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Die Besatzung der PROMET V wurde auseinandergerissen.Während Peet Orell um sein Leben kämpft und dabei auf Geheimnisse eines untergegangenen Volkes stößt, geraten Jörn Callaghan und Szer Ekka in die Wirren eines planetaren Krieges. Nicht genug damit, droht Terra eine erneute Invasion.Achtung:Die Print-Ausgabe unserer Shalyn Shan-Reihe ist nur noch exklusiv in unserem Shop erhältlich.
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Seitenzahl: 149
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Achim Mehnert
WELT IN FLAMMEN
In dieser Reihe bisher erschienen:
01 Der Virenplanet von E.C. Tubb
02 Die Tochter des Pfauen von Matthias Falke & Y.F. Yenn
03 Welt der Kraken von Matthias Falke & Y.F. Yenn
04 Der Schwarm aus Stahl von Matthias Falke
05 In den Grauzonen von Matthias Falke & S.H.A. Parzzival
06 Der stählerne Krieg von S.H.A. Parzzival
07 Die schwarze Pagode von Matthias Falke & S.H.A. Parzzival
08 Planet der schwarzen Raumer von Matthias Falke & S.H.A. Parzzival
09 Das Orakel von Chron von Achim Mehnert
10 Notruf aus Katai von Achim Mehnert
11 Tod eines Cyborgs von Achim Mehnert
12 Der ewige Feind von Achim Mehnert
13 Welt in Flammen
Achim Mehnert
Welt in Flammen
RAUMSCHIFF PROMET
© 2015 by BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Titelbildgestaltung: Mark Freier
Satz: Winfried Brand
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-463-3
Anfang August 2108. Die Suuk II landet auf Bankor. An Bord befinden sich Peet Orell, Vivien Raid, die Moraner Arn und Junici Borul, Shalyn Shans Ehemann Jörn Callaghan sowie dreiunddreißig weitere Terraner. Alle folgen einem mysteriösen Gedankenbefehl, der sie zu einem Transmittertor führt. Die so genannte Bankor-Gruppe folgt dem Ruf der Agaren und geht durch den Transmitter. Danach läuft alles aus dem Ruder. Alle Terraner werden auf den Planeten Draster verschlagen und in die Auseinandersetzungen zwischen Lidan und Walida verwickelt.
Jörn Callaghan und Szer Ekka werden von den Clantho-Priestern dem Orakel von Chron, deren Heiligtum, geopfert. Man stößt sie in das Relikt hinein, in dem sie aufgelöst werden. Tatsächlich handelt es sich bei dem Orakel um ein Chronoskop, eines jener geheimnisvollen Artefakte, denen Shalyn Shan schon früher begegnet ist.
Irk, der Sucher aus Zeit und Raum, ist mit seinem zylinderförmigen Raumschiff Zeiter seit langer Zeit auf der Jagd nach den Chronoskopen. Wo immer er sie in der Galaxis findet, zerstört er sie, so auch auf Draster. Dabei begegnen sich Irk und Peet Orell. Irk, der Einsamkeit überdrüssig, entführt Orell, um einen Gesprächspartner zu haben. Der Terraner wird von Draster verschleppt, ohne den Kameraden einen Hinweis auf seinen Verbleib hinterlassen zu können.
Callaghan und Ekka werden auf einer ihnen fremden Welt von einem weiteren Chronoskop ausgespuckt. Der Nachthimmel ist sternenlos. Dies kann nicht das normale Universum sein. Sie erfahren, dass die hoch entwickelten Bewohner des Planeten, Kalar genannt, ihn für die einzige Welt halten. Nur der Philosoph Denfuch propagiert die These, dass es dort draußen ein Weltall voller Sonnen und Planeten geben müsse. Er ist im Besitz der einzigen hypercomtauglichen Anlage. Es gelingt ihnen, Comkontakt zu dem Voldok-Ra O’piin L’uu herzustellen. Ihnen wird klar, dass sie auf einer von der AVATARA gebannten Welt hinter einem Parakon-Schleier der Alatiden gestrandet sind. Von hier ist keine Flucht möglich. O’piin L’uu verspricht, die Erde über ihren Aufenthaltsort zu informieren. Die Kalaren halten sich die Helferlein, eine Armee von willfährigen Arbeitssklaven, die alle niederen Tätigkeiten verrichten.
Der Zeiter fliegt einen Raumbereich an, wo Irk und die Recheneinheit Trin ein weiteres Chronoskop vermuten. Orell kennt diese Region des Weltraums. Es handelt sich um den Katai-Sektor, in dem die Völkergemeinschaft AVATARA beheimatet ist.
Shalyn Shan und ihre Besatzung unternehmen mit der neuen Promet V einen Testflug. Dabei aktivieren sie durch den Einsatz des Dekametro ungewollt ein im interstellaren Leerraum platziertes Chronoskop, das als Tor in einen bestimmten Bereich des Parakons dient. Dort befindet sich eine gigantische Raumstation, die Arche. Bei der Erkundung begegnen sie dem Humanoiden Charlo, der mit seinem Roboter Habbalin auf die Rückkehr seines Herrn Jedrul wartet. Shalyn Shan entdeckt eine Flotte halborganischer Raumschiffe, kleine, wendige und kampfstarke Einmannjäger, sowie Aufzuchtanlagen für eine Klon-Armee. Charlo, der die Besatzung der Promet für Verbündete von Jedruls Erzfeind Trin hält, greift das Schiff an. Der hoffnungslos unterlegenen Promet gelingt die Flucht, doch der schwer verletzte Cy stürzt in einen Abgrund und kann nicht mehr gerettet werden.
Auf Kalar erheben sich die Helferlein gegen ihre Unterdrücker. Sie verschleppen Callaghan, Ekka und Denfuch und strömen aus den unterirdischen Fabrikanlagen an die Planetenoberfläche.
Shalyn Shan erhält die Botschaft und macht sich mit der Promet unverzüglich auf den Weg nach Katai, um nach ihrem Mann zu suchen, der mit der Bankor-Gruppe vor gut einem Jahr verschollen ist. Sie ahnt nicht, dass für Callaghan und seine Begleiter hingegen nur zwei Wochen verstrichen sind.
Der schwer verletzte Cy wird in der Arche von einem der halbbiologischen Schiffe gerettet. Der Jäger nimmt ihn in sich auf und akzeptiert ihn als seinen persönlichen Piloten. Cy wird von Charlo und Habbalin gehetzt, doch es gelingt ihm, in Freiheit zu bleiben. Er stößt auf die Geister, künstlich am Leben gehaltene Bewusstseine verstorbener Wesen. Sie erzählen ihm die Geschichte des Bruderkriegs zwischen Oldonen und Pris, der zugleich ein Krieg zwischen Jedrul und Trin ist. In dessen Verlauf entwickelt Trin ein Virus, das er gegen die Oldonen einsetzt, um sie gefügig zu machen. Doch er begeht einen schrecklichen Fehler, durch den das Volk der Oldonen nahezu ausstirbt.
Der Zeiter stößt durch den Parakon-Schleier nach Kalar vor, wo eine planetenweite Rebellion der Helferlein begonnen hat. Irk zerstört das Chronoskop, und Orell entdeckt eine Spur seiner auf Kalar gestrandeten Freunde. Es versucht Irk gegen den Widerstand von Trin davon zu überzeugen, nach Callaghan und Ekka zu suchen.
In den Straßen der Hauptstadt türmten sich die Leichenberge. Überall lagen grässlich anzuschauende Tote, die kaum noch als Oldonen zu identifizieren waren. Verkrümmte Gestalten mit verrenkten Gliedern und aufgeplatzten Gesichtern, unkenntlich vom schwarzen Blut, welches das Ende gebracht hatte.
Klink war dankbar für den Wind, der durch die Straßen zog und den bestialischen Gestank vertrieb. Der junge Oldone streifte auf der Suche nach anderen Überlebenden umher. Es musste sie geben. Es war unvorstellbar, dass er das von den Pris freigesetzte Virus als Einziger überlebt hatte. Die Vorstellung, allein auf einer entvölkerten Welt Olderon zu wandeln, ließ ihn schwindeln. All die Millionen von Toten, ja, Milliarden, sie gingen über seinen Verstand. Und auf Pris wurde in diesen Tagen vermutlich der Sieg über Olderon gefeiert, über den Planeten, von dem die Kolonisten stammten.
Seit zwei Tagen schon war Klink auf keinen Überlebenden gestoßen, trotzdem gab er die Hoffnung nicht auf. Lebensmittel fand er zur Genüge, auch das Trinkwasser war nicht verdorben. Es bestand also keine Gefahr, dass er verhungerte oder verdurstete. Seine Annahme, dass das tödliche Virus durch die Luft übertragen wurde, hatte sich bestätigt. Warum es ihn nicht ebenfalls dahinraffte, dafür fand er keine Erklärung. Vielleicht war er immun dagegen, oder es gab einen anderen Grund, den er sich nicht vorstellen konnte.
Nach einer Weile war er des Fußmarsches überdrüssig. Klink suchte nach einem Gleiter, in dem keine Leiche saß. Er stieg ein und aktivierte den Antrieb. Bald flog er in hundert Meter Höhe über den Straßenschluchten dahin. Es hatte zahlreiche Verkehrsunfälle gegeben, wenn der Tod plötzlich über die Piloten hergefallen und ihnen keine Zeit für die Landung geblieben war. Klink hatte es bei seiner Gefährtin Linta erlebt. Sie war innerhalb von Sekunden verstorben. In anderen Fällen schien sich der Todeskampf über Stunden hinzuziehen.
Er verscheuchte den Gedanken. Die Erinnerung an seine geliebte Linta war zu schmerzhaft, der Verlust noch zu frisch, um sich damit zu beschäftigen.
Seine Suche aus der Luft blieb so erfolglos wie die am Boden. Nirgendwo waren Oldonen unterwegs. Die einzigen Lebewesen, die er entdeckte, waren ausgerissene Haustiere und Vögel, die auf den Dächern und Balustraden hockten. Den Tieren setzte das Virus nicht zu. Das bewies, dass die Pris es so gestaltet hatten, dass es ausschließlich die Oldonen befiel. Klink verstand nicht viel von Genetik und Biochemie, doch eins war ihm klar: Oldonen und Pris gehörten demselben Volk an. Die Kolonisten waren ebenso anfällig für den biologischen Kampfstoff wie diejenigen, denen sie es beschert hatten.
Verrecken sollt ihr, fluchte Klink stumm in sich hinein. Ihm war klar, dass es sich um einen frommen Wunsch handelte. Die Pris lebten weiter, nachdem sie die Oldonen so gut wie ausgerottet hatten.
Klinks Hoffnung sank weiter. Anscheinend war die gesamte Stadt zu einer Leichenhalle geworden. In diesen Breiten gab es keine wildlebenden Raubtiere, sonst würden sie schon bald einfallen und sich an den Leichen gütlich tun.
Er änderte den Kurs und flog auf das Stadtzentrum zu. Ihn ärgerte, dass ihm nicht früher eingefallen war, wohin sich Überlebende vermutlich wenden würden: Zum Ratsgebäude. Eigentlich hätte er dort mit seiner Suche beginnen müssen, statt ziellos vorzugehen. Er schrieb das Versäumnis seiner Verwirrung und seiner persönlichen Tragik zu. Er landete unmittelbar vor dem Eingang der Halle. Für Fahrzeuge hatte es hier eine Bannmeile gegeben, doch es war niemand mehr da, der ihn wegen seines Verstoßes zurechtweisen konnte. Dabei hätte er jetzt sonst was dafür gegeben.
Klink stieg aus dem Gleiter und sah sich um. Auch hier lagen Leichen. Er bezweifelte, dass es auch nur einen Ort auf Olderon gab, an dem es anders aussah. Der Eingang öffnete sich bereitwillig vor ihm. Bei dem zischenden Geräusch zuckte Klink unwillkürlich zusammen. Er schalt sich einen Dummkopf. Wie würde er erst reagieren, wenn er plötzlich eine Stimme vernahm? Zum ersten Mal drängte sich ihm nicht nur das Schreckliche der Situation auf, sondern auch das Unheimliche.
Er durchsuchte das Ratsgebäude, ohne auf einen lebenden Oldonen zu stoßen. Im großen Versammlungssaal fand er eine Leiche, die vor einem Schreibtisch zusammengesunken war. Der Oberkörper und der Kopf ruhten auf der Tischplatte. Obwohl das Gesicht des Mannes nicht mehr zu identifizieren war, war Klink sicher, den Ratsvorsitzenden gefunden zu haben. Offenbar hatte Fring bis zuletzt an seinem Arbeitsplatz ausgeharrt. Er musste ein Gespräch geführt haben, als ihn das Schicksal ereilt hatte. Die Anlage war noch eingeschaltet, genau wie der Computer.
„Hallo“, sagte Klink. Seine Stimme kam ihm hohl und übermäßig laut vor. „Hört mich jemand? Ist da jemand? Bitte melden.“
Wie erwartet, erhielt er keine Antwort. Er untersuchte den aktivierten Rechner und stieß auf eine erst am Vortag angelegte Datei. Da hatte Fring also noch gelebt. Klink fand Aufzeichnungen in Tagebuchform. Sie beleuchteten, was zuletzt geschehen war. Teile der oldonischen Flotte waren verschont geblieben. Heerführer Jedrul hatte einen verwegenen Plan ersonnen. Dieser drehte sich um eine verborgene Station, in der Klone herangezüchtet wurden, in die die Geister der Raumfahrer eines Tages schlüpfen sollten, und um geheimnisvolle Geräte. Mit diesen so genannten Chronoskopen oder Lebensankern konnte Klink nicht viel anfangen. Umso mehr berührte ihn die Mitteilung, dass der Heerführer am Leben war und mit ihm tausende Raumsoldaten. Die Tatsache hatte etwas Tröstliches, besonders, da Jedrul entschlossen war, die Pris für ihr Verbrechen büßen zu lassen.
Klink fügte der Datei einen Anhang hinzu. Er kündigte an, die Hauptstadt verlassen zu wollen und sich anderenorts auf Olderon auf die Suche nach Überlebenden zu begeben.
„Wahrscheinlich wird diese Datei niemals gefunden werden“, seufzte er. „Von wem denn auch?“ Aber man kann ja nie wissen. Er schaltete die Com aus und verließ den Ratssaal.
*
Das Wispern in seinem Kopf verstummte, die Stimmen verwehten. Olderon und Klink zerstoben in einem Gewitter aus schemenhaften Bruchstücken. An die Stelle der Ereignisse traten andere Bilder. Lichteffekte und durch den Raum ziehende Nebelschwaden, unwirkliche Abbildungen von Gestalten, die gar nicht da waren. Oder waren sie es doch? Schimärengleiche Fratzen trieben durch den Dunst, beseelt von einem undefinierbaren Eigenleben.
Es dauerte eine Weile, bis Cy sich seiner eigenen Identität erinnerte. Er war in der Arche und bis in diesen Raum vorgestoßen. Er hatte die Geschichte der Oldonen miterlebt. Er hatte sie durch fremde Geister erfahren. Es waren die Geister der Oldonen, die, von temporalen Komponenten am Leben gehalten, darauf warteten, in neue Aktionskörper zu schlüpfen.
Was für ein Abgrund aus Zeit hinter ihm lag! Cy empfand ihn als Eiswind, der ihn gestreift und durch die Epochen getragen hatte. Es fiel ihm schwer, sich einzugestehen, dass er lediglich einen Bericht erhalten hatte. Alles war so real gewesen. Es schien ihm, als sei er bei den damaligen Ereignissen zugegen gewesen und habe alles persönlich miterlebt. Den Aufbruch der Oldonen ins Weltall und die Kolonisierung von Pris. Den Bruderkrieg zwischen den beiden Welten und den Untergang der Oldonen, ausgelöst durch einen biologischen Kampfstoff der Pris, durch ein Virus, das die Bevölkerung Olderons dahingerafft hatte.
Sein Verstand schüttelte die Verwirrung ab, die ihm die Sinne vernebelte. Der Cyborg fand endgültig in die Wirklichkeit zurück. Er wusste jetzt, wie die Station im Hyperraum entstanden war und welchem Zweck sie diente. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Die gezüchteten Klonkörper, die aus organischem Gewebe bestehenden Jäger und die Kammern, in denen die Geister der Oldonen aufbewahrt wurden, um dereinst wieder in den Krieg gegen die Pris zu ziehen. Ehrfurcht stieg in Cy auf. Die Stimmen der vergeistigten Oldonen hatten zu ihm gesprochen. Sie hatten ihre Geschichte bewahrt und warteten seit Urzeiten auf ihren Einsatz. Doch die Arche hatte den ihr zugedachten Zweck nie erfüllen können, denn der Heerführer Jedrul war nicht von seiner Expedition zurückgekehrt.
„Könnt ihr mich verstehen?“ Cy drehte sich um sich selbst und beobachtete die Lichterscheinungen. Augen starrten ihn an. Halbstofflich gewordene Sinne beobachteten ihn und schätzten ihn ein. „Ich bin kein Pris. Ich bin nicht als Feind in die Arche gekommen.“
Es erfolgte keine Reaktion. Nichts veränderte sich. Die Umgebung blieb so geheimnisvoll wie bei seinem Eindringen. Der Jäger, mit dem er hergekommen war, stand nur wenige Meter entfernt. Durch die vorangegangene Verbindung hatte er eine besondere Affinität zu dem Cyborg entwickelt. Er wartete geduldig darauf, wieder von seinem Piloten in Besitz genommen zu werden.
„Wenn ihr mich versteht, gebt mir ein Zeichen“, drängte Cy. Charlo und sein Roboter Habbalin waren auf der Suche nach ihm. Sie betrachteten ihn als Gegner und ließen nicht mit sich reden. Charlo hatte die Promet von Anfang an als feindliches Raumschiff eingestuft, dessen Besatzung mit destruktiven Absichten hergekommen war.
Die Überlegungen des Cyborgs beschäftigten sich mit den Chronoskopen. Auf Shari, der Welt der Shar Shariik in Katai, war die Besatzung der Promet erstmals mit einem solchen Artefakt in Kontakt gekommen. Damals hatte es Shalyn Shan eine Vision gesandt. Man hatte aber keine Vorstellung davon gehabt, wobei es sich bei diesen Chronoskopen handelte. Cy wusste es nun. Es waren Transportsysteme und Lebensanker, in denen die Geistesinhalte der Kommandanten von Jedruls Flotte überlebten. Oder hatten überleben sollen. Ob der Plan aufgegangen war, blieb Cy verborgen. Auf Shari hatte sich Shalyn keiner dieser vergeistigten Oldonen offenbart. Zumindest hatte sie nichts davon mitbekommen.
„Soweit hätte es nicht kommen dürfen“, sagte Vlog. „Wir haben uns des Völkermordes schuldig gemacht.“
In der unterirdischen Forschungseinrichtung der Pris herrschte gedämpfte Stimmung. Mehr noch, die Wissenschaftler fühlten sich wie nach dem Weltuntergang. Zumindest was die Oldonen anging, hatte die Bezeichnung ihre Berechtigung. Trins Kollegen fielen in eine tiefe Depression. Auch Chilks Sohn spürte einen dunklen Schatten auf seiner Seele. Nicht genug damit, dass Chilk sich für die Pris geopfert hatte, war es zu einer beispiellosen Katastrophe gekommen.
„Es war ein Unfall, den keiner von uns jemals beabsichtigte“, stellte Trin fest.
„Ein Unfall? Unsere Berechnungen waren fehlerhaft. Wir haben grob fahrlässig gehandelt.“ Pukka saß wie ein Häufchen Elend am Konferenztisch.
Trin ließ den Blick über die Reihen seiner Kollegen wandern. Sie zerflossen vor Bedauern. Wäre es möglich gewesen, hätten sie ihre Forschungen rückgängig gemacht. Zwar fühlte auch Trin Betroffenheit, doch sie hielt sich in Grenzen. Letzten Endes, sagte er sich, waren die Oldonen für ihr Schicksal allein verantwortlich. Er horchte in sich hinein, um zu ergründen, ob er sich zur Beruhigung seines Gewissens nur etwas vormachte. Er kam zu dem Schluss, den Tod seines Vaters ungleich stärker zu betrauern als das Ende von Milliarden Oldonen. Er machte die Unterdrücker sogar für Chilks Tod verantwortlich.
„Wir müssen den Überlebenden unsere Hilfe anbieten“, verlangte Layden.
„Richtig“, stimmte Vlog dem Kollegen zu. „Der Rat soll Kontakt aufnehmen.“
Sie redeten wild durcheinander und ließen dabei die Realität außer Acht. Trin hörte schweigend zu. Die vorgebrachten Forderungen entbehrten jeder Grundlage. Nach einer Weile hielt er es für nötig, einzuschreiten.
„Ihr solltest erst nachdenken, bevor ihr redet“, ging er seine Kollegen scharf an. „Der Rat versucht seit Tagen, Olderon zu erreichen. Es ist niemand mehr da, der antworten kann. Die einzigen Überlebenden befinden sich an Bord der oldonischen Flotte. Und die hat das Colden-System laut den Aussagen unserer Aufklärer verlassen. Sie sind verschwunden. Es gibt keine Hinweise darauf, welche Pläne ihr Flottenkommandant Jedrul verfolgt.“
„Dass Olderon nicht antwortet, bedeutet nicht zwangsläufig den Tod aller Oldonen.“ Layden blieb stur. „Es kann andere Gründe für ihr Schweigen geben. Du sprachst eben von unseren Aufklärern. Warum fliegt keiner von ihnen nach Olderon, um uns Informationen aus erster Hand zu besorgen?“
„Weil die Piloten panische Angst vor dem Virus haben. Sie fürchten, sich anzustecken, wenn sie nur in die Nähe des Planeten kommen.“
„Unsinnigerweise. In einem Aufklärer droht ihnen keine Gefahr.“
Trin konnte Pukka nicht widersprechen. Hinzu kam, dass auch er wissen wollte, woran sie waren. Hatte das Virus die Oldonen wirklich ausgerottet, oder handelte es sich um einen perfiden Trick? Er traute den Bewohnern der Heimatwelt jede Hinterhältigkeit zu. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war, als er sich zu einem Entschluss durchrang.
„Ich fliege ins Colden-System und schaue mich dort um.“
„Allein?“, fragte Vlog.
„Du kannst mich gern begleiten. Das gilt für jeden von euch.“