Rentner müdür - Helmut Richter - E-Book

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Helmut Richter

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Beschreibung

Lehrermangel und fehlende Schulleitungen im Land veranlassen die Landesregierung, pensionierte Lehrkräfte und Schuldirektoren mit Hilfe des (realen) Opa-Erlasses zu reaktivieren. So auch Oberstudiendirektor a. D. Herbert Reiter, der nach vier Jahren Pensionärsdasein zur Wiederaufnahme seines Dienstes an einer Problemschule, dem Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg (GKBK) in Duisburg, überredet wird. chon bei der offiziellen Einführung der neuen Schulleitung am GKBK kommt es zum Eklat, weil das Kollegium heftig gegen den Alten protestiert und sich gegen die neue Leitung stellt. Als neuer Schulleiter löst Herbert Reiter, teilweise zusammen mit seinem Bruder, Kriminalkommissar Horst Reiter, mit Humor und Chuzpe zahlreiche inner- und außerschulische Probleme, die übrigens größtenteils auf wahren Begebenheiten beruhen.

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Die konkreten Handlungen und die handelnden Personen dieses Buches sind absolut frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Was meistens, wenngleich auch nicht immer, stimmt, sind die Geschehnisse an sich. Die gab bzw. gibt es zum Teil wirklich, allerdings nicht an einem einzelnen Berufskolleg, sondern an vielen verschiedenen Schulen, die in diesem Buch alle ans Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg verlegt worden sind, zudem sind sie aus verschiedenen Gründen pointiert und überzeichnet.

Die Geschichten um Horst und Herbert Reiter und ihre Konzertgitarren wollen die Realität nicht getreu abbilden. Sie dienen nur der Unterhaltung der geschätzten Leserschaft.

Die im Buch genannten Musikstücke sowie die Musik zu meinen anderen Büchern können bei den entsprechenden Internetportalen (z. B. Spotify, Amzon music, YouTube etc.) abgerufen werden.

Der Verkaufserlös des Buches wird karitativen Institutionen gespendet.

Für meine Mädchen und meine Engelchen

Lehrermangel und fehlende Schulleitungen im Land veranlassen die Landesregierung, pensionierte Lehrkräfte und Schuldirektoren mithilfe des (realen) „Opa-Erlasses“ zu reaktivieren. So auch Oberstudiendirektor a. D. Herbert Reiter, der nach vier Jahren Pensionärsdasein zur Wiederaufnahme seines Dienstes an einer Problemschule, dem Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg (GKBK) in Duisburg, überredet wird.

Schon bei der offiziellen Einführung der neuen Schulleitung am GKBK kommt es zum Eklat, weil das Kollegium heftig gegen „den Alten“ protestiert und sich gegen die neue Leitung stellt.

Als neuer Schulleiter löst Herbert Reiter, teilweise zusammen mit seinem Bruder, Kriminalkommissar Horst Reiter, mit Humor und Chuzpe zahlreiche innerund außerschulische Probleme, die übrigens größtenteils auf wahren Begebenheiten beruhen.

Die im Buch genannten Musikstücke sowie die Musik zu meinen anderen Büchern können bei den entsprechenden Internetportalen (z. B. Spotify, Amzon music, YouTube etc.) abgerufen werden.

Inhalt

Krisensitzung im Ministerium

In der Bezirksregierung

Zu Hause bei Herbert Reiter

Gemeinsames Frühstück mit Folgen

Dienstbesprechung

Auf dem Lehrerparkplatz

Küchengerede

Der erste neue Schultag

Verhöre

Erneute Tätersuche

Die Überführung

Nachgeplänkel

Frühstück

Alarm!

Doppelkopf

Schutzmaßnahmen

Neuer Alarm

Die Teilkonferenz

Doc Holiday

Pfingstferien

Reykjavik

Gulfoss

Schadensaufnahme

Fallensteller

Prüfungstage mit Folgen

Strafe muss sein

Doppelkopfrunde

Intermezzo

Das Handy

Porzellanpuppe

Die Lehrerkonferenz

Du sollst kein falsches Zeugnis…

Der Nicker

Ein wichtiges Geschäft

Die Vakanz

Ferienbeginn

Krisensitzung im Ministerium

Typisches Aprilwetter – kalt und regnerisch. Missmutig betrat Ministerialdirigent Dr. Rigulski das Gebäude des Schulministeriums, grüßte mit einem knappen Kopfnicken den Portier und betrat den Aufzug. Er drücke den Knopf zur vierten Etage, dort war sein Büro. Die Ministerin hatte für 9.00 Uhr zu einer dringenden Konferenz geladen. Der Assistent der Ministerin hatte bereits um 7 Uhr bei ihm zu Hause angerufen und ihn informiert. Einziger Tagesordnungspunkt: »Lehrermangel«. Rigulski ahnte, dass es wieder einmal schwierig werden würde. Die Ministerin wollte ein Problem möglichst schnell gelöst haben. Ein Problem, für das es aus seiner Sicht keine Lösung gab.

Es blieb noch etwas Zeit für einen Kaffee, den seine Sekretärin bereits auf seinen Schreibtisch gestellt hatte. Daneben lagen die aktuellen Ausgaben verschiedener Tageszeitungen, zuoberst eine Boulevardzeitung mit zentimetergroßen Lettern auf der Titelseite. »Geht unsere Bildung baden?« stand dort, und: »15000 Lehrer fehlen.«

»Na ja, diesmal stimmt die Schlagzeile ausnahmsweise, wenigstens fast. Es fehlen die *Iinnen«, murmelte er vor sich hin. »Aber abgesehen davon: so neu ist das Problem ja nicht.« Er blätterte die anderen Zeitungen durch – in allen wurde der Lehrermangel ebenfalls thematisiert, oder besser: dramatisiert.

»Das wird ja eine schöne Sitzung werden«, dachte er. Insgeheim war er froh, im Ministerium für die berufliche Bildung an Schulen zuständig zu sein. Sein Bereich stand nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit wie die Allgemeinbildenden Schulen, insbesondere die Grundschulen und die Gymnasien, die Schlachtschiffe der höheren Bildung im Land.

»Ihr Termin bei der Ministerin«, mahnte seine Sekretärin über die Sprechanlage zwischen ihrem und seinem Schreibtisch. »Sie haben noch fünf Minuten.«

Hastig trank Rigulski seinen Kaffee aus, rückte noch einmal seine Krawatte zurecht und verließ sein Büro in Richtung des Konferenzraumes auf der gleichen Etage.

Seine Kollegen aus den verschiedenen Bereichen des Schulwesens waren bereits im zeitgeistig kühl eingerichteten Konferenzraum anwesend. Anders als sonst wurde nicht angeregt diskutiert, vielmehr starrten sie alle schweigend vor sich hin. Rigulski grüßte in die Runde und setzte sich möglichst weit weg von dem Stuhl, den die Ministerin gewöhnlich einnahm.

Pünktlich um 9 Uhr betrat die Ministerin, gefolgt von ihrem Assistenten, den Raum und setzte sich an das Kopfende des Konferenztisches.

»Guten Morgen, meine Damen und Herren«, begann sie. »Ich weiß, eine Konferenz direkt an einem Montagmorgen ist nicht schön, aber es brennt!« Dabei ergriff sie die von ihrem Assistenten bereitgelegte Zeitung mit den Großbuchstaben und hielt die Titelseite für alle sichtbar hoch.

»Das haben Sie sicherlich schon gelesen«, setzte sie fort. »Mein Telefon steht seit 8 Uhr nicht mehr still, sogar der Ministerpräsident hat in der Früh bei mir angerufen, ganz zu schweigen von den Eltern- und Lehrerverbänden.«

»Kurz vor den Landtagswahlen liegen die Nerven schnell blank«, dachte Rigulski mitleidslos. »Drei Jahre alles schleifen lassen und dann vor der Wahl die Welle machen! Es ist immer das Gleiche.« Er war sich sicher, dass seine Kolleginnen und Kollegen, die alle, so wie er auch, betroffen vor sich hinstarrten, ähnliches dachten. »Hinzu kommt diese elende Folge von Schlappen aus dem Ministerium«, sinnierte er weiter, »angefangen beim Fehlversuch der verkürzten Gymnasialzeit bis hin zu den höchst peinlichen Fehlern beim Zentralabitur. «

»Wir müssen kurzfristig eine Lösung anbieten«, fuhr die Ministerin fort, während sie die Zeitung unwillig auf den Tisch warf. »Ich erwarte ihre Vorschläge.«

Betretenes Schweigen lag bleischwer im Raum.

Der zuständige Ministerialrat für die Grundschulen, Dr. Schreiber, kam als Erster aus der Deckung. »Wie Sie wissen, haben wir schon vor zwei Jahren damit begonnen, den Lehrerberuf für Studierende attraktiver zu machen. Allein es fehlen die Studierwilligen, zumindest diejenigen, die Mangelfächer wie beispielsweise Naturwissenschaften studieren wollen«, eröffnete er die Diskussion. »Wir können die Studierenden ja nicht zwingen.«

Die anderen Konferenzteilnehmer nickten zustimmend.

»Wir können uns den Lehrernachwuchs nicht backen, leider«, ergänzte Dr. Schreiber mit wichtiger Miene. Erneutes zustimmendes Kopfnicken allerseits.

»Zudem sind die meisten Kollegien an den Schulen total überaltert«, setzte der für die Realschulen zuständige Beamte fort. »Das Problem wird sich also durch auf uns zukommende Pensionierungen weiter verschärfen, denke ich. Besonders an den Grundschulen, an den Realschulen und an den Berufskollegs ist die Situation aber jetzt schon grenzwertig.«

»Nicht zu vergessen seien die Gymnasien«, warf Dr. Prestorius, der für die Gymnasien zuständige Ministerialbeamte, ein. »Wir können an vielen unserer Schulen jetzt schon den Lehrplan nicht mehr erfüllen.«

»Dann kommen Sie doch bitte einmal an die Realschulen«, protestierte sein Kollege. »Dagegen ist der Mängel an Ihren Schulen ein Witz.«

»Das Lamentieren bringt uns nicht weiter«, fuhr die Ministerin unwillig dazwischen. »Wir benötigen Lösungen, und zwar schnellstens. So etwas wie den OPA-Erlass, den wir vor einigen Jahren herausgebracht haben, damit Lehrerinnen und Lehrer auch nach dem Erreichen der Altersgrenze weiter unterrichten dürfen.«

»Wenn ich mich recht erinnere, dann war das noch unter der Leitung ihrer Vorgängerin«, dachte Rigulski, fest entschlossen, erst einmal weiter in der Deckung zu verbleiben.

»Der wird aber bedauerlicherweise nicht im notwendigen Umfang wahrgenommen«, warf Dr. Schreiber ein. »Die meisten Lehrkräfte sind froh, wenn sie den Dienst verlassen können. Außerdem ist der finanzielle Anreiz, insbesondere an den Grundschulen, nicht so groß.«

»Vielleicht könnten wir die Akquise optimieren«, meldete sich Dr. Prestorius erneut zu Wort. »Bislang werden die Lehrkräfte in ihren Entlassungsschreiben aus dem Dienst darauf hingewiesen, dass diese Option besteht. Das ist alles. Aus meiner Sicht wäre es erfolgversprechender, Pensionäre direkt zu kontaktieren. Die relevanten Daten könnten wir vom Landesamt für Besoldung erhalten.«

Die anderen Teilnehmer der Runde freuten sich über den konstruktiven Vorschlag und nickten zustimmend. »Das ist eine gute Idee!«, sprang ihm der Beamte aus der Rechtsabteilung zur Seite. »Wir könnten auf diesem Weg auch Pensionäre reaktivieren, die schon seit Längerem aus dem Schuldienst heraus sind und sich jetzt langweilen, nachdem sie sich „selbst verwirklicht“ haben.« Dabei hob er beide Arme und malte mit seinen Fingern Gänsefüßchen in die Luft.

Ein zustimmendes Raunen ging durch die Runde.

»Außerdem könnten wir pensionierte Schulleitungen ansprechen, damit sie für eine gewisse Zeit offene Schulleitungsstellen besetzen«, setzte er fort, wohl wissend, dass die zahlreichen vakanten Leitungsstellen an Schulen ein weiteres Problem der Ministerin waren.

»Da punktet gerade jemand gewaltig«, dachte Rigulski. »So, wie der buckelt, hat er sicher noch eine Karriere vor sich.«

»Was schätzen Sie – wie viele Lehrkräfte würde uns das bringen?«, fragte die Ministerin in die Runde.

»Das ist schwer zu sagen«, antwortete Dr. Schreiber. »Ich vermute aber, dass wir auf diesem Weg um die 1000 Lehrerstellen abdecken könnten. Inklusive des bereits vorhandenen Opa-Erlasses.«

Zustimmendes Nicken der Teilnehmenden.

Die Laune der Ministerin hellte sich etwas auf. »Gut. Das ist besser als nichts! Zudem müssen wir der Öffentlichkeit das Signal geben, dass wir der Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Bitte bereiten Sie alles Notwendige vor und instruieren Sie Ihre Dezernate.«

Im Konferenzraum machte sich eine gewisse Erleichterung breit. Die von allen Teilnehmern insgeheim befürchtete Beschimpfung durch die Ministerin blieb aus. Dr. Rigulski war trotzdem froh, dass er die Besprechung zumindest verbal außerhalb der Gefahrenzone verbracht hatte.

»Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen«, schloss die Ministerin die Runde in versöhnlichem Tonfall. »Ich denke, wir sind heute ein gutes Stück weitergekommen. Also: An die Arbeit, meine Damen und Herren!«

»Was soll das nur werden?«, fragte sich Rigulski auf dem Rückweg zu seinem Büro. »1000 Stellen! Solch ein Nonsens! Wer lässt sich denn für ein paar Euro mehr im Monat aus der Pension reaktivieren, um sich dann auch noch mit Schülern, Eltern und Kollegen herumzuärgern? Bestenfalls ein paar Profilneurotiker, die glauben, auch nach ihrer Pensionierung noch unverzichtbar für das Bildungswesen zu sein.«

Hocherfreut nahm er zur Kenntnis, dass seine Sekretärin erneut einen Kaffee für ihn bereitgestellt hatte.

»Machen Sie mir bitte eine Verbindung mit Herrn Berkel in der Bezirksregierung«, sagte er zu ihr, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. »Ist dringend!«.

In der Bezirksregierung

»Da haben sich die im Ministerium ja wieder einmal etwas ausgedacht! Und wir dürfen die Suppe wie immer auslöffeln«, sagte der Leitende Regierungsschuldirektor Klaus Berkel zu seinem Kollegen Dietmar Hornig.

Beide saßen zusammen an einem Besuchertisch in Berkels Büro in der 4. Etage des Gebäudes der Bezirksregierung. Jeder von ihnen war zuständig für jeweils 15 Berufskollegs im Regierungsbezirk.

»Hattest du etwas anderes erwartet?«, erwiderte Hornig. »Wenn du mich fragst: Viel wird dabei nicht herauskommen. Es ist wie immer: Viel Augenwischerei, um die öffentliche Meinung zu beruhigen und um bei der nächsten Wahl nicht schlecht dazustehen.«

Berkel nickte zustimmend und nippte an seinem Kaffee. »Mir persönlich wäre es recht, wenn die nächste Wahl anders ausgehen würde«, antwortete Berkel grinsend. »Aber wer fragt schon uns?«

»Das ist doch egal. Als gute Beamte haben wir das umzusetzen, was im Ministerium beschlossen wurde«, setzte Hornig süffisant fort. »Wenn es nachher Probleme gibt, dann haben wir zumindest unsere Pflicht erfüllt.«

»Du hast, wie immer, recht. Ich denke, für unsere Berufskollegs ist die Besetzung der naturwissenschaftlichen Fächer vorrangig. Insbesondere Mathematik und die beruflichen Fächer im gewerblich-technischen Bereich können nicht mehr ausreichend abgedeckt werden.«

»Ja, Klaus, aber wir dürfen die vakanten Leitungsstellen nicht vergessen. Ich habe allein vier Berufskollegs in meinem Bezirk, die ohne Schulleitung dastehen«, gab Hornig zu bedenken.

»Bei mir sind es immerhin sechs«, setzte Berkel nachdenklich fort. »Das sind zusammen allein bei uns zehn Schulen, an denen der Lehrermangel durch eine fehlende Leitung noch nicht einmal verwaltet wird. Ein doppelter Mangel, sozusagen.«

»... zumal wir diese Stellen nicht durch leitungsunerfahrene Lehrkräfte besetzen können«, stimmte Hornig zu. »Die würden das vorhandene Chaos eher vergrößern.«

»Ich denke, wir sollten uns deshalb erst einmal auf die Leitungsstellen konzentrieren – um die Lehrerstellen können die sich dann vor Ort kümmern«, schlug Berkel vor.

»Gute Idee! Hast du schon jemand im Auge?«, fragte Hornig grinsend.

Berkel lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.

»Nehmen wir uns erst einmal eine Schule vor!«, schlug er vor. »Das Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg, das GKBK in Duisburg, ist seit fünf Jahren ohne Leitung. Vielleicht erinnerst du dich: Der Schulleiter wurde damals in seinem Büro erhängt aufgefunden. Seitdem geht es dort drunter und drüber!«

Hornig beugte sich zu Berkel vor, als wolle er ihm etwas Vertrauliches mitteilen.

»Mal ehrlich: Würdest du dort Schulleiter sein wollen?«, raunte er vielsagend.

»Für kein Geld der Welt!«, gab Berkel zurück.

»Und für den heruntergekommenen Laden willst du einen Pensionär als Schulleiter gewinnen?«, fragte Hornig. »Wovon träumst du denn nachts?«

Klaus Berkel beugte sich ebenfalls vor.

»Vielleicht ist es gerade die große Herausforderung, mit der man einen pensionierten Schulleiter noch aus der Komfortzone hinter dem warmen Ofen hervorlocken kann.«

Dietmar Hornig nahm den Oberkörper wieder zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

»Also, mir fällt da keiner ein. So verrückt ist niemand«, sagte er nachdenklich

Berkel setzte sich ebenfalls wieder gerade.

»Erinnerst du dich noch an Herbert Reiter?«, fragte er. »Der war Schulleiter am Gustav-Heinemann-Berufskolleg in Essen. Der hatte seine Schule ganz gut im Griff, wenn ich mich recht erinnere.«

Hornig dachte kurz nach.

»Natürlich erinnere ich mich an den Haudegen«, sagte er dann. »Es war nicht immer leicht mit ihm. Alles andere als das. Aber der ist doch sicher schon länger als drei Jahre ‘raus, das heißt, der geht locker auf die Siebzig zu.«

»Na und?«, antwortete Berkel. »Du hast doch den Erlass gelesen. Jede helfende Hand ist willkommen, egal, wie alt und faltig sie ist.«

»Der wird das nicht machen. Der ganz bestimmt nicht«, sagte Hornig halblaut.

Berkel griff zur Kaffeetasse und sagte vor dem Trinken »Einen Versuch ist’s wert. Ich lasse mir einmal seine Telefonnummer heraussuchen und rufe ihn an. Vielleicht kann ich ihn überzeugen.«

»Na, da wünsche ich dir viel Glück! Ein Vergnügen wird das sicher nicht«, antwortete Hornig grinsend.

»Danke für die ermutigenden Worte. Du bist ein wirklich guter Kollege«, sagte Berkel ironisch.

Zu Hause bei Herbert Reiter

Das Schlafzimmer von Herbert Reiter, Oberstudiendirektor a.D., lag noch im Halbdunkel, obwohl die Uhr auf dem Nachttisch bereits 9.45 Uhr anzeigte. Reiter lag tief schlafend allein im Ehebett, seine Frau Angelika war schon seit zwei Stunden auf den Beinen.

Herbert wurde unsanft von einem beharrlich klingelnden Telefon geweckt. Er wusste, dass seine Frau das Gespräch annehmen würde und beschloss deshalb, weiter regungslos, nun aber halb wach, liegenzubleiben. Aus der Entfernung hörte er, wie Angelika sich meldete.

»... Ja, das ist richtig.

... Ihm geht es gut, danke der Nachfrage.

... Nein, er ist noch nicht zu sprechen ...«

Reiter realisierte, dass er ohnehin nicht mehr einschlafen konnte.

»Wer ist denn dran?«, rief er halblaut.

»Warten Sie bitte«, hörte er Angelika sagen. Sie kam ins Schlafzimmer, mit einem mobilen Telefonhörer in der Hand.

»Ein Herr Berkel von der Bezirksregierung möchte mit dir sprechen«, flüsterte sie, obwohl sie das Mikrofon des Hörers mit dem Daumen zuhielt.

»Berkel? Der Berkel von der Bezirksregierung? Was will der denn von mir?«, fragte Reiter nach kurzem Zögern. »Na, gib schon her.«

Angelika übergab ihm den Telefonhörer und ging zurück in die Küche, um das gemeinsame Frühstück in die Wege zu leiten. Reiter setzte sich ächzend aus dem Liegen heraus auf die Bettkante und meldete sich.

»Reiter hier am Apparat«, meldete er sich. »Guten Tag, Herr Berkel. Schön, von Ihnen zu hören. Wie geht es Ihnen?«

»Guten Tag, Herr Reiter«, sagte Berkel. »Danke der Nachfrage. Mir geht es gut, sofern man das in diesen Zeiten noch sagen kann. Schulverwaltung macht nun einmal nicht immer Spaß. Mangelverwaltung allenthalben eben.«

»Ja, die Presse für unser Bildungsministerium ist denkbar schlecht«, gab Reiter zurück. »Das entgeht sogar einem Pensionär wie mir nicht. Ich beneide Sie im Augenblick nicht um Ihr Amt. Sie sitzen da ja richtig zwischen den Stühlen!«

»Nun, ich habe es mir ja so ausgesucht«, sagte Berkel lachend. »Andrerseits hat man als Dezernent einen immer wieder spannenden Alltag. Aber wie sieht es denn bei Ihnen aus? Bisweilen fällt hier noch einmal Ihr Name ...«

»Sicher nicht immer in positiven Zusammenhängen, vermute ich. Soweit ich mich erinnere, waren einige Ihrer Kollegen ganz froh, als ich aus dem Amt verabschiedet wurde«, antwortete Reiter.

»Ach, Herr Reiter, das ist doch Schnee von gestern! Wie lange ist das jetzt her?«, fragte Berkel.

»Über vier Jahre! Vier wun-der-ba-re Jahre! Anfangs haben mir die Schule, das Kollegium und insbesondere die Schüler gefehlt, aber inzwischen ist das alles nur noch eine blasse Erinnerung. Aber es ist sicher nicht der Grund für Ihren Anruf, um das zu hören!?«, antwortete er.

»Ach, Herr Reiter, die direkte Art haben Sie sich auf jeden Fall bewahrt«, stellte Berkel fest. »Es geht tatsächlich um ein bisschen mehr.«

»Ich höre!«

Klaus Berkel bemühte sich hörbar um die Formulierung seiner Antwort.

»Vielleicht haben Sie es in der Zeitung gelesen: Das Ministerium setzt sich dafür ein, pensionierte Lehrkräfte an die Schulen zurückzuholen. An vielen Berufskollegs sind auch Leitungsstellen unbesetzt. Sie wissen, welche negativen Folgen das langfristig für die Qualität von Schulen hat. Bei Überlegungen in unserem Haus zur Reaktivierung von Schulleitungen fiel auch Ihr Name – deshalb rufe ich Sie an.«

»Sie wollen mich also allen Ernstes fragen, ob ich nach vier wundervollen Rentnerjahren wieder in den Schuldienst zurückkehre?«, fragte Reiter in deutlich erstauntem Tonfall.

»Ja, so könnte man es – auf den Punkt gebracht – sehen«, gab Berkel zu.

»Herr Berkel - bei allem Respekt - Nein, Nein, Ne-ver ever!«.

Reiters Tonfall wurde eine Spur schärfer. »Abgesehen davon, dass ich schon so lange ‘raus bin aus dem Geschäft: Mir geht es gut und das soll auch so bleiben. Außerdem habe ich mir geschworen, mich nach meiner Pensionierung nur noch mit Leuten zu umgeben, die mir guttun. Tut mir leid, da müssen sie sich jemand anderen suchen. Ich korrigiere: Einen anderen Idioten.«

Klaus Berkel wollte sich nicht so leicht abwimmeln lassen: »Herr Reiter, Sie sind doch ein erfahrener Schulleiter«, schmeichelte er. »Da wären Sie schnell wieder im Geschäft, wie Sie es nennen. So viel hat sich in den Jahren nicht geändert.«

Reiters Tonfall blieb ablehnend und scharf. »Ja eben, genau deswegen!«, rief er. »Es hat sich eben nichts verändert in den Jahren. Es ist alles so schlecht geblieben, wie es war. Nein, nicht mit mir!«

Klaus Berkel änderte seine Taktik und versuchte, Reiter bei der Ehre zu packen.

»Herr Reiter, es geht um das Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg, das GKBK in Duisburg. Ein Schulleiter von Ihrem Format wird dort dringend gebraucht.«

»Ach du meine Güte!« raunzte Reiter zurück. »Auch noch diesen Saftladen wollten Sie mir andrehen? Nee, nee, mein Lieber, bei aller Freundschaft: Suchen Sie sich jemand anderes. Außerdem spreche ich kein Türkisch.«

»Ihr letztes Wort?«, fragte Berkel.

»Ja, das ist mein letztes Wort!«, rief Reiter in den Hörer. »Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der weiteren Suche – das werden Sie auch brauchen. Alles Gute! Auf Wiederhören!«

Er drückte die Beenden-Taste auf dem Telefon und legte es auf den Nachttisch.

Herbert Reiter wusste um die Geschichte des Berufskollegs. Der damalige Schulleiter Rogall war erhängt im Schulleitungsbüro aufgefunden worden. Herberts Bruder, Kriminalkommissar Horst Reiter, hatte den vermeintlichen Suizid vor fünf Jahren als Mordfall aufgeklärt.1

»Die sind ja wohl vollkommen durchgeknallt in der Bezirksregierung!«, murmelte er vor sich hin. »Als ob ich noch einmal ...«

1 Siehe: Helmut Richter: „Der Prinzipal“

Gemeinsames Frühstück mit Folgen

Herbert wurde klar, dass er nicht wieder einschlafen könnte. Das Gespräch mit Berkel hatte ihn zu sehr aufgeregt. Er zog sich seinen Bademantel über und ging ins Bad.

»Der Blick in den Spiegel reicht«, murmelte er, als er sich im Badezimmerspiegel betrachtete. »Man sieht mir mein Alter wirklich an«, murmelte er. Nachdenklich betrachtete er sein Äußeres. Sein Haar war einer umfangreichen Glatze gewichen und die Augenpartie war faltig geworden. Seine Knie und sein Rücken schmerzten, insbesondere in den Morgenstunden. »So ein Quatsch, den die da vorhaben.«

Nachdem er sich kurz gewaschen hatte, ging er in die Küche und setzte sich an den Tisch. Angelika hatte ihm die Zeitung mit dem von ihr bereits gelösten Kreuzworträtsel bereitgelegt. Er warf einen Blick auf die erste Seite. »Ach ja, deswegen«, murmelte er vor sich hin, als er die Schlagzeilen über den akuten Lehrermangel las.

»Was wollte der Mann von der Bezirksregierung denn von dir?«, fragte Angelika, nachdem sie sich zu ihm gesetzt hatte.

»Der wollte, dass ich die Leitung einer Schule übernehme«, antwortete er kauend.

»Du machst Witze!«

»Nein, das ist kein Witz«, antwortete er. »Um diese nachtschlafende Zeit mache ich, wie du weißt, noch keine Witze. Die suchen tatsächlich Idioten, die als Pensionär an die Schule zurückgehen. Total bekloppt.«

»Ich habe natürlich abgelehnt«, ergänzte er nach einer kurzen Pause.

Angelika goss sich Kaffee in ihre Tasse. »Wenn ich’s

recht bedenke: warum eigentlich nicht? Du langweilst

dich hier zu Hause, gib’s doch zu. Das wäre doch eine schöne Ablenkung für dich«, antwortete sie.

»Jetzt fang’ du nicht auch noch damit an! Und Langeweile habe ich auch nicht.«

»Das sehe ich anders«, sagte sie schnippisch.

»Ach ja?! Woran machst du das fest?«, wollte Reiter wissen.

»Daran, dass ich dich jeden Tag sehe. Du liegst bis in die Puppen im Bett, liest in der Zeitung jeden noch so kleinen, unwichtigen Artikel und abends schaust du dir Fernsehsendungen an, die du früher sofort abgeschaltet hättest. Unser Garten sieht inzwischen so aus, als würde er täglich mit einem Staubtuch gewischt und der Rasen wie mit der Nagelschere manikürt. Du hast alle deine Schrauben und Nägel im Hobbykeller nach ihrer Größe sortiert und die jeweiligen Aufbewahrungsboxen beschriftet. Wenn das keine Langeweile ist, dann weiß ich’s auch nicht. Ich warte nur noch darauf, dass du dich auf die Sitzbank vor unserer Haustür setzt und die Kennzeichen der vorbeifahrenden Autos notierst.«

»Ach, Papperlapapp. Es ist doch gut so, wie es ist«, knurrte er zurück. »Außerdem übe ich täglich Gitarre«, ergänzte er. »Das hält den Geist wach.«

Insgeheim wünsche sich Angelika die alten Zeiten zurück. Sie hatte, als Herbert noch Schulleiter war, das Haus bis in den Nachmittag hinein für sich allein und konnte ihre Zeit frei einteilen. Deshalb beschloss sie, ihm – nicht ganz uneigennützig – weiterhin gut zuzureden.

»Wie wäre es denn, wenn du Bedingungen stellen würdest? Schließlich wollen die doch etwas von dir!«, setzte sie deshalb unbeirrt fort.

»Quatsch! Die wollen jemanden als Schulleiter für das Kerschensteiner-Berufskolleg in Duisburg. Das ist nicht verhandelbar«, gab Herbert zurück.

»Das vielleicht! Aber wenn du forderst, dass ein Stellvertreter mit dabei ist? Der kann dir Arbeit abnehmen, dann hast du nicht so viel zu tun.« Angelika blieb hart am Ball.

»Auch Nonsens, das gibt nur Ärger«, knurrte Reiter unwillig zurück. »Du weißt doch, wie schwierig das damals mit meinem Stellvertreter war. Nee, das bringt nichts.«

Angelika setzte ihre Offensive fort: »Also, ich fände das ganz schön. Zudem hätte ich morgens wieder meine Ruhe.«

»Was soll das den heißen? Willst du mich loswerden?«, brummte er.

»Ach, Unsinn«, sagte sie. »Aber es ist halt alles anders, seitdem die Kinder aus dem Haus sind und du den ganzen Tag über hier bist. Morgens, wenn du noch schläfst, muss ich leise sein, damit ich dich nicht wecke, dafür wirst du abends erst munter, wenn ich ins Bett gehen will.«

»Ist dein Leidensdruck wirklich so groß?«, wollte Herbert wissen.

»Nein, ich habe keinen Leidensdruck«, gab sie zur Antwort. »Aber du hast einen! Du weißt es bloß noch nicht. An deiner Stelle würde ich über das Angebot noch einmal nachdenken. Vielleicht nimmst du erst einmal probeweise an - so für ein halbes Jahr oder so. Abspringen kannst du dann immer noch.«

»Ach, lass’ mich doch in Ruhe damit. Außerdem habe ich dem Berkel bereits definitiv abgesagt. Basta und Punkt.«

Angelika begann, das Geschirr abzuräumen. Dabei kam ihr eine aus ihrer Sicht gute Idee.

»Wie wäre es, wenn du als Bedingung stellen würdest, dass du erst um 10 Uhr mit dem Dienst beginnst? Dann könntest du ausschlafen, was du so ja gerne magst.«

»Das war meine Trumpfkarte«, dachte sie.

»Denk’ also noch einmal darüber nach!«, sagte sie zu Herbert, der gerade aufgestanden war, um seine Kaffeetasse zum übrigen Geschirr zu stellen.

Herbert schüttelte unwillig seinen Kopf und ging zurück ins Schlafzimmer. »Ich haue mich noch ein bisschen aufs Ohr«, brummte er und legte sich auf das Bett. Zwei Stunden später hörte Angelika Herberts Stimme aus dem Schlafzimmer.

»Ja, hallo Herr Berkel. Hier ist Herbert Reiter. Ich habe noch einmal nachgedacht. …. Ja, aber unter einer Bedingung …«

Dienstbesprechung

Das Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg in Duisburg war nach Georg Kerschensteiner benannt, der sich im frühen 20. Jahrhundert einen Namen als Berufspädagoge gemacht hatte. Es war ein typisches Schulgebäude aus den 1950er-Jahren, dem sein Alter gut anzusehen war. Aus Kostengründen waren fällige Renovierungsarbeiten, insbesondere der Schülertoiletten, immer wieder aufgeschoben worden.

Die Stadtverwaltung hatte schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, die Schule zu schließen, um sich des Problems für immer zu entledigen. Aber in Zeiten der verstärkten Zuwanderung durch Flüchtlinge und Migranten wurde jeder Quadratmeter Schulraum dringend gebraucht.

Herbert war erstmals nach seiner Pensionierung vor acht Uhr morgens aufgestanden, hatte sich rasiert und frühzeitig angekleidet, obwohl die Dienstbesprechung mit dem Kollegium zu seiner offiziellen Einführung an der Schule erst für 14 Uhr angesetzt war.

»Ich wünsche dir einen schönen ersten Schultag als Pensionär«, sagte Angelika, als er um 13 Uhr das Haus verließ. »Lass’ dich nicht unterkriegen«, rief sie ihm noch nach.

Eine halbe Stunde später stand Herbert auf dem Schulhof des Berufskollegs. Die Schülerinnen und Schüler verließen gerade das Gebäude und trollten sich laut johlend über den Schulhof.

»Wahrscheinlich haben die etwas früher Schulschluss wegen der Dienstbesprechung«, dachte Herbert. Nach wenigen Minuten stand er allein auf dem Schulhof und musterte das alte Gebäude.

»Au weia, worauf habe ich mich nur eingelassen?« seufzte er leise vor sich hin.

»Ach, da sind sie ja schon«, wurde er von Klaus Berkels Stimme aus seinen Gedanken gerissen. »Schön, sie zu sehen, Herr Reiter!«

Berkel befand sich offensichtlich in glänzender Laune. Schließlich war es ihm gelungen, die Schulleitung an der Problemschule zu besetzen, was seinen Kollegen, aber auch dem Ministerialdirigenten Rigulski eine gewisse Achtung abgenötigt hatte.

»Sie sehen ja: Hier ist Handlungsbedarf«, setzte Berkel mit einem Blick auf das Gebäude fort. »Ich habe dem Kollegium übrigens die frohe Botschaft der Neubesetzung der Schulleitung vorab per Mail mitgeteilt. Die Dienstbesprechung zu Ihrer Einführung ist eine reine Formsache, davon gehe ich aus.«

»Hauptsache, Sie sagen nicht, dass Sie einen Trottel gefunden haben«, knurrte Reiter. »Jeder Mensch mit klarem Verstand würde doch auf der Stelle das Weite suchen.«

»Och, jetzt übertreiben Sie `mal nicht«, erwiderte Berkel frohgelaunt. »Warten Sie nur ab, es wird Ihnen Spaß machen, auch wenn es eine Herausforderung ist. Vielleicht sogar gerade deswegen.«

Reiter antwortete nicht und schaute auf die Uhr.

»Ich denke, es wird Zeit«, sagte er.

Das gesamte Kollegium – etwa 80 Lehrerinnen und Lehrer – hatte sich bereits in der Aula der Schule versammelt. Als Berkel und Reiter den Raum betraten, wurden sie kaum zur Kenntnis genommen. Einige von ihnen korrigierten offensichtlich Klassenarbeiten, andere spielten – ähnlich wie ihre Schüler im Unterricht – mit ihren Handys, wieder andere waren in angeregte Gespräche vertieft.

Ohne dass ihnen weitere Beachtung geschenkt wurde, bewegten sich die beiden in Richtung der Bühne.

»Setzen Sie sich erst einmal in die erste Reihe«, raunte Berkel Reiter zu. »Ich eröffne die Dienstbesprechung und stelle Sie dann dem Kollegium vor.«

Herbert tat, wie ihm geheißen wurde und setzte sich auf einen der zahlreichen freien Stühle in der ersten Reihe. Klaus Berkel ging indessen nach vorn auf die Bühne und stellte sich umständlich hinter das bereitstehende Rednerpult.

Er räusperte sich vernehmbar ins Mikrofon.

»Ruhe bitte!«

Offensichtlich wurde seine Anwesenheit noch nicht zur Kenntnis genommen.

»Ruhe bitte!«, wiederholte er etwas lauter und bestimmter.