Rainald von Dassel Macht und Finsternis - Fritz Manfred Geppert - E-Book

Rainald von Dassel Macht und Finsternis E-Book

Fritz Manfred Geppert

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Beschreibung

Die Handlung des historischen Romans erzählt die distanzierteVater/Sohn Beziehung eines psychopatischen und gefährlichenillegitimen direkten Nachkommens des Kanzlers Rainald von Dasselim Dunstkreis des Hofes von König und Kaiser Friedrich I. "Barbarossa"Bei der Einbettung fiktiver Teile im Roman sind Fakten, Personen,Daten und Örtlichkeiten in überwiegenden Fällen belegt oder Standder Historienforschung.Aber wer garantiert bei einem Mangel an Überlieferung undInformationen aus dem frühen Mittelalter, ob Fiktion oder auchAnnahmen nicht auch die Wahrheit sein könnte. Fiktion und Wahrheit sind austauschbar, wenn Realität nicht mehr zu ergründenist. Eine Tatsache, die Fantasie eines Autors anregt und dieserweniger Grenzen setzt.

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Die Handlung des Romans erzählt eine äusserst distanzierte Vater-Sohn Beziehung eines psychopatischen, intriganten und auch gefährlichen illegitimen direkten Nachkommens des Rainald von Dassel im Dunstkreis des Hofes von König und Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“.

Bei der Einbettung fiktiver Teile im Roman sind Fakten, die Personen und Örtlichkeiten in überwiegenden Fällen belegt und Stand der Historienforschung.

Aber wer garantiert bei einem Mangel an Überlieferung von Informationen aus dem frühen Mittelalter, ob Fiktion oder Annahme nicht auch Wahrheit sein könnte. Fiktion und die Wahrheit sind austauschbar, wenn die Realität aus früheren Zeiten nicht mehr zu ergründen sind. Eine Tatsache, die die Fantasie eines Autors anregt und weniger Grenzen setzt.

Über den Autor:

Fritz Manfred Geppert ist in Wünsdorf, 40 km südlich von Berlin in der Mark Brandenburg 1937 geboren. Schreiben in jeder Form und Variante hat ihm seit Schülerzeiten Freude bereitet. Sei es als biografische Replik, als einem historisch fantasievollen Exkurs oder die Aufarbeitung eines Themas aus dem Bereich des Sports.

Seit 1955 lebt er mit seiner Familie, Kindern und Enkeln in der Wetterau, zwischen den sanften Höhenzügen von Taunus und dem Vogelsberg.

Personenregister

Kunrad von Hachen

(fiktiv)

Illegitimer Sohn Rainalds von Dassel

Wibald von Stablo

Abt des Benediktinerklosters Corvey

Volkmar von Bömeneburg

Vorgänger Wibalds von Stablo

Hunold von Rötgen

(fiktiv)

Klosterbruder von Bursfelde und Corvey

Graf Reinald von Dassel

Kanzler und Erzbischof von Köln

Graf Reinold I. von Dassel

Vater des Kanzlers und Erzbischofs

Mathilde von Schauenburg

(?)

Mutter des Kanzlers und Erzbischofs

Staufer Friedrich I. Barbarossa

Römisch-deutscher Kaiser 1155 -1190

Graf Albert von Sponheim

Notar in der kaiserlichen Kanzlei

Kuno von Münzenberg

Ritter aus der Wetterau und Taunus

Vollrad von Rheinstein

(fiktiv)

Kaiserlicher Offizier, Hauptmann

Beatrix von Burgund

2. Gemahlin Kaiser Friedrichs I.

Adela von Vohburg

1. Gemahlin des Königs Friedrich

Dietho von Ravensburg

Ministerialer, Gatte Adelas v. Vohburg

Ludolf von Kreiensen

(fiktiv)

Leiter der Kanzlei in der Kaiserpfalz

Papst Hadrian IV.

Papst, Engländer 1154 – 1159

Ritter Gotfried von Lutra

Verwalter der Kaiserpfalz ab 1162

Diethelm von Baruth

(fiktiv)

Stellvertretener Leiter der Kanzlei

Burkhard von Kästenburg

Ministerialer des Reiches

Werner II. von Bolanden

Ministerialer des Reiches

Pfalzgraf Otto v. Wittelsbach

Diplomat, Berater Friedrich I.

Pfalzgraf Konrad v. Staufen bei Rhein

Halbbruder, Anhänger Friedrich I.

Herzog Berthold IV. v. Zähringen

Gefolgsmann, Diplomat Friedrich I.

Markward II. von Grumbach

Ministerialer, Berater Friedrich I.

Graf Rudolf von Pfullendorf

Ministerialer, Berater Friedrich I.

Hermann von Verden

Bischof von Verden, Berater

Anselm von Havelberg

Erzbischof von Ravenna 1155 – 1158

Katharina

(fiktiv)

Magd auf Gut Hachen, Mutter Kunrads

Papst Eugen III

Papst, Italiener 1145 – 1153

Marie von Gunthard

(fiktiv)

Zofe bei Kaiserin Beatrix

Hermann III. v. Bacharach

Pfalzgraf bei Rhein, Vorgänger Konrads

Herzog Heinrich der Löwe

Lange Jahre Widersacher Friedrich I.

Eckehard v. Breitebner

(fiktiv)

Fähnrich, Geliebter Marie von Gunthard

Graf Guido III. von Biandrate

Mailänder, Anhänger Friedrichs I.

Hubert von Pirovano

Erzbischof von Mailand

Guiseppe Valdano

(fiktiv)

Sekretär des Hubert von Pirovano

Herzog Boleslaw v. Polen

Herzog von Polen, Bruder von Wladislaw

Herzog Wladislaw II. v. Schlesien

Vertriebener Piastenherzog aus Polen

Kunz von Edelsheim

(fiktiv)

Oberst des Wachkommandos Lutra

Agathe von Oberlothringen

Mutter der Kaiserin Beatrix

Herzog Rainald III. v. Burgund

Vater der Kaiserin Beatrix

Herzog Matthäus I. v. Lothringen

Onkel der Kaiserin Beatrix

Herzog Simon I. v. Lothringen

Vater der Mutter von Kaiserin Beatrix

Herzog Friedrich. v. Schwaben

Friedrich der Einäugige, Staufer

Agnes v. Schreckenstein

(fiktiv)

Hofdame der Kaiserin Beatrix

Roland Bandinelli v. San Marco

Kardinal von San Marco, später Papst

Bernhard von San Clemente

Kardinalpriester von San Clemente Rom

Omnebono Veronensi

Bischof von Verona

Estridsson Waldemar I.

König von Dänemark, Herzog Schleswigs

Eduardo Della Torre

(fiktiv)

alias Handelskaufmann aus Oberitalien

Hildegard von Bingen

Äbtissin von Rupertsberg, Heilkundlerin

Hildebrecht von Bermersheim

Vater Hildegards von Bingen

Mechthild von Merxheim

Mutter Hildegards von Bingen

Bernhard von Oesede

Bischof von Paderborn

Friedrich II. von Berg

Erzbischof von Köln 1156 – 1158

Salier Konrad II.

Römisch-deutscher Kaiser 1027 – 1039

Salier Heinrich III.

Römisch-deutscher Kaiser 1039 – 1056

Enzio Della Torre

(fiktiv)

Sohn von Eduardo Della Torre

Gabriella Della Torre

(fiktiv)

Tochter von Eduardo Della Torre

Gräfin Leonore von Ornavasso

(fiktiv)

Gemahlin von Eduardo Della Torro

Fulco II. Della Este

( fiktiv )

Kommandant der Burg Rivoli

Premyslide Vladislav II.

König von Böhmen

Herzog Konrad von Dalmatien

Graf Konrad II. von Scheyern-Dachau

Graf Eckbert von Butene

Auch Eckbert III. von Pitten

Herzog Heinrich II. v. Österreich

vorher Herzog von Bayern

Berta

( fiktiv )

Wagenhure

Hubert von Orto

Ein Konsul Mailands

Alberico de la Turre

(? )

Capitanei der Konsuln von Mailand

Markgraf Wilhelm V. v. Montferrat

Gefolgsmann, Diplomat, Berater Friedrichs

Mathilde von Canossa-Tuszien

Erblasserin der Mathildischen Güter

Goswin II. von Heinsberg

Anhänger Friedrichs, Statth. von Ancona

Bischof Daniel I. von Prag

Gefolgsmann, Diplomat, Berater Friedrichs

Probst von Bonn Gerhard v. Are

v. Dassels Konkurrent ums Erzbistum Köln

Konrad de Maze (Konrad Colbo v. Oberschüpf) Markgraf Garnher von Ancona

Reichsministeriale, Mundschenk Ritter der kaisertreuen Stadt Cremona

Graf Ullrich IV. von Lenzburg

Gefolgsmann, Diplomat Friedrich I.

Konrad von Hirscheck

Bischof von Augsburg

Comte Antonius v. Buccellati

(fiktiv)

Herr auf Gut Buccellati bei Cremona

Papst Alexander III. (Bandinelli)

Papst, Italiener 1159 – 1181

Papst Victor IV. (de Monticelli)

Gegenpapst, Italiener 1159 – 1164

Berthold von Urach

Schwäbischer Ritter vor Crema

Patriarch Pellegrin von Aquileia

Bischof Pilgrim I. von Spanheim

Graf Adolf von Schauenburg

Legat und Verwandter von Dassels

Kapetinger Ludwig VII.

König von Frankreich

Plantagenet Heinrich II.

König von England

Herzog Dietbold von Böhmen

Bruder König Vladislav II. v. Böhmen

Herzog Friedrich von Böhmen

Sohn König Vladislav II. v. Böhmen

Landgraf Ludwig II. von Thüringen

Gefolgsmann Friedrich I.

Herzog Friedrich IV. v. Schwaben

Friedrich v. Rothenburg

Landgraf Gebhard v. Leuchtenberg

Anhänger, Gefolgsmann Friedrich

I.

Walter von Bechtholtsheim

(fiktiv)

Hauptmann und Adjutant von Dassels

Gernot von Kreiensen

(fiktiv)

Vater Ludolfs von Kreiensen

Freiin Sybilla v. Bingenheim

(fiktiv)

Mutter Ludolfs von Kreiensen

Leberecht von Kreiensen

(fiktiv)

Bruder Ludolfs von Kreiensen

Heinrich von Kemnaten

Abt des Klosters Fulda 1127 – 1132

Bertho von Schlitz

Abt des Klosters Fulda 1132 – 1134

Konrad I.

Abt des Kosters Fulda 1134 – 1140

Hartmann von Siebeneich

Ritter und Kämmerer am Kaiserhof

Markgraf Dietrich von Sachsen

Gefolgsmann Kaiser Friedrichs I.

Markgraf Otto von Meißen

Bruder des Markgrafen Dietrich v. Sachsen

Graf Dedo von Groitzsch

Bruder des Markgrafen Dietrich v. Sachsen

Graf Wido IV. v. Biandrate

Erzbischof von Ravenna 1159 – 1169

Heinrich II. von der Leyen

Bischof von Lüttich

Hauteville Wilhelm I.

König von Sizilien

Randolf und Herwarth

(fiktiv)

Landser-Henkersknechte

Siegfried v. Morle-Peilstein

Graf und Zeuge einer Hinrichtung

Christian von Buch

Erzbischof von Mainz

Alexander II. von Orle

Bischof von Lüttich

Philipp I. von Heinsberg

Erzbischof von Köln 1167 – 1191

Papst Paschalis III.

Gegenpapst, Italiener 1164 – 1168

Graf Ludolf von Dassel

Bruder des Kanzlers und Erzbischofs

Kapitel

Vorwort

Hinter Klostermauern

Begegnung im Taunus

Tatort Kaiserpfalz

Auf dem Weg nach Bisanz

Es begann in Goslar

Nach Italien

Verrat und Mailand zum zweiten

Die Greul von Crema

Alexander oder Victor

Verrat und Mailand zum letzten

Verhängnis und Ende

Nichts ist mehr wie es war

Gabriellas Sehnsucht

Vorwort

Die Handlung des vorliegenden Romans erzählt hier eine kompliziert distanzierte Vater-Sohn Beziehung im Dunstkreis des Hofes Kaiser Friedrichs Barbarossa, handelnd ab der Mitte des 12. Jahrhunderts.

Das angesprochene Thema dabei auch der Stauferkaiser Friedrich Barbarossa selbst sind nicht die gravierenden Mittelpunkte der Erzählung, vielmehr ist es die Person des Kanzlers im Heiligen Römisch-deutschen Reich, die mein Interesse für die Entstehung des Buches weckte.

Von Rainald von Dassel ist trotz seines nachhaltigen Wirkens im Reich der Deutschen wenig überliefert. Bekannt sind nur die Stationen seiner unprivaten politischen Arbeit als engstem Ratgeber Kaiser Friedrichs I.

Das Mittelalter an sich und noch viel mehr das Frühmittelalter ist nicht allzu üppig mit Nachrichten von detaillierten Informationen an die Umwelt oder Nachwelt umgegangen. Das Privatleben von interessanten Personen bekannt zu machen, wie es heute durch die Medien Normalität ist, gab es in verständlicher Weise zu jener Zeit nicht. Menschen im Mittelalters erfuhren nur von großen Ereignissen oder Taten erst lange nach deren tatsächlichem Geschehen. Und auch nur dann, wenn Bänkelsänger, seltener Minnesänger, die sich nur auf Burgen und Schlössern blicken ließen, oder eventuell umherziehende Gaukler mit Neuigkeiten zufällig durch ihren Weiler oder Städtchen zogen.

Meine Geschichte von dem illegitimen Sohn des Kanzlers im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und des Erzkanzlers von Italien und Erzbischofs von Köln ist nicht nicht fundiert, eher eine Unterstellung und Fiktion.

Aber wer garantiert beim Mangel an Überlieferungen im Hochmittelalter von Informationen aus dem Privatbereich Rainalds von Dassel, das diese Fiktion nicht auch Realität oder gar die Wahrheit dein könnte.

Bei der Einbettung von fiktiven Teilen der Handlung habe ich darauf geachtet, diese mit tatsächlich Ereignissen, den gelebten Personen, Örtlichkeiten und Daten so dicht als möglich zu verknüpfen. Personen eigener Fantasie habe ich in einem Personenregister im Eingangsteil des Buches mit „fiktiv“ gekennzeichnet. Auch sein Liebesverhältnis zur Italienerin Gabriella Della Torre ist erfunden. Mit in die Handlung habe ich auch die nicht geklärten Umstände beim Tod des Erzbischofs von Ravenna, Anselm von Havelberg vor Mailand 1158 aufgenommen, die bis auf das Datum und den Ort weitgehend im Dunkel der Geschichte ruhen. Aber Fiktion und die Wahrheit sind austauschbar, wenn die Realität nicht mehr zu ergründen ist.

Wenn ich eventuelle Nachkommen oder Verteidiger der Ehre Rainalds von Dassel irritiere, auch weil ich ihn in Passagen des Buches als rücksichtslos oder auch grausam personifiziert habe, so möge man bedenken: Er war ein Machtmensch und Kind einer unaufgeklärten Zeit.

Und letztendlich im Buch der Versuch des Autors und Laien seine Sichtweise, im Glauben der Person Rainalds von Dassel näher gekommen zu sein, die Psyche eines uns allen schon zu weit entfernten Machtmenschen in einigen wenigen Passagen zu analysieren.

Der Autor

Hinter Klostermauern

Der eisige Winter im Jahr 1155 auf 1156 hatte das fast 350 Jahre alte Benediktinerkloster Corvey und den in der Nähe liegenden kleinen Weiler Huxori (Höxter) in eine bald meterhohe Schneelandschaft getaucht. Hinzu kam der eiskalter Wind, der heulend um die Klostermauern pfiff, und der fast ungehindert durch jede der vier mit großen Tierblasen und Hanf abgedichteten Fensteröffnungen, in den mit einem offenen Feuer unter dem Kamin beheizten Raum des Klosterskriptoriums drang.

Die vier in ihren warmen Mönchskutten der Jahreszeit angepasst, und mit dem Kopieren und Übersetzen von alten Schriften beschäftigten Mönche störte weniger die Kälte, als vielmehr der leidige Luftzug, der durch die Fensteröffnungen drang und die nur notdürftig Helligkeit verbreitend schwer entzündbaren vielen Tiertalglichter immer wieder ausblies. Mal wieder wütend und unbeherrscht wegen des zu wiederholenden Anzündens seines vor ihm stehenden Lichts, schiebt Kunrad von Hachen eine vor ihm liegende Schrift des Cicero beiseite, die ihm der Abt des Klosters, Wibald von Stablo persönlich als seinem besten Kopierer übereignet hat. Gerade heute war Kunrad von Hachen nicht sonderlich auf seine Arbeit konzentriert. Immer öfter ertappte er sich jetzt bei den Gedanken, die ihm vorher in den 19 Jahren seines Klosteraufenthalts nicht gekommen waren. Es ist das Nachsinnen über seiner Herkunft. Dazu beigetragen haben das Getuschel und die Hinterfragungen seiner Mitbrüder. Aber vor allem die Einflüsterungen des Bruders Hunold von Rötgen. Vor vielen Jahren, als er noch ein Knabe war, hatte ihm Abt Wibald erzählt, das man Kunrad eines Morgens im Frühjahr des Jahres 1137 als Balg, mehrfach in Tüchern gewickelt vor der Pforte des Westwerks von Corvey gefunden habe.

Damit hatte sich Kunrad zufrieden gegeben und nie mehr nachgefragt. Wibald von Stablo, auch sein Amtsvorgänger Volkmar von Bömeneburg unterstützten und förderten ihn, solange er nur denken konnte. Kunrads Heimat und seine Erinnerungen war das Kloster, in dem er aufgewachsen ist und gelernt hat, zu lesen, zu schreiben und zu malen.

Er war jetzt 18, und da er auch intelligent und gewitzt war, eins und zwei zusammenzählen konnte, fragte er sich nun doch, ob es nur seiner Begabung für das schnelle und exakte Kopieren zu verdanken war, das ihn gleich zwei Äbte bevorzugten, oder ob vielleicht noch jemand anderes dahinter verborgen sein könnte. Weiter seine Arbeit unterbrechend sinniert er weiter, wer denn sein Erzeuger und wer die Mutter sein könnte? Das zu erfahren und ihm zu verraten, Hunold von Rötgen ihm oft zugesagt hat. Kunrad erschrak fast, als Hunold von Rötgen Kunrad aus diesen ihn bedrängenden Fragen riss: „ Nun Kunrad, an was denkst du, der du so inniglich in Gedanken versunken bist? Bestimmt an heute Nacht. Lass deine Zelle wieder offen, nicht das man uns hört, wenn du deine Zellentür aufschließen müsstest.“ Jetzt unterbrach auch Hunold von Rötgen seine Abschrift an der >Liber vital von Helmarshausen< und schaut Kunrad verschwörerisch und augenzwinkernd an, um sein Einverständnis zu erhaschen. „ Ja die Tür wird wie immer unverschlossen sein. Aber nur, wenn du mir endlich sagen kannst, was du von mir weist “, wagt Kunrad mit äußerster Beherrschung einzuwenden. „ Ja doch, ich muss selbst noch Erkundigungen einholen “, vertröstete Hunold Kunrad wie schon so oft. Hunold von Rötgen ist erst vor fünf Jahren in das Kloster Corvey von gekommen, der zuvor im Kloster von Bursfelde bei der kleinen Stadt Northeim Insasse war. Von dort hat ihn sein Abt Nithard, wohl wegen Fälschens von Urkunden weg empfohlen wie doch gemunkelt wird, denkt Kunrad mit Gehässigkeit.

Hunold sah von Angesicht einnehmend aus, wenn nicht um den Mund dieser zynische, zu weilen bis ins brutale gehende Ausdruck stören würde. Kunrads Äußerem kann man kein so gutes Zeugnis ausstellen. Von untersetzter Statur, fielen bei ihm die bezwingenden kalt blickenden Augen auf, wenn er nicht gerade diesen Ausdruck durch ein Lächeln kaschierte. Zum Entzug jeglicher weiblichen Reize im Kloster verdammt, hatte Kunrad von Hachen den durchtriebenen Verführungskünsten Hunolds von Rötgen nicht lange widerstanden.

In den letzten Wochen und Monaten waren Kunrad die heimlichen Treffen in seiner und auch Hunolds Schlafzelle immer lästiger geworden, zumal die sexuelle Gier des fast 50-jährigen von Rötgen immer unerträglicher wurde. Der junge Kunrad fühlte sich von ihm benutzt, hatte er doch bisher keine wirkliche Gegenleistung, was Informationen über seine Herkunft betrifft von ihm erhalten. Überhaupt wusste Kunrad sehr wenig über dessen Vorleben. Nur einmal, als beide in der Zelle Hunolds vor dem Akt zu viel Wein getrunken hatten, plauderte er dabei sich selbst bedauernd, seine bescheidene Herkunft aus.

Er käme aus der Nähe der größeren Stadt Friedberg in der Wetterau, und wäre der dritte Sohn seines Vaters, der in einem nahen Salzgrund einen Fronhof bewirtschafte.

Als Hunold spät am Abend in Kunrads Zelle schlüpfte, stand für Kunrad von Hachen fest: Nur wenn von Rötgen heute sein Wissen von seiner Herkunft preisgibt, wird er sich dessen abartigen Wünschen noch einmal beugen. Die sexuelle Abhängigkeit Hunolds, und die Hartnäckigkeit von Kunrad sich sonst zu verweigern, waren schließlich der Schlüssel, der Hunold von Rötgen zum Reden brachte. Und was Kunrad von Hachen jetzt folgend hörte, machte ihn nun doch sprachlos: „ Schon seit ungefähr Zehn Jahren gibt es ein Gerücht, das im Kloster Bursfelde schon länger gar keines mehr war und ist.

Der junge Rainald von Dassel wäre geboren auf der Burg Hunnesrück, als zweiter Sohn des Grafen Reinold I. und seiner Mutter einer Gräfin Mathilde von Schauenburg, soll mit 16 oder 17 Jahren auf der Vogtei Hachen von seinem Vater eine hübsche Magd geschwängert haben. Der Vater Rainalds ließ der Magd das Kind nach der Stillzeit gegen einen Dukatenlohn wegnehmen und verheiratete sie mit einem Knecht des Gutes. Rainald musste auf Geheiß von seinem Vater die unstandesgemäße und skandalträchtige Beziehung zu der drallen wie wohl auch leichtsinnigen Magd abbrechen.

Rainald von Dassel besuchte zu dieser Zeit schon die Domschule in Hildesheim und sollte in Paris sein Studium für eine kirchliche Laufbahn fortführen. Der kleine Junge der Magd wurde auf den Namen Kunrad getauft und der Vater Rainalds soll den Knaben bei dem ihm bekannten Volkmar von Bömeneburg, Abt damals hier im Kloster von Corvey hat abliefern lassen. Dort soll der Junge alle die Jahre heimlich von der gräflichen Familie unterstützt worden sein. Genauso, wie ich dir jetzt alles erzähle, hörte ich davon in Bursfelde. Jetzt kannst du dir deinen eigenen Reim daraus machen “, beendete Hunold triumphierend seine Wissensarie. „ Ich hoffe, du weißt mein Geheimnis zu schätzen “, hob Hunold noch einmal ironisch grindend verschwörerisch lächelnd an. Aber von Hachen registrierte Hunolds letzten Satz nicht mehr, und bitten Hunold jetzt gleich zu gehen. Zu viele Gedanken würden belasten.

Den Rest der Nacht war für ihn an ein Einschlafen nicht mehr zu denken. Zu ungeheuerlich war dies alles, was er erfahren hatte. Sollte er alles glauben, was ihn der windige Hunold von Rötgen erzählt hatte. Sicher, er führt ja den Namen von Hachen, der darauf hinweisen könnte. Besser wäre es, weitere Indizien oder gar eine Bestätigung über seine abenteuerliche Herkunft zu erhalten.

Eins stand für ihn jetzt fest. Keiner sollte davon erfahren. Nicht einmal seinem feinen Erzeuger, wenn er es denn tatsächlich wäre, würde er sich offenbaren. Vorteile, die sich aus dieser neuen Situation für ihn ergeben konnten, wird er künftig alleine für sich nutzen. Klar wurde ihm aber auch, dass er Hunold von Rötgen gegenüber erpressbarer geworden ist. Nicht nur weitere Nächte wird dieser mit ihm weiter teilen wollen, bestimmt auch an Vorteile von anderer Art denken. Er wird sich dafür einen Lösungsweg einfallen lassen müssen.

Schon am nächsten Morgen in der Bibliothek verhielt er sich Hunold gegenüber reserviert, um ihm von vorn herein Wind aus dem Segel zu nehmen. Kunrad tat so, als hätte Hunold ihm in der vergangenen Nacht einen großen Bären aufgebunden. Nun verstärkt pflegte er jetzt den Umgang mit Kuno und Rainfried, den zwei anderen Klosterbrüdern in der Bibliothek, und vertiefte sich in die Abschrift der Werke des Cicero, die gestern was den Fortschritt seiner Arbeit anbelangt, gelitten hat. Aber auch während seines Kopierens ließen Kunrad die Gedanken nicht los, wie er Hunold von Rötgen loswerden könnte, der ihm zu einer dauernden Gefahr werden würde. Für ihn stand jetzt fest, solange er Hunold in seiner Nähe im Kloster wusste, war er seiner sicher. Sollte sich eine andere Situation ergeben, hätte er keine Skrupel, Hunold aus dem Weg zu räumen. Intelligenter als dieser, hatte Kunrad von Hachen von der Rücksichtslosigkeit Hunolds von Rötgen viel gelernt.

Nach der Kenntnis von seiner Identität, auch wenn er ihrer immer noch nicht so ganz sicher war, informierte sich Kunrad mit großem Interesse, über die Laufbahn seines inzwischen weithin bekannten Vaters in der katholischen Geistlichkeit. So weiß er auch von dessen Erhebung zum Dompropst von Hildesheim im Jahr 1148.

Weitere Propsteien hatte Rainald von Dassel in Goslar 1153 und Münster 1154 verliehen bekommen.

Einen weiteren Aufstieg, der ihm das Amt des Bischofs von Hildesheim eingebracht hätte, soll er sogar abgelehnt haben, wie Kunrad inzwischen erfahren hat. Dersehr rege Depeschenwechsel, den Rainald mit seinem Abt Wibald von Stablo unterhält, fällt ihm plötzlich ein, der dessen Nähe zum Königshaus des Staufers Friedrich I. aufzeigt, erklärt vieles, denkt sich Kunrad. Als Kunrad auch noch hört, das ihn der 1155 gekrönte Kaiser Friedrich zum Kanzler des Reiches berufen will, schwindelt es Kunrad von Hachen ob der Machtfülle, die dieser Mann besitzt und der sein Vater sein soll. Und wiederholt zweifelt er zwischendurch immer wieder an der Wahrhaftigkeit dieser Mitteilung des Hunold von Rötgen.

Mitte des Monats März 1156 empfängt der Abt Wibald in Corvey den ihm von Rainald von Dassel angekündigten Grafen Albert von Sponheim. Albert von Sponheim ist als Rechtexperte und Notar in der kaiserlichen Kanzlei tätig, und besitzt auch das Vertrauen des Kaisers. Genau wie Wibald von Stablo Rainald von Dassel kennt, hat Wibald auch mit Albert von Sponheim des Öfteren zu tun gehabt. Insbesondere kirchliche Rechtsfragen, aber auch so kluge politische Ratschläge an König Friedrich durch Albert von Sponheim hatte Abt Wibald von Stablo oft übermitteln lassen.

„ Nun verehrter Graf, was verschafft mir diesmal die Ehre Ihrer Ankunft “, begrüßt ihn der Abt. „ Ich komme mit den besonderen Grüßen, die Ihnen unser baldiger Kanzler im Reich, Rainald von Dassel übermitteln lässt. In der Sache eines Sekretärs, von der Ihr bereits wisst, den Rainald in der Kanzlei benötigt, und bei der Sie verehrter Abt das Vertrauen des künftigen Kanzlers besitzen, soll ich mir die Person ansehen, sonst mich aber auf Ihr Urteil verlassen “.

Der Abt kannte natürlich die delikate Angelegenheit der Grafenfamilie von Dassel. Einmal war er von seinem Vorgänger, zum anderen aber auch durch Rainald von Dassel selbst unterrichtet worden, zwischen denen sich schon in der Studienzeit in Hildesheim und Paris, wie bei schon so oft gemeinsamer politisch-diplomatischer Arbeit bis heute ein besonderes Vertrauensverhältnis, so eine Freundschaft entwickelt hat. Graf Albert Sponheim aus dem Hunsrück war in dieser Angelegenheit nur ein Bote.

„ Graf, ich lasse den Kandidaten, unseren Bruder Kunrad von Hachen sofort holen. Er besitzt eine hohe Intelligenz, für mein Dafürhalten ist er für die Position des Sekretärs bei Rainald durchaus geeignet. Alles Sonstige werde ich Rainald schriftlich durch Boten senden “, überbrückt nun Wibald von Stablo die Zeit bis zum Eintritt Kunrads in die Prälatur. Überrascht und neugierig erwartet Kunrad von Hachen, dabei abwechselnd auf Wibald und den Grafen schauend, was man von ihm wolle. „ Kunrad “, eröffnet Wibald das Gespräch: „ Man hat von deinen Fähigkeiten hier bei uns in Corvey gehört. Man wünscht von dir deine Erprobung als Sekretär am Hofe des Kaisers oder vielmehr in der kaiserlichen Kanzlei “. Einen Moment lang täuschte Kunrad Sprachlosigkeit vor. Aber nicht über das Angebot an sich, sondern darüber, das dies wohl ja die indirekte Bestätigung für die Vaterschaft Rainalds von Dassel ihm gegenüber bedeute. Den nun völlig Ahnungslosen und Überraschten spielend, zeigte er sich überaus dankbar und bescheiden, in dem er sich artig vor seinem Abt und dem Grafen verneigte. Innerlich jubelte und triumphierte er. Endlich aus den beengten Verhältnissen des Klosters zu entkommen, war schon länger zum Wunsch geworden, nach dem er der Pubertät entwachsen war. Alles war jetzt möglich, vielleicht sogar Reichtum, Einfluss und Macht mit der eventuellen Unterstützung eines bekannten Vaters

Und so verstieg er sich zu den schmeichlerischen Worten: „ Ich danke Euer Eminenz und dem Grafen von Sponheim. Aber Eminenz Wibald, wollt Ihr mich den wirklich fortlassen “? „ Es soll deinem Fortkommen dienen, und auch bedenke er, es ist erst eine Probezeit zu absolvieren. Jeder Zeit wärst du uns hier im Kloster von Corvey wieder sehr willkommen, wenn du möchtest “, sagt Wibald noch, um ihm anschließend ein Zeichen zu geben, das er sich nun wieder entfernen kann.

Höflich sich mehrfach verneigend, dem Abt und Grafen dankend eilt Kunrad in die Bibliothek zurück, in hektische Gedanken verfallend. Sollte Hunold von Rötgen von der für mich so vorteilhaften Veränderung in der Nähe des Kaiserhofes erfahren, was sicher nicht zu vermeiden sein wird, werden die Erpressung und Drohungen von Hunold nicht ausbleiben. Diesem Umstand zu begegnen, hat sich Kunrad von Hachen vorbereitet.

Schon vor Wochen hatte er sich unter dem Vorwand einer Erkältung in der Klosterapotheke des schon alten Bruders Florian genauer umgesehen. Der Eisenhutextrakt für die Bekämpfung der alljährlichen Rattenplage im Kloster war in einem mit dem Wort Gift kenntlich gemachten Kupfergefäß verschlossen. Nicht aber verschlossen dagegen der Schrank, in dem Florian immer wieder leichtsinnig den Schlüssel stecken ließ, wie Kunrad bei seinen mehrfachen Inspektionen feststellte. Da kam es oft vor, dass Bruder Florian gar nicht anwesend war, um bestimmt wieder ein Schwätzchen mit einem Altersgenossen in dessen Zelle zu führen.Vorbereitend für eine solche Gelegenheit, hatte Kunrad sich ein kleines Behältnis beschafft, und ohne von Jemanden bemerkt zu werden, hatte er sich des Mittags von dem Rattengift etwas abfüllen können. Er war sich sehr sicher, dass die Menge genügen wird, zwei oder drei Menschen auf einmal zu töten.

Etwa eine Woche später rief Abt Wibald die Mönche ins Refektorium, um allen noch vor Beginn der Vesper mitzuteilen, welche Ehre dem Kloster Corvey zugefallen wäre, das einer der ihren, der junge Kunrad von Hachen das Kloster verlassen wird, um in die Kanzlei unseres kürzlich vom Papst gekrönten Kaisers einzutreten. Und so kam eher, wie es Kunrad lieb sein konnte, Hunold von Rötgens Reaktion prompt, als beide an ihrem Pult in der Bibliothek beim Kopieren stehen. Gehässig wegen der in den letzten Wochen erlebten Zurücksetzung durch Kunrad flüsterte er: „ Holt dich dein hoher Erzeuger jetzt unter seine Fittiche! Ich hoffe du weißt, dass du mir noch etwas schuldig bist, wie ich auch hoffe, dass du dich meiner hoffe ich dankbar erinnern wirst. “ Und mit einem gemeinen Grinsen fügte Hunold hinzu: „ Bevor du von hier weg gehst, machen wir uns noch einmal eine schöne Nacht, nicht wahr “? Scheinheilig und freundlich zu Hunold aufblickend sagt Kunrad: „ Ja das ist wirklich ein Grund zum feiern und genießen. Heute Nacht komme ich zu dir, und bringe einen Krug besten Rotweins mit, den mir unser Abt Wibald aus diese Anlass geschenkt hat “.

Auf die Arbeit des restlichen Tages konnte sich Kunrad nun kaum mehr konzentrieren. Nach dem Komplet am Abend zwinkerte er Hunold zum Zeichen der Vorfreude für die kommende Nacht nochmals zu und verschwand in seine Zelle, um den Weinkrug mit Gift zu präparieren. Ein Bedenken oder gar Skrupel empfand Kunrad nicht, jetzt sogar noch viel weniger, da er eine so mächtige Person wie die seines Vaters Rainald hinter sich wusste.

In den Weinkrug mischte Kunrad den aus der Apotheke entwendete Giftextrakt, um von Rötgens Tod garantiert herbeiführen zu können. Zum anderen, um zu verhindern, das das Gift mit ihm in Zusammenhang gebracht wird, schüttet er den übriggebliebenen Rest Gift in den Krug.

Zur vereinbarten Zeit um Mitternacht verließ er leise auf Strümpfen, mit den bauchigen Weinkrug unter der Kutte steckt seine Zelle, um den ca. 30 Meter von ihm entfernten Schlafraum Hunolds auf dem Zellengang zu erreichen. Noch nicht auf halbem Weg des nur mit einem kargen Licht erhellten Dunkels, in Angst, dass ihn gerade heute Nacht niemand sehen dürfe, hörte er vor sich eine von den Zellentüren sich öffnen. Behände suchte hastig Deckung in der nächsten Türnische der zum Glück dicken Mauern im Kloster. Es war aber nur der alte Bruder Florian, der wohl wegen seines Stuhls den Abort im Zellengang eine Etage tiefer aufsuchen musste. Hunolds unverschlossene Zellentür wenig später öffnend, ging dann alles sehr schnell. Hunold, der ihn kaum hatte erwarten konnte, zog Kunrad in sein Domizil, riss ihm fast den Wein aus den Händen, um sich hastig einen Becher abzufüllen, den er gierig mit einem Zuge leerte. Natürlich hatte Kunrad auf diese haltlose Trunksucht Hunolds von Rötgen spekuliert, der sich damit immer in die rechte Stimmung für das nun anschließende Erlebnis bringen wollte. Ohne Kunrads Tun hatte Hunold damit sein Todesurteil vollstreckt. Kalt und ungerührt beobachtet Kunrad Hunold bald einsetzenden Todeskampf. Kunrad brauchte nicht einmal ein Kissen, das er wohlweißlich schon beim Eintritt in Hunolds Zelle entdeckt hatte, um einen eventuell zu lauten Todeskampf zu ersticken. Nur ein nicht fassbares Erstaunen und ja, ein Erschrecken Hunolds in dessen Augen ehe sie brachen, blieben im Gedächtnis von Kunrad von Hachen haften. Verräterische Spuren tilgte er, in dem er den Rest des Weines in einen Ablauf im Zellenboden schüttete, der mit Hilfe eines dünnen Kupferrohrs durch die Außenmauer des Klosters führte. Den Weinkrug, und den benutzten Weinbecher Hunolds mit Wasser ausspülen, reinigen und das wieder ein leises vorsichtiges schnelles Entfernen aus

Hunolds von Rötgens Zelle, das alles spielte sich binnen Minuten ab. Vom Verlassen seiner Unterkunft bis Kunrad wieder auf seiner Schlafpritsche lag, sind gerade einmal gut eine halbe Stunde vergangen.

Als dann Hunold von Rötgen am frühen Morgen nicht zur gemeinsamen Laude erschien, sah man nach seiner Zelle, und fand ihn tot auf dem Boden liegen. Die Nachricht von Hunolds Tod war zwar ein Gesprächsthema für alle, aber ein großes Aufhebens wurde deswegen nicht gemacht, da Hunold fast 50 Jahre alt war. Für ein Mann ein normales Alter, um zu sterben. Einen Grund, in anderer Richtung zu untersuchen, fand man nicht und so ordnete Abt Wibald Hunolds Bestattung innerhalb von drei Tagen an. Für Kunrad von Hachen und den zwei verbliebenen Mönchen Reinfried und Kuno im Skriptorium änderte sich vorerst nichts. Aber das Abschreiben von Texten empfand Kunrad plötzlich nicht mehr sehr interessant und jetzt sogar schon langweilig. Auch lustlos umso mehr, da er von Wibald, seinem Abt, oder von der kaiserlichen Kanzlei oder gar von seinem Erzeuger Rainald von Dassel gar nichts mehr hört. Drei Monate waren inzwischen ins Land gegangen und der Sommer war eingezogen. Kunrad wurde immer reizbarer. Seine Arbeit widerstrebte ihm zusehends und die Annäherungen Bruder Reinfrieds, die er noch selbst provoziert und veranlasst hatte, um seinerzeit Hunold los zu werden, wurden ihm zur Last. Da war ihm der zurückhaltende und wortkarge Kuno jetzt angenehmer. Langsam aber glaubte Kunrad nun, das der Graf von Sponheim, der ihn bei der Überbringung der seiner Zeit doch positiven Nachricht begutachtet hatte, zu einem für ihn negativen Urteil ihn gekommen sei, und man die Anforderung für die Sekretärstelle zurückziehen werde. Nach der Vesper an einem der letzten Tage des Monat im Mai, rief ihn Abt Wibald zu sich, das er ihm in sein Büro nun folgen möge.

„ Kunrad, so zufrieden ich bisher mit der Arbeit von dir bei uns war, so sind mir in letzter Zeit deine Fahrigkeit und ein gewisses Desinteresse an den bisher hervorragend von dir erledigten Aufgaben aufgefallen. Ich hoffe für dich und auch unser Kloster, das du dich für die kommenden künftigen Aufgaben gewappnet hast. Gestern habe ich eine Nachricht erhalten, dass in den nächsten fünf bis sieben Tagen ein Fuhrwerkgespann mit militärischer Bewachung Begleitung aus Lutra, der neu entstehenden Kaiserpfalz bei uns eintreffen wird. Du wirst mit nach Lutra reisen. Zusammen mit Ausstattungsgegenständen und Schriften aus unserer Klosterbibliothek, die wir hier doch entbehren können. Mache dich also bereit und packe so langsam die Habseeligkeiten zusammen. Du wirst zu gegebener Zeit von mir hören, wenn deine Reise bevorsteht “, beendete Abt Wibald seine ungewohnt lange Rede. „ Du kannst jetzt wieder gehen “!

Auf dem Weg in seine Zelle ist Kunrad freudig erregt und überrascht von dem nicht mehr erwarteten Erfolgserlebnis. Nach der Vesper am 6. Juni sah Kunrad Abt Wigbald von Stablo das letzte Mal. Mit dessen Worten: „ Mach bitte dem Kloster und auch mir künftige alle Ehre. Morgen in der Frühe wirst du Corvey verlassen “, so verabschiedet Abt Wibald von Stablo mit durchaus gemischten Gefühlen den knapp 20-jährigen Kunrad von Hachen, einen Sohn des engsten Vertrauten von Kaiser Friedrich I., genannt „Barbarossa“, Rainald von Dassel, Reichskanzler ab 1156, Erzkanzler Italiens und Erzbischof von Köln ab dem Jahre 1159 nach Christi Geburt.

Begegnung im Taunus

Erleichtert, befreit und bester Dinge packte Kunrad vor der Nacht seiner Abreise sein Bündel. Dazu ein großes Messer, das er eigener Sicherheit wegen der Klosterküche entwendet hatte, um es in seinem Gürtel unter der Mönchskutte immer parat zu haben.

So stieg er am Morgen des 07. Juni auf eines der zwei voll bepackten Pferdefuhrwerke, welche von vier bewaffneten Landsknechten und einem Hauptmann begleitet werden. Der Abschied von der >Klosterfamilie< Corveys fiel ihm trotz seines hier ganzen verbrachten Lebens nicht schwer. Ohne Gefühlsaufwallungen winkte er den Klosterbrüdern zu, den Klosterhof durch das erst vor wenigen Jahren neu entstandene Westwerk verlassend, um einem neuen Leben entgegen zu sehen.

Eine lange und gefährliche Reise würde ihm bevorstehen, malte Kunrad sich aus. In der Zeit seines ganzen Lebens und das nur wenige Male, war er nie weiter als die drei Meilen nach dem kleinen Weiler Huxori gekommen, der vom Kloster aus immer gut, nahe erscheinend zu erreichen gewesen war.

Durch die Wälder und über die Höhen der Mittelgebirge in den Süden und auch Westen des Reiches, bei sehr wenigen Handelswegen, abhängig von Wind und Wetter musste man selbst bei zügigem Fortkommen vier lange Wochen Reisezeit einplanen. Zwei Mägde und Knechte, jeweils ein Paar, vervollständigen die Reisegruppe, die in Huxori zustiegen. Sie wollten auf Höfen in Calden und Fritzlar eine neue Arbeit suchen. Die Jahreszeit eines beginnenden Sommers war der Reise zuträglich und so ist man auch nicht immer auf ein Gasthaus für Übernachtung angewiesen. Nachdem man die zwei Arbeit suchenden Paare am fünften Tag nach einem Adieu, viel Erfolg und guter Lohn