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Dieser Band enthält folgende Romane von Ann Murdoch & Jonas Herlin Jonas Herlin: Der Tote auf Rügen Ann Murdoch: Symphonie des Grauens Ann Murdoch: Unheil über Windermere Castle Ann Murdoch: Der Schatz von Aldgate Castle Lord Oliver Crowdon lernt auf der Baustelle von Aldgate Castle, seinem neu erwobenen Besitz, die bezaubernde Lady Leonyia Lampart kennen. Wie sich herausstellt, ist sie die Chefin der Firma, die die Umbauarbeiten auf Aldgate Castle vornimmt. Lord Oliver verliebt sich Hals über Kopf in diese Frau. Als sie gemeinsam das Anwesen begutachten, finden sie hinter einer Geheimtür ein mysteriöses Buch, das auf einen verborgenen Schatz hindeutet. Gibt es diesen Schatz wirklich? Nicht nur Lord Oliver und Lady Leony, sondern auch ein merkwürdiger Pater begeben sich auf die Suche...
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Romantic Thriller Viererband 1005
Copyright
Der Tote auf Rügen: Thriller
Symphonie des Grauens
Unheil über Windermere Castle
Der Schatz von Aldgate Castle
Dieser Band enthält folgende Romane
von Ann Murdoch & Jonas Herlin
Jonas Herlin: Der Tote auf Rügen
Ann Murdoch: Symphonie des Grauens
Ann Murdoch: Unheil über Windermere Castle
Ann Murdoch: Der Schatz von Aldgate Castle
Lord Oliver Crowdon lernt auf der Baustelle von Aldgate Castle, seinem neu erwobenen Besitz, die bezaubernde Lady Leonyia Lampart kennen. Wie sich herausstellt, ist sie die Chefin der Firma, die die Umbauarbeiten auf Aldgate Castle vornimmt. Lord Oliver verliebt sich Hals über Kopf in diese Frau.
Als sie gemeinsam das Anwesen begutachten, finden sie hinter einer Geheimtür ein mysteriöses Buch, das auf einen verborgenen Schatz hindeutet. Gibt es diesen Schatz wirklich?
Nicht nur Lord Oliver und Lady Leony, sondern auch ein merkwürdiger Pater begeben sich auf die Suche...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
von Jonas Herlin
Ein ehemaliger Fernsehmoderator wird auf Rügen ermordet aufgefunden. Sandra Düpree erkennt auf dem Foto des Mörders den Mann, den sie liebt: Frank Willard. Die Spur, der Sandra als Journalsitin nachgehen soll, führt zu einem mysteriösen Kloster und einer Mondgöttin, die Menschenopfer bevorzugt. Hat sich Willard dieser Sekte angeschlossen?
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Cover: A. Panadero
Jonas Herlin ist ein Pseudonym von Alfred Bekker
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Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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„Svanameth“, flüsterte die Frau im blauen Kleid, deren langes rotes Haar im Nachtwind wehte. Ungehört verhallte der Ruf zwischen düsteren Klostermauern. „Svanameth!“, rief sie jetzt etwas lauter.
Ihr Gesicht war feingeschnitten und sehr ebenmäßig, aber in ihren Zügen stand etwas, das jeden Betrachter unwillkürlich erschaudern ließ.
Unverhüllte Grausamkeit.
Das Lächeln, zu dem sich ihr volllippiger Mund verzog, war kalt wie der Tod …
In ihren dunklen Augen spiegelte sich der Vollmond, dessen fahles Licht auf den grau gewordenen Sandsteinmauern bizarre Schatten erscheinen ließ.
„Svanameth! Deine gehorsame Dienerin ruft dich!“
Sie breitete die Arme aus und reckte sie dem Mond entgegen.
„Svanameth! Gib mir Kraft!“, flüsterte sie, wobei sich ihr Gesicht auf eine Weise verzog, die ihr etwas Unmenschliches gab. Ein letztes Mal rief sie diesen düsteren Namen, und Verzweiflung hatte sich in ihren Tonfall eingeschlichen.
Sie ließ schließlich die Arme sinken und schluckte.
Dann atmete sie tief durch und schloss dabei die Augen, so als hätte sie eine große Anstrengung hinter sich. Sie schluckte und ballte die Hände zu Fäusten zusammen.
Im nächsten Moment ließ sie der blecherne Klang einer Kirchenglocke die Augen weit aufreißen. Es war ein ohrenbetäubender Lärm.
Die Frau in Rot strich sich mit einer fahrigen Geste das Haar aus dem Gesicht.
Aus den bizarren Schatten, die das Mondlicht auf die grauen Steinmauern der nahen Kapelle zauberte, schälten sich jetzt dunkle Gestalten heraus.
Erst waren es nur düstere Umrisse, wie verschwommene Schemen, aber je näher sie kamen, desto mehr verwandelten sie sich.
Sie wirkten auf den ersten Blick wie Mönche. Allerdings trugen sie um den Hals eigentümliche ovale Holzamulette anstelle von Kreuzen.
Unter den Kapuzen ihrer knöchellangen Kutten schien es nichts als namenlose Schwärze zu geben, obgleich das Mondlicht eigentlich hell genug gewesen wäre, etwas von ihren Gesichtern zu zeigen.
Schweigend gingen sie auf die Frau in Rot zu und bildeten dann eine Art Halbkreis um sie herum.
„Svanameth“, sagte die Frau mit den roten Haaren mit brüchiger Stimme. „Sie …“
„Sie schweigt noch immer?“, kam es dumpf unter einer der Kapuzen hervor.
„Ja.“
„Dann gibt es nur einen Weg.“
„Ich weiß“, murmelte sie, und der Klang ihrer Stimme bekam etwas raubtierhaftes.
„Ein Opfer!“, kam es von dem Kuttenträger.
In den dunklen Augen der Frau flackerte es. Dann begannen sie eigentümlich zu leuchten, wie kleine Lampen. Von ihren Pupillen war jetzt mehr zu sehen. Ihre Augenhöhlen waren erfüllt von einem grellen Weiß!
Sie entblößte die Zähne.
„Ja, ein Opfer“, bestätigte sie dann flüsternd und der Nachtwind nahm ihre Worte mit sich und trug sie wie eine Drohung über das Land!
Es war das Klatschen von Regentropfen, das mich aus meinem Traum erlöste.
Ich schlug die Augen auf und saß einen Moment später kerzengerade im Bett. Svanameth – dieser geheimnisvolle Name, der in meinem Traum eine Rolle gespielt hatte, lag mir noch auf der Zunge.
Es war nicht das erste Mal, dass ich von jener rothaarigen Frau träumte, die in einem alten Klostergemäuer in Anwesenheit einer Schar mysteriöser, in Mönchskutten gehüllter Gestalten immer wieder diesen Namen aussprach …
Svanameth!
Ich stand auf und blickte aus dem Fenster. Mit der linken Hand fuhr ich mir durch das mittellange, brünette Haar und seufzte. Draußen regnete es Bindfäden. Schon seit Tagen war das Wetter selbst für Hamburger Verhältnisse miserabel, und der Garten von Tante Elisabeths Villa sah entsprechend aus. Tante Elisabeth hieß eigentlich Elisabeth Düpree und war meine Großtante. Seit dem frühen Tod meiner Eltern lebte ich bei ihr und bewohnte in ihrer großzügigen Villa die obere Etage.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und rieb mir den Ellbogen. Es war kalt geworden – viel zu kalt für die Jahreszeit.
Mit Schrecken dachte ich daran, dass mich morgen ein anstrengender Tag in der Redaktion der HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN erwartete, eine Hamburger Boulevard-Zeitung, für die ich als Reporterin arbeitete. Ich machte meine Arbeit gerne und mit vollem Einsatz, nur konnte man in diesem mitunter aufreibenden Job schlaflose Nächte schlecht gebrauchen. Und erst recht galt das, wenn sich so etwas häufte, was bei mir der Fall war.
In den letzten Tagen hatte mich der Traum über die geheimnisvolle Rothaarige mehrmals heimgesucht, und jedes Mal war ich danach von einer eigentümlichen Unruhe erfasst worden, so dass ich erst am frühen Morgen wieder in den Schlaf gesunken war.
Ein Geräusch aus der unteren Etage ließ mich aufhorchen. Es hatte für einen Moment das Platschen der Regentropfen übertönt. Vermutlich war es Tante Elisabeth, die manchmal nächtelang in ihrer großen Bibliothek saß und in alten Folianten schmökerte.
Ich überlegte kurz und beschloss dann, ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Im Moment hatte es ohnehin keinen Sinn, wenn ich mich wieder ins Bett legte.
Svanameth!
Der Name hallte in meinem Inneren wider wie das Echo aus einer anderen Welt, einer anderen Zeit …
Barfuß und im Nachthemd ging ich die Treppe hinunter, die meinen Teil der Villa mit Tante Elisabeths Räumen verband.
Tante Elisabeth war die Frau des ehedem recht berühmten und umstrittenen Archäologen Friedrich Düpree, der von seiner letzten Forschungsreise nicht zurückgekehrt und unter mysteriösen Umständen verschollen war. Von ihm stammten die unzähligen archäologischen Fundstücke und Artefakte exotischer Kulte, die aus Tante Elisabeths Villa eine Art Museum machten. Dazu kam noch Elisabeths persönliches Interesse an allem, was irgendwie mit unerklärlichen Phänomenen, Okkultismus und übersinnlicher Wahrnehmung zu tun hatte. Sie hatte auf diesem Gebiet ein beachtliches Privatarchiv zusammengetragen, das tausende von Presseartikeln ebenso enthielt wie wertvolle Exemplare entlegener Schriften. In mühevoller und jahrelanger Kleinarbeit hatte sie diesen Schatz zusammengetragen, und so befand sich in ihrer Villa inzwischen sicherlich eine der größten Sammlungen zu diesem Themenbereich, die es in Deutschland gab.
Es war ein groteskes Sammelsurium, das mittlerweile fast alle Räume der Villa ausfüllte – mit Ausnahme meiner Etage, die ich daher manchmal scherzhaft die okkultfreie Zone nannte.
Schon auf dem ersten Treppenabsatz grinste mich das Gesicht eines afrikanischen Totengottes aus Benin an, der mit seinem teuflischen Zähnefletschen in jede Geisterbahn gepasst hätte.
Ich fand Tante Elisabeth tatsächlich in der Bibliothek. Sie saß in einem großen Ohrensessel und war mit ernstem, leicht angespanntem Gesicht in die Lektüre eines bereits halb zerfallenen und ziemlich staubigen Wälzers vertieft.
Zunächst bemerkte sie mich gar nicht.
Erst das Knarren einer Parkettbohle ließ sie aufschrecken.
„Ach, du bist es, Kind.“
Kind – so nannte sie mich immer noch des Öfteren, obwohl ich mit meinen 26 Jahren sicherlich bereits erwachsen war.
Aber sie hatte mich nach dem Tod meiner Eltern wie ihr eigenes Kind aufgezogen und sich an den Gedanken, dass ich erwachsen war, nie so recht gewöhnen können.
Ich fragte: „Störe ich?“
„Nein, natürlich nicht.“ Ich setzte mich zu ihr und sie klappte ihr Buch zu. „Was ist? Kannst du nicht schlafen?“
„Nein.“
Sie sah mich an und nickte dann wissend. Vor ihr konnte kaum etwas verbergen, dazu kannte sie mich einfach zu gut.
„Hast du geträumt?“, fragte sie mich.
„Ja.“
„Wieder von der rothaarigen Frau in diesen Klostermauern …“
„… und diesem Namen. Svanameth … Du glaubst auch, dass es einer jener Träume ist, nicht wahr?“ Inzwischen hatte ich es als Tatsache akzeptiert, dass ich eine leichte übersinnliche Fähigkeit besaß, die sich vorwiegend in Träumen oder tagtraumartigen Visionen zeigte, in denen sich mir Bruchstücke der Zukunft offenbarten.
Bruchstücke – mehr waren es zumeist nicht. Manchmal kaum mehr als eine unterschwellige Ahnung oder rätselhafte Bilder, die ich erst deuten musste.
Als Jugendliche hatte ich den Brand eines Hauses auf diese Weise vorausgesehen. Seitdem war Tante Elisabeth von meiner Gabe felsenfest überzeugt, während ich noch lange sehr skeptisch geblieben war.
Tante Elisabeth seufzte. „Ich habe bereits in meinem Archiv nachzuforschen begonnen, was dieser Name – Svanameth – bedeuten könnte.“
„Und?“
„Bis jetzt habe ich nichts gefunden. Aber das will noch nichts heißen … Ich brauche etwas mehr Zeit!“
„Ja, sicher.“
Ich wusste, dass man sich tagelang in Tante Elisabeths Okkultismus-Archiv verkriechen konnte, um wegen einer bestimmten Sache zu recherchieren. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass meine Großtante selbst bereits etwas den Überblick über die Ausmaße ihrer Sammlung verloren hatte.
Sie sah mich an und versuchte, mich durch ihr Lächeln ein wenig aufzuheitern. „Ich werde es schon herausbekommen, mein Kind. Verlass dich drauf!“
Ich zuckte die Achseln. „Vermutlich hat dieser Traum gar nicht die Bedeutung, die ich ihm zumesse!“, erklärte ich dann.
Aber Tante Elisabeth schüttelte entschieden den Kopf. „Versuch gar nicht erst, dir so einen Unsinn einzureden, Sandra! Es ist wichtig und du weißt es.“
Als ich am nächsten Morgen das Großraumbüro der Redaktion der HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN betrat, konnte ich nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. Ich ging geradewegs auf meinen Schreibtisch zu und setzte mich auf den vertrauten Drehstuhl, da fiel mein Blick auf den Zettel, den jemand dort für mich hingelegt hatte.
Es standen nur zwei Worte darauf.
ZUM CHEF!
Ich atmete tief durch.
Das hatte mir jetzt noch gefehlt! Ich stand also wieder auf und ging geradewegs auf das Büro des Chefredakteurs Michael T. Schwanemeier zu. Als ich eintrat, sah ich Schwanemeier hinter seinem Schreibtisch sitzen und zu mir aufblicken.
„Guten Morgen, Sandra. Schön, dass Sie endlich da sind, dann können wir anfangen!“
Für seine mitunter cholerische Art war Schwanemeier berüchtigt.
Für ihn war es mehr als nur irgendein Job, die Leitung der HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN innezuhaben. Schwanemeier lebte für diese Aufgabe. Er setzte sich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft dafür ein, dass die NACHRICHTEN sich am Markt behaupteten und verlangte von jedem seiner Mitarbeiter dasselbe.
Zunächst war er mir gegenüber sehr skeptisch gewesen, aber inzwischen hatte ich mir seinen Respekt verdient. Und darauf konnte man sich durchaus etwas einbilden.
„Hallo, Sandra!“, kam es dann aus einer anderen Richtung.
Ich drehte mich halb herum und sah einen Mann in meinem Alter, blond und in zerschlissenen Jeans. Er hatte sich in einen der dicken Ledersessel gefläzt, die in Schwanemeiers Büro herumstanden. Das Haar war ein bisschen zu lang und hatte sicher seit geraumer Zeit keinen Friseur mehr gesehen. Und das Revers seines Jacketts hatte stark unter den Riemen der Kameras gelitten, die er um den Hals zu tragen pflegte.
„Jim!“, begrüßte ich ihn, und er zwinkerte mir schelmisch zu.
Jim Rönckendorff war Photograph bei den NACHRICHTEN, und es kam ziemlich häufig vor, dass wir beide zusammen an einer Story arbeiteten.
„Ich darf jetzt wohl bitten!“, brummte Schwanemeier indessen etwas ärgerlich. „Kommen wir zur Sache!“
Zu den zahlreichen Dingen, die er hasste, gehörte auch die Verschwendung von Zeit.
Ich wartete nicht ab, bis mir Schwanemeier einen Platz anbot, denn ich war mir sicher, dass er das kaum tun würde.
„Ich nehme an, es gibt Arbeit“, meinte ich dann und versuchte, ein einigermaßen gutgelauntes Gesicht aufzusetzen und meine Müdigkeit so wirksam wie möglich zu verbergen.
Schwanemeier nickte.
„Ist Ihnen der Name Hanno Mewes ein Begriff?“
Ich überlegte kurz und meinte dann: „Meinen Sie den Hanno Mewes?“ Prominente gehörten zu unserem Geschäft, und daher war mir der Name vertraut. Es gab da nämlich einen ehemaligen TV-Moderator, der nacheinander mehrere Spielshows geleitet hatte mit diesem Namen. Vor ein paar Jahren noch war er sehr populär gewesen. Jetzt war sein Name beim breiten Publikum kaum noch bekannt. Nur ab und an gab es ein paar Zeilen über ihn in den Klatschspalten der Regenbogenpresse. Mewes war auf dem Gipfel seines Erfolges aus dem Showbusiness ausgestiegen und hatte sich der Esoterik zugewandt. Gerüchteweise hatte er sich entweder einer obskuren Sekte angeschlossen oder genoss sein Leben zurückgezogen irgendwo in Dänemark oder auf Rügen.
Michael T. Schwanemeier nickte langsam.
„Ja, der Hanno Mewes“, bestätigte er dann. „Es ist schon traurig. Vor drei Jahren hätten Sie mich das vermutlich nicht gefragt. Da war er noch populärer als manches Mitglied des deutschen Königshauses. So schnell kann das gehen.“
„Was ist mit Mewes? Will er zurück auf die Showbühne?“, fragte ich.
„Nein. Er ist letzte Nacht in Binz auf Rügen ermordet worden.“
„Was?“
„Der Tatort liegt ganz in der Nähe der evangelischen Kirche. Die Meldung kam vor einer Viertelstunde über die Ticker. Genaueres ist noch nicht bekannt … Ich möchte Sie und Jim bitten, sofort nach Binz zu fahren, um mehr über die Sache zu erfahren.“
Ich nickte nachdenklich.
Es war schon eine traurige Sache. Hanno Mewes würde noch einmal ins Licht der großen Öffentlichkeit zurückkehren – durch seinen Tod.
Mit meinem roten, etwas altertümlichen Mercedes, der ein Geschenk von Tante Elisabeth war, brauchten wir etwas mehr als drei Stunden bis Binz.
„Was ist los mit dir, Sandra?“, fragte mich Jim unterwegs.
„Was soll schon los sein?“
„Du bist so schweigsam.“
„Es ist nichts. Nichts, außer vielleicht der Tatsache, dass ich ziemlich müde bin!“
„Die Ringe unter deinen Augen sind unübersehbar!“, flachste er, was natürlich nicht ernst gemeint war.
„Und ich dachte, ich hätte sie gut weg geschminkt!“, gab ich zurück.
„Ganz im Ernst, Sandra!“, meinte er dann. „Du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst, wenn dich irgendetwas bedrückt, nicht wahr?“
„Ja“, sagte ich, aber mit der Sache, die mir im Kopf herumging, konnte ich nicht zu ihm kommen, mochte Jim auch noch so ein netter Kerl sein. Wir waren gute Kollegen. Ein eingespieltes Team, was den Job anging und ansonsten nicht mehr als Freunde.
Jim hätte zwar wohl nichts dagegen gehabt, wenn sich mehr daraus entwickelt hätte, aber privat war Jim mit seiner unkonventionellen Art einfach nicht der Mann, den ich mir in einsamen Stunden an meiner Seite wünschte.
Noch immer beschäftigte mich der Traum, den ich gehabt hatte. Das Gesicht der rothaarigen Frau stand mir so deutlich vor Augen wie das Gesicht eines wirklich existierenden Menschen. Schon das war für mich inzwischen ein Indiz dafür, dass dieser Traum mit meiner Gabe zu tun hatte. Oft genug hatte ich schon erlebt, dass diese Visionen mir tatsächlich etwas über die Zukunft zeigten – oder über Geschehnisse, die sich an weit entfernten Orten abspielten. Dinge, über die normalerweise kein Mensch etwas wissen konnte, wenn man nach den engen Grenzen der Schulwissenschaft ging. Aber inzwischen hatte ich längst akzeptiert, dass es genug Phänomene gab, die man nicht auf eine Weise erklären konnte, von der die meisten Menschen sagen, sie sei natürlich.
Die Frage, was mein Traum zu bedeuten haben konnte, nagte an mir. Dass er etwas bedeuten musste, stand für mich fest.
„Du kannst mir nichts vormachen“, hörte ich Jim sagen.
„Lassen wir das, Jim. Okay?“
Er zuckte die Schultern. „Wie du meinst.“
Wir erreichten das Zentrum von Binz. Bei einem Schnellimbiss hielten wir kurz an, um etwas zu essen. Dann ging es weiter durch die gepflegten Straßen bis zur Bahnhofstraße, an deren Ende bereits die Grünanlagen zu sehen waren, die die evangelische Kirche umgaben.
Dies war der Tatort.
Ich stellte den Mercedes an der Straßenseite ab, und dann stiegen wir aus.
Das rote Gemäuer der Kathedrale wirkte wenig freundlich, es ragte hinter den Sträuchern und Bäumen empor. Jim hatte seine Kamera bereits ausgepackt und machte ein paar Bilder.
„Keine gewöhnliche Kulisse für einen Mord“, meinte er dazu.
Es hatte wohl witzig klingen sollen, aber ich konnte nicht darüber lachen.
Schmale Wege, die mit Naturstein gepflastert waren, zogen sich durch die Grünanlagen.
Wir machten uns auf den Weg und sahen uns etwas um. Als wir in den Schatten der Kirche traten, überzog mich eine Gänsehaut. Es war kühl hier.
„Vielleicht wäre es doch besser gewesen, erst mit der Polizei zu sprechen!“, meinte Jim, während er mit skeptischer Miene den Blick kreisen ließ.
„Nein, es ist besser, wenn wir uns erst selbst ein Bild machen. Zur Polizei können wir immer noch.“
Ein Gefühl des Unbehagens machte sich mehr und mehr in mir breit. Ein Unbehagen, für das ich keinerlei konkrete Erklärung hatte …
Und dann sahen wir unweit des roten Gemäuers die Kreidezeichnung.
Dort hatte offenbar die Leiche gelegen. Die Spurensicherung war wohl schon fertig mit ihrer Arbeit, sonst wäre der Tatort besser abgesichert gewesen.
Ich atmete tief durch.
Inzwischen hatte ich ja ein bisschen Erfahrung in solchen Dingen, schließlich war dies keineswegs der erste Mordfall, über den ich berichtete. Spurensicherer der Kriminalpolizei waren äußerst pingelige Leute, die einen Tatort oft stundenlang nach den kleinsten Hinweisen absuchten. Die Tatsache, dass sie bereits fertig waren, hieß entweder, dass kaum etwas zu finden war, oder dass es eine so heiße Spur gab, dass man bereits in eine ganz bestimmte Richtung ermittelte.
„Warum gerade hier – bei der Kirche?“, fragte Jim kopfschüttelnd.
Ich zuckte die Achseln. „Das würde ich auch gerne wissen.“
„Ich gehe eben noch auf die andere Seite der Kirche, um auch Bilder von dort zu machen. Ich hoffe, dass das Licht da besser ist.“
„Gut. Ich werde mich hier noch etwas umsehen“, erwiderte ich.
„Also, bis gleich!“, hörte ich Jim noch sagen, dann ging er davon. Mein Blick war auf die Stelle gerichtet, an dem der tote Hanno Mewes offenbar gelegen hatte. Auf dem Stein war ein großer dunkler Fleck. Blut.
Ich ließ den Blick noch etwas schweifen und suchte nach irgendwelchen Hinweisen. Aber sofern es die gegeben hatte, waren sie vermutlich längst von der Polizei entdeckt worden.
Andererseits konnte man sich manchmal wundern, was alles an Tatorten übersehen wurde.
Eine ganze Weile stand ich so da. Immer wieder kehrten meine Gedanken dabei zu dem Traum zurück, der mich seit einiger Zeit plagte.
Ich versuchte, die Bilder jenes finsteren Klostergemäuers aus meinem Bewusstsein zu verjagen, aber Gespenstern gleich kehrten sie immer wieder.
Vielleicht lag es an den massiven Mauern der Kirche, die mich irgendwie an jenen Ort erinnerten, der in meinem Traum eine Rolle gespielt hatte.
Schritte ließen mich aufhorchen.
Im ersten Moment dachte ich, dass es Jim wäre, aber das stellte sich als Irrtum heraus.
In einer Entfernung von kaum einem Dutzend Schritten sah ich die hoch aufragende Gestalt eines Mönchs und erschrak unwillkürlich.
Der Mönch hatte angehalten.
Er stand da, schien mich anzublicken, aber von dem Gesicht, das sich irgendwo unter seiner Kapuze befinden musste, konnte ich nicht das Geringste sehen.
Nur Schwärze war dort.
Nichts als namenlose Finsternis.
Ich dachte an die düsteren Gestalten in meinem Traum, schalt mich aber schon im nächsten Moment eine Närrin. Was war schon ungewöhnlich an einem Mönch, der sich in der Nähe einer Kirche aufhielt?
Der Mönch kam auf mich zu, und ich versuchte doch noch etwas von seinem Gesicht zu erkennen. Ohne Erfolg.
Ich wich etwas zurück und schluckte. Der Puls schlug mir bis zum Hals. Kalte Angst hatte mich ergriffen.
Dann sah ich das hölzerne Amulett, das ihm an einer Kette anstelle eines Kreuzes um den Hals hing.
Es war ein Oval, das mit einem charakteristischen Muster aus weiteren Ovalen und Kreisen verziert war, die in das Holz eingebrannt waren.
Ich war mir sicher, genau jenes Zeichen auch in meinem Traum gesehen zu haben.
Wie angewurzelt stand ich jetzt da, unfähig mich zu rühren.
Der Mönch ging an mir vorbei. Eine Aura von Kälte schien ihn zu umgeben und ließ mich frösteln. Er wandte den Kopf in meine Richtung, aber der düstere Schatten seiner Kapuze schien undurchdringlich zu sein.
Dann wandte er sich dem Tatort zu. Er kniete kurz nieder und beugte sich über die Kreidezeichnung und den Blutfleck.
„Wer sind Sie?“, fragte ich.
Dieser Mönch hatte etwas mit meinem Traum zu tun, und deswegen musste ich es wissen. Vielleicht konnte ich so der Lösung dieses Rätsels etwas näherkommen.
Der Mönch wandte nur kurz den Kopf zu mir herüber.
Dann erhob er sich wieder und ging davon, ohne mich zur Kenntnis zu nehmen.
„Warten Sie!“, rief ich.
Ich folgte ihm, bis er um die nächste Ecke bog.
Die Sonne schien mir grell ins Gesicht, und der geisterhafte Mönch schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Verzweifelt ließ ich den Blick umherschweifen, aber es war nirgends eine Spur von ihm zu entdecken. Auf der einen Seite waren niedrige Sträucher und hohe Bäume, durch die man gut hindurchblicken konnte. Auf der anderen Seite war die undurchdringliche Steinwand der Kathedrale.
Es ist unmöglich!, ging es mir durch den Kopf.
Ich musste unwillkürlich schlucken.
In was für eine mysteriöse Geschichte war ich da nur hineingeraten?
„Heh, Sandra!“, drang Jims Stimme in mein Bewusstsein.
Ich drehte mich herum.
Jim kam auf mich zu. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten, als er mir ins Gesicht sah.
„Was ist los?“, fragte er mich. „Du siehst ganz verstört aus!“
„Sag mal, ist dir hier ein Mönch begegnet?“
„Was für ein Mönch?“
„Du müsstest ihm eigentlich begegnet sein! Er kam nämlich aus der Richtung, in die du gegangen bist!“
Jim Rönckendorff schüttelte entschieden den Kopf. „Ich habe niemanden gesehen!“, erklärte er und sah mich etwas befremdet an.
„Heh, Sie!“
Die befehlsgewohnte Stimme war heiser und ziemlich barsch.
Jim und ich drehten uns beinahe im selben Moment herum und erblickten einen breitschultrigen, etwas untersetzten Mann Mitte fünfzig, der seine Hände in den Taschen seines etwas abgetragenen Tweed-Jacketts vergraben hatte. Er trug eine Schiebermütze und hatte eine breite Nase.
Mit zögernden Schritten bewegte er sich auf uns zu.
„Sprechen Sie mit uns?“, fragte Jim überflüssigerweise, denn außer uns war niemand da.
„Mit wem wohl sonst!“, schimpfte der Mann mit der Schiebermütze. Er unterzog uns einer kritischen Musterung und verzog dabei das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.
Sein Blick fiel schließlich auf Jims Kamera.
„Presse?“, fragte er knapp.
„Sie haben es erraten“, erwiderte ich so freundlich wie möglich und reichte ihm die Hand. „Sandra Düpree, HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN. Und dies ist mein Kollege, Herr Rönckendorff.“
Der Mann starrte einen Moment auf meine Hand, ergriff sie aber nicht, so dass ich sie schließlich wieder zurückzog. Ich kam mir ziemlich lächerlich vor. Die Höflichkeit schien dieser Kerl nicht gerade erfunden zu haben.
Er deutete auf die Kreidezeichnung.
„Sie sind deswegen hier, nicht wahr?“
„Darf ich fragen, wer Sie sind?“, gab ich zurück.
„Ich bin Martin und arbeite hier als Küster. ‘ne Menge Arbeit, alles hier in Ordnung zu halten. Die Grünanlagen und so. Naja, ich habe ja noch ein paar Leute, die mir helfen.“
Er schien auf irgendetwas herumzukauen. Kaugummi, so schätzte ich. Jedenfalls sprach er dadurch ziemlich undeutlich.
„Was wissen Sie über den Mord an Herrn Mewes?“
„Habe ich alles schon der Polizei gesagt.“
„Wie wär‘s, wenn Sie es uns dann nochmal erzählen?“
Er schien einen Moment darüber nachzudenken, dann meinte er mit wichtigtuerischer Miene: „Warum eigentlich nicht?“
„Und?“
Er kam etwas näher und meinte dann: „Ich habe den Mörder gesehen.“
„Was?“
„Ja. Wissen Sie, ich habe meine Wohnung da drüben!“ Er deutete mit dem Finger auf einen Bungalow, der in den Grünanlagen lag. Es war ein Flachdachbau, dessen Architektur so gar nicht zu dem alten Gemäuer der Kathedrale passen wollte. Zum Glück war er durch zahlreiche Sträucher fast verdeckt. „Es ist eine Dienstwohnung, die die Kirche gestellt hat. Schließlich kann ja immer mal etwas sein, deswegen haben die es gerne, wenn der Küster in der Nähe wohnt.“
„Weiter!“, forderte ich vielleicht ein Spur zu ungeduldig, denn mein Gegenüber schien das Interesse regelrecht zu genießen, das er nun auf sich gezogen hatte.
„Also. Es war schon nach Mitternacht. Ich konnte schlecht schlafen und war deswegen noch wach. Da hörte ich einen Schrei.“
„Sie sind sofort nach draußen gelaufen?“
„Ja. Und da habe ich ihn gesehen. Der Kerl beugte sich gerade über das Opfer, dem er wohl gerade sein Messer in den Leib gerammt hatte.“
„Konnten Sie das Gesicht des Täters erkennen?“
„Er war dunkelhaarig. Anfang bis Mitte vierzig, so würde ich ihn schätzen, gut gekleidet und … Ach, am besten Sie holen sich bei der Polizei das Phantombild, das die nach meinen Angaben von ihm angefertigt haben.“
„Es war dunkle Nacht“, gab ich zu bedenken. „Wie konnten Sie ihn so genau erkennen?“
Martin verzog das Gesicht.
„Sie glauben mir nicht, was?“ Er hustete. „Sie denken, ich erzähle Ihnen Unsinn und will mich nur wichtig tun!“
Jetzt meldete sich Jim zu Wort und sagte: „Sie wären nicht der Erste, der alles Mögliche erzählt, nur um in die Zeitung zu kommen!“
Martin warf ihm daraufhin einen ziemlich bösen Blick zu.
„Was ich sage, ist wahr! Ich habe ihn erkannt! Sehen Sie die Laternen dort? Die Anlage hier ist nachts ziemlich gut beleuchtet und deswegen habe ich das Gesicht des Killers genau erkennen können!“
Sein Gesicht war bei den letzten Worten rot angelaufen.
Ich nickte ihm zu.
„Schon gut“, sagte ich, um ihn etwas zu beruhigen. „Was ist dann geschehen?“
„Der Kerl ist aufgestanden und hat zu mir herübergeblickt. Das war schon ein komisches Gefühl, sage ich Ihnen.“
„Was?“
„So einem Kerl in die Augen zu sehen. Ich hatte richtig Angst. Und dann kam meine Frau noch dazu, die den Krach wohl auch gehört hatte … Einen Moment lang starrte der Killer mich an. Dann verschwand er in der Nacht.“
Der Kommissar, an den wir bei der Kriminalpolizei gerieten, hieß Boldmann und empfing uns mit einem triumphierenden Lächeln.
„Sandra Düpree?“, fragte er zurück, nachdem wir uns vorgestellt hatten. „Ihr Name ist mir schon begegnet. Kann es sein, dass von Ihnen schon mal was in der Binz Post stand?“
„Durchaus“, erwiderte ich. „Die HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN und die Binz Post gehören zum selben Verlag, und da ist es an der Tagesordnung, dass Beiträge übernommen werden.“
Der Kommissar kam hinter seinem Schreibtisch hervor und meinte dann: „Ihr Spezialgebiet scheinen mysteriöse Vorfälle zu sein.“
„Das ist richtig.“
„Nun, dann ist das hier eigentlich gar nicht die richtige Story für Sie!“
Ich hob erstaunt die Augenbrauen. „Ach nein?“
„Wir haben eine sehr präzise Täterbeschreibung, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann unsere Fahndung nach dem Mann Erfolg haben wird.“
„Und das Motiv?“
„Wird sich dann herausstellen“, war der Kommissar überzeugt. Er ging an einen der Stahlschränke, in denen hunderte von Hängeordnern untergebracht waren, und griff eine ganz bestimmte Akte heraus. „Auch sonst geht alles mit rechten Dingen zu. Hanno Mewes starb durch einen Messerstich. Er hatte keine Brieftasche bei sich, was wohl auf einen ganz ordinären Raubmord hinweist … Schon traurig, dass man heutzutage nicht einmal mehr im Schatten einer Kirche davor sicher ist, dass man ausgeraubt wird.“
Ich mochte die Art und Weise nicht, in der dieser Kriminalbeamte den Fall behandelte. Er war sich für meinen Geschmack zu schnell zu sicher.
Boldmann setzte sich halb auf den Schreibtisch und legte die Mappe neben sich. Er klappte sie auf und nahm ein großformatiges Bild heraus. Es war ein Foto vom Tatort, und Boldmann reichte es mir.
Hanno Mewes lag ausgestreckt auf dem Boden.
Um den Hals trug er ein ovales Amulett von derselben Art, wie ich es bei dem geisterhaften Mönch gesehen hatte.
„Das kann ich Ihnen natürlich nicht zum Abdruck überlassen!“, erklärte er.
„Ein solches Foto würden wir auch nicht drucken!“
Boldmann zuckte die Achseln.
„Das ehrt Sie, Frau Düpree. Aber die Mehrzahl Ihrer Kollegen hätte da wohl weniger Skrupel.“
Dann erläuterte mir Boldmann die Einzelheiten. Ich hörte kaum hin. Als der Kommissar geendet hatte, deutete ich auf das Amulett. „Was ist das?“
„Keine Ahnung. Schmuck, nehme ich an.“
„Haben Sie ein Photo, auf dem man es erkennen kann?“
Boldmann grinste breit und ging dann um seinen Schreibtisch herum, um die Schublade herauszuziehen. „Ich habe sogar das Original hier!“, erklärte er dann und zog das Amulett hervor.
Er ließ es an der Kette hin und her baumeln.
„Ich brauche ein Bild von dem Ding!“, sagte ich an Jim gewandt, der mich verständnislos ansah.
„Meinst du, dass das irgendeine Bedeutung hat, Sandra?“
„Ja.“
Er zuckte die Achseln.
„Wie du meinst!“
Boldmann reichte mir das Amulett, und ich fuhr mit den Fingern über die eingebrannten Ovale und Kreise. Mich schauderte.
Immerhin hatte sich nun ein Element aus meinem Traum in der Wirklichkeit manifestiert. Und das bedeutete, dass ich auf der Hut sein musste.
Ich reichte das Amulett an Jim weiter und warf dann einen Blick in die offene Mappe, in dem auch ein Protokoll vom Tatort lag. Ich überflog den Bericht, den Boldmann verfasst hatte. Der Kommissar schien nichts dagegen zu haben. Demnach hatte Mewes in einem Hotel übernachtet und war am Tag zuvor erst mit einem Flieger aus Dänemark in Deutschland eingetroffen.
Zumindest hatte man die entsprechenden Tickets unter seinen Sachen gefunden.
„Einen Rückflug hatte er nicht gebucht?“, fragte ich Boldmann.
Dieser schüttelte den Kopf.
„Nicht, dass wir wüssten. Das Phantombild wird Sie sicher interessieren. Ich habe nicht nur nichts dagegen, wenn Sie das Bild veröffentlichen, sondern möchte Sie sogar darum bitten. Wir kennen nämlich die Identität dieses Mannes bisher nicht.“
Er reichte mir einen Abzug, den er unter einem Stapel von Protokollen hervorkramen musste.
Ich starrte das Bild an und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Den Mann auf dem Foto kannte ich. Die Ähnlichkeit war einfach zu frappierend, als dass es ein Zufall sein konnte …
Ich schluckte und bemerkte kaum, dass Jim von hinten an mich herantrat und mir über die Schulter sah.
„Aber das ist …“, begann er zu murmeln, und ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig unterbrechen.
„Ich danke Ihnen sehr für Ihr Entgegenkommen, Herr Kommissar!“
„Nichts zu danken“, erwiderte Kommissar Boldmann. „Auf gewisse Weise helfen Sie uns ja ab und zu auch.“ Und dann versuchte er, seinen gesamten Charme in das Timbre seiner Stimme zu legen, als er fortfuhr: „Möglicherweise laufen wir uns ja in Zukunft öfter über den Weg.“
Mein Lächeln wirkte vermutlich etwas gezwungen.
„Ja“, murmelte ich. „Vielleicht … Glauben Sie, Sie werden den Mann finden?“
„Sofern er noch in Deutschland ist, ja. In den nächsten Tagen wird sein Phantombild in allen Zeitungen und im Fernsehen zu sehen sein – und mit Sicherheit wird sich dann auch jemand melden, der weiß, wer er ist!“
Ich atmete tief durch.
Dann steckte ich das Bild in meine Handtasche.
Jim sah mich dabei nachdenklich an. In seinen Zügen stand völlige Verständnislosigkeit. Er öffnete halb die Lippen, aber bevor er auch nur einen Laut herausgebracht hatte, sagte ich: „Komm, Jim! Wir haben zu tun!“
Als wir wenig später schweigend die langen Korridore des Polizeipräsidiums von Binz entlanggingen, hatte ich Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
Der Anblick des Phantombildes war für mich wie ein Stich ins Herz gewesen.
Ich konnte es kaum glauben.
Der mutmaßliche Mörder, dessen Gesicht ab morgen die Titelseiten vieler Zeitungen beherrschen würde, war ein Mann, für den ich nach wie vor tiefe Liebe und Zuneigung empfand.
Frank Willard!
„Der Mann, dessen Phantombild du da in deiner Tasche trägst, ist niemand anderes als dieser windige Privatdetektiv, der dir seinerzeit den Kopf verdreht hat! Frank Willard! Zumindest nannte er sich hier in Hamburg so, aber wir beide wissen, dass das nicht sein wirklicher Name ist!“
„Jim …“
„Nein, jetzt hörst du mir zu, Sandra! Ich habe immer geahnt, dass dieser Willard – oder wie immer er auch wirklich heißen mag – eine äußerst zwielichtige Gestalt ist. Du hast mir Eifersucht vorgeworfen und meine Bedenken nie ernst genommen. Aber jetzt geht es um einen Mord, Sandra! Nicht um falsche Pässe oder einen getürkten Lebenslauf!“
Wir saßen in meinen roten Mercedes und stritten uns so heftig wie nie zuvor. Ich hatte noch nicht erlebt, dass Jim derart heftig reagierte. Normalerweise nahm er das Leben eher leicht und neigte dazu, die Dinge nicht ernst genug zu nehmen.
Nicht einmal eine ungerechte Attacke unseres Chefs Michael T. Schwanemeier konnte ihn so richtig aus der Reserve locken oder ihm gar die gute Laune verderben.
Und nun das.
Ich seufzte. „Können wir uns nicht wie vernünftige Menschen darüber unterhalten?“, versuchte ich, etwas Ruhe in die Sache hineinzubringen.
Jim lachte auf.
„Ich bin vernünftig!“, schnaubte er. „Dein Gehirn ist es doch, das durch den Charme dieses Herrn Willard völlig vernebelt ist! Du hättest Boldmann sagen müssen, dass du den Mann auf dem Bild kennst!“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frank …“
„Ach, nein? Was weißt du denn wirklich über ihn? So gut wie nichts, dafür hat er doch gesorgt – oder irre ich mich da etwa? Wie willst du diesen Menschen überhaupt beurteilen können?“
Ich hörte nur halb hin.
Gedanken und Erinnerungen wirbelten in meinem Inneren wild durcheinander. Ein Kloß saß mir in der Kehle, und ich fühlte mich zum Heulen.
Frank Willard, groß, breitschultrig, dunkelhaarig. Ein ebenso geheimnisvoller wie faszinierender Mann, über dessen Vergangenheit ich tatsächlich so gut wie nichts wusste. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich über den Mord an einem französischen Schauspieler recherchierte. Obwohl ich von Anfang an wusste, dass ich einen Mann wie Frank Willard niemals ganz an mich binden konnte, hatte ich mich in ihn verliebt – und er sich in mich.
Seit Monaten hatte ich ihn jedoch nicht gesehen. Er war – nicht zum ersten Mal – einfach untergetaucht. Vielleicht war es ein Auftrag, der den Privatdetektiv dazu zwang, für eine Weile eine andere Identität anzunehmen, vielleicht hatte ihn aber auch seine dunkle Vergangenheit eingeholt und zur Flucht gezwungen.
Nur zu gut erinnerte ich mich an jenen traurigen Tag, an dem ich Franks Büro aufgesucht hatte, nur um festzustellen, dass es die Privatdetektei Willard nicht mehr gab. Ein kurzer Brief an mich war alles, was er zurückgelassen hatte.
Es gibt Dinge, von denen du nichts wissen darfst, weil es dich nur in Gefahr bringen würde, so hatte es dort gestanden.
Wir werden uns wiedersehen, Sandra!, so hatte er mir am Schluss versprochen. Ich bewahrte den Brief noch immer auf. Er war für mich zu einem Symbol für die unerfüllte Sehnsucht in meinem Herzen geworden.
Aber so dunkel die Vergangenheit dieses Mannes auch sein mochte – ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er ein kaltblütiger Mörder war.
Oder hatte ich mich vielleicht doch in ihm getäuscht? Ich spürte erste Zweifel an meinen Überzeugungen nagen. Noch wollte ich einfach akzeptieren, dass ich mich vielleicht irrte …
Ich startete den Wagen.
„Was hast du vor, Sandra?“
„Ich will noch einmal mit dem Küster sprechen – diesem Herr Martin.“
„Sandra! Glaubst du, er wird etwas anderes sagen, wenn du ihn oft genug fragst? Er hat Willard identifiziert, da beißt die Maus keinen Faden ab.“
„Ich weiß, was ich tue!“, versetzte ich viel schroffer, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
„Wirklich?“, echote Jim ironisch. „Wenn du bei Verstand wärst, würde es dir wohl kaum einfallen, einen Mörder zu decken!“
Es war, wie ich befürchtet hatte. Die erneute Befragung von Herrn Martin brachte nichts.
Er blieb bei seiner Aussage.
Als wir nach Hamburg zurückfuhren, hatte längst die Dämmerung eingesetzt, die sich wie graue Spinnweben über das Land gelegt hatte.
Wir schwiegen fast die ganze Fahrt über.
Als wir schließlich die Redaktion der NACHRICHTEN erreichten, wartete dort eine Menge Arbeit auf uns. Jims Bilder mussten entwickelt werden, und ich musste meinen Artikel noch auf den letzten Stand bringen.
Natürlich alles vor Redaktionsschluss.
An diesem Tag sprachen wir nicht mehr miteinander. Einen vergleichbaren Streit hatte es zwischen uns nie zuvor gegeben, und es tat mir in der Seele weh, dass unsere Freundschaft so sehr unter dieser Angelegenheit litt.
Andererseits wäre ich mir wie eine Verräterin vorgekommen, hätte ich der Polizei gegenüber Franks Namen erwähnt.
Wenn ich nur mit ihm sprechen könnte!, ging es mir verzweifelt durch den Kopf. Aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sich der Privatdetektiv befand und in welcher Sache er ermittelte.
In gedrückter Stimmung fuhr ich nach Hause.
Mit irgendwem musste ich über die Sache sprechen – und da kam eigentlich nur Tante Elisabeth in Frage. Wenn ich jemandem absolut vertraute, dann jener Frau, die mich wie ihre eigene Tochter bei sich aufgenommen und aufgezogen hatte.
Als ich die Villa erreichte, hatte es zu nieseln begonnen.
Es war bereits dunkel und der Nachthimmel war so bewölkt, dass weder der Mond noch irgend ein Stern zu sehen war. Ein trostloses Wetter, das zu der Stimmung passte, in der ich mich befand.
„Du siehst abgekämpft aus, Sandra!“, begrüßte mich Tante Elisabeth. Ich fand sie in der Bibliothek bei einer heißen Tasse Tee. Der Boden war übersät mit aufgeschlagenen Büchern, manche davon schon halb zerfallen vom unerbittlichen Fraß der Zeit.
„Ja, es war ein harter Tag“, gab ich zu. Ich ließ mich in einen der Sessel sinken und begann, ihr zu berichten. Tante Elisabeth sagte kein Wort. Sie unterbrach mich nicht, sondern hörte einfach nur aufmerksam zu, wobei ihr Blick mein Gesicht studierte.
„Und du bist dir sicher, dass du das Richtige getan hast?“, fragte Tante Elisabeth schließlich. Ich sah sie an und seufzte.
„Die Wahrheit ist: Ich weiß es nicht“, sagte ich dann. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe immer geahnt, dass er hart an der gesetzlichen Grenze agiert hat. Oftmals vielleicht sogar darüber hinaus. Aber Mord …“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.“
„Du darfst nicht vergessen, dass du so gut wie nichts über diesen Mann weißt. Und vielleicht hast du die Lücke, die dadurch entstand, einfach mit einem Bild gefüllt. Einem schönen Bild, das du dir selbst zurechtgelegt hast, Sandra – das aber mit der Wahrheit möglicherweise nichts zu tun hat.“
Tante Elisabeths Worte waren wie Schnitte eines scharfen Messers in meinem Herzen. Ich ahnte die Wahrheit, die in dem stecken mochte, was sie gesagt hatte. Und vor dieser Wahrheit fürchtete ich mich.
„Es gibt auch charmante Mörder, Sandra“, hörte ich Elisabeths Stimme wie durch Watte hindurch in meine Gedanken dringen.
Ein Satz, der noch lange in meinem Inneren nachhallte.
Sie hat recht, Sandra! Gestehe es dir ein und mach nicht länger die Augen zu!
Noch weigerte ich mich, dieser Stimme in mir zu folgen.
Noch …
„Ich weiß nicht, ob es dich interessiert“, sagte Tante Elisabeth dann nach einer Weile, in der eine etwas gedrückte Stille geherrscht hatte. „Aber ich habe etwas über Svanameth herausgefunden!“
Ich sah sie erstaunt an. Mit der Rechten strich ich mir ein paar Haarsträhnen aus den Augen, die sich aus meiner Frisur herausgestohlen hatten.
„Natürlich interessiert mich das!“, sagte ich.
„Ich habe den ganzen Tag nach etwas gesucht, was mit diesem Namen zu tun hat und bin endlich fündig geworden.“
„Und?“
„Es gibt einen kaum bekannten nordischen Kult um eine Mondgöttin mit dem Namen Svanameth. Es war ein blutiger Menschenopfer-Kult, der an der nördlichen Küste und auf den Inseln verbreitet war, bevor zunächst die Schweden und dann die Dänen mit den Preußen das Gebiet eroberten. Der Svanameth-Kult soll angeblich noch lange in den unzugänglichen Küstenregionen überlebt haben.“
„Bis heute?“, fragte ich unwillkürlich.
„Das liegt im Dunkeln“, erklärte Tante Elisabeth. Sie deutete auf eines der aufgeschlagenen Bücher, die verstreut auf dem Boden lagen. „Hier habe ich Aufzeichnungen des Grafen Rumoald aus dem Jahre 1702 … Leider liegt mir nur ein Exemplar der einzigen deutschen Übersetzung von 1834 vor, die angeblich nicht in allen Details wortgetreu ist. Aber das Wesentliche dürfte übereinstimmen. Rumoald bezieht sich wiederum auf ältere Quellen, unter anderem auf Gerichtsprotokolle der Inquisition, in denen beschrieben wird, wie 1651 einige hundert Angehörige des Svanameth-Kults wegen Hexerei abgeurteilt wurden.“
„Also hat es diesen Kult zumindest bis zu dem Zeitpunkt noch gegeben!“, schloss ich.
„So ist es.“
„Und danach?“
„Danach verliert sich die Spur des Kultes. Aber vielleicht finde ich ja noch mehr heraus.“
Ich stand auf und ließ den Blick über die zahlreichen Bände schweifen, die aufgeschlagen auf dem Boden lagen. In einem sah ich eine Zeichnung, die meinen Blick sofort fesselte.
Ich sah ein großes Oval, dessen Inneres wiederum von einem Muster weiterer Ovale und Kreise ausgefüllt wurde.
„Dieses Zeichen kenne ich!“, erklärte ich und beugte mich nieder, um den Band aufzuheben.
Tante Elisabeth trat neben mich.
„Es ist das uralte Zeichen des Svanameth-Kults. Das Oval symbolisiert den Mond und das Muster hat vermutlich auch irgendeine astronomische Bedeutung.“
„Hanno Mewes trug ein Amulett mit diesem Zeichen, Tante Elisabeth. Und er kam aus Dänemark.“
Vielleicht war es nur die exzentrische Marotte eines Ex-Fernsehstars, der sich der Esoterik verschrieben hatte und dabei vielleicht irgendwo auf dieses Zeichen gestoßen war, ohne wirklich zu wissen, was es bedeutete. Schließlich wurden auch Pentagramme und andere okkulte Zeichen häufig in dieser Weise benutzt. Manchmal war es auch nur Modeschmuck …
Die andere Möglichkeit war beunruhigender.
Was, wenn dieser Kult überlebt hatte, all die Jahrhunderte lang und trotz der Verfolgung durch die jeweils vorherrschenden Religionen? Oder wenn jemand ihn wieder aufleben lassen wollte und die Svanameth-Religion nur dazu benutzte, um eine moderne Sekte zu gründen?
„Tante Elisabeth.“
„Ja?“
„Da ist noch etwas.“
Ich erzählte ihr von dem geisterhaften Mönch, der das Svanameth-Symbol ebenfalls getragen hatte. „Nur ich habe ihn gesehen, obwohl ich mir eigentlich sicher bin, dass er auch Jim begegnet sein müsste … Er glich den Mönchen, die in meinem Traum eine Rolle spielten. Unter der Kapuze schien nichts als Schwärze zu sein, obwohl es heller Tag war. Ich habe so etwas noch nie gesehen, Tante Elisabeth.“
Elisabeth atmete tief durch und stieß dann beschwörend hervor: „Pass auf dich auf, mein Kind! Und achte auf deine Träume.“
„Das werde ich!“, versprach ich. Ich versprach es, obwohl ich meine Gabe noch immer nicht wirklich als einen Teil von mir akzeptiert hatte. Sie war noch immer etwas Fremdes, manchmal Bedrohliches. Zwar hatte ich schon besser gelernt damit umzugehen, ab und zu Hinweise auf die Zukunft zu erhalten und Zugang zu einer Welt zu haben, die den meisten anderen Menschen lebenslang verschlossen war, aber noch immer war es so, dass ich das Gefühl hatte, gewissermaßen ein Opfer dieser Visionen zu sein.
Vielleicht würde sich das eines Tages ändern.
Ich hoffte es zumindest …
„Tante Elisabeth“, flüsterte ich dann mit belegter Stimme. „Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht habe ich mir diese Spukgestalt nur eingebildet. Ich hoffe nicht, dass ich den Verstand verliere.“
Elisabeth nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Und für einen Moment fühlte ich mich wieder wie ein kleines Mädchen.
Und doch wusste ich, dass ich dieselbe Geborgenheit, die ich damals empfunden hatte, nicht wiederfinden würde.
Am nächsten Morgen, als ich in die Redaktion der HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN kam, wartete dort bereits eine böse Überraschung auf mich.
Jemand hatte mir die Entscheidung, zu der ich mich nicht hatte durchringen können, abgenommen.
Auf meinem Schreibtisch fand ich eine Presseerklärung der Polizei, die ganz frisch war.
Danach hatte sich ein anonymer Anrufer gemeldet, der den Mann auf dem Phantombild als Frank Willard, Privatdetektiv aus Hamburg, identifiziert hatte.
Innerlich kochte ich.
Jim, dieser Schuft.
Wer sonst kam als anonymer Anrufer in Frage?
Ich ließ alles stehen und liegen, um nach ihm zu suchen.
Das würde er mir erklären müssen.
Im Großraumbüro unserer Redaktion fand ich ihn nicht.
Blieben noch das Archiv, die Bildredaktion und das Fotolabor, wo er die meiste Zeit zu verbringen pflegte.
Im Fotolabor hatte ich Erfolg.
Ich knipste das Licht an.
„Heh, bist du verrückt geworden?“, fuhr er mich an.
„Keineswegs“, erwiderte ich in scharfem Tonfall.
Er sah mich ziemlich ärgerlich an. „Was meinst du, wenn ich gerade etwas in der Fotolösung gehabt hätte? Gibt es irgendeine Erklärung für dein merkwürdiges Verhalten?“
„Hier!“
Ich hielt ihm die Presseerklärung hin. „Das ist vor Kurzem über die Ticker gekommen. Gibt es dafür vielleicht eine Erklärung von dir?“
Er nahm das Blatt und überflog den Text kurz. Dann reichte er es mir zurück.
Mit der flachen Hand fuhr er sich über das Gesicht und strich sich das ungekämmte Haar zurück. Er schien sich nicht rasiert zu haben, denn seine Wangen wurden von Stoppeln übersät, die genauso hell wie sein Kopfhaar waren.
Er sah mich an.
„Sandra …“
„Der anonyme Anrufer, das warst du, nicht wahr?“
„Sandra, ich …“
„So etwas hätte ich dir nie zugetraut, Jim! Ich habe geglaubt, dass du jemand bist, dem man vertrauen kann!“
„Das kannst du auch.“
„Ach, ja?“
Er fasste mich bei den Schultern, um mich zu beruhigen.
Damit erreichte er jedoch das Gegenteil. Ich stieß seine Hände ziemlich grob weg.
„Unter Kollegialität und Freundschaft stelle ich mir etwas anderes vor, Jim!“
„Sandra, der Mann auf dem Foto mag dir gefühlsmäßig sehr nahe stehen, aber es ist eine Tatsache, dass ihn jemand bei einem Mord beobachtet hat! Du kannst nicht wie ein Strauß einfach den Kopf in den Sand stecken, nur weil dir die Wahrheit nicht passt! Und dieser Wahrheit sind wir doch verpflichtet, Sandra! Oder siehst du das anders?“
Ich öffnete halb den Mund und wollte ihm etwas entgegenschleudern. Aber kein einziger Laut kam über meine Lippen. Ich war zu wütend, um richtig kontern zu können. Und außerdem spürte ich, dass die besseren Argumente vielleicht doch auf seiner Seite waren.
Ich war mir meiner Sache längst nicht mehr so sicher.
„Ich werde Schwanemeier sagen, dass er dir einen anderen Fotografen zur Seite geben soll“, sagte Jim schließlich. „Unter den gegebenen Umständen hat es wohl wenig Sinn, wenn wir weiter zusammen an dem Hanno-Mewes-Fall arbeiten.“
„Meinetwegen!“, schimpfte ich. „Mir ist das nur recht!“
Mit Tränen des Zorns in den Augen verließ ich das Labor.
An diesem Morgen stürzte ich mich nur so in die Arbeit.
Ich wollte einfach mehr über die Hintergründe des Mordes herausfinden und hatte die Befürchtung, dass die Polizei sich schon mehr oder minder auf die Raubmord-Theorie festgelegt hatte.
Aber das war in meinen Augen völlig absurd, zumal wenn man annahm, dass der Zeuge sich nicht getäuscht und Frank wirklich der Mörder war. In seiner dubiosen Vergangenheit hatte Frank nämlich offenbar ein ganz ansehnliches Vermögen erworben. Zwar wusste ich weder genau, wie groß es war, noch woher es wirklich stammte, aber er hatte es mit Sicherheit nicht nötig, jemanden für ein paar Euro zu erstechen.
Es musste einen anderen Hintergrund für die Tat geben, und vielleicht konnte ich dem auf die Spur kommen, wenn ich mehr über Hanno Mewes in Erfahrung brachte.
So verbrachte ich einige Stunden im Archiv der HAMBURG EXPRESS NACHRICHTEN und durchforstete alte Presseartikel nach Hinweisen.
Ich fand ein ziemlich merkwürdiges Interview, in dem sich Mewes dazu äußerte, weshalb er seinen Fernseh-Job aufgegeben hatte. Er plauderte darüber, dass die Welt angeblich von übernatürlichen Wesen beherrscht würde – und das bereits seit Jahrtausenden. Der moderne Mensch habe diese Erkenntnis der Alten allerdings verdrängt und beginne erst langsam, sie wiederzuentdecken.
Kurz nach dem Interview war Mewes nach Dänemark gezogen und hatte in der Nähe von Hesnæs eine Villa an der Küste gemietet.
Dort verlor sich seine Spur.
Als Mietschulden in erheblicher Höhe aufliefen, wollte der Besitzer die Villa räumen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass Mewes schon seit Monaten nicht mehr dort gelebt hatte und scheinbar spurlos verschwunden war.
Danach fand ich nichts mehr an Berichten, die es mir wert erschienen, sich näher damit zu befassen.
Ab und zu war noch eine kleine Notiz in der Presse erschienen. Angeblich war Mewes hier und dort auf einer Party gesichtet worden, aber das waren kaum mehr als Gerüchte. Hin und wieder hatten Reporter die alten Geschichten um Hanno Mewes aufgewärmt und mit ein paar neuen Spekulationen angereichert, für die sie jedoch nicht die geringsten Anhaltspunkte liefern konnten.
So klaffte eine Lücke in Mewes‘ Lebenslauf, eine Lücke, die erst mit dem Tag endete, an dem er offensichtlich in Kopenhagen ein Flugticket erstanden hatte, um damit nach Deutschland zu gelangen.
Aus welchem Grund auch immer.
Am frühen Nachmittag wurde ich zu Schwanemeier gerufen. Die schlechte Luft im Archiv hatte mich ziemlich müde gemacht, und so kam ich im Moment ohnehin kaum weiter.
Als ich durch die Korridore des Verlagsgebäudes ging, hatte ich plötzlich ein Ortsschild vor Augen, das am Rande einer ziemlich abgelegenen nach oben führenden Bergstraße angebracht war.
Der Name des Ortes klang dänisch.
Magleby.
Ich blieb einen Moment stehen und rieb mir die Schläfen.
Schon in der nächsten Sekunde war dieses Bild in meinem Inneren wieder verschwunden, obgleich ich verzweifelt versuchte, das Gesehene festzuhalten.
Magleby …
Aus irgendeinem Grund lag mir dieser Name plötzlich auf der Zunge, obwohl ich sicher war, dass diese Ortschaft in meinem bisherigen Leben nicht die geringste Rolle gespielt hatte. Weder war ich je dort gewesen, noch hatte ich von Magleby irgendetwas gehört.
Es war nur ein Name!
Ich erinnerte mich an Tante Elisabeths Appell, auf meine Gabe zu achten. Zumindest würde ich später einmal auf einer Landkarte nachsehen, wo Magleby lag, denn ich hatte plötzlich das Gefühl, dass dort möglicherweise etwas zu finden sein konnte, was Licht in diese mysteriöse Geschichte bringen konnte …
Als ich Schwanemeiers Büro betrat, fühlte ich mich etwas benommen.
„Da sind Sie ja, Sandra!“, knurrte er hinter seinem Schreibtisch hervor. Jim saß bereits mit hochrotem Kopf in einem der Ledersessel. Seiner Miene nach zu urteilen, hatte er bereits einiges zu hören bekommen.
Und jetzt war ich wohl an der Reihe.
„Was glauben Sie eigentlich, wer Sie beide sind? Der Hochadel der Hamburger Presse vielleicht? Die Könige der Medienlandschaft? Solche Zicken kann sich niemand in diesem Geschäft erlauben – und hier bei den NACHRICHTEN, wo ich das Sagen habe, schon gar nicht!“
Ich öffnete den Mund, schluckte aber die Erwiderung, die ich auf den Lippen hatte, schleunigst wieder herunter, als ich Schwanemeiers ausgestreckten Zeigefinger wie eine Waffe in meine Richtung zeigen sah.
„Sie beide sind ein hervorragendes Team! Und Sie werden weiter zusammenarbeiten und Ihre persönlichen Differenzen vergessen! Habe ich mich klar ausgedrückt?“
„Ja“, murmelte ich.
Ich vermied es dabei, zu Jim hinüberzublicken.
„Sie beide bleiben an dem Mewes-Fall dran, was auch immer dabei herauskommen mag. Die Polizei scheint sich auf Raubmord festgelegt zu haben.“ Er sah mich an. „Ich nehme an, Sie sind anderer Ansicht, Sandra.“
Ich nickte. „Ich vermute, dass Mewes Anhänger eines obskuren Kultes war, der in Dänemark beheimatet ist.“
„Ich vertraue Ihnen, Sandra. Recherchieren Sie weiter, in welche Richtung Sie auch immer wollen. Sie haben eine gute Nase. Meistens zumindest.“ Er wandte sich an Jim. „Wir beide haben alles besprochen, ich möchte mich jetzt noch einen Moment mit Sandra alleine unterhalten.“
„Klar“, erwiderte Jim ziemlich kleinlaut. Er stand auf und meinte noch: „Ich bin schon weg.“
Schwanemeier wartete, bis der Fotograf den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugemacht hatte.
Dann sah er mich mit einem unergründlichen Blick an.
„Herr Rönckendorff sagte mir, dass Sie mit einem Mann bekannt sind, der sich Frank Willard nennt. Ist das wahr?“
Ich nickte.
„Ja.“
„Wissen Sie, wo er sich aufhält?“
„Nein.“
Schwanemeier sah mich prüfend an, dann atmete er tief durch.
„Ich glaube Ihnen, Sandra.“ Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte der Chef der NACHRICHTEN schließlich: „Von meiner Seite her wäre das alles.“
Ich erhob mich und ging zur Tür. Doch bevor ich sie erreichte, blieb ich stehen und drehte mich halb herum.
„Sie sagten, Sie würden mir vertrauen – ganz gleich, in welche Richtung ich auch recherchiere.“
„Das habe ich gesagt!“, nickte Schwanemeier.
„Ich glaube, dass der Schlüssel zu diesem Fall in Dänemark zu finden ist.“
Schwanemeier grinste breit. „Eine Dienstreise? Sagen Sie nichts, ich kann Ihre Gedanken lesen, Sandra!“
„Hanno Mewes hat dort gelebt, und falls ich mich irren sollte, käme immerhin eine Story darüber heraus, wie er in den letzten Jahren gelebt hat. Und der Name Hanno Mewes ist noch immer so populär, dass das die Leser interessieren wird!“
Schwanemeier überlegte kurz.
Während dieser wenigen Sekunden fragte ich mich, ob ich jetzt vielleicht alles verdorben hatte.
Möglicherweise war es der falsche Moment gewesen, um Schwanemeier mit so einem Ansinnen zu kommen. Er rieb sich die Augen, dann sah er mich durchdringend an.
„Genehmigt“, knurrte er dann. „Aber Rönckendorff wird Sie begleiten, und wehe Ihnen beiden, wenn Sie nicht ein Herz und eine Seele sind, wenn Sie zurückkehren!“
„Magleby?“, echote Tante Elisabeth am Abend. In ihrer Stimme klang Besorgnis mit.
„Du hast mir gesagt, ich soll meiner Gabe vertrauen.“
„Ja, das ist richtig.“
„Tante Elisabeth, ich bin überzeugt davon, dass der Schlüssel von allem dort zu finden ist.“
„Ich habe etwas über Magleby. Eine Artikelserie aus einer amerikanischen Illustrierten, die sich mit allen Facetten des menschlichen Verbrechens beschäftigt und für ihre sensationslüsterne Berichterstattung bekannt ist. Ich habe den Artikel erst vor Kurzem bekommen und ihn noch nicht ins Archiv einsortiert. Den Bericht habe ich nur überschlagen, aber soweit ich mich erinnere, geht es darum, dass in der Gegend um Magleby seit Menschengedenken auf rätselhafte Weise Menschen verschwinden … Die Polizei hat bis heute keinerlei Anhaltspunkte.“
Ich lächelte.
„Tante Elisabeth, was würde ich nur ohne dich machen?“
Sie hob die Hand und erwiderte: „Ah, ich fürchte, du würdest besser zurecht kommen, als ich es ertragen könnte!“
Wir mussten beide lachen.
„Jedenfalls danke ich dir sehr für deine Hilfe“, sagte ich dann. „Schließlich hast du nächtelang in diesen staubigen Büchern herumgestöbert, nur weil ich einen schlechten Traum hatte.“
„Ich helfe dir doch gern, mein Kind.“ Dann wurde ihr Gesicht ernster. Sorgenfalten überzogen jetzt ihre Stirn in dicken Furchen. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, wenn du nach Dänemark gehst.“
„Ich verspreche es.“
Jim und ich nahmen den nächsten Flug von Hamburg nach Kopenhagen. Von dort aus ging es mit dem Leihwagen weiter Richtung Südosten. Als wir ein kleines Lokal in Greve Strand aufsuchten, um dort etwas zu essen, brach schließlich das Eis zwischen uns.
Ich reichte ihm die Hand.
„Frieden, Jim?“
Er saß vor seiner dampfenden Paella und hob die Augenbrauen. Es war ihm anzusehen, dass er noch immer ziemlich schlecht auf mich zu sprechen war. Aber wir waren jetzt aufeinander angewiesen. Schwanemeier hatte es so gewollt. Mochte der Teufel wissen, was er sich dabei gedacht hatte. Jedenfalls war es nicht zu ändern.
Jim zögerte.
Dann ergriff er meine Hand.
„Zumindest Waffenstillstand“, schränkte er dann ein. Aber um seine Mundwinkel zeigte sich bereits wieder sein schelmisches Grinsen
„Wir müssen zusammenhalten“, sagte ich.
Er nickte.
„Du hast recht. Und ich hoffe, dass du verstehst, dass ich so handeln musste.“
„Nein, Jim … Aber wir sollten jetzt damit nicht wieder anfangen!“
„Wie wahr!“
Die Straßen wurden zunehmend enger und voller Schlaglöcher, es stellte sich heraus, dass es vernünftig gewesen war, einen Landrover mit Allradantrieb auszuleihen.
Es wurde rasch dunkel.
Der Himmel war voller Sterne und das Oval des Mondes wirkte wie das große Auge einer uralten Gottheit, die uns mit kaltem Blick betrachtete.
Svanameth!
Hier, in diese hügeligen waldreichen Landschaft hatte ihr Kult vielleicht überlebt, wenn die Quellen in Tante Elisabeths Archiv der Wahrheit entsprachen.
Während der Fahrt hatte ich Jim ein bisschen von dem erzählt, was ich über diesen Kult herausgefunden hatte.
„Und du meinst wirklich, dass Mewes‘ Tod etwas damit zu tun hat?“
„Ja, das glaube ich!“
Meine Erwiderung war etwas gereizt. Ich wischte mir das Haar aus den Augen.
„Schon gut“, meinte er. „Aber man wird ja wohl mal nachfragen dürfen.“
„Mewes wäre nicht der erste, der sich einem obskuren Kult anschließt, später nicht mehr aussteigen kann und dann eines plötzlichen Todes stirbt, als er es doch versucht.“
„Es ist eine Theorie, mehr nicht, Sandra.“
„Der Svanameth-Kult hatte von jeher mit Menschenopfern zu tun, Jim. Und in dieser Gegend verschwinden seit Menschengedenken auf mysteriöse Weise Männer und Frauen, die danach nie wieder auftauchen.“
Wir kamen durch ein ziemlich dünn besiedeltes Gebiet. Die Straße wurde immer schlechter, und man musste sich schon sehr konzentrieren, um den Wagen auf der Straße zu halten.
Auf der Fahrt von Kopenhagen hierher in die Provinz hatten wir uns regelmäßig am Steuer abgewechselt.
Im Moment war ich gerade dran. Besonders heikel wurde es, wenn einem ein Fahrzeug entgegen kam, zumal die Einheimischen, die jede Kurve und jedes Schlagloch auswendig kannten, zumeist in einem ziemlich flotten Fahrstil daherkamen.
„Meinst du, wir sind noch richtig?“, fragte Jim zwischendurch und leuchtete mit dem Strahl einer kleinen Taschenlampe über die Landkarte.
„Wenn wir uns verfahren haben sollten, dann müssten wir ziemlich weit zurück“, erwiderte ich. Immerhin lag die letzte Möglichkeit abzubiegen schon ziemlich weit zurück.
„Ich hoffe, irgendwann bekommen wir mal wieder ein Straßenschild zu sehen“, hörte ich Jim ziemlich resigniert sagen.
Er gähnte.
Kein Wunder, wir waren beide schon ziemlich lange auf den Beinen.
Die Straße führte sehr steil hinauf auf einen Hügel.
Nur kurz sah ich zur Seite, wo ein Abgrund aus namenloser Finsternis zu klaffen schien …
Das großartige Panorama, das noch in der Dämmerung Weite und das Gefühl von Freiheit vermittelte, hatte sich mit Einsetzen der Dunkelheit völlig verwandelt. Die Hänge waren jetzt zu düsteren Schatten geworden, die uns von allen Seiten drohend umgaben.
Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine Gestalt vor uns auf, und ich trat in die Bremsen. Mit einem Ruck kam der Landrover zum Stehen, und wir starrten beide hinaus in die Nacht.
Die Scheinwerfer des Rovers hatten die Gestalt voll erfasst.
Ich erschauderte.
Es war offenbar ein Mönch.
Die lange Kutte reichte bis zu den Knöcheln und wurde durch eine dicke Kordel um die Hüften herum zusammengehalten. Die Kapuze hatte er über den Kopf gezogen. Unter ihr schien nichts als Dunkelheit zu sein, obgleich die Scheinwerfer ihn frontal anleuchteten.
Der Mönch stand mitten auf der Straße und rührte sich nicht.
Er schien in unsere Richtung zu blicken und hob dann die Hand in Höhe seines Gesichts, um sich vor dem grellen Licht zu schützen.
Ich blendete ab.
„Ein Wunder, dass du den gesehen hast, Sandra!“, stieß Jim hervor. Erleichterung war aus seinem Tonfall herauszuhören. „Meine Güte, um ein Haar hättest du ihn über den Haufen gefahren! Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass hier um diese Zeit noch ein Wagen herkommt.“