Rette mich Schotte - Seleni Black - E-Book

Rette mich Schotte E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Fiona träumt davon, frei zu sein. Doch sie weiß, dass dies nie der Fall sein wird. Schon sehr früh soll sie heiraten, so verkündet es ihr Vater. Verzweifelt überlegt sie, was sie nun tun soll. Auf gar keinen Fall, will sie eine Verbindung mit dem ihr Vorgesehenen eingehen. Da trifft sie einen Mann, der ihr Herz schnellerschlagen lässt. Er verleiht ihr neuen Mut und bringt sie dazu, daran zu glauben, dass es mehr geben kann im Leben. Mit ihm und Hilfe, aus den eigenen Reihen, beginnt sie einen Plan auszuarbeiten. Als sich jedoch die Ereignisse überschlagen, muss sie eine schwere Entscheidung treffen. Doch welchen Preis muss sie dafür bezahlen? ----------------------------------------------- Dieses Buch enthält detaillierte Erotik Szenen ----------------------------------------------- Highlands Reihe: Band 1: Nicht ganz unfreiwillig in den Armen des Schotten - Taschenbuch Seiten 166 Band 2: Rette mich Schotte – Taschenbuch Seiten 176

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Impressum

 

Copyright © 2022

Seleni Black

Rudi-Wünzer-Str.9

69483 Wald-Michelbach

Covergestaltung: Copyright © 2022

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Annett Heidecke

Katharina H.

 

Stand: Februar 2022

 

Erste Deutsche Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen sind rein zufällig.

 

 

 

 

Vor acht Jahren

 

Lachend lief Fiona mit ihrer Freundin Bryanna über die Wiese und freute sich mit ihr über das schöne Wetter. Tagelang hatte es geregnet und ihre Laune war bedrückt, da sie im Haus bleiben musste, obwohl ihre Freundin nicht lange in den Highlands sein würde. Sie lebte viel zu weit weg, nämlich in England. Doch heute konnten sie voller Freude das schöne Wetter genießen.

Rufe ließen sie stocken. Einen Moment sah sie sich suchend um, bis sie zwei Männer entdeckte. Sie winkten, also machte sie sich auf den Rückweg, nachdem sie sich von Bryanna verabschiedet hatte. Leider würde sie am Nachmittag schon wieder abreisen, doch hofften beide, sich bald wiederzusehen.

„Deine Mutter sucht dich“, wurde sie von einem der Männer aufgeklärt.

Sie nickte einmal kurz und folgte den beiden zurück.

Kaum, dass sie den Hof betreten hatte, entdeckte sie ihre Mutter.

„Da bist du ja, komm, ich habe Neuigkeiten für dich.“

Verwirrt folgte sie ihr in die große Halle und weiter nach oben in die Arbeitsräume ihres Vaters.

„Ah, Fiona. Komm.“

Ihr Vater sah zufrieden aus, was sehr selten in letzter Zeit vorgekommen war. Daher blieb sie wachsam.

„Wir haben heute einen Brief der Mac Bain bekommen.“

Kurz überlegte sie, wer das noch mal war. Da erinnerte sie sich. Vater wie Sohn waren unangenehme Männer und sie war froh, wenn sie nach ihren Besuchen wieder abreisten.

„Wir haben eine Vereinbarung getroffen“, verkündete ihr Vater weiter.

Sie musste dagegen ankämpfen, um ruhig zu bleiben.

„Von heute an, bist du dem Sohn und zukünftigen Laird der Mac Bains versprochen.“

Sofort ging ihr Blick zu ihrer Mutter, die neben dem Schreibtisch ihres Mannes stand. Doch erwiderte sie ihren Blick nicht, sondern sah zu Boden.

„Eure Hochzeit wird in fünf Jahren sein, dann bist du alt genug“, sprach ihr Vater weiter.

Fiona war sich sicher, dass dieser Aufschub ihrer Mutter zu verdanken war.

„Aber Vater, ich kenne ihn doch kaum. Nicht einmal leiden kann ich ihn. Wann immer sie hier waren, war er nur gemein.“

„Fiona, du musst ihn nicht mögen, um seine Frau zu werden. Finde dich also mit dem Gedanken ab.“ Er legte den Brief beiseite. „Du kannst gehen“, entließ er sie.

Kaum hatte sie den Raum verlassen, lief sie zurück auf ihr Zimmer. Der Tag hatte so gut begonnen. Nun saß sie an ihrem Fenster und konnte sich nicht mehr an dem schönen Wetter erfreuen.

 

***

 

Auch am nächsten Tag, konnte sie keine Ruhe finden. Die Vorstellung, mit diesem Gregor Mac Bain verheiratet zu sein, ließ ihr die Brust eng werden.

„Fiona?“ Der Kopf ihrer Mutter erschien in ihrer Tür. „Komm herunter, es gibt essen.“

„Ich habe keinen Hunger“, erwiderte sie ruhig und sah weiter aus dem Fenster. Das Wetter hatte sich ihrer Laune angepasst. Der Regen prasselte unablässig gegen die Fenster.

„Hungern wird dir nichts bringen“, kam es von ihrer Mutter.

Nun wandte sie ihren Kopf und sah sie an. „Ich kann ihn nicht heiraten“, sagte sie.

Kurz sah ihre Mutter hinter sich, kam dann ins Zimmer und schloss die Tür. „Noch ist Zeit. Vielleicht überlegt es sich dein Vater noch einmal. Seine Launen ändern sich stetig“, flüsterte sie.

Neue Hoffnung keimte in ihr auf. Nickend stand sie auf und folgte ihrer Mutter aus dem Zimmer. Sie hatte recht, noch war Zeit und ihr blieb die Hoffnung.

 

***

 

Vor vier Jahren

 

Fiona lief wie so oft durch den Wald und genoss die Ruhe. Nur hier fand sie den Frieden, den sie so dringend brauchte. Die einzigen Geräusche, die sie umgaben, waren die des Waldes.

Es war Sommer und die Wärme lockte sie. Wie schon so oft, steuerte sie den kleinen See an. Sie liebte es, dort schwimmen zu gehen. Niemand störte sie an diesen Ort und gerade bei so warmem Wetter, konnte sie nicht widerstehen.

Fiona zog ihre Kleider aus und ging in den See. Das kalte Wasser, stand in so großen Kontrast zu der warmen Luft, dass sie eine Gänsehaut bekam. Doch es störte sie nicht. Im Gegenteil, sie lief weiter und tauchte sogar kurz darauf unter.

Am liebsten wäre sie ewig unter Wasser geblieben, doch der Druck in ihrer Brust zwang sie aufzutauchen. Kurz nachdem sie die Wasseroberfläche durchbrochen hatte, holte sie tief Luft und strich sich das Haar aus dem Gesicht.

Ein Geräusch nicht weit von ihr, ließ sie herumfahren, doch konnte sie nichts entdecken. Noch einen Moment wartete sie, doch noch immer konnte sie nichts erkennen. Da Fiona das Gefühl aber nicht losließ, beobachtet zu werden, ging sie zurück ans Ufer und zog sich wieder an. Erst als alles saß, setzte sie sich und fing an, ihr Haar zu flechten.

Gerade als sie fertig war und aufsah, erschrak sie. An einem Baum gelehnt, stand ein Mann und beobachtete sie.

„Ein schöner Tag heute, nicht wahr?“, bemerkte dieser kurz darauf.

Seine Stimme war tief, was mit seinem Äußeren zusammenpasste. Groß, breite Schultern und sehr muskulös. Er hatte dunkles Haar, doch da wo die Sonne durch das Blätterdach drang und darauf fiel, konnte sie eine schwache Note von Kupferrot erkennen. Doch das, was sie am meisten fesselte, waren seine grünen Augen.

„Was machen Sie hier?“, wollte sie wissen und erhob sich.

„Ich war auf der Durchreise und habe nach Wasser gesucht, da es mir ausgegangen ist.“

Wie um seine Aussage zu unterstreichen, hörte sie nicht weit ein Pferd wiehern.

„Was machst du hier, noch dazu allein?“

„Ich habe das warme Wetter genossen“, erwiderte sie ruhig und überlegte schon mal, wie sie verschwinden konnte, ohne an dem Riesen vorbeizumüssen. Er musterte sie und schien genau zu wissen, was sie getan hatte. Hatte er sie gesehen?

„Myles, komm schon. Wir müssen weiter“, rief ein Mann und sie zuckte leicht zusammen, beim Klang der Stimme.

Für einen Moment sah der Riese sie noch an, dann drehte er sich etwas zur Seite, um zu antworten. „Ja, einen Moment noch“, gab er seinem Begleiter zu verstehen.

Fiona nutzte die Gelegenheit und sah zu, dass sie wegkam. Ein paar Büsche nah am See gaben ihr den nötigen Schutz.

„Hey, Mädchen, wo willst du hin?“, rief der Mann ihr nach.

Sie allerdings blieb geduckt und schlängelte sich durch den Wald. Noch ein paar Mal hörte sie ihn rufen, doch wurde die Stimme immer leiser. Fiona hörte erst zu laufen auf, als sie schon fast zu Hause war.

Ihre Mutter war wie so oft im Garten.

„Warum bist du so außer Atem?“, wollte diese wissen, kaum, dass sie das Tor passiert hatte.

„Einfach so, ich habe gute Laune“, antwortete sie und lächelte.

„Das freut mich.“ Sie strich ihr Haar zurück, das sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. „Ich bedaure, dass ich es sein muss, die dir deine gute Laune trüben wird.“

Nach all den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt, immer wieder enttäuscht zu werden.

„Die Mac Bains werden in einer Woche zu Besuch kommen. Offenbar sind sie der Ansicht, dass du deinen Zukünftigen näher kennenlernen sollst.“

„Am liebsten wäre es mir, wenn ich ihn gar nicht kennen müsste.“ Kurz nickte ihre Mutter verstehend, was Fiona nachdenklich die Augenbrauen zusammenziehen ließ. Da sie mehr wissen wollte, ging sie zu ihr und kniete sich neben sie. Offenbar verstand ihre Mutter, was sie wollte, trotzdem sah sie sich noch einmal um, bevor sie anfing zu sprechen.

„Auch ich wurde verheiratet, ohne, dass ich es wollte. So viele Jahre schon lebe ich an diesem Ort und habe nicht nur einmal darüber nachgedacht, einfach zu gehen“, murmelte sie.

„Und warum bist du es nicht?“

„Wegen dir“, kam ihre Antwort. „Bevor ich wusste, dass ich ein Kind erwartete, hatte ich Pläne gemacht, war schon so gut wie weg. Doch dann ging es mir schlecht und als der Arzt mir sagte, dass ich schwanger sei, gab ich meine Pläne auf.“

„Aber warum gehst du dann nicht jetzt? Wir könnten einfach verschwinden, so wie es immer dein Plan war.“

Nun lächelte ihre Mutter. „Nein, für mich ist es schon zu spät.“ Nun lehnte sie sich weiter zu ihr. „Doch du, du könntest noch verschwinden. Aber es braucht Zeit.“ Nun zog sie einen Brief aus ihrer Kleid-Tasche und reichte ihn ihr. „Dies ist ein Brief von meiner Cousine. Es hat etwas gedauert, bis sie mir geantwortet hat, doch konnte ich sie davon überzeugen, zu helfen. Du findest ihre Adresse in dem Brief.“

„Du rätst mir, wegzulaufen?“

Nun wurde ihre Mutter ernst. „So weit du nur kannst. Die Mac Bains sind grausame Menschen. Ich konnte diese Verlobung nicht verhindern, doch ich kann dafür sorgen, dass du nicht mehr hier sein wirst, wenn sie kommen.“

Nun blinzelte Fiona. „Was? Wann soll ich gehen?“

„Noch bevor das Jahr vorbei ist. Die letzten Einzelheiten kläre ich noch für deine Reise, doch noch bevor der Sommer um ist, sollte alles bereit sein.“

Wie schon so oft, keimte Hoffnung in ihr auf, dieser Heirat doch noch entkommen zu können.

 

 

 

Vor einem Jahr

 

Myles war müde und hungrig. Die Reise zum Loch Beannacharan war anstrengend und hatte außerdem länger gedauert als gedacht. Sein Freund, Waffenbruder und zukünftiger Laird, sah nicht viel besser aus als er.

Schon seit einiger Zeit machten Räuber die Gegend unsicher und man war gezwungen einzugreifen, um die Bewohner der Region zu schützen. Arran und er hatten auf eine Meldung reagiert. Doch bis sie die Banditen gefunden hatten, waren drei Tage vergangen. Nun gingen die Vorräte zur Neige. Die Wachmänner, die sie begleiteten, hatten sich auf die Suche nach Wild gemacht, daher waren sie für den Moment alleine.

Am Waldrand blieben sie stehen, er war sich sicher, dass es hier in der Nähe einen kleinen See gab, in dem man Trinkwasser holen konnte. Da sie noch eine weite Strecke bis nach Hause hatten, mussten sie dringend ihre Vorräte auffüllen.

„Ich bin gleich wieder da, der See kann nicht weit sein“, teilte er seinem Freund mit.

„Ist gut, beeil dich aber, die Männer sollten auch gleich zurück sein.“

Er nickte und verschwand zwischen den Bäumen.

Es dauerte etwas, bis er den kleinen See fand, doch es gelang ihm. Allerdings hätte Myles nie damit gerechnet, an diesem verlassenen Ort eine junge Frau anzutreffen. Noch dazu nackt und badend. Langsam schlich er näher und stellte sich hinter einen Baum.

Als sie abtauchte und nicht gleich wieder hochkam, begann er sich Sorgen zu machen. Er wollte schon los, um ihr zu helfen. Da kam sie wieder hoch und wirkte dabei wie eine Waldelfe.

Versehentlich trat er auf einen Ast, was sie aufschreckte. Myles versteckte sich wieder hinter dem Baum, wodurch er nicht sah, wie sie aus dem Wasser kam. Als er das nächste Mal hinsah, hatte sie sich bereits wieder angezogen und wirkte, als würde sie gleich verschwinden. Daher trat er vor und gab sich ihr zu erkennen. Sie musterte ihn, das konnte er deutlich sehen. Doch er selbst, tat es auch.

Ihr dunkles Haar, reichte ihr bis weit über ihre Hüfte. Sie war zierlich gebaut, hatte das Kindliche noch nicht ganz verloren. Und trotzdem reizte ihn irgendetwas an ihr.

Als Arran ihn jedoch rief und sie verschwand, hätte er seinem Freund am liebsten eine verpasst. Warum hatte er nicht noch ein paar Minuten warten können? Er war dem Mädchen gefolgt, doch war sie flink wie ein Wiesel. Geschlagen gab er auf, holte Wasser und ging zurück.

„Was war denn los?“, wollte Arran von ihm wissen, kaum, dass er aus dem Wald trat.

„Ich habe ein Mädchen getroffen.“

Abwartend sah sein Freund ihn an. „Und?“, hakte er nach, als er nicht gleich weitersprach.

„Nichts und. Bevor ich sie fragen konnte, was sie hier alleine macht, verschwand sie.“

„So, wie du schaust, muss sie eine Augenweide gewesen sein.“

Das war sie, doch aus irgendeinem Grund würde er seinem Freund nichts davon erzählen. Also zuckte er nur mit den Schultern und schwieg.

 

Stunden später, saßen sie noch immer am Waldrand und aßen die letzten Reste des Wildschweines. Sie würden erst am nächsten Tag zurück nach Hause reiten. Würden sie es gleich tun, wäre es längst Nacht, bevor sie auch nur die Burg sehen könnten. Nein, eine erholsame Nacht konnten sie gut gebrauchen.

„Wie lange willst du noch vor dich hin schmoren?“, wollte sein Freund wissen.

„Was meinst du?“

„Na, du bist schon immer recht schweigsam gewesen. Doch heute scheinst du selbst einem Stein Konkurrenz machen zu wollen.“ Arran stieß ihn mit der Schulter an. „Erzähl schon.“

„Mir geht nur einiges durch den Kopf.“ Warum war sein Freund nur so hartnäckig?

Seufzend lehnte sich Arran zurück. „Am besten reiten wir gleich am Morgen zurück. Man wird sich schon Sorgen machen.“

Dieser Gedanke war ihm auch bereits gekommen.

„Ich freue mich schon auf ein heißes Bad. Hoffentlich haben wir ein paar Tage Ruhe.“

„Das glaube ich eher weniger. Die Banditen werden immer dreister und ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Vater uns gerade mal zwei Tage geben wird, bevor er uns erneut aufbrechen lässt.“ Es wäre nicht das erste Mal. Schon so oft wurden sie losgeschickt, um für Ordnung zu sorgen.

„Es bleibt nur zu hoffen, dass es dieses Mal anders sein wird.“ Arran schlug ihn gegen die Schulter, bevor er sich wieder dem Feuer zuwandte.

 

***

 

Es war bereits Mittag, als sie endlich zusammengepackt hatten und bereit für die Abreise waren.

„Myles, wir brauchen noch Wasser, könntest du welches holen?“, wollte sein Freund wissen.

„Sicher“, bestätigte er und nahm die Gefäße. Gedankenverloren lief er durch den Wald, bis er den See erreichte. Überrascht blieb er stehen.

Da war sie!

Nachdenklich saß sie am Ufer und sah aufs Wasser. Wie als hätte sie gespürt, dass er das war, hob sie den Kopf.

„Du bist noch hier?“, wollte sie wissen, kaum, dass sich ihre erste Überraschung gelegt hatte.

„Ja“, antwortete er schlicht. „Was bedrückt dich?“ Es interessierte ihn ehrlich.

„Mein Vater hat beschlossen, dass ich heiraten soll“, erwiderte sie und sah wieder aufs Wasser.

„Und das ist so schlimm?“, wollte er wissen und setzte sich zu ihr. Träumten nicht alle Frauen davon?

„Ich mag ihn nicht. Er ist überheblich, fies und einfach nur ein Widerling.“

„Aye, das klingt sicher übel. Doch vielleicht ändert sich das im Laufe der Ehe?“

Kopfschüttelnd sah sie ihn an. „Ich kenne ihn schon sehr lange, dieser Kerl wird sich nicht ändern.“

„Und deine Eltern lassen sich nicht erweichen?“

Nun seufzte sie tief. „Meine Mutter schon, sie gab mir sogar einen Rat.“

„Und welchen?“

„Ich soll weglaufen.“

Damit hatte er nicht gerechnet. Welche Mutter gab solche Ratschläge?

„Ich weiß gar nicht, warum ich dir das alles erzähle?“

„Vielleicht musstest du das alles einmal herauslassen. Ich bin ein Fremder und die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns wiedersehen, ist doch sehr gering.“

Nun legte sie ihren Kopf schief und betrachtete ihn. „Das wäre möglich.“ Sie lehnte sich zurück. „Kann ich dich etwas fragen?“

„Aye.“

„Wie würdest du dein letztes Jahr in Freiheit verbringen?“

„Eine seltsame Frage.“ Er rieb sich nachdenklich das Kinn.

„Beantworte sie mir trotzdem, bitte.“

„Nun, ich würde so viele schöne Dinge wie möglich tun.“

„Und würdest du den Rat meiner Mutter annehmen?“

„Das ist schon die zweite Frage.“

„Bitte.“

„Nun, ich würde darüber nachdenken, planen und sichergehen, dass es das Richtige ist.“

Nun nickte sie und erhob sich kurz darauf. Auch er stand auf und wurde sich in diesem Moment erst richtig bewusst, wie klein und zierlich sie doch war. Sie kam zu ihm und blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Mit ihrem Zeigefinger bedeutete sie ihm, sich zu ihr herunterzubeugen, was er auch tat. Noch bevor er es sich versah, hatte sie ihre Lippen auf seine gelegt. Es war ein keuscher und schneller Kuss. Trotzdem hatte er eine Wirkung auf ihn wie ein Flächenbrand.

„Wofür war der?“, fragte er mit rauer Stimme.

„Eine schöne Erinnerung. Der erste Kuss soll doch etwas Schönes sein.“

Ihr erster? Mit einem scheuen Lächeln wandte sie sich ab und wollte gehen, da griff er nach ihr und zog sie zurück. Verwirrt blinzelte sie zu ihm auf, doch er griff nur in ihren Nacken und küsste sie. Flatternd schlossen sich ihre Lider und sie schmiegte sich in seine Arme. Was tat er nur? Sie war verlobt. Unter Aufbietung all seiner Willenskraft unterbrach er den Kuss und zog sich zurück.

„Das ist ein richtiger Kuss.“

Sie legte sich die Fingerspitzen an ihre geschwollenen Lippen. „Du hast recht. Diese Erinnerung ist um einiges besser.“ Wieder drehte sie sich um und trat zu der Stelle, wo sie auch das letzte Mal verschwunden war. „Sehe ich dich wieder?“, wollte sie wissen, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Er sollte es besser wissen und trotzdem antwortete er mit: „Ja!“

 

 

 

Drei Monate später

 

Die Tage zogen an Fiona vorbei. Es lag eine Unruhe in der Luft. Wann immer sie die Gelegenheit dazu hatte, traf sie sich mit ihrer Mutter und sie besprachen ihre Fluchtpläne. Allmählich wurde die Zeit eng, doch noch warteten sie auf die letzten Anweisungen der Cousine.

„Fiona?“, hörte sie ihren Vater rufen.

Wie so oft, zuckte sie beim Klang seiner Stimme zusammen. Seitdem sie wusste, dass ihre Mutter nicht freiwillig in dieser Ehe war, sah sie ihren Vater mit anderen Augen.

„Da bist du ja, komm her.“

Zögerlich kam sie näher und wartete darauf, was ihr Vater zu sagen hatte.

„Gute Nachrichten. Gregor und sein Vater kommen in wenigen Tagen.“

Dies war gar nicht gut.

„Ich erwarte von dir, dass du hier bist.“

Alles in ihr sträubte sich, trotzdem nickte sie. Auch wenn sie für den Moment zustimmte, würde sie sich doch spätestens nach dem Essen wie so oft entschuldigen und verschwinden. So würde sie die Anweisung ihres Vaters nicht missachten und konnte trotzdem den Gästen entgehen. Sie wusste schon, wohin sie verschwinden wollte.

Ohne ein weiteres Wort ging ihr Vater nach oben in seine Räume.

---ENDE DER LESEPROBE---