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Jung, dumm, digital. Alt, geil, asozial. Und das dösige Dutzend. Und das dramatische Dutzend. Und das daktyloskopische Dutzend. Und das damenhafte Dutzend. Und das dämmerige Dutzend. Und das dandyhafte Dutzend. Und das drogensüchtige Dutzend. Und das dauerwurstige Dutzend. Und das dawiderredende Dutzend. Und das debarrassierende Dutzend. Und das diatonische Dutzend. Und das dreckige Dutzend. Ist voll, völlig. Fertig.
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Stephen Urbanski
PRO MONO
Ein zwölftes Hamburger Elektrobuch
Redaktion: Jan Krediet
Cover: Götz Göpfert
Support: Jason B. Saiks
Best Boy: Ben Hure
© Urbi et Urbanski Hamburg 2015
Elektrobücher –
TODE$$CHLAGER – Die Charts der Neuen Armut:
TAUBENHHEIM – Erstes Buch Armut
HHAU – Zweites Buch Armut
HHÄRTZCHEN IN DER GRUBE – Drittes Buch Armut
ABSCHAUMDÖRFER – Viertes Buch Armut
DER GESTANK DER GROSSEN WIESE – Letztes Buch Armut
Zweieinhalb Fibeln Anmut – Hamburger Realgrotesken:
GRUHHL (Private Poverty)
HHOOLAHOP (Momentum)
HHUG (Van Hool)
HASPDEHHXXX – Ein Facialbook in Echtzeit
NUUL – Poetry
MAN HUMAN HERE – Ein elftes Hamburger Elektrobuch
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Stüssy! Hamburg ist die Stellplatzpflicht der Welt, so, Gesang. Einerseits. Höre schon meine Mutter im Geiste sagen, ja. Mein Sohn sitzt sich ja jetzt in Vorteilhaft.
Andererseits: Was mag sich hinter „Intim komplett“ verbergen? Und lässt sich eine Geschäftsadresse empfehlen, die am Grasweg liegt? Guten Gewissens, ohne dabei high zu werden? Hätte, hätte, Zigarette? Was, Magen? Wie wärs mit einem Nummernschild? Jetzt? Ja, jetzt, wann denn sonst?
LAU-GE 1887. Ein wahrlich großes deutsches Autokennzeichen.
O
O
O
Ist heut ein Laugenpieper?
Magen, was ist?
Ist heut ein Schmalhans? Sugar me, anyone?
Neu! Japan-Wildleder-Sneakers von Onitsuka Tiger! Dunkelblau! Typ: Freizeitschuh! Falls mal was ist! Falls mal eine Zeit! Frei! Hat! Geschenkt! Geschenkte Japan-Wildleder-Sneakers von Onitsuka Tiger! Dunkelblau! Typ: Freizeitschuh! Sind zu imprägnieren! Bevor man rausgeht in die Luftfeuchte! Stand 4. März: 85 Prozent! Stand 4. Juni: 85 Prozent! Stand 4. September: 85 Prozent! Stand 4. Dezember: 85 Prozent!
Permalink aktivieren: Verwunschen, verwünscht, ist das schon Konsum? Oh, welch große Häuser, in solchen ist man oft allein. Höre meine Mutter im Geiste sagen, ja, mein Sohn ist ja jetzt: Hell-ooo! Ist Hamburg? Die Hochburg? Des Hochmuts? Spermalink aktivieren, schnarr: „(...) gelang es den Einsatzkräften der Feuerwehr Hamburg schließlich, die verunfallte Person aus ihrer Zwangslage zu befreien.“ Darauf einen Brilli im Ohr und die Haare vorne hochgegelt. Kann man so beschreiben, oder? Kann man sagen: Hamburg ist das Sträßchen Strenge im Ortsteil Wellingsbüttel auf der ganzen weiten Welt, so? Disco-Fox schleicht sich an, schnappt zu und jubiliert: „Tenderness! Is the best!“ Diana Ross singt dies Lied mit Strings am Hintern, o, o, o, und das Mädchen in mir! Lässt sein Becken kreisen. Und am Ende dieser Collage zum ersten Male etwas, wenn nicht alles verstanden, nämlich: Den Anweisungen des Pflegepersonals ist Folge zu leisten! Achtung: Stunde! Vorsicht: Musswaffengebrauch! Schüssy? Schüssy, Gefechtslink aktivieren, schnarr: „Wurde der Verwundete Arzt begleitet ins nächstgelegene Krankenhaus verbracht.“ Cut.
Kapitel: So schmeckt die Heimat
(Alles, was gewinnt.)
Kapitel: Die Verplattung
(In der Lage: Berggeschrey.)
Kapitel: Diamantitten
(Ist ja jetzt Matratzenberater / Ist ja jetzt ein Bleisucher / Ist ja jetzt ein – hallo?)
Kapitel: Leistungsglatzen
(Schlechte Leute der Natur.)
Kapitel: Wichtig ist ja jetzt mit Wohlsein
(Ich hab Kopfschmerzen, sage ich, wieso eigentlich? Du hast sie eben, meint einer.)
Kapitel: Haus der Dichtungen
(War viel los?)
Kapitel: WTF
(Btw.)
Kapitel: Pussyble
(Bee Gees auf Pan.)
Kapitel: van Dingenen
(Blow / Boys / Blow.)
Kapitel: Minutensteaks
(Die Dinge sind entschieden.)
Kapitel: Mit dem Willen kommt die Schönheit
(Ich geh mal eben zur Bank.)
Stephen Jonathan Tal. Mein nächstes Alias. Falls mal was ist.
Falls mal eine neue Identität vonnöten sein sollte.
Man weiß ID. Wozu man die.
(Alles, was gewinnt.)
Geräusche an der Haustür, schabend. Und wenn schon, Einbrecher haben keine Chance, nicht bei diesem Sicherheitsschloss. Geräusche im Flur, was, wie? Unmöglich. Unmöglich bei diesem Sicherheitsschloss, denke ich trotz des Toten Meeres im Bassin, meinem Hirn, das träge vor sich hin schwappt. Ich tauche hoch, steige nach oben, zwinge meine Zunge, sich zu artikulieren, Stimmbänder werden angehalten, abgebremst, meine Stimme klingt wie unendlich verlangsamt, ich m. a. m. pfe: Wh. o. a. re. y. ou? Blaues Licht flammt auf, blau wie am Beckengrunde eines Tiefsee-Aquariums, Panik ergreift mich, schnürt mir die Kehle zu, blaues Licht biegt um die Ecke, blaues, kaltes Licht wie von LED-Scheinwerfern kriecht in mein Schlafzimmer, ein angsterfüllt gurgelnd gequälter Schnarchlaut entweicht meinem Mundschlunde, meine Lider sind tonnenschwer, ich reiße sie gewaltsam auf, sehe Adolf Hitler, zwergenhaft, kaum einen Meter groß, sehe Hassrentnerzwerg Adolf Hitler, wie er sich zielstrebig meiner Bettstatt nähert, ganz in Schwarz, Augen erloschen, Bart unehrenhaft ergraut, doch akkurat gestutzt wie von Bildern bekannt, eisblaues Licht wie eine Monstranz vor sich her kegelnd. Ich schieße hoch, höchste Zeit, allerhöchste Zeit, denn ich muss mal.
Dringend-st-st.
Soll dich von deinem Sportdirektor grüßen.
Ah.
Meinte, er hätte in Hoffenheim eine gute Zeit gehabt.
Ah.
Wäre aber jetzt in Hamburg und würde sich dort sehr wohlfühlen.
Datscha die Hauptsache.
Bitte?
Nichts.
Soll dich auch vom Hoffenheimer Trainer grüßen.
Ah.
Wird ja mit RB Leipzig in Verbindung gebracht.
Ah.
Hat das aber umgehend dementiert, er sei ja schließlich noch Trainer in Hoffenheim.
Ah.
Und fühle sich dort sehr wohl.
Schah die Hauptsache.
Bitte?
Nichts.
Soll dich auch von deiner Mannschaft grüßen.
Das ist auch deine Mannschaft.
Bitte?
Nichts.
Mannschaft lässt ausrichten, Hamburg sei ja eine tolle Stadt, sehr schön. Und der HSV ein großer Club.
Ein Traditionsclub.
Richtig, alle würden sich dort sehr wohlfühlen.
Klar, Geld kommt.
Apropos: Soll dich von deiner Bank grüßen. Hat sich mal näher mit deiner finanziellen Situation befasst. Was soll ich sagen, deine Bank fühlt sich ganz und gar nicht wohl damit. Hey Stephen, was los mit dir?
Nichts.
Licht. Liebe. März. Vögel bespielen die Stadt, besingen ihre Größe. Ich hingegen falle auseinander, Zahn brach ab neulich beim Verzehr eines vollen Korns. Zahn hinten unten links, die nächste Krone, die nächste Krönung. Licht. Liebe. Terz. Mein Hintern sitzt im Feuer, Flammen lecken am Nervenkostüm. Mein rechter Arm ist ein Schmerzschwert, es schneidet, spaltet, dringt ein in meine Seelenmitten. Eigentlich sollte ich unterlassen, was ich hier tue: weiter zu schreiben. Musste bereits MAN HUMAN HERE aus Schmerzgründen abkürzen; ist trotzdem ein komplettes, ein rundes, dunkles Ding geworden. Wollte dennoch gleich ganz aufhören, mochte nichts mehr, konnte keine neuen Zeilen dichten, nahm mir vor, die Körperbaustellen aufzuräumen, die Wohnung zu putzen, auch den Balkon, wollte den Frühling auf selbigem verbringen, dort dem Draußen lauschen, den Geräuschen und Lautstärken, wollte auf innere Stimmen warten, auf neue Ideen jenseits von Pose und Prosa, überlegen, einen Ausweg ersinnen, raus aus dem sozialen Dilemma, meiner Zwangslage. Vorsätze hielten nur wenige Tage, dann kam PRO MONO. Licht. Liebe. Lyrik. Denn ich habe mich getäuscht, habe mich all die schröcklich dunklen Jahre hindurch geirrt: Ich bin gar kein Sozialhilfeempfänger, nein, bin ich nicht. Ich bin Künstlersozialhilfeempfänger; ein wesentlicher, ein gravierender Unterschied. Daraus erwachsen Obligationen, ich bin der reinen Kunst verpflichtet; ihr mag es recht sein, genehm oder schlicht scheißegal, ob ich weitermache, mir nicht. Ich muss, ich kann nicht anders, PRO MONO. Außerdem lief mir gestern ein neues Kennzeichen über den Weg: NE-GA 1887. Urbanski, Kunstnigger. Licht, Liebe, Schmerz.
Der astronomische Frühlingsanfang nähert sich mit Lichtgeschwindigkeit, rasch wird es soweit sein. Draußen saust und braust es bereits gewaltig: Diesel gegen Stiesel, Vespa versus Moto Fuzzi, Rhönrad contra Kinderwagen. Zweige knospen, Busen hopsen, die Tage der Schmaldaunen und synthetischen Pelzkragenweiten sind gezählt. Junge Aale umschlängeln einander, darunter die ersten mit Wadentätowierungen, schon bald werden Feierbärtige die Holzkohlen anblasen, werden Würstchen und Nackensteaks verbraten, und all die frühen Osterhasen tanzen Techno auf Bewährung.
Derweil Urbanski ganz andere Sorgen plagen. Urbanski überlegt sein nächstes Alias, denkt über Stephen Rudi Mentär als neuen Namen nach. Denn man muss mit der Zeit gehen, denkt Urbanski, Rudi ist nämlich zurück, Rudi Völler, Rudi Steiner, Rudi Heß, die guten alten Hunnenklassiker feiern ihre Wiederauferstehung als neue deutsche Kindernamen: Hier kommt Rudi Rastlos.
Derweil Iwan der Schreckliche am Rothenbaum umgeht; der Iwan ist schon da. Im Zuge vorauseilenden Gehorsams hat man dortselbst einen kleinen Jungen so genannt, denn man hört ja so viel über Kriege in der Ukraine, quasi in der europäischen Nachbarschaft. Und so kann es nicht lang dauern, bis der Russe tatsächlich vor Hamburgs Toren steht, so, wie von manch Altvorderem weiland befürchtet, da darf man nichts falsch, da sollte man in der Namensgebung seines männlichen Nachwuchses alles richtig machen, alles richtig gemacht haben, wenn die neuen Machthaber die Tennisplätze übernehmen, Schauprozesse gegen den Klassenfeind anberaumt werden, Massenerschießungen drohen. Zaristische Vornamen wie Iwan könnten sich als durchaus hilfreich erweisen, um möglichen Gräueltaten mongolischer Besatzer zu entgehen, wobei nicht wirklich sicher ist, ob der Russe vor Brudermord Halt macht, Aufschlag hin, Gulag her: die Bespannung bleibt.
Irgendwann in naher Zukunft werden auch Namen wie Krimhild oder Mechthild wieder erklingen; spätestens dann ist es an der Zeit, mit dem Iwan über die Rückgabe ehemals deutscher Reichsgebiete zu sprechen, über die Rückgabe Königsberger Klopse, der Kurdischen Nahrung, Nehrung, oder wie das da heißt. Fragt sich Stephen Iwanowitsch Goratschin. Fragt sich Stephen Adam Archangelsk und wechselt die Fronten wie Reifen.
Denn der Frühling fährt vor.
Mit den Rudis im Gepäck.
Miniatur: Brückö.
Miniatur: Leutö.
Miniatur: „Komm, wir nehmen noch einen Absacka.“
Miniatur: Hilfö, Padaborna Dialektika. Drängen sich meinen Ohren auf, sind gekommen, um zu verdrängen, meinesgleichen Sozialschwache aus der Stadt zu jagen. Sind gekommen, um unsere Wohnungen zu besetzen. Sind gekommen, um zu parken.
Dauaparka. Was tun mit denen? Miniatur: Liebö?
Geht das? Funktioniert das? Kann man solchö Leutö lieben?
Solltö man nicht, proböweisö?
Von uns aus zärtlich: Nö.
Miniaturen: Endö.
Aufsteller bei Staples fragt: Warum mehr bezahlen?
Nun, warum nicht? Pro Wertschöpfung. Pro Gewinnmaximierung. Pro Raubtierkapitalismus. Pro asoziale Marktwirtschaft. Wobei, Vorschlag zur Güte: Alle Ehrenmale, sämtliche Denkmäler wärmedämmen lassen, ja, lassen. Falls mal was ist, oder besser: Damit den Armen nicht kalt wird.
Protokoll: Orthopädin spricht von Verdacht auf Frozen Shoulder, von einer Versteifung des rechten Schultergelenks, und ich muss dabei an Eisbein denken. Sie meint, ich hätte sehr wohl die Haltung eines Schriftstellers, so leicht vornüber gebeugt, und wegen der Schmerzen am Unterarm müsse ich zur MRT, denn ihre Röntgenaufnahmen ließen keine eindeutigen Rückschlüsse zu, ob nicht doch irgendwo eine Sehne angerissen sei. Die gute Nachricht wiederum wäre, von einer Verkalkung sei weit und breit nichts zu sehen, sagt die Orthopädin und ihre blendend weißen Zähne blitzen. Ich möge kräftig Ibuprofen schlucken, um zunächst die entzündlichen Spannungen zu bekämpfen, außerdem verschreibt sie mir eine Armspange. Und ich muss dabei an kultischen Keltenschmuck denken, an Ausgrabungen in antiken, untergründigen Erdreichen.
Mumienschanz.
Erinnerungen an den Krankengymnasten vor Wochen werden wach, Protokoll: blitzend weiße Zähne. Protokoll: dessen blühende Gesundheit, dessen geschmeidiges Herumturnen, so, jetzt machen wir dies, so, jetzt machen wir das. Wie fühlst du dich? Wie fühlst du dich? Wie fühlst du dich dabei? Und zuhause bitte dies tun, und im Anschluss daran jene Übung. Und wieder diese blendend weißen Zähne, diese dreisten Demonstrationen jugendlicher Frische. Hör auf, hier so quietschvergnügt rumzuturnen, hatte ich gesagt, hör auf, mich dauernd was zu fragen, ständig auf mich einzuquatschen, mich permanent vollzutexten: Wie fühlt sich dies an, wie fühlt sich das an, wie geht’s dir wie hiermit, wie geht’s dir damit, wie geht’s dir jetzt? Alter, ich hasse dich so sehr, hatte ich gesagt, und er guckte irritiert, weil er die Doppeldeutigkeit, die Anspielung nicht verstand, denn dazu war er noch zu jung.
Die Orthopädin lächelt aufmunternd zum Abschied, wir verlassen uns. Draußen auf der Straße brüllt das Blut der ständigen Stadt, die Schulter schmerzt, und ich muss an die Ruhe im letzten Drittel denken. Die Ruhe im letzten Drittel deines kleinen steifen Lebens bewahren, Urbanski, nur darum kann es jetzt noch gehen, denke ich und trete geschäftig ab.
K-OT 1887, Kennzeichen. Schwarzer Mini steht am Straßenrand geparkt, ein schwarzer Mini One, die Standardausführung, das Sehnsuchtsmodell junger Hamburger Stuten, deren Einstieg in den Aufstieg. Schwarzer Mini ist komplett bekackt. Schwarzer Mini ist voller Taubenscheiße, Tauben sind gekommen über den schwarzen Mini, Tauben haben den schwarzen Mini vollgeschissen. Schwarzer Mini ist verkackt, Placken auf dem Dach, Placken auf der Haube, Placken auf dem Heck des schwarzen Mini, dem Statussymbol, dem Sexsymbol. Placken fressen sich durch den Lack, Placken fressen den schwarzen Mini auf. Bis nichts mehr von ihm übrig ist, nichts, nur noch sein ebener Stellplatz mit dem sauer-scharfen Geruch nach Tod.
Ist eine Taube.
Die Tage werden länger, mein Sehnsuchtslicht beginnt, denkt Urbanski. Die Ruhe im letzten Drittel bewahren, nur darum kann es jetzt noch gehen, denkt Urbanski und –
Rotkohl und Weißkohl müssen ran, sollen an dieser Stelle als, sagen wir, blumige Beispiele für zwei von vier gängigen menschlichen Hautfarben herhalten, stellvertretend für ein wahrlich ernstes Problem: lässt man diese Kreuzblütler liegen, verfärben sie sich nämlich im Laufe der Zeit erst gelb, dann braun und werden irgendwann schwarz. Verfaulen, werden faul; und man beachte die Wörter hinterm Wort, betrachte die Bilder hinterm Bild: demütigend, herabwürdigend allesamt. Anders sähe es hingegen aus, würde Rotkohl in sich verroten, Weißkohl verweißen, dann, und nur dann wäre die Gefahr ein für allemal gebannt, dass sich benachbarte Pigmentierungen im Zweifel nicht oder falsch gesehen, herabgesetzt und benachteiligt fühlen. Diese Thematik, diese Gesamtproblematik birst buchstäblich vor gewaltigem sozialen Sprengstoff, zwar existiert Gelbkohl nicht wirklich, und Schwarzkohl sollte schleunigst, am besten per sofort aus jeglichem politisch korrekten Vokabular gestrichen werden, eine Herkulesaufgabe, die man nicht allein künftigen Generationen überlassen darf, dennoch: gewisse Kräuter und Rüben, um mal ein geflügeltes Wort zu persiflieren, diskriminieren sich in der Summe quasi selbst, kennen hier und heute weder Maß noch Mitte in ethnischen Fragen, in sensiblen Fragen der Ethik. Stelle somit anheim, solch gemeines Gemüse zunächst wärmezudämmen, dann einfach wegzuschmeißen, aus den Augen, aus dem Sinn, basta. Grünkohl läuft an vor Neid auf diese Idee. Kein Wunder, betrifft sie ihn doch ganz direkt, denn Pinkel, wie der Grünkohl im Bremischen genannt wird, schmeckt sowieso erst, nachdem er Frost bekommen hat. Apropos Bremer: Das Wort Braunkohl möchte ich nie wieder hören; wehret den Anfängen.
These: In wenigen Jahren wird das Suchtverhalten, elektronische Medien betreffend, so sanktioniert sein wie das Rauchen. Man wird dann als ungebildet und charakterschwach gelten, wenn man auf sein Smartphone starrt. Sagt ein Hamburger Trendforscher.
Trend: Hamburg verwandelt Straßen rund um die Alster in reine Fahrradstraßen, erhebt allerdings keine Inländermaut. These: In wenigen Jahren werden Autofahrer die Neuen Raucher sein, zumindest in der Stadt. Frage: Über welche Rein-Länder regen wir uns dann auf, wer oder was kommt danach? These: irgendwas, irgendwer, irgendwelche.
Sind ja immer.
Werbung: So schmeckt die Heimat. Werbung: Esst mehr Menschen, mehr Kinder statt Rinder. Werbung: Lass waxen statt wachsen, Wirkung: Glatt ist das Neue Matt. Konzept: Räume statt Bäume, Baum räumt Feld für Geld. Planung: Hamburgs Schwimmoper erst wärmedämmen, dann abreißen lassen. These: Wo der Strom beginnt, muss Wasser nicht mehr fließen, Endfluss fassen: Wasser lässt sich runterladen. Konsumismus: Alle sind geladen.
Alle wollen alles, alles, was gewinnt.
Meditation: Sie töteten sehr viele. Bildunterschrift in einem Hamburger Nachrichtenmagazin. Meditation: Wo die Zeit endet, beginnt die Ewigkeit. Sagt eine Zaunfahne auswärts. Thema: Alttraurige Wärme, Munition: Es wurden sehr viele getötet. Memorandum: Sämtliche Ehrenmale und Denkmäler erst wärmedämmen, dann abreißen lassen. Plan: Sämtliche Städte erst wärmedämmen, dann abreißen lassen. Trend: Sämtliche Städte planieren. Um selbstoptimierte Smartphone-Zombies mit Babys vor der Brust in die Lage zu versetzen, auf veganen Rennrädern ungehindert über elektronische Trümmerwüsten zu rasen, Halt! Entstört über Stock, Stein und Bein zu taumeln, kopfunter auf die Displays ihrer Tablets kotzend, trendforsch, untot, ungebildet und charakterschwach. Bis der Strom endet, das Ende Englisch spricht, die Ewigkeit beginnt. Smartphone-Zombies:
Ich bitte um Verwesung.
Gehen gegen Seelenkrebs. Marschieren gegen Depressionen, an der Alster, um die Alster, über die Alster: Arme rudern lassen, Kilometer um Kilometer abreißen, bewegen, versuchen, den Schmerz rauszulaufen. Antennen ausfahren, dem Gefieder zuschauen, pick, pick, das Würmchen, platsch, platsch, die Kampfbahn, dem vogelwilden Geschnäbel lauschen, tanken, aufsaugen das ultraharthelle Licht, erschnüffeln den Geruch der Wiesen nach Hund und Herrchen, nach Fut und Frauchen. Checken: Abrisse. Da, das Bootshaus des Ruderclubs Hammonia: weg. Da, drei alte Villen einer neulich noch intakten historischen Reihe am Graumannsweg: weg. Da, eine alte Villa in einer weiteren, vor kurzem noch intakten historischen Zeile An der Alster: weg. Das, was die Bomben des Zweiten Weltkrieges, der Brutalismus der Sechziger und Siebziger nicht vermochten wird nun von Investoren erledigt: plattmachen für Profit. Meinen Segen haben sie, ich mag Leute, die was in die Hand nehmen, Dinge, Geld, Projekte, ich schätze sie sehr. Mein Hass trifft eher die Käufer, Fertige, die Fertiges entgegennehmen, die Passiven, die Nutznießer, die künftigen Hausbesitzer, mehr noch, ich hasse deren Mieter, ich verabscheue sie allesamt, ich hasse Mieter generell. Weil sie wohnen. In Wohnungen wohnen, mithin solvent sind, flüssig, als kreditwürdig gelten. Beweis: Wären sie es nicht, schliefen sie in Hauseingängen. Mieter sind der Neue Klassenfeind, mein allzeitlicher Massenfeind, weil sie halt die Mehrheit stellen, schlichtweg in der Überzahl sind. Machtlos bin ich gegen Geld.
Siegen über Seelenkrebs, marschieren gegen Depressionen, an der Alster, um die Alster, über die Alster: Arme rudern, Gedanken rotieren lassen im Kreis, im Wissen, dass es gelaufen ist für mich und meinesgleichen Hartzer: keine Zukunft für uns im Lande der An- und Abmietenden. Nach Hause flüchten, solange ich noch eins habe. TV an, TV spricht von Flüchtlingsströmen, Hamburg 1 sagt, die Stadt wisse nicht wohin mit denen, den Kriegsflüchtlingen, den Traumatisierten vom Balkan, aus Syrien, dem Irak, aus Afrika. Plan entwickeln, wälzte die Tage sogar den, mich einer Initiative anzuschließen, wollte helfen, hanseatische Willkommenskultur aufzubauen, dachte, ich begleite die Armen bei Behördengängen, interpretiere Paralleldeutsch. Verworfen, wäre nicht gut für die Amtsschimmel. Wenn einer wie ich als Flüchtlingscoach dort aufschlüge, ich würde Amtsschimmel schlagen. Züchtigen unmittelbar nach der ersten dummen Bemerkung, die sicherlich nicht lang auf sich warten ließe: „Können Sie sich ausweisen?“
Nein, das Flüchtlingselend ist definitiv zu dicht an meinem eigenen. Dennoch möchte ich zum Allgemeinwohl, zum Lastenausgleich beitragen, und so habe ich eine Idee entwickelt: alle ansässigen Asen raus aus ihren Wohnungen, ab in die Containerdörfer; schließlich muss die Stadt Platz schaffen für die Wirtschaftflüchtlinge, all die jungen Akademiker born in Pada, die es unentwegt hierher verschlägt.
Die Hartzer hingegen sollen die anderweitig Vertriebenen bespaßen, die Asen sollen „Kill the Poor“ von den Dead Kennedys singen, „Jobseeker“ von den Sleaford Mods, oder sich in Luft auflösen, in ultraharthelles Licht verwandeln; keine Ahnung, irgendwas werden sie ja wohl können, oder? Nein. Nicht. Nichts. Denn könnten sie was, hätten sie was anzubieten, dann wären sie keine Asozialen. Mist, Sackgasse, Plan verwerfen. Neu aufstellen, zurück zur Ausgangslage, neues Alias entwerfen: Stephen Refugee. Stefan Ausländer. Steffen Lodger. Erst isolieren, wärmedämmen sein Haus. Dann ausweisen, ihn ausreisen lassen. Fremde Herden freuen sich schon.
Fremdö Heerö Padaborn.
Im Sanitätshaus in der Jarrestraße immerhin die diesjährigen Trendfarben für Stützstrümpfe kennenlernen dürfen: Blutlachenrot, Auamarin, Zitronenjette. Im Sanitätshaus in der Jarrestraße sogar zwei Ellenbogen-Spangen erstanden; zwei, weil ich schlau war, mir je ein Rezept geholt habe, eines vom Hausarzt, das andere von der Orthopädin. Die eine Spange ist grau, ich trage sie dort, wo sie hingehört, fünf Zentimeter unterhalb des Ellenbogenknochens. Die andere ist schwarz, ich ziehe sie über Jackenärmel, befestige sie am Oberarm, betrachte sie als meinen ganz persönlichen Trauerflor.
Im Kernspinzentrum in der Europa Passage an der Binnenalster immerhin das Kühlgeräusch des MRT-Gerätes hören dürfen, bevor es in die Röhre ging: Bassdrum in 4/4, darüber ein Jack-Jack-Jack wie von einer im Flug zersägten Möwe, jeweils auf die 2. Im Sarkophag dann X-Ray-Techno, Gehämmer in diversen Untertonlagen, Gewummer in betörend dröhnendem Funeral Metal, Blutbadschwarz. Im Kernspinzentrum in der Europa Passage an der Binnenalster ist das Tresenpersonal so herrlich desinteressiert, sind die MRT-Assistentinnen von gepflegt-gediegener Hektik, sie reden auf mich ein, ich solle die Formulare ausfüllen, mich in die Kabine begeben, ich möge mich ausziehen bis auf Hose, Hemd und Socken, sämtliche Metallteile ablegen, Scheckkarten auch, denn die würden entmagnetisiert, somit entwertet. Sie spritzen mir Kontrastmittel. Und die Bassdrum in 4/4, darüber ein Jack-Jack-Jack wie von einer im Flug zersägten Möwe, jeweils auf die 2. Und ich hätte vorher auf Klo gehen sollen, und ich hätte mir vorher die Nase putzen sollen. Und nach einer langen Viertelstunde raus aus der Röhre. Und sie reden auf mich ein, ich solle mich flugs anziehen, und dann, und dann, und dann, und ich rufe: Halt! Zuerst muss ich aufs Klo, wo ist das? Da und da und dort und dort, und sie reden auf mich ein, ich möge mich erst anziehen, wieso denn, frage ich, ich trage doch noch Hose, Hemd und Socken, und ich stürze in den Gang, finde die Toilette, sie ist frei, doch leider nicht von Gerüchen, vor mir muss einer gerade erst gekackt haben. Und ich putze mir die Nase, und ich putze Glied und Hintern, bin vollständig betäubt, kehre zurück in die Kabine, lege den Gürtel an, ziehe den Overlift von Bench in Khaki an, die North Face drüber, den Trauerflor, den Seidenschal, die Schuhe, die Onitsuka Tiger in dunkelblauem Wildleder. Setze mein schwarzes US-Army-Cap auf, die Sonnenbrille, tapse zum Tresen, drei Jungsche dahinter so herrlich desinteressiert, niemand guckt, niemand kümmert sich. Und ich stoße einen lauten Pfiff aus, untermalt von einer Bassdrum in 4/4, darüber ein Jack-Jack-Jack wie von einer im Flug zersägten Möwe, jeweils auf die 2. Und eine schaut auf und reicht mir einen großen Umschlag mit Bildern und CD.
Draußen immerhin die Sonne. Draußen immerhin Menschen, die Dinge tun wie Atmen, Hasten, Husten, ihr Tagesgeld verbrennen. Und ich gehe die Binnenalster entlang, weiche Entgegenkommenden aus, kreuze das Ferdinandstor, eine gewaltige Baustelle, und ich lausche der Bassdrum des Verkehrs, Jagd, Jagd, Jagd, und ich gehe die Außenalster entlang, kaufe unterwegs ein Eis, putze die Nase, weiche Joggern aus, begebe mich zur Alsterperle, finde einen freien Platz, setze mich mit Milchkaffee und meinen Röntgenbildern unter all die Erfolgreichen, all die Typen mit den nach hinten gegelten Haaren, all die Tussen im Kurztrench und mit Weinschörlchen in den manikürten Händchen, lausche ihrem lauten Wohlstandsgelächter, ihrem unbefangenen Geplapper, sie reden auf sich ein, sie reden und lachen und reden und holen Luft und in dieser ein Jack-Jack-Jack wie von im Flug zersägten Möwen, und ich dazwischen als politisches Statement: schaut her, Kontrastmittel. Und die Sonne macht irgendwann Feierabend, schleicht sich, geht unter und es wird feucht an den Füßen, allmählich wird es dunkel, das Himmelszelt verfärbt sich in Blutlachenrot, Auamarin, Zitronenjette, erzürnt sich in den Trendfarben der skelettierten Stützbestrumpften.
Und zuhause die Klangkugeln in meiner rechten Hand, die chinesischen Klangkugeln, kling, klang, Ying, Yang, und ich spüre eine tiefe Sehnsucht nach Harmonie und Liebe, doch ich fühle sie nicht, kann sie nirgendwo entdecken, nirgends.
Und dann immer dies Genörgel, Deutsch sei ja so schwer, solch eine komplizierte Sprache. Quatsch, Blödsinn. Hier, Dings, sprich mir nach: Güllebank Weser-Ems, „Ihr Auftrag ist unser Befehl“. Hier, Dings, sprich mir nach: S&A Schädlingsbekämpfung, „eigener Begasungsplatz in Hamburg“. Hier, Dings, sprich ihr nach, der Polizei Hamburg, schnarr: „Haben wir dem Tatverdächtigen ein Vernehmungsangebot unterbreitet.“ Schnarr, herrlich.
Hier, Dings, guck doch mal aus dem Fenster, was siehst du? Richtig, ein Handwerker-Servicemobil, was steht drauf? „Die Wühler kommen.“ Ein Traum, oder? Was ist daran so schwer, was so kompliziert? Deutsch konnten wir Deutschen auch nicht gleich, mussten wir auch erst lernen. Und in der Not frisst der Teufel Fliegen, Freundchen. Wo, sagtest du, kommst du noch mal her? Ah ja, dann vervollständige mal folgenden Satz: Menschen mit Menstruationshintergrund sind für mich –
Ja, bitte? Hier, Dings, ich verstehe dich nicht.
I wanna be adored.
Keine Ahnung, ob sich Ian Brown, der Sänger der Stone Roses, mittags zu einem Schläfchen hinzulegen pflegte; wenn überhaupt, steht man um diese Zeit auf, so als Rockmusiker, so als Künstlermensch, so als Matratzenberater. Um mal zwei, drei gängige Klischees zu bedienen, Vorurteile wohlfeiler Art. Weil sie bequem und naheliegend sind, so schön durchgelegen daher kommen, um mal pfeilschnell durchs Bild zu fliegen.
Oi! Mannday.
I wanna be adored: Ich bin lediglich ein großer deutscher Nornengott, ledig, unbestechlich, unbesiegbar, unersättlich reizenden Röckchen nachsummend. Dennoch müde dann und wann, und wider besseres Wissen zieht es mich am Mannday ins Bett, 13:00 Uhr hin, 14:00 Uhr her; seit der Umstellung auf die Sommerzeit ist es abends eh bis Mitternacht hell, also was? Also was lege ich mich schlafen, wohl wissend, dass sie kommen werden, die Bilder, die Fluten, der Alb. Und da sind wir auch schon, sie und ich in einer Wohnung, in der ich nie war, irgendeine romantisch Verwinkelte, deren Wandflächen mit Streifen von Nikotinpflastern tapeziert sind. Und ich gehe zum Telefon, das nie meines war, und höre die Nachrichten ab vom Anrufbeantworter, den ich nie hatte. Es sind jede Menge Stimmen drauf, die ich kaum verstehen kann, sie klingen wie durch ein Phaserbad gezogen. Ich meine, die Firma Bombardier herauszuhören, gut, welche auch sonst, gibt ja nur die. Denke, geh doch mal zum Rechner, den ich nie besaß, weil Mathe nie meine Sache war, schau mal, ob die Nachrichten vielleicht auch als Mail gekommen sind. Und richtig, ein Fenster öffnet sich, meine Nachrichten werden präsentiert von T minus online, schlecht, schade, dass es nur T minus online gibt, so weltweit gesehen, global betrachtet, da muss mehr kommen, es ist noch Suppe da, wie die Welt und ich wissen. Eine ganze Reihe von Botschaften erscheint, als Erste jene von Bombardier, ob ich noch interessiert sei an der Betreuung einer Nachlesegruppe für Potztausend! Geld! Pro Monat, bar auf den Tisch des Hauses, auf welchen auch immer. Ich lese die anderen gar nicht erst, ich meine, mal ehrlich, was soll danach noch kommen?
Oben in der Leiste fällt mir ein Nupsi in Form eines Käfers ins Auge, ich meine, mal ehrlich, in welcher auch sonst, ich klicke ihn an, ein Programm poppt auf mit der Option, sich die Nachrichten vorsingen zu lassen; ich möge eine Band wählen, ich scrolle runter, suche und finde die Stone Roses. Weil sie und ich adored werden wollen, also was. Auch. Sonst.
Stehe alsbald gegenüber in einer Wandnische, Felix Magath hat derweil am Rechner Platz genommen, Felix ist gern zu Gast in Nikotin gepflasterten Wohnungen. Magath studiert interessiert meine Nachrichten, eifrig Käfer kauend, und nein, das muss man nicht kommentieren, also wird es gelassen, also was? Felix Magath ist nicht allein gekommen, er und ich wissen, allein kommen ist wie zu zweit alleinsam sterben. Felix ist in Begleitung eines großgewachsenen Älteren, eines Weißbärtigen im Blaumann, der unentwegt Wasser spuckt. Ich greife mir einen Blumentopf, obschon ich nie welche hatte, denn Blumen machen mir Angst, greife den Topf, schleudere ihn in Richtung Wassermann, der sich noch rechtzeitig wegducken kann, sodass der Kleinkübel an der Wand hinter ihm zerschellt. Lass es, mault Magath, lass ihn, der Mann ist eine reine Geistesgröße. Hau ab!, schreie ich völlig außer mir, hör auf, meine Wohnung zu wässern! Die Geistesgröße grinst nur, spuckt weitere Fontänen. Ich renne los, der Bärtige rennt los, rennt auf den Flur, raus aus der Tür, ich wate hinterher, er ist schon auf halber Treppe, als ich plötzlich eine Flasche Sekt in der Hand halte, eine, die ich nie besaß, denn Schaumweine machen mir Angst. Ich schleime ans Treppengeländer, lasse die Flasche blindlings sausen, hoffend, dass sie den Spuckspuk trifft und dessen Schädel spaltet. Doch der Geist fängt die Flasche lässig auf, grinst herausfordernd, steigt aufreizend langsam die Stufen hinab, speit unbeeindruckt weiter. Ich erwache, denn ich muss. Die Uhr dreht sich im Kreis, zieht einige, die nicht meine sind. Ich muss, lasse dennoch eine weiße Weile verstreichen, ich meine, mal ehrlich, welche auch sonst?
Ob sich der Sänger der Stone Roses wohl jemals mittags hingelegt hat? Denke, ich rufe mal an, irgendwann zwischen 19:89 Uhr und 19:94 Uhr und frage nach, frage jene Jahre.