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Fahrplan über zwei Trainingstage in Präsenz plus einem eintägigen Live-Online-Training. Sie erhalten zunächst einen allgemeinen Überblick über das Thema Resilienz und dessen aktuellen Entwicklungsstand. In der Trainingsbeschreibung finden Sie einen zeitlich strukturierten Fahrplan mit Erläuterungen und Introvorschlägen für Ihre Seminarumsetzung. Ihre Teilnehmenden erarbeiten sich die sieben Faktoren der Resilienz und ermitteln ihre eigenen Stressoren. Sie erlernen Wege, diese zu erkennen und abzubauen. Einen Schwerpunkt bildet dabei der Themenbereich Selbstregulation und Entscheidungsfindungsmethoden. Ergänzend finden Sie eine Methoden-Toolbox, die Ihnen das Gerüst für weitere Vertiefungen liefert. So können Sie ganz nach Bedarfssituation Ihrer Teilnehmenden Ihr Training gestalten und anpassen. Online-Service: Dieses Werk beinhaltet weitere Arbeitshilfen und Schaubilder zum Download-Abruf. Das Wissen steht Käuferinnen und Käufern des Buchs exklusiv zum digitalen Abruf bereit.
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Seitenzahl: 379
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Patricia Korella
Resilienztrainings erfolgreich leiten
Der Seminarfahrplan
© 2024 managerSeminare Verlags GmbH
Endenicher Str. 41, D-53115 Bonn
Tel.: 0228-977910
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Der Verlag hat sich bemüht, die Copyright-Inhaber aller verwendeten Zitate, Texte, Abbildungen und Illustrationen zu ermitteln. Sollten wir jemanden übersehen haben, so bitten wir den Copyright-Inhaber, sich mit uns in Verbindung zu setzen.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten.
ISBN: 978-3-98856-380-4
Herausgeber der Edition Training aktuell:
Ralf Muskatewitz, Jürgen Graf, Nicole Bußmann
Lektorat: Sadia Oumohand
Cover: mangostock/Depositphotos.com
Illustrationen: Patricia Korella
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
Ihre Download-Ressourcen
Begleitend zum Buch stehen Ihnen Arbeitshilfen für die persönliche Verwendung zum Download im Internet zur Verfügung. Sie können die Vorlagen jederzeit in hoher Qualität abrufen und einsetzen.
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Cover
Impressum
Dankbar sein – Danke sagen
Vorwort
Einleitung
Teil 1: Theorie – Resilienz im Überblick
Resilienz: die neue Zukunftskompetenz?
Definitionen von Resilienz
Resilienz in der Forschung
Pionierstudie: Kauai-Studie von Emmy Werner und Ruth Smith
Entwicklungsstufen der Resilienzforschung
Forschung im Arbeitskontext
Bekannte Resilienzmodelle und -konzepte der Trainingspraxis
Die Strategie der Stehauf-Menschen
Der Resilienzparcours
7 Schlüssel für mehr innere Stärke
Das Resilienz-Zirkel-Training
Resilienzfaktoren nach Reivich und Shatté
Weitere Modelle
Begriffe rund um Resilienz
Resilienzfaktor Optimismus
Resilienzfaktor Akzeptanz
Resilienzfaktor Lösungsorientierung
Resilienzfaktor Selbstregulation (Emotionsregulation)
Resilienzfaktor Selbstverantwortung
Resilienzfaktor Netzwerkorientierung
Resilienzfaktor Zukunftsorientierung
Kausalanalyse
(Psychosoziale) Krise
Salutogenese statt Pathogenese
Risiko- und Schutzfaktoren
Selbstwirksamkeit(-serwartung)
Teil 2: Praxis – Der Seminarfahrplan
Seminarkonzeption
Zielgruppe
Zielsetzungen und Erwartungen
Zeitstrukturen
Umsetzungsgestaltung
Zweitägiges Seminarkonzept in Präsenz
Der erste Seminartag im Überblick
Ankommen und Kennenlernen
Kennenlernrunde
Lernziele
Unser Umgang miteinander
Agenda
Resilienz – Worüber sprechen wir?
Reflexion: „Was macht mich stark?“
Trainerinput: Resilienz und Forschung
Die sieben Resilienzfaktoren
Follow-up zur Übung „Was macht mich stark?“
Resilienz in Bezug auf Change und VUCA (inkl. BANI)
Change und die sieben Phasen des emotionalen Erlebens
Die „VUCA-Welt“
Definition von Stress und Stressoren
Definitionen
Die Stressampel
Übung: „Meine Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten“
Eigene Stressverstärker erkennen und relativieren
Übung: „Über das Band gehen“
Video „Auswirkungen von Stress“
Stressverstärker
Sei perfekt!
Beeil dich!
Streng dich an!
Mach es allen recht!
Sei stark!
Reduktion von Stressoren – Aufbau von Ressourcen
Einstieg und Aktivierungsübung
Übung: Stressoren mindern – Ressourcen aufbauen
Tagesrückblick
Der zweite Seminartag im Überblick
Stimmungsabfrage und Fragen zum Einstieg in Tag 2
Resilienzfaktor Selbstregulation
Definition von Selbstregulation (Reiz und Reaktion)
Selbsttest zur Emotionskontrolle
Die Selbstregulationstheorie nach Bandura
Rezept zur Selbstregulation
Stress abbauen und Gelassenheit entwickeln
Die 5-A-Strategie
Exkurs: Circle of Influence
Love it, change it, or leave it
Einflussfaktoren bei der Entscheidungfindung
Reflexion (Gruppenarbeit)
Entscheidungsfindung
Denksysteme
Heuristiken
Entscheidertypen
Bewegung – Weg von/Hin zu
Voraussetzungen für die Entscheidungsfindung
Vorgehensweise bei der Entscheidungsfindung
Methoden zur Entscheidungsfindung
Mein Resilienzbaum
Feedback und Verabschiedung
Live-Online-Training
Planung und Vorbereitung
Grundlegende Vorbereitungen
Teilnehmenden-Anspruch
Vorabimpuls: Überraschungspaket
Umsetzungsgestaltung
Kurzer Hinweis zum Medieneinsatz im Live-Online-Seminar
Live-Online-Tagestraining im Überblick
Tageseinstieg und Aktivierung
Kennenlern-Übung Wohlfühlorte
Drei Fragen an die Teilnehmenden
Resilienz – Worüber sprechen wir?
Resilienzdefinition und Resilienz in der Forschung
Resilienztest
Aktivierender Einstieg mit Entspannungsübungen
Verknüpfung Stress und Resilienz
Die Stressampel
24-Stunden-Tortendiagramm und Lebensrad
Aktivierung nach der Mittagspause
Krisen-ABC
Keep cool – ABC des Wohlbefindens
Rechts-links-Stimulation zum Stressabbau
Ressourcen aktivieren
Zitronenexperiment
Berlin-Ressourcenliste
Mein Resilienz-Schutzschild
Feedback und Verabschiedung
Teil 3: Methodentools
Optimismus
Brief an das Glück
Seile des Glücks
Der Optimisten-Energieriegel
Akzeptanz
Der Esel und der Brunnen
7 Schritte zur Akzeptanzentwicklung
Not-to-do-Liste
Lösungsorientierung
Kopfstandmethode (Umkehrmethode)
One-Pager-Sheet der systemischen Fragestellungen
Kollegiale Fallberatung
Selbstregulation
Das Gefühlsrad
Körperübungen zur Stimmungsverbesserung
Meine Hot Buttons
Selbstverantwortung
Möhren der Verführung
Meine vielen „Selbsts“ im Sinne der Selbstverantwortung
Denkstress abbauen – „Stop Overthinking“
Netzwerkorientierung
Netzwerk-Radar-Sichtung
Berufliche Vernetzungs- und Kommunikationsmatrix
Freude im Miteinander mit der ABC-Methode
Zukunftsorientierung
Löffelliste (Bucket List)
Retrospektiven
Werte – mein innerer Handlungskompass
Stichwortverzeichnis
Download-Ressourcen
Was macht mich stark?
Meine Rollen
Selbsttest Innere Antreiber
Antreiber-Steckbriefe
Wertequadrat
Stressoren mindern – Ressourcen aufbauen
Mein wichtigster Tagesimpuls
Selbsttest Selbstregulation
Rezept zur Selbstregulation
Abbildung Entscheidungsfindung
Selbsttest Entscheiderypen
Vorlage Resilienzbaum
Bearbeitungsfragen „Mein Resilienzbaum“
Selbsttest Resilienzfaktoren
Vorlage 24-Stunden-Tortendiagramm
Vorlage Lebensrad
Berlin-Ressourcenliste
Abschlussfragen Resilienz-Schutzschild
Geschichte von Esel und Brunnen
7 Schritte zur Akzeptanz
Kopfstandmethode
One-Pager-Sheet der systemischen Fragestellungen
Arbeitsblatt Gefühlsrad
Umgang mit Hot Buttons
Vorlage Möhren der Verführung
Begriffliste zum Bearbeiten
Begriffliste „Selbst“
Vorlage Netzwerk-Radar-Sichtung
Vernetzungs- und Kommunikationsmatrix
Feedback-Karten
Vorlage Rückblick vs. Vorausschau
Quellen- und Linkliste
Dankbar sein, eine Fähigkeit, die ich in den letzten Jahren mehr und mehr zu schätzen gelernt habe. Sie trägt für mich durch Etablierung von Alltagsritualen stark zu meiner eigenen Resilienz bei.
In diesem Zusammenhang möchte ich jenen Menschen DANKE sagen, die mich im Prozess der Buchentstehung unterstützt haben. Dankbar bin ich meinen Teilnehmenden, die mir durch ihr Feedback und das Sich-Einlassen auf die Übungen geholfen haben, die Konzepte weiterzuentwickeln. Von ihnen zu erfahren, welche Impulse für sie wichtig waren, sind Schätze für jeden Trainierenden. Dankbar bin ich meinem Trainernetzwerk. Von Ihnen kamen viele Impulse und es gab immer wieder den kritischen Austausch und die Unterstützung, wenn ich mal nicht weiterwusste. Dankbar bin ich auch meinem Mann, der viele Stunden auf mich verzichten musste und mich oft als Sparringspartner auf neue Impulse gebracht hat. In der Endgestaltung des Buches gilt mein Dank Frau Oumohand, die den letzten Feinschliff vorgenommen hat, sowie Herrn Muskatewitz für seine Geduld in Bezug auf die Umsetzung.
Mein erster Kontakt mit Resilienz war der Artikel „Rückschläge besser wegstecken – Karrierefaktor Resilienz“ aus dem Jahr 2007, veröffentlicht in managerSeminare. Resilienz, was für ein Wort, dachte ich damals. Mit Interesse las ich den Artikel weiter, denn wer möchte nicht Krisen und schwierige Situationen meistern und sogar gestärkt daraus hervorgehen. Ich war begeistert und suchte nach mehr Informationen und Lektüre. Damals gab es noch kaum Veröffentlichungen in deutscher Sprache.
Die Fachliteratur unterscheidet heute verschiedene Modelle: individuelle Resilienz und systemische respektive organisationale Resilienz. Gerade auch in Unternehmens- und Teamprozessen wird Resilienz immer mehr in den Fokus gestellt. Im aktuellen Krisenkontext wird das Konzept der Resilienz genutzt, um die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, wie zum Beispiel mit der Fragestellung: Wie kann eine kontinuierliche Anpassung an die Herausforderungen erfolgen?
Schwerpunkt meiner Trainertätigkeit liegt in der Betrachtung des Individuums, der eigenen persönlichen Resilienzentwicklung. Wie kann ich als Mensch in der sich immer schneller wandelnden Umwelt meine psychische Gesundheit behalten? Auf Grundlage des Konzeptes der Kauai-Längsschnitt-Studie der Amerikanerin Emmy Werner entstanden erste Umsetzungsformate. Neue Forschungserkenntnisse, Modelle und Methoden, Kundenrückmeldungen und -wünsche haben zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung beigetragen. Aspekte von Gesundheitserhaltung und Stressmanagement gehen dabei nahtlos ineinander über.
Aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden habe ich oft gemerkt, dass bei dem einen der eine Ansatz hilfreich war, und beim anderen eine andere Übung für Klärung gesorgt hat. In manchen Fällen sind es lediglich Nebensätze, die einen Aha-Effekt auslösen. Große Bedeutung kommen dem Dialog sowie der Reflexion der eigenen Erfahrungen zu. Schaue ich mir heute die sieben Faktoren des Resilienzkonzeptes an, so stelle ich fest, dass es genau diese Faktoren waren und sind, die mich wachsen lassen und mir helfen, herausfordernde Situationen zu meistern.
Herangehensweise
Grundlage für die thematischen Inhalte dieses Buches sind die Fragestellungen und Herausforderungen, mit denen sich die Teilnehmenden auseinandersetzen und die sich in den Kundenwünschen widerspiegeln. Ziel bei der Zusammenstellung der Inhalte ist es, eine Verständnisgrundlage zu schaffen, Übungen auszuwählen, die zur eigenen Reflexion einladen, dazu einen Perspektivwechsel vorzunehmen sowie Veränderungsprozesse in Gang zu setzen.
Das hier vorgestellte Seminarkonzept ist in meiner Praxis erprobt und hat sich über viele Jahre bewährt. Es wird immer wieder an die neusten Erkenntnisse angepasst. Es greift nicht jeden einzelnen Resilienzfaktor auf und ist je nach Seminarrahmenbedingungen veränderbar. Entsprechend wird das Konzept jeweils an die Rahmenbedingungen, Gegebenheiten und Teilnehmerstruktur angepasst.
Sie erhalten ein Konzept für ein zweitägiges Training in Präsenz. Ferner für ein online durchgeführtes Training als eintägiges Konzept. Im Anhang finden Sie dann noch zu jeder der sieben Resilienzfaktoren je drei weitere Übungen, um Ihr eigenes Konzept zusammenzustellen. So können Sie entsprechend den Bedürfnissen der Kunden und Ihren persönlichen Vorlieben die Übungen auswählen.
Zielgruppe des Buches
Das Buch ist für Trainierende geschrieben, die am Anfang ihrer Überlegungen für ein Seminarkonzept zur Thematik Resilienz stehen. Dieses Buch liefert Ihnen die Grundlagen für Trainings sowohl in Präsenz als auch online. Auf den Methodenteil am Ende können Sie zurückgreifen, wenn Sie entsprechende Anpassungen am Seminarfahrplan, beispielsweise für Ausschreibungen, vornehmen möchten. Erfahrene Trainierende finden in diesem Buch neue Impulse, eine thematische Übersicht von Methoden zu den meisttrainierten Resilienzfaktoren und vielleicht auch eine andere Herangehensweise an einzelnen Themenstellungen.
Zum Gendern
Gendern ist immer wieder eine Herausforderung in der Sprache. Dieses Buch ist für alle Interessierten, die das Thema Resilienz für sich entdeckt haben und nach verschiedenen Impulsen für ihre Seminarumsetzung suchen. Es sind bevorzugt neutrale Formulierungen genutzt worden, die möglichst den Lesefluss nicht beeinträchtigen.
Download-Ressourcen
Für Ihre Seminarumsetzung erhalten Sie als Download-Material unterschiedliche Arbeitshilfen (Visualisierungen, Arbeitsblätter und Power-Point-Folien sowie eine praktische Linkliste). Die Kennzeichnung erfolgt durch das Download-Symbol. Den Download-Link finden Sie in der hinteren Umschlagsklappe bzw. auf Seite 2 in der digitalen Ausgabe.
Zu Beginn ging man davon aus, dass Resilienz angeboren ist. Im Rahmen der verschiedenen Studien spricht man heute davon, dass Resilienz ein „dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess“ (Wustmann, 2016) ist, der durch Interaktionsprozesse zwischen Individuum und Umwelt (Lösel und Bender, 2008) stattfindet.
Die US-amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner wird von den meisten als Pionierin der Resilienzforschung gesehen. Mit der Veröffentlichung ihrer Kauai-Langzeitstudie (1955-1999), die sie mit Ruth Smith durchführte, erlangte sie internationale Bekanntheit. Im Rahmen dieser Studie wurden alle Kinder (698 Teilnehmende) des Geburtsjahrganges 1955 der Insel Kauai (Hawaii) über 40 Jahre in ihrem persönlichen Entwicklungsprozess begleitet. Ein Drittel der Kinder hatte ein sogenanntes hohes Entwicklungsrisiko, da sie z.B. geburtsbedingten Komplikationen ausgesetzt waren, in chronischer Armut lebten und/oder mit Gewalt, Alkoholismus und Kriminalität konfrontiert wurden.
Die Fragen von Emmy Warner waren:
Wie werden sich die Risikokinder über die Jahre hinweg entwickeln?
Welche Chancen haben sie für ein erfülltes Leben?
Ein interdisziplinäres Team von Sozialarbeitern, Krankenschwestern, Kinderärzten und Psychologen prüfte die Entwicklungen im Alter von 1, 2, 10, 18, 32 und 40 Jahren. Trotz der widrigen Umstände entwickelte sich ein Drittel der Risikokinder zu verantwortungsbewussten, leistungsstarken und fürsorglichen Erwachsenen. Im Alter von 40 Jahren gab es in der Gruppe der ursprünglichen Risikokinder z.B. die wenigsten chronischen Gesundheitsprobleme, keinen Bedarf an Sozialhilfe, keine Konflikte mit dem Gesetz, eine positive Zukunftserwartung und hohe soziale Kompetenz. Emmy Werner stellte fest, dass die resilienten Kinder über Schutzfaktoren verfügten, die die negativen Einflüsse milderten. Auf Basis dieser Erkenntnisse beruhen viele Aspekte der Resilienzkonzepte bzw. -faktoren. Eine Vertiefung zur Thematik der Schutzfaktoren finden Sie auf Seite 58f.
Die Resilienzforschung hat sich im Laufe der Zeit unter verschiedenen Fragestellungen und Blickwinkeln mit der Thematik auseinandergesetzt.
Zu Beginn der Forschung (1. Stufe) standen die Fragestellungen: Was ist Resilienz? Wie kann man sie messen? Was bewirkt etwas? Hierbei ging es um die Identifikation der Schutzfaktoren und Schlüsselkompetenzen.
In der 2. Stufe ging es eher um die Prozesse, um das „Wie“. Es ging um die Fragestellungen: Wie kommt es zu Resilienz? Welche Einflüsse wirken sich als Schutz aus? Wie wird die positive Entwicklung im Risikokontext gefördert? Es galt, die Komplexität der Thematik zu erfassen.
Die 3. Stufe befasst sich mit den Möglichkeiten der Präventionsmaßnahmen zur Förderung von Resilienz. Kann man Resilienz fördern und wenn ja, wie? In der Positiven Psychologie beispielsweise wird unter Berücksichtigung folgender Fragestellung geforscht: Wie kann das psychische Wohlbefinden eines Menschen erhöht werden? Martin Seligmann, der Vorreiter und Begründer der Positiven Psychologie, hat mit seiner Kollegin Dr. Karen Reivich das Penn Resilience Program entwickelt. Bei dem Trainingsprogramm geht es um die Prävention von posttraumatischen Belastungsstörungen bei Kindern. Ein späterer Einsatz fand unter anderem im amerikanischen Militär statt.
Ein praktisches Beispiel aus dem militärischen Bereich: Zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft von Soldaten und deren Angehörige führte die US-amerikanische Armee im Jahre 2008 das Comprehensive Soldier and Family Fitness (DSF2)-Programm ein. Es geht um die Entwicklung einer stärkenorientierten Herangehensweise, um mit belastenden Erlebnissen umzugehen und zu wachsen. Den Kern des Master Resilience Trainings (MRT) bildet das sogenannte „MRT-Schild“, welches hilft, bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten zu stärken und damit Resilienz aufzubauen. Inhalte sind Themen des persönlichen Energiemanagements, das Vermeiden von Denkfallen, die konstruktive Gesprächsführung, Problemlösungsstrategien und das Erkennen und Nutzen eigener Persönlichkeitsstärken. Dadurch findet eine gesamte Stärkung der Persönlichkeit des Menschen statt.
Die 4. Stufe trägt den technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen in Genetik, Neurowissenschaft und Neuroimaging (bildgebende Verfahren der Hirnforschung) Rechnung. Es geht um die Entwicklung von Mehrebenenmodellen in der Erforschung der Einflussfaktoren auf die menschliche Anpassung
Im fachübergreifenden Leibniz-Institut in Mainz arbeiten Neurowissenschaftler, Mediziner und Psychologen interdisziplinär in der Resilienzforschung zusammen. Einer der beiden Forschungsschwerpunkte ist das neurowissenschaftliche Verstehen der Resilienzmechanismen, der Fähigkeit zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung psychischer Gesundheit trotz mentaler oder physischer Belastungen. In diesem Zusammenhang sind zwei besondere Langzeitstudien zu erwähnen:
Mainzer Resilienz-Projekt (MARP)
Longitudinal Resilience Assessment (LORA)
Der zweite Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Entwicklung und Implementierung von Interventionen. Wie können Lebensumfelder resilienzfördernd verändert werden? Welche Präventivmaßnahmen sind unterstützend? Wie können Strategien zur Neubewertung von Alltagssituationen eingeübt werden? Dabei werden methodische Ansätze auch unter Einbeziehung der modernen Medien entwickelt und auf ihre Wirksamkeit geprüft.
Quellen
Annen, Hubert (2012): Psychische Widerstandskraft: Wesentliche Faktoren und Konsequenzen für die militärische Ausbildung und Führung, MILAK-Frühjahrstagung vom 3. März 2012. MILAK-Schrift 14. Birmensdorf, Militärakademie an der ETH Zürich.
Berndt, Christina (2015): Resilienz. Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft – Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burn-out. München, dtv.
Fröhlich-Gildhoff, Klaus; Rönnau-Böse, Maike (2019): Resilienz. 5. Auflage. München, Ernst Reinhardt Verlag.
Masten, Ann S. (2016): Resilienz: Modelle, Fakten und Neurobiologie. Paderborn, Junfermann Verlag.
https://lir-mainz.de/strategie (abgerufen am 06.08.2024)
https://lir-mainz.de/mainzer-resilienz-projekt-marp (abgerufen am 06.08.2023)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32683526/ (abgerufen am 27.11.2023)
Aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt fordern verstärkt die Auseinandersetzung nicht nur mit der individuellen, sondern auch mit der organisationalen Resilienz. Wie können sich Unternehmen so aufstellen, dass sie sich an die immer schneller verändernden Marktbedingungen und Erfordernisse anpassen können?
Zu diesem Zweck wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Maßnahmen auf dem Gebiet „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ gefördert.
Eines von über 30 bundesweit geförderten Verbundprojekten ist das Projekt „Stärke – starke Beschäftigte und starke Betriebe“, welches sich u.a. damit auseinandersetzt, wie Motivation, Innovation, Kreativität und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten langfristig erhalten und gefördert werden können.
Der aus dieser Arbeit entstandene Resilienzkompass ist ein praxisorientierter Leitfaden, der Unternehmen beim Ausbau ihrer Anpassungsfähigkeit unterstützt.
Abb.: Handlungsfelder des Resilienzkompasses
Ein weiteres Projekt ist „Stark in Alltag und Arbeit – Resilienz auf individueller und kollektiver Ebene“. Ziel bei dieser Entwicklung des Resilienzmanagements ist es, Instrumente zu nutzen, die zum einen die individuelle und Teamresilienz fördern und die zum anderen die Nutzung bzw. Entwicklung betrieblicher Ressourcen ermöglichen. Die Umsetzung erfolgt durch ein schrittweises Vorgehen von Diagnose über Intervention zu Integration.
In diesem Schaubild ist das Ergebnis des Projektes als Resilienzmodell zusammengefasst, welches zwischen Ressourcen und Prozessen unterscheidet. Entsprechend sind Prozesse zu entwickeln, die die Ressourcen stärken und dadurch wiederum das resiliente Verhalten in den Prozessen fördern.
Abb.: Resilienz im Arbeitskontext (Quelle: Soucek, 2022)
Um Veränderungen in Unternehmen nachhaltig gestalten zu können, erarbeitete die Internationale Organisation für Standardisierung (ISO) 2017 erstmals eine ISO-Norm (ISO 22316) mit Empfehlungen zur Entwicklung von organisationaler Resilienz auf neun Handlungsfeldern:
Teilung der Unternehmensvision und Zielsetzung
Beeinflussung und Verstehen des internen und externen Umfeldes Ermutigende Führungskräfte
Resilienzfördernde Kultur (Kommunikation und Verhaltensweisen)
Informationen und Wissen teilen (Fehlerkultur, gemeinsames Lernen)
Verfügbarkeit von Ressourcen für schnelle Anpassungsprozesse
Koordinierte Unternehmensbereiche, die sich an den strategischen Zielen ausrichten
Kontinuierliche Verbesserung dadurch, dass Ergebnisse evaluiert, Chancen erkannt und Kriterien für die Zukunft definiert werden
Veränderungen vorwegnehmen (antizipieren) und managen
Quellen
https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-947.html (abgerufen am 06.08.2023)
https://staerke-projekt.de/de/staerke (abgerufen am 07.02.2022)
https://www.resilire.de/index.php (abgerufen am 07.02.2022)
https://www.iso.org/standard/50053.html (abgerufen am 27.02.2024)
https://kultivierer.ch/resiliente-unternehmen/ (abgerufen am 07.02.2022)
https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=ISO-Norm%2022316&mid=9F75967C01DE396748629F75967C01DE39674862&ajaxhist=0 (abgerufen am 27.02.2024)
https://gesundearbeit-mega.de/fokusgruppe-1-innovativef%c3%bchrung-und-pr%c3%a4ventionsorientiertepersonalentwicklung (abgerufen am 07.02.2022)
https://gesundearbeit-mega.de/sites/gesundearbeit-mega.de/files/common/191112_fokusgruppenbroschuere_final.pdf (abgerufen am 07.02.2022)
Auf dem Trainingsmarkt gibt es viele verschiedene Anbieter und Modelle bzw. Konzepte, die im Laufe der letzten Jahre entstanden sind. Diese basieren häufig auf einer Kombination aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und persönlichen Erfahrungen, Hintergründen und Entwicklungen. Je nach persönlichem Kontext werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und Metaphern oder Symbole für die bessere Verständlichkeit genutzt. Im Mittelpunkt aller Konzepte steht, den Menschen Hilfestellungen für ihre eigenen Entwicklungsprozesse zu geben, um mit ihren Herausforderungen umzugehen, neue Handlungsoptionen entwickeln zu können und Balancen wieder herzustellen. Je nach Arbeitsgebiet erfolgt dann noch die Verknüpfung mit der Team- und/oder organisationalen Resilienz.
Die hier aufgeführten Konzepte sind nach meiner Wahrnehmung die am Markt bekanntesten. Anhand der Kurzbeschreibungen können Sie sich einen Überblick verschaffen und entscheiden, ob und wo Sie für sich oder in Ihren Seminaren in die Tiefe gehen möchten.
Die Strategie von Monika Gruhl lehnt sich an die Kauai-Studie an und definiert ein systemisches Konzept von Eigenschaften und Fähigkeiten. Dabei geht es um die drei Eigenschaften bzw. Grundhaltungen: Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientierung. Die vier Fähigkeiten sind: sich selbst regulieren, Verantwortung übernehmen, Beziehungen gestalten und Zukunft gestalten.
In dem Konzept geht es um das Zusammenspiel der Faktoren und die Entwicklung von Schritten zur eigenen Resilienzbalance.
Bei der Arbeit mit dem Resilienzparcours von Sylvia Kéré Wellensiek gibt es zwei Ausrichtungen. Zum einen die auf den individuellen Kernprozess, wo sich der Mensch als solcher reflektiert. Die zweite Ausrichtung schaut auf die Balancen im Team, wo es um den sozialen Kernprozess geht. In den dabei verwendeten Methoden bestehen Ähnlichkeiten, jedoch sind diese wiederum auf den jeweiligen Kontext („Ich“ oder „Team“) angepasst.
Der Resilienzparcours beinhaltet für beide Ausrichtungen jeweils zehn Schritte:
Individueller Kernprozess (Ich)
Sozialer Kernprozess (Team)
Das Energiefass
Das Teamfass
Der Rollenkuchen
Rollen- und Aufgabenklärung im Team
Grenzen setzen – wahren – öffnen
Grenzen im Team setzen – wahren – öffnen
Innere Antreiber
Innere und äußere Antreiber im Team
Achtsamer Tagesablauf
Achtsamer Tages- und Wochenablauf
Blickpunktwechsel
Blickpunktwechsel im Team
Gesprächsampel
Teamampel
Veränderbare/unveränderbare Welt
Ausrichtung auf Handlungsspielräume
Das Wertenetz
Gemeinsames Wertequadrat
Raus aus dem Hamsterrad
Raus aus der Box
„Das Besondere an dem Konzept der Resilienz ist der proaktive Blick sowie der Fokus auf Ressourcen statt Defizite.“
Sylvia Kéré Wellensiek
In der aktuellen Veröffentlichung „Logbuch Resilienz“ (Wellensiek, 2020), welches zur Eigenarbeit einlädt und sich als Arbeitsbuch versteht, umfasst der Trainingsparcours zwölf Lernstufen, die in drei Trainingsphasen untergliedert sind.
Achtsame Selbststeuerung
1. Tiefe Kraftquellen
2. Rollenklarheit
3. Die Resilienz-Schatztruhe
4. Das Resonanz-Prinzip
Bewusste Beziehungsgestaltung
5. Der Beziehungsgarten
6. Achtsame Grenzen
7. Klare Gespräche
8. Tragendes Netzwerk
Konsequenz in Entscheidung und Umsetzung
9. Tun und lassen
10. Wertvolle Anker
11. Entscheidungssicherheit
12. Neue Lebensqualitäten
Frau Prof. Dr. Jutta Heller verwendet in ihrem Modell die Symbolik von Schlüsseln. Die meisten von ihren genutzten Übungen basieren auf Techniken der Neurolinguistischen Psychologie (NLP). Die Resilienzfaktoren oder Schlüssel lauten: Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Verantwortung, Netzwerkorientierung, Lösungsorientierung und Zukunftsorientierung.
Das Resilienz-Zirkel-Training (RZT) baut auf dem Bambus-Prinzip® von Ella Gabriele Amann auf. Die Bambus-Metapher steht hier für die Flexibilität und die Gestaltung des Anpassungsprozesses, sich in stürmischen Zeiten nicht brechen zu lassen, sondern sich mit dem Wind zu wiegen. Das Konzept umfasst acht Kompetenzfelder:
Improvisationsvermögen und Lernbereitschaft
Optimismus, positive Selbsteinschätzung
Akzeptanz und Realitätsbezug
Lösungsorientierung und Kreativität
Selbstregulation und Selbstfürsorge
Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit
Beziehungen und Netzwerke
Zukunftsgestaltung-Visionen, Aufträge, Werte
Ziel des integrativen Resilienzcoachings ist es, durch erweitertes Kompetenzbewusstseins des Klienten seine Handlungsfähigkeit in Krisensituationen sicherzustellen.
Den amerikanischen Psychologen Karen Reivich und Andrew Shatté zufolge zeichnen sich hoch resiliente Menschen in besonderer Weise durch hohe Ausprägung der folgenden Faktoren aus:
Emotionssteuerung
Impulskontrolle
Kausalanalyse
Realistischer Optimismus
Selbstwirksamkeitsüberzeugung
Reaching-out / Zielorientierung
Empathie
Die Grunderkenntnis dieses Modells ist, dass unsere Emotionen und Verhaltensweisen in schwierigen Situationen „nicht durch Ereignisse selbst ausgelöst werden, sondern durch die Art und Weise, wie wir diese Ereignisse interpretieren“. Für dieses Resilienzkonzept wird der Ansatz des ABC-Modells des US-amerikanischen Psychologen Albert Ellis, das von der (unbewussten) Bewertung von Wahrnehmungen ausgeht, genutzt.
In der folgenden Übersicht finden Sie noch weitere Modelle. Sie können dort ergänzende Impulse und Ansätze für Ihre Arbeit finden.
Sieben Säulen der Resilienz (Varianten von Ursula Nuber und Dr. Franziska Wiebel)
10 Life Skills (WHO Trainingskonzept 1997)
Schutzfaktoren der Resilienz (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Jürgen Bengel und Lisa Lyssenko)
Stufenmodell der Resilienz (Al Siebert)
Acht Zauberstäbe der Resilienz (Gabriele Koslowski)
Bambus-Strategie (Katharina Maehrlein)
Der R-Faktor (Micheline Rampe)
FiRE-Modell (Kollektiv Leadership Choices)
BRAIN-Modell (Uwe Rühl)
Wurzelmodel der Resilienz (Stefan Spiecker)
Abschließend lässt sich sagen, dass sich bei allen Resilienzmodellen zwar die Anzahl und Begrifflichkeiten für die verwendeten Faktoren unterscheiden, es aber doch hohe Übereinstimmungen gibt. Im Kern geht es um den achtsamen Umgang mit sich selbst, die bewusste Gestaltung von Beziehungen und Netzwerken sowie eine proaktive Herangehensweise beim Umgang mit Herausforderung in Bezug auf Entscheidungen und Umsetzungen. Die dabei verwendeten Metaphern oder Symbole zeigen die unterschiedlichen Herangehensweisen auf und setzen dadurch differenzierte Schwerpunkte.
Quellen
Mourlane, Denis (2013): Resilienz. Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen. 4. Auflage. Göttingen, BusinessVillage-Verlag.
Reivich, Karen; Shatté, Andrew (2003): The Resilience Factor. 7 Keys To Finding Your inner Strength and Overcoming Life's Hurdles. (Kindle Übersetzung). New York, Three Rivers Press.
Rampe, Micheline (2005): Der R-Faktor – Das Geheimnis unserer inneren Stärke. München, Knaur Taschenbuch.
Gruhl, Monika (2008): Die Strategie der Stehauf-Menschen. Resilienz – so nutzen Sie Ihre inneren Kräfte. Freiburg, Herder Verlag.
Heller, Jutta (2023): Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere Stärke. München, Gräfe und Unzer.
Wellensiek, Sylvia Kéré (2020): Logbuch Resilienz. Weinheim/Basel, Beltz Verlag.
Wellensiek, Sylvia Kéré; Schwarz, Kristen (2018): Der Resilienzparcours. Weinheim, Beltz Verlag.
https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/abc-modell/ (abgerufen am 08.08.2023)
https://www.resilienz-akademie.com/resilienzmodelle-im-vergleich/ (abgerufen am 08.08.2023)
Um der Vielfalt der Begrifflichkeiten rund um Resilienz einen Raum zu geben, finden Sie hier Ausführungen und Hintergründe für die praktische Arbeit. Dabei liegt die Konzentration auf den Hauptbegrifflichkeiten, die eng mit Resilienz verbunden sind und die häufig rund um Resilienz genannt werden.
Steigen wir ein mit den sieben Resilienzfaktoren, um die es sich in diesem Buch hauptsächlich dreht.
Resiliente Menschen zeichnen sich häufig durch Optimismus aus. Doch worüber sprechen wir, wenn wir von Optimismus sprechen? Der Begriff stammt vom lateinischen Wort optimum, „das Beste“. Die Endung „-ismus“ steht für das Vorgehen und Handeln auf eine bestimmte Art und Weise. Übertragen wir das auf den Menschen, dann hat ein Optimist eine zuversichtliche lebensbejahende Einstellung und geht in seinen Handlungen vom Erreichen seiner Ziele aus.
Im Alltag erkennen wir einen Optimisten oft schon an seinen Äußerungen:
„Das wird schon“
„Wir bekommen das hin“
„Uns gelingt es, die Situation zu meistern“
Der Optimist ist lösungsorientiert und sucht auch in negativen Ereignissen nach Möglichkeiten zur positiven Veränderung. In seinem langfristigen Denken geht er davon aus, dass sich die Geschehnisse zum Guten entwickeln und gibt die Hoffnung nicht auf. Seine positive Grundeinstellung und sein Denken ermöglichen ihm seine Visionen. Er kann sich das Ziel und deren Erreichung vorstellen. Für ihn sind schwierige Situationen Herausforderungen, die entsprechende Anstrengungen abverlangen. Es gibt verschiedene Konzepte von Optimismus. Die bekanntesten stelle ich hier kurz vor.
Optimismus als Persönlichkeitseigenschaft
Dispositionaler Optimismus: Nach der Definition von Scheier und Carver (1985) ist Optimismus ein Persönlichkeitsmerkmal und beschreibt eine generalisierte positive Grundhaltung bezüglich der Einschätzung zukünftiger Ereignisse. Optimisten glauben, dass selbst schwierige Situationen eine positive Entwicklung nehmen. Wie dies geschieht, ob durch Glück, Zufall oder durch eigene Anstrengungen, hat dabei keine Relevanz. Verglichen mit Pessimisten sind die zuversichtlichen Optimisten beim Eintreten von Hindernissen bereit, ihre Anstrengungen zu steigern und nicht vorschnell aufzugeben. Erscheint jedoch das Erreichen eines Zieles unwahrscheinlich, so können sie schneller loslassen und sich neuen Aufgaben zuwenden. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass sich dispositionaler Optimismus positiv auf die physische wie auch auf die psychische Gesundheit auswirkt.
Optimistischer Attributionsstil/gelernter Optimismus: Im Rahmen seiner Forschungen stellte Martin Seligmann u.a. die Frage: „Warum begegnen manche Menschen dem Leben eher optimistisch, während andere dem Leben eher pessimistisch gegenübertreten?“ Die Erklärung dafür sieht Seligmann in der Zuschreibung (Attribution) von Ursachen zu bereits eingetretenen Ereignissen. Erfolg wird demnach auf internale, stabile oder globale Ursachen zurückgeführt. Bei Misserfolg hingegen werden eher externale, variable oder spezifische Ursachen verantwortlich gemacht.
Die Zuschreibungen lassen sich in die drei Dimensionen Dauerhaftigkeit, Geltungsbereich und Personalisierung unterscheiden.
Dauerhaftigkeit (stabil/variabel): Der Pessimist stuft negative Ursachen als dauerhaft ein, positive dagegen als vorübergehende Erscheinung. Der Optimist hingegen dreht es genau um und stuft Negatives als vorübergehend ein und Positives als dauerhaft. Beispiel für einen Optimisten wäre: „Ich habe immer Glück und Talent, nur heute war ich mal erschöpft.“ Beim Pessimisten hingegen würde der Satz lauten: „Nie habe ich Glück und mein Talent ist auch gering, doch heute hatte ich mal einen guten Tag.“
Geltungsbereich (global/spezifisch): Bei Fehlschlägen oder negativen Ereignissen neigen Pessimisten zur Generalisierung, z.B.: „Ich bin schwierig.“ Der Optimist würde hingegen sagen „Ich bin für ihn schwierig“ und macht statt einer globalen Zuschreibung eine spezifische Zuschreibung.
Personalisierung (internal/external): Pessimisten geben sich bei Fehlschlägen oder unangenehmen Erlebnissen selbst die Schuld (internal). Dies führt auf Dauer häufig zu einem schwachen Selbstwertgefühl. Optimisten suchen die Ursachen dagegen eher bei den Umständen oder anderen Personen (external). Entsprechend verfügen sie eher über ein starkes Selbstwertgefühl. Bei erfreulichen Ereignissen gilt hier ebenfalls wieder die Umkehr der Zuschreibung.
Optimismus als situationsspezifische Erwartung
Unrealistischer Optimismus: Der US-amerikanischen Psychologen Neil Weinstein befragte mehr als 300 Studierende zu zukünftigen Lebensereignissen. Er bat sie, diese in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit des Eintretens in ihrem Leben einzuschätzen. Im Ergebnis zeigten sich die Befragten überoptimistisch. Sie gingen davon aus, dass positive Ereignisse wie gute Gesundheit oder ein hohes Einkommen eher ihnen selbst zuteilwürden und negative wie eine Kündigung, Scheidung oder Erkrankung eher den anderen widerfahren. Im Umkehrschluss kann dies bedeuten: Wer davon ausgeht, dass einem selbst nichts Negatives widerfährt, achtet beispielsweise nicht ausreichend auf seine Gesundheit in Bezug auf Ernährung oder Belastungen.
Überdurchschnittlichkeitssyndrom: Werden Menschen gebeten, sich im Vergleich zum gleichaltrigen Durchschnitt einzuschätzen, schätzen sie ihre eigenen positiven Merkmale oft als stärker und ihre eigenen negativen Merkmale oft als schwächer ein. Laut mehreren Studien halten sich Menschen für sportlicher, schlauer, interessanter, gerechter oder besser aussehend als der Durchschnitt. Diesen Effekt bezeichnet man als Überduchschnittlichkeitssyndrom („Above Average Effect“). Ursache für das verzerrte Urteil ist häufig die Motivation, durch stark optimistische Selbsteinschätzung den eigenen Selbstwert zu erhalten oder zu steigern („Motivated Reasoning“). Umgekehrt kann jedoch auch genauso ein „Unterdurchschnittlichkeitssyndrom“ auftreten. Davon betroffene Menschen schätzen sich vor allem in Bereichen, in denen sie nur wenig Fähigkeiten oder Kompetenzen haben, eher unterdurchschnittlich ein. Beide Syndrome werden durch eine zu selbstbezogene Urteilsstrategie verursacht. Das heißt, die Person fokussiert bei Vergleichen zu anderen sehr stark auf ihre eigenen Stärken bzw. Schwächen und ignoriert die Merkmale der Vergleichspersonen. Werden beim Vergleichen die persönlichen Stärken zu stark in den Fokus genommen, zeigt sich das in einem Überdurchschnittlichkeitssyndrom, wird den persönlichen Schwächen übermäßig viel Aufmerksamkeit geschenkt, dann liegt ein Unterdurchschnittlichkeitssyndrom vor.
Eine umfangreiche Längsschnittstudie (Taylor et al., 2003) zeigte auch positive Folgen des Überdurchschnittlichkeitssyndroms auf. Die Versuchspersonen mit Überdurchschnittlichkeitssyndrom hatten insgesamt eine bessere psychische Gesundheit und wurden auch im Freundeskreis positiver bewertet. Bis heute gehen die Meinungen auseinander, ob das Überduchschnitttlichkeitssyndrom eine negative Verzerrung der Wirklichkeit oder ein Anzeichen für eine gesunde Psyche ist ist.
In angemessener Intensität hat Optimismus vor allem positive Auswirkungen auf unser Leben, unsere Gesundheit und unsere Resilienz: Optimisten setzen sich in Stresssituationen aktiv mit den Herausforderungen auseinander und akzeptieren unkontrollierbare Ereignisse eher. Optimisten verhalten sich gesünder, haben einen eher positiven Genesungsverlauf und ein stärkeres Immunsystem. Sie stufen ihre Lebensqualität höher ein und ihre soziale Integration ist besser. Eine Vielzahl von Untersuchen stellte einen positiven Zusammenhang zwischen Optimismus, subjektivem Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit fest.
In Bezug auf Resilienz sorgt Optimismus auf verschiedenen Ebenen durch aktives Bewältigungsverhalten für eine stabilere Gesundheit:
Abb.: Auswirkungen von Optimismus auf die Gesundheit und die effektive Stressbewältigung
Quellen
Carver, C. S.; Scheier, M. F. (2002): Optimism. In: Snyder, C. R.; Lopez S. J. (Hrsg.): Handbook of positive psychology, S. 231–243. Oxford, Oxford University Press.
Scheier, M. F.; Carver, C. S. (1985): Optimism, coping, and health: Assessment and implications of generalized outcome expectancies. In: Health Psychology, 4(3), S. 219–247.
Taylor, S. E.; Lerner, J. S.; Sherman, D. K.; Sage, R. M.; McDowell, N. K. (2003): Portrait of the self-enhancer: well adjusted and well liked or maladjusted and friendless? In: Journal of Personality and Social Psychology 84(1), S. 165-76.
Seligman, Martin E. P. (2002): Der Glücks-Faktor – Warum Optimisten länger leben. Köln, Bastei Lübbe.
https://www.gluecksarchiv.de/inhalt/optimismus.htm (abgerufen am 06.08.2023)
Weber, Hannelore; Rammsayer, Thomas (Hrsg.) (2005): Handbuch der Persönlichkeitspsychologie und Differentiellen Psychologie. Göttingen, Hogrefe Verlag.
https://kops.uni-konstanz.de/bitstream/handle/123456789/11200/Renner_Optimismus.pdf?sequence=1 (abgerufen am 06.08.2023)
Akzeptanz bedeutet das Annehmen oder auch Anerkennen von Umständen, Tatsachen und Gegebenheiten. Akzeptanz bedeutet hingegen nicht, mit allem einverstanden zu sein, was oft missverstanden wird. Gerade das Annehmen von Unerwartetem, Negativem und Unveränderbarem stellt uns oft vor Herausforderungen und ist mit negativen Emotionen wie Wut, Verzweiflung, Angst, Verleugnung oder Ärger verbunden. Doch was passiert, wenn wir in diesem Zustand verharren und gegen das Geschehene rebellieren? Wir sind dann nicht in der Lage, aktiv zu werden, da wir im Widerstand sind oder das Geschehene leugnen. Ferner befinden wir uns in einer ständigen Anspannung, was sich langfristig gesundheitlich auswirken kann. Wir verschwenden unsere wertvolle Energie auf den Widerstand, was wiederum Stress auslöst. Im Stress haben wir keinen guten Zugriff auf unsere mentalen Ressourcen. Wir befinden uns in einer energieverzehrenden Abwärtsspirale. Erst wenn wir die Realität annehmen, haben wir die Chance auf erfolgreiche Veränderungen.
Akzeptanz üben
Wichtige Schritte, um Akzeptanz zu üben, ist die Auseinandersetzung mit dem Geschehenen, um nicht aus Wut, Mangel oder Ärger heraus zu reagieren. Hierzu drei Gedankenansätze:
Was ist es, was wir akzeptieren sollten? Spüren Sie nach, um was es sich handelt. Sind es Verhaltensweisen von uns oder anderen, Ereignisse die wir als belastend empfinden, Emotionen, die wir nicht verstehen, von uns oder von anderen, Anforderungen, die an uns gestellt werden oder Gegebenheiten, die wir nicht nachvollziehen können? Was genau macht die Akzeptanz schwierig?
Meine Subjektivität der Akzeptanz: Wie nehme ich die jeweilige Situation wahr? Wie bewerte ich die Ereignisse? Wie ist mein Empfinden, was sind meine Emotionen? Gerade die eigenen Emotionen in Bezug auf Unveränderbares, wie beispielsweise der Tod eines geliebten Menschen oder der Verlust des Arbeitsplatzes geben mir einen Hinweis, welche Bedürfnisse verletzt wurden. Auf Basis des Reflexionsprozesses kann ich dann für mich ermitteln, was es braucht, um wieder in die Balance zu kommen.
Mein Kontext – meine Rahmenparameter: Meine individuellen Umstände, Ressourcen und Möglichkeiten können mich in meiner Akzeptanz unterstützen oder blockieren. Nehmen wir an, ich habe nur eine mittlere Schulbildung und möchte mich beruflich weiterentwickeln. Die aktuellen Stellenangebote am Markt erfordern jedoch ein Studium oder eine gleichwertige Qualifikation. Ich kann mich darüber aufregen, ärgern oder es verfluchen, doch dies bringt mich meinem Ziel nicht näher. Gelingt es mir, die Herausforderung anzunehmen, meine Komfortzone zu verlassen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich beispielsweise durch Weiterbildung dem Ziel näherkomme, habe ich die Chance, mein Ziel zu erreichen. Akzeptanz ist somit die Grundlage für erfolgreiche Veränderungen, um unsere Energien nicht an den falschen Stellen zu vergeuden.
Wieso haben wir jedoch häufig ein Problem damit, etwas zu akzeptieren? Akzeptanz hat etwas mit Kontrollverlust zu tun. Sie hatten eine Idee für eine Präsentation und jetzt bekommen Sie eine neue Ausgangssituation. Schon sind Ihre Pläne hinfällig. Sie sind an dieser Stelle nicht der Entscheider. Akzeptanz bedeutet loslassen. Sie freuen sich darauf, das Unternehmen auf einem großen Kongress zu repräsentieren. Leider erkranken Sie kurz vor dem Reiseantritt. Die Chance ist vertan, dabei wäre das so wichtig gewesen für den nächsten Karriereschritt. Akzeptanz fordert die Auseinandersetzung mit dem Thema, um Veränderungen aktiv anzugehen. Sie haben eine gute Position im Unternehmen und ein gut eingespieltes Team. Sie fühlen sich wohl, doch das Unternehmen entscheidet, Ihren Standort zu schließen. Allen Mitarbeitern wird eine neue Stelle am 200 Kilometer entfernten Standort angeboten.
An diesen Beispielen wird deutlich, wie verschiedene Resilienzfaktoren ineinandergreifen und welche Bedeutung der Akzeptanz zufällt, um aktiv werden zu können.
Die verschiedenen Resilienzfaktoren und die daraus entstehenden Handlungen sind häufig durch Visualisierung besser zu verstehen:
Abb.: Beispiel für kreative Wortassoziationen zu „Akzeptanz“
Bei der Lösungsorientierung geht es um die Suche von Lösungsalternativen. Wir sollten uns nicht von Beginn an durch eine einschränkende Bewertung in RICHTIG oder FALSCH eingrenzen lassen, sondern die Offenheit auch für neue uns vielleicht noch nicht vorstellbare Ideen entwickeln.
Was macht die Haltung der Lösungsorientierung als Resilienzfaktor aus? Resiliente Menschen verwenden ihre Energie auf die Suche nach Lösungen und bleiben nicht in der Problemorientierung verhaftet. Statt die Ursache des Problems zu analysieren, schauen sie nach neuen Ideen und Ansätzen zur Lösung. Sie sehen die Chancen in der Situation. Das Problem steht nicht im Mittelpunkt.
Der in den 80er-Jahren entwickelte lösungsfokussierte Ansatz von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg, der Probleme lediglich als Symptome für etwas bezeichnet, was nicht funktioniert, und davon ausgeht, dass die notwendigen Ressourcen zur Bewältigung des Problems bereits vorhanden sind, bildet eine Grundlage für den Umgang mit den ganz eigenen Herausforderungen.
In der Buchveröffentlichung von Steve de Shazer und Yvonne Dolan mit dem Titel „Mehr als ein Wunder“ (2008) werden die wesentlichen Lehrsätze einer Beratung vorgestellt. In Anlehnung daran habe ich die fünf Grundprinzipien zur Lösungsorientierung zusammengefasst und vereinfacht.
Die fünf Grundprinzipien der Lösungsorientierung
1. Trennung von Problem und Lösung – was ist Ihr Ziel?Die Lösung eines Problems hängt nicht immer zwangsläufig mit dem Problem zusammen. Steve de Shazer verwendete zur Erläuterung der Thematik das Bild eines komplizierten Schlosses und eines Dietrichs. Hierbei stand das Schloss symbolisch für das Problem, welches der Klient mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mittel nicht öffnen kann. Die Lösung liegt jedoch nicht im Schloss (Problem), sondern im Finden des passenden Schlüssels. Oft gibt es aber nicht den einen passenden Schlüssel, sondern die Lösung kann eine einfache Form haben, wie die Verwendung eines Dietrichs, der auch andere komplizierte Schlösser öffnen kann. Übertragen auf unseren Alltag bedeutet es, dass wir, statt unsere Zeit in die Analyse des Problems zu investieren, uns darauf fokussieren, wie unser Zielzustand sein soll. Was wäre in dieser Situation wünschenswert? Durch diese veränderte Betrachtungsweise befinden wir uns in einem guten Zustand, das heißt, wir setzen Energie und Kreativität frei.
2. Die Sprache der Lösungsentwicklung – formulieren Sie positiv!Worte sind mächtig und können unseren Fokus lenken. Es macht einen Unterschied, ob wir fragen „Wieso ist es für Sie so schwierig?“ oder ob wir fragen „Worin liegt Ihre größte Hoffnung für eine Veränderung?“. Die Verwendung einer positiven Sprache ist daher von hoher Bedeutung bei der Suche nach Lösungen. Sprache hilft uns beim Fokussieren auf das Gelingen sowie bei der Entwicklung unseres inneren Dialogs, der uns Stärke und Kraft gibt, damit wir uns den Veränderungen stellen können.
3. Kleine Schritte – Wirkung von VeränderungenNehmen wir nur kleinste Veränderungen vor, um unser Problem zu lösen, so wirken wir in einem System und verändern damit auch unser Umfeld. Sie haben sich entschieden, Ihre berufliche Arbeitszeit zu reduzieren und mehr Zeit für sich zu haben. Mit diesem Schritt passieren nicht nur Veränderungen in Ihren Abläufen und Zuständigkeiten, sondern auch in Ihrem privaten und beruflichen Umfeld. Wie sind dort die Reaktionen? Wie wird dort Ihre Entscheidung beurteilt? Was für Konsequenzen hat die Entscheidung? Dieses gilt es, bei der Suche nach Lösungen mit zu berücksichtigen.
4. Ressourcenorientierung – nutzen Sie, was da ist!Was sind die Fähigkeiten, Potenziale oder Ressourcen, die Ihnen bisher geholfen haben, Situationen gut zu meistern? Häufig sind wir in belastenden Situationen abgeschnitten von unseren eigenen Ressourcen. Diese gilt es wiederzuentdecken und für die Bewältigung der Aufgabenstellungen zu nutzen. Manchmal hilft es auch, vorhandene Kompetenzen aus anderen Aufgabenfeldern leicht zu modifizieren und auf neue Aufgabenstellungen zu übertragen. Ein Beispiel hier wäre: Sie haben privat Ihr Haus renoviert. Jetzt sollen Sie im Beruf Ihr erstes Projekt leiten. Nutzen Sie hier Ihre planerischen Kenntnisse aus der Hausrenovierung und übertragen Sie die Grundprinzipien auf Ihr Projekt. Durch Denken aus verschiedenen Richtungen können hier neue Potenziale entdeckt werden.
5. Kontinuität der Veränderungen – Probleme sind etwas Normales Veränderungen sind Bestandteil unseres Alltagsgeschehens und gehören zum menschlichen Leben. Unsere Umwelt verändert sich kontinuierlich und fordert uns heraus, uns mit neuen Anforderungen auseinanderzusetzen und uns anzupassen. Die aus den Veränderungen entstehenden Probleme sind nicht selten Vorboten von etwas Neuem. Wie können wir dem Neuen begegnen? Was bedarf es an veränderten oder neuen Kompetenzen? Wichtig ist, hier eine differenzierte Betrachtung vorzunehmen, um mit den Veränderungen umgehen zu können.
Insgesamt nutzen resiliente Menschen die Fähigkeit zum divergenten Denken, um gewohnte Verhaltensmuster zu verlassen, Alternativen zu finden und wirksame neue Lösungskompetenzen zu entwickeln.
Quellen
de Shazer, Steve; Dolan, Yvonne (2016): Mehr als ein Wunder. 5. Auflage. Heidelberg, Carl-Auer Verlag.
https://downloads.eo-bamberg.de/5/411/1/98020651988338573362.pdf (abgerufen am 23.08.2023)
Gute Selbstregulation fördert Selbstbestimmung und Wohlbefinden. Die eigenen Stimmungen, Gefühle und Emotionen selbst und aktiv in den verschiedensten Lebenssituationen zu regulieren und zu steuern, ist eine Herausforderung. Doch sind wir wirklich immer in der Lage dazu? Um diese Frage zu beantworten, ist es sinnvoll, sich mit unseren Wahrnehmungs- und Bewertungsprozessen, unserem Gehirn sowie unseren Emotionen auseinanderzusetzen.
Wir alle erleben in unserer Berufswelt unterschiedliche Alltagssituationen und werden mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert. Der eine sagt: „Oh, eine neue Aufgabe. Ich freue mich auf die Herausforderung.“ Beim anderen löst der Gedanke an die Aufgabe bereits Magendruck aus. Hintergrund dieser Reaktionen ist unsere ganz eigene Bewertung der Situation, den damit oft unbewusst verknüpften Emotionen und daraus entstehenden Reaktionen auf körperlicher und psychischer Ebene.