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Diese werkgetreue Umsetzung als Roman umfasst in einem Doppelband den Inhalt der Comic-Großbandreihe von Hansrudi Wäscher. - Roy Stark ist es gewohnt, mit der Gefahr zu leben. Als Stuntman geht er keiner Aufgabe aus dem Weg. Als er einwilligt, auf einer einsamen Insel an einem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem der beste Freistilringer der Welt ermittelt werden soll, stellt er schnell fest, dass er mitten in einem Kampf auf Leben und Tod gelandet ist. Der größten Herausforderung muss sich Roy stellen, als Gangster die Erfindung eines Wissenschaftlers stehlen wollen: eine Zeitmaschine. Ehe er sich versieht, tritt Roy eine aberwitzige Reise durch die Epochen der Menschheit an. Er trifft auf Neandertaler, kämpft gegen den blutrünstigen Piratenkapitän Bloody Jack Henderson und wird in die Wirren des amerikanischen Sezessionskriegs verschlagen.
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Seitenzahl: 238
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Originalausgabe November 2017
Charakter und Zeichnung: Nick © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators
Text © Achim Mehnert
Copyright © 2018 der eBook-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Petershagen
Lektorat: Katja Kollig
Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz
Hintergrundillustration Umschlag: © saiko3p – fotolia.com
E-Book-Konvertierung: Thomas Knip | Die Autoren-Manufaktur
ISBN ePub 978-3-86305-263-8
www.verlag-peter-hopf.de
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Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,
Eduardstraße 48, 20257 Hamburg
www.hansrudi-waescher.de
Alle Rechte vorbehalten
Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.
WAS BISHER GESCHAH
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
FÜNFUNDZWANZIG
SECHSUNDZWANZIG
Roy Stark Band 2 von 2
Eine Auseinandersetzung mit einem arroganten Filmstar beendete jäh die Karriere des Stuntmans Roy Stark.
Doch schon kurz darauf machten er und sein junger japanischer Gefährte Cin-Cin unter dramatischen Umständen die Bekanntschaft des Atomphysikers Professor John Simms. Der Wissenschaftler behauptete, eine Zeitmaschine erfunden zu haben, und wollte Roy engagieren, für ihn und seinen Freund, den Wiener Historiker Professor Karl Moser, einen Piratenschatz aus dem achtzehnten Jahrhundert zu holen.
Zunächst war Roy äußerst skeptisch, aber erste Tests überzeugten ihn und Cin-Cin dann, dass die phantastische Erfindung tatsächlich funktionierte. Eben jene Tests allerdings verwickelten die beiden sowie Professor Moser in der Folge auch in ein äußerst gefährliches Abenteuer in der Steinzeit, 20.000 Jahre in der Vergangenheit.
Nachdem es ihnen gelungen war, wohlbehalten in die Gegenwart zurückzukehren, erwarteten sie dort bereits neue Probleme aus einer ganz anderen Richtung: Schon die bisherigen Zeitreisen hatten gewaltige Energiemengen verbraucht und praktisch zur Zahlungsunfähigkeit von Professor Simms geführt. Zwar gewährten die Elektrizitätswerke dem Atomphysiker noch einen Aufschub von vier Wochen, doch nach Ablauf dieser Frist drohte die Pfändung seines gesamten Besitzes und damit unweigerlich die Entdeckung der Zeitmaschine. Da der Professor die Menschheit noch längst nicht für reif für eine solch bahnbrechende Erfindung hielt, war er fest entschlossen, rechtzeitig vorher die Maschine und alle sie betreffenden Aufzeichnungen zu vernichten.
In dieser ausweglos erscheinenden Situation las Cin-Cin in der Zeitung über das Gesuch eines indischen Fürsten, der für den »besten Freistilringer der Welt« eine Belohnung von einer halben Million Dollar ausgesetzt hatte. Roy bewarb sich, um Professor Simms zu helfen, und kam tatsächlich in die engere Wahl. So fand er sich bald auf einer dem Fürsten gehörenden einsamen Insel wieder, wo er einen gnadenlosen Kampf auf Leben und Tod gegen seine Mitbewerber zu bestehen hatte. Als zusätzliche Gefahr kamen noch mysteriöse Anschläge hinzu, die ein Feind des Fürsten auf die Kandidaten verübte.
Schließlich aber setzte sich Roy gegen alle Widrigkeiten durch und lernte am Ende auch den Initiator des »Wettbewerbs«, Fürst Sutra, persönlich kennen.
Er erfuhr, dass in Sutras Fürstentum zwei konkurrierende Dynastien seit alters her alle zwanzig Jahre in einem Ringkampf den nächsten Herrscher ermittelten. Nun stand wieder ein solcher Kampf zwischen Sutras Sohn und dem Sohn seines Vetters und Gegenspielers, Sengor, bevor. Sengor jedoch legte den diesbezüglichen alten Gesetzestext so aus, dass auch ein anderer anstelle seines Sohnes den Kampf bestreiten konnte. Dies sollte Gerüchten zufolge ein gefürchteter, als unbesiegbar geltender chinesischer Ringer sein.
Roy verstand nun den Grund für den ungewöhnlichen Weg, den Fürst Sutra beschritten hatte, um seinerseits den bestmöglichen Ersatzkämpfer für seinen Sohn zu ermitteln. Wenn er das grausame Auswahlverfahren auch nach wie vor missbilligte, so sah er doch ein, dass Sengor noch um einiges skrupelloser zu Werke ging, und willigte schließlich ein, den Endkampf gegen dessen Kämpfer zu bestreiten.
Der Ring für den Endkampf spannte sich im Innenhof des fürstlichen Palasts, gleich unter dem Balkon, auf dem Sutra und Sengor saßen. Hinter ihnen standen ihre Berater und mit Gewehren bewaffnete Wachleute. Eine Menschenmenge bevölkerte den Hof, Zuschauer, Neugierige und die Gefolgschaft der beiden Fürsten. Roy, der im Mittelpunkt des Interesses stand, wärmte sich unter dem Stimmengewirr der Menge im Ring auf, während er auf seinen Gegner wartete. Seine Neugier auf den Ringer, den Sengor aus dem Reich der Mitte hatte einfliegen lassen, wuchs. Roy bekam jedes Wort mit, das auf dem Balkon gesprochen wurde.
»Du siehst, all deine Heimtücke hat dir nicht geholfen«, sagte Sutra zu seinem Vetter. »Dort steht der Mann, der an meines Sohnes Stelle kämpft. Er wird Indra würdig vertreten, denn er hat nicht nur vier Gegner besiegt, sondern zudem deine drei Tiger getötet. Ich gebe dir eine letzte Gelegenheit, aufzugeben und deinen Kämpfer zurückzuziehen.«
Sengor lachte. Wie Sutra und alle anderen Anwesenden trug er einen kunstvoll gewickelten Turban. Ein brauner Bart und ein buschiger Schnurrbart umrahmten seinen Mund. Er fasste Roy ins Auge und winkte ab.
»Warte ab, Vetter. Dein Kämpfer mag gut sein, aber du hast meinen noch nicht gesehen.«
»Wo bleibt der Chinese überhaupt?«, fragte Sutra ungeduldig. »Willst du uns auf die Folter spannen oder wagt dein Kämpfer sich nicht in den Ring?«
»Er trifft jeden Moment ein. Allerdings handelt es sich nicht um den zunächst von mir angekündigten chinesischen Ringer. Ich habe umdisponiert, da sich mir eine noch bessere Gelegenheit bot, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Ein Kämpfer der Extraklasse tritt für mich an, gegen den dein Mann von vornherein auf verlorenem Posten steht. Ah, da kommt er ja. Du kannst dich also selbst überzeugen.«
Doch nicht der Chinese?, wunderte sich Roy. Das hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten.
»Macht Platz!«, ertönte die Stimme eines von Sengors Anhängern. »Beiseite für den Kämpfer meines Herrn!«
Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Als sich die Menge teilte, stapfte eine gedrungene, massige Gestalt in einem dunklen Umhang auf den Ring zu. Eine tief hängende Kapuze verbarg ihr Gesicht. Ungläubige Rufe wurden laut.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Das soll der Gegner des weißen Mannes sein?«
»Einen solchen Kämpfer hat es noch nie gegeben.«
»Bei allen guten Geistern! Der weiße Mann ist verloren.«
Als Roys Gegner an einer Kette in den Ring geführt wurde und seine Kapuze verrutschte, glaubte der Stuntman, seinen Augen nicht trauen zu können. Ein haariges Gesicht mit wulstigen Lippen kam zum Vorschein.
»Ein Gorilla? Was hat das zu bedeuten?«
Sutra fuhr empört von seinem Stuhl in die Höhe. »Ich hoffe, das soll ein schlechter Scherz sein, Vetter.«
»Keineswegs«, gab Sengor gelassen zurück. Er zog eine Papierrolle hervor. »Hier ist das Dokument, in dem die Wettkampfregeln festgelegt sind.«
»Wir haben es ausführlich studiert, wir beide. Ebenso unsere Rechtsgelehrten und die Schreiber.«
»Nicht ausführlich genug«, konterte Sengor. »Der Inhalt sagt nicht aus, dass menschliche Gegner gegeneinander antreten müssen.«
Sekundenlang fehlten Sutra die Worte. »Das ist Unsinn«, brachte er schließlich hervor. »Wortklauberei! Du ziehst eine Scharade ab und stößt alle vor den Kopf, die sich heute hier eingefunden haben, um der Ermittlung des nächsten Herrschers beizuwohnen.«
»Von einer Scharade kann gar keine Rede sein.« Sengor reichte seinem Vetter das zusammengerollte Dokument. »Zeige mir eine einzige Stelle, an der von einem Menschen die Rede ist. Wenn du eine findest, ziehe ich den Gorilla als Kämpfer augenblicklich zurück. Hier, nimm! Ich garantiere dir, du wirst nicht fündig werden.«
»Mag sein. Trotzdem muss es sich dem Sinn nach bei den Gegnern um Menschen handeln. Du hast das Dokument ohnehin schon auf verwerfliche Weise ausgelegt und ich bin dir großzügig entgegengekommen. Ursprünglich traten die Thronanwärter persönlich gegeneinander an. So ist es Brauch seit Jahrhunderten. Ich habe mich gefügt, als du mit deinen Schriftkundigen das Dokument anders ausgelegt hast, doch nun reicht es. Du gehst zu weit!«
»Ich schöpfe lediglich die Möglichkeiten aus, die das Regelwerk bietet. Dass früher noch niemand auf diese Idee gekommen ist, ist nicht meine Schuld. Dieses Versäumnis ist jedoch kein Grund, auf die Ausnutzung der Lücken zu verzichten.«
So reden aalglatte Politiker und auf Machterhalt bestrebte Sesselhocker, fand Roy. Aufrichtige, ehrbare Menschen brauchten derlei Schlupflöcher nicht, um damit Inhalt und Sinn einer Verordnung auf den Kopf zu stellen. Sengor wurde ihm zunehmend unsympathischer. Es stimmte, er war noch viel schlimmer als sein Vetter.
Fürst Sutra wandte sich derweil an seine Berater. »Ich will hören, was meine Ratgeber dazu sagen. Dürfen wir zulassen, dass der ursprüngliche Brauch, dass stets der stärkste und gewandteste junge Mann den Thron besteigen soll, nun so verdreht wird, dass ein Mensch gegen ein Tier antreten muss? Ist Sengors Ansinnen nicht vorbehaltlos von der Hand zu weisen?«
Ein weißhaariger alter Inder mit langem Bart und Brille neigte den Kopf. »Ich halte es für denkbar, dass wir bei einem Rechtsstreit unterliegen würden, Herr. Leider können wir uns Fürst Sengors Argumentation nicht verschließen. Es kommt auf die Auslegung der Schriftrolle an. Dass dies in Jahrhunderten zuvor noch nie geschehen ist, schließt keinen Präzedenzfall aus. Vergessen wir nicht, dass die Rechtsgelehrten in den meisten Fällen dazu neigen, eine Schrift wortwörtlich auszulegen. Ich fürchte daher, die Rechtsgelehrten werden nicht in unserem Sinne entscheiden.«
Sutra ließ sich nicht beirren. »Ich verlange trotzdem eine Abstimmung. Ziehe deine Berater hinzu, Sengor.«
»Ganz wie du willst, Vetter.«
Die Ratgeber und Rechtsgelehrten scharten sich um die beiden Fürsten. Getuschel setzte ein, dessen Inhalt Roy nicht mitbekam.
Er war unschlüssig, was er von der Entwicklung halten sollte. Ein Gorilla als Gegner, das kam auch ihm lächerlich vor. Allerdings war er ein Gast in diesem Land und am fürstlichen Hof, ohne Einfluss auf die hiesigen Sitten und Gebräuche. Mit einem unwohlen Gefühl betrachtete er den inzwischen von seinem Umhang befreiten Gorilla. Das schwere, massige Tier grunzte leise vor sich hin. Ob es überhaupt begriff, was es hier sollte? Als Gegner in einem Ringkampf war es Roy nicht ganz geheuer. Der Trick bewies jedenfalls, dass es sich bei Sengor um einen hinterhältigen und verschlagenen Mann handelte, der vor keinem Mittel zurückschreckte, um seinen Anspruch durchzusetzen.
Roy wurde aufmerksam, als sich die Berater von ihren Fürsten in den Hintergrund zurückzogen. Fürst Sutras hängender Kopf verriet nichts Gutes. Seine folgenden Worte bestätigten Roys Ahnung.
»Entsetzlich, einfach entsetzlich.«
»Leider habe ich die Abstimmungsniederlage vorausgesehen, Herr«, bedauerte der Weißhaarige.
»Was sagen Sie dazu, Mister Stark?«
»Dass wir Ihren Vetter unterschätzt haben, Fürst Sutra.« Roy schaute zu Sengor hinüber. »Aber den Gefallen, kampflos das Feld zu räumen, tue ich ihm nicht. Ich bin entschlossener denn je, die halbe Million Dollar zu gewinnen. Außerdem will ich dafür sorgen, dass Ihr Sohn als Thronfolger bestätigt wird. Mir ist jetzt nämlich klar, wer wirklich für dieses miese Spiel verantwortlich ist. Es ist Fürst Sengor. Wenn ich gewinne, will ich, dass dieser widerliche Kerl wegen Anstiftung zum Mord angeklagt wird.«
Nun fuhr Sengor von seinem Stuhl in die Höhe. »Was erlauben Sie sich? Diese Frechheit werden Sie bereuen!«
Sutra schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Um Himmels willen, Mister Stark, kein weiteres Wort. Sollten Sie unterliegen und am Leben bleiben, ist mein Vetter nämlich Ihr Richter.«
Roy war viel zu aufgewühlt, um sich zu beruhigen. »Zum Teufel mit ihm! Lassen Sie endlich den Gorilla von der Kette, damit wir der Farce ein Ende setzen können. Bald ist Schluss mit dieser albernen Posse.«
»Ihr habt es gehört. Lasst ihn frei!«, befahl Sengor.
Die beiden Fürsten nahmen wieder Platz. Der Endkampf begann.
*
Der Gorilla war gut dressiert. Nachdem man ihm die Kette abgenommen hatte, griff er sofort an. Der Ringboden bebte unter den Schritten des schweren Tieres. Roy war sportlich und durchtrainiert, doch hinter seinem Gegner hätte er sich mühelos verstecken können. Er registrierte Sengors hämisches Grinsen. Der hinterlistige Fürst hegte keinen Zweifel am Ausgang des Kampfes.
Roy wich dem auf ihn zustürmenden Gorilla aus und tauchte unter dessen mächtigen Pranken hindurch. Der große Affe schrie wütend auf, um gleich wieder anzugreifen. Auch seine zweite Attacke ging ins Leere. Roy nutzte den Moment seiner Verwirrung, um ihm die Handkante in den Nacken zu hämmern. Der Schlag hätte einen Ochsen gefällt, aber der Gorilla taumelte nicht einmal. Stattdessen bekam er Roy zu fassen und drückte ihn spielerisch leicht zu Boden.
Sengor schrie vor Begeisterung auf. »Er hat ihn! Jetzt zerquetscht er ihn.«
Die Worte versetzten Roy in Rage. Es gelang ihm, sein rechtes Knie nach oben zu ziehen und dem Gorilla einen kräftigen Tritt zu versetzen. Diesmal zeigte der große Affe eine Reaktion. Er brüllte vor Schmerz. Er ließ ein wenig locker, doch nur um dem Menschen dann einen mörderischen Faustschlag zu verpassen. Die Umgebung verschwamm vor Roys Augen. Dennoch schaffte er es, sich zur Seite zu werfen, und entging einem weiteren Schlag.
»Das ist das Ende deines Kämpfers, Sutra.« Schon wieder Sengors Stimme. »Du kannst dein Geld sparen, werter Vetter.«
»Nein, Stark kann sich befreien.«
»Was nützt ihm das schon? Der Gorilla ist zehnmal stärker als er. Er zögert sein Schicksal nur heraus.«
Statt erneut zuzuschlagen, wollte der Affe seinen Gegner packen. Doch bevor sich die Pranken um Roys Hals legen konnten, rollte sich der Stuntman in die andere Richtung ab und verwirrte den grunzenden Riesen erneut. Plötzlich erlangte er genügend Bewegungsfreiheit, um blitzschnell in die Offensive zu gehen. Er drosch dem Gorilla seine Linke gegen den Schädel, schickte die Rechte hinterher und ließ, ehe der Affe begriff, wie ihm geschah, eine rasche Folge von Handkantenschlägen folgen.
Der Gorilla wankte, taumelte, drehte sich um sich selbst, jede Orientierung verlierend. Roy holte weit aus und schlug noch einmal mit aller Kraft zu. Schmerz zuckte durch seine Faust, aber der Gorilla war entscheidend getroffen. Mit einem wehleidigen Grunzen verdrehte er die Augen und kippte um wie ein nasser Sack.
Die Zuschauer, die den Kampf still und atemlos verfolgt hatten, veranstalteten ein Tohuwabohu. Sie lärmten und schrien. Kaum einer hatte dem weißen Mann den Sieg über den Gorilla zugetraut. Jemand reichte ihm einen Eimer mit Wasser. Roy ergriff ihn und trank mit großen Schlucken. Strahlend baute er sich vor dem Balkon auf und winkte Sengor zu.
»Wie Sie sehen, ist es vorbei. Sie können Ihren Verwandten zurück in den Käfig bringen lassen.«
»Du wagst es, du unverschämter Tölpel? Das war Glück, nichts als Glück!«
Roy ließ Sengor toben. Während drei Männer den Gorilla fortschleppten, stieg ein Anhänger von Sutra in den Ring, ergriff die Rechte des Siegers und riss sie in die Höhe.
»Der weiße Mann hat gewonnen«, verkündete er. »Fürst Sutras Sohn Indra wird unser neuer Herrscher sein.«
Die Menge brach in Jubel aus. »Es lebe Fürst Sutra! Es lebe Fürst Indra!«
»Mit einem solchen Ausgang des Kampfes habe ich nicht gerechnet. Das kann nicht sein. Dahinter steckt ein Trick«, stammelte Sengor. »Ich akzeptiere das Ergebnis nicht. Der Kampf muss wiederholt werden.«
Roy hatte nur ein mitleidiges Lächeln für den Herausforderer übrig. Es erstarb schlagartig, als er sah, dass Sengor einen Dolch unter seinem Gewand hervorzog. Er hatte verloren, doch er gab sich nicht geschlagen. Rasend vor Zorn und Enttäuschung stürzte er sich auf seinen Vetter, um ihn zu erdolchen. Fürst Sutra war viel zu überrascht, um sich zu wehren. Roy hob den Wassereimer und warf ihn Sengor an den Kopf. Der schlechte Verlierer wankte, das Mordinstrument glitt ihm aus der Hand.
»Wachen, nehmt sofort Sengor und seine Anhänger fest!« Sutra hatte den Schreck überwunden. »Mein eigener Vetter wollte mich umbringen! Jeder hat gesehen, dass ich seinem Dolch nur durch Mister Starks schnelles Handeln entgangen bin.«
»Mich bekommt ihr nicht.« Sengor sprang über die Balkonbrüstung. »Deckt meine Flucht, Männer!«
Plötzlich hielten seine Anhänger Waffen in den Händen. Das Knallen von Schüssen peitschte durch den Hof des fürstlichen Palasts.
*
Vom Regen in die Traufe.
Die Kämpfe hatte Roy überstanden, dafür fand er sich unversehens in einer Palastrevolte wieder. Im ganzen Hof wurde gekämpft. Schüsse hallten von den Wänden wider und Männer sanken getroffen zu Boden. Es war ihm unmöglich zu erkennen, wer zu Sutra und wer zu Sengor gehörte. Er entdeckte den Aufwiegler, der sich brutal einen Weg durch die Menge bahnte. Ohne lange zu überlegen, machte Roy sich an die Verfolgung, denn solange Sengor frei herumlief, war niemand vor ihm sicher. Er hatte zur Genüge bewiesen, dass er vor keiner Schurkerei zurückschreckte, nicht einmal vor Mord.
Zwei Bewaffnete stellten sich Roy entgegen, um ihn aufzuhalten. Bevor sie ihre Gewehre auf ihn anlegen konnten, war er schon heran, packte sie und stieß ihre Köpfe gegeneinander. Sengor lief durch einen Zugang ins Palastgebäude. Roy hetzte hinterher und stieß mit einem Bediensteten zusammen, der ein mit Speisen gefülltes Tablett trug. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Es schepperte und krachte und er verlor Sengor aus den Augen. Roy sprang auf und sah sich um. Eine offen stehende Tür führte auf einen weiteren Balkon. Er rannte hinaus und entdeckte Sengor wieder.
Der Fürst stieg gerade auf ein Pferd und trieb es an. Roy setzte alles auf eine Karte. Er sprang über die Brüstung und flog auf den Rappen zu.
»Bei Kali! Der weiße Teufel!« Mit einem scharfen Ruck am Zügel riss Sengor sein Reittier beiseite.
Roy verfehlte Pferd und Reiter. Er schlug so hart auf dem Boden auf, dass er glaubte, von einer Dampfwalze gestreift zu werden. Sämtliche Luft wurde ihm aus dem Leib gepresst. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Nur in Umrissen nahm er den tänzelnden Rappen wahr. Sengors Hasstirade drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr.
»Ich lasse dich von den Hufen meines Pferdes zertrampeln. Du bist schuld an meiner Niederlage, Verdammter!« Der Vierbeiner richtete sich auf. »Nein, ich weiß etwas Besseres.«
Roy merkte, dass er aufs Pferd gezogen und quer über den Sattel gelegt wurde. Es gelang ihm, einen Arm zu heben. Er griff nach Sengor, kraftlos, kaum noch bei Bewusstsein. Der Fürst trieb das Tier an und floh mit seinem Gefangenen. In Roys Kopf setzte dröhnender Trommelwirbel ein. Er begriff nicht, dass es der Hufschlag des aus dem Palast galoppierenden Pferdes war. Er begriff gar nichts mehr. Ohnmacht umfing ihn wie ein dunkles Tuch und es wurde schwarz um ihn.
*
Wie versteinert verfolgte Fürst Sutra das Kampfgetümmel im Palasthof. Seine Leibwachen schirmten ihn ab. Ihre Bemühungen, ihn ins Haus zu drängen, rissen den Herrscher aus seiner Starre. Wie konnte er sich zurückziehen, wenn er nicht wusste, was geschah? Wie konnte er sich in Sicherheit bringen lassen, solange sein Volk kämpfte? Gegeneinander kämpfte. Er wehrte die hilfreichen Hände seiner Wachen ab. Erfolglos hielt er nach seinem Vetter Sengor Ausschau. Der Verräter war fort, geflohen oder in den Wirren umgekommen.
Nach wenigen Minuten, die Sutra wie eine Ewigkeit vorkamen, beruhigten sich die Tumulte. Die Kämpfe kamen zum Erliegen. Seine Anhänger hatten die Oberhand gewonnen. Sie trieben Sengors Männer in einer Ecke zusammen und hielten sie in Schach. Jubel brach aus, als sich die Spannung löste. Auch dem Fürsten fiel ein Stein vom Herzen. Er lief an seinen protestierenden Wachen vorbei und eilte in den Hof hinunter, um nach Sengor zu sehen, nach Sengor und nach Roy Stark, der den entscheidenden Kampf für Indra gewonnen hatte.
Sutra fand sie nicht, weder den einen noch den anderen. In dem Durcheinander hatte niemand gesehen, was aus ihnen geworden war.
»Sucht sie!«, wies der Fürst die Wachen an. »Schaut auch außerhalb des Palastes nach. Bringt sie zu mir, meinen Vetter in Fesseln und Mister Stark mit allen Ehren.«
Als die Soldaten davoneilten, erregten Rotorengeräusche Sutras Aufmerksamkeit. Ein Hubschrauber senkte sich vom Himmel herab, schwebte in den Innenhof wie ein monströses metallisches Insekt und entfachte einen kleinen Sturm. Die Menschen wichen zurück, unschlüssig, wer den Hubschrauber bemannte. Sutras Leibwache stellte sich mit erhobenen Gewehren vor ihren Herrn.
Der Hubschrauber setzte auf. Der Rotor kam zum Stillstand und der Sturm flaute zu einem lauen Lüftchen ab. Zwei junge Männer stiegen aus und winkten.
»Das ist mein Sohn.« Der Fürst schob seine Leibwächter beiseite. »Indra und Sengors Sohn Yanak.«
»Was hat das zu bedeuten, Herr? Warum unterbricht Euer Sohn sein Studium in London?«
Sutra konnte die Frage nicht beantworten. Es war ihm egal. Nach dem soeben niedergeschlagenen Aufstand war er überglücklich, seinen Sohn zu sehen. Indra kam mit erhobenen Händen herübergelaufen und schloss ihn in die Arme.
»Vater, was ist hier los?«
Der Fürst winkte ab. »Sag mir zunächst, weshalb du unangekündigt aus London herkommst.«
»Wegen des Zweikampfs, der hier stattfinden soll«, erklärte der schwarzhaarige junge Mann.
Sutra stutzte. »Woher weißt du davon?«
»Yanak hat es gestern erfahren.«
»So?« Der Herrscher musterte den Sohn seines Vetters. Die beiden jungen Männer ähnelten einander sehr. Yanaks pechschwarzer Schnurrbart stellte den markantesten Unterschied dar. Sutra hatte den Jungen immer gemocht, fast so sehr wie seinen eigenen Sohn. Wie sollte er Yanak den Verrat seines Vaters beibringen? »Deshalb seid ihr hergeflogen?«
Indra nickte. »Nachdem Yanak sich mit mir in Verbindung gesetzt hatte, machten wir uns sofort auf den Weg. Ich hoffe, der barbarische Zweikampf hat noch nicht stattgefunden.«
»Indra und ich sind uns einig«, fuhr Yanak fort. »Diese Zweikämpfe mögen früher einen Sinn gehabt haben, aber heute sicher nicht mehr. Indra und ich sind übereingekommen, das Fürstentum an Indien anzuschließen und diese Provinz dann gemeinsam zu verwalten. Wir beide sind Freunde und wir wollen nicht, dass es wegen der Thronfolge jemals wieder zu Streitigkeiten zwischen den beiden Erblinien kommt.«
»Es wird Zeit, dass auch hier bei uns das Mittelalter endet, Vater.«
»Indra spricht mir aus der Seele.«
Fürst Sutra rang nach Worten. Er blickte von einem zum anderen. »Ihr zwei könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ihr mich überrascht.«
»Was ist nun mit dem Zweikampf? Worauf warten Sie noch, Fürst?«, drängte Yanak. »Wir bitten Sie inständig, sagen Sie den Kampf ab.«
»Er hat bereits stattgefunden«, eröffnete der Herrscher den jungen Männern.
»Also sind wir trotz aller Eile zu spät gekommen«, bedauerte Indra.
In knappen Sätzen fasste Sutra die vorangegangenen Ereignisse zusammen. Sein und Sengors Sohn schauten bei der Schilderung zunehmend betroffen drein. Betrübt ließ Yanak den Kopf sinken.
»Was hat mein Vater nur getan?«, wisperte er. »Das ist unverzeihlich.«
»Beruhige dich, mein Freund«, sagte Indra. »Auch meines Vaters Handlungsweise ist nicht zu rechtfertigen.«
»Was willst du damit sagen? Eine solche Beurteilung steht dir nicht zu«, tadelte Sutra seinen Sohn.
»Nein? Ich finde schon. Du hättest nicht zulassen dürfen, dass dieser Roy Stark gegen einen Gorilla antritt.«
»Aber er hat ihn besiegt.«
»Zum Glück, ja. Genauso gut hätte der Gorilla ihn aber in der Luft zerreißen können.«
Sutra überging den Vorwurf. »Wo ist Mister Stark eigentlich? Hat ihn endlich jemand gefunden?«
»Ich sah ihn während der Kämpfe«, meldete sich ein Zuschauer. »Er sprang aus dem Fenster, um Fürst Sengor zu verfolgen.«
Ein Soldat drängte sich durch die Menge und kämpfte sich bis zu dem Herrscher vor. »Fürst Sengor ist die Flucht gelungen. Es wurde beobachtet, wie er davonritt, mit dem bewusstlosen weißen Mann.«
»Mein Vetter hat Mister Stark entführt«, folgerte Sutra.
Yanak gab einen gequälten Laut von sich. »Das ist furchtbar! Ich schäme mich, es auszusprechen, aber mein Vater ist ein schrecklich rachsüchtiger Mensch. Nach allem, was ich soeben gehört habe, wird er Roy Stark in eines seiner Verstecke schleppen und ihn dort zu Tode foltern.«
»Sie kennen diese Verstecke. Verraten Sie meinen Männern, wo sie suchen sollen«, bat der Fürst beschwörend.
»Nein, ich bedauere. Ich kenne sie nicht. Vater hat mich nie mitgenommen.« Yanak schnaubte verächtlich. »Ich war ihm nicht hart genug. Er verlangte, aus mir müsse zuerst ein Mann werden. Ein Mann nach seinen Vorstellungen, versteht sich.«
»Was machen wir nun? Wir müssen etwas unternehmen!«, forderte Indra. »Wir können nicht so tun, als sei nichts geschehen, während Roy Stark zu Tode gequält wird.«
Fürst Sutra stimmte seinem Sohn zu. »Meine besten Männer werden Sengors Spur mit Hunden folgen. Vielleicht finden sie ihn. Es mag eine geringe Chance sein, aber es ist die einzige, die wir haben. Hauptmann Gupta, stellen Sie eine Suchmannschaft zusammen und machen Sie sich umgehend auf den Weg. Bringen Sie Mister Stark lebend zurück. Das hat Vorrang vor allem anderen.«
»Jawohl, mein Herr«, antwortete der Offizier.
»Bitte befehlen Sie den Soldaten, Fürst Sengor nicht zu töten«, beschwor Yanak den Fürsten. »Trotz allem ist er mein Vater. Wie sollte Frieden und Freundschaft zwischen uns herrschen, wenn ich wüsste, dass Sie ihn zum Tode verurteilt haben?«
»Selbstverständlich«, versicherte Sutra. »Ich erlasse entsprechende Befehle.«
Er instruierte den Hauptmann und kurz darauf ritt der Suchtrupp aus dem Palast. Ob Roy Stark gerettet werden konnte, hing davon ab, ob die Hunde die richtige Spur fanden.
»Wach auf, weißer Teufel. Wach auf, damit du miterlebst, wie sich der Tod langsam nähert.«
Die Stimme holte Roy aus der Bewusstlosigkeit in den Wachzustand. Er schlug die Augen auf und fand sich in Ketten wieder. Seine Handgelenke steckten in schweren, miteinander verbundenen Metallbändern. Er erhob sich vom felsigen Boden und sah sich Fürst Sengor gegenüber. Die Kette, die ihn hielt, war drei Meter über seinem Kopf in einer Nische an dicken Steinquadern befestigt.
»Wo bin ich?«, krächzte er.
»In meinen Händen«, erklärte Sengor hasserfüllt. »Du bist schuld an meinem Schicksal. Deinetwegen musste ich aus dem Palast fliehen und alles hinter mir lassen. Eine halbe Million Dollar wolltest du einstreichen? Keinen einzigen Dollar wirst du erhalten! Stattdessen eine halbe Million Schmerzen, bevor ich dich in die Hölle schicke und der Tod dich auf die Wiederkehr vorbereitet. Ich bete, dass du als Wurm oder Mistkäfer wiedergeboren wirst, damit ich dich mit meinem Stiefel gleich noch einmal zertreten kann.«
Roy sah sich um. Die Mauern, die ihn umgaben, zeigten Verfallserscheinungen. Gras und Farn wucherten auf herabgestürzten Quadern und Moos schob sich über steinerne Figuren. An einem der ornamentierten Steinköpfe jenseits der Mauer war Sengors Pferd angebunden.
»Erwartest du Hilfe? Wartest du darauf, befreit zu werden? Vergeblich!«, höhnte der Fürst. Er zog einen Dolch und fuhr mit dem Finger über die gekrümmte Klinge. »Ich habe dich in einen alten Turm mitten im Dschungel gebracht. Hier findet dich niemand und niemand außer den Tieren des Waldes wird deine Todesschreie hören. Du wolltest mich fangen, doch es ist umgekehrt gekommen, weißer Teufel. Deinetwegen wird mein Sohn niemals den Thron besteigen. Zudem habe ich all meine Rechte verloren. Dafür wirst du teuer bezahlen.«
»Seien Sie nicht ungerecht. Alles, was geschehen ist, haben Sie sich selbst zuzuschreiben«, entgegnete Roy. »Allerdings vernebelt Ihr blinder Hass Ihnen viel zu sehr die Sinne, um das einzusehen. Ich appelliere dennoch an Sie, allein schon um Ihres Sohnes willen. Wenn Ihnen noch ein Fünkchen Verstand geblieben ist, rate ich Ihnen, mich freizulassen und mit mir zu Fürst Sutra zu reiten. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter. Unter vernünftigen Menschen kann man sich einigen, zumal der Fürst Ihr Vetter ist.«
»Einigen?« Sengor starrte seinen Gefangenen verständnislos an. »Wovon sprichst du? Du Teufel hast den Kampf gewonnen. Es kann keine Einigung geben, nur noch Rache. Sobald du tot bist, reite ich zum Stamm der Krukten, um alles vorzubereiten. Dort organisiere ich einen Partisanenkampf gegen Sutra. Mein Vetter und sein Sohn werden sich nicht lange über ihre Macht freuen. Die Krukten sind mir treu ergeben. Sie werden jeden meiner Befehle befolgen.«
»Das ist Wahnsinn.«
»Wahnsinn ist, was du mir angetan hast.« Sengor hob den Dolch. »Deshalb nun zu dir, weißer Teufel.«
Seine Hände konnte Roy nicht zur Verteidigung einsetzen, aber die an der Wand befestigte Kette ließ ihm einigen Spielraum. Als seinen Entführer und ihn nur noch ein Meter Abstand trennte, machte Roy einen schnellen Schritt nach vorn. Er riss den Fuß hoch und trat dem wahnsinnigen Fürsten kraftvoll gegen die Brust. Sengor schrie vor Schmerz auf. Er taumelte.
»Ah, meine Brust. Du verdammter Hund! Ich habe dich unterschätzt. Doch sei versichert, so unvorsichtig bin ich kein zweites Mal. Jetzt bin ich vorbereitet.«
Roy trat Löcher in die Luft, um sich den Kerl vom Leib zu halten, der wie besessen mit dem Dolch herumfuchtelte. Aus dem Augenwinkel erhaschte er eine Bewegung. Zwischen den Trümmern schlängelte sich eine Kobra. Der vordere Teil ihres Körpers war aufgerichtet, ihr Kopf pendelte hin und her. Vielleicht gelang es Roy, sie auf Sengor zu hetzen. Er machte einen weiteren Ausfallschritt, diesmal nicht, um nach dem Fürsten zu treten, sondern um einen Stein in Richtung der Kobra zu kicken. Sie zischelte und stieß mit dem Kopf nach vorne, weil sie sich angegriffen fühlte. Da Sengor ihr am nächsten stand, ging sie auf ihn los. Mit aufgerissenen Augen wich er vor dem tödlichen Reptil zurück.
»Du hast sie gereizt, doch das soll dein eigenes Verhängnis sein. Denn nicht ich falle ihr zum Opfer, sondern du.« Sengor zog sich zurück, um hinter den herabgestürzten Quadern Deckung zu suchen. Er hob ein paar Steine auf und bewarf die Schlange damit. »Jetzt reize ich sie. Im Gegensatz zu mir kannst du ihr nicht ausweichen, weißer Teufel«