Sie haben sich gerade in dieser Minute dazu entschlossen?“

„So ist es“, bestätige ich und kann meinen Blick einfach nicht von seinen muskulösen Oberarmen abwenden, die sich durch den dünnen Stoff seines Hemdes deutlich abzeichnen. Wie es wohl ist, von diesen Armen fest umschlungen zu werden? Oh mein Gott, ich bin eindeutig chronisch untervögelt, was nach zwei Jahren kein Wunder ist.

„Und was hat Sie dazu bewogen?“

„Das Geld natürlich“, sage ich gierig. „Was denn sonst?“

Adrian bemüht sich nicht, sein Grinsen zu verbergen.

„Ach ja, ich vergaß. Natürlich, Geld ist immer ein Argument. Schön. Es freut mich, dass Sie mich tatkräftig unterstützen möchten. Können wir dann sofort mit den Details starten?“

„Ist es so dringend?“, rutscht es mir heraus und ich beiße mir im selben Moment auf die Lippe.

Adrian lächelt süffisant.

„Und wie“, zieht er mich auf. „Ich kann es kaum noch erwarten.“

„Ein bisschen werden Sie sich schon gedulden müssen“, entgegne ich wütend und weiß gar nicht, warum ich plötzlich ärgerlich werde.

Der Gedanke, dass diese starken, muskulösen Arme eine andere Frau im Arm halten, gefällt mir gar nicht.

Moment mal, was denke ich denn da eigentlich? Eine andere Frau? Eine andere Frau außer wem? Außer mir? Bin ich jetzt völlig übergeschnappt?

„Sie sagten selbst, dass die Vorarbeit sehr langwierig ist. Ich muss die Zuschriften sichten, aussortieren, mit den Kandidatinnen mailen, sie womöglich treffen. Das dauert alles eine Zeitlang.“

„Wenn Sie sich beeilen, gibt es einen Eilzuschlag“, witzelt Adrian.

Oder ist das am Ende gar kein Witz? Hat er es wirklich so verdammt nötig? Ich merke, wie mir der Schweiß ausbricht. Ich habe mir bisher wenig bis gar keine Gedanken darüber gemacht, was mein Boss mit seinem Trieb anstellt. Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass er dann und wann eine Frau abschleppt. Wie gesagt dürfte das bei seinem fantastischen Aussehen kein Problem darstellen. Ich finde es immer noch merkwürdig, dass er nicht einfach in eine Diskothek oder einen Club marschiert. Die Frauen würden sich scharenweise auf ihn stürzen. Aber mir soll es egal sein. So komme ich wenigstens zu meinen neuen Möbeln.

„Ja, natürlich, es ist einiges an Vorarbeit nötig“, stimmt Adrian mir zu und seine Augen funkeln.

Verarscht er mich eigentlich die ganze Zeit?

„Sagen Sie, nehmen Sie die Sache eigentlich ernst oder mich auf den Arm?“, will ich wissen.

„Ich nehme die Sache sehr ernst“, bekräftigt Adrian. „Und ich hoffe, Sie tun das auch. Wollen wir jetzt endlich anfangen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“

„Ja“, knirsche ich. „Ich hole meinen Laptop, damit ich nicht alles doppelt schreiben muss.“

„Sehr gut“, lobt Adrian mich. „Immer effizient arbeiten, so ist es richtig.“

Ich merke, dass meine Hände zittern, als ich zwei Minuten später meinen Laptop aufklappe. Ich atme tief durch und blicke meinen Boss erwartungsvoll an.

„Womit starten wir?“, erkundige ich mich.

„Sie geben bei den einschlägigen Portalen eine Anzeige für mich auf“, erklärt Adrian.

„Man gibt heutzutage keine Anzeigen mehr auf“, informiere ich ihn. „Man erstellt ein Profil, das die ganze Welt sehen kann, und wenn es jemandem gefällt, schreibt er Ihnen.“

„Na gut, dann eben so“, erwidert Adrian vergnügt.

Offenbar hat er sich noch nie auf solchen Portalen herumgetrieben. Warum auch, er hat es ja nicht nötig. Ich weiß wirklich nicht, warum er jetzt plötzlich damit anfangen will.

„Gut, beginnen wir mit den Basics“, bestimme ich, damit wir endlich vorwärts kommen.

„Wie soll Ihr Nickname lauten?“

„Das ist mir völlig schnuppe“, erklärt Adrian.

„Der Nickname sagt aber schon viel über Sie aus“, erkläre ich dem Internet Neuling. „Es macht natürlich einen anderen Eindruck, wenn Sie sich Sex Maniac nennen anstatt Kuschelmaus.“

„Ich kann mich weder mit dem einen noch dem anderen identifizieren“, murrt Adrian unwirsch. „Irgendwas dazwischen halt.“

Strafend sehe ich ihn an.

„Sie sind ehrlich gesagt keine große Hilfe. Welcher Nickname trifft Ihren Charakter oder das, was Sie suchen, denn am besten?“

„Wissen Sie, das ist genau das, was ich nicht wollte“, weist Adrian mich streng zurecht. „Über so einen Blödsinn will ich mir nicht stundenlang Gedanken machen müssen. Finden Sie einfach einen Namen, der Ihrer Meinung nach zu mir passt. Sie kennen mich doch ganz gut.“

„Ich kenne Sie aber nicht in der Hinsicht gut, um die es geht“, widerspreche ich.

„Seien Sie nicht so renitent und einfallslos, sondern nennen Sie mich, wie Sie wollen“, erwidert Adrian genervt. „Ich will mich nicht den ganzen Tag mit so einem blöden Namen aufhalten.“

Beleidigt schweige ich. Dann werde ich ihn eben Pupsmaus oder Rohrkrepierer nennen.

„Größe 1,87 m, Gewicht 80 Kilo, sportlich, durchtrainiert“, leiert Adrian herunter. „Aber das sehen Sie ja selbst. Grüne Augen, dunkle Haare, attraktiv. Nein, sehr attraktiv. Warum soll ich mein Licht unter den Scheffel stellen? Was meinen Sie?““

„Das wäre unverzeihlich“, stimme ich ihm spöttisch zu.

Adrian nickt gnädig.

„Finde ich auch. Was müssen Sie noch wissen?“

„Hobbys, Lieblingsessen, Lieblingsfilme“, schlage ich vor.

Adrian winkt ab.

„Völlig irrelevant. Wenn ich mit einer Frau lediglich ins Bett gehen will, ist es egal, ob wir dieselben Lieblingsfilme gucken und dasselbe Essen bevorzugen. Wir wollen schließlich nicht futtern oder in die Glotze starren, sondern uns anderen Dingen widmen. Lassen Sie das einfach aus. Sie müssen nicht alles über mich preisgeben.“

„Soll ich ein Foto von Ihnen hochladen?“

„Das wäre zweckmäßig. Die Frauen sollen wissen, auf was sie sich einlassen. Ich selbst möchte ja auch Fotos haben. Ich werde Ihnen eins mailen.“

„Sehr schön, das nehme ich dann als Bildschirmschoner. Irgendeinen Satz oder ein Motto?“

„Da fällt Ihnen schon was ein“, ist Adrian zuversichtlich. „Wie schon mehrfach gesagt, möchte ich mich nicht mit diesen Details belasten. Genau aus diesem Grund mache ich das nicht selbst, sondern beschäftige Sie damit.“

Klar, eine Sekretärin beschäftigt sich den ganzen Tag mit dem Kram, für den sich der Chef zu schade ist.

---ENDE DER LESEPROBE---