0,00 €
Gratis E-Book downloaden und überzeugen wie bequem das Lesen mit Legimi ist.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 41
Dresden und Leipzig.E. Pierson’s Verlag.1899.
Alle Rechte vorbehalten.
Maria und Frau Gertrud gewidmet.
— Seht, der Fremdling ist hier, der aus demselben Land
Sich verbannt fühlt wie ihr, traurige Stunden sind
Ihm geworden; es neigte
Früh der fröhliche Tag sich ihm.
Novalis.
Über meinen Kinderzeiten
War Dein Flügel ausgespannt,
Grüne Nähen! Goldne Weiten!
Und am letzten Himmelsufer
Schufest Du mein Heimwehland.
Über meinen Jünglingsjahren
War das Lenken Deiner Hand —
Edle Frau’n mit Lockenhaaren,
Kecke Tänze und Gefahren,
Denkernächte über Tag und Tod.
Und am Himmelsufer glühte rot
Jede Nacht mein Heimwehland.
Tänze und Gefahren sanken
In den dunklen Fluß der Zeit,
Ohne Nähen, ohne Schranken
Wölbt sich meine Einsamkeit.
Grün und Gold und Himmel schwand;
Über’m Ufer meiner kranken
Seele liegt mein Heimwehland.
Meine Arme sind gebreitet
Uferwärts. Die Sehnsucht weitet
Über Tod und Leben meinen Blick
Wartend knieen meine Lieder —
Kommst Du wieder? —
Wartend liegt auf Knieen mein Geschick.
Meines Heimwehlandes Tempel steh’n
Festbereit. Ich kann die Zinnen seh’n,
Kann von dorther einen Duft verspüren.
Wenn mein Auge nimmer sehen kann,
Herrin, wird der dunkle Fährmann dann
Mich nach Hause führen?
Liegt irgendwo ein wildes Meer
Und rauscht empor an steilen Ländern;
Dort treibt der Sturm ein Schiff umher
Mit roten Fahnen und bunten Bändern.
Und hat an Bord ein Königskind,
Das steht mit langem Haar im Wind
Und ringt die adlig weißen Hände.
Die Fahnen flattern stolz und rot,
Aber die Fahrt ist aus und das Fest zu Ende,
Und der Bräutigam tot.
Es segelt oft durch meinen Traum
Das Königsschiff; ich seh’ den Schaum
Den bänderbunten Bord ersteigen.
Die Fahnen flattern stolz und rot;
Gelehnt am Mastbaum steht der Tod
Und lacht und geigt den Hochzeitsreigen.
Altmodisch steht mit schmächtigen Pilastern
Wie sonst das Schloß. Auf violetten Astern
Irrt noch ein später Falter her und hin
Mit kranken Flügelschlagen,
Und welke Beete sagen,
Daß ich zu spät gekommen bin.
Und am Balkon in seidenen Gewändern,
Mit stolzen Augen in vertrübten Rändern,
Steht trüb und stolz die blasse Königin,
Und will die Hand erheben. —
Und kann mir nicht vergeben,
Daß ich zu spät gekommen bin.
Wir wollten zusammen bauen
Ein eigenes schönes Haus,
Hoch wie ein Schloß zu schauen
Mit dem Blick über Strom und Auen
Auf die stillen Wälder hinaus.
Wir wollten alles verlernen,
Was klein und häßlich war,
Wir wollten Nähen und Fernen
Mit Glücksliedern übersternen,
Die Kränze des Glückes im Haar.
Nun hab’ ich ein Schloß erbauet
In verstiegener Höhenruh;
Meine Sehnsucht steht dort und schauet
Sich müd, und der Tag vergrauet, —
Prinzessin, wo bliebest Du?
Nun gebe ich allen Winden
Meine heißen Lieder mit.
Sie sollen Dich suchen und finden
Und sollen das Leid Dir künden,
Das mein Herz um Dich erlitt.
Sie sollen Dir auch erzählen,
Ein lockend unendliches Glück,
Sie sollen Dich küssen und quälen
Und sollen den Schlummer Dir stehlen —
Prinzessin, wann kommst Du zurück?
Schütte wieder ohne Wahl
Über mich die bleichen, großen
Lilien Deiner Wiegenlieder,
Deiner Walzer rote Rosen.
Flicht darein den schweren Hauch
Deiner Liebe, die im Welken
Duft verstreut, und Deines Stolzes
Schaukelschlanke Feuernelken.
Ein kerzenheller Saal
Und Sporengeläut und Tressengold.
In meinen Adern klingt das Blut.
Mein Mädchen, gieb mir den Pokal!
Und nun zum Tanz! Der Walzer tollt;
Erhitzt vom Wein mein Brausemut
Nach aller ungenossnen Lust begehrt —
Vor den Fenstern wiehert mein Pferd.
Und vor den Fenstern hüllt die Nacht
Das dunkle Feld. Es trägt der Wind
Von fern Kanonendonner her.
Noch eine Stunde bis zur Schlacht!
— Tanz’ rascher, Schatz; die Zeit verrinnt,
Es wiegt der Sturm die Binsen hin und her,
Die nächste Nacht mein Bette sind —
Mein Totenbett vielleicht. — Juchhe, Musik!
In durstigen Zügen trinkt mein heißer Blick
Das junge, schöne, rote Leben ein,
Und trinkt sich nimmer satt an seinem Licht.
Noch einen Tanz!
Wie bald! und Kerzenschein
Und Klang und Lust verlischt; der Mondschein flicht
Schwermütig seinen Kranz in Tod und Graus.
— Juchhe, Musik! Vom Tanz erbebt das Haus,
Erregt am Pfeiler klirrt mein hängend Schwert. —
Vor den Fenstern wiehert mein Pferd.
Sing mir Dein liebes Wiegenlied!
Seit meine Jugend von mir schied,
Mag ich so gern die Weise hören.
Komm’ zu mir, süßer Wunderklang,
Nur Du kannst noch die Nacht entlang
Mein ruheloses Herz bethören.
Leg’ mir auf’s Haar die schmale Hand
Und laß von unsrem Heimatland,