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Der Schamanismus ist die älteste Religionsform. Er ist eng verbunden mit der Muttergöttin, den Schwitzhütten, der Astralreise, der Erweckung der Kundalini sowie dem Feuerlauf und generell mit der Magie. Daher ist die Kennntnis der Grundzüge des Schamanismus für alle, die sich für Magie, Mythologie und Religion interessieren, ausgesprochen förderlich. In diesem Buch wird auch die Geschichte des Schamanismus und seine Verwandlungen von der Altsteinzeit über die Jungsteinzeit, die Epoche des Königstums und den Materialismus bis hin zu dem heutigen Globalisierungs-Weltbild betrachtet. Aus dieser Betrachtung ergibt sich dann letztlich auch, was ein Schamane oder eine Schamanin in der heutigen Zeit sein könnten.
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Seitenzahl: 67
Schamane, Sibirien, 1692
für Jörg Wichmann †,
meinen jahrzehntelangen besten Freund
I Was ist ein Schamane?
II Schamanen und Schamaninnen
III Astralreise und Kundalin
IV Die Ahnen
1. Altsteinzeit
2. Jungsteinzeit
3. Königtum
4. Materialismus
5. Globalisierung
V Die Muttergöttin
1. Die Mutter
2. Die Schwitzhütte
3. Die Nabelschnur
VI Die Tier-Symbolik
1. Der Seelenvogel
2. Das Großraubtier
3. Das Herdentier
4. Die Schlange
5. Das Krafttier
6. Das Blut
VII Das Jenseits
1. Jenseits und Seelen
2. Das Haus des Bewußtseins
3. Die Jenseits-Bilderwelt der Schamanen
VIII Magie und Rituale
1. Die Jenseitsreise
2. Der Feuerlauf
3. Die Schwitzhütte
4. Das Sommer-Zeugungsfest
5. Jagdzauber
6. Fruchtbarkeitszauber
7. Heilung
8. Hilfsmittel
IX Die Entwicklung der Schamanen
1. Altsteinzeit
2. Jungsteinzeit
3. Königtum
4. Materialismus
5. Globalisierung
X Schamanen heute
1. Die sinnvolle Verwendung des Begriffes „Schamane“
2. Schamanismus und Globalisierung
3. Schamanen-Synkretismus
4. Wie kann man heute zum Schamanen werden?
Bücherverzeichnis
Der Schamane ist der religös-spirituell-magische Spezialist der Altsteinzeit und folglich auch noch der heutigen Naturvölker, die noch immer weitgehend wie unsere Vorfahren in der Altsteinzeit leben.
Die Schamanen haben ein zentrales Aufgaben-Gebiet: die Herstellung des Kontaktes zu den Ahnen im Jenseits.
Die Schamanen werden dadurch zu einem Schamanen, daß sie einen Nahtod erleben, also z.B. beinahe von einem hungrigen Bären gefressen werden. Bei einem solchen Erlebnis verläßt die Seele („Astralkörper“) den physischen Leib und schwebt über ihm, d.h. man sieht sich selber unter sich liegen. Dadurch erlebt man sehr deutlich, daß man mehr als nur der eigene physische Körper ist. Solch ein Erlebnis kann man ganz bewußt haben oder auch ohne Bewußtsein – im zweiten Fall ist es eine einfache Ohnmacht. Doch selbst bei einer Ohnmacht hat man oft noch eine diffuse Erinnerung daran, daß man sich selber wie ein Außenstehender bei der Ohnmacht zugeschaut hat.
Wenn ein Mensch, der einen solchen Nahtod erlebt hat, neugierig genug gewesen ist, um zu erforschen, wie man bewußt und willentlich den eigenen physischen Leib verlassen kann, hatte er die Fähigkeit erworben, in den „Seelen-Zustand“ zu gehen. Da auch die Ahnen keinen Körper mehr haben und nur noch eine Seele sind, hatten diese Menschen, die ihren Körper willentlich verlassen konnten, die Möglichkeit, bewußt und absichtlich auch mit anderen Seelen Kontakt aufzunehmen – und folglich den Kontakt zwischen den Lebenden und den Ahnen herzustellen.
Solch ein Mensch war dann zu einem Schamanen geworden. Er war dann fortan für die Betreuung von anderen Menschen, die einen Nahtod erlebt hatten, für die Jenseitsreise zu den Ahnen und für das Leiten der Schwitzhütte, in denen ebenfalls die Ahnen herbeigerufen wurden, zuständig.
Da man damals jeglichen Rat und jegliche Hilfe von seinen Eltern erhielt (es gab damals noch keine Schulen und keine Sozialversicherung), wandte man sich auch nach dem Tod der eigenen Eltern noch um Rat und Hilfe an sie. So entstand die Vorstellung, daß jegliche Hilfe aus dem Jenseits kommt – einschließlich der magischen Hilfe. Daher war der Schamane als der, „der mit den Ahnen spricht“, auch für jede Form der Magie zuständig.
Es ist schwierig einzuschätzen, ob es ursprünglich nur Schamanen, nur Schamaninnen oder beides gegeben hat. Zunächst einmal können sowohl Mann als Frau einen Nahtod erleben und folglich zu einem Schamanen bzw. zu einer Schamanin werden.
Auf den Bildern der Altsteinzeit sind jedoch nur männliche Tiertänzer zu sehen und auch aus der Jungsteinzeit gibt es nur Männer-Darstellungen, die man als Schamanen auffassen kann. Ebenso finden sich in der Epoche des Königtums nur Priester mit Schamanen-Funktion, aber keine Priesterinnen mit Schamanen-Funktion. Die Ausnahme davon sind die Priesterinnen auf Kreta, die zwei Schlangen in ihren Händen halten – sie könnten evtl. Schamaninnen-Priesterinnen sein.
In den Naturreligionen sind die Schamaninnen in den meisten Fällen vor allem für die Heilung mithilfe von Kräutern und für die Geburten zuständig. Lediglich in einigen Gegenden von Nordost-Afrika sowie in einigen Kulten wie Voodoo und Candomblé, die ebenfalls aus Afrika stammen, gibt es vorwiegend Schamaninnen und seltener Schamanen.
In manchen Kulturen unterbrechen die Schamaninnen ihre Tätigkeit für einige Jahre nach der Geburt eines Kindes sowie bei der Menstruation – was dazu führt, daß die wichtigsten Schamaninnen vor allem ältere Frauen sind.
Möglicherweise läßt sich dieser Befund dadurch erklären, daß in der Jägerkultur der Altsteinzeit vor allem die Männer bei der Jagd Nahtod-Erlebnisse gehabt haben und daher Schamanen werden konnten. Möglicherweise hat es auch immer vereinzelt Schamaninnen gegeben, aber eben so selten, daß sie in der Überlieferung nicht Erscheinung treten. Es ist jedoch nicht einmal völlig sicher, daß die Frauen nicht doch teilweise mit auf die Jagd gegangen sind …
Allerdings muß man auch bedenken, daß es aus sowohl aus der Altsteinzeit als auch aus der Jungsteinzeit nur sehr wenige Bilder von Schamanen gibt, was sichere Schlußfolgerungen sehr erschwert. Möglicherweise hat es in der Altsteinzeit auch Schamaninnen gegeben, aber nur Tiertänzer und keine Tiertänzerinnen – vielleicht, weil die Tiere auch mit der Jagd assoziiert worden sind.
Es läßt sich auf jeden Fall feststellen, daß heute sowohl Männer als auch Frauen ein Nahtod-Erlebnis haben können und über die Fähigkeit verfügen, dieses Erlebnis willentlich zu wiederholen und so auszubauen, daß sie zu Schamanen bzw. zu Schamaninnen werden können.
Man wird primär dadurch zu einem Schamanen, daß man einen Nahtod („Astralreise“) erlebt und dann lernt, dieses Erlebnis willentlich zu zu wiederholen. Dabei gibt es drei verschiedene Methoden.
Meditation: Die Meditation ist die vermutlich älteste der drei Methoden. Sie ganz schlicht ist eine Nachahmung des Todeszustandes. Der Weg ins Jenseits und der Weg zur eigenen Seele ist derselbe Weg – deshalb ist z.B. das tibetische Totenbuch zugleich eine Beschreibung der Vorgänge nach dem Tod und eine Meditations-Anleitung.
Durch diese Nachahmung des Todes kommt man in die innere Stille und findet den Kontakt zur eigenen Seele. Beim Nahtod verläßt die Seele den Körper („Astralreise“) und der Körper wird reglos – bei der Meditation wird der Körper reglos und die Seele verläßt den Körper. Durch die Darstellung der Folge des Nahtodes wird die Ursache hervorgerufen … Man kann die Meditation daher auch als eine willentlich herbeigeführte Ohnmacht auffassen.
Die Formen der Meditation, die zu dem Erlebnis einer Astralreise führen können, sind die verschiedenen Entspannungsübungen, die Selbsthypnose, das autogene Training u.ä. Diese Meditations-Formen führen dazu, daß man schrittweise mit seinem Bewußtsein von seinem phyischen Körper zu seinem Lebenskraftkörper (Astralkörper) wechselt: Durch die Entspannung verschwindet die Wahrnehmung des physischen Körpers in zunehmendem Maße – gleichzeitig rückt der Lebenskraftkörper in der Form von Schwere, Wärme und einem inneren Vibrieren von 6Hz in die Wahrnehmung, bis er sich dann schließlich von dem physischen Leib loslöst und sich dann unabhängig von ihm frei im Raum bewegen kann.
Als Nebeneffekt können diese Übungen auch die innere Stille hervorrufen, die wiederum zu einer direkten Wahrnehmung der eigenen Seele führen kann. Diese „erfüllte Stille“ ist der Zustand des Seelen-Bewußtseins.
Ekstase: Die Ekstase ist eine Methode, um eine Einsgerichtetheit zu erreichen. Wenn man rückhaltlos, hemmungslos einsgerichtet ist, geschieht das, worauf man derart entschieden ausgerichtet ist – einschließlich der Jenseitsreise.
Um diesen Zustand zu erreichen, benutzen die Schamanen das Schlagen eines gleichmäßigen Taktes auf einer Trommel. Der gleichmäßige Klang hilft, das eigene Bewußtsein auszurichten. Auch alle heutigen Trancetänze haben als Grundelement einen lauten, gleichbleibenden Rhythmus – die Bewegungen des Körpers und die Ausrichtung des Bewußtseins schwingen sich auf diesen Takt ein.
Die dabei benutzte Trommel ist eine Rahmentrommel (Tambourin) – dies ist die einfachste Trommel, die dadurch entstanden ist, daß man ein Fell auf einen kreisförmig gebogenen Ast gespannt hat, um es zu gerben und zu bearbeiten.
Auf diese Trommel sind oft Jenseitsszenen gemalt – insbesondere der Weltenbaum als der Weg zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.