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Sehr geehrter Empfänger, das Verfahren wurde eingestellt. Zu unserer Entlastung STEPHEN URBANSKI UNBUCH anbei. Hochachtungsvoll, Ihre Staatsanwaltschaft Hamburg. (Noch mindestens null Zeichen, noch maximal 2.770 Zeichen. Widmung.)
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Stephen Urbanski
STEPHEN URBANSKI UNBUCH
Redaktion: Bernd Beaucoup
Coverdesign: Tom Möller
Support: Jason B. Saiks
Best Girl: Daniela Diy
© Urbi et Urbanski Hamburg 2017
Elektrobücher /
TODE$$CHLAGER – Die Charts der Neuen Armut:
TAUBENHHEIM – Erstes Buch Armut
HHAU – Zweites Buch Armut
HHÄRTZCHEN IN DER GRUBE – Drittes Buch Armut
ABSCHAUMDÖRFER – Viertes Buch Armut
DER GESTANK DER GROSSEN WIESE – Letztes Buch Armut
ZWEIEINHALB FIBELN ANMUT – Hamburger Realgrotesken:
GRUHHL (Private Poverty)
HHOOLAHOP (Momentum)
HHUG (Van Hool)
HASPDEHHXXX – Ein Facialbook in Echtzeit
NUUL – Poetry
MAN HUMAN HERE – Ein elftes Hamburger Elektrobuch
PRO MONO – Ein zwölftes Hamburger Elektrobuch
KNSTNGGR – Neue Dramen Hamburg-Nord
OINOWSKI – Elektrobuch
BAAL III – Elektrobuch
FUSSBALL UND TOD – Elektrobuch
ELISABETH WELTKRIEG – Elektrobuch
HERINGSKUSS – Elektrobuch
facebook.com/stephen.urbanski.75; urbi-et-urbanski.tumblr.com;
@urbieturbanski
Jede Gesellschaft bekommt die Ereignisse, die sie verdient.
Kapitel 1: Deutsche Heldensagen.
Kapitel 2: German Parrot.
Kapitel 3: Beschuss- und Ansprengversuche.
Kapitel 4: Tätschelbackpfeifen.
Kapitel 5: Geh nicht.
Kapitel 6: September 2017.
Kapitel 7: Oktober 2017.
Kapitel 8: November 2017.
(Ton hat Feierabend.)
German Parrot (1).
German Parrot (2).
German Parrot (3).
German Parrot (4).
German Parrot (5).
German Parrot (6).
German Parrot (7).
German Parrot (8).
German Parrot (9).
German Parrot (10).
German Parrot (11).
German Parrot (12).
German Parrot (13).
German Parrot (14).
German Parrot (15).
Siehst du nicht, dass ich schwanger bin!?
Daniela Diy, nehme ich mal an?
Richtig, guten Morgen, Bernd Beaucoup.
Moin, du führst dich hier ja gleich mal ordentlich ein; Schocksatz, was soll der? Feministischer Aggrosatz, will sein Gegenüber von vornherein in die Defensive drängen, warum? Selbstgerechter Rechtesatz, nimmt sich alles Recht der Welt heraus, mit welchem Recht? Ich sage dir mal was: Dann bist du eben schwanger, na und? Was geht mich das an? Richtig, nichts. Stelle anheim, lieber über den Autor zu sprechen, ist unverfänglicher, hat auch wesentlich mehr Unterhaltungswert, okay? Ich stelle fest: HERINGSKUSS ist gerade mal einen Tag alt, und schon sitzt er wieder am Rechner, beginnt dieses Heft, warum? Wieso gönnt er sich und uns nicht mal eine Pause?
Sorry, wer ist denn damit gemeint, mit „uns“? Wir? Wir sind doch noch ganz frisch dabei, uns kannst du doch nicht meinen.
Wir sind er, und er ist wir. Er verkörpert alle Menschen.
Du meinst, er ist auch mein ungeborenes Kind?
So ungefähr, ja. Glückwunsch übrigens, was wird es denn?
Ein Mensch.
Ein Mensch, verstehe. Ein Mensch wird zu allen Menschen, richtig?
Richtig, Bernd. Und entschuldige bitte meinen dummen Einstieg.
Auf gute Zusammenarbeit, meine Liebe.
Auf uns, auf alle Menschen.
HERINGSKUSS; ich habe die zwanzig besten Sätze herausdestilliert und in den Netzwerken veröffentlicht:
„Kannst du bluten? Denn das wirst du.“ / „00:26 Uhr, irgendetwas sitzt noch in den Bäumen und singt für mich.“ / „Liebe deinen Gelbklinker wie dich selbst.“ / „1961 war ich einundsechzig.“ / „Der Tod ist eine Erbsensuppe von der Bundeswehr.“ / „Du weißt, dass du ein bestimmtes Alter erreicht hast, wenn eine Bäckereifachverkäuferin versucht, dir ein Kastenweizen anzudrehen.“ / „Schnitt, taumelndes Konsumfleisch: Wer bin ich, wo bin ich, was muss ich kaufen?“ / „So, Joe.“ / „Dein Ja gefällt mir.“ / „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör bei Koran.“ / „Chucks; tragen oder anbehalten?“ / „Da fährt einer mit Wurst.“ / „Ich mag sie, ich mag sie alle, ich mag ohnehin alles, was ich mag.“ / „Lass ihn doch, er will dazugehören.“ / „Gott sei alten Häuten glatt. Falten wir nun die Hände.“ / „Legalisiert den Alkohol.“ / „Am längsten Tag des Jahres kam der Brief.“ / „Ich gewinne den Kampf um die Bank vorm Waschcenter am Mundsburger Damm; ich begebe mich dorthin, wenn der Regen fällt.“ / „Autos sind übrigens wie Frauen und Fischfrikadellen: Die teilt man nicht. Die verleiht man nicht. Die besitzt man.“ / „Stephen Urbanski sagt: Seele. So viel dazu muss sein.“
HERINGSKUSS; ich habe die zwanzig besten Headlines herausdestilliert und in den Netzwerken veröffentlicht:
Lidl, du geile Sau. / Helme und Rouladen. / Deutschlands letzter Autofahrer. / Christen sind auch nur Faschisten. / Blendax (Wehe allen Mädchen). / ROW-DY 311, deutsches Kennzeichen. / Stuhlgang, der große Gleichmacher. / Männer, die auf Geschirrspülmittel starren. / Hoolspiegel. / Gleich bleibt die Uhr stehen. / UV-Ultras. / In Deutschland ist alles Diebstahl. / Lauwarme Cola mit Haut. / Wahnsinn saugen. / Bezauberndes Zeug. / Papierflieger. / Dankbar zahlen. / Analphabet. / Punkt am Ende. Von Nordmende. / Mira! Mira! Mira!
Einer schrieb: „Ich kaufe die 2, 3, 7, 13, 19. Bitte die Sendung gleich fertigmachen.“ Ich antwortete: „Geht gestern noch raus, versprochen.“ Was lustig war, war witzig, die Antwort. Wir haben’s gern gehoben albern in den Sozialen.
Unter uns launig Digitalen.
HERINGSKUSS; ich musste mich vom Berliner Augenpaar „entfreunden“; und über diesen und andere Ausdrücke wird noch zu reden sein. Ich ging hin und sagte, HERINGSKUSS sei fertig; ich bat um einen Korrekturdurchlauf, um eine erneute „Kleinfehlersuche“. Antwort: „Du, ist mir zu anstrengend.“ Was ich persönlich nahm. Was ich als Affront betrachtete. „Du, ist mir zu anstrengend.“ Der Tonfall, er behagte mir nicht, er schmeckte mir nicht, er stieß mir übel auf; ich mag mich nicht brüskieren lassen, von niemandem. Erst recht nicht von intimen Kennern meiner Lebenswirklichkeiten, die ich weiß Gott nicht jedem auf die Nase binde. Was sehr wohl etwas mit Rücksichtnahme zu tun hat, mit Stil. Ich hab’s gern warm unter Künstlern, Kunstschaffenden, Freischaffenden, Freigeistern. Und kommt man mir kalt, reagiere ich entsprechend; gehört zu meiner Überlebensstrategie. Danke für alles, Augenpaar Berlin.
Menschen kommen und gehen, meinte Jason lapidar. Durchmarsch, meinte Jason. Normal, meinte Jason, nimm es nicht so schwer. Hochverrat, sagte ich. Richtig, sagte ich, wir sind alle freiwillig hier, sagte ich. Und ich muss auf Freiwilligkeit setzen, auf reinen Goodwill, denn ich kann niemanden bezahlen. Keinen Korrekturleser, keinen Grafiker, keinen Netzwerker, keinen Promoter. Das ist das Problem, sagte ich. Das ist unser Problem, meinte Jason. Auch darüber wird noch zu reden sein.
RA-BE 554, deutsches Kennzeichen.
Was alles so stehen gelassen wird da draußen, Bierflaschen, Wodkaflaschen, sogar ein Glas von „Hipp“, dieser Babynahrung. Das ist ja wohl die Höhe, findest du nicht, Daniela? Klar, Baby füttern, dabei telefonieren oder rauchen oder beides, Baby satt, zack, Bäuerchen, zack, Glas irgendwo hinstellen, zack, Glas einfach stehen lassen auf irgendeiner Mauer! Das sind doch wertvolle Rohstoffe! Rohstoffe, nicht wirklich nachwachsender Natur! Außerdem besteht Verletzungsgefahr! Ich hoffe, du wirst nicht auch so eine von denen, Daniela.
RA-BE 554, deutsches Kennzeichen, Bernd.
Hab ich gehört, und, ist damit?
Ich dachte, ich bringe mal ein neues Nummernschild ein zum Einstand. Steht er doch drauf, dein Autor!
Das ist auch dein Autor, davon mal ab. Und nein, dieses Heft soll eines gänzlich ohne werden, sagt er. Zur Abwechslung mal keine Beschilderung, sagt er. Man muss auch mal was ändern sollen, sagt er.
Auch keine Nornen? Von wegen Raben und so?
Nein, auch keine Schicksalsvögel der Edda mehr, sagt er. Genug davon. Jetzt, wo die Laune noch gut ist, sagt er.
Hält der doch sowieso nicht durch! Wenns denn nicht seine Bettelgänge zum Amt sind, wenn ihn nicht sein leeres Konto angrinst, also spätestens, wenn der Herbst grüßt, ein erster Hauch von Sterben in der Luft liegt, glaube mir, dann geht es wieder los mit den krächzenden Todesboten. Ich bin eine Frau.
Du bist eine Frau, so, so, was du nicht sagst.
Ich bin eine Frau, ja!
Haben Schwangere so an sich.
K-IM 1981, deutsches Kennzeichen.
Wie gesagt, STEPHEN URBANSKI UNBUCH soll ein Heft ohne Nummernschilder werden, eines ohne Geschichten, hergeleitet von Blechschildern an irgendwelchen Blechkisten mit oder ohne TÜV-Plakette. Außerdem fiele mir zu Kim auch nichts ein. Außer Kim Novak vielleicht, Schauspielerin, Hauptdarstellerin in Alfred Hitchcocks „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“. Außer Kim Fisher vielleicht, Schlagersängerin. Außer Kim Wilde vielleicht, ebenfalls Schlagersängerin und Wichsvorlage aller Jungs, die 1981 zwölf waren. Im Gegensatz zu mir; 1981 war ich einundachtzig, demzufolge etwas weiter. Fortgeschritten.
Außer „Kim – Für Männerhände viel zu schick“, die Frauenzigarette aus den Siebzigern. Außer Kimme und Korn. Und ja, STEPHEN URBANSKI UNBUCH soll ohne Flintenweiber auskommen, ohne Militarismus und Gewaltanspielungen. Wir wollen das neue Heft in die Hand nehmen, es soll unspektakulär werden, unaufgeregt, es soll langweilig werden. Urnchen erzählte unlängst von einem Mann mit Gitarre in der Berliner S-Bahn, der ins Abteil platzte und rief, er sei Argentinier! Und ob es Deutsche gäbe? In dem Abteil? Woraufhin ein Fahrgast meinte, es säßen nur Europäer. In dem Abteil. Woraufhin Lionel zur Gitarre griff und die deutsche Nationalhymne anstimmte, mit hörbar spanischem Akzent die erste Strophe sang. Langweilig. So in etwa stelle ich mir STEPHEN URBANSKI UNBUCH vor. Unbeteiligt. Unauffällig. Unaufdringlich. Unpatriotisch.
K-IM 1981, deutsches Kennzeichen.
Keine weiteren Nummerngirls.
Nicht in diesem Heftchen.
Allen alles.
Jetzt, wo die Laune noch gut ist.
„Caligula“, Bordellbetrieb.
Schild sagt: Taxen willkommen.
Allen alles.
Jetzt, wo noch Sommer ist.
Hamburg, 23.07.2017.
Neunzehn Grad, bedeckt.
Sommerferien, die großen.
Hamburg ist ausgeflogen.
Hamburg steckt im Stau.
Hamburg hat ein Recht auf Stau.
B-BC 7076, deutsches Kennzeichen.
Berlin steckt im Stau.
Alle stecken im Stau.
„Caligula“, Bordellbetrieb.
Samenstau willkommen.
Stephen Urbanski, German Parrot.
Plappert alles nach.
Was ihm so durch den Kopf geht.
Allen alles erzählen.
Jetzt, wo die Laune noch gut ist.
Allen Menschen alles Liebe wünschen.
STEPHEN URBANSKI UNBUCH.
Mission hat begonnen.
„David Beckham: Beyond“ sagt: Du bist mir zu anstrengend, und ich bin jetzt mal alle.
Stephen Urbanski, German Parrot, sagt: Ich gebe nicht auf. Jetzt, wo die Laune noch gut ist.
„David Beckham: Beyond“ sagt: Ich wurde dir zum Geburtstage geschenkt, ich ließ dich ein Vierteljahr gut riechen, denn ja, ich bin ein Duschgel. Doch nun bin ich mal alle.
Stephen Urbanski, German Parrot, sagt: Am Tag, als ich den HERINGSKUSS beendete, ging es mir sehr schlecht. Wieder mal ein Baby großgezogen, nur, um es dann ziehen lassen zu müssen wie all die anderen zuvor. Abschiedsschmerz, ein bohrender. Trennungsschmerz, ein stechender. Ich gebe nicht auf.
„David Beckham: Beyond“ sagt: Du riechst nach Schweiß, wie kommt das? Das ist mir zu anstrengend, und ich bin jetzt mal alle.
Stephen Urbanski, German Parrot, sagt: Solider Angstschweiß, Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Alter. Angst vor der Mehrheit und deren Geld. Radius erheblich eingeschränkt, wirkungsohnmächtig, lebenslänglich eingesperrt bei Wasser und Not. Die Einsamkeit des Erfolglosen. Ich gebe nicht auf.
„David Beckham: Beyond“ sagt: Hier riecht´s nach Selbstmitleid. Das ist mir zu anstrengend, und ich bin jetzt mal alle.
Stephen Urbanski, German Parrot, sagt: Am Abend des HERINGSKUSS rief mich Frederik an. Er hatte einen Film gesehen und wollte mir den besten Satz daraus zurufen. Ich sagte: Frederik, mein alter Freund, ich schmecke Stahl. Und ja, hätte ich welchen, würde ich von ihm Gebrauch machen, sofort und auf der Stelle. Ich kann nicht mehr, sagte ich. Ich mag nicht mehr, ich will nicht mehr. Ich gebe nicht auf.
„David Beckham: Beyond“ sagt: Und, wie lautete denn nun dieser ominöse beste Satz? „Du bist mir zu anstrengend, und ich bin jetzt mal alle“?
Stephen Urbanski, German Parrot, sagt: Der beste Satz lautete: „Das erledigen die Drohnen.“ Ich gebe nicht auf.
„David Beckham: Beyond“ sagt: Aus welchem Film? Aus „Der ist mir zu anstrengend, und ich bin jetzt mal alle“?
Stephen Urbanski, German Parrot, sagt: Welcher Film? Oh, das tut mir so leid wie nur möglich, aber das weiß ich nicht mehr. Ich gebe nicht auf. Jetzt, wo die Laune noch gut ist.
Ford.
STEPHEN URBANSKI UNBUCH; der Titel liegt bereits seit dem 25.11.2015 vor, Zeitpunkt: 22:06 Uhr. Da waren viele noch am Leben: David Bowie, Prince, Uwe Kopf, meine Ma. 25.11.2015; einen Tag darauf verstarb die jüngere Schwester meiner Mama, meine Tante. Auf deren Beerdigung „Time To Say Goodbye“ in der Version von Luciano Pavarotti gespielt wurde vom Tonband. Was mich wiederum zu KITSCHFOTZE, der Titelzeile inspirierte. KITSCHFOTZE als gestaltetes Cover liegt seit dem 08.08.2016 vor; da lebte Muttern schon nicht mehr. Eintrag in meinem Buchkalender vom 08.08.2016: „Ihr müsst jünger aussehen.“ Dieser hübsche Satz steht KITSCHFOTZE voran; ich werde den Titel machen irgendwann in 2019. Jung sieht er aus, der Titel.
STEPHEN URBANSKI UNBUCH; das Cover liegt bereits seit dem 25.11.2015 vor, da waren viele noch am Leben. Und erst jetzt komme ich dazu, es mit eben jenem Leben zu füllen, denn die Laune, sie ist noch gut. Was sich ja sehr schnell ändern kann. Und mit Sicherheit auch wird, wenn der Herbst grüßt, ein erster Hauch von Sterben in der Luft liegt, der diesigen, der nebligen, der feuchten, der modrigen. Tot, tot, tot sind alle meine Fötzchen. Ford, wir fahren Ford. Wir gehen an die Arbeit, jetzt, wo die Laune noch gut ist. „Lass die Unterlippe nicht so hängen, sieht nicht gut aus, macht dich debil“, meinte mein schöner schwarzer Mond neulich. Unterlippe hängen lassen, Stahl drauf legen, dachte ich. Ford. Wir fahren Ford.
Ford, wir fahren Ford, mein lieber Bernd Beaucoup. Frühmorgendliche Nachricht: Ich bin ja gar nicht schwanger, nicht einmal ein bisschen!
Ford, wir fahren Ford, meine liebe Daniela Diy, welch eine schöne „News“, wie man neudeutsch sagt in Detroit. Es laufen ohnehin schon zu viele Mongos frei herum da draußen, da musst du nicht auch noch schwanger gehen. Apropos Mongo, lass uns über den Autor sprechen, einverstanden?
Einverstanden.
Nun gut, er hat sich anders „aufgestellt“, „positioniert“.
Interessant, wir hören!
STEPHEN URBANSKI UNBUCH: Er ist zwar „am Start“, er „liefert“ nach wie vor, aber nichts mehr vorab, heißt: Er wird nichts mehr aus dem laufenden Prozess heraus veröffentlichen, keinerlei Postings mehr auf Tumblr, Facebook und dergleichen!
Klingt „spannend“, „ich bin dabei“!
Obschon er ganz ordentliche Reichweiten erzielte in den vergangenen paar Jahren, seit er sich mit seinen Kreationen öffentlich und somit nackt machte. Allein via Twitter waren es etliche Zehntausend, je nach Hashtag. „Content Marketing“, man muss „Geschichten zur Geschichte“ erzählen, Daniela Diy! Wie lautet deine Story denn?
Meine Geschichte lautet: Man muss sich täglich neuen „Herausforderungen“ stellen, mein lieber Bernd Beaucoup!
Jetzt machst du mich glücklich, das setzt „Emotionen“ frei! Das müssen wir „feiern“!
„Genau“.
„Liefern“, Daniela!
„Abliefern“, Bernd!
„Genau“!
„Genau“!
AC-H 319, deutsches Kennzeichen, Bernd.
Hallo, Daniela.
Hallo, Bernd, ich weiß jetzt, warum er sich von dem Berliner Augenpaar „entfreundet“ hat.
Nun ja, aus guten Gründen, nehme ich mal an.
Richtig, weil nämlich „Du, ist mir zu anstrengend“ wie „Du bist mir zu anstrengend, und ich bin jetzt mal alle“ klingt.
Komisch, erinnert mich an ein Duschgel irgendwie. Apropos Duschgel, ich hole dich nachher ab, bitte denk dran.
Ja, aber komm mal etwas früher, dann wird’s auch nicht so teuer.
Das verstehe ich jetzt nicht, Daniela.
Geht mir ähnlich, Bernd.
Dann ist ja schlecht, Daniela.
Ich bin eine Frau, Bernd.
Dann ist ja gut, Daniela.
Außerdem dürfen in diesem Heftchen keinerlei Kennzeichen mehr stattfinden, bitte denk dran, Bernd.
Du meinst, wir fahren Ford, nur ohne Nummernschilder? Dann wird’s auch nicht so teuer?
Richtig, herzlichen Glückwunsch.
Danke, Daniela.
Immer wieder gern, Bernd. Ich bin eine Frau.
Ach, Daniela.
Ich bin vorhin auf eine Rumkugel gekommen.
Rumkugeln bestehen aus Kugeln und Rum.
Deswegen heißen sie auch so.
Dies nur der guten Ordnung halber.
Ich bin vorhin auf eine Rumkugel gekommen.
Okay, worauf auch sonst?
Okay, warum auch nicht?
Stephen Urbanski, German Parrot.
Pladdert alles voll.
Plappert alles nach.
Alles, was ihn heiß macht.
Alles, was ihn scharf stellt.
Ob nun drinnen oder draußen.
Draußen gesehen:
„Grabenlose Rohrreinigung.“
Gelesen, verstanden:
Gnadenlose Rohrreinigung.
Okay, warum auch nicht?
Den Rest erledigen die Drohnen.
Neuen Tastaturbefehl erfunden: Copy and shop.
Und nein, ich werde nichts mehr vorab veröffentlichen, im Gegenteil, ich werde sämtliche Blogs stilllegen: Wordpress, Tumblr, Ello. Gut, Tumblr vielleicht nicht gleich, da hat Jason recht. Jason meint, warte noch, nur nichts überstürzen. Wer weiß, wozu man den Blog noch brauchen kann, meint Jason. Frisst ja kein Brot, meint Jason. Ist ja ein billiger Gast, meint Jason. Aber die anderen kommen weg, sage ich. Ich will das alles los sein. Man muss auch mal was ändern sollen, sage ich. Ich will eine professionelle Homepage, verdammt noch mal.
Neuen Computerladen aufgemacht: Floppy and Paste.
Facebook und Twitter, die Accounts behalte ich. Ab und an mal sinnloses Zeug posten, so was wie „Hab ich dich heute schon gefragt, wie schwer du bist?“; allen Adipösen gewidmet. So was wie „Wir zwei gehen nirgendwo hin“; allen armen Schweinen gewidmet. So was wie „Bild sprach zuerst mit dem Toten“; derart alt und doof, dass es schon wieder neu ist, und neu und doof passen in die Zeit. Ansonsten mal kommen lassen, sich mal rar machen, die Damen und Herren sollen anfragen, was los ist, wo die Storys bleiben. Vorgelegt habe ich schließlich genug in den vergangenen Jahren: Überschriften, Wortspielereien, Zeilen, Sätze, Gedankengänge, ganze Labyrinthe. Nun möchte ich mal was hören: Stephen, was ist, was ficht dich, wo bist du?
Neuen Italiener eröffnet: Copy and Pasta.
Hier bin ich, und hier bleibe ich auch.
Und esse eine Pizza Homepage.
Geschnitten? Unbedingt!
Das nächste Nummernschild lautet A-FN 3397. Beim übernächsten Ton des Zeitzeichens ist es ein deutsches Kennzeichen.
Gute Güte, Daniela!
Was denn!?
Kennzeichen dürfen wir ja nicht mehr, aber der Rest deiner Ausführung ist wahrlich mehr als poetisch korrekt, Respekt!
Bernd.
Was denn!?
Ich mag es, wie dein Autor an dieses Heft herangeht, geradezu zärtlich für seine Verhältnisse.
Das ist auch dein Autor, davon ab. Aber du hast wie immer völlig recht, dieses Heftchen fühlt sich jetzt schon anders an als sämtliche seiner Vorgänger. Man muss auch mal was ändern sollen, meinte er ja, und es sieht ganz danach aus.
Hängt womöglich mit dem 25.11.2015 zusammen, denn solange gibt es diesen Titel ja schon: STEPHEN URBANSKI UNBUCH. Da waren viele noch am Leben, die ihm etwas bedeuteten. Entsprechend zartfühlend geht er nun heran an dieses schwarze Bändchen.
Bowie, Prince, Uwe Kopf, sein verstorbener Freund und Romancier, seine Mama. Stimmt, ich teile deine Ansicht, Daniela.
Aber geteilt wird nichts mehr daraus, vergiss das nicht!
Gefällt mir auch, dies neue Konzept. Mal loslassen, mal gar nichts unternehmen im Hinblick auf Likes oder Kommentare. Nur dies Bändchen schreiben und ruhig bleiben, abwarten und Tee trinken. Man kann nämlich nichts erzwingen, in der Liebe nicht, beim Geld nicht. Heißt nichts anderes, als dass der Erfolg kommt, wann er will. Oder eben nicht.
Stimmt, dann bleiben die Belohnungen halt aus.
Richtig, dann ist das eben so.
In sich ruhend zur Ruhe kommen.
Richtig, ohne gleich zu sterben.
Du sagst es, Daniela. Ohne den Sendebetrieb gleich einzustellen, um noch einmal aufs obige Kennzeichen zurückzukommen. Die wir ja nicht mehr dürfen. Was läuft denn so auf AFN? Bowie? Prince? Kopf? „Mamma mia“? Und gibt es die BBC eigentlich noch? Fragen über Fragen, meine liebe Daniela.
Die Sonne fühlt sich nicht, die Sonne geht zum Allarzt, der Allarzt nickt verständnisvoll und sagt: Ja, du dauerst mich. / Der Allarzt stellt der Sonne einen gelben Schein aus, der Allarzt schreibt die Sonne für einige Tage krank. / Die Sonne zieht sich in ihre Privatgemächer zurück. / Dauerregen übernimmt. / Hamburg unter Wasser. / Hamburg verliert den Glauben an den Sommer. / Einer nicht, einer ist ein Künstler, er guckt sich das mittlere Drittel eines historischen Wohnblocks auf der Veddel aus; Plakette unten rechts an der Fassade sagt: „Zerstört 1943, 1950 Aufgebaut.“ / Der Künstler sagt: „Veddel vergolden.“ / Aufwerten mit Blattgold. / Die Kulturbehörde jubelt. Die Kulturbehörde bezuschusst das Projekt mit 85.000 Euro. / Aufwerten. Der Hausbesitzer jubelt. / Der Künstler geht hin und versieht die Klinkerfassade mit Blattgold. / Aufwerten. Die Mieter jubeln nicht. / Aufwerten. Die Anwohner jubeln nicht. / Aufwerten. Es kommt zu Wortgefechten. Farbbeutel werden geworfen. Die Presse jubelt. / Aufwertung abgeschlossen. / Die Hedgefonds können kommen. /
Die Sonne ist geknickt. Die Sonne geht zum Allarzt und lässt sich krankschreiben. Allarzt stellt der Sonne einen gelben Schein aus. Die Sonne zieht sich für einige Tage zurück. / Dauerregen übernimmt, ertränkt den Alltag. / Alltag unter Wasser. Alltag verzweifelt am Sommer. / Urbanski nicht. / Urbanski ist guten Mutes. Urbanski berauscht sich an seiner neuen Aufgabe. / Urbanski sagt: Es war eine hübsche Idee, zwei Stunden nach HERINGSKUSS gleich das nächste Büchlein zu beginnen. / STEPHEN URBANSKI UNBUCH: Der Schwarze Block unter den Büchern. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. / In den Nächten träumt Hamburg, in den Nächten träumt die Veddel von solarverträglichen Lösungen aller Probleme mit Blattgold. /
Ungeborenes Leben so ansprechen, wie Ungeborene angesprochen werden möchten, Bernd.
Das Licht verändert sich, Daniela. Das Licht, es geht zurück, die Tage werden merklich kürzer. Zehn Uhr abends Licht an.
Ungeborene so ansprechen, wie ungeborenes Leben angesprochen werden möchte, Bernd.
Ich werde die Blauen Stunden vermissen, das Mooding, das Yearning, das Spiegeln des Lichts einer untergehenden Sonne in Fenstern, ein orgiastisches Strahlenmeer, Farbenspiele voller Sehnsucht nach Vergebung, die späte Bitte um göttliche Gnade, von allerlei Blattgold verheißungsvoll zurückgeworfen.
Ungeborenes Leben so ansprechen, wie Ungeborene angesprochen werden möchten, Bernd.
Vogelstimmen sind auch nicht mehr zu hören, kaum noch.
Ungeborene so ansprechen, wie ungeborenes Leben angesprochen werden möchte, Bernd.
Hier und dort mal ein Zirpen, welches sich rasch umschaut, dann ängstlich verstummt, weil es sich fehl am Platze fühlt.
Ungeborenes Leben so ansprechen, wie Ungeborene angesprochen werden möchten, Bernd.
Keine Konzerte mehr in der Morgendämmerung.
Ungeborene so ansprechen, wie ungeborenes Leben angesprochen werden möchte, Bernd.
Keine abendlichen Arien mehr.
Ungeborenes Leben so ansprechen, wie Ungeborene angesprochen werden möchten, Bernd.
Es gibt keine Romantiker mehr, ich bin der letzte.
Ungeborene so ansprechen, wie ungeborenes Leben angesprochen werden möchte, Bernd.
Bald werden sie kommen und über uns herfallen, Daniela.
Ungeborenes Leben so ansprechen, wie Ungeborene angesprochen werden möchten, Bernd.
Die Heuschrecken, Daniela. Licht aus.
HH 004017, deutsches Ausfuhrkennzeichen.
„Digger, du fährst mit Negerkorn.“ „Was?“ „Ja, und so riechst du auch!“ „Was?“ „Digger, du fährst mit Schrot und Korn aus Afrika, wird dort angebaut, geerntet und verschifft und hier angelandet. Wird hier im Hafen raffiniert, wird zu Biodiesel, Digger, erzähl mir doch nix!“ „Was?“ „Digger, bist du fett oder bist du schwanger? „Bio-Neger?“ „Digger, du fährst.“
HH 004017, deutsches Ausfuhrkennzeichen.
Hör nicht hin. Nimm nichts wahr. Blende sie aus, alle.
HH 004017, deutsches Ausfuhrkennzeichen.
STEPHEN URBANSKI UNBUCH wird ein Bändchen ohne Blech.
Deutsche Heldensagen (1).
Deutsche Heldensagen (2).
Deutsche Heldensagen (3).
Deutsche Heldensagen (4).
Deutsche Heldensagen (5).
Deutsche Heldensagen (6).
Deutsche Heldensagen (7).
Deutsche Heldensagen (8).
Deutsche Heldensagen (9).
Deutsche Heldensagen (10).
Deutsche Heldensagen (11).
Deutsche Heldensagen (12).
Deutsche Heldensagen (13).
Deutsche Heldensagen (14).
Deutsche Heldensagen (15).
„Äääää!“; Kreischkind.
Unwillen allerorten.
Aufsässigkeiten allüberall.
Dies nicht, das nicht.
„Äääää!“; Kreischkind.
Ziert sich, will nicht.
Ein wenig mehr Konzilianz wäre angebracht.
Umgänglichkeit, Kompromissfähigkeit.
Mal offenen Herzens auf den Anderen zugehen.
Ihn auch mal abholen durchaus.
Bei seinen Befindlichkeiten.
Miteinander, nicht gegeneinander.
Konfrontationen im Keime ersticken.
Konflikte schlichten mit ruhiger Hand.
„Äääää!“; Kreischkind.
Weigert sich, verweigert sich.
Stimmen flüstern: „Faustfick auf dem Billardtisch.“
Stimmen flüstern: „Arschlöcher, ausgefranst wie Bombentrichter.“
Stimmen flüstern: „Sex nach sechs, Analsex mit dem Sandmännchen, bekannt aus Funk und Fernsehen.“
„Äääää!“; Kreischkind.
Sträubt sich, will nicht.
Dies nicht, auch das nicht.
Mund zu, es zieht.
Oralsex mit dem Sandmännchen.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Er liebt seinen schönen schwarzen Mond, die da neulich meinte: Ich mag keinen Klinker, der ist mir zu dunkel. Ich mag weiße Stadtpaläste. Woraufhin er sie als Rassistin bezeichnete. Was sie wiederum belächelte. Herrlich, ich liebe diesen Humor, er ist subtil und intelligent, er ist sehr unterhaltsam.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Das muss jetzt schnell gehen, Daniela: Mond. Lass sie nicht gehen, meinte Uwe Kopf einmal. Niemals, meinte unser Autor.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Schreiben. Uwe Kopf sagte: Du bist so fleißig wie Balzac, aber trinkst du auch so viel Kaffee? Uwe Kopf konnte die richtigen Fragen stellen, Daniela.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Kaffee. Tabak. Schreibgras.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Gesucht wird das nächste gute Wort.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Inspiration durch kluge Köpfe.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Gesundheit. Er war beim Arzt, musste sich spritzen lassen, linke Schulter, Gelenkentzündung. Kein Wunder bei seinem exzessiven Arbeitspensum. Energie. Antrieb. Ehrgeiz. Aufgabe.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Arzt. Man sprach über Hubschrauber, über den Boeing CH 47 „Chinook“, diesen amerikanischen Militärhubschrauber in den Tagen des G20-Gipfels. Arzt erzählte von zweien, die zu wirklich sehr, sehr dunkler Stunde unbeleuchtet über der Außenalster kreisten. Beängstigend, meinte der Arzt, wie im TV-Krieg, wie im Irak. Ich vermisse die Nächte der Helikopter, meinte unser Autor. Man umarmte und verabschiedete sich.
Nur teuer ist geheuer, Bernd.
Solche Sätze haben ihren Preis, Daniela.
D-PA 3088, deutsches Kennzeichen, Bernd.
Sex mit Nummernschildern, verboten. Sex mit Fitness, der Kampf gegen Besenreiser wird fortgesetzt. Sex mit Titten und Familie, Daniela. Sollen wir eine Pressemitteilung vorbereiten?
Das musst du mir erklären, mein lieber Bernd Beaucoup.
Muss ich? Gut, Nummernschilder dürfen wir nicht mehr. Gut, Besenreiser, eine Unterform der Krampfadern, vornehmlich an weiblichen Waden. Fitness: Krieg der Tanten dagegen, man läuft über Beton. Titten und Familie: Drüsenfleisch einsetzen im Kampf um den Mann fürs Leben. Ihm die Schmutzsau vorspielen, ihn damit um den Finger wickeln. Abschleppen lassen, einfangen. Schwängern lassen, zack, Familie. Schluss mit der Schmutzsau, her mit der gemeinsamen Steuererklärung. Bügeleisen im Wirtschaftsraum. Abgebügelt, Weltbild Ende.
Stimmt, es gibt keine echten Punks mehr. Keine linken Skinheads mehr. Psychobillyboys, sie knien vor Karossen und polieren den Mercedes-Stern. Früher wurde so was abgebrochen und sich um den Hals gehängt. Trophäenjäger, Reimbanditen.
Zwanzigjährige Hip-Hopper haben bereits Kinder.
Von dreißigjährigen Neo-Hippiemädchen.
Mit Rastalocken, frisch von der Uni.
Astafari, BWL.