Sam, der Erste seiner Art - Karlheinz Huber - E-Book

Sam, der Erste seiner Art E-Book

Karlheinz Huber

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Beschreibung

Das Experiment einer Supersoldatenarmee verlief nicht nach Katos Plänen. Nur einer seiner Schützlinge überlebte die operativen Eingriffe. Als Sam die ganze Wahrheit erfuhr, flüchtete er in die Tiefe des Universums. Doch Kato ist ihm auf der Spur. Ein Versteckspiel durch die Galaxie beginnt, mit unvorhergesehenen Wendungen und verblüffenden Parallelen. Begleiten Sie Sam und weitere Protagonisten auf ihren aufregenden Lebenswegen und darüber hinaus.

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Für Asari

Über den Autor:

Angefangen hat alles mit einem Krümel, mehr war damals auf dem Ultraschallbild nicht zu sehen. Geschichten erzählen war schon immer eine meiner speziellen Leidenschaften. Für die Ankunft meines zukünftigen Enkels wollte ich etwas Besonderes erschaffen, und so entstand das erste richtige Buch:

Eine Krümelgeschichte.

Das Schreiben bereitete mir so viel Spaß, dass ich nicht mehr in der Lage war damit aufzuhören. Die Inspiration überflutete mich im wahrsten Sinne des Wortes.

Automatisch entstanden weitere Bücher in den Genres:

Mini-Bücher für Kleinkinder

Kinder (zwei personalisierte)

Jugend

Science-Fiction

Horror

Satire

Vielseitigkeit ohne Qualitätsverlust wurde zu meinem Motto. Immer weiter geht die schriftstellerische Reise, ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.

Mehr Informationen gibt es auf der Homepage:

www.huberskarl.de.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Dialog

Sam

Asari

Mitleid

Zukunft

Gribb

Diagnose

Leiden

Kapitel 2

Dialog

Lernen

A998

Eis

Konfrontation

Gewissen

Beförderung

Vergangenheit

Kapitel 3

Dialog

Sonderauftrag

Arktur

Training

Suche

Ceres

Schicksal

Vergeltung

Befund

Flucht

Aufklärung

Befreiung

Kapitel 4

Dialog

Versteck

Anfang

Toni

Aufnahme

Aldebaran

Kapitel 5

Dialog

Sonderauftrag

Flucht

Rache

Kapitel 6

Dialog

Schicksal

Der Auftrag

Informationen

Die Falle

Aussprache

Kapitel 7

Dialog

Durva

Kapitel 8

Dialog

Bekenntnis

Versteck

Illu

Team

Desertum

Einsatz

Rettung

Time-Out

Skrot

Backup

Kapitel 9

Dialog

Kreuzer

Vatikan

Zwiegespräche

Verrat

Flucht

Kapitel 10

Hier und jetzt

Kato

Unerwartet

Entmachtung

Lagebesprechung

Kapitel 11

Aldebaran

Titan

Neyel

Besucher

Ryder

Prolog

Nachwort

Vorwort

„Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.“

Entsprechend diesem Meister Yoda-Zitat habe ich die Herausforderung angenommen und eine meiner Kurzgeschichten1 in einen Roman verwandelt. Denn manchmal ergeben die Geschehnisse erst einen Sinn, wenn die Geschichte bis zum Ende erzählt wird. Begleiten Sie Sam und seine Wegbegleiter auf seinem aufregenden Lebensweg und weit darüber hinaus.

1 „Die Oberste Direktive“ 13 SF Kurzgeschichten ASIN :B0BXPYNL98

Kapitel 1

Dialog

Im Morgengrauen erreichte Sam sein Ziel. Die berüchtigte Stadt Ruma auf dem Planeten Desertum breitete sich vor ihm aus.

„Abschaum…, genau da gehöre ich hin“, sagte er, drehte sich nochmal zur verhassten Wüste um und setzte die Metallmaske auf. Das Morgenlicht meidend, schlich er durch die Häuserschluchten, auf der Suche nach dem dreckigsten Viertel. Theoretisch war die ganze Stadt ein schäbiges Drecksloch.

Doch er fand, wonach er suchte: Eine Bruchbude, kurz vorm Zusammenbrechen, lockte ihn an. Vor der Treppe blieb er stehen. Sein schwarzer Umhang flatterte im Wind.

„Hier wohnt der größte Abschaum des Universums – also Sie“, las er grinsend vor. „Das nenne ich Marketing.“

Er betrat die baufällige Holztreppe. Die vier Stufen quietschten erbärmlich unter seinem Gewicht. Erleichtert erreichte er die kleine Terrasse. Es grenzte an ein Wunder, dass das Gebäude immer noch den Naturkräften trotzte.

Beim Öffnen der Tür erklang eine Glocke. Langsam, alle Sinne bereit für Überraschungen, trat er zwei Schritte ins Halbdunkel und schaute sich um.

„He, he, Mister! Sand aus den Klamotten! Wir sind kein Luxushotel, trotzdem kommst du so dreckig nicht rein“, rief ihm ein kleiner Junge zu, der auf dem Tresen saß.

„Das passt aber nicht zu eurem Willkommensschild“, lachte Sam.

„Das interessiert mich einen Scheißdreck, was du denkst“, grinste der Kleine frech zurück.

Sam hob beschwichtigend die Hände, nickte, drehte sich um, lief vor die Tür und klopfte sich gehorsam den Sand aus seinen Klamotten.

„Die Schuhe nicht vergessen!“, schrie der Junge durch die offene Tür.

Sam ließ sich auf der Treppe nieder und zog die Stiefel aus.

„Hat sich gelohnt“, sagte er und schaute auf den Sandhaufen, der aus seinen Stiefeln rieselte.

Mit einem Schmunzeln betrat er zum zweiten Mal den Empfang - und blieb überrascht stehen. Seine besonderen Fähigkeiten hatten ihn nicht gewarnt!

‚Ich muss das überprüfen‘, überlegte er, während er direkt in den Lauf einer Schrotflinte starrte. Am Ende der Mündung stand ein höchstens fünfzehnjähriges Mädchen und glotzte ihn grimmig an.

„Ho, ho, langsam. Ich brauche nur eine Unterkunft für ein paar Tage“, sagte er so sanft wie möglich, was so gar nicht zu seiner Körperstatur passte.

„Du suchst ein Versteck“, meinte der Junge.

„Er hat garantiert etwas mit der Raumfähre zu tun, die sie gestern abgeschossen haben“, ergänzte das Mädchen und wartete auf eine Antwort.

„Welche Fähre?“

„Stell dich nicht dumm.“

„Ich war ein paar Tage in der Wüste zum Meditieren.“

„So, so, ein Philosoph – Schwachsinn!“, schnauzte sie ihn an.

„Okay, ich habe Mist gebaut und suche ein Versteck – zufrieden? Mit eurer Fähre habe ich nichts zu tun.“

„Hast dich garantiert mit dem Fürsten angelegt“, lachte der Junge.

„Du siehst nicht nur clever aus, du bist es auch“, antwortete Sam.

„Maske ab!“, blaffte das Mädchen.

Sam gehorchte und zog die Metallmaske ab. Der Junge sprang vom Tresen, streckte sich und hielt ihm einen Scanner vor die Nase. Nach einer gewissen Zeit nickte er und sagte: „Er ist sauber. Keiner der Gefährlichen.“

Erleichtert atmete Sam auf. Damit hatte er nicht gerechnet.

Das Mädchen nahm das Gerät an sich, grinste und zwinkerte dem Jungen zu.

Die Waffe senkend, sagte sie: „Sorry, aber Vorsicht ist unser oberstes Gebot.

Du verstehst das doch?“

Der Junge ergänzte: „Herzlich willkommen im Abschaum.“

„Ich fühle mich schon richtig wohl“, lachte Sam und trat vor.

„Vorkasse für mindestens vier Wochen, Mister.“

„Sam, ich heiße Sam.“

„Namen interessieren uns nicht, cash auf die Hand, Mister Unbekannt“, antwortete das Mädchen.

Sams Grinsen wurde breiter. Die beiden gefielen ihm. Er zahlte den Preis wie verlangt in bar und stampfte die quietschenden Stufen hinter dem Jungen nach oben.

„Wow, was für ein Kerl“, flüsterte das Mädchen und verschwand durch die Tür neben dem Tresen.

„Hier, Ihre Suite, Mister“, sagte der Junge und öffnete die Tür. Es glich einem Wunder, dass sie sich in den Angeln hielt.

Sam trat ein und schaute sich um.

„Das Äußere gleicht dem Inneren des Abschaums“, stellte Sam fest.

„Hier bekommt der Gast, was er verlangt“, antwortete der Junge und streckte ihm seine offene Handfläche entgegen.

„Eine Frage: Was ist denn mit der Fähre passiert?“, ignorierte Sam die Geste.

„Der Pilot der Raumfähre widersetzte sich dem Befehl eines Kriegsschiffes“, antwortete der Junge.

„Und dann wurde es zerstört?“

„Pulverisiert! Jepp, einfach so. Keiner weiß, wieso - und das Kriegsschiff ist verschwunden“, erwiderte er und wippte auffordernd mit seiner Handfläche.

„Der Gastgeber bekommt die Gäste, die er verdient“, grinste Sam und klatschte auf die Hand des Jungen.

„Dachte ich mir schon. Aber ein Versuch war es wert“, lachte er und verschwand.

Sam taten die Lebewesen leid, die in der abgeschossenen Fähre wegen ihm ihr Leben verloren. Er fragte sich, ob Kato seine Strategie geändert hatte und ihn nicht mehr lebend haben wollte.

Automatisch checkte er alle Fluchtmöglichkeiten. Eine weitere Tür, verschlossen, und ein Fenster zum Hof. Zufrieden setzte er sich auf das Bett, das überraschenderweise bei seinem Gewicht nicht zusammenbrach, griff nach einem Riegel in seiner Tasche und nahm den letzten Schluck aus seiner Wasserflasche. Sein Energielevel erhöhte sich nur leicht, und sein Magen machte ihm unmissverständlich klar, dass er bald etwas Vernünftiges zu sich nehmen musste.

Der Systemcheck erkannte ein Problem mit seinem Gehör. Die KI reparierte es automatisch. Erleichtert lehnte er sich zurück und schloss die Augen.

„Wird es jemals enden?“, fragte er sich zum tausendsten Mal und fiel in einen leichten Schlaf. Nachdem sein Unterbewusstsein die schreckliche Zeit seiner Qualen abgearbeitet hatte, erschien in seinem Traum ein grinsendes Gesicht, mit einer kleinen Narbe unter der rechten Wange. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.

Ein Tritt an seinen Fuß zerriss das Traumbild. Blitzartig griff er nach seiner Pistole - und ins Leere!

„Wer, oder was bist du?“, fragte eine Stimme aus der dunklen Ecke des Zimmers.

Die Verbindung zu seiner KI war abgerissen, alle Anfragen blieben unbeantwortet.

Sam war klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Er versuchte, entspannt zu wirken und krächzte: „Ich habe keinen Besuch erwartet.“

„Ich bin neugierig, wer bist du?“

„Oder…?“, beendete Sam die Drohung und setzte sich langsam aufrecht.

Angelehnt an das Bett, sah er auffordernd in die Dunkelheit und wartete. Eine Frau trat aus dem Dämmerlicht des Zimmers, mit seiner Pistole in ihrer Hand.

Mit der anderen schob sie einen Stuhl ans Bettende.

‚Ist es soweit, dass die Kybernetik nicht mehr funktioniert, oder hat die Software einen Virus?‘, überlegte er und versuchte weiterhin, Kontakt zu seiner KI aufzunehmen.

„…puste ich dir ein Loch in den Schädel“, antwortete sie und bleckte die Zähne.

„Ich bin überrascht, wie du es lebend geschafft hast, ins Zimmer zu kommen, ohne dass ich es bemerkt habe.“

„Deine Sensoren sind eventuell etwas eingeschränkt“, grinste sie und setzte sich auf den Stuhl.

Überrascht hob Sam seine Augenbrauen, was ein Grinsen im Gesicht der Frau zur Folge hatte. Herausfordernd legte sie ihre Beine auf die Bettkante und wartete auf eine Antwort.

Sam drehte den Spieß um: „Einverstanden. Doch zuerst würde ich gerne wissen, mit wem ich das Vergnügen habe?“

„Mit der übervorsichtigen Besitzerin des Abschaums. In dieser… sagen wir Stadt… rechnet man mit allem. Um deine offensichtlichen Selbstzweifel zu beseitigen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, informiere ich dich über ein aktives EMP-Feld in diesem Raum.“

„Ein elektromagnetisches Kraftfeld. Das erklärt einiges“, lachte er erleichtert.

„Was ist nun?“

Sam räusperte sich. Er empfand überraschenderweise tiefes Vertrauen in diese Person, die mit seiner Pistole am Ende des Bettes auf einem Stuhl saß. Sie war etwa in seinem Alter. Nicht gerade hässlich, aber auch nicht wirklich attraktiv.

Die Falten in ihrem Gesicht verrieten, dass sie vom Leben gezeichnet war. Eine wie er?

Irgendwann würde Kato ihn erwischen, dessen war er sich sicher. Bisher hatte er nur Glück… und was hatte er schon zu verlieren? - Eigentlich nichts.

Er entspannte sich und traf eine Entscheidung: „Ich bin Sam, der Erste meiner Art.“

Das Leuchten in ihren Augen verriet unbändige Neugierde.

Grinsend fuhr er fort: „Es ist eine lange und traurige Story, bei der es nicht nur um mich geht.“

„Prima, ich liebe Geschichten und habe jede Menge Zeit“, antwortete die Frau.

„Okay, wie du wünschst, Besitzerin des Abschaums“, erwiderte Sam, holte tief Luft und erzählte:

Sam

Der Saturn reflektierte das Licht der Abendsonne, was den Spielplatz auf Titan in ein gespenstisches Halbdunkel legte. In der einbrechenden Dunkelheit wippte ein Junge auf der altmodischen, gelb lackierten Schaukel im Takt der letzten Vogelstimmen. Kein anderes Kind war um diese Uhrzeit draußen unterwegs.

Das Thermometer fiel beständig um ein Grad.

„Lange wird er dort nicht mehr sitzen – oder?“, fragte eine Stimme am einzigen Fenster des überhitzten Raumes im Schulgebäude.

„In spätestens fünfzehn Minuten wird er von selbst kommen, ansonsten erfriert er da draußen“, nuschelte eine offensichtlich weibliche Spezies, die neben dem korpulenten Menschen stand.

Seufzend drehte sie sich um und richtete verunsichert, der Situation geschuldet, ihre blutrote Kopfbedeckung.

„Ich kann das nicht“, jammerte der Mann und sah sie hilfesuchend an.

„Sie sind der Vormund. Er hat sonst niemanden mehr.“

„Aber was soll ich mit ihm anstellen? Meine Wohnung auf dem Mars ist zu klein, und das ständige Unterwegssein im ganzen Universum ist nichts für einen Jungen.“

„Er kann nicht hierbleiben. Wir sind eine Schule und kein Internat.“

Seufzend schaute der Mann noch einmal nach draußen. Die Schaukel war leer. Die Stunde der Wahrheit kroch gnadenlos näher.

- – -

Sam lief auf das Gebäude zu. Hinter ihm brach die Dunkelheit herein, und das Thermometer fiel noch schneller. Ein Schauer kroch über seinen Rücken und sein Magen grummelte. Nach dem Abendessen wurde er, wie jeden Tag, von einem Flugtaxi abgeholt und in seine Unterkunft gebracht.

Seine Eltern, beide beim Militär angestellt, waren immer unterwegs zu irgendwelchen geheimen und überaus wichtigen Einsätzen. Was zur Folge hatte, dass sie nie länger als ein Erdenjahr auf einem Planeten verweilten, um dann weiter zu ziehen. Das ständige Umziehen kotzte ihn an. Aber was blieb ihm mit seinen dreizehn Jahren schon anderes übrig.

Aktuell waren sie auf Titan, einem Mond des Saturns, stationiert. Sam gefiel der Planet nicht. Nicht nur die Temperaturschwankungen machten ihm zu schaffen. Die Bewohner von Titan waren griesgrämig.

Immer gab es etwas zu meckern und zu beschweren. Freunde hatte er keine. Und die Aussichten, welche zu bekommen, lagen in weiter Ferne.

Lustlos stieß er die Tür zum Speisesaal auf und schleppte sich zur Theke.

„Menü eins oder zwei?“, fragte die Stimme aus dem Replikator.

„Eins“, antwortete Sam automatisch. Ihm war es egal, es schmeckte sowieso alles gleich. Mit dem Teller in der Hand setzte er sich an einen Tisch im leeren Saal. Seine Mitschüler aßen für gewöhnlich bei ihren Eltern zu Abend.

Sam stocherte halbherzig in einer Pampe herum, die sich Essen nannte, und zählte die Kratzer auf der Tischplatte. ‚Warum wechseln sie die Platte nicht aus?‘, fragte er sich und schüttelte den Kopf wegen dieses nutzlosen Gedankens.

‚Binomische Formeln, das wäre etwas Sinnvolles zum Nachdenken‘, setzte er sein Gedankenspiel fort. Er gab sich einen Ruck und schob einen gehäuften Löffel der undefinierbaren Masse in seinen Mund. Der grünliche Brei grinste ihn schamlos an, und ein ungewollter Jammerlaut drang aus seiner Kehle. Widerwillig schaufelte er den nächsten Löffel zwischen seinen Zähnen hindurch. Er schaffte nur die Hälfte.

Schwerfällig erhob er sich, schnappte seinen Teller und schlurfte zur Abladestelle.

„Abfallsammelplatz“ wurde er liebevoll von allen genannt. Etwas zu heftig knallte er das Essgeschirr auf das stehende Förderband.

Verstohlen schaute er sich um, doch er war immer noch alleine.

Erleichtert atmete er aus und lief zur Tür. Ein kleines Grinsen huschte über seine Lippen. Nächste Woche war sein dreizehnter Geburtstag, und sein Vater hatte ihm versprochen, einen gemeinsamen Hypersprung durchzuführen. Auf das angebliche Kribbeln am ganzen Körper freute er sich schon so lange. Erbrechen war natürlich möglich, aber nicht bei ihm. Er war durch regelmäßigen Sport mehr als stabil. Die mit seinen Eltern ausgehandelten Bedingungen für sein Geschenk hatte er locker erfüllt. In jedem Fach glänzte er mit Bestnoten. Das Image eines uncoolen Strebers nahm er gerne in Kauf. Freunde würde er auf Titan sowieso nicht finden, deshalb war ihm dieser Teil der sozialen Kompetenz inzwischen völlig egal.

‚Meine Soziallehrerin würde mich für diesen Gedanken definitiv maßregeln,‘ dachte er. Wieder huschte ein Lächeln über seine Lippen.

Wer wusste schon, wann der nächste Umzug bevorstand?

Sams Arm vibrierte. Überrascht wartete er, bis sich die Textnachricht auf seinem Flexi2 materialisierte.

„Sam Phsygotta, bitte sofort zum Rektorat“, tanzten die Buchstaben in 3D vor ihm, bis er die Nachricht mit dem Drehen des Handgelenkes löschte.

‚Jetzt werden sie mir wieder mitteilen, dass meine Eltern im geheimen Einsatz sind und erst in drei Wochen zurückkommen‘, überlegte er und lief zur nächsten Transportkapsel. Die silbernen Türen glitten lautlos auseinander und er trat ein.

„Rektorat“, sagte Sam.

Ohne dass er eine Bewegung spürte, öffneten sich wenige Sekunden später die Türen. Sam wusste, dass die Kapsel zweihundert Meter waagerecht und über sieben senkrechte Ebenen zurückgelegt hatte.

Beeindruckt nahm er sich vor, heute Abend mehr zu der Technik der Transportkapseln in Erfahrung zu bringen. Außer dem Hausroboter war ja niemand zu Hause.

Ein langer Gang lag vor ihm. Auf dem Boden materialisierte sich sein Name und wies ihm mit Pfeilen den Weg. Bedächtig setzte er einen Fuß vor den Nächsten und unterbrach damit die gespenstische Stille. Je näher er zum Eingang seines Ziels kam, desto langsamer wurde er.

‚Irgendetwas stimmt nicht‘, fuhr es ihm durch den Kopf.

Endlich an der Tür angekommen, zitterten unverständlicherweise seine Knie. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück als die Tür aufging.

Die Rektorin, eine extrem grässliche Spezies, versuchte, ihn freundlich mit ihren drei Mündern anzulächeln. Es blieb bei dem kläglichen Versuch.

Ein Fremder räusperte sich und gab ihm zu verstehen, auf dem Stuhl Platz zu nehmen. Verwirrt setzte er sich, und schlagartig wurde ihm bewusst, dass es jetzt eine schlechte Nachricht geben würde.

„Hallo Sam, ich bin Yedwa“, sagte der Fremde und fuhr sich nervös mit den Fingern durch sein schütteres Haar.

„Dein Onkel vom Mars - weißt du noch?“

Sam schaute ihn nur an und wartete.

„Dein Vater, also mein Bruder, kommt nicht mehr vom letzten Einsatz zurück. Ja, und deine Mutter, die ihn versuchte zu retten, hat es ebenfalls erwischt. Beide mausetot“, stotterte er.

„Das war ja sehr gefühlvoll“, schnatterte die Rektorin.

Wenn sie sprach, dachte Sam immer an eine Ente. Ein Tierrelikt aus der Vergangenheit von Terra. Doch diesmal war ihm nicht danach, zu schmunzeln. Sein Gehirn brauchte ein wenig Zeit, bis er das Gesagte begriff. Okay, seine Eltern ließen ihn oft, zu oft alleine. Aber dass sie jetzt nie mehr kommen würden, war doch schwer zu verdauen.

Betreten schaute der Mann zu Boden. Die Rektorin richtete ihre sechs Augen zur Decke.

„Dann bin ich jetzt Vollwaise“, unterbrach Sam die bedrückende Stille.

„Ja, das bist du, und dein Onkel übernimmt als einziger Verwandter die Vormundschaft“, plapperte die Rektorin.

„Danke für die Information. Ich will jetzt alleine sein“, wisperte Sam, stand auf und lief zur Tür hinaus.

Mit offenem Mund schaute ihm sein Onkel hinterher. Die Tür schloss sich.

Nachdem sie sich mehrfach räusperte, nuschelte die Rektorin: „Lassen Sie ihn erstmal darüber schlafen. Er verkraftet das schon. So gerne ich ihn hierbehalten würde, es geht leider nicht.“

„Was soll ich mit dem Jungen?“, jammerte Yedwa.

„Hier, die Kom eines guten Bekannten. Er ist Leutnant in einer Spezialeinheit. Sam ist ohne Frage hochbegabt, und dort suchen sie begabte Jungs“, sagte die Rektorin genervt und hielt ihm ihr Flexi hin. Yedwa übertrug die Daten und bedankte sich. Mit hängenden Schultern verließ er die Schule. Mutlos gab er die Koordinaten der nächsten Bar ein und ließ sich hinführen. Die schäbige Gegend ignorierend, trat er ein und setzte sich in die hinterste Ecke.

Der Bedienungsroboter rollte vor seinen Tisch und krächzte:

„Sie wünschen, Sir?“

„Eine echte Bedienung“, antwortete er frostig.

„Entschuldigung, damit kann ich Ihnen nicht dienen“, erklang die Antwort aus der Blechkiste.

Yedwa sehnte sich zurück in die Vergangenheit.

„Früher war alles besser“, sagte er.

„Wir leben aber im Hier und Jetzt“, antwortete die Maschine.

„Ja, leider“, erwiderte Yedwa.

„He Fremder, bestell etwas oder verschwinde!“, schrie ein Koriaber, der Barkeeper, hinter seiner halbdunklen Theke.

„Ist ja gut, einen pangalaktischen Donnergurgler, besser gleich zwei, wenn der edle Laden so etwas zu bieten hat“, schrie Yedwa zurück.

Nach dem ersten Getränk beruhigten sich seine Nerven etwas, und er befasste sich mit seinem aktuellen Problem. Vier Gläser später starrte er auf die Nummer, die ihm die Rektorin gegeben hatte. Beim sechsten Donnergurgler aktivierte er sein Flexi.

- – -

Sam wusste nicht mehr, wie er zurück in die Wohnung kam. Der Hausroboter bemühte sich wie immer, freundlich zu sein. Sam ignorierte ihn. In seinem Zimmer warf er sich auf das Bett und wartete auf die Tränen, doch es kamen keine. Zu lange, und zu oft, war er in der Vergangenheit auf sich alleine gestellt gewesen. Jetzt war er für immer alleine! Und was den fremden Onkel betraf – er erinnerte sich nicht daran, jemals seinen Namen gehört zu haben.

„Was wird nun aus mir?“, flüsterte er und schloss die Augen. Das Abbild seiner Eltern erschien und verblasste dann langsam, aber sicher.

Zurück blieb nur schwarzes Nichts. Es dauerte nicht lange und er schlief ein.

Am nächsten Morgen erwartete ihn sein Onkel in der Küche.

Angewidert hielt Sam Abstand zu ihm und der ausströmenden Alkoholfahne.

„Hör zu Sam, ich kann nichts dafür, dass es so ist wie es ist. Mitnehmen zum Mars geht leider nicht. Meine Geschäfte und deine Anwesenheit passen nicht zueinander. Aber ich habe vielleicht eine passable Lösung gefunden.“

Sam nickte nur und verharrte.

„Entschuldigung, frühstücken wir zuerst? Ich habe einen Kaffee nötig“, stotterte sein Onkel.

„Mehr als einen“, antwortete Sam und wartete immer noch.

„Was?“, fragte Yedwa.

„Du stehst direkt vor dem Replikator“, beantwortete Sam die Frage.

„Sorry, aber mir ist nicht so richtig heute.“

Erwartungsvoll setzte sich Sam in sicherem Abstand hin und starrte ins Leere.

„Isst oder trinkst du nichts?“, fragte sein Onkel.

„Ich frühstücke nie“, antwortete Sam, was nicht der Wahrheit entsprach.

„Okay, wenn ich wieder etwas bei Kräften bin, werden wir jemanden aufsuchen.“

„Wohin gehen wir? Und kommen wir wieder hierher zurück?“

„Zu einem Portal. Wir werden am Zielort erwartet, mehr verrate ich nicht. Eine Überraschung,“ grinste Yedwa und streichelte über Sams Kopf.

Angewidert zuckte Sam zurück.

„Zwei Croissants“, sagte Yedwa zum Replikator.

Schmatzend fragte er Sam: „Wo ist das nächste Portal?“

„Dreihundert Meter von hier“, antwortete Sam und zog sich angeekelt immer weiter zurück.

‚Kein Wunder, dass er so fett ist‘, dachte er und stand auf.

„Wohin…?“

„Packen.“

„Nein, du brauchst nichts. Du kommst wieder zurück, vorerst.“

Sam seufzte, setzte sich und wartete.

Nach dem vierten Kaffee, und einem Toilettengang, erhoben sie sich endlich und liefen zur Tür. Sam ging zum Transporter-Portal voraus.

Yedwa gab den Ziel-Code dreimal ein, bevor er ihn bestätigte.

Der Restalkohol wirkte immer noch, nahm Sam an. Dann folgte er ihm ins Innere.

Die Kapsel schloss sich, und das übliche Ziehen im Nacken setzte ein. Es war unmöglich, die Dauer der Reise durch das Universum zu bestimmen. Sie konnten überall sein, und trotzdem zeigte sein Flexi noch die Uhrzeit des Einstiegs an, als sich die Tür mit einem lauten Zischen auftat.

Zwei blutjunge Soldaten nahmen sie in Empfang.

„Bitte folgen Sie mir, Leutnant Kato erwartet Sie.“

Zackig drehten sie sich um und marschierten davon.

Yedwa hatte Mühe mitzuhalten, schaffte es aber irgendwie doch. Völlig außer Atem, und froh über das Erreichen des Ziels, wischte er sich den Schweiß mit einem altmodischen Taschentuch von der Stirn.

Nach seinem ausgiebigen Hustenanfall öffnete sich die Tür und sie traten ein.

Sam sah sich überrascht um. Er erwartete ein bescheidenes Militärbüro, doch davon war der Raummeilenweit entfernt! Ein kuscheliges Sofa stand hinter zwei ebenso bequemen Sesseln. Ein schlichter Schreibtisch in der Ecke bildete das restliche Mobiliar. Die Wände zeigten einen undurchdringlichen Dschungel, der von seltsamen Tier- und Windgeräuschen untermalt wurde.

‚Holowände‘, überlegte Sam und starrte fasziniert in das Blattgrün, auf der Suche nach versteckten Lebewesen.

„Abgefahren – oder?“, sagte eine feste Stimme und unterbrach Sams Erkundungstour.

„Ja, Sir“, antwortete Sam.

„Es gibt fünfundzwanzig verschiedene Szenarien“, lächelte der Mann, der aus dem Hintergrund trat. Ein drahtiger Mensch in den Vierzigern schritt auf Sam zu und reichte ihm die Hand.

„Hallo Sam, ich bin Kato, herzlich willkommen.“

Die Ausstrahlung des Mannes zog ihn magisch an. Genau so stellte er sich seinen neuen Vater vor, und ihm war sofort klar, dass er jedem Vorschlag zustimmen würde, egal, wie absurd er sei.

„Komm Sam, setzen wir uns“, sagte er mit seiner einnehmenden Stimme. Sie nahmen auf dem Sofa, das genau so bequem war, wie es aussah, Platz.

Yedwa ließ sich auf einen der Sessel fallen.

„Verzeihe bitte den Alkoholgestank deines Onkels. Er versucht, auf eine andere Art und Weise mit der unwirklichen Situation umzugehen“, sagte Kato.

Sam nickte und bekam Schuldgefühle, die aber schnell wieder verschwanden.

Yedwa sagte nichts.

„Sam, deine Eltern sind beide heldenhaft bei einem streng geheimen Spezialeinsatz ums Leben gekommen.“

Er verschwieg ihm, dass seine Mutter ihren Mann mit einer anderen erwischt hatte und sie sich gegenseitig die Kugel gaben.

Ein blutiges Drama, das geflissentlich unter den Teppich gekehrt wurde - so war es üblich beim Militär!

Er verwarf den Gedanken und schaute Sam direkt in die Augen.

Wie hypnotisiert hielt Sam dem unwiderstehlichen Blick stand.

„Die Regeln der Schule gestatten es dir nicht, zu bleiben. Das bedeutet für dich in jedem Fall eine Veränderung. Mit deinen dreizehn Jahren verfügst du über genug Kompetenz, um selbstständig eine Entscheidung zwischen den beiden verbleibenden Optionen zu fällen.

Du hast die Wahl.“

Nach einer kurzen Pause, und dem Aufstöhnen Yedwas, fuhr er unbeirrt fort. Sam hing an seinen Lippen und hielt sich mit Gewalt zurück, sofort eine Antwort zu geben.

„Wir bieten dir die Chance, in unser Sonderausbildungsprogramm auf Terra einzusteigen. In Mexiko liegt die Stadt Betaza. Genau dort betreibt das Militär ein Begabteninternat für Jungs wie dich.“

Sam biss sich auf die Zunge, um Kato aussprechen zu lassen.

An dessen schelmischen Grinsen konnte er erkennen, dass der Leutnant seine Antwort schon wusste.

„Dort wirst du länger unter Gleichgesinnten bleiben, und wenn du weiterhin fleißig an dir arbeitest, werde ich dich zu gegebener Zeit in meine Spezialeinheit holen. Was hältst du davon?“

„Die Erde werde ich sehen, was gibt es da zu überlegen?“

Am liebsten hätte er laut gejubelt. Er unterdrückte seine Emotionen so gut wie möglich und wartete geduldig.

„Deine Alternative wäre, mit dem fetten Säufer durch die Galaxy zu fliegen und zwielichtige Geschäfte abzuwickeln.“

„Jetzt...“, setzte Yedwa zu einer Antwort an, behielt den Rest des Satzes dann aber doch für sich.

„Sir, ja Sir, ich werde Ihr Angebot gerne annehmen“, sagte Sam voller Überzeugung.

„Das freut mich“, lächelte Kato, reichte ihm die Hand und fuhr fort:

„Du gehst jetzt zurück und packst. In zwei Tagen wird jemand kommen und dich abholen. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.“

Kato erhob sich und stieß einen schrillen Pfiff aus. Die Tür öffnete sich, und einer der Soldaten streckte seinen Kopf herein.

„Bringt Sam zum Portal.“

„Danke für die Chance, Sir“, sagte Sam zum Abschied.

Ohne sich nochmal umzudrehen, verließ er das Zimmer.

- – -

Kato entnahm seiner Hand ein Haar und einen Blutstropfen von Sam und verstaute beides in Reagenzgläsern.

Yedwa fuhr sich ungeduldig mit der Zunge über seine Lippen: „Was bekomme ich für den Jungen?“

„Pah – seien Sie froh, dass wir ihn in unsere Obhut nehmen.“

„Leutnant, ich bin vielleicht immer noch etwas betrunken, aber nicht blöd. 1.000 Zenit pro Erdenmonat, und wenn er in das Programm passt, nochmal so viel.“

Kato setzte sich hinter seinen Schreibtisch und griff nach einem Tablet:

„Aktuelles Strafregister“, las er laut vor.

„Ist ja gut, 1.000 dann 500“, ätzte Yedwa.

„Das klingt vernünftiger“, grinste Kato.

„Wo ist der Vertrag zum Signieren?“

„Wollen Sie nicht erst die Sonderklauseln studieren?“

„Nein, ich vertraue Ihnen und bin froh, den Jungen los zu sein“, log Yedwa.

‚Das war leicht, viel zu leicht‘, fand Kato und reichte ihm das Tablet.

Ohne Abschiedsworte verließ Yedwa das Büro und ließ einen zufriedenen Kato zurück.

„Ich habe das Gefühl, einen Volltreffer gelandet zu haben – schauen wir mal“, flüsterte er und schwenkte die beiden Reagenzgläser in seinen Händen.

2 Kommunikationseinheit in einer Armbanduhr mit 3DAnimationen

Asari

Die beiden Sonnen auf dem Wüstenplaneten Toi verabschiedeten sich für den heutigen Tag. Die zwölfjährige Asari kauerte hinter einem Felsen und versuchte zu lauschen. Fluchend wurde ihr klar, dass sie zu weit weg war.

Was heckte ihre verrückte Mutter mit diesem Monster vom Planeten Kepler wieder aus? Wild gestikulierend standen die beiden ungleichen Lebewesen vor seinem Schnellgleiter. Wie widerwärtig der Fremde auf seinen vier spindeldürren Beinen wankte und mit zwei seiner sechs Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten.

Wie gerne hätte sie verstanden, was dort gesprochen wurde.

Ihr Wunsch wurde schneller erfüllt, als sie dachte!

„Asari!“, schrie ihre Mutter, und ein Schauer lief über ihren Rücken.

Weglaufen, oder nichts gehört zu haben, waren ihre zwei Optionen. Sie entschied sich für die Zweite und drückte sich tiefer in den Felsspalt.

Hysterisch schrie ihre Mutter nochmal nach ihr. Asari kannte den Tonfall - und die darauffolgenden Schläge.

Verängstigt trat sie hinter ihrem Versteck hervor.

„Hierher, Miststück!“, schrie ihre Mutter.

Langsam lief sie auf die beiden zu. Ungeduldig wurde sie direkt vor den Keplaner gezerrt. Mit seinen gierigen drei Augen scannte er sie von Kopf bis Fuß. Sein Kommunikator blinkte und übersetzte die gegurgelten, unverständlichen Laute: „Ist sie Jungfrau?“

Asari bekam ein ganz mieses Gefühl. Sie dachte an die Schläge und unterdrückte mit aller Gewalt den Willen, schnellstmöglich abzuhauen.

„Selbstverständlich, und die ersten Schamhaare sprießen schon“, antwortete ihre Mutter.

„Ihre Brüste sind viel zu klein“, schnatterte das Übersetzungsgerät.

„Genau darauf sind die geilen Böcke doch scharf“, lachte ihre Mutter.

„Was?...“, stotterte Asari. Weiter kam sie nicht! Die flache Hand traf sie direkt auf die Wange, und nur mit Mühe hielt sie sich aufrecht.

„Rebellisch, das gefällt mir“, lachte es aus dem Lautsprecher.

Angewidert versuchte Asari, sich aus der Umklammerung zu lösen, doch ihre Mutter drückte fester zu.

„Kommen wir ins Geschäft oder nicht?“

„Ihr könnt Eure Tochter wohl nicht schnell genug loswerden?“, antwortete der Keplaner.

„Wenn nicht, dann bekommt sie der Nächste“, giftete Asaris Mutter zurück.

„Gut, gut. Sagen wir 25.000 Zenit.“

„Verarschst du mich!“, schrie sie und riss mit einem Ruck Asari das Kleid vom Leib.

Völlig überrascht, war diese nicht in der Lage, ihre Mutter daran zu hindern, auch ihr Höschen zu zerreißen. Verzweifelt versuchte sie, ihre Geschlechtsteile mit den Händen zu bedecken - es gelang ihr nicht.

„Unberührte Ware ist in der Galaxy etwas Besonderes“, zeterte die Alte.

„35.000, mein letztes Wort“, dröhnte es aus dem Kommunikator.

„Deal – warum nicht gleich so?“

Ehe Asari in der Lage war, etwas zu unternehmen, drückten sich drei Arme des Keplaners fest um ihren Körper.

Fassungslos sah sie zu, wie die Zenit den Besitzer wechselten.

„Aber…“, stotterte sie.

„Asari, gehorche deinem neuen Herrn“, waren die letzten Worte ihrer Mutter, die sich umdrehte und laut lachend davonlief.

Asari, die endlich verstand, was auf sie zukam, biss in einen der Arme des Monsters. Geschickt nutzte sie das Überraschungsmoment, löste sich aus der Umklammerung und rannte um ihr Leben.

Weit kam sie nicht! Ein Stich in ihren Rücken stoppte den Fluchtversuch. Ihre Glieder gehorchten nicht mehr!

Zusammenbrechend, schlug sie mit dem Gesicht im Sand auf und verlor das Bewusstsein.

- – -

Asari erwachte mit einem gewaltigen Brummschädel. Auf einen Schlag fiel ihr alles wieder ein, und sie sprang auf. Sie versuchte es zumindest!

Die Ketten an ihren Füßen verhinderten es schmerzhaft.

„Scheiße, doch kein Traum. Die Alte hat mich verkauft“, fluchte sie.

Immerhin war sie nicht mehr nackt! Na ja, fast. Ein durchsichtiges Etwas hing an ihr herab und betonte ihren Körper eher, als ihn zu verdecken.

‚Ich werde dir den Spaß an mir schon verderben‘, überlegte sie und wartete.

Es dauerte nicht lange und der Keplaner betrat den Raum. Zufrieden schaukelte er seinen viel zu großen Kopf hin und her.

„Asari, ich bringe dir einen Freier. Sei nett zu ihm, er hat viel dafür bezahlt, der Erste zu sein, der dich ficken wird. Wir Keplaner verstehen diese Art des Aktes nicht, und ich persönlich finde es abstoßend. Aber ich habe gehört, dass es Spaß machen soll. Versaue mir das Geschäft nicht“, lachte er und trat zur Seite.

An der Tür stand ein menschenähnliches Wesen. Aus seinem riesigen Maul tropfte literweise gelber Speichel zu Boden.

,Ach, du Scheiße‘, dachte Asari und versuchte, sich ihren Ekel nicht anmerken zu lassen. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich aus der beschissenen Situation retten könnte.

„So, ihr zwei. Nach der vereinbarten Zeit komme ich wieder. Wenn du sie kaputt machst, sind 50.000 Zenit fällig“, lachte der Keplaner und verschwand.

„Etwas so hübsches Unschuldiges habe ich noch nie gesehen“, stöhnte der Freier. Hastig entledigte er sich seiner Kleider und stand mit seinem übergroßen erigierten Glied vor dem Bett.

Vorsichtig zog sich Asari etwas zurück.

„Na, schüchtern? Das gibt sich mit der Zeit“, lachte er und brachte sein Monstrum in Asaris Augenhöhe. Der Speichel lief in Strömen aus seinem Maul und versiffte das schneeweiße Laken.

„Gewöhne dich erst mal daran, und wenn du feucht genug bist, werde ich dir zeigen, was ein guter Fick ist, Kleines“, stöhnte er und wippte mit seiner Rute.

Asari, aus der Vergangenheit mit ihren ständig wechselnden Stiefvätern Einiges gewöhnt, schüttelte ihren Ekel ab und reagierte wie immer instinktiv. Mit einer Hand schnappte sie sich seinen Schwanz und steckte ihn in den Mund.

„Genau, so“, stöhnte der Freier und verstummte schlagartig, als sie zubiss. Angewidert spuckte sie das abgebissene Geschlechtsteil aus, drehte sich blitzschnell um die eigene Achse und schlang die Kette um den Hals des entsetzten Mannes. Mit aller Kraft zog sie zu und ließ erst los, nachdem das Zittern ihres Opfers aufhörte. Die Tränen unterdrückend, trat sie den Leichnam aus dem Bett, zog sich ans Kopfende zurück und wartete. Alles schwamm in Blut. Der Anblick erschwerte es ihr, die Emotionen in den Griff zu bekommen. Sie schaffte es trotzdem schneller als erwartet. Im Geiste verfluchte sie ihre Mutter und schwor fürchterliche Rache, falls sie das hier überleben würde.

Nach einer gewissen Zeit öffnete sich die Tür. Langsam betrat der Keplaner den Raum. Ein hohles Lachen drang aus dem Lautsprecher.

„Genau wie erwartet. Okay, um den Kerl ist es nicht schade. Aber Weibchen, so funktioniert das nicht. Ich bin gezwungen, die 35.000

wieder reinzubekommen und das klappt nur, wenn wir dein Fötzchen füllen.“

„Niemals!“, schrie sie und reckte ihr Kinn in die Höhe.

Langsam wankte der Keplaner auf sie zu und fuchtelte mit seinen Armen. Die Spritze in der einen Hand sah sie zu spät. Die Spitze bohrte sich in ihren Hals, und eine durchsichtige Flüssigkeit drang in die Ader.

Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. Kraftlos fiel sie zurück auf das Bett und verlor das Bewusstsein.

Langsam öffnete Asari ihre Augen. Panik ergriff sie, nachdem sie bemerkte, dass sie zu keiner Bewegung fähig war.

„Hallo, und willkommen zurück, Asari. Dann auf die harte Tour! Ich bedauere das, aber du lässt mir keine andere Wahl. Wenn ich es zulasse, wirst du wieder in der Lage sein, dich zu bewegen. Doch nun will ich meinen Einsatz zurück. Viel Vergnügen beim zweiten Versuch“, krächzte er und verschwand.

Asari lag auf einer mit weißen Laken drapierten Matratze. Nackt, an Händen und Füßen gefesselt. Sie hob ihren Kopf und sah sich um. Das Bett war das einzige Möbelstück in dem abgedunkelten Raum. Leise Musik erklang aus dem Hintergrund.

„Scheiße“, fluchte sie. Ein Stöhnen drang aus ihrer Kehle, nachdem sich die Tür öffnete und ein Proximaner eintrat. Grinsend betrat der Zweibeiner den Raum und blieb an der Bettkante stehen. Die Glubschaugen kurz vor dem Herausfallen und seine gierig schleckende Zunge, die um sein Maul herumtanzte, machten seine Fratze nicht schöner. Diesmal gab es nicht die Spur eines Ausweges, trotzdem versuchte sie an ihren Fesseln zu zerren.

„Du brauchst keine Angst zu haben“, lechzte das Vieh und kroch zu ihr auf das Bett.

Verbal wehrte sie sich, doch bald schon schwand ihr hoffnungsloser Widerstand und sie ließ es einfach über sich ergehen.

Mit seinem Gewicht drückte er sie tief in die Matratze. Nur mit Mühe schaffte sie es, nicht zu ersticken. Die Schmerzen ignorierend, hoffte sie nur, dass es schnell vorbei sein würde, und das war es dann auch. Laut stöhnend ließ er von ihr ab und drehte sich auf den Rücken. Ein Blick in ihren blutigen Schritt animierte ihn wenig später zur zweiten Runde.

Asari fing an, ihren Körper zu hassen. Ihre Brüste, ihre Vagina, einfach alles Weibliche und wünschte, sie wäre als Junge zur Welt gekommen.

Nach dem dritten Freier hatte der Keplaner endlich Erbarmen und erlöste sie. Er nahm ihre Fesseln ab und drückte ihr eine Kapsel in den Mund. Ein leichter Schlag auf ihr Kinn zwang sie zum Schlucken.

„Gleich kannst du dich wieder bewegen. Dort ist ein Waschzimmer, mach dich hübsch für die nächste Runde“, sagte er.

Dann wankte er aus dem Zimmer.

Verstört und angewidert, schleppte sie sich in den Waschraum und übergab sich mehrmals.

In ihrer Kotze sitzend, suchten ihre Augen nach einer Möglichkeit oder einem Gegenstand, um sich das Leben zu nehmen.

„Nein, Mutter! Ich stehe das durch, und dann werde ich mich rächen“, wisperte sie und atmete tief ein, um den nächsten Schwall Erbrochenes auszustoßen. Angewidert erhob sie sich zitternd und spülte ihren Mund aus. Ihr Schritt brannte wie Feuer. Sie versuchte, ihn mit Wasser zu kühlen, was keine Linderung brachte. Ihr Blick heftete sich auf ihr Erbrochenes. Grinsend kniete sie sich in die gelbbraune Gallenflüssigkeit und rieb ihren Körper damit ein. Unterbrochen vom ständigen Würgereiz, betrachtete sie anschließend ihr Werk.

„Auf zum Nächsten“, hustete sie.

An die Wand gelehnt, und zitternd vor Kälte und Schwäche, wartete sie.

„Asari, deine Pause ist vorbei“, rief der Keplaner.

Grinsend verharrte sie und wurde mit einem Aufschrei ihres Peinigers belohnt.

„Was soll der Scheiß?“, schrie es aus dem Lautsprecher. Er verschwand, und sie fühlte sich wie der Sieger eines ungleichen Kampfes. Ihre Freude währte nicht lange! Drei Dingos, die Bediensteten des Keplaners, traten ein. Sie sah den Schlauch zu spät! Eiskaltes Wasser spritzte mit voller Wucht auf ihren geschundenen Körper und ließ sie zu Boden stürzen. Ohne Gnade traf der Strahl jeden Teil ihres Leibes.

Übersät mit blauen Flecken, und völlig kraftlos, lag sie wimmernd am Fußboden. Die drei Diener trockneten sie ab, warfen sie auf das Bett und legten die Fesseln wieder an.

Asaris leerer Blick auf die Decke gerichtet, reagierte nicht auf das Öffnen der Tür. Ihr Martyrium begann aufs Neue!

Mitleid

Asari wusste nicht, wie viele Wochen, Monate oder sogar Jahre in ihrem neuen erbärmlichen Dasein vergangen waren. Einzig der Gedanke an Rache hielt sie weitestgehend am Leben.

„Na, stures Weib, Zeit zum Säubern“, lachte der Keplaner und öffnete ihre Fesseln. Blitzartig sprang sie auf und hechtete an ihm vorbei zur offenen Tür. Ihr Peiniger war wieder einmal schneller! Einer seiner Arme schnappte sie und warf sie unsanft auf das Bett zurück. In weniger als einer Sekunde befestigte er wieder die Seile an Händen und Füßen.

„Es ist zwecklos, ich bin bereit, mich meinem Schicksal zu ergeben“, flüsterte sie. Ein Stich durchdrang ihr Herz. Sofort verfluchte sie ihre jämmerlichen Gedanken. Niemals würde sie aufgeben!

„Das glaube ich dir nicht“, zischte der Keplaner und hielt seine hässliche Fratze direkt vor ihre Nase.

„Kleine, jetzt bist du schon so lange hier und immer noch unvernünftig.“

Sie spuckte ihm ihre Verachtung mitten ins Gesicht.

„Wenn ich genug von dir habe, wirst du das Liebesspiel der Keplaner kennenlernen. Es ist brutal, extrem gewalttätig, und am Ende stirbt einer - und das wirst du sein“, zischte er, leckte sich mit der Zunge ihren Speichel vom Gesicht und ohrfeigte sie so heftig, dass sie einen Zahn verlor.

„Na, na, so geht man doch nicht mit einer Lady um“, erklang eine tiefe raue Stimme aus dem Hintergrund. Der Keplaner blieb regungslos in seiner Position und wartete.

Asari hob ihren schmerzenden Kopf und sah ein menschenähnliches Lebewesen in einem schwarzen Kevlar-Anzug.

Das Gesicht versteckt hinter einer Maske, stand er an der Tür, mit einer Waffe in der Hand, die andere hielt er auf seinem Rücken verborgen.

„Machen wir es schmerzfrei?“, fragte der Neuankömmling.

„Wer hat dich bezahlt?“, erwiderte der Keplaner und drehte sich dabei betont langsam zu seinem Gegner um.

„Das wirst du bald schon erfahren.“

„Ich biete dir das Doppelte und diese Jungfrau hier dazu.“

„Verlockendes Angebot, aber du kennst die Spielregeln – keine Zusatzverhandlungen für bestehende Deals.“

„Ausnahmen bestimmen die Regeln.“

„Nicht bei mir - dem Geier.“

„Ich fühle mich geehrt. Der Geier höchstpersönlich!“

„Keine Spielchen bitte.“

Die letzte Silbe war noch nicht ausgesprochen, als ein Objekt auf den Fremden zuflog. Geschickt wich er aus, ließ sich aber von der Ablenkung täuschen. Ein zweiter Gegenstand schlug ihm die Waffe aus der Hand und ein hämisches Geräusch erklang.

Asari war nicht in der Lage, dem Geschehen zu folgen, es ging alles viel zu schnell!

Der Geier drehte sich um die eigene Achse, wich dem Heraneilenden aus und warf das Netz in seiner anderen Hand über ihn. Im Fallen drückte er auf einen Knopf an seinem Handschuh. Das Geflecht spannte sich um den Körper des Keplaners, zog sich immer weiter zu und riss dabei den Kommunikator ab. Fürchterliche Laute drangen aus der Kehle des Gefangenen.

Asari schrie vor Schmerzen und versuchte sich die Ohren zuzuhalten.

Dabei zerrte sie verzweifelt an ihren Fesseln.

Der Geier stand auf und schlenderte auf den Keplaner zu: „Du hattest die Wahl.“

Mit der Faust schlug er ihm mitten ins Gesicht. Das widerliche Geräusch endete abrupt, und Asari atmete erleichtert auf.

„Nun zu dir“, sagte der Fremde, drehte sich zu ihr um und setzte sich auf die Bettkante.

Ein paar Minuten schauten sie sich wortlos an.

„Ein verlockendes Angebot“, unterbrach er die Stille.

„Du bist nicht wie die anderen“, flüsterte sie.

Nachdem er einen Knopf an seinem Handgelenk drückte, öffnete sich sein Visier und dunkelblaue Augen starrten sie an. Sie wusste nicht warum, aber noch nie in ihrem Leben hatte sie solch traurige Augen gesehen. Schmerzen und unsagbare Trauer lagen in ihnen.

„Entschuldige, ich habe mich nicht vorgestellt. Gribb, der Geier –

Kopfgeldjäger! Aber das hast du dir sicher schon zusammengereimt.“

Er erhob sich und starrte sie weiter an. Die Zeit verrann, und beide musterten sich immer noch.

„Du bist eine Toi?“

Sie nickte.

„Warum bist du hier?“

Asari holte tief Luft und antwortete: „Meine Mutter hat mich an das Monster verkauft, und was er aus mir gemacht hat, siehst du gerade.“

Sie versuchte, ihre Stimme so fest wie möglich zu halten, und vor allem unterdrückte sie den unwiderstehlichen Drang zu weinen.

„Ein tapferes Mädchen, das sich nicht aufgegeben hat“, nickte er anerkennend und stand auf.

Asari versuchte, den Blickkontakt wiederherzustellen, doch Gribb drehte ihr den Rücken zu.

„Einen Moment“, sagte er.

Auf dem Flur erklangen Rufe, die immer lauter wurden. Er ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken. Er bückte sich, zog einen Laser aus seinem Stiefel und befreite Asari von ihren Fesseln.

„Danke“, flüsterte sie und rieb sich die blutigen Gelenke.

„Hilfst du mir, das Paket zu meinem Raumschiff zu bringen?“

„Nimmst du mich mit?“

„Versprichst du, ihn nicht umzubringen?“, lachte er.

„Versprochen, auch wenn es schwerfällt.“

„Lebend bekomme ich das Doppelte.“

Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten lag ein Lächeln auf ihren rissigen, blutleeren Lippen, und so etwas wie Hoffnung keimte in ihr auf.

Er schulterte den verpackten Keplaner und feuerte aus der Hüfte einen Schuss durch die Tür. Dahinter brach eine Gestalt zusammen.

„Gehen wir, es wird langsam ungemütlich.“

Vier weitere Leichen säumten ihren Weg bis zu ihrem Ziel.

Asari war zu erschöpft, um ihm zu helfen. Sie schleppte sich mühsam hinterher und war froh, endlich das Raumschiff vor sich zu sehen. Gribb verstaute den immer noch bewusstlosen Keplaner in einer Box, dann aktivierte er den Antrieb.

„Bist du schon mal durch den Hyperraum geflogen?“, fragte er Asari.

Sie starrte ihn fragend an.

„Ich deute das als Nein. Hier, das wirst du brauchen“, lachte er und reichte ihr ein Gefäß.

Nach dem ersten Sprung füllte sich der Behälter zur Hälfte, mehr war nicht in ihrem Magen, aber das interessierte Asari nicht im Geringsten.

Sie war ihrem Peiniger entkommen und es bot sich die Möglichkeit, sich an ihrer Mutter zu rächen. Das war alles, was zählte.

„Bis zum Austritt dauert es. Dort ist eine Waschzelle, ich besorge dir Kleidung, dann füllen wir deinen Magen wieder“, sagte Gribb.

Asari betrat den Raum, spülte ihren Mund aus und leerte das Gefäß.

Eine Ladung Wasser landete in ihrem Gesicht. Nichts veränderte sich -

alles war real und kein Traum.

Nach einer ausgiebigen Ultraschalldusche starrte sie in den Spiegel.

„Ach du Scheiße“, fluchte sie und hielt ihre verzottelten Haare in die Höhe. Vorsichtig öffnete sie eine Schublade nach der anderen und strahlte, als sie fand, wonach sie suchte.

„Schnipp, schnapp“, sagte sie und begutachtete sich mit ihrem neuen Look im Spiegel. Zufrieden nickte sie sich selbst zu, hörte ihren Magen lautstark knurren und verließ die Zelle.

„Steht dir gut! Wie heißt du eigentlich?“, fragte Gribb und warf ihr eine Hose und einen Pullover zu.

„Asari“, erwiderte sie, zog das Negligé aus und warf sich die Klamotten über.

„Da ist ein Müllschlucker“, erwiderte er und wirkte nachdenklich.

„Leb wohl, altes erbärmliches Leben“, flüsterte sie dem Stoff zu und warf ihn in die Öffnung.

„Asari bedeutet „Adler“, soviel ich weiß“, sagte er plötzlich.

„Bei uns auf Toi bedeutet es ungewollter Abkömmling“, antwortete sie und hielt sich beschämt den Bauch, als ihr Magen lautstark anfing zu knurren.

„Es gibt gleich was zu futtern“, lachte er und lief los.

Sie folgte ihm: „Ist das weich! Welcher Stoff ist das?“

„Auf Terra nannten sie es Wolle“, antwortete Gribb und betrat eine kleine, aber pieksaubere Küche. Eine altmodische Wärmeplatte stand neben einem hochmodernen Speise-Replikator. Er öffnete eine Schublade, zog eine Pfanne heraus und stellte sie auf die Kochplatte.

Aus einer Kühlbox fingerte er vier Eier hervor und schlug sie hinein.

„Was ist das?“, fragte Asari.

„Eier von echten Hühnern aus Terra. Replikator, vier Scheiben leicht getoastetes Weizenbrot“, sagte Gribb.

Ein unwiderstehlicher Geruch breitete sich im Raumschiff aus.

Asari wartete ungeduldig, bis er die Eier auf zwei Teller verteilte.

Gierig verschlang sie das Essen und schmatzte: „Schmeckt köstlich.“

Ein muskulöser Mann, mit unendlich traurigen Augen, saß ihr stumm gegenüber und starrte sie an: „Ich hatte auch eine Tochter. Sie wäre jetzt in deinem Alter“, unterbrach er die Stille.

Asari schluckte den letzten Brotbissen hinunter und überlegte sich eine Antwort. Unsicher entschied sie sich, einfach das Thema zu wechseln:

„Ich will bei dir bleiben und werde alles tun, was du verlangst.“

„Sei vorsichtig mit deinen Aussagen, das ist mein erster Rat. Es werden weitere folgen, Asari“, grinste er, doch seine Augen lachten nicht.

Zukunft

Sam strahlte. Alles lief perfekt, seit er auf der Erde ankam. Ein Streber war er immer noch, doch dieses Mal einer unter vielen! Er hatte es geschafft, sich mit zwei Jungs anzufreunden. Jetzt, da er längere Zeit an diesem Ort verbringen würde, war es leichter, Freundschaften zu schließen. Er entwickelte sich zu einem durchtrainierten und cleveren jungen Mann.

Vor zwei Wochen hatte ihn überraschend sein Onkel Yedwa besucht. Es schien ihm besser zu gehen als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Seine Geschäfte liefen gut. Er hatte wenig Zeit, versprach aber, bald wieder vorbeizukommen.

Das alles war Vergangenheit, denn heute, an seinem fünfzehnten Geburtstag, brach er zu einem Survivaltraining auf.

Mikel, sein bester Freund, stand mit seinem roten Wuschelkopf grinsend im Türrahmen: „Na, fertig?“

„Klaro“, antworte Sam und schulterte seinen Rucksack.

„Wohin geht es eigentlich?“, fragte Mikel.

„In die Alpen, nach Europa. Eine Extremklettertour, für Anfänger nicht geeignet! Wird schwer für dich“, flachste Sam.

„Hast du das mit dem Big-Boss abgesprochen?“

„Er hat es mir höchstpersönlich empfohlen.“

„Kato? Niemals, du Angeber.“

„Nein, ehrlich! Er sagte: Ich habe die selbe Tour hinter mich gebracht.

Es stärkt die Konzentration und das Zusammenspiel der Muskeln. Bei Mikel habe ich so meine Zweifel, ob es etwas bringt.“

„Sei froh, dass ich Spaß verstehe. Wie kommen wir hin?“

„Eine Flugdrohne wird uns hinbringen.“

Sam schaute auf sein Flexi und korrigierte sich: „Die Drohne ist schon eingetroffen, also los jetzt.“

Beide rannten die Treppe hinunter in den Hof des Internats.

„Ah, siehst du? Da hinten ist sie schon“, rief Sam.

„Wieso hat sie Militärabzeichen?“, fragte Mikel.

„Keine Ahnung. Ist doch egal“, lachte Sam, und beide stiegen in das Transportgerät. Im Innern der Drohne gab es drei bequeme Sitze. Sie verstauten ihre Rucksäcke in den Boxen und schnallten sich an.

„Auf geht’s!“, rief Mikel. Die Tür schloss sich und die Drohne hob ab.

- – -

„Wo bin ich?“, stöhnte Sam.

„In den besten Händen“, antwortete eine Frauenstimme.

Er versuchte, seine Augen zu öffnen - schaffte es aber nicht.

„Ruhe dich aus. Die Operation ist erst zwei Tage her“, sagte die Frau.

Leiser werdende Schritte, eine Tür fiel ins Schloss und Sam war alleine.

Verflixt, was war passiert? Verzweifelt versuchte er, sich zu erinnern.

Dass Mikel und er in die Transportdrohne stiegen, war das Letzte, was in seinem Gedächtnis vorhanden war. Danach gähnende Leere! Jeder Versuch, in seinen Gehirnwindungen zu stöbern, bereitete ihm unsägliche Kopfschmerzen.

Mit einem Stöhnen gab er irgendwann auf und schlief auf der Stelle vor Erschöpfung ein.

- – -

Jemand rief seinen Namen. Langsam kam Sam zu sich, und dieses Mal schaffte er es, die Augen zu öffnen. Eine hübsche Krankenschwester lächelte ihn an.

‚Eher ein Mitleid- als ein Flirtlächeln‘, registrierte er enttäuscht.

„Wo bin ich?“, brachte er über seine trockenen Lippen.

„In einer Spezialklinik“, antwortete eine männliche Stimme am Fußende seines Bettes. Nachdem der Schleier über seinen Augen sich endgültig lichtete, erkannte er zwei Personen.

„Leutnant Kato und Onkel Yedwa, was macht ihr denn hier?“, stöhnte er mehr, als dass er sprach.

„Hallo Sam, kannst du dich an irgendetwas erinnern?“, fragte der Leutnant.

„Nein, Sir. Ich stieg mit Mikel in die Drohne, um nach Europa zu fliegen, danach weiß ich nichts mehr.“

„Es gab einen Unfall. Ihr seid abgestürzt.“

„Und…!“, rief Sam und versuchte, seinen Kopf zu heben, was kläglich misslang.

„Mikel liegt in einem anderen Krankenhaus. Es sieht nicht gut aus“, beendete der Leutnant seinen Satz.

„Hauptsache, du bist okay“, lächelte Yedwa.

Sam hatte das Gefühl, dass sein Onkel anders war als beim letzten Besuch, verwarf den Gedanken aber wieder und versuchte, sich an den Unfall zu erinnern.

„Erzwinge es nicht, Sam“, tadelte der Leutnant.

Sam stöhnte und wollte sich an die Stirn greifen.

‚Verdammt, was ist das?‘, bohrte sich die Frage in sein Gehirn. Dabei starrte er auf seinen rechten Arm. Fassungslos versuchte er, ihn anzuheben – es misslang! Ruckartig drehte sich sein Kopf auf die andere Seite.

„Was? …nein“, stotterte Sam und schaute abwechselnd auf seine dick bandagierten Arme.

„Theoretisch hast du sie verloren, Sam. Durch eine neue und geheime militärische Sonderbehandlung waren die Ärzte in der Lage, sie zu retten. Ab jetzt benötigen wir deine Mithilfe, bis alles wieder wird wie zuvor“, sagte der Leutnant.

„Wie, …verloren?“, stotterte Sam.

„Junge, sie wurden beide beim Absturz abgerissen“, flüsterte Yedwa.

„Und was ist das für eine Spezialbehandlung?“, fragte Sam, nachdem er seine Fassung langsam wiederfand.

„Die Ärzte haben ein extrem widerstandsfähiges Material als Knochenersatz verwendet. Es kommt aus der Forschungsabteilung und nennt sich Graphen.“

„Eine Kohlenstoffmodifikation mit einer zweidimensionalen Struktur.

Davon habe ich schon gehört“, antwortete Sam.

Sein Onkel tupfte sich mit einem altmodischen Taschentuch die Schweißtropfen von der Stirn.

Kato fuhr fort: „Mit deiner entschlüsselten DNA druckten die Ärzte Muskeln, Sehnen, Haut und was dazugehört, auf einem 3D-Drucker aus. Jetzt sind Nanobots dabei, alles richtig zu vernetzen. Im Hinterkopf ist eine winzige Platine implantiert, mit der du deine Arme später steuerst. So ungefähr ist die verwendete Methode. Der Arzt wird dir morgen alles genauer erklären.“

„Und Mikel?“, fragte er.

„Hat es leider nicht geschafft“, antwortete Kato.

Überfordert mit der Situation, schloss Sam die Augen und unterdrückte seine Tränen.

Gribb

„Herzlich willkommen in meinem Palast der Einsamkeit“, lächelte Gribb und breitete seine Arme aus. Auf dem Monitor erschien ein Eisbrocken, der als Exoplanet durchs All trudelte.

Sie runzelte die Stirn, sein Grinsen verbreiterte sich bis zu seinen Grübchen.

„Der Brocken umkreist den Sirius in einer undefinierten Umlaufbahn, er geht also nicht verloren. Schau nicht so kritisch. Warte ein wenig“, sagte er, passte die Geschwindigkeit an und steuerte das Raumschiff direkt auf den Eisbrocken zu. Ein kurzer Blick auf die Anzeigen, um sich zu vergewissern, dass sie alleine waren, dann zündete er die Bremsdüsen.

Zielstrebig flog er direkt auf einen Krater in der Größe des Schiffes zu.

Mit Fingerspitzengefühl steuerte er das Raumschiff durch die Öffnung und setzte zur Landung an. Die ausgefahrenen Stellfüße knirschten im Eis, und Asaris Neugierde wuchs.

„Einen Augenblick noch, ich stelle die Schwerkraft und die Atmosphäre her“, sagte Gribb und drückte auf seiner Konsole herum.

Dann stand er auf und öffnete eine Wandverkleidung. Mit zwei wattierten Umhängen in der Hand kam er zurück, warf ihr einen zu und zog sich selbst einen über.

„Es ist arschkalt, bis wir im Palast sind“, erwiderte er ihre ungestellte Frage.

Asari hängte sich das Kleidungsstück um und folgte ihm zur Luke, die sich geräuschvoll öffnete. Eiskalte Luft strömte ins Innere, und sie zog dankbar den Umhang fester an ihren Körper. Sie verwarf den Gedanken, wie kalt es ihr wäre, hätte sie noch das Negligé an. Die Hose und der Pullover von Gribb waren zu groß, doch das war ihr im Moment egal. Er hatte sie nicht angerührt, nicht mal unsittlich angestarrt.

Im Gegenteil, sie fühlte sich wie ein Gast, der mehr als zuvorkommend behandelt wurde. Ihr fiel die erwähnte Tochter ein und sie fragte sich, ob er für sie Vatergefühle hegte.

Ihren leiblichen Erzeuger kannte sie nicht. Ihre Mutter sagte immer, es kämen Etliche in Frage, also ließ sie die Fragerei.

Ein Pfiff riss sie aus ihren Gedanken. Sie lief schneller und atmete durch die Nase. Endlich erreichten sie eine im Eis versteckte Tür.

Gribb gab diverse Codes ein, und zuletzt benutzte er einen Augenscanner. Die Tür öffnete sich, und Asari schlüpfte erleichtert hinter ihm ins Innere. Das Eis wich massiven Felswänden.

„Noch einmal herzlich willkommen in meinem primitiven Heim“, sagte er mit stolz geschwellter Brust und schloss das Portal.

Nach einem einstündigen Rundgang schnaubte Asari: „Das nennst du bescheiden?“

Gribbs Lachen war ansteckend, passte aber überhaupt nicht zu seinen traurigen Augen.

„Ich würde vorschlagen, du gehst zum Replikator und lässt dich vernünftig einkleiden. Ich werde mich derweil um unser Essen kümmern“, sagte Gribb und verschwand in einer altertümlichen Küche.

Asari lehnte am Türrahmen und sah sich genauer um. Überall Töpfe und Pfannen, sogar ein Gewürzregal hing an der Wand. So etwas hatte sie bisher erst einmal gesehen, bei einem Besuch in einem Museum mit einem ihrer Stiefväter.

Mit Ekel fiel ihr die anschließende Fummelei an ihrem Hintern ein.

Zur Ablenkung fragte sie: „Welchen Replikator benutze ich am besten dafür?“

„Den in der Sporthalle, das ist der Leistungsfähigste“, antwortete er, ohne zu ihr zu sehen. Er öffnete eine Schublade und zog etwas Gefrorenes heraus.

‚Das wird interessant‘, überlegte Asari und suchte den Weg zur Sporthalle. Unschlüssig, welche Kleidung angemessen war, stand sie vor dem Replikator.

Letztlich entschied sie sich für eine einfache Hose und einen Kapuzenpullover, den sie einmal auf einem Werbeplakat gesehen hatte.

Alles in Blau, ihrer Lieblingsfarbe.

Der Scanner tastete ihre Körpermaße ab - und zehn Minuten später lag das bestellte Textil vor ihr.

„Meine erste eigene Kleidung“, flüsterte sie ehrfürchtig, streichelte über den Stoff und genoss den Moment.

„Das reicht“, lächelte sie und schlüpfte in ihr neues Outfit. Es war gar nicht so leicht, wieder zurückzufinden. Aber ihr Orientierungssinn ließ sie nicht im Stich, unterstützt vom unwiderstehlichen Geruch des zubereiteten Essens, der sich überall ausbreitete.

„Coole Klamotten“, lachte Gribb und zeigte auf den gedeckten Tisch.

Geschickt verteilte er den Inhalt der Pfanne auf zwei Teller. Allein schon der Geruch ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.

‚Das schmeckt garantiert‘, überlegte sie, setzte sich und schaute auf das Besteck. Wann hatte sie zuletzt mit einer Gabel und einem Messer etwas gegessen? Sie erinnerte sich nicht mehr. Immerhin wusste sie, wie man damit umging.

„Guten Appetit“, sagte Gribb, schnitt ein Stück der braun gebratenen Masse ab und steckte es genüsslich in den Mund. Kauend beobachtete er Asari.

„Feste Nahrung hatte ich schon lange nicht mehr“, sagte sie zu ihrer Verteidigung und tat es ihm, wenn auch ungeschickter, gleich.

„Köstlich! Was ist das?“, fragte sie begeistert mit vollem Mund.

„Ein Stück Mondschwein“, antwortete Gribb.

Fragend sah sie ihn kauend an, und er fuhr fort: „Früher gab es auf der Erde, also auf Terra, Tiere, die sie Schweine nannten. Sie wurden extra gefüttert, nur, um geschlachtet zu werden und als Nahrung zu dienen.

In Einzelteile zerlegt, war das damals eine Delikatesse. Später wurde das Essen von Tieren auf Terra verboten. Auf dem Erdenmond existiert immer noch eine geheime Mästerei. Ich kenne dort jemanden, der mir ab und an ein Stück besorgt.“

„Dann ist es garantiert teuer“, erwiderte sie, zwischen zwei Bissen.

„15.000 Zenit das Stück“, lachte Gribb.

Asari verschluckte sich, und brachte das Kunststück fertig, trotzdem alles im Mund zu behalten.

„Ach, du Scheiße“, stotterte sie und nahm dankbar das Wasserglas, das Gribb ihr reichte.

„Du brauchst dich nicht daran zu gewöhnen. So etwas Wertvolles gibt es nur nach einer erfolgreichen Jagd“, sagte Gribb und prostete ihr zu.

„Schade“, antwortete Asari, starrte auf ihren leeren Teller und schleckte dann gierig ihre Finger ab.

Nach einer längeren Pause schaute sie ihm direkt in die Augen und sagte: „Ich will Kopfgeldjäger werden. Bilde mich aus – bitte.“

Gribb ließ sich Zeit mit seiner Antwort: „Rachegelüste sind kein guter Ratgeber.“

„Wie meinst du das?“

„Dich treibt die Rache an deiner Mutter an und das ist nicht der richtige Weg.“

„Wie kommst du darauf?“, empörte sich Asari.

„Ich habe eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. Hier ein weiterer kostenloser Rat von mir: Rache muss man kalt servieren, ohne Emotionen. Verstehst du? Warme, also emotionale Rache alleine ist ein schlechter Motivator.“

Asari überlegte, schnaubte kurz und erwiderte: „Dann bringe ich es mir eben selbst bei.“

Gribb lachte: „Trotzkopf! Folgender Vorschlag: Ich programmiere einen der Kampfroboter. Wenn du es schaffst ihn zu besiegen, bilde ich dich aus.“

„Und wie lange habe ich dafür Zeit?“, erwiderte Asari überheblich.

„Morgen bringe ich unseren Gefangenen zum Auftraggeber, kassiere den Lohn und besorge Ausrüstungsgegenstände. Sagen wir in zweiundsiebzig Erdenstunden.“

„Einverstanden, das schaffe ich locker“, antwortete sie und wunderte sich über das schelmische Grinsen in Gribbs Gesicht.

„Du hast das kleine Zimmer hinter dem Eingang gesehen? Das ist ab heute deines. Richte es dir mit dem Replikator ein, wie du magst. Ich werde mich jetzt um unseren Gefangenen kümmern“, sagte Gribb und stand auf.

„Den Keplaner habe ich ganz vergessen“, antwortete Asari.

„Gut so! Wie gesagt: lebend bekommen wir das Doppelte“, sagte Gribb und räumte den Tisch ab.

Asari freute sich, dass er das Wort „wir“ verwendet hatte, und erwiderte: „Ich kümmere mich um meine Einrichtung. Keine Angst!

Beschäftigt bin ich harmlos.“

Asari lief zum Replikator und blieb unschlüssig davor stehen. Aus irgendeinem Grund fiel ihr Gribbs Tochter ein und sie nahm sich vor, ihn bei der nächsten Gelegenheit darauf anzusprechen.

- – -

„Du Scheißroboter!“, fluchte Asari zum wiederholten Mal.

„Programm anhalten!“, schrie sie und atmete mehrmals tief durch. Ihre Rippen schmerzten und ihre Kondition lag am Boden.

Ein Knistern hinter ihrem Rücken ließ sie herumfahren. Eine 3D-Projektion von Gribb materialisierte sich.

„Na, was macht dein Training?“, fragte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Asari unterdrückte die Schmerzen und quälte ein Lächeln auf ihre Lippen: „Noch habe ich Zeit“, fauchte sie.

„Ich werde leider länger brauchen.“

„Hat der Keplaner Schwierigkeiten gemacht?“

„Nein, das nicht. Einige der Ersatzteile sind noch zum Händler unterwegs. Es rentiert sich nicht, jetzt zurückzufliegen.“

„Wie lange?“

„Schätze, eine Woche?“

„Bis dahin habe ich alle Roboter besiegt.“

„Dann wird dir auch nicht langweilig“, lachte Gribb.

Ihr war aufgefallen, dass er zum ersten Mal nicht traurig aussah. War sie der Grund dafür?

„Hier ein weiterer Rat: Wo Zorn und Rache sich verbinden, wird Grausamkeit geboren.“

„Ich habe es verstanden“, flüsterte Asari.

„Dann wünsche ich dir viel Spaß“, sagte Gribb, und die Projektion löste sich langsam auf.

Asari atmete tief ein und rief: „Computer, Bezeichnung der Kampfmaschine von Mutter in Gegner eins ändern.“

„Name geändert. Kampfsequenz aktiviert.“