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Ein packender Short Thriller von Bestsellerautorin Tess Gerritsen!
Auf einer exklusiven Benefizveranstaltung lernt die Pathologin Maura Isles einen charmanten, attraktiven Mann kennen. Sie verlässt die Veranstaltung mit ihm und wacht am nächsten Morgen zu Hause auf ihrem Sofa auf – allein und ohne die geringste Erinnerung an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Kurz darauf wird sie zum Fundort einer Leiche gerufen. Der Mann wurde am Vorabend brutal ermordet, und er hat Mauras Visitenkarte in der Tasche …
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Seitenzahl: 99
Tess Gerritsen
Rizzoli & Isles
Unter Verdacht
Short Thriller
Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel »John Doe« bei Ballantine Books, New York.
E-Book-Ausgabe 2015
bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2015 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright der Originalausgabe © 2012 by Tess Gerritsen
Published by Arrangement with Tess Gerritsen Inc.
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de, München
Umschlagmotiv: Getty Images/Anthony Tulliani; www.buerosued.de
Herstellung: sam
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-17421-7www.blanvalet-verlag.de
1
Dr. Maura Isles fand Cocktailpartys furchtbar. Einen ganzen Abend lang in einem Raum voller wildfremder Menschen herumgereicht zu werden war eine Horrorvorstellung für sie. Trotzdem stand sie mit einem Glas Champagner in der Hand unter dem Skelett eines Tyrannosaurus rex. Dinosaurierknochen erwarteten wenigstens nicht von ihr, dass sie unentwegt lächelte und Small Talk machte – was Maura ausnehmend schlecht beherrschte. Im Schutz der anspruchslosen Gesellschaft des T. rex überflog sie zum zehnten Mal die Infotafel und war dankbar, dass sie sich nicht mit den Kinderhorden herumschlagen musste, die für gewöhnlich die Dinosaurierexponate belagerten. Heute Abend hatten nur Erwachsene Zutritt zum Boston Museum of Science. Anlass war ein feierlicher Empfang zu Ehren der Sponsoren, und als Mitglied des Spendenkomitees konnte Maura sich schlecht verdrücken, ehe die Reden auch nur begonnen hatten. Also lächelte sie stoisch und nippte an ihrem Champagner, während Männer in Smokings und Frauen in Abendkleidern an ihr vorüberglitten und mal hier, mal da mit einer Leichtigkeit, die Maura selbst immer versagt geblieben war, einige Worte wechselten.
»Sie und T. rex scheinen sich ja prächtig zu verstehen.«
Als Maura sich umdrehte, stand vor ihr ein attraktiver, dunkelhaariger Mann und lächelte sie an. Trotz ihrer zehn Zentimeter hohen High Heels war er immer noch größer als sie. Er sah fit und durchtrainiert aus und trug einen elegant geschnittenen Smoking. Sie schielte auf sein Namensschild. Eli Kilgour. Der goldene Punkt, der über dem Schriftzug klebte, verriet ihr überdies, dass Mr. Kilgour zu den wichtigsten Geldgebern des Museums zählte.
»Wie ich sehe, gehören Sie dem Spendenkomitee an«, sagte er mit einem Blick auf ihr Namensschild. »Wirklich ein wunderbarer Abend, Dr. Isles.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Dafür müssen Sie anderen danken. Ich selbst habe bloß einen Scheck ausgestellt und für den guten Zweck meinen Namen zur Verfügung gestellt.« Sie gab ihm die Hand. »Ich danke Ihnen für die großzügige Spende. Jedes Kind in dieser Stadt muss für die Wissenschaft begeistert werden.«
»Der Doktortitel vor Ihrem Namen«, sagte er und wies auf ihr Schildchen, »würden Sie mir verraten, ob es sich dabei um einen Doktor der Medizin oder der Geisteswissenschaften handelt?«
»Medizin. Ich bin Rechtsmedizinerin. Und Sie?«
Er zuckte bescheiden mit den Schultern. »Nichts annähernd so Beeindruckendes. Ich würde sagen, mein Hauptberuf besteht darin, Anliegen zu fördern, die mir wichtig sind.«
Das erklärte den goldenen Punkt auf seinem Namensschild. Er ging keiner Beschäftigung nach, weil er offenkundig auch so schon genug Geld hatte.
»Und welche Anliegen sind Ihnen wichtig?«
»Zum Beispiel Nachwuchswissenschaftler zu inspirieren. Das ist wohl auch der Grund, weshalb wir beide hier sind und unsere Tanzschuhe tragen.«
»Tanz?« Sie verzog das Gesicht. »Humpeln trifft es wohl eher. Das hier sind meine Zwei-Stunden-Schuhe.«
Er sah auf ihre High Heels hinab. »Und was passiert nach zwei Stunden?«
»Dann schleudere ich sie entweder in die Ecke, oder irgendjemand muss mich nach Hause tragen.«
»Klingt beides ziemlich aufregend.«
Maura lachte – und staunte über sich selbst, weil sie tatsächlich mit einem attraktiven Fremden flirtete. Beiläufig vergewisserte sie sich, dass er keinen Ehering trug. Der Abend schien ja doch noch interessant zu werden.
Mit einem Mal schmeckte der Champagner köstlich, und eine angenehme Wärme legte sich auf ihre Wangen.
»Sind Sie heute Abend alleine hier?«, fragte er, während er sich nach ihrem Begleiter umsah.
»Ja. Gekommen, um meine Bürgerpflicht zu tun.«
»Gibt es denn einen Mr. Isles?«
Sie seufzte. »Leider nein. Und wie ist es bei Ihnen?«
»Keine Mrs. Kilgour weit und breit – mal abgesehen von meiner Mutter. Was heute Abend von Vorteil ist, denn so kann ich ganz ohne schlechtes Gewissen mit einer wunderschönen Frau in einem bezaubernden Abendkleid plaudern.«
»Das«, erwiderte sie lächelnd, »klingt nach einem Spruch, den Sie schon öfter angebracht haben.«
»Aber diesmal meine ich es ernst.« Er sah auf ihr leeres Champagnerglas hinab. »Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken bringen? Sie müssen mir lediglich versprechen, nicht zu verschwinden.«
Sie reichte ihm ihr Glas. »Danke, dass Sie mir die Mühe ersparen, zur Bar zu humpeln.«
»Ich bin gleich wieder da. Und sagen Sie T. rex, er soll brav sein!«
Dann zog er mit ihrem Champagnerglas los und bahnte sich sicheren Schrittes einen Weg durch die festlich gekleidete Gästeschar. Sie hatte ihn gerade aus den Augen verloren, als die Lautsprecheranlage summend zum Leben erwachte.
»Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich bin George Gilman, der Vorsitzende des Spendenkomitees, und ich bin hocherfreut, so viele Menschen hier versammelt zu sehen, denen dieses Museum am Herzen liegt – ein Museum, das auf so vielfältige Weise unsere Stadt bereichert, unsere Kinder inspiriert und uns staunen lässt über die Wunder der Wissenschaft …«
Bereits jetzt begannen Mauras Zwei-Stunden-Schuhe sich unangenehm bemerkbar zu machen. Sie lehnte sich an eine Säule und versuchte, ein wenig Druck von ihren tauben Zehen zu nehmen, während George Gilman mit seiner Begrüßungsrede zum Ende kam. Dann trat der Museumsdirektor ans Mikrofon und sprach über den pädagogischen und wissenschaftlichen Auftrag des Museums – alles Dinge, von deren Wichtigkeit Maura zutiefst überzeugt war. Sie hielt den Blick auf den Sprecher gerichtet, nahm seine Worte jedoch kaum zur Kenntnis, so abgelenkt war sie vom Raunen der Menge, dem Kribbeln ihrer Haut – und der Aufmerksamkeit eines gewissen Fremden.
Plötzlich stand er wieder neben ihr. »Bitte sehr«, flüsterte er und drückte ihr ein volles Champagnerglas in die Hand. »Was habe ich versäumt?«
»Die Vorstellungsrunde.«
»T. rex hat keine Annäherungsversuche gemacht?«
»Er war ein braver Junge«, erwiderte sie und nahm einen kleinen Schluck.
»Haben Sie schon zu Abend gegessen?«
»Die Kanapees waren eigentlich schon eine Mahlzeit für sich.«
»Ich bin zu spät gekommen, da war schon alles weg. Also …«
»Also?« Sie sah ihn an.
»Also würde ich Sie gern später irgendwo noch auf ein Dessert einladen.«
Dabei starrte er sie an, als hielte er sie für das Dessert. Der Champagner machte sie kühn, beinahe schon leichtsinnig, doch irgendetwas lag in seinem Blick, was sie trotz allem zögern ließ. Sie nahm noch einen Schluck und ließ sich einen Moment Zeit, um über seine Einladung nachzudenken.
»Wir haben uns gerade erst kennengelernt, Eli.«
»Stimmt. Aber ich habe den goldenen Punkt.« Er wies auf sein Namensschild. »Zählt das denn gar nicht?«
Jetzt musste sie lächeln. Wenn man irgendwo einen seriösen Mann kennenlernen konnte, dann doch wohl bei einem Empfang in einem naturwissenschaftlichen Museum. Was immer es gewesen war, das sie zuvor in seinen Augen gesehen hatte, was immer ihren inneren Alarm hatte schrillen lassen – inzwischen war es nicht mehr da.
»Nach den Reden«, sagte sie.
»Natürlich. Deswegen sind wir schließlich hier.«
»Und dann würde ich gern mehr über Sie erfahren. Was Sie sonst noch machen – außer für wohltätige Zwecke Geld zu spenden.«
»Nachher, beim Dessert. Und ich weiß auch schon, wo wir hingehen. Es gibt ein französisches Café gleich hier in der Nähe. Bessere Erdbeertörtchen als dort bekommen Sie nicht einmal in Paris. Wir können zu Fuß hingehen.«
»Autsch.« Sie sah auf ihre Schuhe hinunter. »Es tut schon weh, wenn ich das Wort nur höre.«
Er nickte mitfühlend. »Ich kann Ihnen diverse alternative Transportmittel anbieten. Kürbis, Limousine, Trage?«
»Ich wäre sogar mit einem Kürbis zufrieden.«
In diesem Augenblick trat der Hauptredner des Abends ans Mikrofon: ein angesehener Klimaforscher vom MIT. Maura leerte ihr Champagnerglas und stellte sich auf die bevorstehenden Weltuntergangsszenarien ein: schrumpfende Polkappen, schwindendes Phytoplankton. Obwohl sie nur ein schulterfreies Seidenkleid trug, kam ihr der Raum mit einem Mal heiß und stickig vor.
»… und wie können wir als Nation angemessen auf diese globalen Herausforderungen reagieren, zumal angesichts der jüngsten Testergebnisse unserer Schulen im Bereich der Naturwissenschaften?«
ENDE DER LESEPROBE
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »Die Again« bei Ballantine Books, an imprint of Random House, a division of Random House LLC., a Penguin Random House Company, New York.
1. Auflage
Copyright der Originalausgabe © 2014 by Tess Gerritsen
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2015 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Published by Arrangement with Tess Gerritsen Inc.
Dieses Werk wurde im Auftrag von Jane Rotrosen Agency LLC vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de, München
Umschlagmotiv: Bridgeman Images/Scottish National Gallery; Detail aus Jean Baptiste Greuze: Girl with a Dead Canary, 1765
ISBN: 978-3-8090-2637-2www.limes-verlag.de