Räuber Büßer Unglücksraben - Michael Peters - E-Book

Räuber Büßer Unglücksraben E-Book

Michael Peters

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Beschreibung

Es ist angemessen das Wittelsbacher Land, die Stammlande des Adelsgeschlechts, welches die Geschicke Bayerns über 700 Jahre lenkte, als die Wiege Altbayerns zu bezeichnen. Das Wittelsbacher Land umfasst nicht nur den Landkreis Aichach-Friedberg, der sich mit diesem Namen identifiziert. Im Westen begrenzt es der Lech, der gleichzeitig die Sprachgrenze zum Schwäbischen bildet. Die Paar schlängelt sich quer durch die malerische Landschaft, bis sie bei Vohburg in die Donau mündet. Geografisch wird das Land im Osten vom Dachauer und im Norden vom Donaumoos umschlossen. Historisch gehören das alte Aichacher Land mit Altomünster, Hilgertshausen, Indersdorf und das Schrobenhausener Land ebenfalls dazu. Im Süden begrenzt eine gedachte Linie von Egenhofen über Althegnenberg nach Schmiechen die Region. Die im Herzen des Landes gelegene und im Jahr 1209 zerstörte Stammburg der Wittelsbacher in Oberwittelsbach gab dem Adelshaus seinen Namen. Die Grablege befand sich in der Zeit, als das Adelsgeschlecht seinen Herrschaftsanspruch in Bayern aufbaute, in den Klöstern Scheyern und Indersdorf. Beide Umstände begründen den Anspruch, die Wiege Altbayerns zu sein. Das Wittelsbacher Land muss sich hinsichtlich seiner kulturellen Leistungen und seiner Geschichte hinter keiner anderen Region unseres Landes verstecken, die im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsenter sein mögen. Die Liebenswürdigkeit der Menschen, der Reiz der malerischen Hügellandschaft, eine Vielzahl von Schlössern, Kirchen, Kapellen und weiterer historischer Schatzkästchen prägen die Landschaft. Dies ist kein Geschichtsbuch, sondern eine Sammlung trauriger, ernster und heiterer Geschichten und Bilder, die einen Einblick in die mehr als tausendjährige Vergangenheit des Wittelsbacher Landes geben. Viele der Geschichten befassen sich mit bedeutenden geschichtlichen Ereignissen aber auch der Kriminalgeschichte der Region. Einige erzählen von längst vergessenen Bräuchen und außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die ihre Wurzeln im Lande hatten.

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Inhaltsverzeichnis

Das Wittelsbacher Land, die Wiege Altbayerns

Ludwig Thoma und das Wittelsbacher Land

Die Schlacht auf dem Lechfeld

Matthias Klostermayr - der Boarische Hiasl

Zwei Pechvögel

Die Hinrichtung des Aloys Schaz

Hinterkaifeck

Die Raubritter von Eisenhofen

Nix als Blödsinn im Schädel

Pacimontanus – Reformator aus Friedberg

Die Kirchweih

Die Erntezeit

Die Reichspogromnacht, der Prolog zum Holocaust

Kaiser Karl V. in Kissing

Die Geißler in Aichach

Die Schützenliesl

Der Königsmörder

Tanzen statt Sonntagsschule

Der Schmied Gulden

Altomünster und seine verborgenen Schätze

Aus dem Miraclebuch der Wallfahrtskirche Herrgottsruh

Der Kaspar Hauser Brief

Die Reformation im Wittelsbacher Land

Strandgut des Lechs

Sisi, der Zithermaxl und das Wasserschloss von Unterwittelsbach

Der Gunzenlee – ein geheimnisvoller Ort

Das Tränentaschentuch

Ein Schreckenstag für die Müllersleut

Der letzte Gruß

Victor Klemperers Kriegsende in Unterbernbach

Der Einzug der ersten Gefangenen ins Aichacher Gefängnis

Georg von Hegnenberg

Lechhausen, das Schmugglernest

Die bayrische Tabakrevolution

Fortschritt durch Dampfkraft

Ein halbes Jahrhundert Niedergang

Drah di ned um, da Gump geht um….

Johannes Schiltberger

Duell in Aindling im Jahr 1746

Sodom und Gomorrha in Friedberg

Das Augsburger Bier und die Aichacher Bäcker

Der Schäfflertanz

Mathias Kneißl

Der Doppelmord von St. Jodok

Die Cholera im Jahr 1854

Aichach im Dreißigjährigen Krieg

Die Flucht über den Lech

Ein Offizier, der vielen Herren diente

Der Lehrer Alois Huber aus Kühbach

Beschwerde der Brauer beim Herzog Maximilian

Die Pest in Kemnat

Der Aichacher Kurier – Bayrische Landpost

Die Schnuller-Annel

Die Handweberei – ein uraltes Handwerk

Die Wunderkuren des Johann Damian Mayr

Warum Obermauerbach kein zweites Lourdes wurde

Der schöne Theo

Die letzte Hinrichtung in Aichach

Als Zuchthäuslerin in Aichach

Aus dem Polizeibericht von 1923

Das BIFF

Die Ulmenbäuerin und der Kappenbauernhansel

Historischer Tageskalender für das Wittelsbacher Land

Was ich noch zu sagen hätte....

Das Wittelsbacher Land, die Wiege Altbayerns

Es ist nicht vermessen das Wittelsbacher Land als die Wiege Altbayerns zu bezeichnen, die Stammlande des Adelsgeschlechts, welches die Geschicke Bayerns über 700 Jahre lenkte.

Das Wittelsbacher Land umfasst nicht nur den Landkreis Aichach-Friedberg, der sich mit diesem Namen identifiziert. Im Westen begrenzt es der Lech, der gleichzeitig die Sprachgrenze zum Schwäbischen bildet. Die Paar schlängelt sich quer durch die malerische Landschaft, bis sie bei Vohburg in die Donau mündet. Geografisch wird das Land im Osten vom Dachauer und im Norden vom Donaumoos umschlossen. Historisch gehören das alte Aichacher Land mit Altomünster, Hilgertshausen, Indersdorf und das Schrobenhausener Land ebenfalls dazu. Im Süden begrenzt eine gedachte Linie von Egenhofen über Althegnenberg nach Schmiechen die Region. Die im Herzen des Landes gelegene und im Jahr 1209 zerstörte Stammburg der Wittelsbacher gab dem Adelshaus seinen Namen. Ihre Grablege befand sich zu Beginn ihres Aufstiegs in den Klöstern Scheyern und Indersdorf.

Das Wittelsbacher Land braucht sich in Hinblick auf seine kulturellen Leistungen und Geschichte hinter keiner anderen Region zu verstecken, mögen sie auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsenter sein. Die Liebenswürdigkeit der Menschen, der Reiz der malerischen Hügellandschaft, eine Vielzahl von Schlössern, Kirchen, Kapellen und weiterer historischer Schatzkästchen prägen die Gegend.

Dies ist kein Geschichtsbuch, sondern eine Sammlung trauriger, ernster und heiterer Geschichten und Bilder, die einen Einblick in die mehr als tausendjährige Vergangenheit des Wittelsbacher Landes geben.

Die Geschichten befassen sich in ungeordneter Reihenfolge mit bedeutenden geschichtlichen Ereignissen, Persönlichkeiten, längst vergessenen Bräuchen, aber auch der Kriminalgeschichte der Region.

Ludwig Thoma und das Wittelsbacher Land

Ludwig Thoma hielt sich oft zur Jagd in Altomünster und Kleinberghofen auf. Liebevoll beschrieb er vor mehr als hundert Jahren in seinen »Erinnerungen« Land und Leute des Wittelsbacher Landes:

Ludwig Thoma

»Hinter Dachau, dem das große Moos vorgelegen ist, dehnt sich ein welliges Hügelland von großer Fruchtbarkeit aus, in dem Dorf an Dorf bald zwischen Höhen, bald hinter Wäldern versteckt liegt. Hier lebt ein tüchtiges Volk, das sich Rasse und Eigenart fast unberührt erhalten hat, und ich lernte verstehen, wie sein ganzes Denken und Handeln, wie alle seine Vorzüge begründet liegen in der Liebe zur Arbeit und in ihrer Wertschätzung. Arbeit gibt ihrem Leben ausschließlich Inhalt, weiht ihre Gebräuche und Sitten, bestimmt einzig ihre Anschauungen über Menschen und Dinge. So, wie das Bauernvolk natürliches Geschehen hinnimmt, wie ruhig es sich über Krankheit und Sterben wegsetzt, wie es nur die Nützlichkeit des Daseins schätzt, zeigt es wahre Größe.

Derb zugreifende altbayrische Lebensfreude, aufgeweckter Sinn, schlagfertiger Witz und eine Fülle von Talenten vervollständigen das Bild.«

Über einen Markttag in Altomünster den »Mittelpunkt des fruchtbaren Landes zwischen Glonn und Ilm« schwärmte er: Es gibt »nichts Schönres als das Gewühl der festlich gekleideten Weiber und Mädchen an einem Markttag in Altomünster. Mit Schutzenden Röcken schreitet das Weibervolk auf den zierlichen, hübsch ausgenähten Schuhen einher; das nach bestimmten Regeln gebundene Kopftüchel, das bunte Brusttuch weisen auf die Herkunft hin, und eine Holzländerin läßt sich auf den ersten Blick von einer Glonntalerin unterscheiden. Mehr abseits von den Weibern halten sich die Männer, die in den mit Silberknöpfen geschmückten Röcken, in Lederhosen und langen Stiefeln würdig aussehen; eine schmückende Zutat bilden die in schönen abgetönten Farben gehaltenen, auch wieder mit Vierundzwanzigern versehenen Westen.«

Die Schlacht auf dem Lechfeld

Darüber, an welchem Ort im Jahr 955 diese für die deutsche Geschichte so bedeutende Schlacht geschlagen wurde, streiten sich bis heute die Gelehrten. Über den Ablauf existieren wenig belegbare Fakten. Vieles spricht dafür, dass auch das Wittelsbacher Land und das nördliche Lechfeld Schauplatz der Ereignisse waren. Das belegen Funde bei Todtenweis, und die Entstehung des Dorfnamens aus Totenwiese und die Überreste zahlreicher frühmittelalterlicher Befestigungsanlagen in der Region.

Otto der Große

In den Sommermonaten des Jahres 955 verwüstete ein ungarisches Reiterheer, wie schon so oft in dem halben Jahrhundert zuvor, die bayrischen Lande südlich der Donau bis hinüber zum Schwarzwald. Die Ungarn zogen das Donautal hinauf und ihr Hauptheer, unter dem Oberbefehlshaber Bulcsú, lagerte auf der östlichen Seite des Lechs beim Gunzenlee im Südosten Augsburgs.

Am 8. und 9. August 955 versuchten die Ungarn in mehreren Angriffswellen vergeblich die Mauern Augsburgs zu erstürmen. Die Verteidigung der Stadt nahm Bischof Ulrich selbst in die Hand. Der Kirchenfürst stürzte sich mit Schwert und Rüstung in den Kampf gegen die heidnischen Krieger. Dafür wurde er später heiliggesprochen. Der Heilige Ulrich wird seither in Augsburg als Stadtheiliger verehrt. In der Nacht vom 8. auf den 9. August ließ der Bischof die Augsburger Klosterfrauen in Prozessionen durch die Straßen ziehen, um den Beistand der Jungfrau Maria zu erbitten. Die Bürger wurden auf den kommenden erbarmungslosen Kampf vorbereitet.

Bulcsú, der ungarische Hee-rführer

Am nächsten Tag erschienen die Ungarn mit schwerem Belagerungsgerät vor den Toren. Von ihren Anführern mit Peitschen angetrieben, berannten sie die befestigte Stadt. Ihre bisherige Stärke bestand in schnellen Vorstößen zu Pferd und nicht der Belagerung einer Festung. Augsburg hielt stand, bis die rettenden Heere aus allen Teilen des Reiches auf dem Kampfplatz erschienen.

Das königliche Heer führte Otto, Herzog der Sachsen und König des ostfränkischen Reiches in den Kampf. An seiner Seite ritt Konrad der Rote, Herzog von Lothringen. In aller Eile sammelten die Bayern, angeführt von Ottos Bruder Heinrich, ihre Kämpfer. Hinzu kamen die Franken, befehligt von Herzog Konrad und ein schwäbisches Heer, mit Herzog Burkhardt an der Spitze. Außerdem stießen 1000 Böhmen mit ihrem Herzog Boleslaw zu Ottos Aufgebot.

Bischof Ulrich an der Seite König Ottos

In den Morgenstunden des 10. August begann die mörderische Schlacht. Die Legende berichtet, dass die Ungarn mit sechsfacher Übermacht angetreten wären, 120000 Ungarn gegen 20000 Soldaten des ostfränkischen Reiches. Die Zahl der Angreifer wurde später vermutlich weit höher angegeben, um die Größe des Sieges hervorzuheben. Die Ungarn überquerten den Lech, um den Heerbann der deutschen Stämme anzugreifen. Es entwickelte sich auf der Ebene westlich des Flusses und südlich der Stadt Augsburg ein wilder und blutiger Kampf, der den ganzen Tag andauerte. Trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit gelang den Ungarn kein entscheidender Durchbruch.

Die Ungarn fliehen über den Lech

Schlachtentscheidend könnte ein Sommergewitter gewesen sein. Durch die heftigen Regenfälle wurde die Wunderwaffe der Ungarn unbrauchbar. Der aus einigen geleimten Lagen bestehende Kompositbogen war, im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Leim gegangen. Dadurch büßte das Reiterheer der Ungarn deutlich an Schlagkraft ein. Hinzu kam die Kampfkraft der Panzerreiter in Ottos Heer. Nach verlustreicher Schlacht neigte sich das Kriegsglück zugunsten der Deutschen. Die Ungarn versuchten sich jenseits des Lechs in Sicherheit zu bringen. Ottos Heer setzte dem weichenden Feind nach und erstürmte das ungarische Hauptlager am Gunzenlee bei Kissing.

Am nächsten Tag verfolgten Ottos Reiter die Reste des ungarischen Heeres und rieben sie auf. Zahlreiche feindliche Krieger wurden niedergemetzelt und ein großer Teil ertrank im Lech. Die Überlebenden wurden drei Stunden nördlich von Augsburg durch wütende bayrische Bauern erschlagen. Sie rächten sich für den Terror, dem sie jahrzehntelang ausgesetzt waren. Den Ort, an dem dies geschah, nannte man später die Totenwiese, »woselbst heute das Pfarrdorf Todtenweis liegt.«

Fast alle Ungarn verloren ihr Leben, aber auch die deutsche Seite erlitt hohe Verluste. Zwei Heerführer befanden sich unter den Toten. Konrad der Rote, der Herzog von Lothringen wurde von einem Pfeil tödlich in den Hals getroffen, als er die Bänder seines Panzers löste, um Luft zu schöpfen. Dietpold, der Bruder des Bischofs Ulrich kam ebenfalls ums Leben. Auf der Flucht gerieten die ungarischen Anführer Bulcsú, Lehel und Sur in Gefangenschaft. Man brachte sie, zusammen mit anderen gefangen genommenen ungarischen Adeligen, zu Ottos Bruder Heinrich nach Regensburg. Dieser ließ sie hängen.

Die Vorfahren der Wittelsbacher, die Grafen von Scheyern, standen in jener Schlacht aufseiten der Eindringlinge. Graf Berchtold von Scheyern setzte die Ungarn über das Herannahen des königlichen Heeres in Kenntnis. Dies brachte dessen Nachfahren noch Jahrhunderte später den Zorn der Kirche ein. Bischof Otto von Freising ereiferte sich zweihundert Jahre später in seiner Geschichtschronik über ihn und verurteilte das gesamte Geschlecht der Wittelsbacher: »Der Anstifter dieser schweren Heimsuchung soll ein bayrischer Graf von Scheyern gewesen sein. Aber er musste seinen Treuebruch büßen: Denn da er die Ungarn unbedacht herangeführt und dadurch der Vernichtung preisgegeben hatte, wurde er von ihnen als Verräter getötet. ..... Aus seinem Stamme sind bis heute zahlreiche Gewaltmenschen entsprossen. Aber der Pfalzgraf Otto, des treubrüchigen unbotmäßigen Vaters sehr ähnlicher Sohn, übertrifft alle seine Vorfahren an Bösartigkeit und drangsaliert bis zum heutigen Tage unablässig die Kirche Gottes. So ist seltsamerweise fast die gesamte Nachkommenschaft, ich weiß nicht nach welchem göttlichen Ratschluss, »in verkehrten Sinn dahingegeben«, sodass man ihr keinen oder doch nur ganz wenige beiderlei Geschlechts, welches Ranges oder Standes auch immer, findet, die sich nicht in offener Gewalttätigkeit austoben oder völlig verblendet, jedes kirchlichen oder weltlichen Amtes unwürdig, sich dem Diebstahl oder Straßenraub ergeben und ein elendes Bettlerdasein fristen.«

In Ungarn bewirkte der katastrophale Ausgang der Schlacht grundlegende gesellschaftliche Veränderungen. Die Klasse der Reiterkrieger verlor ihre Macht. Nach und nach vermischten sich die Magyaren mit den im Lande ansässigen Slawen und wurden sesshaft. Sie verließen die Gebiete westlich des Plattensees und zogen sich ins heutige Westungarn zurück. Ihr Großfürst Geza leitete die Christianisierung ein und entmachtete den alten Kriegeradel. Sein Sohn Stephan der Heilige heiratete später die bayrische Prinzessin Gisela und vollendete den Christianisierungsprozess.

Die Heilige Lanze

Otto festigte mit dem Sieg auf dem Lechfeld seine Herrschaft. Die machtbewussten Fürsten des Reiches ordneten sich nun seinem Herrschaftsanspruch unter. Durch das gemeinsame Zusammenstehen der deutschen Stämme in der Not bildete sich in den folgenden Jahrzehnten ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Sachsen, Bayern, Thüringer, Franken und Schwaben heraus. Aus den gefürchteten Panzerreitern entwickelte sich der Stand der Ritter.

Wenn man der Sage Glauben schenkt, dann trug König Otto die Heilige Lanze in der Schlacht voran, die ihm zum Sieg verholfen haben soll. Zugeschrieben wurde die Lanze zunächst dem römischen Soldaten Longinus, der damit angeblich den Tod Jesu feststellte. Später erhob Kaiser Karl IV. diese Reliquie neben der Kaiserkrone, dem Reichsschwert, dem Reichsapfel und -zepter zu den Insignien der deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Für das einfache Volk brachte die Schlacht auf dem Lechfeld das Ende einer unsicheren Zeit. Die zahlreichen Überfälle der Ungarn im Süden und der Wikinger im Norden fanden ein Ende. Die Bauern konnten wieder in Frieden, ohne Angst um Leben, Hab und Gut, ihre Felder bestellen. Aus dem ostfränkischen entwickelte sich das deutsche Königtum.

Matthias Klostermayr - der Boarische Hiasl

Im Jahr 1736 wurde Matthias als Sohn des Gemeindehirten in Kissing im Anwesen Nr. 164 geboren. Der Hiasl war in seiner Jugend brav, tüchtig und seine Eltern konnten stolz auf ihn sein. Vielleicht hatte er zu viele Flausen im Kopf, war ein wenig zu leichtsinnig, wie es bei den jungen Leuten eben so ist. Mit 17 Jahren erhielt er eine Anstellung als Jagdgehilfe bei den Jesuiten auf dem Gut Mergentheim. Der Junge zeichnete sich als exzellenter Schütze aus und erledigte die ihm aufgetragenen Aufgaben zur Zufriedenheit seiner Herren. Sein Leben wäre anders verlaufen, wenn er nur einmal seinen vorlauten Mund gehalten hätte. Ja, wenn….. In einer frechen Rede in der Faschingszeit verspottete er einen der Jesuitenpatres, der angeblich bei der Hasenjagd versehentlich eine Katze erlegt hatte. Der Pater, dem dies zu Ohren kam, fand die Geschichte hingegen gar nicht lustig. Er sorgte dafür, dass der junge Hiasl seine Anstellung im Klostergut verlor. Von da an musste er sich auf eigene Faust durchschlagen. Matthias tat das mit dem, was er gelernt hatte und beherrschte, mit der Jagd.

Hiasl wurde ein erfolgreicher Wilderer im Grenzland zwischen Bayern und Schwaben, in den Wäldern links und rechts des Lechs. Dort zog er mit einer Bande von Gleichgesinnten herum, die sich ihm angeschlossen hatten. Sie schossen dem Adel und der hohen Geistlichkeit das Wild vor der Nase weg. Einen Teil der Beute verschenkte er an die Armen, so berichtet es die Legende. Zumindest genoss er diesen Ruf unter dem einfachen Volk.

Die Bauern mussten aufgrund der strengen Jagdgesetze tatenlos zusehen, wie das Wild ihre Felder und Äcker verwüstete. Die Jagd und das Fischen waren den Menschen in den Dörfern verwehrt. Verstöße ahndete die Obrigkeit mit drakonischen Strafen. Das Volk auf dem Land verehrte den Boarischen Hiasl schon bald als Kämpfer für Recht und Freiheit, gerade weil er etwas gegen die überhandnehmenden Wildschäden unternahm. Die Menschen in den Dörfern warnten und versteckten ihn vor den Häschern. Manche schmückten sogar ihre Wände mit den gedruckten Blättern, auf denen der Wildschütz, den Stutzen in der Hand, seinen Betrachter anlächelte.

Der Boarische Hiasl trieb sein Unwesen hauptsächlich auf der linken Seite des Lechs. Im Schwäbischen war es für ihn und seine Kumpane weniger riskant. In die Gegend um Kissing, die er wie seine Westentasche kannte, zog er sich zurück, wenn ihm der Boden in Schwaben zu heiß wurde. Im Bayrischen genoss er angeblich sogar die Sympathien des Kurfürsten.

Mathias Klostermayr - der Boarische Hiasl und der »Bub«

Eines Tages verließ ihn das Glück, denn die schwäbischen Grundherren schlossen sich zusammen und machten gemeinsame Jagd auf die Bande. Die Aktionen der Räuber wurden immer waghalsiger und gewalttätiger. Die Hiasl-Bande beging Raubüberfälle und lieferte sich wilde Schießereien mit den Jägern und Soldaten, die sich an ihre Fersen geheftet hatten. 1768, im siebten Jahr von Hiasls Wildererkarriere, gab es das erste Todesopfer. Mit zunehmender Gewalt wandte sich das Volk von seinem Helden ab. Eine Wirtstochter verriet der Obrigkeit das Versteck der Gesuchten. Daraufhin marschierten am 14. Januar des Jahres 1771 dreihundert Soldaten zum Wirtshaus von Osterzell. Matthias Klostermayr verbarrikadierte sich dort mit seinen Gefährten. Vier Stunden dauerte das mit aller Härte geführte Gefecht. Dann ging den Belagerten die Munition aus und sie mussten sich ergeben.

Verhaftung des Hiasl und seiner Bande

Nach einem mehrmonatigen Prozess in Dillingen wurde Matthias Klostermayr zum Tode verurteilt und am 6. September 1771 an der Donaubrücke vor der Stadt hingerichtet. Der Überlieferung nach wickelte man den Verurteilten nach der Verlesung des Urteils in eine frische Kuhhaut und schleifte ihn darin vom Rathaus zur Hinrichtungsstätte. Dort angekommen, legte er die Beichte ab, trank angeblich ein Glas Wein und stieg dann gefasst auf das Schafott.

Zuerst erdrosselte der Scharfrichter den Verurteilten mit einem Strick, im Anschluss zertrümmerte er den Körper auf einer »Radbrechmaschine«. Schließlich schlug der Henker Klostermayr den Kopf ab und vierteilte den Körper. Den Kopf steckte man an den Dillinger Galgen, die Körperteile wurden zur Abschreckung in Dillingen an der Donau, Füssen, Oberstdorf und Schwabmünchen öffentlich ausgestellt.

Am gleichen Tag richtete der Henker zwei weitere Mitglieder der Bande mit dem Schwert. Johann Adam Locherer, genannt »der Blaue« aus Rain am Lech starb im Alter von 25 Jahren. Johann Georg Brandmaier, »der Rothe« aus Steindorf, im Alter von 20 Jahren.

Die Hinrichtung in Dillingen

Andreas Mayr, genannt »Der Bub«, der mitangeklagte jugendliche Diener und Gefährte des Hiasl, konnte aus dem Gefängnis entkommen. Er brachte sich vermutlich jenseits der Alpen in Sicherheit. Von ihm hat man nie wieder etwas vernommen.

Zwei Unglücksraben

In der alten Zeit, als in Bayern seine Majestät der Prinzregent regierte, lebten in Aichach zwei wackere Handwerksmeister, die jeden Tag für eine neue Dummheit gut waren. Hierin standen sie den berühmten Bürgern von Schilda in nichts nach. Seit Kindertagen waren sie unzertrennliche Freunde, und wenn eine verrückte Idee dem einen nicht einfiel, so kam der andere garantiert drauf. So erzählte man es sich in Aichach.

Im Holz

Eines Tages fuhren sie mit Pferd und Wagen nach Untergriesbach ins Holz. Sie beabsichtigten, in ihrem Wald einige Bäume zu schlagen. Die Stämme wollten sie dann in die Stadt transportieren und verkaufen. Vor Ort angekommen beratschlagten sie, ob es nicht einen Weg gäbe, sich die Arbeit zu erleichtern. Es sei doch viel zu umständlich und eine elendige Plackerei, den Baum zuerst zu fällen, um ihn dann mühsam auf das Gespann zu heben. Es müsse doch auch einfacher gehen. Wie wäre es, wenn sie den Wagen direkt in die Fallrichtung stellen würden, um den Baum dann so anzusägen, dass er beim Umfallen direkt auf dem Gefährt zu liegen käme. Warum auf diese Idee vor ihnen noch nie ein anderer gekommen war, konnten sie sich nicht erklären. Das käme eben davon, wenn man ohne nachzudenken jahraus jahrein immer dieselbe Arbeit verrichten würde.

Gesagt – getan und nicht lange gezögert! Das Pferd wurde ausgespannt und in sicherem Abstand festgebunden. Das Fuhrwerk schoben sie in die vorgesehene Fallrichtung des ersten Baumes. Nun ging es mit Axt und Säge ans Werk. Der Baum schwankte gefährlich und fiel dann genau dorthin, wo es unsere beiden Schlaumeier vorgesehen hatten. Es lief fast alles so, wie geplant. Wäre da nicht diese klitzekleine Schwierigkeit aufgetreten. Der Wagen schien irgendwie doch nicht mitgespielt zu haben. Unter den Zweigen standen die Räder merkwürdig schief und es hatte den Anschein, als ob Trümmerteile hervorlugen würden.

Nun war guter Rat teuer. Mühsam zerrten sie die Reste des Fuhrwerks unter dem gefällten Baum hervor und zogen das notdürftig zusammengeflickte Wrack heimwärts in die Stadt. Nach etwa zwei Stunden kehrten sie mit einem anderen Pferd und neuem Wagen nach Untergriesbach zurück. Als sie an ihrem Einschlag im Wald einen Moment verschnauften, vernahmen die beiden Helden aus dem Wald ein merkwürdiges Geräusch. Es hörte sich wie Gelächter an, aber es war doch nur das Wiehern eines Pferdes. Jetzt fiel es den beiden wie Schuppen von den Augen. In ihrer Not hatten sie ihr Zugtier im Wald vergessen.

Da die Leute in der alten Zeit nicht viel zu lachen hatten, erheiterte diese Geschichte viele Jahre lang die Aichacher. Jeder wusste diese um ein kleines Stückchen weiter auszuschmücken. Die beiden Helden konnten sich lange Zeit nicht mehr in gemütlicher Runde beim Bier sehen lassen. Von Stammtisch zu Stammtisch lachten die Leute. Wer die Geschichte ausgeplaudert hat? Ob das Pferd oder die Unglücksraben selbst in einer bierseligen Stunde ist nicht überliefert. Nur eins war sicher, man würde nicht lange auf die nächsten Dummheiten der beiden warten müssen.

Die Hinrichtung des Aloys Schaz

Aus den Aufzeichnungen des Lorenz Alois Gerhauser (ehemaliger Aichacher Bürgermeister und Brauereibesitzer):

»Oeffentliche Hinrichtung in Aichach und seltsames Ereignis hernach.

Am 26. September 1818 wurde ein Tagwerker von Friedberg Namens Aloys Schaz wegen einem an dem Bestbauern von Miedering verübten gewaltsamen Straßenraub allhier durch das Schwert vom Leben zum Tode hingerichtet.

Enthauptung im Mittelalter

Kaum aber war der Kopf vom Rumpf, so sagte der Scharfrichter zum Priester, welcher eine Anrede an das Volk begann: »Euer Hochwürden, merken`s auf, es gibt was ab!« Und gleich darauf während des Priesters Rede entstand unter der Volksmenge ein außerordentliches Getöß, man glaubte Wagengerassel und Pferde-Getrapp ober und unter der Erde zu hören, alles wogte ungestüm durcheinander, Fußgänger und Reiter wurden mit fortgerissen, und sogar ein Teil der ein Quarre um die Richtstadt gebildeten Nationalgarde wurde gewaltsam bis unter das Bühnengerüst hineingedrängt.

Nach einigen Minuten war alles stille und niemand wußte, wie ihm geschehen war. Schuhe, Hauben und Pantoffeln und andere Kleidungsstücke wurden in Menge verloren.« Handelte es sich um ein übernatürliches Ereignis oder ein Erdbeben? Wer weiß das schon?

Im Sterberegister des Pfarramtes Aichach findet man folgenden Eintrag:

»Der Mörder Aloys Schaz ist zu Kissing geboren und war Tagelöhner und Gerichtsdiener zu Friedberg. Er wurde am 26. September 1818 um 9 Uhr im Alter von 31 Jahren hingerichtet und hinterließ in Friedberg eine Witwe mit zwei Knaben. Er hatte den Bauern Josef Schmaus von Miedering (Gemeinde Anwalting) »so wundgeschlagen und mit dem Messer so viele Stiche versetzt, daß selber am 7. Tag gestorben ist.« Schaz starb äußerst reumütig, denn so berichtet der Eintrag ins Pfarrbuch, »er sprach während seiner 3-tägigen Vorbereitung der Jugend vorzüglich zu, sie soll sich in ihm spiegeln und nichts Böses tun.«

Aus der Eintragung im Pfarrbuch geht weiter hervor, dass Jugendliche vor der Hinrichtung zu dem reuigen Mörder geführt wurden. Das ist heute kaum vorstellbar und sollte zur Erziehung der jungen Menschen zu gottesfürchtigem und ehrbaren Lebenswandel beitragen.

In jener Zeit lag die Richtstätte gegenüber dem Löwendenkmal an der Schrobenhausener Straße am Abzweig nach Oberwittelsbach. Der Stadtkaplan Lechner und der Schuldirektor Schultheiß aus Friedberg begleiteten den Delinquenten auf seinem letzten Gang. Er führte durch das Untere Tor bis zum Blutgerüst vor der Stadt. Die beiden Friedberger veranlassten auch die Beisetzung des Aloys Schaz.

Hinterkaifeck

In Hinterkaifeck bei Schrobenhausen geschah im Jahr 1922 eines der grausamsten Kapitalverbrechen im Bayern des vergangenen Jahrhunderts. Bis heute wartet diese Bluttat auf ihre Aufklärung. Auf dem Einödhof - wurden in der Nacht vom 31. März auf den 1. April sechs Menschen brutal ermordet. Der Mörder schlug einem nach dem anderen hinterrücks mit einer Hacke die Schädel ein.

Einödhof Hinterkaifeck

Wenige Tage vor den schrecklichen Ereignissen kam es zu einigen merkwürdigen Vorfällen. Der Austragsbauer Andreas Gruber entdeckte Spuren im Schnee. Sie führten auf den Hof zu, aber nicht wieder zurück. Außerdem vermissten die Bewohner der Einöde einen Haustürschlüssel. Jemand hatte an der Motorhütte des Hofes das Vorhängeschloss aufgebrochen und im Stall ein Rind losgebunden. Die Hinterkaifecker stellten fest, dass sich ein schnauzbärtiger Mann im Gebüsch verbarg, der das Anwesen vom Wald aus beobachtete. In der Nacht glaubten die Hausbewohner, auf dem Dachboden über den Schlafräumen Schritte zu hören. Andreas Gruber durchsuchte das Gebäude, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Obwohl der Bauer den Nachbarn von diesen auffälligen Beobachtungen erzählte, weigerte er sich, von ihnen oder der Polizei Hilfe anzunehmen.

Die Ermordeten in der Scheune