Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 14: Sternentod - Achim Mehnert - E-Book

Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 14: Sternentod E-Book

Achim Mehnert

0,0

Beschreibung

Peet Orell liegt im Koma, während in der Promet ein Phantom sein Unwesen treibt. Der Reihe nach schaltet der Unheimliche die Besatzungsmitglieder aus. Der Schattenmann ist nicht aufzuhalten, die Promet scheint verloren.Die Printausgabe umfasst 160 Buchseiten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 146

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Achim Mehnert

STERNENTOD

In dieser Reihe bisher erschienen:

5001 Christian Montillon Aufbruch

5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003 Vanessa Busse Dunkle Energie

5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner

5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind

5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt

5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer

5010 Vanessa Busse Entscheidung: Risiko

5011 Ben B. Black Zegastos Kinder

5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen

5013 Achim Mehnert Böser Zwilling

5014 Achim Mehnert Sternentod

5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet

5016 Achim Mehnert

Achim Mehnert

Sternentod

© 2017 BLITZ-Verlag

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Zeittafel: Ralf Locke

Titelbild: Rudolf Lonati

Satz: Winfried Brand

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95719-574-6

Hilferuf

Die Stimme, die aus der Comanlage der Kyl drang, war dünn, die Worte wurden von einem Feuerwerk prasselnder Geräusche überlagert. Mehr als zusammenhanglose Wortfetzen lieferte die Übertragung nicht. Zumindest kamen sie Peet Orell zusammenhanglos vor, fragmentarisch, doch vielleicht irrte er sich. Er verstand die Sprache nicht, geschweige denn den Inhalt.

Ein Notruf, hatte es geheißen. Im Gegensatz zu Peet erfassten die Moraner den Sinn also. Oder stocherten sie im Nebel herum?

Es knackte und krächzte, als würde der Lautsprecher jeden Moment den Geist aufgeben. So wie in einem maroden Raumschiff, an dessen Einrichtungen der Zahn der Zeit genagt hatte, dachte Peet. Es traf zu. Die Kyl, von den Moranern nach dem Zentralgestirn ihres Heimatsystems benannt, hatte rund fünfzehnhundert Jahre auf dem Buckel, längst nicht alle Bordeinrichtungen funktionierten noch. Auf die Hypercomanlage traf das jedoch nicht zu. Sie befand sich in einem hervorragenden Zustand.

Ein schrilles Pfeifen fegte durch die Zentrale des moranischen Schiffs. Thosro Ghinu verdrehte die Augen und presste die Handballen auf seine Ohren. Das Pfeifen stieg weiter an, fast schmerzhaft, und brach abrupt ab. An seine Stelle traten neuerliche Wortfetzen. Ein vor der Comkonsole sitzender Moraner versuchte, mit hastigen Schaltungen eine Verbesserung der Tonqualität zu erreichen. Es gelang ihm nicht. Ghinu schob ihn beiseite und nahm seinen Platz ein.

»Was ist das für eine Sprache?« Arn Borul trat neben seinen alten Mentor. »Sie kommt mir vertraut vor, und dennoch kann ich sie nicht identifizieren.«

Ghinu las die Werte des in die Bordsysteme integrierten Translators ab. »Es handelt sich um einen Dialekt des Interstar. Ohne die Interferenzen könnte der Translator die Übertragung vermutlich übersetzen. So müssen wir herausholen, was eben möglich ist.«

Vielversprechend klang das nicht, fand Peet. Interstar war eine galaktische Einheits-Kunstsprache, die seit Jahrhunderten von den raumfahrenden Völkern der Milchstraße benutzt wurde, um Verständigungsschwierigkeiten und mögliche fatale Fehlreaktionen auszuschließen. Wenn nicht einmal die Übersetzungsgeräte der Moraner mit diesem Idiom zurechtkamen, bestand kaum Aussicht, die Comnachricht zu entschlüsseln.

Peet hielt sich im Hintergrund. Er und die Besatzung der Promet waren in den moranischen Raumer geeilt, nicht weniger neugierig als Thosro Ghinu, Lorn Jaci und Harry T. Orell, der die Zentrale der Kyl erst jetzt betrat. Im Gegensatz zu allen anderen richtete der alte Orell seine Aufmerksamkeit nicht auf die aktiven Sichtfenster und die leuchtenden Kontrolllampen, sondern auf seinen Sohn.

Nicht jetzt, Vater. Peet unterdrückte die Verärgerung, die unwillkürlich in ihm aufsteigen wollte. Immer noch zu frisch waren die Erkenntnisse über seine Herkunft und über die genauen Umstände seiner Entstehung. Zu schmerzhaft. Über die Frankenstein-Methoden, mit denen er gezeugt worden war. Erst recht nicht jetzt.

»Woher wollen wir denn wissen, dass es sich um einen Notruf handelt?«, stellte Peet eine berechtigte Frage, auf die er gleich die Antwort erhielt.

Thosro Ghinu klopfte mit dem Zeigefinger auf eine Sichtscheibe, durch die moranische Schriftzeichen huschten. »Der Translator ist nicht nur auf die Übersetzung von einer Sprache in eine andere programmiert. Er besitzt die Fähigkeit, aus dem Tonfall des Gesagten Rückschlüsse auf dessen Inhalt zu ziehen. Im vorliegenden Fall ist die Interpretation eindeutig. Wir empfangen einen Hilferuf.«

»Und zwar einen zeitnahen Hilferuf«, mischte sich Lorn Jaci ein. »Ich bin sicher, dass es sich nicht um eine alte Aufzeichnung handelt, die von einer Automatik abgestrahlt wird.«

Ghinu blickte über die Schulter. »Kennst du dich mit Translatoren aus oder mit Hypercomanlagen?«

»Mit beiden.« Die schockgrünen Augen des Moraners, der mit Harry T. Orell von der Erde eingetroffen war, funkelten. »Schließlich hatte ich lange genug Zeit, mich mit beiden wie auch mit anderen Systemen zu beschäftigen.«

Ghinu deutete auf den leeren Platz neben sich, und Lorn Jaci nahm Platz, um den alten Moraner zu unterstützen. In Wahrheit war Lorn zehn Jahre älter als Thosro, korrigierte Peet sich gedanklich. Er sah nur wesentlich jünger aus, weil er eine längere Phase seines Lebens in einer Cryokammer verbracht hatte, ohne darin körperlich zu altern.

*

Während die beiden Moraner trotz der Interferenzen versuchten, den sich wiederholenden Funkspruch zu übersetzen, waren die restlichen Versammelten zur Untätigkeit verurteilt. Peets Vater suchte trotz der Enge der Kyl-Zentrale das Vieraugengespräch mit seinem Sohn. Peet war unschlüssig, wie er sich verhalten sollte. Jedes Mal, wenn er glaubte, ein wenig Distanz zu den seiner Geburt vorausgegangen genetischen Experimenten von Doktor Hellbrook gewonnen zu haben, kehrte das Gefühl der Verbitterung umso intensiver zurück, sobald er seinem alten Herrn gegenüberstand.

»Ich kann mich nicht mit dir unterhalten, als sei nichts geschehen«, brachte er hervor.

»Das erwarte ich auch nicht.« Orells graues Haar schimmerte im künstlichen Licht der Kyl ähnlich silbern wie das der Moraner. Mit längeren Haaren hätte man Harry für einen von ihnen halten können, auch wenn ihm dazu die schrägstehenden Augen und die samtbraune Haut fehlten. »Du bist verletzt, und du hast weiß Gott Grund dazu.«

»Zu gütig, dass du es nicht nur einsiehst, sondern sogar aussprichst, Vater. Deine Reue, die ich dir übrigens nicht abnehme, trägt kaum zur Verbesserung unseres derzeitigen Verhältnisses bei.«

»Ach nein? Aber dein Zynismus vielleicht?«

»Du wagst es, von Zynismus zu sprechen, Vater?« Peet machte Anstalten, sich abzuwenden.

»Entschuldige, das war unangebracht. Aber lass deinen alten Herrn bitte nicht schon wieder wie einen kleinen Schuljungen stehen. Ich weiß nicht, wie oft ich das noch verkrafte.« Der Firmenmagnat schlug den Blick nieder. »Wissen sie es?«

»Du meinst Vivy und die anderen?«

»Ja.«

Peet nickte.

»Das dachte ich mir.« Der HTO-Chef rang nach Worten. »Mir ist nicht entgangen, wie Vivien mich angesehen hat. Dieser vorwurfsvolle, beinahe vernichtende Blick, als Lorn Jaci und ich aus dem Schiff stiegen. Es wundert mich, dass sie nicht auf mich losgegangen ist. Vivien Raid hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Wieso schweigt sie jetzt? Hast du sie dazu verdonnert?«

»Ganz sicher nicht. Wenn, dann hat sie das selbst getan.«

Orell nickte. »Mein Junge, ich …«

»Ja? Noch eine Entschuldigung mehr?« Peet presste die Lippen aufeinander. Trotz allem bereute er sofort, seinem Vater über den Mund gefahren zu sein. Ihr Verhältnis war schwierig, und mehr als das. Sie bewegten sich auf Messers Schneide, und wenn sie nicht aufpassten, drohte ihnen eine endgültige Entzweiung, die sich vielleicht nie wieder kitten ließ. In diesem Augenblick erkannte Peet, dass er genau das nicht wollte. Um nichts in der Welt wollte er das. Er war sauer auf seinen alten Herrn, stinksauer sogar, und es würde seine Zeit brauchen, um die Wunde zu heilen, doch er war nicht gewillt, sämtliche Brücken abzubrechen. Der Anflug einer Annäherung lag ihm auf der Zunge. Das Schicksal verhinderte, dass er sie aussprach.

»Es stimmt.« Thosro Ghinu erhob sich von seinem Platz an der Hypercomanlage. »Wir haben richtig vermutet. Es handelt sich um einen Hilferuf.«

Arn gesellte sich zu seinem Mentor. »Es ist euch gelungen, ihn zu entschlüsseln?«

Lorn Jaci schüttelte den Kopf. »Die Interferenzen sind zu stark. Sie machen eine Übersetzung trotz des Translators unmöglich. Doch wiederholt wurde um Hilfe gebeten, eigentlich richtiggehend gefleht.«

»Wir haben eine Antwort abgesetzt«, fügte Thosro Ghinu hinzu. »Wir haben gefunkt, dass Hilfe unterwegs ist.«

Orell trat zu den drei Moranern. »Würden Sie mir das bitte erklären? Wer ist unterwegs?«

»Wir starten mit der Promet«, hörte Peet sich sagen. Er dachte nicht einmal über seinen Entschluss nach. Anscheinend hatte sein Unterbewusstsein entschieden, einem klärenden Gespräch mit seinem Vater auf diese Weise weiterhin aus dem Weg zu gehen.

»Ihr wisst nicht, wer den Hilferuf abgeschickt hat, oder gar, wohin ihr fliegen müsst.« Orell wandte sich an Lorn Jaci, zu dem er anscheinend ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. »Oder irre ich mich?«

»Den Absender des Funkspruchs können wir leider nicht benennen«, bestätigte Jaci. »Es ist uns jedoch gelungen zu bestimmen, aus welcher Richtung er kommt. Wir können zumindest ungefähre Angaben über das Zielgebiet machen. Es ist mit einigen Transitionen zu erreichen.«

»Mit einigen …« Der HTO-Chef stieß die Luft aus, ohne seinen Satz zu Ende zu bringen. Er sammelte sich und fuhr fort: »Ungefähre Angaben über das Zielgebiet? Es geht also lichtjahreweit und in völlige Ungewissheit?«

»Wir kennen solche Sprünge mit der Promet bereits«, tat Peet den Einwand ab. Er brachte sogar ein zaghaftes Lächeln zustande. »Muss ich dich daran erinnern, dass wir ohne unsere ersten Probeflüge weder Arn noch einen anderen seines Volkes kennen würden?«

»Und muss ich dich darauf aufmerksam machen, dass ihr unterwegs taub und blind sein werdet?« Der alte Orell deutete auf die Hypercomeinrichtung der Kyl. »Die Promet besitzt keine vergleichbare Comanlage.«

»Noch nicht«, schaltete sich Vivien in das Gespräch ein. Die schwarzhaarige Frau mit den grünen Augen sah Orell fast trotzig an. »Aber wir haben eine Hypercomanlage von Lint mitgebracht. Sie muss noch eingebaut werden, doch darin sehe ich kein Problem. Oder täusche ich mich, Gus?«

»Keineswegs«, versicherte Yonker. »Ein bisschen Schraubarbeit und etwas Unterstützung von Arn, und die Sache ist geritzt.«

»An mir soll es nicht liegen«, meinte Arn. »Eher an der richtigen Ausrüstung, die wir benötigen. Ich habe Lorn schon gefragt. Es fehlen ein paar Werkzeuge, um die Anlage einzubauen.«

Vivien verdrehte die Augen. »Ein Hoch auf die moranische Technik. Ihr habt so etwas Abgedrehtes wie ein Thirr-Odd-Element an Bord, aber keinen profanen Schraubenschlüssel?«

»Ich spreche nicht von einem Schraubenschlüssel«, belehrte der Moraner Vivien.

»Ist ja schon gut. Schraubenschlüssel oder etwas anderes. Worauf ich hinaus will, ist, dass wir zur Erde fliegen müssen, um das erforderliche Werkzeug zu besorgen.«

Gus zuckte mit den Achseln. »Es sieht so aus, Vivy.«

Peet blickte in ratlose Gesichter. In einem stimmte er seinem alten Herrn zu. Sie wussten nicht, wohin es sie verschlug und was sie im Zielgebiet der ermittelten Koordinaten erwartete. Eine funktionierende Hypercomanlage und Verbindung zur Kyl waren unerlässlich.

»Musst du nicht sowieso zurück zur Erde, Vater?«, fragte er.

Orell blickte seinen Sohn an. In seinem leicht faltigen Gesicht arbeitete es. Er fragte sich wahrscheinlich, ob Peet ihn los sein wollte oder ihn um Hilfe bat, ohne es auszusprechen. Der HTO-Chef gab sich einen Ruck. »Lorn Jaci und ich sind völlig überstürzt aus meinem Vorgarten aufgebrochen. Ich hatte keine Gelegenheit, jemanden zu informieren. Meine Vertrauten müssen davon ausgehen, dass ich entführt wurde. Im Grunde trifft das ja sogar zu. Vermutlich hat Crook Großalarm ausgelöst und lässt den Werkschutz das gesamte Firmengelände umgraben. In der HTO dürfte der Teufel los sein. Meine Anwesenheit dort ist also ohnehin erforderlich, damit die Sache nicht noch höhere Wellen schlägt. Bringt ihr mich mit der Promet zur Erde?«

Die Vorstellung war Peet nicht recht. »Es sind verschiedene Vorbereitungen zu treffen«, lehnte er ab. »Außerdem ist die Promet nach dem Absturz auf Lint nur bedingt flugtauglich. Während wir auf die benötigten Werkzeuge warten, können wir die erforderlichen Reparaturen durchführen.«

»Ich bringe Sie nach Schedo«, bot Lorn Jaci an. »Das bin ich Ihnen schuldig. Sie sorgen dafür, dass Ihre Leute die benötigten Werkzeuge bereitstellen, damit ich möglichst schnell wieder aufbrechen kann.«

»Einverstanden.« Abermals suchte Orells Blick den seines Sohnes.

Sekundenlang hielt Peet ihm stand, dann wandte er sich an Arn. »Mein Vater braucht eine Aufstellung der fehlenden Werkzeuge. Am besten sprichst du dich mit Szer ab, damit nichts vergessen wird. Für einen zweiten Versorgungsflug bleibt uns keine Zeit.«

Arn gab Ekka durch einen Wink zu verstehen, ihm zu folgen. Beide verließen die Zentrale der Kyl, um in die Promet hinüberzuwechseln. Harry T. Orell verabschiedete sich von den Anwesenden und hielt seinem Sohn die Hand hin. Nach unmerklichem Zögern ergriff Peet sie und drückte sie. In den Augen seines Vaters konnte er lesen, wie viel seinem alten Herrn diese Geste bedeutete. Es wurde Zeit, dass sie sich aussprachen. Beim nächsten Aufenthalt der Promet auf der Erde, ganz sicher dann. Doch im Augenblick dachte Peet an den Notruf. Vor ihm und seinen Freunden lag der nächste Schritt hinaus in die Weiten der Galaxis.

Spürnasen

»Da unten ist ganz schön was los«, stellte Lorn Jaci beim Anflug auf das Werksgelände der HTO fest. »Aber keine Sorge, mein Lichtpolfeld verhindert, dass wir entdeckt werden.«

Orell teilte Lorns Meinung nur bedingt. Am liebsten hätte er die Landung in Sperrkreis 1 hinausgezögert, doch dadurch wurde das Durcheinander vielleicht noch größer. Er musste Schadensbegrenzung betreiben. Auf dem Bildschirm entdeckte er konzernfremde Gleiter und Bodenfahrzeuge. Das Gelände war abgesperrt, so wie erwartet. Der gesamte Werkschutz war auf den Beinen, um nach dem verschwundenen Firmenchef zu suchen, doch nicht nur der.

»Ich würde gern ein paar Vergrößerungen sehen«, murmelte Orell. »Geht das?«

»Sicher«, antwortete Lorn Jaci. »Was wollen Sie sehen?«

Der Magnat erhob sich aus seinem Sessel, trat vor den Bildschirm und streckte eine Hand aus. »Dieses Fahrzeug, und das dort.«

Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sich vor dem oberen Drittel des Monitors zwei Hologramme entfalteten. Orell sog die Luft ein. Er hatte es sich gedacht. Fluggeräte der World Police und der Space Police waren am Rand des inneren Sperrkreises abgestellt. Theodor Crook hatte die öffentlichen Stellen alarmiert. Orell machte dem Chef des Werkschutzes deswegen keinen Vorwurf. Zweifellos hatte sich Crook zu diesem Schritt erst durchgerungen, nachdem sämtliche internen Möglichkeiten ausgeschöpft waren, ohne einen Hinweis auf den Verbleib des Konzerninhabers zu ergeben.

»Gehen Sie langsam runter. Ein kleiner Sturm wie bei Ihrer ersten Landung würde Aufsehen erregen.«

»Keine Sorge«, erwiderte Jaci ruhig. »Als ich Sie besuchte, wähnte ich mich allein da draußen. Jetzt führe ich den Anflug mit minimaler Geschwindigkeit durch. Die Luftverdrängung löst höchstens ein laues Lüftchen aus.«

Dennoch war Orell nicht wohl in seiner Haut. Welche Konsequenzen eine Entdeckung des moranischen Raumschiffs nach sich ziehen würde, ließ sich nur schwer abschätzen. Er wäre jede Wette eingegangen, dass sich Ederson und Horwitz da draußen herumtrieben. Sie würden sonst was dafür geben, dem HTO-Chef an den Karren fahren zu können. Ein außerirdisches Raumschiff in Orells Vorgarten, das war genau das, was das chronische Misstrauen der beiden Polizisten bestätigen würde. Erst recht, wenn Orell aus dem Raumer stieg.

Beim Aufsetzen ging ein leichter Ruck durch die Schiffszelle. Mit dem Abschalten der Aggregate verblassten die meisten Kontrollanzeigen. Der weiterhin aktive Bildschirm übermittelte Einzelheiten. Crook hatte einige seiner Leute an neuralgischen Stellen positioniert. Sie schirmten Orells in Sperrkreis 1 eingebettetes Privatanwesen weiträumig ab.

Gut gemacht, Mister Crook, schoss es Orell durch den Kopf. Allmählich begann er sich zu entspannen. Der Raumer war quasi vor den Augen der Polizisten gelandet, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen hatte. Auf einmal entdeckte er Ederson und Horwitz. Sie standen am Rand einer mannshohen Hecke und beobachteten sein Privathaus.

»Die Kerle sind eine wahre Landplage«, murmelte er gedankenverloren.

Lorn Jaci wandte sich von den Instrumenten ab. »Wer?«

»Inspector Ederson und Sergeant Horwitz. Beide sind Angehörige der Space Police und speziell bei der Abteilung für interstellare Aufklärung tätig.«

»Wenn ich mich nicht irre, habe ich diese Namen einmal bei Dex Coleman gehört.«

»Durchaus möglich. Ederson und Horwitz haben etwas mit Coleman gemein. Sie können mich nicht leiden, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Ihr Schiff, Mister Jaci, wäre das gefundene Fressen für meine beiden speziellen Freunde. Mit dieser Entdeckung könnten sie meine Firma in Schwierigkeiten bringen.« Die Häme klang ihm geradezu in den Ohren. Harry T. Orell, der große Orell, der mit seinem Raumfahrtkonzern angeblich für die Geschicke der Menschheit eintritt, paktiert hinter deren Rücken sowie hinter dem Rücken der Weltregierung und den Polizeiorganen mit Außerirdischen, die sich ohne Wissen höchster Stellen unerkannt auf der Erde aufhalten.

»Die würden mir den Laden schließen, wenn sie eine Handhabe fänden.«

»Haben sie eine?«

»Nein. Bisher ist es mir immer gelungen, sie hinters Licht zu führen.«

Lorn Jaci furchte die Stirn. »Ich möchte nicht daran schuld sein, dass sich an dieser Tatsache etwas ändert. Wenn diese Polizisten so hinterlistig sind wie Dex Coleman, kann ich Ihre Aversion verstehen, Mister Orell. Sie wissen ja, eine fremde Seele liegt im Dunkeln.«

»Ja, ich weiß.« Harry winkte ab. »Machen Sie sich keine Sorgen. Die Kettenhunde kommen mir heute nicht näher als sonst.« Er winkelte den Arm an, aktivierte sein Multiarmband und tippte Crooks Kurzwahlnummer ein. Es dauerte nur Sekunden, bis sich der Chef des Werkschutzes meldete.

»Theodor Crook.«

»Harry T. Orell. Sind Sie allein?«

»Mister Orell! Ja, ich kann frei reden.« Die Stimme des langjährigen HTO-Mitarbeiters überschlug sich fast vor Überraschung. »Verdammt, Chef, wo stecken Sie bloß? Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Sie zu finden.«

»Das sehe ich gerade mit eigenen Augen.« Orell lächelte in sich hinein. Crook sprach ihn für gewöhnlich nicht mit Chef an, noch verwendete er Kraftausdrücke. »Ich erkläre Ihnen nachher alles. Zunächst müssen Sie jedoch dafür sorgen, dass das Gelände geräumt wird. Außerdem müssen verschiedene Werkzeuge und Apparaturen bereitgestellt werden. Ich übermittle Ihnen eine Aufstellung.«

»Geht in Ordnung, Mister Orell, ich leite alles in die Wege«, versicherte Crook und beendete die Verbindung.

*

»Ein Irrtum?« Poul Ederson spitzte die Lippen. »Wollen Sie mir weismachen, Ihr Boss sei aus heiterem Himmel wieder aufgetaucht?«