Racheengel der Vampire 9 - Revenge Angel - E-Book
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Revenge Angel

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Beschreibung

Direkt nachdem die Blutgöttin ihr absurdes Urteil ‚vollstreckt‘ hatte, musste Konga die Hölle unter allen heraufbeschwören. Egal wer ihm in die Quere kam, jeder wurde mobilisiert, um nach seinem Blutweib zu suchen. Für den Urvampir stand fest: Felga hatte ihnen eine hinterfotzige Theatervorführung geliefert! Schließlich war es Felgas perfides Hobby - Vampire in den Wahnsinn zu treiben!

Jack konnte Kongas Such-Irrsinn nicht nachvollziehen. Beide hatten Angels Enthauptung live beigewohnt. Für ihn war nur eines klar - ohne Angel machte alles keinen Sinn.

Nebenbei wurde die Menschenwelt mehr und mehr von Felgas Vampirfressern überrannt. Und um der eigenen Ausrottung zu entkommen sowie die spärlich angelernten Blutkrieger nach den unvermeidlichen Knabberangriffen zu versorgen, wurden etliche Vampirkliniken eingerichtet. 

Der Urvampir ließ sogar sein zuletzt erworbenes Vampirvergnügungsetablissement umbauen. Auf allen fünf Ebenen ‚des Puls‘ wurden die halbtoten Blutsauger bestmöglich versorgt.

Dann kam es, wie es kommen musste, wenn beim Kämpfen die Konzentration nachließ, Konga landete als Patient in der eigenen Klinik. Giftverseucht, bewusstlos, bis zur Unkenntlichkeit angefressen und verdammt nahe an einem dauerhaften Vampir-Koma, da sah selbst der Chefarzt eher blutrot in die Zukunft.

Doch die rigorose Oberschwester Angélique ließ sich von dem furchtbaren Gesundheitszustand ihres Patienten nicht beirren und versorgte den Blutsauger aufopfernd, bis er die Augen aufschlug.

Beide kamen sich näher, aber so einfach machte Angélique es dem Blutkrieger nicht! In der Grundversorgung der angenagten Vampire stand nämlich kein Sterbenswörtchen vom: Patient-Gesund-vögeln!

Der Verzweiflung nahe, da er seine Erektion in ihrer Gegenwart nicht unterbinden konnte, dachte der Urvampir wahrhaftig darüber nach, ob er die sture Oberschwester wenigstens übers Knie legen sollte.

Irrsinn sowie Urtrieb katapultierten Kongas Hirn im fliegenden Wechsel mental so oft gegen seine Schädeldecke, dass er in Angélique des Öfteren eine Person sah, die sie unmöglich sein konnte … Angel.

Verlor der Urvampir nun seinen Verstand?

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Angel Wagner, Revenge Angel

Racheengel der Vampire 9

Blutende Seelenwelten

Für dich, Mama! Du hast mir immer gesagt: Geh deinen Weg! Ich habe und werde deine Worte bis zum letzten Tag beherzigen. Danke für die Zeit, in der du mich hin und wieder in den Wahnsinn getrieben hast und wir uns gestritten haben. Danke, dass wir grenzenlos über alles reden konnten. Danke für dein Anerkennung und dein Lob, wenn ich kreative Dinge erschaffen habe. Danke für die Zeit, in der du für mich da warst, wenn es mir schlecht ging. Danke für die viel zu kurze Zeit, in der ich für dich sorgen durfte. Und vielen Dank für dein immer leckeres Essen. Danke Mama, ich vermisse dich ❤BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Endgültig tot, wer entscheidet das?

 

 

„Ich lasse das Puls gerade in eine provisorische Klinik umbauen. Spätestens in der kommenden Woche kann sich das Personal dort für einen Tag einleben.“ Konga blickte gedankenversunken zum Fenster hinaus.

„Personal, der Witz war gut. Bei siebenundfünfzig neuen Krankenhäusern in nur sechs Monaten und dem entsprechenden Personalbedarf wird das nicht einfach werden“, konterte Jack und schaute neben seinem langjährigen Freund durch das trübe Glas.

Lange hielt Jack die Aussicht nicht aus. Auf einer der unzähligen Brücken, die man aus diesem Blickwinkel betrachten konnte, knutschte ein verliebtes Paar wild herum. Er wandte sich ab und schob seinen Hintern auf den rustikalen und dennoch filigran verschnörkelten Schreibtisch.

Verliebte Pärchen sah Konga nicht, er blickte seit einer geraumen Zeit durch vieles hindurch. „Mach dir darüber keinen Kopf. Das Personal steht in den Startlöchern. Hanso und Abus haben sämtliche Fachärzte, Chirurgen und Pflegekräfte, deren Krankheitsbild bedenklich aussieht, durchleuchtet und von einer besseren sowie langfristigen Zukunftsveränderung überzeugt. Diverse andere vertrauenswürdige Sauger durchforsten für weitere Kliniken die Kontinente. Selbst in den besseren Universitäten sind sie tätig und sammeln vielversprechende Vampirstudenten ein.“

„Wenn Felga diesen Wahnsinn nicht bald beendet, dann werden die Vampire aussterben und ihre Fressmonster übernehmen alles“, bemerkte Jack zähneknirschend.

„Wie sieht es mit den ehemaligen Mitgliedern von Conners Elite aus? Hast du alle erwischt?“, hakte Konga nach.

„Ja, die meisten bilden in den gegründeten Lagern die Anfänger aus. Wird aber noch ein paar Wochen dauern, bis unsere Stammkrieger sich wieder zusammenfinden können.“

„Macht es überhaupt noch Sinn, wenn wir wie damals unter einem Dach leben?“

Jack kratzte sich am Kinn. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ist es dir denn zuwider?“

„Zuwider wäre die falsche Beschreibung. Es hatte zu seiner Zeit ja einen Grund, warum wir so eng beieinander gewohnt haben. Immerhin war unsere Gruppe die einzige, die konstant gegen die Meetys angetreten ist. Im Zuge der vielen Lager, brauchen wir diesen engen Kontakt jetzt nicht mehr. Unsere Stammkrieger erfüllen ihre Aufgaben im Moment auch viel effizienter, in dem sie ihre herausragenden Erfahrungen mit den anderen teilen. Darüber hinaus sind wir keine Herdentiere, die ihr Leben nur unter ihresgleichen führen.“

Den zweiten und viel wichtigeren Grund brachte Konga nicht an, denn für Angels Schutz musste ja nun keiner mehr da sein …

„Tja, der Vampir ist ein Gewohnheitstier. Aber okay, muss nicht sein“, murmelte Jack vor sich hin.

Noch ehe Konga diesem Gespräch etwas Weiteres hinzufügen konnte, stürmten zwei kleine Vampire das Büro. Ihnen folgte Fad Mul Sam samt verkniffenem Lächeln, das er sogleich entschuldigend an Jack durchreichte, als dieser seinen Sohn auffing.

„Reiß mir meinetwegen den Kopf ab! Ich tische deinem Jungen keine weiteren Unwahrheiten - die er ohnehin alle durchschaut - mehr auf. Jacky hat dich so sehr vermisst, dass er deine Anwesenheit förmlich spürt.“

Jack drückte seinem Sohn fast die Luft ab, so sehr hatte auch er ihn vermisst. Nicht zuletzt donnerte ihm ein quälender Schmerz durch die Eingeweide und stoppte seinen Herzschlag für mindestens drei Schläge, da sein jüngster Sprössling ihm schmerzlich vor Augen führte, wer nicht mehr an ihrem gemeinsamen Leben teilnahm.

Kongas niedergeschmetterter Gesichtsausdruck sprach ebensolch qualvolles Leid aus. Auch ihm wurde mit jedem einzelnen Blick in die Augen seines Sohnes bewusst, was ihm seit einem guten halben Jahr aus dem Herzen gerissen wurde.

Nur für ihre Söhne quälten sich die beiden Väter ein Lächeln ab.

„Auf die Gefahr hin, weiterhin meinen Kopf zu verlieren … Komm ihn öfters besuchen. Jack, ich bitte dich inständig darum! Zweifellos lieben die handverlesenen Blutdamen eure Söhne von Herzen, doch sie ersetzen den Verlust ihrer Mu…“, Fad Mul Sam brach den Satz an. Selbst ihm wollte die endgültige Aussage: Angel wäre tot, nicht über die Lippen kommen.

Worte konnten nicht zum Ausdruck bringen, welch wunden Punkt Fad Mul Sam bei Jack da angesprochen hatte …

Jacks Eingeständnis kam postwendend, doch er schob andere Personen vor. „Nele und Uta fragen auch schon seit Wochen nach Jacky und Jaris. Lass uns noch ein paar Stunden Zeit, dann denke ich gründlich darüber nach, ob ich ihn zu mir hole“, versprach Jack.

„Uta wartet bereits in der Küche und traut sich nicht hoch“, gab Fad Mul Sam leise von sich.

Was auch immer der Name der Vampirin in den Jungs auslöste - es wirkte, denn beide zappelten sich aus den Armen ihrer Väter und begleiteten Fad Mul Sam wieder hinaus, nachdem sich dieser durch ein freundliches Zunicken die Zusage von Jack und Konga erhascht hatte.

 

Nachdem alle Anliegen bezüglich der Meetys und den Angriffsstrategien vom Tisch waren, setzten Konga und Jack sich vor den Kamin. Beiden wollte kein privates Gespräch über die Lippen kommen, denn im Gegenzug würde dieses Wunden aufreißen, die dann sicherlich in tausenden von Jahren nicht heilen konnten.

Eine Weile starrte Jack in die knisternden Holzscheite, bis ihm diese brennende Frage zum unzähligsten Mal durchs Hirn loderte. „Ist sie wirklich endgültig tot?“ Ungeachtet dessen, dass er es nicht aussprechen wollte, waren ihm die Worte doch über die Lippen gerutscht …

Konga musste schlucken … keine andere Frage wurmte und quälte ihn seit diesem Tag bei Felga mehr.

„Wir werden es wohl bis zu einer eindeutigen Aussage von Felga hinnehmen müssen, denn uns bleibt ja keine andere Wahl. Selbst Dalkan, der alles denkbar Mögliche auf die Beine gestellt hat und es weiterhin tut, konnte nichts in Erfahrung bringen. Felga hat ihr Schloss verlegt, es ist wie zuvor nicht mehr auffindbar. Darüber hinaus wartet sie doch nur darauf, dass wir uns ihr unterwerfen, damit sie uns foltern kann. Diesen Schritt hatte ich tatsächlich schon im Hinterkopf. Quälende Schmerzen könnten meinen Todeswunsch zumindest für eine Weile unterdrücken. Allerdings würde Angel mir den Kopf abreißen, wenn ich Jaris und Jack jetzt schon zurücklassen würde“, brummte Konga.

Jack sah nicht wegen diesem nachvollziehbaren Geständnis auf, nein … Konga hatte zum allerersten Mal Angels Namen seit diesem Unglückstag in den Mund genommen. Und ein weiterer Gedanke schnürte ihm die Kehle ab … Zu was oder wozu würde Konga sich hinreißen lassen, wenn die Jungs zu Erwachsenen herangereift wären? Wo Jack doch schon seit einer Weile des Lebens ebenso überdrüssig war ...

„Hör auf zu denken! Ich kann die krummen Fragen hinter deiner Stirn sehen. Ich folge Angels Wunsch und werde diese vampirfressenden Ausgeburten der Hölle für das Überleben unserer gesamten Familie ausrotten und falls es notwendig ist … bis ich tot umfalle! Und wenn ich mich bis zu ihrer Geburtsstätte vorkämpfen muss, um ihnen die Schädel vom Hals zu schlagen.“

„Da schließe ich mich an“, verkündete Jack nachdrücklich. 

Gibt es einen Weg?

 

 

„Halte doch endlich mal die Füße still! Ich kann so nicht denken“, grollte Rob seinen Sohn an.

Jason lief wie ein Haribifux im Wohnraum seines Vaters herum. „Sie haben sich aufgeteilt … etliche Kriegerunterkünfte aus dem Boden gestampft und wir schaffen es nicht einmal einen Drachengott zu rufen!“, fauchte Jason seinen Vater mit gezückten Fängen an.

„Sei froh, dass er damals dieses unsinnige Gesetz widerrufen hat und du bei Jadin bleiben durftest.“

„Ein Gesetz, das ich sowieso ignoriert hätte!“, grunzte Jason lautstark, als ob er Zolmer damit persönlich beleidigen und dadurch herlocken wollte.

„Dalkan ist und bleibt dran. Ihn können keine hundert Kassertams davon abbringen! Er wird, bis er den letzten Stein auf Erden umgehext hat, keine Ruhe geben“, versuchte Rob das Gemüt seines Sohnes abermals zu beruhigen.

Kurz blieb der Friedenbringer stehen, blickte Rob in die Augen und nahm seinen Rundgang um die Sitzgruppe wieder auf. „Kann Charlyn nichts in einem ihrer Bücher finden, das uns weiterhelfen kann?“

„Wie oft soll ich es dir noch sagen, sie hat keinen Zugang mehr! Andrak setzt kein Familienmitglied dem Zorn von Zolmer aus. Er führt nun die Dragots an und daran würde nur sein Tod etwas ändern!“

Abrupt blieb Jason stehen und lächelte böse ins Leere …

„Knick diesen Gedanken sofort wieder!“

„Damals sollte ich ihn doch töten und nicht von mir überzeugen. Lassen wir diesen alten Plan doch wiederaufleben.“

Dass Jason da nur Unsinn von sich gab, wusste Rob, so ging er nicht darauf ein. „Elaine trommelt Vampire sowie Hexen und Dragotinnen zusammen. Sie folgt dem in meinen Augen sinnvollsten Plan. Felgas Schloss muss gefunden werden! Nur eine Göttin von deren Seite kann oder könnte eine Blutsaugerin wieder auferstehen lassen. Zolmer bekommt nur einen von uns wieder hin.“

„Da bin ich mir gar nicht so sicher! Angel war ebenso eine von uns wie eine Vampirin!“

„Gut, zerhacken wir die unterschiedlichen Rassenanteile noch ins kleinste Detail, dann zitiere doch bitte den menschlichen Gott und den Höllenhundfürsten auch hier her!“, grollte Rob durch den Raum. „Fast vergessen … Angel hat ja ebenso in rauen Mengen Dalkans Blut geschlürft. Sagt das nun aus, dass auch dämonisches Blut durch ihre Adern floss?“

Jasons Pupillen glühten von einer Sekunde zur nächsten blutrot auf … „Rede nicht in der Vergangenheit von ihr! Ich weiß, dass Angel noch lebt und wohlauf ist!“

„Diese ganze Diskussion führt zu nichts, solange wir den Palast und somit Felga nicht aufspüren können. Themawechsel: Ich muss diese Woche zu Konga und mir meine monatliche Dröhnung Blut abholen. Ansonsten heilt mein Körper die Wandlung wieder heraus.“

Ein Thema, dem Jason direkt folgen konnte … und von dem ursprünglichen Gespräch ablenkte. „Du willst es tatsächlich noch weiterhin durchziehen?“

Rob schielte seinen Sohn mit geneigtem Kopf über einen imaginären Brillenrand ins Gesicht und nickte. „Ich ändere meine Pläne nicht und Elli schließt sich nach diesem Wandeljahr an. Jack hat zwar schon vorgeschlagen sie synchron zu mir zu wandeln, doch diese monatlichen Schritte werde ich mit ihr machen.“

„Wozu der ganze Wandel noch?“

„Kann ich dir sagen! Falls Felga ihre Kreaturen weiterhin in diesem Übermaß auf die Vampire loslässt, dann werden sie auch einen Weg in unser Volk finden. Aus einer ziemlich zuverlässigen Hexenquelle ist mir bekannt, dass Meetys bereits in einem meiner Clubs in der Menschenwelt angetroffen wurden. Dir sollte klar sein, wie schnell Meetys sind und ein Hexspruch, egal ob ausgesprochen oder nur gedacht, mitunter zu langsam seinen Weg findet. Da ist es unerlässlich geworden sich anzupassen.“

„Lassen sich etwa noch mehr Hexen und Dragots finden, die Rassen übergreifend eine Wandlung in Erwägung ziehen?“, fragte Jason ohne sich die Überraschung anmerken zu lassen.

„Ich sage es mal so … seit diese Fresser publik geworden sind, ziehen es nicht gerade wenige Mitglieder unserer beiden Völker in Betracht. Diese rabiat angestiegene Hetzjagd auf die Blutsauger ist nirgends unbemerkt geblieben. Zumal die Hexen, die uns bisher beim Abtransport der Leichen halfen, es herumgetratscht haben.“

Dem konnte Jason nicht widersprechen, da ihm ebenso bekannt war, wie geschwätzig manche Hexen untereinander waren. „Ich höre da mehr heraus … kann es sein, dass die Hexen sich den Vampiren anschließen würden?“

„Sie sehen den globalen Bedarf an Mithelfern … und wie vehement die Vampire sich zu wehren versuchen. Die Einschleusungsanzahl von Vampirfressern steht exponentiell weit über der des Vampirvolkes. Die Zahlen sprechen also für sich oder eher gegen die normalen Blutsauger. Ich gebe ihnen, selbst bei enormem Zuwachs an Kriegern - die kaum ausgebildet auf diese Wesen losgelassen werden, die Chance von einem Jahr. Danach wird es sich nur noch um ein paar Wochen handeln, bis alle reinen Vampire ausgerottet sind. Jason, ich rede nicht um den Brei wie Jack und Konga es tun … das Ende einer Spezies steht bevor!“

So weitreichend hatte Jason seine Gedanken noch nicht kreisen lassen und doch … es konnte nicht anders kommen.

„Wissen Jack und Konga von den Hexen, die sie unterstützen wollen?“

„Diesen frischen Wissensstand wollte ich ihnen heute zukommen lassen, doch du hast mich ja bisher nicht zu Worte kommen lassen.“

„Dann lass mich jetzt helfen! Ich sage Konga Bescheid und du …“

Diesen Satz brauchte sein Sohn nicht beenden, Rob schnitt ihm das Wort ab. „Beide befinden sich momentan in Venedig und sprechen miteinander. Das erste Zusammentreffen seit Monaten. Und ich - beziehungsweise wir - werden nun in diese gesellige Runde hineinplatzen!“

Gesagt getan …

 

Dem uralten Vampir fiel das blutgefüllte Glas aus der Hand, nicht, weil Rob plötzlich direkt neben dem Kamin und somit unmittelbar vor ihm stand, es war vielmehr der fehlende Abstand, denn die Nasenspitze des Dragots bedurfte nur eines Anhebens sowie Einatmen und sie hätte Kongas mittlerweile gerümpfte Nase berührt.

„Bereit für eine Runde Knutschen und Kuscheln?“, fragte Rob dreist und grinste dabei mit zuckender Augenbraue.

Weiterhin perplex öffnete Konga seinen Mund und schloss ihn wieder, worauf seine Lippen sich böse zusammenzogen. Sah schon ein wenig nach kussfreudigen Lippen aus und Rob drückte seinem Vampirwandelpapi ein Küsschen auf.

Abrupt fuhren beide auseinander und starrten sich an. Konga schluckte und ließ seine Fänge aufblitzen. Auch Rob zückte seine Drachenfänge und handelte.

Prompt lag Kongas Unterarm in Robs Händen und seine Reißzähne hackten zu.

Diese Dreistigkeit musste Konga erst mal wegstecken, aber zumindest zog er seinen Arm nicht weg, obwohl diese fiesen Dracheneckzähne sein Fleisch förmlich zerrissen.

Derweil lehnte Jason sich an die nächstbeste Wand und betrachtete seinen Vater beim Trinken, bis sein Augenmerk zu Jack hinüberwanderte, der ihn ebenso ansah.

„Wie geht es Jadin und den Kindern?“

Ach, Small Talk … Jason ging kurz auf das Höflichkeitsgeplänkel ein, bis ihn der Hafer stach. „Könnten Hexen sich untereinander schneller in Vampire wandeln und falls ja, wann starten wir damit die willigen Hexen und Hexer auf die Kriegerlager zu verteilen?“

Rob hörte auf zu trinken, zog seine Fänge aus Kongas Handgelenk und nun blickten drei ungläubig dreinschauende Herren in Jasons Antlitz.

„Kannst du nicht abwarten, bis ich fertig bin? Du kannst doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen!“, schelte Rob seinen erwachsenen Bengel.

Als Antwort bekam Rob nur ein Schulterzucken seines Sohnes, worauf sich eine entsprechende Wutwandlung von allein in Gang setzte. Klar übersetzt: Robs Drachenflügel schossen heraus.

Man konnte ohne Umschweife feststellen, dass nicht nur die Vampire unter Druck standen.

„Zieh die Flügel nur geistig und ohne Heilwandlung wieder ein, oder lass sie in den kommenden Stunden draußen! Ansonsten ist die weit fortgeschrittene Umwandlung mit einer weiteren Drachenwandlung herausgeheilt!“, blaffte Konga Rob an.

Jäh faltete Rob seine Flügel platzsparend ein … mehr riskierte er nach diesen vielen Blutgaben lieber nicht.

„Und jetzt bitte von vorne … Was hat es mit den Hexen auf sich?“, wollte Jack wissen.

Nachdem Jason und Rob ausführlich die Unterstützung der Hexenwelt und ihrer Einwohner lobpreist hatten, setzten sich die Vampirkrieger erst mal zum Schlucken hin.

„Das offenbart so viele neue Möglichkeiten dieser Brut entgegen zu treten, dass ich nicht mal abschätzen kann, wie viel schneller wir vorankommen könnten“, bemerkte Jack, dessen Hirn bereits qualmte.

Diese knappe Auskunft brachte es unmittelbar auf den Punkt.

„Jetzt stellt sich nur noch eine fundamentale Frage: Inwiefern kränkt es den Kampfgeist eines Vampires, wenn er für eine Hexe mit Stöckchen den Weg freimachen muss?“, bemerkte Rob leise und schielte zu den stolzen Vampiren, die sich nicht gerne reinreden ließen.

Unwillkürlich musste Konga über die Bemerkung des Drachenwandlers schmunzeln, denn ihm schlitterte sofort Jacks mutmaßlicher Gesichtsausdruck vor Augen. Prompt äugte der Urvampir zu seinem langjährigen Freund hinüber …

„Du dusseliger Blutschlürfer!“, krakeelte Jack los, als er erkannte, auf welche Weise Konga ihn beobachtete. „Ich mag zwar nicht mit Wasserpistolen antreten wollen, aber für eine magische Unterstützung würde ich umgehend aus dem Weg gehen. Immerhin geht diese Art von Angriff ohne viel oder mit gar keinem körperlichen Kontakt vonstatten!“

Nicht nur Jack war da ein wenig voreingenommen, andere Krieger zogen ja ebenfalls mit voller Überzeugung in den Kampf. Konga grübelte über einen zweckmäßigen Einsatz in alle Richtungen nach und wie weit er ihn als Oberhaupt aller Vampire vertreten konnte. „Nichtsdestotrotz … alle Krieger müssen gefragt werden, und wenn einzelne Lager sich dagegen aussprechen, dann übergehen wir diese nicht!“

Kompromisse waren Rob nicht unbekannt … immerhin waren die Dragots gleichwertig angepisst, wenn ihnen jemand ins Handwerk pfuschen wollte. „Kein Problem, ich denke, denen könnten dann die Hexenheiler helfen, damit die verwundeten Kämpfer nicht übermäßig lange für ihre Heilung benötigen.“

Sicher, Rob hatte wie Konga mitgedacht, doch auch in diese Richtung müsste allen Beteiligten ein Mitspracherecht eingeräumt werden.

Jack nahm hinter dem Schreibtisch Platz und startete den Computer. „Wir setzen sofort einen Plan auf und verschicken diesen dann per Mail in alle Lager. So solltest du in wenigen Stunden deinen Hexen klare Richtlinien geben können.“

„Sollte jemals eine Hexe deinen Weg kreuzen, dann rede nicht so herabwürdigend über sie! Die Hexen wollen nicht nur eure Ärsche retten, sie machen das, weil sie davon überzeugt sind und sie tun es nur freiwillig!“, moserte Rob über Jacks beiläufigen Unterton.

„Sorry, ich bin halt etwas angesäuert, weil es sich danach anhört, als wenn wir nicht allein klarkämen und auf die Hexen angewiesen sind.“

Ehrliche Auskunft, ehrliche Beurteilung … Jason beugte sich zu Jack hinunter. „Die Rasse der Vampire steht vor ihrer Ausrottung … Ihr seid auf uns angewiesen!“

Die Wahrheit hatte bisher keiner so gradlinig auf den Tisch geworfen … Jack atmete tief ein und nickte Jason widerwillig zu. „Das streite ich ja nicht ab … es hört sich ausgesprochen nur ziemlich grausam an.“

„Daddy und meine Wenigkeit, wir werden uns in den nächsten Stunden mit den Wächtern der Harmonie zusammensetzen und palavern. Letztendlich treffen sie die endgültige Entscheidung. Nicht eine Hexe wird sich gegen die Gesetze der Hexenwelten auflehnen. Es sei denn, sie akzeptiert die Verbannung“, fügte Jason hinzu.

Rob leckte sich die Blutreste aus den Mundwinkeln und trat an den Schreibtisch. „Andrak gibt unserem Volk gleich grünes Licht, solange es nur eine überschaubare Anzahl von Dragots ist, die sich unter die Vampire mischt. Felga hat sich damals keinen Vorteil mit den Challenges gegen Konga erarbeitet.“

Nachdem Konga sich ein neues Glas Blut aus einer Kristallkaraffe eingegossen hatte, kam auch er näher heran. „Was ist denn eine ‚überschaubare‘ Anzahl von Dragots, wenn ich fragen darf?“

„Pro Kontinent nicht mehr als zwanzig. Andrak will nicht riskieren, dass Menschen uns sehen. Die wären schon mit euch maßlos überfordert“, gab Rob von sich.

„Da würde bereits ein einziger Wandler in halber Drachengestalt ausreichen, siehe mobiles Internet, Instagram, schaulustige Youtuber und so weiter, die für ihre Fans alles aufnehmen“, murmelte Jack, während er sich eine Mail aus dem Hirn saugte und in die Tasten hackte.

Kopfkratzend nahm Jason Konga das halb volle Glas aus der Hand. „Darüber solltet ihr vor meinem Opilein kein Wort verlieren! Ansonsten reduziert er die Mithelfer sofort auf null herunter. Gut zu sprechen war er auf euer Völkchen ja noch nie.“

Jack wollte gerade den passenden Kommentar für Andraks kleinkarierte Einstellung über seine Zunge rollen lassen, da wurde die riesige Doppeltür des Salons mit einem heftigen Rumms geöffnet. Hereingestolpert kam ein düsterer sowie verdreckter Dragot, der sich just in den nächstbesten feinen Sessel fallen ließ.

„Diese verdammte Blutfotze!“, schimpfte Aljoscha gleich los.

Jack sowie Konga sahen auf und sich gegenseitig an.

Der Blickwechsel blieb nicht unbemerkt. In Jacks Augen erkannte Jason ein fettes Fragezeichen in Kongas Blick lag ein gewisses Unbehagen … nein, es war vielmehr schiere Angst.

Mit beiden Händen wischte Aljoscha sich durchs Gesicht. „Ich reiße ihr die Fotzenseele eigenhändig aus dem Leib, sobald wir ihr Schloss gefunden haben!“

Weiterhin wollte sich die Panik nicht aus Kongas Gesichtszügen abwenden.

„Klärst du uns mal auf, was du hier machst und warum du wie ein Blöddrache herum fluchst?“, grollte Rob den ehemaligen Seelenhüter an.

„Das geht euch einen Scheißdreck an! Ich rede nur mit Konga und sonst mit keinem!“, fauchte Aljoscha in Robs Richtung, während er den Uraltsauger nicht aus den Augen ließ.

„Sechs Monate … es ist einerlei, ob du etwas erfahren hast oder nicht … die anderen würden es sicher auch gerne erfahren“, murmelte Konga mit belegter Stimme, die zum Ende des Satzes fast nicht mehr zu verstehen war.

So ganz willig guckte der Seelenhüter nicht aus seinem angeschmuddelten Lederdress. „Fein, dann müsste ich aber erst mal ausholen und erklären, was es mit unserer Verbrüderung auf sich hat!“

„Tu dir keinen Zwang an“, bemerkte Jason leise, denn er hatte da so eine spontane Ahnung.

Zunächst kratzte sich der Seelenschützer quer über den Kopf, als ob er seine Läuse aufscheuchen wollte, worauf seine Haare wild zu Berge standen.

In etwa so wild fluchte er dann abermals vor sich hin, ehe er begann. „Konga hat mich über Luna eine Woche nach der Tragödie hergerufen. Zwischen ihm und Angel besteht eine Seelenbindung, die über jede alltägliche Bindung hinausgeht. Ich kann ja nur davon berichten, was er und Jack bei Felga erlebt haben und worüber er mir berichtet hat. Scheiß drauf, hab keinen Bock auf langes Gelaber … Angels Seele ist nicht auffindbar.“

„Und was soll uns das jetzt sagen?“, hakte Jason nach.

„Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder ihre Seele ist von Felga zerfetzt oder vernichtet worden, was zwangsläufig auf ein und dasselbe hinausliefe, oder sie lebt noch.“

„Wie könnte Angel noch leben? Wir waren beide leibhaftig anwesend, als Felga ihren Kopf vom Rumpf geschlagen hat! Die Behauptung: Sie würde noch leben, ist absoluter Schwachsinn von unüberschaubarem Ausmaß!“, grollte Jack Aljoscha an und stand auf.

Rob sowie Jason blickten zu Konga, der bisher keine Beteiligung an dieser Auseinandersetzung zu suchen schien.

„Aljoscha hat es doch schon gesagt … Angels und meine Seele sind eins. Ihr Seelenteil hätte zu meinem übergehen müssen … das ist nicht geschehen.“

„Dann willst du uns weismachen, Felga hätte uns diese Köpfung nur vorgegaukelt?“, fragte Jack fassungslos.

„Das kann ich nicht bestätigen. Doch ich traue der Blutschlampe jede erdenkliche Quälerei zu. So einfach macht sie es keinem und am wenigsten einen von uns beiden“, bemerkte Konga mit einem bitteren Unterton.

„Und wenn du die Seelenvereinigung wegen dem Schock nicht mitbekommen hast?“, hakte Jason bei Konga nach.

„Exakt das habe ich auch gedacht und wollte mir bei dem Seelensammler eine Bestätigung holen … Siehe da, ich trage weiterhin keine vollständige Seele in mir!“

Schwups, alle Köpfe richteten sich wieder auf den düsteren Dragot aus.

„Sollte Angels süßer Hintern noch auf Erden herumschaukeln, dann werde ich ihn, und sie daran noch festgewachsen ist, finden!“

Jacks Verstand wollte nicht nachvollziehen, was er da gerade in den letzten Sekunden gehört hatte. Sein Herz konnte sich weder mit dem einem noch mit dem anderen Ergebnis zufriedengeben. „Felga hat beide vor unseren Augen getötet, wir haben ihre kopflosen Körper vor uns liegen gesehen. Ich kann und werde mich dieser Illusion … sie wären noch am Leben … nicht hingeben!“

Natürlich verstand Konga Jacks Einstellung zu dieser Tragödie. „Und das ist der Grund, warum ich diese Abmachung mit Aljoscha allein getroffen habe.“

„Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich noch Hoffnung hegen soll! Wie kannst du dir und mir das antun? Angel ist und bleibt tot!“

Der letzte harte Satz, den Jack ausgesprochen hatte, rammte jedem anwesenden Kerl einen Dolch ins Herz. Kreidebleich schlossen alle für sich die Augen, denn jeder liebte Angel auf seine Art.

„Mir ist herzlich bis scheißegal, was du denkst … ich habe es mir zur meiner Lebensaufgabe erkoren ihre Seele zu finden, damit sie zumindest ihre Ruhe bekommt. Ob mit oder ohne Körper wird sich dann ja noch zeigen!“, grollte Aljoscha und erhob sich.

Konga ging auf den Seelensammler zu. „In der Küche stehen etliche Speisen. Stärke dich und schlaf ne Runde, bevor du wieder durchstartest.“

Aljoscha nickte Konga zu und verließ den Saal ohne sich von den anderen zu verabschieden.

Ob es die fehlende Information war oder etwas Anderes … Jack kam über diese Begegnung nicht hinweg … „Du kannst ihn doch nicht für deine Zwecke und diese haltlose Seelenscheiße ausnutzen!“

„Ich hab diese Seelensuche nicht von ihm verlangt! Aljoscha kam nach unserem Gespräch und meiner Seelenüberprüfung von sich aus zu mir. Angel gab ihm wohl etwas zurück, das er längst als verloren sah. Was es ist, hat er mir bisher nicht verraten und ich bohre da nicht nach.“

Der Unwille saß ihm weiter im Magen und man sah es Jack an. „Ist dann alles geklärt? Muss ich noch bleiben?“

Konga wusste nicht, was er seinem Freund und Mitstreiter noch sagen sollte … es fiel nur ein Wort. „Jacky?“

Jack atmete schwer ein. „Ich organisiere seine Unterkunft mit Uta. Sie wird sicher auf ihn achten, wenn ich mit den Kriegern unterwegs bin. Jason und Rob können dich über die Hexen und deren Entscheidung auf dem Laufenden halten.“

„Du kannst die Jungs nicht trennen!“

Konga und Jack blickten zu Rob hinüber, der Dragot hatte recht. Seit ihre Mutter nicht mehr da war, klebten die beiden Vampirjungs förmlich aneinander.

Automatisch schauten sich die Väter in die Augen, bis Konga das Wort ergriff. „Teilen wir uns diese Aufgabe. Ein halbes Jahr bei dir, ein halbes bei mir.“

Diesem Mittelweg würde er sich nicht entziehen, Jack nickte mürrisch und ging durch dieselbe Tür, die schon Aljoscha zum Verlassen des Salons genommen hatte.

 

Jason trank das Blut aus, sah Konga danach einige Sekunden an, bis dieser dessen Blick auf sich spürte und aufsah. „Ist noch was?“

„Halte mich für verrückt … sie lebt. Warum auch immer, ich hätte gespürt, wenn sie …“, Jason brach den Satz ab und in stiller Übereinkunft sahen die beiden sich einige Augenblicke an.

„Könnten wir ihr Schloss finden, dann …“, grübelte Rob leise vor sich hin.

„Du gehst davon aus, dass Angel in Felgas Schlosskerker gefangen ist?“, fragte Jason seinen Vater.

„Alles andere macht keinen Sinn. Sollte sie leben, dann hätte sie sich doch längst wieder hierher geseppt, oder nicht? Nur aus Felgas Verließ gibt es kein Entkommen.“

„Der Gedanke kam mir auch schon. Doch du kannst ebenso mit einbeziehen, dass unsere göttliche Blutschlampe Gedanken und Erinnerungen verschwinden lassen kann.“

Bisher konnte Felga in dieser Hinsicht bei Angel eigentlich nichts beeinflussen, doch sollte das nun der Fall sein … Rob verzog den Mund. „Das möchte ich mir nicht ausmalen. So viele Idioten, mich eingeschlossen, die schon an Angels Hirnwindungen herumgepfuscht haben … Da sehe ich dann aber keine Chance mehr, dass sie sich jemals wieder an irgendeinen von uns erinnern wird.“

Dazu hatte Konga sich seinen Teil auch schon gedacht … „Solange es ihr gut geht und sie glücklich ihr Leben führen kann … ist es mir …“, Konga brach den Satz ab und sah dem Dragot an Jasons Seite ins Gesicht. „Wie geht es Lance?“

Welch ein rabiater Themawechsel … Rob hob eine Braue und stierte zum Kamin. „Die Hexen loten seinen Verstand weiterhin aus. Maja ist ihren Sukkubus los, dafür haben sieben Hexen alles gegeben. Sie ist an der Seite ihres Kriegers und so wie es ausschaut, wird sie nie wieder ein Kind beko…“

Bei so vielen nervenzerrenden Stolpersteinen bekam heute keiner seine Sätze fertiggebacken, da es allen auf den Magen schlug.

„Wir sollten uns auf den Weg machen. Die Hexen müssen so schnell wie es geht mit in den Kampf ziehen“, gab Jason von sich.

 

Stunden später auf Dragonrock … im Empfangsbereich des Schlosshotels.

Harmwächter … so sehr sie sich für das Hexenreich einsetzen mochten, so extrem lange ließen sie mit ihrem Entscheid auf sich warten. Exakt dreiundvierzig Stimmen mussten auf der Seite der kämpfenden Vampire sein.

Bolak, der Jason und Rob nach Dragonrock begleitet hatte, war gewillt den Wächtern die Hirne zu leeren. „Es kann doch nicht so verdammt schwer sein, für den Erhalt einer Rasse ein wenig Initiative zu zeigen!“, grollte der riesige Dragot vor sich hin.

Kommentarlos und dennoch zustimmend rollte Jason mit den Augen und blickte gleich daraufhin zu seinem Vater, der seine Kreise um eine Statue im Empfangssaal zog.

Das riesige Reisehotel mit seinen vielen Gästen, die sich hier aufhielten, überforderten den Friedenbringer. Zu Kinderzeiten fühlte er sich in diesem Hexenschloss schon nicht sonderlich wohl. Zu viele Erinnerungen gärten gerade in seinem Kopf herum.

„Jason, bist du das wirklich?“

Sein Blick folgte der weiblichen Stimme … Satana? War sie es wirklich? Wo waren ihre Haare?

Die smarte Hexe grinste den Friedenbringer schräg an. „Du guckst mich an, als sei ich Axa höchstpersönlich! Kannst du mich zur Begrüßung nicht mal in die Arme nehmen?“

„Ich bin verheiratet … habe Kinder …“, stammelte Jason.

Satana lachte schallend auf. „Ich hatte nicht vor, dich in die nächstbeste Kleiderkammer zu ziehen. Mein Mann hätte da sicher auch ein Wörtchen mit zu hexen.“

Wortlos ließ Jason sich aus dem Sessel und sofort in die Arme der Hexe ziehen. Es dauerte nicht lange und sie entließ ihm dieser überraschenden Umarmung und er konnte erkennen, warum Satana eine Glatze trug.

Was die Zeit doch alles mit sich brachte … „Sind deine beiden Schwestern auch zum Wächterclan übergetreten?“, fragte er entgeistert.

„Nein, nur ich bin durch meinen Mann bei ihnen gelandet.“

„Ach.“ Mehr fiel ihm dazu nicht ein.

„Bist du in Stellvertretung für die menschlichen Bluttrinker hier?“

Satana schien mehr zu wissen …

„Ja, bin ich. Könntest du in Erfahrung bringen, warum das da drinnen so lange dauert? Ich würde den Vampiren gerne berichten, dass das Hexenvolk auf ihrer Seite ist und sie unterstützt.“

Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte Satanas Lippen. „Ich will mal sehen, wie weit sie sind. Warte.“ Und schon rauschte die Hexe an den Dragots vorbei in einen der vielen Reisesäle.

 

Auf Dragonrock konnte man nicht genau definieren, wie schnell oder langsam die Zeit voran schritt … und es fühlte sich wie weitere Stunden an, die zäh dahinkrochen.

„Ich gehe da jetzt rein und haue auf den Tisch“, grummelte Jason, weil diese Warterei kaum noch zu ertragen war.

Die Klinke lag in der Hand des Friedenbringers, da wurde sie von der anderen Seite heruntergedrückt. Just trat Jason einen Schritt zur Seite und ließ die Tür aufgehen.

Eine illustre Runde an Hexern und Hexen durchschritt den Durchlass … nicht ein Wächter war dabei. Jason schmulte durch die Gruppe und grunzte ungehalten auf. Einige der Hexen schauten ihn daraufhin umgehend pikiert an. Das nahm Jason nicht wahr … „Wollen die uns verarschen?“, fauchte der Friedenbringer los und ließ nur noch die letzten Reisenden passieren, bis er selber den Raum betrat.

Rob und Bolak folgten ihm …

Bis auf sieben schwarze Tore, die rein zum Reisen der Hexen dienten, war der Raum leer. Ungläubig stierte Jason in jede tiefschwarze Öffnung hinein … Es kam keiner mehr durch und nichts deutete darauf hin, welches der sieben schwarzen Löcher die Wächter vor einer gefühlten Ewigkeit verschluckt hatte.

„Was hast du erwartet? Die halten doch nicht vor deiner Nase eine Abstimmung ab! Denk mal nach.“

Wo sein Vater recht hatte … als Friedenbringer kam er in den letzten Jahren seiner Berufung in den zerstrittenen Hexenvölkern nicht gerade häufig nach … nein, eher gar nicht.

„Wenn sie nicht helfen wollen … warum dann das ganze Theater?“

„Reg dich ab. Es hätte gar keine Konferenz gegeben, wenn sie nicht von der Dringlichkeit überzeugt wären“, mutmaßte Bolak.

Ungeachtet der drei überreizten Herren betrat Satana hinter ihnen durch eines der Portale den Warteraum. Natürlich fiel ihr Jasons aufgeheiztes Gemüt umgehend auf. Sie kam im Bogen um die drei Dragots herum. „Jason?“

„Ja doch!“, schnauzte der Drachenwandler, noch bevor er sich ihr zugewandt hatte. „Sorry, hab dich nicht gleich erkannt. Wie lange brauchen die noch? Müssen wir uns Feldbetten aus den Hirnen hexen? Und einen längeren Urlaub beantragen?“

Sein Sarkasmus sprühte Funken und doch blieb Satana davon unbeeindruckt. „Komm runter und wir reden.“

„Ich bin unten und am Boden!“

Hinter Satana kamen weitere Harmwächter aus dem Reisetor und stellten sich hinter der Hexe auf.

„Verlange jetzt keine Entschuldigung für meine vergangenen Taten, weil …“

„Jason, niemand verlangt etwas von dir …“, begann Satana leise. „In der Menschenwelt sind bislang drei Dutzend Hexen und Hexer durch diese Vampirfresser zu Schaden gekommen. Da keiner starb könnten wir die Angelegenheit nun übersehen und totschweigen. Aber damit schaffen wir das eigentliche Problem nicht aus der Welt. Für zukünftige Übergriffe wäre es auch möglich sämtliche Verbannungen aufzuheben, was gleichfalls nicht zum gewünschten Erfolg beitragen würde. Ergo gibt es nur einen Weg, den wir einschlagen können … pro Kampfgruppe der Vampire teilen wir euch je eine Hexe zu. Diese darf im vollem Umfang gegen die Fresser hexen. Tötungen sind schweren Verletzungen vorzuziehen. Die restlose Beseitigung der Feinde sowie deren Kampfspuren muss gewährleistet sein. Sollte es zu Begegnungen oder gar Konflikten mit der menschlichen Bevölkerung kommen, dann haben die Hexen die sofortige Auflage sich zurückzuziehen.“

„Nett“, grummelte der Friedenbringer. „Kann ich dieses Urteil als Beitrag bei Instagram auf meinem Account hochladen? Vielleicht mit dem freundlichen Bild deiner Wächtergruppe, die ihre Stinkefinger hochhalten?“

„Ich gebe dir als Oberhaupt der Wächter der Harmonie eine Zusage zu helfen und dir Vollidiot fällt nichts Besseres ein, als uns zu denunzieren“, fauchte Satana. „Was passt dem Herrn denn daran nicht?“

„Kann ich dir sofort sagen!“ Jason stellte sich vor Satana und blickte auf sie herab. „Wir brauchen keine großzügige Zuteilung von einer Hexe pro Kampfeinheit, das schaffen wir allein. Aber ich habe mich im Hexenvolk umgehört … Tausende sind bereit uns zu unterstützen. Es ist nur die Angst vor euch Wächtern und der einhergehenden Verbannung, die viele zurückhält, wenn sie dem Menschenvolk helfen würden. Hexen lieben nun mal ihre Freiheit - ohne Einschränkungen. Es leben an die siebenhunderttausend Hexen und Hexer unter den Menschen. Nicht einer von denen will einen gesichteten und erkannten Meety am Leben lassen! Das Problem mit diesen Fressern wäre innerhalb einer Woche so weit im Griff, dass Außenposten an den Eintrittsstellen die nachrückenden Meetys umgehend zu Staub hexen könnten. Per Schichtverfahren wäre eine lückenlose Überwachung gewährleistet. Alles eine Frage der Planung. Doch wir müssen das Übel bei der Wurzel packen! Felgas Schloss muss gefunden werden! Die Bruteltern müssen ausgerottet werden und laut Angels damaliger Aussage stehen in Felgas Reich eine nicht definierbare Anzahl von Meetys in den Startlöchern. Sie könnten jedes verdammte Reich in allen Welten in einem Tag überrennen, ersetzen oder noch besser … auffressen. Felga schnipst binnen Sekunden tausend Tore auf und wir gehen alle miteinander unter.“

Argumente die Hand und Fuß hatten und doch … Satana war nicht gewillt Jasons Ansprache einfach über sich ergehen zu lassen … „Deine Vermutung mag begründet sein, doch diese Vampirin kann uns das nicht mehr bestätigen! Es ist darüber hinaus keinem Volk gestattet, sei es noch so hoch angesehen, eine Göttin anzugreifen. Die Folgen wären verheerend!“

„Wer will denn Felga angreifen? Keiner! Ihre Höllenbrut ist es, die vernichtet werden muss. Findet ihr Schloss und alles geht seinen richtigen Weg!“

„Götter lassen sich nicht per Hex orten!“

Gleich würde er Schaum fahren … „Meine Güte, sind die Wächter sich zu fein, um einen global ziehenden Netztreiber herauf zu beschwören? Kein Problem, dazu bräuchte ich nur sieben ausgebildete Dragots, je Kontinent einen und Schwups … ihr Schloss ist gefunden!“

„Und warum bist du diesen Schritt noch nicht gegangen?“, fragte Satana spitz.

„Wie vertraut bist du mit deinen vermaledeiten Gesetzen? Sobald ich diesen Hex in Gang setze umzingeln uns Abertausende von euren Wächtern, weil sie sich in den Arsch getreten fühlen. Übersetzt: Wir würden gleichzeitig mit diesem Hex in Erfahrung bringen, wie viele Harmwächter es gibt und nebenbei schließt sich uns auf, was sie gegen uns im Schilde führen. Dieser Hex ist wirklich nicht ohne und würde garantiert nicht unbemerkt bleiben und das Ende vom Lied … wir wären nicht am Ziel, sondern tot!“

Noch nicht jedes ihrer vielen Gesetze war ihr bekannt, Satana drehte sich den Wächtern zu und alle nickten geflissentlich. „Können wir unsere Harmwächtergemeinschaft vor diesem Hex in irgendeiner Art schützen?“

„Nein, der Hex dehnt sich erst in Wellen über alle Welten aus und zieht dann zweitausend Kilometer ins Erdinnere. Somit erreicht der Hex jedes Portal in unsere Zonen“, gab Satanas Mann mit belegter Stimme zu.

„Führt ihr doch diesen Hex aus, und wenn es unbedingt sein muss, schließt euch untereinander kurz und spioniert wie blöde herum! Uns ist es egal, ob ihr wisst, wo Dragotan liegt. Ihr könnt die Inselbarrieren ohnehin nicht durchbrechen“, moserte Jason, denn im Gegenzug erfuhren die Wächter dann alles, was sie nichts anging.

„Nein Jason, du kannst den Wächtern nicht eigenmächtig genehmigen, was nicht vom Oberhaupt der Dragots abgesegnet wurde. Andrak kastriert dich, noch bevor er dich töten wird!“, grollte Bolak lautstark.

War klar, dass Bolak die Inselregeln vertrat, immerhin lebte er dort und mit diesem folgeschweren Hex stand auch die Lebensqualität sowie Sicherheit seiner Familie auf dem Spiel.

„Darüber hinaus sind die Vampire - so sehr ich gewillt bin ihnen zu helfen - keine lebensnotwendige Rasse für unser Volk. Wir können ohne sie auskommen.“

Diesen Kommentar hätte Bolak sich sparen können …

Waren hier alle bekloppt im Schädel und hörten ihm nicht zu? Jason blickte Bolak für ein paar Sekunden schweigend an, ihm lag nicht daran den Dragot vor anderen aufzufordern seine Ohren zu waschen. „Denk noch mal über deine Worte nach. Es geht hier um alle Völker und nicht nur um die Vampire. Millionen von Meetys - die finden durch Felga auch zu deiner Sammelhütte und knabbern deine Kinder an.“

„Ein einzelner Dragdaan kann die Erde vernichten! Ich bin einer von ihnen!“

„Fein, und dann? Du vernichtest die Erde samt ihren Bewohnern … Drags lassen sich nicht nur auf alle Meetys begrenzen! Du erwischst dabei immer andere.“

Verfahrene Situation, das sah Bolak nun auch ein und trat schweigend zurück.

„Wie verbleiben wir jetzt?“, fragte Satana.

Ungeachtet der vielen Wächter zog Rob per mentalem Hex die Fürstin der Dämonenwelten zu Rate … und sie erschien durch eine Nebelwand.

Die Wächter der Harmonie erkannten die dämonische Herrscherin und rotteten sich zusammen, zückten ihre Z-Stäbe und neigten ihre Köpfe.

Rilla schmunzelte über so viel Aufmerksamkeit für ihre Person. „Bleibt geschmeidig! Eure Ärsche schmecken einfach zu fade.“

„Wer hat dich gerufen?“, polterte es aus Jasons Futterluke.

In Rillas Blick lag die Antwort, Jason sah seinen Vater ebenso an. „Warum?“

War das nicht offensichtlich? Rob trat vor. „Rilla kann alte Spuren und abgefallene Hautpartikel aufspüren … wenn ich nicht falsch liege.“

„Schön, und wie soll uns das weiterhelfen?“, quatschte Satana dazwischen.

Die Frage blieb offen, denn von Wächtern ließ sie sich nichts sagen oder fragen, Rilla zog den Friedenbringer beiseite. „Bübchen, ich trete dem Wächterweib gleich in den winzigen Arsch, wenn ich keinen triftigen Grund für meine Anwesenheit höre!“

Jason erklärte Rilla den Sachverhalt …

Dieser Meety-Wirrwarr und deren überspanntes Verhalten interessierten Rilla nicht sonderlich, sie horchte erst auf, als sie erfuhr, was vermutlich mit Angel geschehen war. „Redest du jetzt wirklich über diese kleine verdrehte Blutschlürferin, der ich schon mal geholfen habe?“

Hörte er da ein ehrliches Bedauern in ihrer Stimme heraus? Jason glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können.

Da nicht gleich auf ihre Frage eingegangen wurde, hexte die Dämonenfürstin sich einen riesigen Schaukelstuhl herbei und ließ sich darin nieder. „Rede Friedensfürzchen!“

„Konga und Jack waren im Schloss ihrer Blutgöttin, als diese vor ihren Augen Angel und ihre Tochter Janjala geköpft und eingeäschert hat.“

„Eingeäschert … das sieht übel aus. Da kannste nichts wiederbeleben.“

Und wieder vernahm Jason diesen bedauerlichen Unterton in Rillas Stimme. „Götter können Illusionen erschaffen und damit die Wahrheit verschleiern …“

„Mir ist jetzt noch nicht ganz klar, wobei ich nun helfen soll. Soll ich die Überreste oder Ähnliches von dieser Saugerin aufspüren oder die Meety-Tore finden und schließen. Letzteres geht nur von Seiten meines Reiches und dir sollte bewusst sein, wie groß das Dämonenreich ist.“

„Aktuell kümmern sich die Vampire weltweit in Kampfgruppen um die Meety-Fluten. Mehr schlecht als recht, aber das ist jetzt gerade nicht der Punkt. Es ist wesentlich dringender, dass die Bruteltern der Meetys ausgerottet werden! Nebenbei und nicht weniger wichtig … den beiden Bluttrotteln und mir liegt sehr am Herzen, dass es einen Abschluss zu Angels Tod gibt oder wir - beziehungsweise du - das Engelchen vielleicht lebend aufspürst. Dalkan, Aljoscha und einige vertraute Hexen versuchen seit Monaten eine Spur zu Felgas Schloss zu finden. Sie hat ihre Behausung verlegt oder womöglich ein Wanderschloss daraus gemacht.“

Rilla grübelte mit wackelnder Nase - das sah schon urig aus und passte nicht zum Oberhaupt der Dämonen. Vor den blasierten Wächtern musste Jason sich doch glatt ein dümmliches Grinsen verkneifen … damit die Dämonenfürstin ihren furchteinflößenden Ruf nicht verlor …

Während die Fürstin nachdachte trat Satana leise an Jasons Seite. „Wir haben uns kurzgeschlossen und geben dir für dein Handeln gegen die Vampirfresser freie Hand. Nutze die Ressourcen der Hexenwelten und ihrer Bewohner! Keiner will diese Wesen in unseren Zonen sehen. Hintergehst du uns und drehst dein eigenes Ding, dann ist es dir verboten die Hexenwelten jemals wieder zu betreten! Und das Wichtigste zuletzt: Dieser Netzhex wird nicht angewandt, finde einen anderen Weg!“

Das war doch mal ein warmherziges Entgegenkommen! Jason lächelte Satana spitzbübisch an … „Ich weiß ja, warum ihr keine Haare tragt …“ Er murmelte einen Hex und auf Satanas Kopf schossen die Haare hervor, bis sie Schulterlänge erreicht hatten. Fast zärtlich fuhren seine Finger durch ihre Strähnen. „Hab Dank für die damaligen gemeinsamen Stunden und für dein Opfer. Nun nimm deine Kollegen an die Hand und verschwinde.“

Eine einzelne Träne lief über Satanas Wange. Beide dachten weit in die Vergangenheit zurück und was sie gemeinsam erleben und überleben mussten. Sie hielt Jasons Hand für einen Wimpernschlag fest, bevor sie sich abwandte und eines der Reisetore ansteuerte. Mit jedem ihrer folgenden Schritte fielen Satana büschelweise die Haare vom Kopf. Am Tor angelangt trug die Hexe wieder ihre Wächterglatze. Satana drehte sich ein letztes Mal um und verschwand hinter ihren Wächtern im schwarzen Durchgang.

„Ich könnte euch in ihr Reich führen. Das Schloss muss sich dort befinden, weil sie ihre volle Macht nicht nutzen kann. Zolmer hat ihr ganz schön die göttlichen Eckzähnchen gestutzt, wenn man das so sagen kann.“

Jason blickte Rilla an, als ob sie da gerade behauptet hätte, auf dem Mond gäbe es eine U-Bahn die stündlich in Felgas Heimatdörfchen fahren würde. „Woher willst du in so kurzer Zeit wissen, wo sich ihr Reich befindet? Wir suchen seit Monaten danach!“

„Ich kann mich noch daran erinnern, als wir uns das erste Mal über den Weg gelaufen sind … und ich vermute, du hast immer noch keine Ahnung wer hier vor dir sitzt. Dann stell mal die Lauscher auf: Ich bin in erster Linie das Oberhaupt meiner Unterwelt und eine Dämonie, die alle Dämonenflüche beherrscht und ausführen kann, dann folgen meine Untertanen der oberen Schichten. Weiter braucht es nicht erklärt werden. Jeder wandernde Oberdämon opfert mir sein Bewusstsein sowie sein Wissen, wenn ich es verlange. Diese absolute Treue gibt es nur zu mir und sie hat einen bösen Haken. Wenn ich mental mal eben alle Hirne meiner Wanderdämonen leere, dann fallen sie danach Tod um. Nicht sonderlich tragisch, denn sie kommen aus ihren Irratern wieder und ziehen dadurch um eine Stufe im Rang höher. Je öfter ich allerdings diesen Fluch ausführe, desto mehr Anwärter auf meinen Thron werden wiedergeboren. Ein Machtkampf sondergleichen entsteht und ich trete - schneller als mir lieb ist - zu meinem eigenen Überlebenskampf an. Zwei Mal hab ich diesen Fluch bereits genutzt. Du kannst in Zukunft also nur noch von mir erflehen, dass ich meine Hose runterziehe und du mir dann - mit deiner Zunge - meinen Arsch putzt!“ Rilla atmete schwer ein. „Zurück zum eigentlichen Problem: Felgas Reich ist eine dämonisch angehauchte Zone, die zwischen allen Welten liegt. Wie das meist der Fall ist, wenn man in Zwischenwelten reisen will, geht das nur über unzählige Portale. Diese Reisen machen meine Wanderdämonen zeitlebens, denn so bauen sie das Dämonenreich kontinuierlich aus, ohne dabei andere Reiche zu integrieren. Wir wollen uns ja nicht gegenseitig auf die Füße treten. Um dich in ihr Land zu bringen, stelle ich dir Ghul zur Seite, er ist der älteste Dämon unter den Zonensuchern und seines Wissens hatte er ihr Zone schon versehentlich betreten.“

Fremde Dämonen waren Jason seit jeher suspekt. „Kannst du nicht mitko…“

Prompt unterbrach Rilla den Friedenbringer ... „Nein, ich habe andere Sorgen und du bist bei ihm in kundigen Händen. Die Zonensucher müssen mir alljährlich berichten, um wie viele ungenutzte Bereiche unser Reich anwachsen kann und bei unserem letzten Treffen ist er mir nachhaltig aufgefallen. Sein Fachwissen überragt das seiner Mitstreiter um einiges.“ Rilla erhob sich und damit verschwand auch ihr Schaukelstuhl. „So, ich muss mich verabschieden, denn die Wochen, die du mich nun hier wieder aufgehalten hast, haben in meinem Reich sicher etliche neue Probleme aufgeworfen. In Zukunft schickt ihr mir eine Postratte oder einen Hexenboten und zitiert mich nicht persönlich an eure Seite! Verstanden?“

Der Fürstin der Dämonen widersprach man nicht, auch ein Friedenbringer musste sich da unterordnen. „Gehab dich wohl und vielen Dank für deine Hilfe!“

Rilla nickte ihm zu und verschwand im Nichts.

„Und wann schickt sie diesen Guhl nun vorbei?“, fragte Rob.

Kopfkratzend blickte Jason sich um. „Vielleicht dauert es eine Weile, weil sie ihn erst finden muss. Rilla sagt nie etwas zu, das sie nicht einhält.“

„Jungs, ich verpiesel mich wieder nach Dragotan. Haltet mich auf dem Laufenden.“ Bolak öffnete sein Dragtor und schritt hindurch.

„Wenn dieser Ghul ein echter dämonischer Ghul ist, dann frisst er Leichen und falls keine da sind, dann sucht er sich seine Opfer.“

„Sind nicht alle Dämonen Leichenfresser?“, konterte Jason unbeeindruckt, weil ihm sehr wohl bewusst war, mit wem er sich da auf eine dämonische Reise begeben würde.

„Mag sein, so genau kenne ich mich mit den verschiedenen Dämonenarten nicht aus“, gab Rob zu. „Aber zumindest können wir den Hexen jetzt grünes Licht geben und handeln.“

Gesagt, getan, die beiden Dragots schritten durch eines der Reisetore mit dem Ziel nach Emplot zu gelangen. Dort angekommen begaben sie sich in die Zentrale der Hexenkommunikation, sprich: Ins Rattenpostamt.

Die anwesende Hexe staunte nicht schlecht, als zwei offenkundige Dragots ihr Postamt betraten. „Wie kann ich … Ihnen helfen?“, stammelte sie, denn es war noch nicht allzu lange her, dass die Völkerverbannung aufgehoben wurde.

„Wir müssen eine Rundpost aufgeben“, begann Jason und lächelte die Hexe mit gezückten Fängen an.

„Jason, kann es sein, dass du hungrig bist?“, summte Rob seinem Sohn zu.

„Ja, bin ich. Warum fragst du?“

Rob zog eine Braue empor, musste ja nicht jeder wissen, was Jasons Blutgemisch in sich trug. „Dann leck mal über deine Beißerchen.“

Hui, Jason schloss seinen Mund und überließ seinem Vater das Reden.

 

Binnen weniger Sekunden, nachdem Rob die Mithilfe der Hexen und Hexer aufrufen wollte, hatte die Posthexe sieben Kristallkugeln auf den Tisch gestellt. „So erreichen wir viel schneller Ihr gewünschtes Ziel.“

… Und nebenbei umzingelten an die siebenhundert Ratten bereits den Bereich des Empfangs. Das aufkommende Rascheln und die tapsenden Ratenfüße, die durch die Rinnen liefen, bescherten Rob und Jason stehende Nackenhaare.

Wen wunderte es? Bei dem Kuppelbau dieses Postamtes handelte es sich um den größten überhaupt. An die dreihunderttausend Rattennester reihten sich dicht an dicht spiralförmig von der Spitze der Kuppel bis zum Boden hinab. Was man anhand der unzähligen kupferfarbenen Laufrinnen, die Regenrinnen sehr ähnlich sahen, kaum erkennen konnte. Von jedem einzelnen Rattennest ging eine Rinne ab, die sich nach einem halben Meter mit einem weiteren Dutzend zu einer Laufrinne vereinte, welche sich wiederum nach einer gewissen Strecke abermals verjüngte.

Am Ende und somit auf dem Tresen der Posthexe kamen dann nur noch sieben Rinnen an und diese waren gerade sowas von überfüllt, dass die Ratten sich gegenseitig voran schoben.

Fein, die fast ausgerottete Rattenpostvernetzung hatte sich blendend erholt. Axas Plan die Kommunikation unter den Hexen auszumerzen schlug damals wohl fehl.

Nicht eine Ratte traute sich zu Axas Rachezeit noch in ein Hexenpostamt …

Nun quälten sich die Ratten über den Tresen und fielen durch das Gerangel schon vom Tisch.

„Beruhigt euch mal!“, blaffte Jason in die Runde … und siehe da … nichts änderte sich.

„Schnauze!“, brüllte Rob und fuhr seine Flügel unterstützend aus.

Endlich wurde es wenigstens so weit leiser, dass man sein eigenes Wort verstehen konnte.

„Diese Nachricht muss an jede Hexe und jeden Hexer in allen Hexenzonen überbracht werden! Auch die Brückenländer werden informiert. Felga, die Göttin der Vampire sendet Fressfeinde aus, die nicht nur die Blutsauger in ihrem Lebensraum bedrohen, nein, sie werden auch unsere Städte und Länder überrennen. Jeder einzelne Hexer und jede Hexe, alle die sich nicht zu fein sind, den Vampiren in der Menschenwelt zu helfen, fordere ich hiermit auf: Schickt Robert M. Dragonblood eine kurze Zustimmung, wenn ihr dabei seid!“

Hohe Hexerei, die Ratten stoben auseinander, innerhalb einer Minute war das Postamt leer und nur eine gruselige Stille blieb zurück …

Die Posthexe hielt sich den Zeigefinger vor den Mund und lotste die beiden Dragots in einen kleinen Anbau. Hier standen weit mehr als sieben Kristallkugeln.

„Ich hexe eine Leitung in alle Außenbezirke, zu denen unsere Postratten keinen oder nur einen erschwerten Zugang haben. Sie brauchen Ihre Meldung dann nur einmal weiterleiten.“

Die Hexe war gut. Sie sprach einen Sammelhex aus und es wurde bunt in dem Anbau, denn jede Kugel leuchtete in einer anderen Farbe auf. „Wenn man es so will, es springen nur die Nachrichtenmelder an. Bei dieser Botschaft macht es keinen Sinn sich mit dem Hexen direkt in Verbindung zu setzen, weil dann gleich alle durcheinanderreden würden. Wenn ich das Zeichen gebe, dann wiederholen Sie die Aufforderung und dann ist wirklich jede Hexe informiert.“

Nach dem Aufbau der Massenleitung folgte ein weiterer Hex und alle Kugeln erstrahlten in einem satten Violett. Nun nickte die Posthexe Rob zu.

Der Dragot wiederholte seinen Hilferuf und erweiterte ihn um eine Botschaft, die nur Dragots verstanden, die unter den Hexen lebten.

„Rechnen Sie mit heute Abend, dann haben alle eine Entscheidung getroffen. Wann und wo werden wir uns denn treffen?“

Jason musste schmunzeln, von ihr kam zwar nicht die erste Zusage, doch wenn diese Hexe schon nach dieser kurzen Ansage überzeugt war, dann würden unzählige Hexen und Hexer folgen. „Etwas Unterstützung bräuchten die Vampire jetzt schon. Der große Angriff folgt dann, wenn ich Felgas Reich gefunden habe. Was hoffentlich nicht in weiter Ferne liegt.“

„Hilft da kein Netzhex?“, fragte die Hexe spontan.

„Schon, doch die Wächter wollen nicht, dass dieser Hex angewandt wird. Das hat seine Gründe, die wir hier nicht ansprechen müssen“, antwortete Rob.

Die Dragots nickten der Hexe freundlich zu und gingen.

„Immer noch Hunger?“, fragte Rob seinen Sohn knapp, als sie die Straße betreten hatten.

„Ja, gehen wir ins nächste Lokal oder zu Mama?“

Bevor Rob ein Tor nach Dragotan öffnen konnte, änderte sich der Luftdruck in ihrem Umfeld. Es kam wie eine Welle auf die Drachenwandler zu …

„Das ist kein Hexenwerk!“, bemerkte Rob leise und suchte weiter, um die Quelle zu orten.

Zu dem sich verändernden Luftdruck verfärbte sich der Himmel in ein schmutziges Orange … Stimmen und Geräusche verstummten und mit einem Mal sah man zigtausend Hexen und Hexer, die ihre Besen bestiegen und nach Westen flogen. Alles was Beine oder Flügel hatte machte sich eilends auf den Weg.

„Ich ahne etwas …“

Wie sein Vater beobachtete Jason die auf sie zuführende Straße. Bläuliche Schimmer verfärbten die Gebäude zu beiden Seiten und in der Mitte der Straße baute sich ein schwarzes Loch auf. Zunächst konnten die Dragots nicht sehen …

Rob seppte sich hinter Jason weg und erschien fünf Augenblicke später wieder am selben Fleck, diesmal bewaffnet mit einem riesigen Sack.

Eine Gestalt löste sich aus der Schwärze und kam schleppend auf sie zu.

Vollautomatisch hielt Jason die Luft an, denn das, was da auf sie zukam … wurde immer größer!

Rilla hatte echt einen an der Birne! Wie sollte er mit solch einem Riesen Schritt halten können? Selbst als Dragot mit Flügeln war das kein leichtes Unterfangen. Wer wusste schon, wie lange sie unterwegs sein würden.

Die Köpfe der Dragots legten sich immer weiter in die Nacken.

Bei dieser Größe konnte sich der Dämon auf einem siebzehnstöckigen Hochhaus setzen und hätte weiterhin kaum Beinfreiheit.

„Fliege ich jetzt zu dem hoch oder warte ich, bis Guhl seine Nase in den Asphalt schiebt?“

„Hex ihn einen Schrumpfhex ans Bein! Dann …“

Beide hielten abermals die Luft an und ihre Nasen zu, denn aus den Poren des Dämons strömte ein stinkendes trübes Gas.

Rob musste handeln … es sah nicht so aus, als ob sie bald wieder Luft bekämen, er hexte einen Schutzhex um sich und seinen Sohn und füllte diesen mit Sauerstoff an, der per Pipeline weit aus dem Himmel über ihnen angesaugt wurde.

Eine Weile sahen die beiden Dragots nicht die Hand vor Augen, bis sich die Gaswolke mit einem Mal in alle Richtungen mittels Druckwelle entlud.

Der Himmel war wieder klar, die Häuser blieben bläulich und glitzerten.

Vor den Dragots stand ein Wesen, dass nicht viel größer als sie war, doch es sah schrecklich faltig aus. Die Hautfalten an den Beinen des Dämons hingen bis auf die Straße hinunter. Hände konnte man auch nicht sehen, weil überall die überschüssige Haut darüber lag. Am schlimmsten sah das Gesicht des Dämons aus, denn sein Wangenfleisch lag auf seinen Schultern und der Haaransatz musste wohl im Nacken zu finden sein. Alles in einem schicken Graubraun.

Die Faltenmassen begannen sich zu bewegen, der Dämon drehte sich um sich selber. Das sah schon unterhaltsam sowie entsetzlich aus.

Einem Brummkreisel gleich beschleunigte der Dämon und man konnte nur erahnen, dass seine Masse weiter abnahm und die Kreisbewegungen ebenso weniger wurden.

Das Ergebnis ließ beiden Drachenwandler die Münder aufklappen.

Vor ihnen stand ein Mann in Kampfbekleidung samt geländetauglichen Stiefeln, kaum größer als Jason, der seinen Vater um drei Zentimeter überragte.

Alterstechnisch wirkte der Dämon wie ein Mittvierziger.

„Moin Mädels!“, begrüßte der Dämon die beiden Drachenaffen. „Hab ne Weile in Norddeutschland gelebt und von dort aus das Dämonenreich vergrößert. Die Spuren hab ich in den Wäldern beseitigt. Könnt ihr nicht mitreden, aber musste das erwähnen, damit wir etwas freundlicher miteinander umgehen können. Rilla hat explizit angesprochen, dass ich euch keine Angst einjagen soll. Chefin befiehlt, Dämon pariert. Sie hat mir auch gesagt, welcher Pappnase ich helfen soll.“ Der Dämon richtete sein Augenmerk auf Jason aus. „Muss ich erklären, warum ich eben in einer anderen Gestalt aufgetreten bin, damit du deinen Mund wieder zubekommst?“

Jason nickte zaghaft.

„Beim Weltenerweitern muss ich mich der Umgebung anpassen. Zuletzt war ich in einer Unterwelt, die von lebenden Gaswolkenwesen beherrscht wird. Kein Gebiet, das sich mit Dämonen bevölkern lässt, aber ich musste durch diese Zone, um die Grenzen zu überprüfen. Rillas Ruf hat mich gerade noch erwischt. Fünfzig Augenaufschläge später und sie hätte mich erst wieder in sieben Dämonenjahren erreicht. In eurer Zeitrechnung … ich muss nachdenken … von dort aus … in etwa hundertdreißig Jahren. Plus minus fünfzig Jahre. Ich lass mich da nicht drauf festnageln. Reicht die Auskunft oder muss ich mehr ins Detail gehen?“

Eine Frage brannte schon auf Jasons Zunge … „Rilla hat dein Gehirn angezapft, worauf du sterben musstest … um dann aus deinem Irrater wiederzukommen … Wie kann so ein großes Gaswesen aus einem kopfgroßen Ei herauskommen?“

Für einen Augenblick musterte Guhl den überaus neugierigen Dragot. „Ich bin seit unzähligen Jahren hier, kann mich an meine Kindheit schon lange nicht mehr erinnern … Es gibt kein Wesen, das mir schaden kann … Ich bin ein Grenzgänger und Weltenfinder … und trage meinen Irrater in mir. Ich entstehe aus mir selber. Mit diesem Wissen lasse ich deinen Kopf nun arbeiten. Denk dir deinen Teil und frage nicht mehr nach. Wir haben einen beschwerlichen Weg vor uns. Fünfhundert Tore, die in einem Multitor zusammengefasst werden müssen. Deine Innereien werden gebraten, eingefroren, in flüssigen Stickstoff verwandelt, aufplatzen und deine Seele wird sich auf Kieselsteingröße zusammenziehen. Mach dir lieber darüber Gedanken. Hexe dir den stärksten Schutz auf den Leib, den du kennst. Wir können natürlich auch den einfachen Weg wählen und brauchen dann nur siebenhundert Dämonenjahre. Das Reich dieser unseligen Blutgöttin liegt in einer Zwischenwelt, die ich nur durch einen reinen Zufall entdeckt habe. Die Grenzzone ist eine Nebelwand, die denen ähnelt, die du schon im Dämonenreich durchschritten hast. Ich gehe auch nur unter Protest wieder in deren Reich … dort wandeln Kreaturen umher, die hungrig sind und alles außer Ihresgleichen anfressen wollen.“

Jason wollte nachfragen, was es mit dem Multitor auf sich hat, doch sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.

„Die Zeit arbeitet nicht für uns! Soll ich gehen?“, schlug Rob vor.

Für einen Augenaufschlag lang musterte Guhl den Vater des Friedenbringers, als Ersatzmann käme er kaum in Frage ... denn sein Geruch stimmte nicht. „Nein, dieser Job kann leider nur vom Friedenbringer erledigt werden. Seine Bestimmung - durch die Gotteskraft von Zolmer - kann Unmögliches zusammenführen. Er ebnet die Zwischenräume der Tore für die, die folgen werden. In groben Worten: Er stiftet Frieden unter den Weltentoren, wenn er sie durchschreitet. Ein einfacher Wandler kann das nicht.“

Allein wegen der Bezeichnung - einfacher Wandler - wollte Rob protestieren, doch ein anderer Gedanke verdrängte den Wunsch. „Wenn Jason die Tore vereint, wie können wir dann sicher sein, dass die Dämonen daraus nicht ihren Vorteil ziehen?“

Er wäre wirklich der schlauere Dragot … Guhl grinste breit. „Könnt ihr nicht und wir werden diesen Umstand ausnutzen. Soll euch nicht kratzen, es gibt genügend Welten, die besser und interessanter sind, als die menschliche Welt oder die eure auf Dragotan.“

Andere Rassen zu opfern, um das Überleben einer Spezies zu sichern … fand Jason nicht sonderlich prickelnd. „Wie gehen wir jetzt vor?“, fragte der Friedenbringer.

„So!“ Guhl packte zu und riss Jason an sich, die Beine des Dämons knickten etwas ein und er drückte sich vom Boden ab. Das allererste Tor befand sich direkt über ihren Köpfen. Rob schmiss seinen Sohn aus dem Stand heraus den Sack in die Arme. Jason griff nach dem Stoff und dann schloss sich das Portal.

Gefasst starrte Rob in den blauen Himmel … Dämonen … wie immer … selten berechenbar. Zumindest musste Jason nicht verhungern oder an Leichen knabbern, der Sack war voll mit kleingehexten Nahrungsmitteln. Habea hatte perfekt reagiert, das Wort Dämonenwelt reichte aus und sie hexte im Eiltempo drauflos. Sämtliche Vorräte und diverse Mahlzeiten, die eigentlich den Dragots heute serviert werden sollten … alles befand sich in diesem Nahrungsbeutel.

Rob hatte sich schon nach Rillas Besuch mit Bolaks Dragotin mental kurzgeschlossen und sie gebeten viele leckere Speisen zuzubereiten. Wenn möglich für eine Horde Wandler, die Wochen davon leben konnten - ohne sich das Futter einteilen zu müssen.

 

Derweil auf einem Schlachtfeld im Irgendwo …

„Jack! Rechts!“, brüllte Kasim seinem Boss zu.

Jacks Katana zog durch eine schwungvolle Drehung seines Handgelenks einen diagonalen Kreis und zersäbelte den weiblichen Meety.

„Mann, wo bist du mit deinen Gedanken? Seit du von Konga zurückgekommen bist, hast du null Konzentration“, moserte Kasim.

„Dieser alte Blutaffe macht mich noch wahnsinnig! Er hält Aljoscha und Dalkan in Schach. Beide suchen nach einem Geist oder eher nach einer verschollenen Seele. Die Idioten denken sogar, sie könnte noch leben“, polterte es aus Jack heraus.

Zwei weitere Krieger in ihrer unmittelbaren Nähe hatten zugehört und Kaito reagierte … er packte Jack an der Schulter und seppte sich mit ihm aus den Dunstkreis der Meetys. „So schön ich den Gedanken finde … wenn du keinen klaren Kopf hast, dann verschwinde! Die Frischlinge brauchen Training und dafür sollte dein Grips noch ausreichen.“

Wo der Krieger recht hatte …

Anstelle sich um die Junganwärter zu kümmern, seppte Jack sich ins Spielzimmer …

Das gesamte Jahr der körperlichen Trennung nahm Angel sich hier den Druck und dieser intime Geruch hielt sich wacker in allen Gegenständen, die sie dabei ihn die Hand genommen hatte …

Jack sackte auf der Spielwiese in sich zusammen.

Nicht ein einziges Mal sehnte er sich Janjala zurück. Diese Vampirin spukte seit ihrem Tod kaum noch durch seine Gedanken, lediglich, wenn er an seine Töchter dachte, die durch die Hand ihrer eigenen Mutter starben. Hätte Felga ihr den Kopf nicht höchstpersönlich vom Hals geschlagen … nach diesem Geständnis, Jack hätte selber Hand an ihre Kehle gelegt.

Die Sehnsucht nach Angels fehlender Nähe fraß ihn auf und je mehr er von Konga sah und dessen irrsinniger Suche hörte, desto mehr wollte er nicht mehr leben. Wie konnte Konga nur annehmen Angel hätte ihren Besuch bei der Vampirgöttin überlebt? Sie waren beide leibhaftige Zeugen, als Felga den Frauen die Köpfe abgeschlagen hatte.