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Das Kursbuch 212 beschäftigt sich mit der Frage, wie der Umgang mit knappen Gütern beziehungsweise mit Knappheit vor sich geht. In ihrem Beitrag plädieren Katharina Beck und Philipp Buddemeier dafür, sich von alten Mythen des ökonomischen Denkens zu verabschieden – ohne freilich damit die Ökonomie selbst in Zweifel zu ziehen, sondern den ökonomischen Knappheitsausgleich mit anderen Mitteln zu denken.
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Seitenzahl: 16
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Inhalt
Katharina Beck, Philipp BuddemeierRaus aus der ZwangsjackeÜber die Macht von alten Glaubenssätzen in der Wirtschaft
Die Autorin und der Autor
Impressum
Katharina Beck, Philipp BuddemeierRaus aus der ZwangsjackeÜber die Macht von alten Glaubenssätzen in der Wirtschaft
Im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung hatte der griechische Philosoph Aristoteles vielleicht während einer lauen Sommernacht gut aufgepasst. Er beobachtete eine Mondfinsternis und sah, wie sich ein sichelartiger Schatten von rechts nach links vor den galaktischen Begleiter schob, ihn verdeckte und dann wieder, nur anders gekrümmt, auf der anderen Seite wieder verschwand. Und weil Aristoteles ein heller Kopf war, schloss er daraus die Möglichkeit, dass es sich bei dem Schatten vielleicht um den der Erde handeln könnte und dass diese demzufolge rund sein müsste. Eine Kugel eben. Und keine Scheibe, wie es damals ein tief verankerter Glaube war. Aber bei seinen Zeitgenossen biss Aristoteles mit seiner erstmals empirisch einigermaßen fundierten Vermutung auf Granit. Und das sollte sich auch über sehr viele Jahre nicht ändern.1
Noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts hatte es etwa Ferdinand Magellan nicht leicht, Geld für seine aufwendige Seereise aufzutreiben, um eine Westroute zu den Gewürzinseln, den Molukken im heutigen Indonesien, zu finden. Da man glaubte, die Erde sei eine Scheibe, trieb Spaniens König Karl I. und andere Investoren die Sorge um, dass der portugiesische Abenteurer mit seinen fünf Schiffen am Rand der Erdscheibe schließlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden könnte – und damit ihr ganzes eingesetztes Kapital. Die Sorge erwies sich als unbegründet, wie wir heute wissen. Magellan bewies mit seiner dreijährigen Erdumrundung, dass unser Heimatplanet eine Kugel ist. Auch wenn er das selbst nicht erleben durfte, leider starb er während eines Scharmützels mit Einheimischen am Strand einer Insel der heutigen Philippinen. Ein Jahr später, 1522, erreichte nur eines seiner Schiffe, die Victoria, wieder den Heimathafen im südspanischen Sanlúcar. Man sollte meinen, dass nun auch dem Letzten klar gewesen sein sollte, dass der Planet keine universale Frisbeescheibe ist.2