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STÜRMISCHE HOCHZEIT MIT DEM GRIECHISCHEN MILLIARDÄR von GRAHAM, LYNNE In der Hochzeitsnacht muss Billie ihrem Alexei ein Geständnis machen: Sie hat einen Sohn. Von ihm! Der Kleine ist die süße Folge ihrer Liebesnacht vor einem Jahr, an die der griechische Milliardär sich wegen eines Unfalls nicht erinnert. Leider glaubt er ihr kein Wort … DIE WAHRE BRAUT DES SCHEICHS von MOREY, TRISH Die Designerin Sapphy fühlt sich wie in einem Traum aus 1001 Nacht! Der geheimnisvolle Scheich Khaled will sie in seinem prunkvollen Palast verführen. Aber wird er nicht bald die Frau heiraten, für die sie das Brautkleid entworfen hat? Einen Traum in Weiß, genau in ihrer Größe … MEIN HERZ FLÜSTERT TI AMO von ANDERSON, CAROLINE Als Hochzeitsplanerin macht Anita das Glück anderer perfekt. Warum nur bleibt ihr das eigene versagt? Vor fünf Jahren hat ihre große Liebe Giovanni sie verlassen - und nie verraten, warum. Nun führt der Zufall ihn in ihr Landhaus in der Toskana. Für zwei unvergessliche Wochen … ROMANTISCHE ÜBERRASCHUNG IN BARCELONA von GARDNER, RACHEL Faye reist nach Spanien, um in Barcelona einen neuen Job anzutreten - doch ihr Herz bleibt in London. Bei Javier, jenem Fremden, mit dem sie einen magischen Abend erlebte. Seit das Schicksal ihre Wege wieder trennte, träumt Faye nur von ihm. Bis sie ihren Boss kennenlernt …
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Seitenzahl: 696
Lynne Graham, Trish Morey, Caroline Anderson, Rachel Gardner
ROMANA EXTRA BAND 4
IMPRESSUM
ROMANA EXTRA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2010 by Lynne Graham Originaltitel: „A Stormy Greek Marriage“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Dorothea Ghasemi
© 2012 by Caroline Anderson Originaltitel: „The Valtieri Baby“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Karin Weiss
© 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg, für Rachel Gardner: „Romantische Überraschung in Barcelona“ Deutsche Erstausgabe by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg, in der Reihe: ROMANA EXTRA, Band 4 (4) 2013
© 2005 by Trish Morey Originaltitel: „Stolen By The Sheikh“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Jochen Gaida Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe: JULIA EXTRA, Band 254
Fotos: Harlequin Books S. A.
© Erste Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg, in der Reihe: ROMANA EXTRA, Band 4 (4) 2013
Veröffentlicht im ePub Format im 05/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-641-2
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE
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Seine Playboy-Jahre sind vorbei. Nun ist Billie die ideale Frau für Alexei: nett, loyal, verlässlich. Nie hätte er gedacht, dass sie ihn noch am Hochzeitstag belügt! War es ein Fehler, sie zu heiraten?
Der feurige Scheich Khaled lädt die hübsche Designerin Sapphy in seinen Wüstenpalast ein, damit sie ein Hochzeitskleid entwirft. Noch weiß sie nicht, wer die wahre Braut des Herrschers ist …
Ihre Abende am Kamin, die sinnlichen Nächte … Gio ist vom Wiedersehen mit Anita bezaubert. Darf er die Frau seiner Träume zur Frau seines Lebens machen – trotz seiner Vergangenheit?
Javier kann die schöne Fremde aus London einfach nicht vergessen. Umso größer ist deshalb seine Freude, als er sie unvermutet wiedertrifft: als neue Angestellte in seiner Agentur in Spanien …
Die Damentoilette war so groß wie ein Salon und ebenso exklusiv ausgestattet. Vor dem Waschbecken in einer Nische stand Billie und besserte vorsichtig ihr verschmiertes Augen-Make-up nach. Im Stillen schalt sie sich dafür, dass sie vor dem Altar den Tränen nahe gewesen war. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass ihre Augen nun vor Glück strahlten. Erschrocken zuckte sie zusammen, als die Tür aufgestoßen wurde und mehrere weibliche Gäste hereinkamen, die sich angeregt miteinander unterhielten.
„… Calisto hatte ständig Wutanfälle. Also ist Alexei offenbar zu dem Ergebnis gekommen, dass das Leben einfacher ist, wenn er eine Frau an seiner Seite hat, die sich alles gefallen lässt“, hörte sie eine Engländerin kichernd sagen. „Er wird sich garantiert bald langweilen …“
„Und sie ist nur eine seiner Mitarbeiterinnen … Wer hätte geglaubt, dass ein Drakos sie überhaupt wahrnimmt?“, höhnte eine andere Frau.
„Ja, sie ist so gewöhnlich – ein richtiger Trampel!“, fügte die erste hinzu. „Und dieses Kleid … keine Schleppe – und dann diese altmodischen Stickereien. Offensichtlich will Alexei sich mit ihr über Calisto hinwegtrösten …“
Billie, die für die Frauen nicht zu sehen war, presste die Lippen zusammen und versuchte, die giftigen Bemerkungen zu überhören. Alle drei Frauen zählten zu Alexeis unzähligen Exgeliebten, und alle hatten einen seiner wohlhabenden Freunde oder Geschäftspartner geheiratet.
„Calisto muss es ja richtig vermasselt haben. Hätte ich das geahnt, hätte ich die Scheidung eingereicht und mich ihm wieder an den Hals geworfen!“, gestand die Engländerin in einem Tonfall, der bewies, dass sie es durchaus ernst meinte.
„Aber die Geschichte mit ihr war eine Ausnahme“, machte eine ihrer Begleiterinnen ihre Hoffnungen zunichte. „Calisto ist die Einzige seiner Exfreundinnen, mit der er wieder etwas angefangen hat.“
„Und was ist das jetzt wert? Gerade hat er eine Frau geheiratet, die nicht aus seinen Kreisen kommt. Ich gebe dieser Ehe drei Monate, höchstens vier, wenn sie geschickt vorgeht und seine Affären ignoriert“, prophezeite die Engländerin. „Dann wird er seine häusliche kleine Braut fallen lassen.“
In diesem Moment straffte Billie sich trotzig. Ihr Stolz verbot es ihr, sich noch länger zu verstecken. Schließlich war diese Luxusvilla jetzt ihr Zuhause. Als sie aus der Nische trat, erstarrten die drei Frauen, was einer gewissen Komik nicht entbehrte. Hocherhobenen Hauptes ging sie an ihnen vorbei und verließ die Damentoilette.
Hilary, ihre Tante, schlenderte in der Eingangshalle auf und ab, das weinende Baby auf dem Arm. Erleichtert blickte sie sie an. „Ich habe dich schon überall gesucht. Nicky lässt sich einfach nicht beruhigen. Ich glaube, er bekommt wieder einen Zahn …“
„Gib ihn mir.“ Billie eilte zu ihr, um ihr ihren kleinen Sohn abzunehmen, der sich heftig wand. Den Sohn, von dem Alexei nichts wusste, wie sie sich schuldbewusst ins Gedächtnis rief, während sie besorgt sein schmerzverzerrtes kleines Gesicht betrachtete. Sie liebte ihn so sehr und hätte ihn gern allen gezeigt, ohne ihn wie bisher als Hilarys Kind und ihren Neffen auszugeben. Zu dieser Farce hatte sie sich gezwungen gesehen, als sie ihn und ihre Tante mit auf die Insel Speros nahm. Der Mann, den sie heute geheiratet hatte, ahnte nicht, dass sie in der Nacht nach der Beisetzung seiner Eltern von ihm schwanger geworden war. Da er wenige Minuten später gestürzt und sich den Kopf gestoßen hatte, erinnerte er sich nicht mehr an ihre leidenschaftliche Begegnung.
Ungeachtet der Ermahnungen ihrer Tante, mit ihrem Brautkleid vorsichtig zu sein, drückte Billie das Baby an sich, das wie sein Vater pechschwarzes Haar hatte. Seinen süßen Duft einzuatmen und ihn zu spüren, war eine Wohltat für ihre Nerven, und auch der Junge beruhigte sich allmählich und schmiegte sich an sie.
Im nächsten Moment kam ein großer, überwältigend attraktiver Mann mit schwarzem Haar und dunklem Teint durch die Eingangshalle auf ihre Tante und sie zu. Sobald sie dem Blick seiner goldbraunen Augen begegnete, rückte alles andere in den Hintergrund, so stark war die Wirkung, die er auf sie ausübte. Noch immer konnte sie es nicht fassen, dass sie jetzt Alexeis Frau war. Es erschien ihr seltsam unwirklich, denn zu lange hatte sie heimlich davon geträumt.
Auch Alexei nahm die anderen Gäste nicht mehr wahr und trat zu ihr. Während er Billie mit dem Kind auf dem Arm betrachtete, fiel ihm der Kontrast zwischen dessen schwarzem Haar und ihrem weißen Kleid, ihrem roten Haar und der hellen Haut auf.
„Du löst dich ständig in Luft auf, khriso mou.“ Alexei nickte dankend, als eines der Kindermädchen, die er für die Sprösslinge der Gäste engagiert hatte, sich näherte und die Arme ausstreckte, um Nicky entgegenzunehmen.
„Das ist nicht nötig … Ich kümmere mich um ihn“, erklärte Hilary sofort.
„Unsinn. Ich habe die Kindermädchen extra engagiert, damit unsere Gäste abschalten und den Tag mit uns genießen können“, informierte er sie lässig.
Widerstrebend überreichte Billie den Kleinen der jungen Griechin. Er beschwerte sich sofort, aber diese entfernte sich schnell mit ihm, sodass sein Protest immer leiser wurde. Die Wangen gerötet, warf Billie ihrem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu. Autoritär wie immer, hatte er den Kleinen einfach von der Feier verbannt, weil er weinte. Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie musste Alexei so schnell wie möglich von seiner Vaterschaft erzählen!
„Du hättest dich nicht einmischen sollen“, wandte sie sich an ihn, als Hilary sich auf ein Zeichen ihrer Nichte hin entfernte.
„Als gute Gastgeberin hättest du dafür sorgen müssen, dass ihn jemand deiner Tante abnimmt“, ermahnte er sie nachsichtig. „Bestimmt ist sie froh, wenn sie auch einmal abschalten kann. Schließlich muss sie rund um die Uhr für Nicky da sein.“
Billie wurde aschfahl. Alexei hatte ins Schwarze getroffen, und sie hatte diese Tatsache in ihrem Bestreben, ihren Sohn immer in Reichweite zu haben, geflissentlich verdrängt. Sie hätte Nicky schon längst zusammen mit den anderen der Obhut der Kindermädchen anvertrauen sollen, damit ihre Tante unbeschwert mitfeiern konnte. Immer deutlicher wurde ihr bewusst, wie problematisch das Ganze allmählich wurde. Es war nicht fair Hilary gegenüber. Obwohl sie sich bereit erklärt hatte, sich um ihren Großneffen zu kümmern und so zu tun, als wäre er ihr Sohn, hatte keine von ihnen vorausgesehen, was alles damit verbunden war.
Während sie diesen Gedanken nachhing, beobachtete Billie, wie Stuart McGregor, der Kapitän von Alexeis Jacht, die Tischkarten vertauschte, um sich einen Platz neben ihrer attraktiven blonden Tante zu sichern. McGregor hatte von ihrer ersten Begegnung an großes Interesse an Hilary gezeigt. Er hatte sie bereits mehrere Male aufgesucht, angeblich um ihr Bücher zu leihen, und hatte sie dann zum Spazierengehen oder zum Mittagessen eingeladen. Obwohl er noch nicht hatte verlauten lassen, ob er mehr als nur eine platonische Beziehung wollte, schien Hilary ihn zu mögen und wünschte womöglich schon, sie könnte alles aufklären und zugeben, dass Nicky nicht ihr Sohn war. Billie war klar, in welch schwierige Situation sie ihre Tante gebracht hatte. Und zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass nicht nur Alexei sie beide verurteilen würde, wenn die Wahrheit irgendwann ans Licht kam. Schließlich ließ sich niemand gern belügen.
„Du magst Hilarys Baby sehr, stimmt’s?“
„Ja, natürlich“, erwiderte Billie und zuckte beinah zusammen, weil sie so trotzig klang.
Doch Alexei lachte leise. „Und es beruht auf Gegenseitigkeit. Der Kleine hat sich ja richtig an dich geklammert.“
„Er heißt übrigens Nicky.“
„Wie auch immer.“ Er hatte bereits das Interesse an dem Thema verloren und legte ihr nun den Arm um die Taille, um sie in den eleganten Speisesaal zu führen, wo die Gäste bereits an der langen Tafel Platz nahmen.
Die wunderschöne und weltbekannte Sängerin, die Alexei engagiert hatte, warf ihm schmachtende Blicke zu und schien alle Liebeslieder im Geiste ihm zu widmen. Billie verfolgte das und verkrampfte sich innerlich immer mehr. Bald argwöhnte sie, dass entweder gerade etwas zwischen Alexei und dieser Frau lief oder die beiden einmal zusammen gewesen waren.
Aus einem Impuls heraus beugte Billie sich zu ihrem frischgebackenen Ehemann hinüber und sagte mit einem scharfen Unterton: „Du hast mit ihr geschlafen, stimmt’s?“
Ironisch zog er eine Braue hoch. „Diese Frage beantworte ich nicht.“
„Na ja, es ist für alle hier ziemlich offensichtlich.“ Geflissentlich ignorierte sie die innere Stimme, die sie warnte. „Ich merke doch, wie sie dich ansieht.“
„Ich finde nichts dabei …“
„Damit hatte ich auch nicht gerechnet.“ Voller Bitterkeit dachte sie daran, dass er es gewohnt war, wenn Frauen mit ihm flirteten, und deshalb nicht nachvollziehen konnte, dass seine Braut es an ihrem Hochzeitstag besonders unpassend fand. Nur ein einziges Mal wollte sie an erster Stelle stehen und die anderen Frauen überstrahlen. Als ihr klar wurde, wie albern dies war, hätte sie beinah laut gelacht. Seit wann wollte sie im Mittelpunkt stehen? Und wann hatte sie vergessen, dass sie den Ring an ihrem Finger Eigenschaften verdankte, die Alexeis Meinung nach schwerer wogen als sexuelle Anziehungskraft? Es war eine ernüchternde Erkenntnis.
„Ich erwarte von dir, dass du dich über solche Kleinigkeiten nicht aufregst“, erwiderte Alexei nun trocken.
Wollte er damit etwa andeuten, dass sie nicht das Recht hatte, wütend zu werden, wenn andere Frauen so unverhohlen mit ihm flirteten? Zornesröte stieg ihr ins Gesicht. „Wie würdest du dich denn fühlen, wenn einer meiner Exlover mir solche Avancen machen würde?“, konterte sie.
„Ich würde ihn k. o. schlagen“, gestand er trügerisch sanft. „Aber da ich dein einziger Lover sein werde, steht das nicht zur Debatte. Du gehörst nur mir, khriso mou.“
Was war er doch für ein Macho! Billie unterdrückte eine scharfe Bemerkung. Zu ihrem Leidwesen musste sie sich eingestehen, dass Alexei recht hatte. Sie hatte keine sexuellen Erfahrungen gesammelt und konnte ihn in dieser Hinsicht nicht herausfordern. Andererseits hatte sie einige dunkle Geheimnisse, und sie schauderte, als eine dunkle Vorahnung sie beschlich. Das machte ihr mehr zu schaffen als die Tatsache, dass er sie für eine Jungfrau hielt. Inzwischen war es zu spät, um ihn über seinen Irrtum aufzuklären. Würde er den Unterschied überhaupt bemerken?
Sie hatte bereits beschlossen, bis zum nächsten Tag zu warten und ihm dann alles zu erzählen. So hoffte sie, sie könnten ihren Hochzeitstag und auch die Nacht genießen. Nach einer weiteren leidenschaftlichen Begegnung hätte Alexei sicher mehr Verständnis für sie und wäre zugänglicher. Sie mochte sich seine Reaktion nicht vorstellen, wenn er erfuhr, dass er nicht alles über sie wusste und sie einiges auf sich genommen hatte, um ihm gewisse Dinge zu verschweigen. Besorgt betrachtete sie sein klassisches Profil, das so viel innere Stärke, aber auch Sturheit verriet, und spielte gedankenverloren mit ihrem Ehering.
„Das einzige Problem, das ich momentan sehe, ist … deine Mutter“, erklärte Alexei jetzt mit einem strengen Unterton. „Sie hat sich nicht mehr im Griff.“
Erschrocken folgte sie seinem Blick zur anderen Seite des Raumes, wo Lauren aufgestanden war, um mit einem Mann zu tanzen, obwohl alle anderen Gäste noch auf ihren Plätzen saßen. Sie stieß erst gegen einen Tisch, dann gegen einen Stuhl und lachte dabei zu laut. Offensichtlich hatte sie zu viel getrunken.
„Ach du meine Güte!“, stieß Billie hervor, der das Verhalten ihrer Mutter unsäglich peinlich war. Früher hatte sie unzählige solche Momente durchlebt. Aber dies war ein ganz besonderer Tag für sie! Billie hatte inständig gehofft, Lauren würde sie zumindest dieses eine Mal nicht blamieren. Es schien allerdings, als würde diese sich immer wie ein rebellischer Teenager benehmen, vor allem wenn ein attraktiver Mann in der Nähe war. Nun beobachtete Billie, wie ihre Tante sich erhob und auf ihre kichernde, schwankende Schwester zuging.
Erstaunt sah Billie, dass Lauren tat, was ihre Schwester verlangte. Schmollend kehrte sie an ihren Platz zurück, während der Mann sich wieder an den Nachbartisch setzte.
„Wenn ich meine Tante nicht hätte …“, sagte Billie erleichtert. „Wer ist der Mann, mit dem meine Mutter getanzt hat?“
„Einer meiner Cousins. Und eigentlich ist er alt genug, um es besser zu wissen.“
„Das muss nichts heißen“, erwiderte Billie leise. Ihre Mutter war nie erwachsen geworden. Und schlimmer noch, in deren Gesellschaft schienen die Männer ihre Hemmungen immer schnell abzulegen.
„Du darfst dich nicht mehr für Lauren verantwortlich fühlen“, riet Alexei ihr. „Sie wird sich nicht mehr ändern.“
Er hatte gut reden, denn er hatte sich ja auch nicht um ihre Mutter kümmern müssen, wenn wieder einmal eine ihrer Affären gescheitert war. Dann war Lauren immer in Selbstmitleid und Depressionen versunken und hatte Trost im Alkohol und bei ihrer Tochter oder ihrer Schwester gesucht.
„Lass uns tanzen“, sagte Alexei leise.
Nachdem sie bisher nie im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestanden hatte, war Billie sich nun unbehaglich der ungeteilten Aufmerksamkeit aller Anwesenden bewusst.
„Warum bist du so verkrampft?“, fragte Alexei rau.
Sie musste sich zwingen, sich an ihn zu schmiegen, denn sie bebte am ganzen Körper. Erinnerungen an ihre leidenschaftliche Begegnung in der Nacht, als sie mit Nicky schwanger geworden war, überkamen sie, und ihre Sinne erwachten wieder, nachdem sie sich so viele Monate lang zusammengerissen und ihre Gefühle unterdrückt hatte.
„Schon besser, khriso mou“, sagte Alexei heiser und presste sie an sich.
Als sie seine Erregung spürte, überkam sie ein nie gekanntes Hochgefühl, weil sie sich nie hatte vorstellen können, dass er sie attraktiv fand. Schließlich hatte er den Sex mit ihr vergessen, was nicht gerade darauf hindeutete, dass es für ihn etwas Besonderes gewesen war. Aber offenbar begehrte er sie, wie ein Ehemann seine Ehefrau begehrt. Und das war sie und keine der schönen und eleganten Frauen unter den Gästen, mit denen er eine Affäre gehabt hatte. Und was wäre, wenn ihre Beziehung genauso endete? Bei der Vorstellung krampfte ihr Herz sich zusammen. Was wäre, wenn seine Exfreundinnen recht behielten und Alexei schnell feststellte, dass die Heirat mit ihr ein Fehler gewesen war?
Die Lider gesenkt, genoss Billie es, in seinen Armen zu liegen, und verdrängte die deprimierenden Gedanken. Seit wann hatte sie solche Angst? In den vergangenen Monaten hatte sie sich jedoch oft eingestehen müssen, dass die Liebe zu Alexei und ihrem Baby sie grundlegend verändert hatten – sie war ihren Gefühlen viel stärker ausgeliefert als je zuvor.
Und natürlich machte sie sich Sorgen um die Zukunft. Schließlich liebte Alexei sie nicht. Er hatte sie geheiratet, um sich über das Scheitern seiner Beziehung mit Calisto Bethune hinwegzutrösten. Die Bemerkung der Frau in der Damentoilette entbehrte nicht jeder Grundlage. Alexei hat mich zur Frau genommen, weil er mich gut zu kennen glaubt und für ebenso vernünftig wie vertrauenswürdig hält, dachte Billie. Er hatte sich nicht für sie entschieden, weil sie fantastisch aussah und aufregend war, sondern weil sie sich perfekt für die Rolle der konservativen, anspruchslosen Ehefrau eignete. Wie würde er wohl am nächsten Tag reagieren, wenn er erfuhr, dass sie genauso mit Fehlern behaftet war wie jeder andere?
Schließlich verließen sie die Tanzfläche, um mit ihren Gästen zu plaudern. Später, am frühen Abend, kam Hilary sichtlich bestürzt zu ihr und sagte: „Lauren ist nebenan und redet dummes Zeug. Sie hat zu viel getrunken und will nicht auf mich hören …“
„Ich komme mit.“ Billie entzog Alexei ihre Hand und eilte ihrer Tante nach.
Sie entdeckte ihre Mutter sofort. Auf dem Tisch vor ihr standen mehrere leere Gläser. Eine Zigarette in der Hand, kostete sie es sichtlich aus, im Mittelpunkt zu stehen.
„Billie!“, rief Lauren, als sie sie bemerkte. „Wissen Sie, das ist gar nicht ihr richtiger Name. Alexei hat sie so genannt, als sie noch ein Kind war. Eigentlich heißt sie Bliss …“
„Was können Sie uns noch erzählen, Lauren?“, fragte eine Brünette neugierig.
„Oh, es gibt einige Leichen im Keller!“ Lauren warf den Kopf zurück, um die Blicke auf ihren tiefen Ausschnitt zu lenken.
„Es gibt keine Leichen im Keller“, warf Billie energisch ein, nachdem sie sich zu ihr durchgekämpft hatte.
„Und ob!“, rief ihre Mutter. „Und eine Leiche ist ziemlich klein. Ich habe meiner Tochter geraten, ihre Geheimnisse für sich zu behalten, bis sie im Hafen der Ehe angelangt ist. Falls diese dann scheitert, ist sie wenigstens reich …“
Hilary, der nun der Geduldsfaden riss, packte ihre Schwester am Arm und riss sie von ihrem Stuhl. „Wir sollten jetzt nach Hause gehen …“
„Ich will aber noch nicht weg“, entgegnete Lauren mit schwerer Zunge und schwankte ein wenig. „Ich amüsiere mich prächtig.“
Einen Moment lang herrschte peinliches Schweigen, und erst als sie ihrer Tante half, deren stolpernde und fluchende Schwester in Richtung Tür zu bugsieren, merkte Billie, dass Alexei sich zu ihnen gesellt hatte. Ihr brannten die Wangen, und ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie seinem wütenden Blick begegnete.
„Draußen wartet ein Wagen auf euch“, informierte er Hilary freundlich, während ein Kindermädchen erschien, um ihr Nicky zu überreichen. „Es tut mir leid, dass ihr jetzt schon gehen müsst.“
Lauren, die trotz ihres unerschütterlichen Selbstbewusstseins sichtlich eingeschüchtert war von ihrem Schwiegersohn, wurde blass und wich nun seinem Blick und dem ihrer Tochter aus.
„Ich glaube, Lauren braucht professionelle Hilfe“, sagte Alexei eisig.
„Entschuldige. Ich weiß, ihr Verhalten ist peinlich … Aber professionelle Hilfe?“, wiederholte Billie, die endlich den Mut aufbrachte, ihn direkt anzusehen.
„Ein Aufenthalt in einer Entzugsklinik könnte sie wenigstens davon kurieren, dass sie sich auf das Scheitern unserer Ehe freut“, konterte er spöttisch und blickte sie dabei durchdringend an. „Offenbar hat sie unseren Ehevertrag nicht gelesen. Aber was zum Teufel hat sie mit ‚Leichen im Keller‘ und ‚Geheimnissen‘ gemeint?“
Billie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, und begann zu zittern, als ihr bewusst wurde, dass ihre Mutter beinahe alles herausposaunt hätte. „Sie war betrunken und hat nur Unsinn erzählt. Aber ich denke nicht, dass sie in eine Entzugsklinik muss …“
„Überlass das mir“, unterbrach Alexei sie ungerührt. „Ich verstehe sie besser als du.“
Und Billie, die wusste, wie egoistisch ihre Mutter war, musste ihm wohl oder übel recht geben.
Es war schon nach Mitternacht, als Alexei und Billie sich mit dem Motorboot zur Sea Queen bringen ließen. Als Billie an Deck der Luxusjacht stand und zum Strand blickte, stellte sie fest, dass ihr Haus hell erleuchtet war. Also musste zumindest Hilary wach sein. Ob Lauren noch bei ihr war und sich schlecht benahm? Oder war Nicky zu aufgedreht, um schlafen zu können, und hielt sie auf Trab? Billie vermisste ihn schrecklich, und ihr Herz krampfte sich zusammen bei der Vorstellung, ihn wieder zurücklassen zu müssen.
Alexei hatte ihr allerdings gesagt, sie würden nur eine Woche wegbleiben. Er war kein großer Fan von Flitterwochen und nahm sich nur ungern frei, aber er war auch zu clever, um zu wissen, dass sofort Gerüchte kursieren würden, wenn er seine Braut gleich nach der Hochzeit vernachlässigte. Und morgen wird er ohnehin alles erfahren, rief Billie sich ins Gedächtnis. Dann wäre es endlich vorbei mit den Geheimnissen und Lügen. Er würde verstehen, wie sehr sie an Nicky hing. Doch wie würde er auf die Nachricht reagieren, dass er der Vater des Jungen war?
Die kühle Frühlingsluft ließ sie erschauern. Billie hörte Schritte hinter sich, und dann spürte sie, wie Alexei die Arme um sie legte und sie an sich zog. „Das war ein langer, anstrengender Tag“, meinte er und seufzte. „Wie hat mein Vater es bloß geschafft, viermal zu heiraten?“
„Dass er nicht aufgegeben hat, um irgendwann die Richtige zu finden, sagt wohl einiges über seinen Optimismus aus.“ Ihre Stimme bebte, weil Alexei die Lippen sinnlich über ihren Hals gleiten ließ. Verlangen erwachte in ihr, und erschauernd schmiegte Billie sich an ihn.
Nun lachte er leise. „Sei nicht so naiv. Er hat meine Mutter nur geheiratet, weil sie mit mir schwanger war. Einen Sohn und Erben zu bekommen, war ihm viel wichtiger als alle Frauen …“
Sie spürte die kühle Luft im Rücken, als er aufreizend langsam den Reißverschluss ihres Kleids hinunterzog. „Du bist so ein Zyniker!“, stellte sie fest.
„Die Ehe mag in deinen Augen glücklich gewesen sein, aber selbst meine Mutter wusste, dass er sie sonst nie geheiratet hätte. Sie war ein Niemand …“
„Genau wie ich“, warf sie ein. Seine überhebliche Einstellung ärgerte sie.
„Nein. Du bist eine von uns und hast Verstand“, neckte er sie, während er die Hände unter das Kleid schob und zu ihren Brüsten gleiten ließ. „Und jetzt bist du meine Frau, meine perfekte Ehefrau, khriso mou.“
Als er ihre Knospen mit Daumen und Zeigefinger zu liebkosen begann, stockte ihr der Atem. Wenn bereits diese zarten Berührungen solche Sehnsucht in ihr weckten … Ganz im Bann dieser Empfindungen, lehnte sie sich an ihn, und Alexei hob sie hoch, um sie in die Kabine zu tragen. Nachdem er sie dort abgesetzt hatte, streifte er ihr langsam das Kleid und den Unterrock ab.
„Du bekommst die volle Punktzahl, weil du mich überrascht hast“, bemerkte er, bevor er innehielt und ihre türkisfarbenen Spitzendessous und die dazu passenden halterlosen Strümpfe betrachtete.
Billie errötete und erwiderte ein wenig atemlos: „Ich bin eine Braut … Was hast du erwartet?“
„Schlichte weiße Baumwolle“, gestand er, einen Arm um ihre Taille gelegt.
Als sie ihm in die goldbraunen Augen blickte, ging ihr das Herz über vor Liebe. „Du wirst an den restlichen dreihundertvierundsechzig Tagen im Jahr noch oft genug weiße Baumwolle sehen. Das hier ist eine Ausnahme“, fügte sie hinzu. „Also genieß es.“
Lachend umfasste er ihr Gesicht, um sie zu küssen. Hingebungsvoll erwiderte sie den Kuss und kostete das Gefühl aus, seinen muskulösen Körper zu spüren. Nach einer Weile öffnete er ihren BH und umfasste beinah andächtig eine ihrer Brüste. „Du hast keine Ahnung, wie oft ich von deinen Brüsten geträumt habe …“
„Wie, im Büro?“, brachte sie entsetzt hervor.
„Schockiert dich das etwa?“ Wieder lachte er, während er beide Brüste streichelte.
„Na ja, es ist nicht besonders professionell, oder?“, beschwerte sie sich.
„Ich habe dich doch nur betrachtet und meiner Fantasie freien Lauf gelassen. Ich habe dich nicht angefasst“, erinnerte Alexei sie. „Schließlich bin ich ein Mann, und je mehr du dich verhüllt hast, desto reizvoller war es für mich. Hättest du oben ohne sonnengebadet, hätte ich meine Neugier schon längst gestillt.“
Sobald er die Daumen um die aufgerichteten Spitzen kreisen ließ, loderte glühendes Verlangen zwischen ihren Schenkeln auf, und sie schloss die Augen. Doch obwohl ihr Körper heftig auf die Liebkosungen reagierte, dachte sie über Alexeis Worte nach. Ihre brave Kleidung und ihr offensichtliches Desinteresse hatten sein Begehren also nur noch mehr angefacht. Würde er sich womöglich bald langweilen, wenn sie ihm nun immer zur Verfügung stand?
Im nächsten Moment neigte Alexei den Kopf. Er umschloss erst die eine und dann die andere Knospe mit den Lippen und biss spielerisch hinein. Billie stöhnte lustvoll; sie war bereits so erregt, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
„Ich hätte nie gedacht, dass meine Hochzeitsnacht mich so erregen könnte“, gestand Alexei rau, bevor er sich von ihr löste und sich lässig auszuziehen begann. „Obwohl ich so erfahren bin, ist der Sex mit dir etwas ganz Neues für mich.“
Bebend stand sie da und fragte sich, ob sie je so cool wie er sein oder seinen Erwartungen gerecht werden konnte. So viele Frauen hatten versucht, ihn auf Dauer an sich zu binden, und waren gescheitert. Warum sollte es sich mit ihr anders verhalten? Selbst halb nackt hier zu liegen und ihre Blöße nicht bedecken zu können, war für sie eine Herausforderung. Ungeachtet ihrer Unsicherheit streifte er jetzt sein Hemd ab, sodass ihr Blick auf seinen muskulösen gebräunten Oberkörper fiel. Rein äußerlich ist Alexei perfekt, fand sie. Nachdem er sich auch seines Slips entledigt hatte, ließ der Anblick seiner kraftvollen Männlichkeit sie tief erröten. Sofort musste sie daran denken, wie sie ihn gestreichelt und dann in sich gespürt hatte.
Alexei legte sich neben sie und zog sie an sich, um sie mit einer Begierde zu küssen, die sie mit einem tiefen Glücksgefühl erfüllte. Gleichzeitig ließ er die Finger unter ihren Slip gleiten und stöhnte laut.
Am ganzen Körper bebend, hob Billie die Knie an, damit er ihr den Slip abstreifen konnte. „Ich sehne mich so nach dir“, flüsterte sie.
„So soll es auch sein, oder?“ Seine goldbraunen Augen funkelten, doch als er ihr über den Bauch strich, hielt er überrascht inne. „Was ist das?“
Schockiert erstarrte sie, weil ihr erst jetzt bewusst wurde, dass er ihre Kaiserschnittnarbe gefunden hatte. „Ach, ich hatte mal einen gynäkologischen Eingriff“, erwiderte sie dann, so lässig sie konnte.
„Das hast du nie erwähnt“, bemerkte er.
„Manche Dinge behalten Frauen eben lieber für sich.“
Sobald Alexei die Finger zwischen ihre Schenkel gleiten ließ und sie intim zu streicheln begann, drohten die lustvollen Empfindungen sie zu überwältigen. Es war fast mehr, als sie ertragen konnte. Selbstvergessen wand sie sich hin und her, bis er mit der anderen Hand ihre Hüfte umfasste, damit sie stillhielt. Als er dann die pochende Knospe fand und mit sinnlichen Bewegungen reizte, drängte Billie sich ihm sehnsüchtig entgegen.
„Bitte, Alexei … jetzt“, stieß Billie hervor, weil sie vor Lust zu vergehen glaubte.
Geschmeidig legte er sich auf sie und drang in sie ein. Für einige Sekunden wich ihr Verlangen Panik, und sie spannte die Muskeln an. Offenbar bemerkte er ihr Unbehagen, denn er umfasste nun ihre Hüften und drang noch tiefer in sie ein, als wüsste er, wie sehr sie sich nach Erfüllung sehnte. Die unerträglichen, süßen Qualen verstärkten sich, bis es fast schmerzte. Dann erreichte sie jedoch den Höhepunkt, und sie wurde von den erlösenden Wellen davongetragen. Immer wieder erschauerte sie heftig, so intensiv waren die Empfindungen, als die aufgestaute Anspannung sich entlud.
Das Gefühl der Befriedigung war so stark, dass sie noch eine ganze Weile wie benommen dalag. Nur langsam kehrte sie in die Wirklichkeit zurück, merkte, wie schwer ihre Arme und Beine waren, und stellte erst dann fest, dass Alexei sich ausgerechnet in dem Moment von ihr gelöst hatte, als sie seine Nähe brauchte. Und dann herrschte Stille … eine so angespannte Stille, wie nur ein Mann wie Alexei sie hervorrufen konnte. Erschrocken wandte Billie den Kopf und sah ihn an.
Unter seinem ruhigen Blick schnürte sich ihr die Kehle zu, denn Billie erkannte den herausfordernden Ausdruck in seinen Augen. Auch das Atmen fiel ihr plötzlich schwer, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. „Was ist?“
Alexei setzte sich auf und stopfte sich das Kissen in den Rücken. „Mich wundert, dass du den Nerv hast, mich das zu fragen. Du hast mich angelogen, und du weißt, was ich von Unehrlichkeit halte.“
Kalte Angst erfasste sie, und Panik überkam sie, sodass Billie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Feine Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. „Lügen?“, wiederholte sie, um Zeit zu gewinnen.
„Das war garantiert nicht dein erstes Mal. Du warst keine Jungfrau mehr, wolltest mich aber in dem Glauben lassen. Ist das etwa keine Lüge?“
Alexei war offensichtlich enttäuscht. Und wie sollte sie ihm die Wahrheit sagen, ohne ihm alles zu erzählen? Plötzlich fühlte sie sich schrecklich hilflos.
„Natürlich kann ein Mann mit meiner Erfahrung heutzutage kaum erwarten, dass er eine Jungfrau heiratet“, fuhr er nun fort. „Ich habe vielleicht falsche Schlüsse gezogen, aber du hast mir etwas verschwiegen.“
„Ich wusste nicht, wie ich es dir beibringen sollte“, erwiderte Billie unsicher. „Als du die Annahme geäußert hast, fühlte ich mich in die Ecke gedrängt …“
„Nein, gib jetzt nicht mir die Schuld daran“, warnte Alexei sie. „Außerdem möchte ich wissen, wer dein erster Liebhaber war – Damon Marios, dieses Weichei?“
Seine arrogante Unterstellung und die Erwähnung dieses Namens ließen sie erstarren, und Billie fragte sich, ob sie ihm wirklich alle ihre Geheimnisse offenbaren musste. Dann wunderte sie sich über ihre eigene Angst davor, ihm alles zu erzählen und damit die rosarote Seifenblase ihrer Hochzeitsnacht platzen zu lassen. „Du wirst mir nicht glauben, wenn ich dir sage, wer es war.“
Alexei betrachtete sie forschend, einen spöttischen Zug um die sinnlichen Lippen. „Wetten, doch? Wenigstens bist du klug genug, um nicht weiter zu lügen.“
Im Bett fühlte sie sich nun nicht mehr wohl. Und genauso unbehaglich fühlte sie sich, als sie unter seinem forschenden Blick aufstand und einige Schritte gehen musste, um den seidenen Morgenmantel vom Stuhl zu nehmen. Erst als sie diesen angezogen und den Gürtel fest verknotet hatte, glaubte sie, die Situation wieder mehr im Griff zu haben.
„Wie hast du es erraten?“, konnte sie nicht widerstehen zu fragen.
„Du hast dich durch den Ausdruck in deinen Augen und deine Reaktion selbst verraten. Du hast ziemlich schuldbewusst gewirkt.“
„Weil ich das auch bin, und das ist nicht fair, weil es nicht allein meine Schuld ist“, verteidigte Billie sich. „Du darfst nicht so voreingenommen sein. Es ist nicht alles schwarz oder weiß.“
„Bitte keine Moralpredigt“, höhnte Alexei. „Du magst meine Frau sein, aber eins hat sich nicht geändert. Ich erwarte immer noch eine ehrliche Antwort auf eine direkte Frage.“
„Du hast kein Recht, mich nach meinem ersten Liebhaber auszuquetschen!“, brauste sie auf. „Wie kannst du es überhaupt wagen, mir diese Frage zu stellen?“
Sein Blick war eisig. „Weil du meine Frau bist und keine Geheimnisse vor mir haben solltest.“
Wie konnte Alexei das von ihr erwarten? Nervös befeuchtete sie sich die Lippen. „Also gut. Du warst mein erster Liebhaber … aber du erinnerst dich nicht mehr daran …“
Nun runzelte Alexei die Stirn. „Was ist das denn für ein Unsinn?“
„Es klingt seltsam, doch es ist die Wahrheit. Am Abend nach der Beisetzung deiner Eltern hattest du getrunken, und dann bist du mit mir ins Bett gegangen“, erzählte sie, während sie nervös am Saum eines Ärmels zupfte.
„Und gleich willst du mir wahrscheinlich weismachen, dass du von Aliens entführt wurdest! Hast du den Verstand verloren?“, höhnte er, bevor er die Bettdecke zurückwarf und aus dem Bett sprang. „Oder bist du betrunken? Anders kann ich es mir nicht erklären!“
„Wir haben uns in der Gästesuite geliebt, in der ich damals gewohnt habe. Und wir haben nicht verhütet. Du wolltest gerade in dein Schlafzimmer gehen und Kondome holen, als du gestolpert und die Treppe hinuntergefallen bist. Du warst kurze Zeit bewusstlos, und als du wieder zu dir gekommen bist, konntest du dich nicht mehr daran erinnern, dass du mit mir zusammen warst …“ Ihre Stimme bebte, als Alexei stehen blieb, herumwirbelte und sie fragend ansah. „Du dachtest, du wärst schwimmen gewesen, weil dein Haar nass war, aber du hattest gerade geduscht …“
Sein Gesichtsausdruck wirkte ein wenig Furcht einflößend, als er sie betrachtete. „Du bist wirklich erfinderisch, aber diese Geschichte nehme ich dir nicht ab. Du behauptest, wir hätten genau an dem Abend, an den ich mich nicht mehr erinnern kann, miteinander geschlafen, und erwartest, dass ich dir glaube? Für wie dumm hältst du mich?“
Zunehmend verwirrt sah Billie ihn an. Sie hatte gewusst, dass er ihr nicht ohne Weiteres glauben würde. Mit dieser Reaktion hatte sie allerdings nicht gerechnet. „Aber wir haben an dem Abend wirklich miteinander geschlafen.“
„Deinen Worten zufolge hast du mir also anders als alle anderen Frauen deinen Körper geschenkt und keine Gegenleistung erwartet?“, höhnte er. „Denk dir wenigstens etwas aus, das einen Sinn ergibt!“
Ihre panische Angst wich nun flammendem Zorn. Billie fühlte sich, als würde sie um ihr Leben und vor allem um die Liebe ihres Lebens kämpfen. Erst kurz zuvor hatten Alexei und sie einen perfekten Moment erlebt, und sie war überglücklich gewesen. „Wann habe ich dich je belogen?“, erkundigte sie sich gefühlvoll.
„Was ist mit den Wochen vor unserer Hochzeit, als du mir die unschuldige kleine Jungfrau vorgespielt hast? Ich dachte, du hättest Prinzipien, aber die musst du vielleicht noch einmal überdenken. Dass du mir gegenüber unehrlich warst, widert mich an.“
Seine Worte trafen sie wie Peitschenhiebe, und Billie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Noch vor wenigen Minuten war ihr von ihrer leidenschaftlichen Begegnung ganz heiß gewesen, aber nun glaubte sie, vor innerer Kälte zu erstarren. Gleichzeitig wuchs ihr Zorn. Wie konnte Alexei behaupten, sie würde ihn anwidern, nachdem sie seinetwegen so viel durchgemacht hatte? Sie hatte mit ansehen müssen, wie er Calisto den Hof machte. Sie hatte ihre Schwangerschaft und die Geburt ihres Sohnes ganz allein durchgestanden. Wie konnte Alexei so über sie urteilen?
„Wag es ja nicht, mir zu sagen, dass ich dich anwidere!“
Mit einem harten Ausdruck in den Augen musterte er sie, bevor er sich endlich dazu herabließ, ihren Blick zu erwidern. „Es ist die Wahrheit, und mehr habe ich auch nicht von dir erwartet – die Wahrheit“, erklärte er nachdrücklich. „Wenn du mir gegenüber nicht einmal ehrlich sein kannst, was bleibt uns dann noch?“
Widerstrebend musste sie ihm recht geben, denn sie hatte ihn belogen, so viel stand fest. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Alexei ins Bad. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ihm hier und jetzt von Nicky zu erzählen, fiel ihr wahnsinnig schwer. Wenn Alexei ihr nicht einmal glaubte, dass er damals mit ihr geschlafen hatte, wie sollte er ihr dann glauben, dass er sein Vater war?
Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten, während sie sich auf ihre innere Stärke besann. Hilary hatte sie gedrängt, Alexei vor der Hochzeit die Wahrheit zu sagen, und nun bereute sie ihre Schwäche. Statt auf ihre Tante hatte sie auf ihre egoistische, materialistische Mutter gehört, die sich noch nie von moralischen Grundsätzen hatte leiten lassen. Billie hatte diesen Ehering um jeden Preis gewollt, und nun, da er an ihrem Finger steckte, schien er sie zu verhöhnen.
Billie sank auf den gepolsterten Stuhl und blickte sich in der luxuriösen Kabine um, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Trotz der Wärme fror sie innerlich. Alexei war der Mann, den sie liebte, und sie hatte alles zerstört. Sie konnte ihre Lügen einfach nicht wiedergutmachen. Und im selben Moment wurde ihr erneut bewusst, wie sehr es sie verändert hatte, sich zu verlieben und ein Kind zu bekommen, denn sie war viel gefühlsbetonter als jemals zuvor. Verzweifelt wünschte sie, sie wäre wieder jene praktisch veranlagte, weniger verletzliche Frau von damals.
Während er sich ungeduldig abtrocknete, lauschte Alexei auf Geräusche aus der Kabine. Die Stille machte ihn noch wütender. Er warf das Handtuch weg und ging in den angrenzenden Ankleideraum, um Sachen herauszusuchen. Er war so zornig, dass seine Hände zitterten. Wie hatte er nur so dumm sein können, Billie zu vertrauen? Schließlich wusste er seit Langem, dass es nur wenige vertrauenswürdige Frauen gab und die meisten fast alles tun würden, um an einen so reichen Mann wie ihn heranzukommen. Dass Billie die Situation allerdings ausnutzte und behauptete, er hätte ausgerechnet in jener Nacht mit ihr geschlafen, war ein ebenso dreister wie unverzeihlicher Schachzug. Wenn er daran dachte, dass er sie für die ideale Ehefrau gehalten hatte, intelligent, perfekt …
In einer Hinsicht war sie jedoch perfekt gewesen, wie er sich widerstrebend eingestehen musste, als er an den Sex mit ihr dachte. Sofort erwachte sein Verlangen wieder, als er sich erinnerte, wie leidenschaftlich sie im Bett gewesen war. Ihre intensive Reaktion hatte ihn noch mehr erregt – Billie hatte ihn mehr erregt als jede andere Frau in den letzten Jahren. Niemals hätte er für möglich gehalten, dass eine Frau, die für ihre Selbstdisziplin und ihre altmodischen Ansichten bekannt war, sich so gehen lassen konnte.
Altmodisch? Höhnisch verzog Alexei die Lippen. Was war an Billie überhaupt echt und was nicht? Noch vor wenigen Stunden hätte er schwören können, dass sie eine Frau war, die er wirklich respektieren konnte … und jetzt? Er fragte sich, ob Damon Marios ihr die Unschuld geraubt hatte oder womöglich einer seiner eigenen Angestellten – oder ob es schon während ihrer Teenagerzeit passiert war. Aber warum sollte ihm die Identität dieses Mannes überhaupt wichtig sein? Er war noch nie besitzergreifend gewesen, schon gar nicht, wenn es um Sex ging. Dazu war er viel zu praktisch veranlagt. Entscheidend war nur, dass Billie gelogen hatte.
Während wieder Zorn in ihm aufflammte, verließ Alexei das Ankleidezimmer und durchquerte die Kabine, ohne Billie eines Blickes zu würdigen. Er würde ihr Zeit geben, ihre Möglichkeiten abzuwägen, bevor er von Bord ging. Und genau das tat er auch: Er hatte nicht die Absicht, mit einer Frau verheiratet zu bleiben, der er nicht vertrauen konnte.
Nachdem Billie aus der Dusche gekommen war, kämmte und föhnte sie ihre Haare, bis es ihr in weichen Wellen über die Schultern fiel. Sie atmete einige Male tief durch, bevor sie sich auf die Suche nach Alexei machte. Sie war noch nie feige gewesen. Er würde, ja, er musste ihr zuhören. Das war ihre einzige Hoffnung. Allerdings wusste sie, wie hart Alexei Drakos sein konnte, wie kompromisslos und wie kaltblütig, wenn es um seine eigenen Interessen ging …
Alexei saß in seinem Büro am Laptop, als wäre dies ein ganz normaler Arbeitstag und nicht seine Hochzeitsnacht. Im sanften Schein der Deckenstrahler schimmerte sein dichtes blauschwarzes Haar, und seine langen Wimpern warfen Schatten auf seine hohen Wangenknochen. So hatte sie ihn schon unzählige Male gesehen, und sie hatte genau gewusst, dass sie ihn hier antreffen würde – wenn er gestresst war, stürzte Alexei sich immer in seine Arbeit. Seine Miene verriet jedoch seine Anspannung, und als er den Kopf hob und sie auf der Schwelle stehen sah, trat ein harter Ausdruck in seine Augen.
„Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, aber ich muss mit dir reden“, sagte sie eindringlich. „Ich muss dir sagen, was ich getan habe …“
„Was du getan hast?“, wiederholte er ironisch und zog dabei eine Braue hoch. „Hat das etwas mit Laurens Bemerkungen über die ‚Leichen im Keller‘ zu tun?“
Diese Frage hätte sie in diesem Moment lieber nicht beantwortet. Aber die Erkenntnis, dass sie nun ganz ehrlich sein musste, ließ sie erstarren. Langsam nickte sie und beobachtete, wie seine Miene sich noch mehr verfinsterte.
„Sogar deine Mutter weiß also, was ich nicht weiß?“, fragte er.
„Ich habe versucht, es vor ihr geheim zu halten, aber leider hat sie es selbst herausgefunden“, gestand Billie leise.
Alexei musterte sie von Kopf bis Fuß. Durch den dünnen Stoff ihres Morgenmantels konnte er sehen, dass sie darunter nackt war. Die Rundungen ihrer Brüste waren deutlich zu erkennen, und die Brustspitzen zeichneten sich verführerisch unter der glatten Seide ab. Da sofort Begierde in ihm aufflammte, musste er ein wenig seine Position verändern. Zynisch fragte er sich, ob Billie den verführerischen Morgenmantel seinetwegen angezogen hatte.
Wie auch immer, die Stärke seines Verlangens erschreckte ihn. Ausnahmsweise einmal hatte er es nicht stillen können. Aber seine aufgestauten Gefühle, der heftige Zorn, die Bitterkeit und die Desillusionierung, mussten sich irgendwie entladen. Er war mit seinen körperlichen Bedürfnissen viel vertrauter als mit seinen Emotionen. Entschlossen, sich Erleichterung zu verschaffen, streckte er die Hand aus, woraufhin Billie sie, einen misstrauischen Ausdruck in den Augen, umschloss. Dann legte er ihr die Arme um die Taille, zog sie an sich und presste begierig die Lippen auf ihre.
Als er sich von ihrem Mund löste, stieß er rau hervor: „Ich will dich.“
Erleichterung und Sehnsucht überkamen Billie, und ihre Knie wurden weich. Dass er sie an sich gezogen hatte, verblüffte sie, und je leidenschaftlicher er sie nun küsste, desto schwächer wurde sie. Da sie unbedingt die Kluft zwischen ihnen überbrücken wollte, hätte Alexei fast alles mit ihr tun können.
Nachdem er den Gürtel ihres Morgenmantels geöffnet hatte, hob Alexei sie auf seinen Schreibtisch. Er umfasste ihre Brüste und reizte mit den Daumen die harten Spitzen, bevor er den Kopf neigte, um eine mit den Lippen zu umschließen. Mit der anderen Hand schob er ihre Beine auseinander. Billie stöhnte auf, als er mit zwei Fingern in sie eindrang.
Sie hatte Alexei die Arme um den Nacken gelegt und bebte heftig, als er ihre Hüften umfasste und sie so an sich zog, dass er zwischen ihren gespreizten Beinen stand. Benommen registrierte sie, wie er sich ein Kondom überstreifte, und wäre fast in die Wirklichkeit zurückgekehrt. Doch wenige Sekunden später drang er in sie ein, bewegte sich in ihr und brachte sie zur Ekstase. Sie spürte, wie er ebenfalls zum Höhepunkt kam.
„Danke. Jetzt habe ich mich abreagiert.“ Alexei hob sie von seinem Schreibtisch herunter und setzte sie in einen Sessel, der in der Nähe stand.
Immer noch am ganzen Körper bebend, beobachtete Billie, wie er ins angrenzende Bad ging. Als sie an sich hinunterblickte und ihre nackten Brüste sah, stieß sie einen erschrockenen Laut aus und band ihren Morgenmantel schnell wieder zu. Was gerade zwischen Alexei und ihr geschehen war, schockierte sie zutiefst.
Niemals hätte sie für möglich gehalten, dass man so ungezügelten Sex haben konnte, so hemmungslos, dass man nicht mehr klar denken konnte. Genauso wenig hätte sie vermutet, dass ihr eine solche Begegnung Spaß machen würde, und dafür schämte sie sich. Alexei hatte ihr gerade bewiesen, welche sexuelle Macht er über sie ausübte. Nichts ahnend hatte sie sein Büro betreten, und er hatte innerhalb weniger Sekunden ihre Lust entfacht. Jetzt habe ich mich abreagiert, hatte er gesagt, als wäre der Sex mit ihr nur eine Fitnessübung gewesen. Das Blut stieg ihr ins Gesicht, als sie an seine Worte dachte.
Noch dazu hatte er sie auf seinem Schreibtisch genommen, und trotz allem, was zwischen ihnen stand, hatte er alles mit ihr machen können. Andererseits war dies ihre Hochzeitsnacht, oder nicht? Zu ihrem Ehemann Nein zu sagen, wäre nicht besonders klug gewesen, wenn sie sich mit ihm versöhnen wollte. Außerdem war ihr jedes Mittel recht, wenn sie dadurch die Spannung zwischen ihnen abbauen konnte. Schließlich musste sie immer noch mit Alexei reden, was allerdings eine echte Herausforderung war, da ihr Körper immer noch prickelte.
Nur die Bartstoppeln passten nicht so ganz zu seiner perfekten Erscheinung, als Alexei sich wieder zu ihr gesellte. Sein cremefarbener Pullover war genauso lässig-schick und teuer wie die hellen Leinenchinos. Das schwarze Haar zurückgekämmt, sah er umwerfend aus und wirkte gleichzeitig beängstigend distanziert. Wieder einmal wünschte Billie, sie wäre so beherrscht und weniger verletzlich wie früher.
„Ich glaube, du wolltest mir etwas sagen“, erklärte er so eisig, als hätte der heiße Sex nur in ihrer Fantasie stattgefunden.
Gequält blickte sie Alexei an. „Du warst an dem Abend nach der Beisetzung deiner Eltern mit mir zusammen. Nach deinem Sturz war mir klar, dass du dich an die letzten Stunden nicht mehr erinnern konntest, weil du offenbar eine Gehirnerschütterung oder sogar eine Form der Amnesie hattest. Du wolltest aber nicht, dass ich einen Arzt rufe.“
Nun straffte er sich. Da er einen Meter neunzig maß, warf er einen langen Schatten in dem schwach erleuchteten Raum. Er wirkte sehr distanziert, ja, geschäftsmäßig. „Ich glaube dir keinen einzigen Teil dieser Geschichte. Unter solchen Umständen hätte ich niemals mit dir geschlafen.“
Da sie ihn unbedingt überzeugen wollte, beugte Billie sich vor und sagte: „Ich lüge nicht, und vielleicht verstehst du das eher, wenn ich dir alles erzählt habe …“
„Alles?“, wiederholte er so spöttisch, dass sie errötete. „Was hast du dir denn noch zu meiner Belustigung zusammenfantasiert?“
Sie musste die Hand zur Faust ballen, um ihn nicht zu ohrfeigen. „Vielleicht war es falsch, dir damals nicht die Wahrheit zu sagen. Aber nachdem du Calisto wieder begegnet warst, verhielten sich die Dinge anders, und ich glaubte, ich hätte keine Wahl. Ich dachte, du würdest sie lieben. Schließlich hast du mir gesagt, du wolltest sie heiraten. Ich hatte gerade festgestellt, dass ich schwanger bin, und wollte es dir auch erzählen. Du hast dich allerdings nicht einmal daran erinnert, dass du mit mir geschlafen hast …“
„Du warst schwanger?“, fiel er ihr ins Wort. „Von wem?“
Billie warf ihm einen frustrierten Blick zu. „Normalerweise bist du doch nicht so schwer von Begriff. Von dir! Du weißt es nicht mehr, aber wir haben uns zweimal geliebt, ohne zu verhüten.“
Alexei atmete scharf aus, während er sie ungläubig betrachtete.
„Hilarys Sohn ist mein Sohn“, fuhr sie fort, weil sie sich nicht von seinem Schweigen einschüchtern lassen wollte. „Er ist mein Baby. Ich habe ihn in London zur Welt gebracht. Ich hatte dich nur um eine berufliche Auszeit gebeten, um meine Schwangerschaft geheim halten zu können.“
Nun spiegelte sich unbändiger Zorn in seiner Miene. „Hilarys Kind ist deins? Du behauptest, du hättest ein Baby bekommen und es mir verschwiegen? Und dann hast du mich geheiratet?“, fuhr er sie so aufgebracht an, dass sie zusammenzuckte. „Und jetzt wagst du es, mir das Kind eines anderen Mannes unterzuschieben?“
Sie war innerlich völlig verkrampft und spürte, wie ihr Schweißperlen auf die Stirn tragen. „Nein, so ist es nicht. Nicky ist dein Sohn. Ich war noch nie mit einem anderen Mann zusammen.“
Er hörte gar nicht richtig zu. Was er gerade erfahren hatte, reichte ihm. Seine unbändige Wut machte es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Braut hatte ein Kind? Entsetzt über diese Erkenntnis, erinnerte Alexei sich an die Narbe auf ihrem Bauch. Offenbar handelte es sich um eine Kaiserschnittnarbe, was bewies, dass Billie bezüglich ihrer Schwangerschaft tatsächlich die Wahrheit sagte. Noch immer war er fassungslos und schockiert, weil sie ihm etwas so Wichtiges verschwiegen hatte. Und nicht nur das, anscheinend hatte sie ihm einen Haufen Lügen aufgetischt, um ihm das Kind unterzuschieben. Natürlich war sie nicht dumm. Sie wusste, dass sie ihn vermutlich nur so daran hindern konnte, sich von ihr scheiden zu lassen.
Mit kalt funkelnden Augen betrachtete er sie. „Was bist du doch für eine kleine Intrigantin! Du sitzt hier und siehst mir in die Augen, während du mir gestehst, dass du mich nur mit Lügen vor den Altar bekommen hast. Schließlich weißt du, dass ich dich niemals geheiratet hätte, wenn ich die Wahrheit gewusst hätte!“
Billie wurde blass und sprang auf. „Das stimmt nicht, Alexei. Ich habe gelogen, und es tut mir leid, aber ich habe dich nicht betrogen. Nicky ist dein Sohn. Wie sollte ich es dir denn klarmachen, wenn du dich nicht einmal mehr daran erinnern konntest, dass du mit mir geschlafen hattest?“
„Ich schätze, du hast schon mal von Vaterschaftstests gehört?“
Nun errötete sie.
„Wie alt ist der Kleine?“, hakte er nach.
„Viereinhalb Monate. Bei seiner Geburt warst du noch mit Calisto zusammen und wolltest sie sogar heiraten.“ Schweren Herzens musste sie an seine Exfreundin Calisto Bethune denken. „Ich wollte dir keine Probleme machen.“ Gequält fuhr sie fort: „Ich hatte den Eindruck, dass du dich gar nicht an unsere gemeinsamen Nacht erinnern wolltest, und dachte, alle wären glücklicher, wenn es ein Geheimnis bliebe.“
„Ich glaube dir keine Sekunde, dass ich der Vater bin“, verkündete Alexei eisig. „Ich weigere mich, es zu glauben. Und hoffentlich hast du nicht vor, mit dieser Geschichte vor Gericht zu gehen. Du würdest dich nur der Lächerlichkeit preisgeben …“
„Vor … Gericht gehen?“, wiederholte Billie mit bebender Stimme. „Wovon redest du?“
„Das liegt doch auf der Hand. Was du mir gerade erzählt hast, ist ein triftiger Grund für eine Scheidung.“
Plötzlich wurde ihr eiskalt, so bestürzt war sie. „Ich weiß, dass es ein großer Schock für dich ist …“
„Natürlich ist die Vorstellung ein Schock für mich, dass du, deine Mutter und deine Tante gegen mich intrigiert haben!“, höhnte er.
Nun reichte es ihr. „Wie kannst du so etwas behaupten? Niemand hat gegen dich intrigiert! Als ich Hilary überredet habe, Nicky als ihren Sohn auszugeben, wollte ich dich nur schützen.“
„Du wolltest mich schützen?“, rief er verächtlich. „Nicht einmal jetzt kannst du mir die Wahrheit sagen und versuchst, mir dein uneheliches Gör unterzuschieben! Mein Heiratsantrag hat dich dazu bewogen, mich zu belügen und zu betrügen …“
„Wohl kaum!“, konterte sie heftig. „Ich habe Nicky schon als Sohn meiner Tante ausgegeben, als ich dich das erste Mal um eine Auszeit gebeten und dir erzählt habe, dass sie schwanger ist. Das war Monate bevor du überhaupt mit dem Gedanken gespielt hast, mich zu heiraten!“
Offenbar sah er das ein. Überheblich und wütend zugleich betrachtete er sie. „Du hast mich belogen und mir über einen langen Zeitraum etwas vorgemacht …“
„Aber nicht in böser Absicht!“, warf sie verzweifelt ein. „Ich weiß, ich hätte dir vor der Hochzeit von Nicky erzählen sollen, aber mir fehlte der Mut …“
„Ja, dein Ehrgeiz und deine Geldgier haben schwerer gewogen. Und warum? Weil dir klar war, dass es keine Hochzeit geben würde, wenn du mir die Wahrheit sagst.“
„Dein Geld hat mich nie interessiert!“, rief sie, erzürnt über diese Unterstellung. „Und bezeichne meinen Sohn gefälligst nie wieder als uneheliches Gör! Ich liebe ihn über alles und bin stolz auf ihn. Wenn du so schlecht von mir denkst, wie konntest du dann wieder mit mir schlafen?“
Alexei blickte sie spöttisch an. „Das war nur Sex. Ich musste mein aufgestautes Verlangen stillen.“
Billie spürte, wie sie erst errötete und ihr das Blut dann wieder aus dem Gesicht wich. Verzweifelt wünschte sie, sie hätte sich nicht darauf eingelassen und Alexei weggestoßen. Doch es war geschehen und ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Trotz seines weltgewandten Auftretens hatte er etwas Machohaftes an sich. Er war durch und durch ein Drakos. Sein Vater Constantine hatte sich ohne Skrupel von seiner dritten Frau, die ihn über alles geliebt hatte, scheiden lassen und seine schwangere Geliebte geheiratet. Anscheinend würde Alexei sich ihrer jetzt genauso schnell entledigen, weil sie seine Erwartungen nicht erfüllte.
„Nicky ist dein Sohn“, erklärte Billie ein letztes Mal, um ihn davon zu überzeugen, bevor er sich von ihr trennte.
„Nichts kann deine Lügen entschuldigen“, sagte er leise, und es klang endgültig. „Du hast dir den Weg zum Altar erschlichen und verdienst nichts als Verachtung. Natürlich werde ich einen Gentest in Auftrag geben, aber nur damit du nicht weiterhin behaupten kannst, ich wäre der Vater.“
Da sie sich durch seine Drohungen erniedrigt fühlte, warf Billie ihm einen verächtlichen Blick zu. „Das ist eine Beleidigung! Du bist der einzige Mann, mit dem ich je geschlafen habe.“
Mit einem Furcht einflößenden Ausdruck in den Augen betrachtete er sie. „Ich glaube dir kein Wort mehr. Und wessen Schuld ist das?“
Als er das Büro verließ, blieb Billie regungslos sitzen und versuchte, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Schon so kurz nach der Hochzeit hatte sie ihre Ehe mit ihrer Heimlichtuerei zerstört. Sie hatte sein Vertrauen verloren und würde es so schnell nicht zurückgewinnen. Als sie plötzlich das Geräusch der Rotoren hörte, erwachte sie aus ihrer Starre, stürzte zum Schreibtisch und griff zum Telefon. Kapitän McGregor informierte sie, dass Alexei mit seinem Sicherheitsteam im Hubschrauber weggeflogen war. Nachdem sie sich bei ihm bedankt hatte, legte sie mit zitternden Fingern auf.
Alexei hatte sie gerade verlassen. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Mit einer solchen Reaktion hätte sie niemals gerechnet, und es erschien ihr schier unmöglich, ihn umzustimmen. Und da die Presse alle seine Aktivitäten verfolgte, würde sie die Tatsache, dass er seine Braut in der Hochzeitsnacht sitzen gelassen hatte, wochenlang ausschlachten.
Tränen traten ihr in die Augen. Langsam kehrte Billie in die Kabine zurück, um sich anzuziehen. Der Morgen war zwar noch nicht angebrochen, aber die Hochzeitsnacht war endgültig vorbei. Sie würde mit dem Beiboot nach Speros zurückkehren und nach Hause gehen, zu ihrem Sohn. Was hätte sie sonst auch tun sollen?
War ihre Ehe gescheitert, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte? Billie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Alexei ihr eine zweite Chance geben würde. Warum auch, wenn er sie nie geliebt hatte? Sie hatte alles so gründlich vermasselt, dass sie sich in diesem Moment selbst hasste. Mit ihrem Schweigen hatte sie alle Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft zerstört.
Die nächsten beiden Wochen erschienen ihr wie die längsten ihres Lebens. Unglücklich verfolgte Billie, wie Alexei um die Welt reiste, denn die Paparazzi berichteten über jeden seiner Schritte.
Durch die Artikel in der Klatschpresse erfuhr sie unter anderem, dass er zwei Nächte mit einigen Freunden in einem Spielcasino in Monaco verbracht hatte. Nach einer weiteren Nacht, in der er in einem angesagten Club in London gefeiert hatte, lag sie am nächsten Abend wach und fragte sich, ob auch Frauen dabei gewesen waren. Zwar hatte er den Club allein betreten und auch wieder verlassen, aber vielleicht hatte ja irgendwo eine Geliebte auf ihn gewartet. Um nicht den Verstand zu verlieren, versuchte Billie, keinen der demütigenden Artikel mehr zu lesen, in der über ihre Ehe spekuliert wurde.
Die meisten Klatschkolumnisten waren zu dem Ergebnis gekommen, dass Alexei seine Assistentin nur geheiratet hatte, weil diese ihr großes Glück zu schätzen wusste und keine unrealistischen Forderungen stellen würde. Eine praktisch veranlagte Ehefrau, die seine zahllosen Affären stillschweigend dulden würde. Eine andere Kolumnistin behauptete, Alexei Drakos wäre kein Mann, der sich an irgendwelche Regeln hielt. Schließlich hätte er immer nach dem Lustprinzip gelebt.
Natürlich wurden auch alte Geschichten über seinen Vater ausgegraben, der ständig fremdgegangen war. Billie fühlte sich umso mehr gedemütigt, als wenig schmeichelhafte Hochzeitsfotos, die einer der Gäste offenbar mit dem Handy aufgenommen hatte, in den Zeitungen erschienen. Da sie darauf nicht besonders vorteilhaft aussah und eher unscheinbar wirkte, wollte man sie offenbar als eine Braut darstellen, die ein griechischer Tycoon und Playboy nur verlassen konnte.
„Ich fasse einfach nicht, dass du dich so verhältst!“, schimpfte ihre Mutter. „Was hast du dir nur dabei gedacht, wieder in dieses Haus zu ziehen? Du bist jetzt eine Drakos und gehörst in die Villa nebenan! Natürlich tratschen die Leute, wenn du dich so benimmst, als hätte die Hochzeit nie stattgefunden.“
„Ich habe nicht die Absicht, mit Nicky zu Alexei zu ziehen, solange er die Vaterschaft nicht anerkennt“, erwiderte Billie.
„Wie kann man nur so dumm sein?“, zischte Lauren. „Lass das Gör hier bei uns, und nimm dir, was dir gehört. Du hast das Recht, in der Villa zu leben – schließlich bist du Alexeis Frau!“
Billie warf ihr einen kühlen Blick zu. „Bezeichne meinen Sohn gefälligst nicht als Gör!“
„Du weißt, dass ich es nicht böse gemeint habe“, lenkte ihre Mutter ein. „Immerhin ist der Kleine deine goldene Gans. Schwanger zu werden, war das einzig Richtige, was du getan hast! Alexei kann tun und sagen, was er will, aber letztendlich bist du die Mutter seines Sohnes und Erben, und nichts kann daran etwas ändern!“
„Mit diesem Gerede hilfst du niemandem, Lauren“, warf Hilary ein und bedachte ihre Schwester mit einem vorwurfsvollen Blick. „Billie ist eher daran interessiert, ihre Ehe zu retten, als Kapital daraus zu schlagen. Ich finde es auch besser, wenn sie hier wohnt, zumal Alexei glaubt, Nicky wäre nicht sein Kind.“
In diesem Moment gluckste Nicky zufrieden. Aus seinen großen braunen Augen blickte er seine Mutter an, die ihm daraufhin versicherte, wie wunderhübsch er sei. Anna, die auf Billies Seite war, erschien mit den aktuellen Zeitungen. Während die Haushälterin sich um Nicky kümmerte, breitete Billie die Zeitungen auf dem Esstisch aus.
„Du solltest das nicht lesen“, warnte ihre Tante sie. „Die Journalisten verdrehen nur die Tatsachen, und du regst sich darüber auf.“
„Das werde ich nicht“, versprach Billie, wurde allerdings aschfahl, sobald ihr Blick auf das neueste Foto von Alexei fiel. Bilder konnten nicht lügen. Mit einem verblüffenden Mangel an Diskretion saß er mit einer blonden Begleiterin in einem schicken Straßencafé in Paris – einer Frau, die sie niemals mehr an seiner Seite vermutet hätte. „Alexei trifft sich wieder mit Calisto!“, rief sie gequält.
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, erwiderte Hilary ungläubig, um dann jedoch bestürzt die Seiten in dem Magazin zu betrachten.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du ihn nicht einfach so hättest gehen lassen dürfen.“ Lauren hatte von ihrem Schwiegersohn offenbar nichts anderes erwartet.
Billie sah sich außerstande, darauf zu antworten, denn sie fühlte sich wie in einem Albtraum. War Alexei sofort zu der glamourösen Griechin zurückgekehrt, um nach der Enttäuschung bei ihr Trost zu suchen? Glaubte er womöglich, es wäre ein Fehler gewesen, sich von Calisto zu trennen?
Als es plötzlich an der Haustür klopfte, zuckte Billie überrascht zusammen. Nur selten kam jemand vorbei. „Wer kann das sein?“
„Ich gehe.“ Hilary war schon aufgestanden. Bereits nach zwei Minuten steckte sie jedoch den Kopf zur Tür herein und bat Billie zu kommen.
Zu ihrer Verblüffung sah sie sich drei Männern gegenüber. Zwei von ihnen kannte sie, und über deren Erscheinen war sie alles andere als erfreut: Baccus Klonis, der Leiter von Alexeis Rechtsabteilung und sein Stellvertreter. Verlegen errötete sie. Der dritte Mann stellte sich als Arzt vor und sollte seinen Worten zufolge Speichel für eine DNA-Analyse aus Nickys Mund entnehmen. Dass die drei sich nicht angekündigt hatten und zudem ganz selbstverständlich davon ausgingen, dass sie dem Test zustimmen würde, ärgerte sie. Während Hilary vorausging, um Anna und Lauren in die Küche zu schieben, führte Billie die Besucher in das geräumige Wohnzimmer.
„Hat Alexei Sie beauftragt?“, erkundigte sie sich angespannt.
„Selbstverständlich befolge ich Mr Drakos’ Anweisungen“, informierte Baccus sie höflich.
Sie fühlte sich, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Obwohl Alexei augenscheinlich ohne ein bestimmtes Ziel durch Europa reiste, hatte er seine Anwälte konsultiert und sie beauftragt, einen DNA-Test bei ihrem Sohn durchzuführen. Billie erwog ihre Möglichkeiten. Natürlich konnte sie ihre Zustimmung verweigern. Möglicherweise rechnete Alexei sogar damit und würde es als Beweis dafür deuten, dass sie log. Auch wenn es demütigend sein konnte, sich mit dem Test einverstanden zu erklären, würde dieser zumindest die Wahrheit ans Licht bringen.
Nachdem der Arzt ihr die Prozedur erklärt hatte, hob Billie ihren Sohn hoch, damit er ihm eine Speichelprobe entnehmen konnte. Obwohl es schnell ging und Nicky nicht einmal protestierte, erschien ihr das Ganze seltsam unwirklich und wie ein Eindringen in ihre Privatsphäre. War es wirklich so weit gekommen, dass Alexei sie derart behandeln musste und nur noch über seine Anwälte mit ihr kommunizierte? Sie beobachtete, wie die drei Männer das Haus verließen, und schauderte, als Hilary sich zu ihr gesellte und ihr mitfühlend den Arm drückte.
„Das musste getan werden“, meinte diese leise. „Wenn Alexei erfährt, dass Nicky sein Sohn ist, wird sich alles zum Guten wenden.“