Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 17: Das galaktische Archiv - Achim Mehnert - E-Book

Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 17: Das galaktische Archiv E-Book

Achim Mehnert

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Beschreibung

Angelockt vom Klang einer unheimlichen Stimme, entdeckt die Besatzung der Promet das Galaktische Archiv. Bei einer Reise in die Vergangenheit erleben die Raumfahrer das vernichtende Inferno der Schwarzen Raumer.Währenddessen kämpft Harry T. Orell auf der Erde um sein Leben.Die Printausgabe umfasst 134 Buchseiten.

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Achim MehnertDAS GALAKTISCHE ARCHIV

In dieser Reihe bisher erschienen

5001 Christian Montillon Aufbruch

5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003 Vanessa Busse Dunkle Energie

5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner

5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind

5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt

5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer

5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko

5011 Ben B. Black Zegestos Kinder

5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen

5013 Achim Mehnert Böser Zwilling

5014 Achim Mehnert Sternentod

5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet

5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!

5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv

Achim Mehnert

Das galaktische Archiv

RAUMSCHIFF PROMETBand 17

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag, www.blitz-verlag.de, in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt bis zu einer Höhe von 23 %.

© 2017 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenwww.BLITZ-Verlag.deISBN 978-3-95719-577-7

Der Schweber, dessen Kennung ihn als ein Firmenfahrzeug der Harry-T.-Orell-Corporation auswies, raste mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf den Friedhof zu. Theodor Crook war kein Mann, der die Verkehrsregeln miss­achtete. Normalerweise hielt er sich sogar penibel genau daran, denn ihm lag etwas an seiner Lizenz, doch im Augenblick pfiff er auf das innerstädtische Tempolimit. Der Anruf, den er von Poul Ederson bekommen hatte, ließ ihm keine Ruhe. Die wenigen ausweichenden Sätze brachten Crooks Vorstellungskraft auf Hochtouren, und das nicht in positiver Hinsicht.

Kommen Sie hierher, sofort. Dazu eine Adresse. Mehr hatte sich der Inspector der Space Police nicht entlocken lassen. Die Adresse hatte Crook nicht einmal nachschlagen müssen. Er kannte sie aus dem Effeff. Sie hatte in seinem Kopf auf Anhieb eine Alarmglocke ausgelöst – und Mister Orell nahm kein Gespräch entgegen.

Nun raste Crook auf das Ziel zu, legte den Schweber in eine Kurve und bremste in der nächsten Sekunde scharf ab. Vor ihm stauten sich Fahrzeuge und verstopften den weiteren Straßenverlauf. Auch von der anderen Seite kam niemand durch. Ein paar hektische Fahrer versuchten, trotz der Enge zu wenden, wodurch sie ein veritables Chaos auslösten. Crook steuerte seinen Schweber zwischen zwei Blumenbeete und ließ ihn ausrollen, eine Ordnungswidrigkeit, die er sich unter anderen Umständen nicht erlaubt hätte. Jetzt verschwendete er keinen Gedanken daran. Er stieg aus und spähte das graue Asphaltband entlang, das ein paar Hundert Meter weiter von einer Häuserschlucht ausgespuckt wurde, bevor es nach Westen hin abknickte und den Friedhof weiträumig umlief. Die schmale Straße, die zu der im Stile einer Parkanlage angelegten Ruhestätte führte, war zwar frei, doch gar nicht erst zu erreichen. Crook blieb nichts anderes übrig, als seinen Weg zu Fuß fortzusetzen.

In der Ferne entdeckte er eine Straßensperre. Er lief los, ohne daran zu denken, seinen Schweber mit dem Codegeber zu verschließen, denn in seinem Kopf jagten sich andere Gedanken. Harry T. Orell war zum Friedhof gefahren, um das Grab seines ermordeten Freundes Norman Gant zu besuchen. Zuvor hatte der Firmenmagnat es ausdrücklich abgelehnt, sich von seinem Werkschutzleiter chauffieren zu lassen, trotz der im Raum stehenden Bedrohung durch die ominöse Gruppierung Terra den Terranern und trotz der Warnung, die Ederson Mister Orell hatte zukommen lassen.

Das sieht nicht gut aus.

Ein paar mit Kellen ausgerüstete Männer mühten sich, das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, indem sie ein Fahrzeug nach dem anderen durch ein enges Nadelöhr schleusten. Sie trugen Uniformen der World Police, doch ihre Anstrengungen waren kaum von Erfolg gekrönt, da von hinten permanent weiterer Verkehr nachfloss.

Crook entdeckte weitere Uniformträger, als er den Zubringer zum Friedhof erreichte. Mehrere Polizeifahrzeuge waren aufgefahren, von denen die ersten soeben wieder abrückten. Was immer geschehen war, es lag schon eine Weile zurück. Natürlich, Edersons Anruf hatte Crook auf dem Werksgelände der HTO erreicht, genauer in Sperrkreis 1, und er hatte zwanzig Minuten bis hierher gebraucht.

„Sir, bitte bleiben Sie stehen!“ Der Aufruf galt Crook, doch er ignorierte die Stimme des Gesetzes. Mit klopfendem Herzen hetzte er weiter, bis er vor rot-weißem Abtrassierband stand, das den unmittelbar vor der Friedhofsmauer gelegenen Parkplatz umspannte. Dahinter waren Uniformierte mit Spurensicherungen beschäftigt. Offenbar hatte es einen Unfall gegeben. Oder Schlimmeres.

In den Parktaschen standen nur drei abgestellte Fahrzeuge, darunter ein Firmengleiter der HTO. Es war der Gleiter, den Harry T. Orell benutzt hatte. Blut benetzte den Einstieg auf der Fahrerseite, eine Menge Blut. Theodor Crook schluckte. Orells Blut? Offenbar, andernfalls hätte Inspector Ederson ihn nicht alarmiert.

*

Peet Orells Augen drohten aus den Höhlen zu quellen. In seinen Zügen zeichnete sich schierer Irrsinn ab. Neben ihm tobte der Moraner Arn Borul wie ein Wahnsinniger. Was immer in die beiden Männer gefahren war, es hatte vor drei Sekunden begonnen. Jörn Callaghan warf sich auf Peet und versuchte ihn festzuhalten, doch in seiner Raserei entwickelte der Kommandant der Promet Bärenkräfte.

„Wo bleibt verdammt noch mal der Doc?“, fluchte Vivien Raid. Gemeinsam mit Junici versuchte sie, Arn zu bändigen. „Er muss doch ...“

Sie kam nicht dazu, den angefangenen Satz zu Ende zu führen, denn wie aufs Stichwort stürmte Ben Ridgers in die Zentrale der Promet. Mit einem Blick übersah der Bordarzt die Lage, ohne unnötige Fragen zu stellen. Er klappte seinen Notfallkoffer auf, entnahm ihm eine Ampulle, die er mit einer Hochdruck-Injektionsnadel versah, und drückte sie gegen Peets Oberarm. Zischend entlud sich der bläuliche Inhalt durch den Stoff der Bordkombi. Peets Schreien erstarb augenblicklich, sein Körper erschlaffte. Schon hatte Ridgers eine weitere Ampulle in der Hand und verpasste Arn die gleiche Dosis. Keine Sekunde zu früh, denn den beiden Frauen gelang es kaum noch, den Moraner festzuhalten. Bei ihm setzte die Wirkung langsamer ein als bei Peet. Arn blieb noch Zeit, Junici von sich zu stoßen, bevor der Glanz in seinen schockgrünen Augen erlosch und er zu Boden sank.

„Gütiger Himmel, was ist hier los?“ Ridgers blickte von Peet zu Arn und wieder zu Peet. „Die haben sich ja aufgeführt wie die Berserker.“

Anstelle einer Antwort setzte sich Jörn in den Pilotensessel und griff auf die Steuerung der Promet II zu. Noch knapp 100.000 Kilometer trennte die tropfenförmige Raumjacht von Ten, nicht mehr als ein Katzensprung. Der Mann mit den dunkelbraunen Haaren und den eisgrauen Augen bremste das Schiff ab und brachte es in eine weite Umlaufbahn um den zehnten Planeten von Red Eye, wo er die Automatik aktivierte.

„Was passiert ist?“ Vivien richtete ihren verrutschten Minirock, der noch mehr von ihren schlanken Beinen preisgab als üblich, und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. „Das frage ich dich, Doc. Peet und Arn fingen plötzlich an zu toben, so als hätten sie von einem Moment auf den anderen den Verstand verloren.“

Junici starrte ihren bewusstlosen Gefährten verständnislos an. „Arn ist sogar auf mich losgegangen. Das hat er noch nie getan.“

Vivien legte der Freundin einen Arm um die Schultern. „Mach ihm keinen Vorwurf. Er und Peet sind momentan nicht sie selbst.“

Das war noch schmeichelhaft ausgedrückt. Die Veränderung hatte nach der Rückkehr von der Obeliskenanlage eingesetzt. Peet und Arn hatten sich geheimniskrämerisch aufgeführt, nach innen gekehrt gewirkt und die anderen mit einer ungewohnten Arroganz behandelt, doch ihr plötzlicher Anfall setzte ihrem Verhalten die Krone auf.

Jörn, dem Gus Yonkers letzte Worte aus der Kommunikationszentrale in den Ohren klangen, war ahnungslos. „Du warntest uns eben vor einem Super-Blip, Gus“, rief er Yonker über die interne Com. „Vor einer immens starken Hyperamplitude.“

„Richtig“, bestätigte der Mann aus Sumatra. „Aber ihr wart ja zu beschäftigt, um darauf einzugehen.“

„Wir hatten hier alle Hände voll zu tun. Konntest du den Ausgangspunkt des Blips lokalisieren?“

„Er stammte von Ten.“

„Von Ten?“, hakte Jörn nach. „Ganz sicher nicht von dem Mond?“

„Kein Zweifel möglich. Es war das reinste Leuchtfeuer. Dabei könnte sich nicht mal ein Anfänger irren.“

„Und es blieb bei diesem einen Blip? Danach folgte nichts mehr?“

„Nein! Haben deine Fragen einen tieferen Sinn?“

Jörn nickte grimmig, wobei er seine Pfeife aus der Tasche zog und Tabak hineinstopfte. Es war ihm egal, dass sie sich in der Zentrale aufhielten. Er führte die Pfeife an die Lippen, entzündete ihren Inhalt und begann daran zu schmauchen. „Erinnerst du dich an die beiden Blips, die du vorher angemessen hast? Bei jedem trat eine Veränderung in Peets und Arns Verhalten ein. Genau das ist soeben wieder geschehen.“

Vivien betrachtete die am Boden liegenden Freunde. Der Doc hatte sich über sie gebeugt und unterzog sie einer oberflächlichen Untersuchung. „Willst du etwa behaupten, jemand habe diesen Anfall ausgelöst? Irgendwer, wer immer er auch ist und wo auch immer er sich aufhält, besitzt eine Art Fernbedienung, mit der er Peet und Arn nach Belieben an- und ausknipsen kann?“

Jörn nickte nachdenklich. „Populär ausgedrückt, doch ich habe nicht die geringste Vorstellung, wie so etwas funktionieren soll. Aber ja, genau das will ich sagen.“

„Der Urheber sitzt also auf Ten?“ Junici ging in die Hocke und streichelte ihrem Liebsten über die Stirn.

„Oder in der Obeliskenanlage im Weltraum zwischen dem sechsten und dem siebten Planeten, denn dort hat es angefangen“, überlegte Vivien laut. „Vergesst nicht die Daten, die Szer über Ten ermittelt hat. Der Planet ist eine Gluthölle mit Mittagstemperaturen bis 120 Grad Celsius. Da ist kein uns bekanntes Leben möglich.“

Jörn fragte sich, ob der Super-Blip nicht doch von dem Mond gekommen war. Der Trabant besaß eine atembare Atmosphäre und erträgliche Temperaturen. Wenn in dem Sonnensystem intelligente Wesen lebten, dann auf dem Mond des zehnten Planeten. Da Ten als Landeort ausschied, fasste der Pfeifenraucher dessen einzigen Umläufer ins Auge.

„Wir wissen immer noch nicht, was Peet und Arn fehlt, Doc“, drängte Vivien.

„Das finden wir hier auch nicht heraus.“ Der Mediziner mit den dünner werdenden blonden Haaren brach die Examination ab. „Jedenfalls nicht hier. Helft mir. Wir bringen die beiden in die Medostation. Dort kann ich sie in Ruhe untersuchen. Das Mittel, das ich ihnen verabreicht habe, wirkt mindestens vier, eher fünf Stunden. Rechnet danach aber nicht gleich mit ihnen. Die Nachwirkungen setzen sie nach dem Aufwachen noch für eine Weile außer Gefecht. Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten werden eintreten. Das Schiff können sie jedenfalls nicht führen.“

„Das schaffen wir auch ohne die beiden Schnarchnasen. Hauptsache, du bekommst sie wieder hin, Doc.“ Jörn klopfte seine Pfeife aus, hob Arn auf und wölbte eine Braue. „Ganz schön schwer, dein Sternenprinz, Junici.“

Gemeinsam schafften sie Peet und Arn in die Medo­station. Nachdem sie sie auf zwei Liegen gebettet hatten, schloss Ridgers die beiden an diverse medizinische Apparaturen an. Da Jörn nichts weiter tun konnte, nickte er dem Doc wortlos zu und begab sich wieder in die Zentrale.

*

Junici sah Jörn aus ihren leicht schräg stehenden Augen entgegen. „Und?“, fragte sie einsilbig.

„Peet und Arn sind für eine Weile ruhiggestellt“, antwortete Jörn. „Wahrscheinlich ist das die beste Therapie, solange wir nicht wissen, auf welche Weise die Blips auf sie wirken und was wir dagegen unternehmen können. Der Doc ist auf Zack. Mach dir also keine Sorgen.“

Junicis Gesichtsausdruck verriet, was sie von der Floskel hielt: nicht viel. Natürlich machte sie sich Sorgen. Daran änderten weder Beteuerungen noch gutes Zureden etwas.

„Was unternehmen wir jetzt?“, wollte Vivien wissen. „Du hast hoffentlich nicht vor, die Hände in den Schoß zu legen.“

Jörn schüttelte den Kopf. „Ich habe eben überlegt, fortzufliegen und dieses System hinter uns zu lassen, damit die Gehirne unserer Freunde nicht mehr beeinflusst werden können.“

„Aber?“

„Möglicherweise wäre genau das ein Fehler. Wir wissen nicht, was die geheimnisvollen Blips in Peets und Arns Kopf angerichtet haben. Gut möglich, dass die Wirkung dauerhaft ist und nur vom Ausgangspunkt der Blips rückgängig gemacht werden kann. Ich halte es daher für sinnvoll, uns hier umzusehen. Wegfliegen können wir immer noch.“

„Sofern wir nicht ebenfalls beeinflusst werden“, gab Junici zu bedenken. „Ist doch möglich, oder?“

Jörn nickte betroffen. Sie bewegten sich auf dünnem Eis. Dennoch sträubte er sich, mit der Promet das Weite zu suchen. „Da wir bisher verschont geblieben sind, gehe ich davon aus, dass wir sicher sind. Wären wir statt Peet und Arn bei der Obeliskenanlage ausgestiegen, hätte es vermutlich uns erwischt. So jedoch bleiben die beiden die einzigen Opfer.“ Hoffentlich, dachte Jörn. Er erwartete Widerspruch, der blieb jedoch aus.

„Also nehmen wir Ten näher in Augenschein?“, fragte Vivien stattdessen.

„Später.“ Trotz des von Yonker angemessen Leuchtfeuers scheute Jörn davor zurück, sich der Gluthölle zu nähern. „Ich will nicht zu nahe an Ten heran. Es besteht die Gefahr, dass dort eine Anlage existiert, die eine weitere Beeinflussung herbeiführt. Warten wir lieber ab, wie es Peet und Arn nach dem Aufwachen geht. Ihr habt es gehört, sie schlafen einige Stunden. Wir haben also Zeit genug, einen Blick auf den Mond zu werfen. Oder gibt es Einwände?“

Junici hob unschlüssig die Schultern. „Was meinst du, Vivy?“

„Dass Jörns Überlegung gerechtfertigt ist. Wenn es auf Ten tatsächlich eine Anlage gibt, die Einfluss auf Peet und Arn hat, sollten wir uns ihr nicht leichtfertig nähern.“

„Einverstanden“, stimmte die Moranerin zu.

Dass der geheimnisvolle Auslöser der Hyperamplituden auch aus großer Entfernung auf die Freunde wirkte, sprach niemand aus. Nachdem Jörn die Automatik ausgeschaltet und einen neuen Kurs angelegt hatte, löste sich die Promet aus der Umlaufbahn um Ten und raste mit röhrenden Turbos auf den einzigen Mond zu.

*

Beim Anflug bestätigten sich die zuvor ermittelten Werte. Es handelte sich um einen Himmelskörper mit Sauerstoffatmosphäre, dessen Schwerkraft bei 0,6 g lag. Die Landmassen überwogen. Große, zusammenhängende Oze­ane gab es nicht, stattdessen zahlreiche Binnenmeere, zwischen denen die höchsten Erhebungen an der Kilometermarke kratzten. Eine blaugrüne, fast stählern anzuschauende Vegetation bedeckte das Land wie ein von See zu See reichender Teppich. Jörn registrierte weitere Daten wie die Achsneigung des Mondes gegen die Ekliptik, durchschnittliche Temperaturen und die Rotationsdauer. Er bremste die Promet ab und schwenkte in dreitausend Meter Höhe in eine Umlaufbahn um den Trabanten ein. Ten hing als mattgelbe Kugel im All, mehr wie eine Sonne wirkend denn wie ein Planet, und vermittelte eine Ahnung von den Höllentemperaturen, die an seiner Oberfläche herrschen mussten. Jörn rief die Kommunikationszentrale. „Empfängst du etwas, Gus?“

„Keinen Mucks“, antwortete Yonker. „Auf allen Frequenzen herrscht Funkstille. Es scheint nicht so, als ob auf dem Mond jemand lebt. Es gibt auch keine automatischen Einrichtungen, zumindest keine, die sich bemerkbar machen. Der Oszillo regt sich ebenfalls nicht, sieht man von der ominösen Dauerschwingung ab.“

Jörn bedankte sich und schaltete die Com ab. Während Vivien und Junici die Ortungsgeräte im Auge behielten, konzentrierte er sich auf die Steuerung. Das Schiff flog auf der Nachthälfte des Mondes mit über zweitausend Stundenkilometern einen Kreisorbit von Pol zu Pol. Wonach Jörn Ausschau hielt, konnte er selbst nicht sagen, vermutlich nach Lichtern an der Oberfläche. Jeden seiner fragenden Blicke beantworteten die Frauen mit einem Kopfschütteln. Die Ortung gab nicht mehr her als die optische Beobachtung. Nach Ablauf einer Stunde erkundigte sich Jörn erneut nach Peets und Arns Befinden.

„Keine Veränderung, sie schlafen tief und fest“, sagte Ridgers.

„Hältst du das für ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, Doc?“

„Das kann ich dir nach ihrem Aufwachen sagen. Jedenfalls haben sich ihre Körperfunktionen stabilisiert. Sämtliche Werte liegen innerhalb medizinisch unbedenklicher Toleranzen. Der Auslöser für ihren Anfall scheint die beiden jedenfalls nicht mehr zu erreichen. Sollten sie später zu sich kommen und erneut zu toben beginnen, sediere ich sie umgehend wieder. Das kann aber kein Dauerzustand sein.“

„Natürlich nicht, Doc“, sagte Jörn. „In dem Fall ...“

„Die Energieortung schlägt an“, fiel Vivien ihm ins Wort. „Aktive Energieerzeuger, etwa tausend Kilometer in westlicher Richtung. Die Signatur der Echos lässt sich nicht bestimmen, aber sie sind eindeutig künstlichen Ursprungs.“

Jörn berührte den Unterbrecher der Com-Verbindung, gedankenschnell und doch mit der ihm eigenen Gelassenheit. Er griff auf die Steuerung zu und änderte den Kurs. Sehr viel beweglicher als ihre Vorgängerin schwang die Promet II herum, ein blauer Tropfen vor der Schwärze des Alls. Entgegen der Rotationsrichtung des Trabanten jagte sie dem Terminator entgegen. Als sie zwanzig Minuten später die Tag-Nacht-Grenze überflog, tauchte sie in einen rötlich-gelben Lichtschein. Endlich konnte man dort unten mehr sehen. „Stimmt der Kurs noch?“

Vivien nickte.

Jörn gab Gegenschub und bremste die Jacht ab. Es war ein Genuss, sie zu fliegen. Das Wunderwerk der Technik reagierte präzise wie ein Uhrwerk. Zusätzlich zum Rundumschirm schaltete Junici einen zweiten Bildschirm, auf dem sie die Maximalvergrößerung aktivierte. Unter der Promet zogen Wolkenfetzen dahin, noch tiefer das hügelige und von blaugrüner Vegetation überzogene Land. Zwischen den Anhöhen erstreckten sich die untereinander verbundenen Sprenkel einer Seenplatte. Jörn schaltete einen Comkreis, um die anderen in ihren Abteilungen auf dem Laufenden zu halten. Szer Ekka im Astro-Lab, Pino Takkalainen im Maschinenraum und Yonker in der Kommunikationszentrale. Dazu kam noch der Doc. Jörn drosselte die Geschwindigkeit weiter, bis es schien, als würde das Schiff in der Luft stehen. Doch noch immer bewegte es sich mit hundert Stundenkilometern, kaum merklich zog die Landschaft unter ihnen dahin. Wälder wechselten sich mit savannenartigen Landstrichen ab, durch die schwer und träge ein Fluss mäanderte. Er war sehr breit, schien aber nicht allzu tief zu sein. Nach Lebewesen hielt Jörn vergeblich Ausschau. Größere Tiere schien es nicht zu geben.

„Seht euch den Fluss an!“, stieß Vivien aus. Nach den ständigen Richtungswechseln floss er auf einmal schnurgerade dahin. „Er wurde kanalisiert.“