Psychologie und Logik: zur Einführung in die Philosophie - Elsenhans, Theodor - kostenlos E-Book

Psychologie und Logik: zur Einführung in die Philosophie E-Book

Theodor, Elsenhans

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The Project Gutenberg EBook of Psychologie und Logik, by Theodor ElsenhansThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.org/licenseTitle: Psychologie und Logik       zur Einführung in die PhilosophieAuthor: Theodor ElsenhansRelease Date: December 16, 2013 [EBook #44442]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK PSYCHOLOGIE UND LOGIK ***Produced by Norbert H. Langkau, Peter Becker and the OnlineDistributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

Anmerkungen zur Transkription:

Der Originaltext war in Fraktur gesetzt und enthielt Text in Antiqua. Im Text wurden folgende Änderungen vorgenommen: S. 55 "Selbstberrschung" in "Selbstbeherrschung" geändert.S. 110 "die einzelne Modi" in "die einzelnen Modi" geändert.S. 122 "demseben" in "demselben" geändert.S. 141 "184/95" in "1894/95" geändert.

Sammlung Göschen

Psychologie und Logik

zur Einführung

in die

Philosophie

Für Oberklassen höherer Schulen und zum Selbststudium

dargestellt von

Dr. Th. Elsenhans

Mit 13 Textfiguren

Vierte, verbesserte Auflage

Zweiter Abdruck

Leipzig

G. J. Göschen'sche Verlagshandlung

1904

Alle Rechte, insbesondere das Übersetzungsrecht, von der Verlagshandlung vorbehalten.

Herrosé & Ziemsen, Wittenberg.

Inhaltsverzeichnis.

Einleitung.Seite§1.Aufgabe und Einteilung der Philosophie7§2.Überblick über die Geschichte der Philosophie9§3.Die Bedeutung der Psychologie und der Logik11Psychologie.§4.„Empirische” und „rationale” Psychologie14Abschnitt 1. Seele und Körper.§5.Die verschiedenen Ansichten über das Verhältnis von Seele und Körper15§6.Die Eigentümlichkeit der körperlichen und der geistigen Erscheinungen17§7.Das Nervensystem19Abschnitt 2. Die einzelnen Elemente des Seelenlebens.§8.Die sogenannten „Seelenvermögen”201. Das Erkennen.§9.Die Empfindung21§10.Vorstellung und Wahrnehmung24§11.Der Verlauf der Vorstellungen25§12.Die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis30§13.Die Arten der Vorstellung und das Denken32§14.Die Vorstellung eines zusammenhängenden Weltganzen342. Das Fühlen.§15.Wesen und Arten des Gefühls39§16.Die körperlichen Gefühle41§17.Die geistigen Gefühle42§18.Unterschiede des Gefühls nach Stärke und Dauer44§19.Der Verlauf und die Verbindung der Gefühle44§20.Das Lebensgefühl und die Stimmung46§21.Die Temperamente48§22.Selbstgefühl und Mitgefühl49§23.Die Bedeutung der Gefühle503. Das Wollen.§24.Die unwillkürlichen Bewegungen52§25.Der Trieb und das eigentliche Wollen55§26.Die Freiheit des Willens57§27.Die Ausdrucksbewegungen59§28.Übung, Gewohnheit, Charakter62Abschnitt 3. Die Abhängigkeit der einzelnen Elemente der Seele voneinander.§29.Die Abhängigkeit der einzelnen Elemente voneinander64Logik.§30.Die Aufgabe der Logik67I. Teil: Elementarlehre.1. Die Begriffe.§31.Der Begriff und seine Merkmale69§32.Inhalt und Umfang des Begriffs71§33.Klarheit und Deutlichkeit des Begriffs72§34.Die Arten der Begriffe722. Die Urteile.§35.Das Wesen des Urteils74§36.Die traditionelle Einteilung der Urteile75§37.Die zusammengesetzten Urteile79§38.Übersicht der Urteilsarten813. Die Schlüsse.§39.Die Grundgesetze des Denkens85A. Der unmittelbare Schluß.§40.Der Schluß aus einem Begriff88§41.Die Konversion90§42.Die Kontraposition92§43.Die Umwandlung der Relation93§44.Die Subalternation93§45.Die Äquipollenz94§46.Die Opposition94§47.Die modale Konsequenz96§48.Der Wert der unmittelbaren Schlüsse96B. Der mittelbare Schluß.§49.Wesen und Formen des mittelbaren Schlusses98§50.Allgemeine Gesetze über die Erfordernisse der kategorischen Schlüsse100§51.Die erste Figur103§52.Die zweite Figur105§53.Die dritte Figur107§54.Die vierte Figur108§55.Die logische Form des Schlußsatzes im Verhältnis zu den Prämissen109§56.Der wissenschaftliche Wert der Syllogismen110§57.Der hypothetische Schluß113§58.Der disjunktive Schluß115§59.Die zusammengesetzten und die verkürzten Schlüsse117§60.Fehlschlüsse und Trugschlüsse118§61.Der Induktionsschluß121§62.Der Analogieschluß122II. Teil: Methodenlehre.§63.Die Aufgabe der Methodenlehre1231. Die Begriffsbestimmung.§64.Wesen und Arten der Begriffsbestimmung124§65.Fehler der Begriffsbestimmung1252. Die Einteilung.§66.Das Wesen der Einteilung126§67.Arten und Fehler der Einteilung1273. Der Beweis.§68.Der Beweis und seine Arten129§69.Auffindung und Fehler des Beweises1304. Der Fortschritt der Wissenschaft.§70.Die verschiedenen Methoden131§71.Das induktive Verfahren132§72.Das deduktive Verfahren136§73.Die Verbindung von Induktion und Deduktion und die Hypothese137§74.Das System138Literatur140Namen- und Sachregister143

Einleitung.

§ 1. Aufgabe und Einteilung der Philosophie.

Die Philosophie ist die allgemeine Wissenschaft, welche den Zweck hat, Sicherheit, Einheit und Zusammenhang im Gesamtgebiet unseres Wissens herzustellen. Auch die einzelnen Wissenschaften entspringen diesem Bedürfnis, aber ihr Gebiet ist ein beschränktes und sie gehen teils von Voraussetzungen aus, die sie nicht näher prüfen, teils gelangen sie zu Resultaten, die nicht miteinander übereinstimmen. Die Philosophie prüft jene Voraussetzungen und sucht durch Verarbeitung der Resultate der Einzelwissenschaften den Zusammenhang der gesamten Erfahrungswelt zu erforschen.

Auf demselben Wege gelangt der denkende Mensch zu philosophischer Betrachtung. Er stößt auf Widersprüche in dem Wissensstoff, den er im Glauben an fremde Autorität angenommen oder selbständig sich angeeignet hat, und findet bei näherer Selbstbesinnung, daß sein Wissen auf unbewiesene Voraussetzungen sich stützt und ungelöste Widersprüche in sich schließt.

Die Philosophie teilt sich nach den zwei großen Gebieten der Erfahrungswelt: Natur und geistiges Leben, in eine Philosophie der Natur und in eine Philosophie des Geistes. Die letztere beschäftigt sich als Psychologie mit dem allgemeinen Wesen des Geistes, wie es an jedem einzelnen Menschen beobachtet werden kann, als Philosophie der Geschichte (im weitesten Sinn) mit dem menschlichen Geistesleben, wie es als Resultat gemeinschaftlicher Tätigkeit der Menschen in Gesellschaft und Geschichte sich entwickelt.

Unter den geistigen Erscheinungen treten aber einige besonders hervor, deren Wichtigkeit für Leben und Wissenschaft, wo sie zur Aufstellung von zu befolgenden Regeln führen, eine gesonderte Behandlung empfiehlt. So wird das richtige Denken in der Logik, der ästhetische Geschmack in der Ästhetik, das sittliche Bewußtsein in der Ethik, das religiöse Bewußtsein in der Religionsphilosophie zu Gegenständen einer besonderen Wissenschaft gemacht. Diese psychologischen Tatsachen treten in der Geschichte als geistige Mächte, als Hauptelemente der menschlichen Kultur auf: Wissenschaft, Kunst, Sitte, Recht und Staat, Religion; oder, sofern sie durch ein verwirklicht gedachtes Ziel wirken, als Ideale: Wahrheit, Schönheit, Sittlichkeit, Vereinigung mit der Gottheit. Doch erfüllen Philosophie der Geschichte und Psychologie ihre Aufgabe nur in beständiger gegenseitiger Ergänzung, und beide Standpunkte der Betrachtung müssen deshalb auch in jeder Geisteswissenschaft zusammenwirken.

Aber der Zweck der Philosophie gestattet nicht, bei der Trennung der Gebiete stehen zu bleiben, er schließt vielmehr die Aufgabe in sich, auch Natur und Geist, auch jene verschiedenen Richtungen des Geisteslebens nach ihren letzten Zusammenhängen untereinander zu untersuchen und auf einen einheitlichen Grund zurückzuführen, die Aufgabe der Metaphysik. Diese alle andern abschließende Wissenschaft beschäftigt sich daher mit der Frage nach der Anwendung der Denkgesetze auf die wirkliche Welt und deren Bedingungen und Grenzen (Erkenntnistheorie), nach der Gültigkeit der Allgemeinbegriffe, die wir der Betrachtung der Dinge zu Grunde legen: Sein, Veränderung, Raum und Zeit, Ursache und Zweck, und endlich mit der Gottesidee, soweit sie nicht bereits auf Grund der Erkenntnistheorie als für das philosophische Erkennen unerreichbar angesehen wird.

§ 2. Überblick über die Geschichte der Philosophie.

Die Geschichte der Philosophie ist eine Geschichte der Versuche, die § 1 bezeichneten Aufgaben zu lösen.

Die erste selbständige Philosophie findet sich bei den Griechen. Die ionischen Naturphilosophen (um 600 v. Chr.) fanden den einheitlichen Urgrund der Dinge in einem Urstoff, z. B. Thales im Wasser, die Pythagoreer in Maß und Zahl, die Eleaten im reinen Sein im Gegensatz zur scheinbaren Vielheit der Dinge, Heraklit im endlos sich verwandelnden Feuer, die Atomisten in den gleichartigen, kleinsten, unteilbaren Stoffteilchen mit ihrer verschiedenartigen Ordnung, Gestalt, Lage und Bewegung. Erst für Anaxagoras war das Ganze der Welt das Werk eines vernünftigen Wesens, des Geistes. Die bisher einfach vorausgesetzte Erkennbarkeit der Welt wurde aber von den alles bezweifelnden Sophisten bestritten und mußte von den großen Philosophen der Folgezeit neu begründet werden.

Mit diesen, mit Sokrates, Plato und Aristoteles erreichte die griechische Philosophie ihren Höhepunkt. Sie machten den Menschen selbst und sein Denken zum Gegenstand der Untersuchung. Sokrates († 399) beschäftigte sich mit der Bildung fester Begriffe, besonders des Wahren und Guten. Plato († 347) gelangte auf diesem Wege zur Lehre von den Ideen als den geistigen Urbildern der Dinge und erfaßte noch tiefer Wesen und Aufgabe des Menschen. Sein großer Schüler Aristoteles († 322) wurde durch sorgfältige Untersuchung der Gesetze des Denkens zum Begründer der Logik als Wissenschaft und übertraf seinen Vorgänger durch die Weite des Blicks, mit der er den ganzen Wissensstoff der damaligen Zeit, besonders auch der Naturwissenschaft, in das Gebiet der Philosophie hereinzog.

Die nachfolgenden Philosophen, die Stoiker und Epikureer verlegten den Schwerpunkt in die Ethik und fanden als höchste Regel des Lebens die Befriedigung des Weisen in seinem inneren Leben. Die Skeptiker forderten den Verzicht auf alles Wissen und die Neuplatoniker machten einen letzten Versuch, in der Einigung mit der Gottheit die Wahrheit unmittelbar anzuschauen.

Das Christentum entwickelte im Mittelalter unter dem Einfluß des Aristoteles eine eigene christliche Philosophie, die Scholastik, aber erst durch die Reformation wurde freie Forschung möglich gemacht.

In der neueren Philosophie lassen sich zwei Hauptströmungen verfolgen, eine empiristische und eine rationalistische. Die erste, hauptsächlich ein Erzeugnis der englischen Philosophie, beginnt mit dem Engländer Baco von Verulam († 1626), der auf Naturforschung und Erfahrung die Philosophie gründet, und wird fortgesetzt durch Locke, Hume und in neuester Zeit durch John Stuart Mill († 1873) und Herbert Spencer. Die rationalistische Richtung wurde hauptsächlich von den deutschen Philosophen gepflegt. Sie beginnt mit Descartes († 1650), der auf den gewissesten aller Sätze: ich denke also bin ich (cogito ergo sum) alle Wahrheit gründete, und wird fortgeführt durch Spinoza und Leibniz.

Ihren Höhepunkt erreichte die deutsche Philosophie in Kant (1724-1804), der durch Untersuchung des Erkenntnisvermögens selbst und seiner Grenzen (Kritik der reinen Vernunft 1781) eine neue Grundlage für die Philosophie schuf. Fichte ging in diesen Bahnen weiter, während Schelling und Hegel durch den Grundsatz der Einheit von Denken und Sein einer unbegrenzten Spekulation Tür und Tor öffneten. Dagegen sah Herbart mit eigenartiger Wiederanknüpfung an Kant die Aufgabe der Philosophie in der begrifflichen Bearbeitung des Erfahrungsstoffes und gewann besonders durch eine sorgfältige, auf Mathematik gegründete Psychologie eine große Anhängerschaft. In der neuesten Zeit suchten Trendelenburg mit Rückgang auf Aristoteles und Lotze (Mikrokosmus 1856-64) mit voller Berücksichtigung der Naturforschung den Idealismus neu zu gestalten.

In den letzten Jahrzehnten fanden außerdem zwei philosophische Richtungen große Verbreitung, besonders in der Tagesliteratur: der Materialismus, der auch das geistige Leben auf die Materie zurückführen will, vertreten durch Moleschott, Vogt, Büchner, und der Pessimismus, begründet durch Schopenhauer († 1860), in selbständiger Weise fortgebildet durch Ed. v. Hartmann.

Als Hauptströmungen treten in der Gegenwart hervor der Neukantianismus, der mit Abweisung aller Metaphysik das Hauptgewicht auf die Ethik legt, und der Positivismus, der, von Frankreich und England herübergekommen, nur das Tatsächliche der Erfahrungswelt gelten lassen will. Gegen die letztere Auffassung, soweit sie zu einer rein naturwissenschaftlichen Deutung des Geisteslebens geführt hat, macht sich jedoch eine idealistische Gegenströmung mehr und mehr geltend.

§ 3. Die Bedeutung der Psychologie und der Logik.

Neben einem Überblick über die Geschichte der Philosophie werden sich zur Einführung in die Philosophie solche Zweige derselben besonders eignen, welche teils der Ausgangspunkt und die Grundlage der andern philosophischen Wissenschaften, teils eine Schule für das philosophische Denken bilden. Beides trifft bei Psychologie und Logik zu.

Verschiedene Beobachtungen im täglichen Leben und manche Resultate der Naturwissenschaft weisen uns darauf hin, daß die einfache Betrachtung der Außenwelt nicht der feste Punkt ist, von dem wir in der Philosophie ausgehen dürften. Träume, Sinnestäuschungen, Hallucinationen beweisen, daß dem von uns Wahrgenommenen nicht notwendig ein Gegenstand entsprechen muß. Erscheinungen wie die der Farbenblindheit zeigen, daß das Bild, das wir von den Gegenständen haben, nicht allein von diesen selbst, sondern zum mindesten auch von unserer Organisation abhängig ist. Die Naturwissenschaft erklärt das, was wir als Licht, Schall, Wärme wahrnehmen, für eine Bewegung des Äthers, der Luft, der Moleküle. So erhebt sich der Zweifel an der Sicherheit unserer äußeren Wahrnehmung überhaupt. Um so sicherer aber bleibt dann eine Tatsache stehen, nämlich das Bewußtsein, daß wir zweifeln, oder daß wir jene Eindrücke haben, auch wenn es keine — oder wenigstens keine unserer Vorstellung entsprechende — Außenwelt gibt. Daß wir etwas vorstellen, daß wir etwas fühlen oder wollen, und daß wir als vorstellende, fühlende, wollende Wesen wirklich existieren, das kartesianische: cogito ergo sum, steht uns unumstößlich fest. Die Wissenschaft, welche diese geistigen Vorgänge zu ihrem Gegenstande hat und verarbeitet, die Psychologie, wird daher einen sicheren Ausgangspunkt für die andern Zweige der Philosophie darbieten. Zugleich bildet sie eine geeignete Vorschule des philosophischen Denkens, sofern dabei das abstrakte Denken durch die Beobachtung des eigenen Seelenlebens beständig unterstützt werden kann. Endlich ergibt sich die Wichtigkeit dieser Wissenschaft auch daraus, daß die wertvollsten Gegenstände der philosophischen Betrachtung auf dem Gebiete des geistigen Lebens liegen, das Gegenstand der Psychologie ist. Sie ist daher eine wichtige Grundlage für die Geisteswissenschaften überhaupt: Philosophie der Geschichte, Logik, Ästhetik, Ethik, Religionsphilosophie haben ihre Wurzel in der Psychologie und ihren Abschluß in der Metaphysik.

Von anderer Seite her dient die Logik zur Einführung in die Philosophie. Schon die Tatsachen des Irrtums und des Streites zeigen die Notwendigkeit, auch das Denken selbst auf seine Richtigkeit und Brauchbarkeit hin zu untersuchen; dazu sieht sich aber die Philosophie noch besonders gedrängt, weil sie nichts ungeprüft annehmen darf und deshalb auch das Denken und seine Gesetze, ihr Werkzeug zur Erforschung der Wahrheit einer Prüfung unterziehen muß. Insofern bildet die Logik die Einleitung zu jeder Wissenschaft. Die Logik ist aber auch zur formalen Schulung des philosophischen Denkens geeignet, weil das Verständnis der logischen Gesetze selbst eine scharfe Fassung der Begriffe und einen sorgfältigen Vollzug der Denkoperationen erfordert und dadurch das abstraktere Denken und das Verständnis der schwierigeren Zweige der Philosophie vorbereitet.

Doch ist leicht zu ersehen, daß die Psychologie der Logik am besten vorangeht, da die Vorgänge beim Denken selbst zunächst Gegenstand der Psychologie sind.

Psychologie.

§ 4. „Empirische” und „rationale” Psychologie.

Man unterscheidet herkömmlich zwischen der empirischen Psychologie, welche die Tätigkeitsäußerungen der menschlichen Seele mit ihren Gesetzen darstellt, und der rationalen Psychologie, welche das innere Wesen der Seele zu ergründen und jene Tätigkeitsäußerungen daraus zu erklären sucht.

Die letztere fällt in das Gebiet der Metaphysik, denn sie fragt nach der Art der Existenz und der Veränderung der Seele, nach ihrem Zusammenhang mit dem Körper, nach ihrem Verhältnis zur Zeit und zu anderen Seelen.

Bei der Unsicherheit der Metaphysik ist es aber notwendig, zunächst rein empirisch auf Grund der Beobachtung die Tatsachen des Seelenlebens und ihren gesetzmäßigen Zusammenhang zu erforschen und darzustellen. Nur wenn die Psychologie auf diese Weise zuerst ihre nächste empirische Aufgabe mit vorläufiger Abweisung aller metaphysischen Spekulation vom festen Boden der inneren Erfahrung aus klar erfaßt und abgrenzt, kann sie mit Aussicht auf Erfolg zu tieferer Erfassung ihrer Probleme weiterschreiten und auch den Geisteswissenschaften für ihre Ideale Anknüpfungspunkte darbieten. Durch diese scharfe Sonderung von Erfahrung und Metaphysik unterscheidet sich gerade die wissenschaftliche Behandlung von der populären Auffassung, die beides vermischt und z. B. die geistigen Vorgänge ohne weiteres metaphysisch als Tätigkeiten und Zustände eines Dings nach Analogie der Körperwelt erklärt.

Für unsere Zwecke genügt die empirische Psychologie.

Abschnitt I. Seele und Körper.

§ 5. Die verschiedenen Ansichten über das Verhältnis von Seele und Körper.

Die Erfahrung zeigt uns die Erscheinungen des Seelenlebens eng verknüpft mit körperlichen Erscheinungen. Die Psychologie wird deshalb häufig die Hilfe derjenigen Wissenschaften in Anspruch nehmen müssen, die sich mit dem menschlichen Körper beschäftigen, der Anatomie, d. h. der Lehre vom Bau des Pflanzen- und Tierorganismus, und der Physiologie, d. h. der Lehre von den Lebensvorgängen im Pflanzen- und Tierkörper. Die neuerdings viel verhandelte physiologische Psychologie zieht die unmittelbaren Folgerungen aus dieser Wissenschaft für das Verhältnis von Seele und Körper.

Der letzte Zusammenhang dieser beiden Erfahrungsgebiete läßt sich aber von uns weder beobachten noch innerlich erfahren. Indem wir einen Ton hören, haben wir kein Bewußtsein davon, welchen Weg er von der Saitenschwingung bis zur Empfindung durchlaufen hat, und wir nehmen keinen bestimmten Vorgang im Gehirn wahr, indem wir einen Entschluß fassen; aber auch wenn wir den körperlichen Vorgang, der dem geistigen entspricht, unmittelbar beobachten könnten, wüßten wir nicht, wie die Nervenerregung durch die Schallwellen es macht, zur Tonempfindung zu werden, oder wie der Entschluß es anfängt, die Glieder in Bewegung zu setzen.

Es sind daher die verschiedensten Hypothesen über dieses Verhältnis von Seele und Körper aufgestellt worden. Es sind hauptsächlich vier Möglichkeiten denkbar: Entweder streicht man eines der Glieder, um deren Zusammenhang es sich handelt, dann ergeben sich zwei mögliche Ansichten: 1. die Seele ist nur eine Form oder ein Produkt des Körpers (Materialismus), 2. der Körper ist nur eine Form oder ein Produkt eines oder mehrerer seelischer Wesen (Spiritualismus, so Leibniz, Lotze); oder man erkennt die Selbständigkeit beider an, dann sind zwei weitere Fälle möglich: 3. Seele und Körper wirken aufeinander wie verschiedene Wesen oder Substanzen (Wechselwirkungslehre, so Descartes, Herbart), 4. Seele und Körper sind verschiedene Äußerungsformen eines und desselben Wesens, stehen daher in keinerlei Verhältnis von Ursache und Wirkung (Identitätshypothese, so Spinoza, Fechner, der moderne psychophysische Parallelismus).

Die empirische Psychologie kann diese Frage von ihrem Standpunkt aus nicht beantworten, sondern nur das Material dazu darbieten, die endgültige Beantwortung derselben ist von gewissen metaphysischen Anschauungen abhängig. Die empirische Psychologie kann nur die tatsächliche Verschiedenheit von Körper und Seele feststellen und die durch Gesetze bestimmten Beziehungen zwischen beiden Erfahrungsgebieten, soweit sie beobachtet werden können, untersuchen. Die Lösung dieser Aufgaben zieht sich durch das ganze Gebiet der Psychologie hindurch, doch soll das Wesentliche über jene Verschiedenheit (§ 6) und über diese Beziehungen, die vor allem im Nervensystem stattfinden (§ 7), im voraus zusammengestellt werden.

§ 6. Die Eigentümlichkeit der körperlichen und der geistigen Erscheinungen.

Die Hauptmerkmale, durch welche erfahrungsmäßig Körper und Seele sich unterscheiden, sind folgende, zunächst für die Körperwelt:

1. Die körperlichen Erscheinungen treten in der Form des Raumes auf, während keinerlei Vorgänge in der Seele, nicht einmal unsere Vorstellungen vom Raume selbst, räumlicher Natur sind: die Vorstellung eines Dreiecks z. B. ist nicht selbst dreieckig.

2. Die Naturwissenschaft läßt die Körperwelt bestimmt sein durch das Gesetz der Trägheit: jeder Körper verharrt in seinem Zustand der Ruhe oder Bewegung, solange er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung desselben gezwungen wird, und durch das Gesetz von der Erhaltung der Materie und Energie: die Summe der Stoffteile bleibt unter aller Veränderung ihrer Zusammensetzung, und die Summe der Energie unter allem Wechsel von ruhender und tätiger Kraft dieselbe. Auch das organische Leben und der menschliche Körper soll diesen Gesetzen unterworfen sein, und das Leben also nicht auf eine unerklärliche Lebenskraft, sondern nur auf eine außerordentlich verwickelte, noch nicht genügend erkannte Wechselwirkung zwischen den verschiedenen, im menschlichen Körper verbundenen Stoffen und Kräften zurückgeführt werden.

Für die geistige Welt konnte die Gültigkeit dieser Gesetze bis jetzt nicht ebenso nachgewiesen werden, dagegen zeigt diese eigentümliche Merkmale anderer Art:

1. Das Bewußtsein der Seele ist bedingt durch Veränderung, Mannigfaltigkeit und Gegensatz. Bei gleichmäßig fortdauernder Einwirkung eines einfachen Eindruckes nimmt das Bewußtsein ab und es tritt, wenn alle mannigfaltigen störenden Eindrücke ferngehalten werden, Schlaf- oder Bewußtlosigkeit ein. So wird der hypnotische Zustand durch Konzentration der Aufmerksamkeit auf einen einzigen Punkt, z. B. für das Gesicht durch Anstarren eines glänzenden Gegenstandes, für das Gehör durch ein einförmiges Geräusch erzeugt. Ähnlich verhält sich der religiöse Mystiker im Zustand der Ekstase, wenn er in die Gottheit als absolute Einheit sich versenkt.

2. Diese mannigfaltigen Bewußtseinselemente tauchen aber nicht in der Seele isoliert auf, um wieder zu verschwinden, sondern sie treten in Wechselwirkung miteinander, so daß neue Erscheinungen entstehen, und werden in der Einheit des Bewußtseins zusammengefaßt. Dies ist aber nur dadurch möglich, daß die früheren Zustände der Seele festgehalten oder, wenn sie verschwunden sind, wieder erzeugt werden können. Doch ist damit allein die Einheit des Bewußtseins noch nicht gegeben. Ein solches Festhalten und Wiedererzeugen kommt auch in der unbewußten Natur vor. Soll unter den zeitlich aufeinanderfolgenden Zuständen der Seele ein innerer Zusammenhang bestehen, so müssen die früheren als solche wiedererkannt werden, um mit den folgenden in bewußte Beziehung gesetzt zu werden; daher ist die Erinnerung die wichtigste Fähigkeit der Seele. Sie macht es erst möglich, die geistigen Vorgänge, die ohne sie eine Anzahl von isolierten, einander vollkommen gleichgültigen Erscheinungen darstellen würden, gleichzeitig zu machen und zu verbinden.

Diese innere Einheit des Bewußtseins, verbunden mit freier Wechselwirkung seiner Elemente, ist eine Hauptbedingung der geistigen Gesundheit. Löst dieser Zusammenhang sich auf oder bilden sich fixe Ideen, welche die freie Wechselwirkung der Elemente hindern, so ist es ein Zeichen der beginnenden oder vorhandenen Geisteskrankheit.

An dieser eigentümlichen Verbindung von Einheit und Mannigfaltigkeit im Geistesleben scheitert auch der Materialismus (s. S. 11). Während aus zwei Bewegungen körperlicher Atome eine neue Bewegung entsteht, welche die andere ablöst, führt die Einheit des Bewußtseins zu einer Verbindung früherer Vorstellungen mit späteren, ohne daß diese deshalb darin aufgehen müssen. In der Einheit des Bewußtseins sind vielmehr die einzelnen Vorstellungen zugleich mit ihrer Verbindung untereinander und mit deren Resultat gegenwärtig.

§ 7. Das Nervensystem.

Die psychologische und physiologische Beobachtung zeigt, daß nicht alle Bestandteile des Körpers in gleich enger Beziehung zur Seele stehen. In unmittelbarer Beziehung zu ihr stehen nur die Nerven, die als weiße Fäden den ganzen Organismus des Körpers durchziehen. Die unendlich zahlreichen Nervenfasern vereinigen sich in Zentralorganen, und diese stehen wieder mit dem Gehirn als dem Hauptzentralorgan in Verbindung (die Zahl der Nervenzellen des Großhirns wurde auf ungefähr eine Milliarde berechnet), so daß das Ganze ein System bildet, durch das allein jede Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele vermittelt wird. Die sensiblen Nerven führen die Eindrücke der Außenwelt und des eigenen Leibes, der hier als ein Teil derselben anzusehen ist, dem Gehirn zu, und die motorischen dienen dazu, die Ausführung der Bewegungen durch Überleitung des Befehls dazu auf die ausführenden Glieder zu vermitteln.