Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 21: Flucht aus der Terrorstadt - Achim Mehnert - E-Book

Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 21: Flucht aus der Terrorstadt E-Book

Achim Mehnert

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Beschreibung

Mit einer aufgestockten Besatzung folgt die Promet II einem geheimnisvollen Hyperfunkfeuer, von dem schon die alten Moraner zu berichten wussten. Die Spur führt in einen unbekannten Raumsektor. Dort stoßen die Pioniere von der Erde auf ein uraltes Wesen, das fähig ist, die Zeit anzuhalten.Die Printausgabe umfasst 152 Buchseiten.

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Seitenzahl: 150

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Achim MehnertFLUCHT AUS DER TERRORSTADT

In dieser Reihe bisher erschienen

5001 Christian Montillon Aufbruch

5002 Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003 Vanessa Busse Dunkle Energie

5004 Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005 Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

5006 Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner

5007 Rainer Schorm Jedermanns Feind

5008 H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt

5009 Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer

5010 Vanessa Busse Entscheidung Risiko

5011 Ben B. Black Zegastos Kinder

5012 Michael Edelbrock Fremde Seelen

5013 Achim Mehnert Böser Zwilling

5014 Achim Mehnert Sternentod

5015 Achim Mehnert Das Ende der Promet

5016 Achim Mehnert Tötet Harry T. Orell!

5017 Achim Mehnert Das galaktische Archiv

5018 H. W. Stein Der Tod und das Leben

5019 Achim Mehnert Die Delegation

5020 Achim Mehnert Das Attentat

5021 Achim Mehnert Flucht aus der Terrorstadt

5022 Achim Mehnert Die Tragödie von Gij

Achim Mehnert

Flucht aus der Terrorstadt

RAUMSCHIFF PROMETBand 21

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2019 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Gerd LangeTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-581-4Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Solsystem, 29.11.2090

Die letzte Transition nach der Rückkehr von Suuk lag hinter der Promet II. Die tropfenförmige Raumjacht der HTO fand sich mit ihrer Besatzung im heimatlichen Sonnensystem wieder, mit ihrer Besatzung und den vier verbliebenen Angehörigen der Delegation, mit der Peet Orell zu einem Raumflug aufgebrochen war.

Zu nicht mehr als einem Spaßflug, der den Diplomaten das Weltall näherbringen sollte, ging es Peet durch den Kopf. Zwei von ihnen, Serge Bonet und Edith Brown, hatten die Reise in das Halo-System der Dunkelstelle nicht überlebt. Miss Browns Leiche lag in einer der Kryokammern in Ben Ridgers’ Medostation.

„Es war ein interessanter, wenn auch tragischer Ausflug.“ Ronald Austin, der Staatsminister der vierundfünfzig Vereinigten Staaten von Amerika, schüttelte sich, um die Nachwirkungen des abschließenden Sprunges durch das Parakon zu überwinden. „Trotzdem bin ich froh, wieder auf unserer guten alten Erde zu sein.“

„Das geht uns wohl allen so“, bekundete die russische Außenministerin Elena Kankova Zustimmung. „Wir waren wesentlich länger unterwegs, als ursprünglich geplant. Sicher wartet die Weltregierung bereits händeringend auf unseren Bericht. Präsidentin Maxima ­Chambourtain gehört bekanntlich nicht zu den geduldigsten Naturen.“

Zu berichten gab es eine Menge, nicht zuletzt von der Begegnung mit einem Schwarzen Raumer der Zyklops, ein Erlebnis, das die Diplomaten gehörig ­durcheinandergebracht hatte. Nun kannten sie die Bedrohung für Terra aus eigener Ansicht. Peet hoffte, dass die Politiker aus dem Erfahrungsbericht der hochrangigen Delegierten die richtigen Schlüsse zogen.

„Ich möchte so schnell wie möglich zum Hauptsitz von Terra States“, verlangte Tomasz Kronjevc.

„Sie möchten?“ Jörn Callaghan fasste den grauhaarigen TST-Direktor spöttisch ins Auge. „Das Möchten klang eher wie ein Wollen. Wir haben Sie zwar kreuz und quer durchs Weltall geschippert, aber auf der Erde spielen wir nicht den Taxiservice.“

„Ich glaube nicht, dass meine Bitte Sie vor übermäßige Probleme stellt“, versetzte Kronjevc.

Jörn spielte gedankenverloren mit seiner Pfeife. „Das sehe ich anders. Sie sind im Sperrkreis-1 der HTO eingestiegen, und dort lassen wir Sie auch wieder raus. Das gilt natürlich für Sie alle.“

„Dies zu entscheiden, ist doch wohl Mister Orells Aufgabe.“ Kronjevc lächelte kalt. „Ich äußerte schon einmal meine Einschätzung, dass Sie Ihre Kompetenzen zu überschätzen scheinen, Mister Callaghan. Dieser Eindruck drängt sich mir nun erneut auf.“

„An Bord der Promet übersteigen Jörns ­Kompetenzen die Ihren jedenfalls deutlich“, warf Vivien Raid ein, bevor Jörn zu einer pampigen Antwort ansetzen konnte. „Sie mögen auf der Erde eine ganz große Nummer sein, Mister Kronjevc, aber hier sind Sie kein helleres Licht als wir. Wie Sie jedoch selbst so treffend feststellten, ist Mister Orell der Boss, und Mister Orell entscheidet.“

Peet räusperte sich vernehmlich. Wie üblich nahm Vivy kein Blatt vor den Mund, und Jörn ließ ohnehin keine Gelegenheit verstreichen, um darzulegen, dass er mit allzu viel politischer Korrektheit über Kreuz lag. Peet wusste, weshalb die Beiden ohne weitere Verzögerung in Sperrkreis-1 landen wollten. Es ging ihnen wie dem Rest der Crew. Sie alle interessierte brennend, wen Harry T. Orell als zusätzliche künftige Besatzungsmitglieder ausgewählt hatte. Das galt auch für Peet selbst, wenngleich ihn noch eine weitere Motivation antrieb. Er wollte seinen alten Herrn so schnell wie möglich persönlich begrüßen. Seit Harrys Entlassung aus dem Krankenhaus hatten sich Vater und Sohn noch nicht gesehen. Peet bemerkte, dass Kronjevc ihn mit Blicken fixierte. Auch Austin ließ ihn nicht aus den Augen. Der Texaner schien mit sich selbst eine Wette darüber abgeschlossen zu haben, wie der Kommandant entschied. Die kanadische Vize­präsidentin Theodora Flint enthielt sich eines Kommentars. Flint hatte seit dem Verlassen des Halo-Systems kaum ein Wort gesprochen. Der Tod ihrer Vertrauten Edith Brown ging ihr nahe. Daran änderte auch die Erkenntnis nichts, dass Brown der isolationistischen Gruppierung Terra den Terranern, kurz TdT, angehört hatte.

Peet schaute zum Rundumschirm, in dessen Mitte Sol stand. Die Umlaufbahn des Mars lag hinter der Promet, die nun auf die Erde zuflog. „Wieso haben Sie es so eilig, Mister Kronjevc?“, erkundigte er sich.

„Die Frage beantwortet sich doch wohl von selbst. Edith Browns Leiche muss schnellstmöglich in unsere Zentrale überführt werden.“

„Und wozu?“, hakte Peet nach.

„Um eine eingehende Obduktion vorzunehmen“, erklärte Kronjevc. „Die Frau war Mitglied oder zumindest eine militante Sympathisantin von TdT. Man kann sie also durchaus als Feindin der Menschheit bezeichnen.“

„Sie selbst hat das sicher anders gesehen.“ Jörn hatte sich entschieden, seine Pfeife zu stopfen. „Obwohl ich Ihnen in dieser Hinsicht zustimme. Allerdings ist mir schleierhaft, was eine Obduktion bringen soll. Wir kennen sowohl die unheilbare Krankheit, an der Edith Brown litt, als auch die Todesursache.“

Kronjevcs Mundwinkel zuckten. „Ich habe meine Gründe. Diese werde ich jedoch im Interesse der Menschheit nicht in die Weltgeschichte hinausposaunen.“

Einmal mehr blieb Peet verborgen, was der grauhaarige Mann dachte. Kronjevc trug seine Undurchschaubarkeit wie einen Schutzschild. Nichts schien seiner Selbst­sicherheit einen Kratzer zuzufügen, nichts im Universum ihm Angst machen zu können. Nicht einmal beim Zusammentreffen mit dem Schwarzen Raumer hatte er, ganz im Gegensatz zu den anderen Delegierten, etwas von seiner Gelassenheit verloren. War all das nur Fassade? Peet schüttelte innerlich den Kopf. Nein, daran glaubte er nicht. Kronjevc war sich seiner Machtfülle als Direktor der Terra States bewusst, und er hatte selbst eingestanden, diese Macht bedingungslos einzusetzen, wenn er es für erforderlich hielt.

„Wir landen in Sperrkreis-1 der HTO“, entschied Peet spontan. Er wollte seinen Vater sehen, um mit ihm in aller Ruhe zu reden. Daran konnten ihn weder Terra States noch die Ungeduld der Weltregierung hindern.

Während Ronald Austin unzufrieden murrte, verriet sich Kronjevc durch keine Regung. Er gab sich den Anschein, gar keine andere Entscheidung erwartet zu haben.

In aller Seelenruhe entzündete Jörn den Tabak in seiner Pfeife. Bald zog das Aroma durch die Zentrale der ­Promet II, während der Rauch automatisch von der Dunstabzugsvorrichtung abgesaugt wurde. „Sie sind doch Inhaber der Großen Lizenz, wenn ich recht informiert bin, Mister Kronjevc?“

Der Angesprochene bejahte. Die Große Lizenz berechtigte ihren Träger dazu, jeden Raumschiffstyp fliegen zu dürfen. „Wieso fragen Sie?“

„Wir könnten Ihnen eins unserer N-Boote zur Verfügung stellen“, überlegte Jörn laut. „So würden alle ihr Ziel ohne Verzögerung erreichen, wir die HTO, und Sie eins der Field Offices von Terra States. Natürlich nur, wenn der Boss einverstanden ist.“

Peet nickte. „Er ist einverstanden. Wenn Sie also mögen, Mister Kronjevc, überlassen wir ihnen ein N-Boot, als vorüber­gehende Leihgabe wohlgemerkt. Sie können damit die Leiche überstellen.“

„Eine gute Idee“, schaltete sich Austin ein. „Sie bietet uns anderen die Möglichkeit, den Direktor zu begleiten.“

Kronjevc brachte keinen Einwand vor. Er bedankte sich sogar für das Angebot, das ausgerechnet von Jörn kam, mit dem er eben noch im Clinch gelegen hatte. Peet wies den Doc an, Edith Browns Leiche aus der Kryo­kammer in das N-Boot 1 zu schaffen. Kronjevc und die drei Delegierten begaben sich an Bord des Beiboots, das bei Erreichen der Erdatmosphäre aus dem Mutterschiff ausschleuste. Die Promet II flog geradewegs auf das Lande­feld von Sperrkreis-1 zu.

*

Erde, Yellowknife, 29.11.2090

„Anscheinend haben wir aufs falsche Pferd gesetzt.“ Jerome Lefuet schnaubte vor unverhohlenem Zorn, als sein Mitstreiter Dan O’Leary das Büro in Yellowknife betrat. „Diese Edith Brown hat die Sache vermasselt.“

„Wie kommst du auf die Idee?“ Ohne eine Aufforderung abzuwarten, ließ sich der rothaarige Ire auf einem freien Stuhl nieder.

„Weil die Orell-Bande vor einer Stunde auf der Erde gelandet ist“, erklärte der Wortführer von Terra den Terranern. „Die neue Promet ist noch in einem Stück.“

„Woher weißt du das?“

„Ist doch völlig egal“, blaffte Lefuet seinen Vertrauten an. „Ich weiß es eben. Aber ich will, dass dir in den Kopf geht, was das bedeutet. Das Schiff der verdammten HTO hätte irgendwo in den Tiefen des Weltraums havarieren und bestenfalls sogar zerstört werden sollen. Stattdessen steht es unangreifbar in einem der HTO-Sperrbezirke. Möglicherweise wurde Edith Brown enttarnt. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das dumme Weibsstück ­auspackt.“

„Vielleicht siehst du zu schwarz.“ O’Learys ohnehin helle Gesichtshaut wurde noch einen Ton blasser. „Es ist nicht gesagt, dass sie plaudert. Vielleicht ist sie während des Flugs ihrer Krankheit erlegen. Wir wissen doch, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Oder vielleicht hat sie aus Feigheit einen Rückzieher gemacht.“

„Das sind mir ein paar Vielleichts zu viel, Dan. Wir brauchen Gewissheit.“

„Und wie willst du die erlangen? Die HTO-Enklaven sind besser abgesichert als der Sitz der Weltregierung.“

Lefuet musste seinem Gegenüber recht geben. Gedanken­verloren trommelte er mit den Fingerspitzen auf der Platte seines Schreibtischs. Die Serie aus Pleiten, Pech und Pannen setzte sich fort. Erst der missglückte Gleiteranschlag auf den alten Orell, dann der Zwischenfall mit der Ratte Claude Dupuis, der Kontakt zu Theodor Crook aufgenommen hatte, dem Schnüffler des HTO-Werkschutzes, und nun das offensichtliche Versagen von Dupuis’ Halbschwester. Lefuet zwang sich zur Ruhe. Er musste positiver denken, sonst machte er sich selbst verrückt. Das Sicherheitsrisiko Dupuis war ausgeschaltet. Vermutlich tappte Crook im Dunkeln. Und hätte Edith Brown ausgesagt, säße der TdT-Chef nicht mehr in seinem Büro, sondern in Untersuchungshaft.

Was nicht ist, kann noch kommen.

„Ich ziehe es in Erwägung, unsere Aktivitäten vorübergehend zurückzuschrauben“, eröffnete Lefuet seinem Mitstreiter.

„Ich halte das für keine gute Idee“, protestierte O’Leary. „Besonders jetzt nicht, wo wir regen Zulauf erhalten und unsere Akzeptanz in der Bevölkerung ständig steigt. Hast du unsere aktuellen Sympathiewerte gesehen? Sie befinden sich auf einem neuen Höchststand.“

„Das ist mir bekannt“, gestand Lefuet schweren Herzens. Er wünschte, es hätte einen anderen Weg gegeben. Sein Entschluss ging keinem so nahe wie ihm selbst. „Ich rede ja auch nur von einer Übergangsphase. Lassen wir ein wenig Gras über die Sache wachsen. Sobald wir wissen, was mit Edith Brown los ist, können wir uns wieder aus der Deckung wagen.“

Ein dezenter Summton setzte ein. Das Com-Gerät auf Lefuets Schreibtisch signalisierte einen Anruf.

„Soll ich draußen warten?“, bot O’Leary an.

Lefuet warf einen Blick auf den Absender. „Nicht nötig. Es ist Chris Durgent.“

„Dieser pickelgesichtige Jüngling, der der Überzeugung ist, dass die Außerirdischen uns schon am Ende des vergangenen Jahrhunderts unterwandert haben?“

„Genau der. Verspotte ihn nicht. Er ist ein begnadeter Hacker. Ich habe ihn darauf angesetzt, im Ultranet nach unveröffentlichten Nachrichten zu suchen, die für uns von Interesse sein könnten. Mal hören, was er will.“

„Hat das nicht Zeit bis später?“

„Nein. Der Junge ruft mich nicht aus einer Laune ­heraus an, sondern nur, wenn er mit Neuigkeiten auf­warten kann.“ Lefuet wappnete sich mit Geduld und aktivierte die Com. „Hallo, Chris. Wie geht es dir?“

„Guten Tag, Mister Lefuet“, erklang eine jungenhafte Stimme. „Mir geht es gut, vielen Dank.“

„Das freut mich. Was gibt es denn?“

„Die Promet ist wieder auf der Erde, Sir.“

O’Leary verdrehte die Augen. Das wissen wir.

„Sie erwähnten doch mal diese Edith Brown“, fuhr Durgent fort. „Stellen Sie sich vor, sie hat auf Suuk ein Attentat verübt.“

„Wie bitte?“, rutschte es O’Leary heraus.

Lefuet gab seinem Vertrauten durch ein Handzeichen zu verstehen, er möge sich zurückhalten. „Wie kommst du darauf, Chris?“

Eine kurze Pause trat ein, bevor sich der junge TdT-Sympathisant äußerte. „Ich habe mich ins Netzwerk der Terra States gehackt.“

„Du hast was getan?“ Dem Iren klappte fast die Kinnlade herunter.

„Keine Sorge, das bemerkt keiner von denen“, versicherte Durgent.

Lefuet musste erst einmal tief Luft holen. Er konnte nur hoffen, dass der Junge recht hatte. „Und da bist du auf Edith Brown gestoßen?“

„Ja.“

„Lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, Chris. Was ist passiert?“

„Es geschah auf einem bewohnten Planeten, auf dem Moraner und Suuks leben. Die Promet ist dort gelandet. Edith Brown hat einen gewissen Serge Bonet erschossen und danach in einem öffentlichen Gebäude eine ­Detonation ausgelöst. Es gibt Videoaufnahmen davon, anscheinend von ihr selbst gemacht.“ Durgent plauderte so zwanglos, als redete er übers Wetter. „Ein merkwürdiger Typ, so etwas wie ein außerirdischer Medizinmann, hat ihr etwas über den Schädel geschlagen, bevor sie noch mehr anrichten konnte. An den Folgen der Verletzung ist sie wohl vor dem Rückflug zur Erde gestorben.“

„Diese Informationen stehen im Netzwerk der Terra States?“, vergewisserte sich Lefuet.

„Genau, Sir“, bestätigte der Junge. „Die Weltregierung plant offenbar, das Attentat und alles, was damit in Zusammenhang steht, zu verheimlichen. Die Terra States scheinen allerdings andere Pläne zu haben. Ich bin mir nicht ganz sicher.“

„Ich wüsste nicht, wie uns das weiterhelfen soll“, warf O’Leary ein. „Die Presse hat ausführlich über den Abflug der Promet mit einer Reihe von Politikern an Bord berichtet. Wieso kam Edith Brown auf die Idee, diesen französischen Diplomaten zu erschießen?“

„Als sie das tat, war sie als Moranerin verkleidet“, verkündete Durgent und kicherte kurz.

„Sag das noch mal“, platzte es aus Lefuet heraus. Er winkte ab. „Nein, nicht nötig.“ Seine Überlegungen überschlugen sich. Aus irgendeinem Grund war es Brown nicht gelungen, die mitgeführte Bombe im gewünschten Kontext, der Außerirdische als Schuldige hinstellte, zu zünden. Aber sie hatte einen anderen Weg gefunden, die Moraner in Misskredit zu bringen. In der Maske einer dieser extraterrestrischen Kreaturen hatte sie einen ­Menschen ermordet. „Wir brauchen diese Aufnahmen, bevor sie unter den Teppich gekehrt werden. Die Öffentlichkeit braucht ja nicht die ganze Wahrheit zu erfahren. Es genügt, eine Reihe von Bildern zu veröffentlichen, die wir selbst zusammengeschnitten haben, besonders vom tödlichen Angriff dieses außerirdischen Medizinmannes.“

„Genau daran dachte ich auch.“ Durgents Stimme verriet, dass ihm die Vorstellung ein geradezu diebisches Vergnügen bereitete.

„Meinst du, du bekommst das hin, Chris?“

„Worauf Sie sich verlassen können, Sir.“

„Wie lange?“

„Schwer zu sagen. Ein paar Tage vielleicht.“

„Dann mach dich bitte sofort an die Arbeit“, beauftragte Lefuet den jungen Hacker. „Je eher du fertig bist, desto besser. Nach Ausführung melde dich bitte umgehend wieder bei mir. Ich bin schon gespannt auf dein kleines Kunstwerk.“

Durgent bedankte sich überschwänglich und kündigte an, gleich mit den Vorbereitungen zu beginnen.

Als Lefuet die Com-Verbindung beendete, grinste O’Leary von einem Ohr bis zum anderen.

*

Erde, Sperrkreis-1 der HTO, 29.11.2090

Peet stieg als Erster aus dem Schiff, die anderen folgten ihm dichtauf. Jörn und Vivien, die beiden Moraner Arn und Junici Borul, Szer Ekka, Pino Takkalainen und Gus Yonker. Der Doc bildete den Abschluss der verschworenen Gemeinschaft. Draußen legte Peet den Kopf in den Nacken. Die Promet II ragte wie ein hundertachtzig Meter hoher, tropfenförmiger Wolkenkratzer über ihm auf. Durch den an der dicksten Stelle bauchigen Durchmesser von fünfzig Metern konnte Peet den Bug seines Schiffs nicht sehen.

„Ich dachte, dein Vater wollte dich persönlich empfangen“, riss Jörn den Kommandanten aus der Betrachtung der Raumjacht. Er zündete seine Pfeife an, kaum dass er den festen Boden des Landefeldes unter den Füßen spürte. „Die erste Pfeife auf der Erde schmeckt doch immer noch am besten.“

„Du musst natürlich unmittelbar nach der Landung wieder deinen Teil zur Luftverschmutzung beitragen“, sprach Vivien einen Tadel aus. „Wahrscheinlich wagt sich Mister Orell Senior deshalb nicht näher an uns heran.“

„Ha, ha“, machte Jörn humorlos. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du außerordentlich witzig bist, Vivy?“

„Bisher noch nicht.“

„Dann warte nicht drauf. Das wird dir niemand sagen.“

Peet grinste, während er das Landefeld ins Auge fasste. In einiger Entfernung erhoben sich Hallen und Hangars, der Verwaltungstrakt und die vereinzelten Privatgebäude, in denen unter anderem sein Vater wohnte. Ein Trupp Techniker marschierte auf, um eine erste äußere Inspektion der Promet durchzuführen. Von Orell senior war ­hingegen nichts zu sehen. Peet hatte erwartet, dass sein alter Herr schon Gewehr bei Fuß stehen würde, um die Rückkehrer zu begrüßen.

„Was ist das denn da vorn?“, machte Arn die anderen auf sich nähernde Bewegungen aufmerksam.

Eine merkwürdig geformte Silhouette, die Peet zunächst nicht klassifizieren konnte, kam auf die Raumfahrer zugeschwebt. Das Bodenfahrzeug war jedoch wesentlich kleiner als ein Schweber und zudem deutlich langsamer. Es näherte sich mit kaum mehr als dreifacher Schrittgeschwindigkeit und entpuppte sich schließlich als Schwebestuhl, der auf einem Antigravkissen dahinglitt. In dem seiner Körperform angepassten Sitz saß ein sichtlich gut gelaunter Harry T. Orell.

„Willkommen zurück auf der Erde.“ Der Firmenboss drückte seinem Sohn herzlich die Hand. „Schön, dich zu sehen, mein Junge.“

„Ich freue mich auch.“ Peet bedachte seinen Vater mit einem warmen Lächeln. Es war noch nicht lange her, da war ihr Verhältnis zueinander belastet. Speziell Peet hatte es vermieden, mehr als ein paar zwingend erforderliche Worte mit seinem Vater zu wechseln. Erst der Mord­anschlag und die Tatsache, dass Harry an der Schwelle zum Tod gestanden hatte, hatten zu einem Umdenken geführt. „Es tut gut, heimzukehren und zu wissen, wer einen erwartet.“

„Da sagst du was, mein Junge.“ Harry nickte nachdrücklich. „Nun denn, wie war es da draußen? Ihr wart länger unterwegs als geplant. Nicht, dass es das erste Mal wäre und mich überraschen würde, aber ich kann mich nun mal nicht daran gewöhnen.“

„Du kennst doch diese Politikerblase, Dad“, wiegelte Peet ab. Sein Vater wusste nichts von den tragischen Ereignissen auf Suuk. Theodor Crook hatte seinen Chef also immer noch nicht unterrichtet, um ihn zu schonen. Peet sah keine Veranlassung, dies übereilt zu ändern. „Reichst du ihnen den kleinen Fingern, nehmen sie die ganze Hand. Sie wollten immer noch ein Stückchen weiterfliegen und etwas mehr vom Weltall sehen.“