Schicksalhafte Begegnung - Seleni Black - E-Book

Schicksalhafte Begegnung E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Dies ist eine neue Auflage, des bereits 2016 erschienenen Werkes. Band 1 von 2 ----------------------------------------------------- Elena sucht nach ihren leiblichen Eltern, seit sie denken kann. Angel, ihr bester Freund und stets an ihrer Seite, ist nicht ganz das, was man unter einem normalen Freund versteht. Ein unerwartetes Jobangebot trifft ein. Dies kommt von Edward Draken: gut aussehend; reicher als man es sich vorstellen kann; mächtig und unglaublich dominant. Schnell wird Elena klar, dass mit ihrer neuen Tätigkeit mehr verbunden ist. Sie befindet sich nun in einer Welt, in der ihr große Gefahr droht. Wird sie es schaffen, damit zurechtzukommen? Und kann es eine Zukunft an der Seite dieses Mannes geben? ----------------------------------------------------- Dieses Buch enthält Szenen die nicht von Minderjährigen gelesen werden sollten. ----------------------------------------------------- Band 1: Die Verführung des Drachen – Schicksalhafte Begegnung umfasst Dieses Buch entspricht 543 Taschenbuch Seiten

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Copyright © 2021

Seleni Black

[email protected]

Covergestaltung: Copyright © 2021

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur: Katharina H.

 

Stand: August 2021

 

Deutsche Zweite Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen sind rein zufällig.

 

 

 

 

Es war eine Nacht wie viele andere. Miss Sandes war grade dabei alle Lichter zu löschen, als sie ein Weinen hörte. Sie öffnete die Haustür und dort stand ein Korb, darin lag ein in Decken gehülltes Baby.

„Henri, komm mal schnell, hier ist ein Baby vor der Tür.“ Sie nahm das kleine Kind aus dem Korb und wiegte es in ihren Armen, um es zu beruhigen. Im Korb entdeckte sie einen Brief und als ihr Mann neben sie auf die Veranda trat, gab sie ihm diesen.

„Also hier steht: Liebe Familie, ich überlasse euch meinen größten Schatz auf Erden. Ich kann sie leider nicht mehr beschützen. In meiner Welt ist es zu gefährlich geworden für sie. Ihr Name ist Elena, sie wurde am 24. Juli. 1987 geboren, somit ist sie jetzt drei Monate alt. Bitte sorgt gut für meine Kleine, denn sie ist etwas ganz Besonderes. Bitte sagt meinem Engel, wenn sie alt genug ist, dass ich sie liebe und dass mein Herz nur für sie schlägt, solange ich lebe. K. T.Das ist alles.“

Miss Sandes sah sich das kleine Mädchen an und fragte sich, wie man ein so süßes Baby nur abgeben konnte. Aber sie würde es aufnehmen und lieben. Da der liebe Gott ihnen keine eigenen Kinder geschenkt hatte, war dieses Bündel in ihren Armen ein Segen und es würde alles bekommen, um glücklich zu sein.

Sie ging ins Haus und versorgte das Kind. Ihr Mann fuhr los und besorgte alles, was sie brauchen würden. Vor dem Kamin in Wohnzimmer war es angenehm warm. Peggy Sandes wickelte Elena aus der äußeren Decke. Als sie diese ausbreitete, um sie darauf zu legen, stand in gestickten Goldbuchstaben:

„Ewig wie´s die Sterne gibt, glaub daran, wirst du geliebt.“

Das war ein wundervoller Spruch und Peggy nahm sich vor, ihn der Kleinen jeden Abend vorzusagen und ihr zu erklären, dass ihre richtige Mutter ihn mit Liebe und voller Zuneigung für sie in ihre Decke gestickt hatte.

Was diese arme Frau wohl dazu gebracht hatte ihr Baby wegzugeben? Was konnte nur so schlimm sein so etwas zu tun? Aber sie konnte der Frau einen Wunsch erfüllen, indem sie für Elena sorgen würde, und vielleicht würde sie eines Tages zurückkommen, um nach ihrer Tochter zu sehen. Bis dahin hätte Elena ein warmes und liebevolles Zuhause bei ihnen und es würde ihr an nichts fehlen. Wer wusste schon, was die Zeit bringen würde.

 

***

 

Die Jahre gingen ins Land und aus dem kleinen Baby war ein aufgewecktes junges Mädchen geworden. Elena war gut in der Schule und fand schnell Freunde, doch hin und wieder wurde sie sehr still und zog sich zurück. Wenn man sie fragte, was denn los sei, sagte sie meistens, dass sie das Gefühl hätte, dass man sie rufen würde. Aber sie die Stimme nicht verstehen könnte, weil sie sich so weit weg anhöre.

Anfangs hatte sich Peggy Sorgen gemacht und ließ Elena untersuchen, aber es kam nie etwas dabei heraus. Mit zunehmendem Alter wurden die Momente immer seltener und als Elena schließlich aufs College ging, hörte sie schon lange keine Stimme mehr und sie dachte auch nicht mehr daran. Sie telefonierten oft miteinander und noch immer sagte Peggy den Spruch auf am Ende eines jeden Gespräches mit Elena.

Oft fragte sie nach ihrer Herkunft oder wie sie zu ihnen kam. Aber leider konnte sie nichts sagen und das führte dazu, dass Elena auf eigene Faust nach ihren Eltern suchte.

Sie schloss das Studium mit eins ab und bewarb sich als persönliche Assistentin bei einigen Firmen. Sie wollte schon als Kind immer anderen Menschen helfen. Elena konnte mit Zahlen jonglieren wie kein anderer und schaffte es, vielen Menschen zu einem Vermögen zu verhelfen, wenn diese es zuließen.

Die meiste Freizeit, die sie hatte, verbrachte sie mit der Suche nach den Eltern. Dadurch kam sie nur noch selten nach Hause, aber Elena meldete sich spätestens alle drei bis vier Tage bei ihnen.

Als die Sandes schließlich alt und krank wurden, kam sie heim und versorgte sie liebevoll und legte alles andere auf Eis.

 

***

 

Kaum ein Jahr später starben sie und Elena trauerte lange, um ihre Pflegeeltern. All die Jahre waren sie ihre Familie gewesen und nun hatte sie auch diese verloren. Lange brach sie den Kontakt zu allem ab, verkroch sich im Haus und trauerte.

Doch als sie anfing, kleinere Spaziergänge zu machen, lernte sie schließlich Angel kennen. Er baute sie auf und half ihr über die Trauer hinweg. Sie gewann neuen Mut und fing an zu kämpfen, für das, was sie wollte. Das Haus konnte sie nicht verkaufen. Somit nutzte sie es als Ferienhaus und vermietete es an Reisende, während sie sich wieder auf die Suche begab.

 

***

 

Monat für Monat verging ohne Ergebnisse. Manchmal glaubte sie fast daran, nie ihre Eltern zu finden, doch dann kam meist unverhofft die Wende. Sie kam wieder einen Schritt ihrem Ziel näher. Die letzte Spur führte sie nach New Orleans, aufgrund eines anonymen Briefes.

Hier war sie jetzt etwa zwei Jahre. Sie hatte Freunde gefunden und lebte ein solides Leben. Die Spur verlief sich wieder im Sand und das Akten- und Artikellesen ging weiter. Männer waren nie wirklich ein Thema für sie. Alle Freunde, die sie bisher hatte, waren nur flüchtige Bekannte, nie etwas Ernstes. Es war leichter, alleine zu leben, und niemandem Rechenschaft zu schulden, da sie aufgrund ihres Berufes nur wenig bis gar nicht Zuhause war. Doch im Geheimen wünschte sie sich einen Platz im Leben und einen Partner an ihrer Seite, der sie liebte und den sie lieben konnte, der ihr Halt im Leben gab und ihr zeigte wer sie war.

Würde so jemand irgendwann in ihr Leben treten?

 

Heute

 

Es war ein angenehm warmer, ruhiger und schöner Abend. Der Himmel klar, die Sterne funkelten und luden zum Träumen ein. Elena wollte sich eigentlich mit ihren Freunden treffen, aber sie hatte abgesagt und genoss den wunderbaren Abend und lief mit ihrem besten Freund Angel durch den Park am Rand von New Orleans.

Dass ihr Begleiter ein Wolf war, schien nichts Besonderes zu sein, aber wenn die Menschen wüssten, dass er ein sprechender Wolf war, wäre das schon ein Schock für sie oder eine Sensation, vielleicht auch Schlimmeres. Aus Angst, wie die Leute reagieren würden, machte sie ein Geheimnis daraus, denn sie wollte ihren Freund einer solchen Gefahr nicht aussetzen. Für die Welt war sie eine einfache Frau, die mit ihrem Wolf an ihrer Seite spazieren ging.

„Sag mal, du Träumerin, können wir weiter oder willst du weiter Löcher in den Himmel gucken? Denn ganz ehrlich, wenn ich nicht bald in die Büsche komme, schwöre ich dir, mach ich mein Geschäft hier vor deiner Nase und ich garantiere nicht, dass deine Schuhe unversehrt bleiben.“

Das riss Elena aus ihren Gedanken. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu: „Ich schwöre dir, wenn du es wagst hier dein Geschäft zu machen und noch dazu meine neuen Schuhe triffst, dann mach ich dir einen Knoten in deinen Schwanz und damit meine ich nicht deine Rute, verstanden?“ Mit ernster Miene ging sie weiter und führte Angel in Richtung Büsche.

„Schon gut, schon gut, war ja nur ein Scherz. Wollte nur, dass wir weitergehen. Musst nicht gleich so gemein werden.“ Mit einem Knurren fügte er hinzu: „Und drohe mir nicht immer damit einen Knoten in mein bestes Stück zu machen. Den brauche ich noch, verstanden? Das wäre ein Drama für die Damen, wenn ich nichts mehr hätte, um sie zu beglücken, klar?“

Mit einem Schmunzeln sah Elena ihn an, und konnte sich kaum beherrschen nicht zu lachen, weil Angel total beleidigt war, da sie ihm wieder gedroht hatte. „Glaubst du wirklich, dass das ein Verlust wäre? Außerdem: Wann ist dir das letzte Mal ein weiblicher Wolf begegnet? Vor zwei oder drei Jahren und die hatte dich noch nicht mal mit dem Hintern angeguckt! Also führe dich nicht so auf. Bringt ja doch nichts und jetzt sei still, da sind Leute.“

Mit einem tiefen Knurren flüsterte er noch schnell, sodass nur sie ihn hören konnte: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, das hat ein Nachspiel.“

Und sie wusste, dass es so war, denn, wenn er einmal beleidigt war, musste sie sich was Gutes einfallen lassen, um ihn wieder zu besänftigen. Aber ein ordentliches Steak würde schon gute Dienste leisten und lange nachtragend war er danach sowieso nicht.

Zuhause angekommen bereitete Elena ihnen ein Abendessen zu. Anschließend machte sie es sich mit einer Schüssel Popcorn vor dem Fernseher bequem und schaute sich einen älteren Film mit Drachen an. „Dragonheart“ war einer ihrer Lieblingsfilme. Sie wusste schon gar nicht mehr, wie oft sie ihn gesehen hatte. Nur das Ende fand sie nie so gut, da der Drache starb.

Nach einer Weile gesellte sich Angel dazu und gemeinsam sahen sie sich den Film an.

„Weißt du was? Diese Filme sind absoluter Mist. Dieses ganze Liebesgesülze und diese Treueschwüre zwischen Drachen und Menschen das gibt es gar nicht. Drachen waren ihre eigenen Herren und schuldeten niemanden Treue und Ergebenheit. Wenn es so wäre, warum gibt es dann heute keine Drachen mehr? Der im Film verändert die Geschichte in dem er sich opfert, um dadurch die Menschen zu retten, die er lieben gelernt hat. Pah, nie im Leben! Das, was ich über Drachen weiß ist, dass sie nie etwas aus Liebe und Freundlichkeit gemacht haben.“

Angel verstand es, einem einen Film zu vermiesen.

„Weißt du was, ich glaube daran, dass es Drachen gab und auch daran, dass es welche gab, die Nettes taten, um anderen zu helfen. Wenn auch nicht oft. Und danke, dass du mir den Film verdorben hast, echt nett.“ Nach einem tiefen Seufzen stellte Elena die Schüssel ab und stand auf. „Ich geh ins Bett, denn ich muss früh raus. Gute Nacht.“ Damit ging sie über den Flur in ihr Schlafzimmer und zog sich um.

„Hey Elli, jetzt sei doch nicht so, wollte dich nicht ärgern. Sei nicht böse.“

Nachdem Elena unter ihre Decke geschlüpft war, sah sie Angel aus müden Augen an. „Ich bin nicht böse, aber ab und zu könntest du mir mal meine Träumerei lassen. Und jetzt geh schlafen, ich bin müde.“ Damit legte sie sich wieder hin, schloss die Augen und schlief innerhalb von Sekunden ein.

 

***

 

Er wollte Elena nicht verärgern. Er musste wissen wie ihre Einstellung zu dem Thema war und das, was er gehört hatte, war mehr als zufriedenstellend. Er hatte ein Geheimnis, was Elenas Welt komplett auf den Kopf stellen würde und dass schon in naher Zukunft.

Er hatte nicht gerne Geheimnisse vor ihr. Schon allein aus dem Grund, dass sie es merkte, wenn man ihr etwas verheimlichte. Aber es musste sein und zum Glück war es ihm bisher auch gelungen. Angel legte sich am Fuß des Bettes auf seine Decke und versuchte einzuschlafen. Doch ein Geräusch draußen auf der Straße hielt ihn wach. Er stand wieder auf, ging zum Fenster und sah hinunter, doch es war nichts zu erkennen. Auch nach ein paar Minuten warten rührte sich nichts. Gerade als er sich wieder hinlegen wollte, bewegte sich auf der anderen Straßenseite ein Schatten. Aber so schnell wie er aufgetaucht war, umso schneller war er auch wieder verschwunden.

Er ging zur Terrassentür und sah hinaus. Draußen stand eine kaum erkennbare dunkle Gestalt. Er öffnete mit seinen Pfoten die Tür und trat hinaus.

Als die beiden sich gegenüberstanden, fragte die Gestalt mit dunkler Stimme: „Wie sieht es aus, ist sie schon soweit?“

Angel setzte sich auf seinen Hintern und sah den Mann vor sich an. „Ich denke schon. Sicher bin ich mir aber noch nicht. Es gibt noch vieles, was unklar ist.“

Der Mann beugte sich etwas zu ihm hinunter, blieb aber im Schatten. „Unser Herr wird ungeduldig und er schätzt es nicht, dass du so wenige Informationen hast. Schau zu, dass du Ergebnisse lieferst! Mach das, wofür du hier bist.“ Damit schwang er sich über das Geländer und sprang das eine Stockwerk ohne Mühe nach unten. Und als wäre nichts gewesen, ging er einfach weiter in die Nacht davon.

Angel ging wieder hinein, schloss die Tür und ging zurück ins Schlafzimmer. Da legte er sich auf seine Decke und schlief endlich ein.

 

***

 

Der Morgen kam viel zu schnell für Elena und nach dreimaligem Klingeln ihres Weckers rang sie sich endlich durch, aufzustehen. Auf dem Weg in die Küche schlüpfte sie in ihren Morgenmantel und schaltete die schon vorbereitete Kaffeemaschine ein. Anschließend schlürfte sie ins Bad, um zu duschen und sich anzuziehen. Zurück in der Küche schenkte sie sich Kaffee ein, machte sich ein Brot, stellte alles auf den Tisch und ging zurück, um Angels Frühstück zu richten.

„Angel, du Schlafmütze, Frühstück ist fertig. Komm schon, es wird Zeit.“

Mit einem tiefen Gähnen und schmalen Augen kam Angel in die Küche getrottet, sah sich um und registrierte erst jetzt, was sie ihm gesagt hatte. Mit einem Schlag war er hellwach und hüpfte voller Begeisterung zu seinem Napf.

Elena sah ihm zu, wie er quer durch den Raum hüpfte, stellte die Tasse ab, die sie in der Hand hielt und schüttelte den Kopf, sagte aber nichts dazu.

„Ach ja übrigens Elli, ich habe letzte Nacht jemanden vor dem Haus gesehen, konnte ihn aber nicht erkennen. Es wirkte fast so, als würde er unsere Wohnung beobachten. Als ich genauer hinsah, war er verschwunden. Seltsam, oder?“

Sie dachte darüber nach. „Das war bestimmt nur ein Fußgänger, der eine kurze Rast eingelegt hat. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Bist du soweit? Wir müssen los!“ Schnell machten sie sich fertig und auf den Weg zu ihrer Vermittlungsagentur, um zu hören, ob sich eine neue Chance auf einen Job ergeben hatte.

Angel saß neben ihr auf dem Beifahrersitz und steckte den Kopf aus dem Fenster. „Hey Elli, das solltest du auch mal Versuchen, ist echt klasse, da fühlt man sich richtig frisch.“

Sie lachte. „Also wirklich frisch riechst du aber nicht, komm rein bevor ich in Ohnmacht falle. Was hast du wieder gemacht, ein Silohaufen geknutscht?“

Er drehte sich um und sah sie finster an. „Hey sag mal was soll das? Ich stinke gar nicht! Du spinnst wohl, du brauchst deine schlechte Laune nicht an mir auszulassen. Such dir einen Kerl und entspann dich mal wieder, denn du bist eine tickende Zeitbombe!“

Sie hatte es eigentlich als Scherz gemeint, um ihn zu ärgern, aber jetzt war sie verärgert. „Was hat ein Kerl mit einer Zeitbombe zu tun?“

Angel verdrehte die Augen. „Na ist doch klar, ein Kerl bringt dir Entspannung, wenn du verstehst, was ich meine. Kein Druck, gute Laune. Kein Kerl, schlechte Laune und das wiederum heißt, dass du irgendwann so schlechte Laune hast, dass du platzt und ganz ehrlich: Ich möchte nicht dabei sein, wenn es soweit ist.“

Dieser Kommentar brachte ihm eine Kopfnuss ein. „Ich brauche keinen Mann in meinem Leben. Ich komme sehr gut allein klar, ich habe meine Wohnung, mein Auto und hoffentlich bald eine neue Assistentenstelle.“

„Die Kopfnuss bestätigt nur das, was ich gerade gesagt habe. Ständig haust du mich, nur, weil dir nicht passt, was ich sage. Aber egal, das musst du wissen. Nur lass es nicht an mir aus.“

 

Nach etwa zwanzigminütiger Fahrt erreichte sie die Agentur. Es war ein zwölfstöckiges Gebäude, in dem mehrere Firmen vertreten waren. Der sechste und siebte Stock gehörte zu ihrer Agentur. Die anderen waren Anwälte, Ärzte, Immobilienmakler und so weiter. Ein bunt gemischter Haufen. Als sie in die Eingangshalle trat, war ein reger Betrieb an diesem Tag, was sonst nicht der Fall war. Es musste etwas passiert sein oder aber ein hohes Tier aus der Gesellschaft hatte sich angekündigt.

Elena ging am Empfang vorbei zu den Aufzügen und fuhr hoch in den siebten Stock. Als die Türen sich öffneten, glaubte sie, in der falschen Etage gelandet zu sein. Hier oben herrschte ein so großer Betrieb, wie an einem Hauptbahnhof.

Elena schlängelte sich durch die Menge, dicht gefolgt von Angel, zu ihrem kleinen Büro, um zu sehen, ob Post für sie da war und ob von ihrer Chefin irgendwelche Nachrichten oder Angebote vorlagen. Niemand kümmerte es, dass sie ihren Freund dabei hatte. Haustiere waren gerne gesehen, solange sie sich benahmen. Alleine deswegen mochte Elena diese Agentur so gerne.

Als sie schon fast bei ihrem Büro war, hörte sie jemanden ihren Namen rufen und kurz darauf sah sie Joy Felkins auf sich zueilen.

„Elena, Kindchen, wo warst du denn? Ich versuche, dich schon den ganzen Tag zu erreichen.“ Mit einer schnellen Bewegung drückte sie Elena in ihr Büro und schloss die Tür. „Elena, etwas Wunderbares ist passiert: Mister Draken hat sich angekündigt und sucht eine kompetente Assistentin, die für ihn alle Termine, Reisen, Feste und so weiter, organisiert.“

Elena sah sie fragend an. „Draken, wer?“

Joy schien zu platzen vor Enthusiasmus. „Edward Draken ist der reichste und bekannteste Mann in ganz New Orleans, ach was sag ich denn, der ganzen Welt und er hat sich bei uns angekündigt! Ist das nicht fantastisch? Also such deine Sachen zusammen und komm in den Konferenzraum. Du hast zehn Minuten.“ Damit machte Joy auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Büro.

Elena blieb nur der Mund offenstehen und war so baff von dem Überfall, dass sie wenigstens zwei Minuten brauchte, um sich zu sammeln.

„Elli, wach auf, dir bleibt nicht viel Zeit.“

Elena bemerkte den Ton von Angel und dass er etwas nervös war, aber darauf konnte sie jetzt nicht eingehen. Er hatte recht, sie hatte nicht viel Zeit, um alles vorzubereiten. In Windeseile suchte sie alles zusammen und ging in Begleitung ihres Freundes zum Konferenzzimmer, vor dem mindestens zehn weitere Anwärterinnen für die Stelle warteten.

 

Geschlagene zwanzig Minuten später wurde es plötzlich still und nur leises Getuschel hier und da war zu hören. An den Fahrstühlen drängten sich die Menschen, um einen Blick auf den Gast zu erhaschen, der sich angekündigt hatte. Als die Türen sich dann endlich öffneten, traten zwei in Schwarz gekleidete, an die zwei Meter große, finster aussehende Bodyguards heraus.

Die Leute wichen zurück und dann kam er, ein Mann von mindestens zwei Meter und zehn Körpergröße aus der Kabine. Er hatte dunkles fast schwarzes Haar, ein kantiges maskulines Gesicht und eine Körperstatur, die jeden Bodybuilder erblassen ließ. An ihm war kein Gramm Fett. Dieser Mann schien nur aus Muskeln zu bestehen und diese Augen, diese Augen schienen dazu gemacht Frauenherzen durch bloßen Blickkontakt zum Schmelzen zu bringen. Sie waren von solch strahlendem Blau, wie es noch nicht mal der Himmel schaffen könnte, ein solches Leuchten zustande zu bringen.

Als sich diese großen, gut aussehenden Männer näherten, glaubte Elena einen Herzinfarkt zu bekommen. Ihr Puls beschleunigte sich so sehr, dass ihr ganz schwindelig wurde. Als die drei an ihr vorbei gingen, hätte sie schwören können, dass diese sie ansahen! Nein, nicht einfach nur ansahen, sondern durchleuchteten, so intensiv waren ihre Blicke. Doch das konnte nicht sein. Sie kannte keinen der Männer und sie war sich sicher sie noch nie gesehen zu haben. Also, warum sahen sie sie so an und warum hatte sie das Gefühl der Vertrautheit in deren Nähe? Elena schüttelte den Kopf. Das waren einfach nur die Nerven, die mit ihr durchgingen. Das war alles, mehr nicht, oder? Edward Draken war ein gut aussehender Mann, das stand außer Frage. Ein Mann, der alles verlangen konnte und wahrscheinlich auch alles bekam.

„Psst, Elli hör auf zu gaffen, sonst fängst du noch zu sabbern an.“

Das riss Elena aus den Gedanken und sie versetzte Angel aufs Neue eine Kopfnuss. „Rede nicht so einen Mist! Mich interessiert, nur, was das für ein Mensch ist, der so viel Einfluss hat. Ansonsten spricht mich dieser Mann auf keine Weise an, verstanden?“ Log Elena, weil es wirklich unbestreitbar war, dass dieser Mann umwerfend auf die Damenwelt wirkte.

Draken grüßte Joy mit einem höflichen Händeschütteln und unterhielt sich kurz mit ihr. Daraufhin sah sie an ihm vorbei, in ihre Richtung? Sie sah ihn wieder an. Nach weiteren kurzen Worten huschte sie zur Tür des Konferenzraums und hielt sie für die drei Männer auf. Diese sahen sich kurz um und setzten sich an den langen schwarzen Tisch mit den Lederstühlen. Die Chefin schloss die Tür und rannte schon fast auf Elena zu, sie packte ihre Hand und zerrte sie hinter sich her.

„Er will zuerst mit dir sprechen, also komm schnell, schnell.“ Damit zog sie sie den Gang entlang und bevor Elena noch was sagen konnte, schubste Joy sie mehr oder weniger zur Tür hinein und schloss sie hinter ihr.

Angel schaffte es grade noch so hineinzuschlüpfen, bevor sich diese ganz geschlossen hatte. Als sie alleine mit diesen drei, in Schwarz gekleideten, gut aussehenden Männern war, verließ Elena auf einmal der Mut, ob sie dieser Aufgabe gewachsen war. Es breitete sich eine unangenehme Stille aus.

Mit einem Mal löste sich einer der Bodyguards von der Seite seines Chefs und kam auf sie zu. Er bewegte sich katzenhaft wie ein Raubtier auf der Jagd. Als er bei ihr ankam, schaute der Zweimetermann mit den grünen Augen, dem schwarzen Haar und einem Körper eines Models, sie wieder mit diesem durchdringenden Blick an. Er streckte die Hand aus und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Auf einmal erklang so etwas wie ein Grollen durch den Raum. Das schien ihn an seine Aufgabe zu erinnern, denn er nahm Elena die Bewerbungsmappe aus der Hand und ging zurück zu seinem Boss und reichte sie ihm. Dieser sah ihn finster an. Mit gesenktem Kopf stellte er sich wieder auf die Seite zu seiner Rechten. Als er so dastand, wirkte sein Verhalten fast so, als hätte er irgendetwas falsch gemacht.

Edward Draken sah sich die Mappe mehrere Minuten an, blätterte die Seiten durch und wieder zurück, sah sie an und wieder zur Mappe. Allmählich wurde Elena nervös und trat von einem Fuß auf den anderen. Diese ganze Situation war merkwürdig. Jeder andere hätte Fragen, würde sich informieren über jemanden, den er beabsichtigt eventuell einzustellen, aber dieser Mann tat das nicht. Er sah sich in aller Ruhe die Mappe an und sagte keinen Ton. Es wirkte fast, als interessiere ihn das alles nicht, sondern als wüsste er das bereits und würde nur so tun, als sehe er sich die Unterlagen an.

 

Eine viertel Stunde später klappte er die Mappe zu, sah auf und sagte: „Ich erwarte Sie morgen Nachmittag in meinem Haus. Ein Fahrer wird Sie abholen, er wird um zwei Uhr bei Ihnen sein. Dann erkläre ich Ihnen, was ich von Ihnen erwarte.“ Damit stand er auf und war dran zu gehen.

Bevor er jedoch zur Tür raus war, fragte Elena noch schnell: „Warum ich? Ich meine warum habe ich die Stelle bekommen? Es gibt doch noch so viele Anwärterinnen, die bestimmt besser dazu geeignet sind.“

Er blieb stehen, drehte sich um und sah sie an: „Weil ich Sie will, und das ist alles, was zählt. Zerbrechen Sie sich nicht ihr hübsches Köpfchen darüber. Seien Sie froh, dass es so ist. Bis morgen.“ Damit ging er hinaus und die Tür schloss sich.

Was zurück blieb, war eine verdutzte, verwirrte Elena.

Angel freute sich: „Das ist ja super gelaufen!

Schneller und besser kann man echt nicht einen Job bekommen oder was meinst du, Elli? Obwohl, ich glaube, dass der sie nicht mehr alle hat. Der wirkt ziemlich durchgeknallt. Kommt hierher, sucht sich die erstbeste aus und stellt sie ein. Nicht, dass du nicht geeignet für die Arbeit bist. Du bist gut, wenn nicht sogar die Beste. Aber seltsam ist es schon, oder?“

Elena zuckte nur mit den Schultern und sah auf die geschlossene Tür vor sich.

Nach ein paar Minuten öffnete sich diese und Joy kam herein. „Hey, das ist ja Klasse gelaufen, oder? Obwohl ich dir sagen kann, dass die anderen Mädels draußen nicht besonders glücklich über diese Entwicklung sind. Die hätten auch noch gerne eine Chance bekommen sich vorzustellen. Aber was solls. Glückwunsch. Was hast du ihm erzählt, dass er sich so schnell entschieden hat? Du musst sehr überzeugend gewesen sein.“

Elena sah auf. „Ich habe gar nichts gesagt und er genauso wenig. Er hat sich einfach eine Weile die Mappe angesehen und hat dann gesagt, dass ich morgen Nachmittag zu ihm kommen soll.“

Ihre Chefin sah sie ungläubig an. „Das wars, mehr nicht? Kaum zu glauben, aber okay, dann würde ich sagen: Pack deine Sachen soweit alle zusammen und geh Heim und bereite dich auf morgen vor. Ich freue mich so für dich, ich hoffe aber trotzdem, dass wir in Kontakt bleiben.“

„Natürlich bleiben wir das, versprochen.“ Es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Diese Augen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.

„Wo ist denn deine Mappe? Ich packe sie mit in den Ordner für Mister Draken.“

Nach kurzem Umsehen stellte Elena fest, dass sie nicht da war. „Er muss sie mitgenommen haben. Ich frage ihn morgen danach und lasse dir dann eine Kopie zukommen.“

Sorgenvolle Augen sahen sie an. „Alles in Ordnung mit dir? Du schaffst das schon. Du hast das schon so oft gemacht, das ist nichts Neues für dich.“

War das so? Natürlich war Elena keine Anfängerin mehr. Sie hatte schon viele Stellen. Die meisten endeten allerdings damit, dass die Chefs sich gegen ihren Vorschlag für Investitionen entschieden hatten und sich sehr oft verspekulierten, wodurch die Firmen pleitegingen. Oder die Arbeitgeber mehr sahen als eine bloße Assistentin, sodass sie oft private Gespräche angaben, aber mehr als nur reden wollten. So, dass Elena oft gezwungen war zu gehen, weil es ganz und gar nicht ihr Stil war, sich auf Privates mit dem Arbeitgeber einzulassen. Sie würde diesen Job machen und sie würde wieder ihr Bestes geben, denn sie war die Beste. Auf dem Weg zu ihrem Büro spürte sie die bösen Blicke der anderen, aber das war ihr egal. Ab morgen würde sie diese Menschen eh nicht mehr sehen.

„So, ich verabschiede mich hier von dir und hoffe, dass wir bald voneinander hören und du mir dann berichtest, wie dein neuer Job ist.“ Damit gab ihr Joy noch einen Kuss auf die Wange und ging.

Sie hatte noch nie viel von Abschieden gehalten und das fand Elena im Moment auch ganz gut so.

Als alles fertig war und sie zu den Aufzügen ging, kam Alexandra Mohres zu ihr. Diese Kollegin war bereits viele Jahre hier in der Vermittlungsagentur und fand nur selten eine Stelle oder behielt diese nicht über längere Zeit.

„Elena, Liebes. Ich habe die gute Nachricht schon gehört. Glückwunsch! Es ist großartig für so eine wichtige Person zu arbeiten. Wahnsinn, ich bin ja schon etwas neidisch auf dich, dass du die Stelle hast, da ich mich schon eine ganze Weile darum bemüht hatte, sie ebenfalls zu bekommen. Aber na ja, man kann nicht alles haben. Freust du dich denn schon? Ach was frag ich denn, klar freust du dich, der Mann ist ja eine totale Sahneschnitte, wenn du mich fragst. Den würde ich nicht von der Bettkante schubsen, wenn du verstehst.“

Elena lächelte höflich. Ja, sie wusste, was sie meinte, aber eigentlich hoffte sie nur, dass Alex bald zum Ende kommen würde.

Nach mehreren Minuten kam diese allerdings immer noch nicht zum Ende, sodass Elena ihren Wortschwall unterbrach: „Du, hör mal Alex, sei mir nicht böse, aber ich muss dann mal los. Habe noch einiges zu tun, bevor ich morgen anfangen kann. Wir treffen uns andermal zum Reden, ja?!“

Alex sah sie zerknirscht an, nickte aber und verabschiedete sich von ihr. „Dann bis bald und viel Erfolg.“

Damit ging sie, aber bevor sich die Fahrstuhltüren geschlossen hatten, sah Elena den Blick von ihr und der war alles andere als freundlich.

 

 

 

Zuhause angekommen stellte Elena ihre Kisten auf den Tisch und überlegte, was sie als Erstes machen sollte.

„Hey Elli, ich habe Hunger. Machst du mir bitte was? Sag mal, an was denkst du gerade? Du siehst so zerknirscht aus.“

Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Es ist nichts, ich habe nur überlegt, was ich als Erstes machen soll. Was willst du essen? Zur Feier des Tages darfst du es dir heute aussuchen.“

Das ließ Angel erstrahlen. „Cool, Wahnsinn, Klasse, also was hätte ich denn gerne? Hm. Ok, also ich glaube, ich will chinesisch mit viel Fleisch, versteht sich.“

Elena lächelte und holte den Zettel vom Lieferanten und bestellte. Anschließend deckte sie den Tisch für sich und Schüsseln für ihn. Als sie gerade fertig war, klingelte das Telefon.

„Ja, Hallo?“

„Hey Elli ich bin’s, wollte mal hören, wie es dir so geht und fragen, was du heute noch machst? Angy, Mandy, Kent und ich treffen uns und wollen in den neuen Club außerhalb der Stadt. Wir wollten dich fragen, ob du auch mitkommst, nachdem du uns das letzte Mal versetzt hast.“

Eigentlich hatte Elena keine Lust wegzugehen, aber noch mal ihren Freunden absagen wollte sie nicht, denn sie konnte beim besten Willen nicht sagen, wann sie das nächste Mal für sie Zeit haben würde.

„Hallo, Dilaila. Eigentlich wollte ich einen ruhigen Abend machen. Ich habe Angel und mir, was zu essen bestellt. Aber wenn ihr wartet, mache ich mich fertig und gehe mit. Ich denke so in einer Stunde, wäre das ok für euch?“

Kurzes Schweigen war in der Leitung.

„Klar, kein Problem. Wir sind in einer Stunde bei dir und holen dich ab. Ich freue mich, bis später.“

Nachdem beide aufgelegt hatten, huschte Elena ins Bad, um sich schon mal soweit fertigzumachen, bis das Essen eintraf.

Sie kam grade heraus, als es klingelte. Nach dem Bezahlen verteilte sie das Essen schnell, wobei Angel sich sofort auf die Schüssel stürzte. Sie dagegen nahm nur ein paar Gabeln und überlegte schon mal, was sie anziehen sollte.

Nach dem Essen stellte sie das Geschirr weg und huschte ins Schlafzimmer. Dort stand sie geschlagene fünf Minuten vor ihrem Schrank, probierte verschiedene Sachen an und konnte sich für nichts so richtig entscheiden. Das altbekannte Problem der Frau.

„Das Schwarze mit den dünnen Trägern, das steht dir. Dazu das kurze Jäckchen, falls es kühler wird und wenn es warm ist, lässt es sich leicht in der Tasche verstauen.“

„Wow“, dachte Elena, sie brauchte ewig was Passendes zu finden und Angel schaffte es, sich in nur zwei Minuten als Modegenie zu entpuppen.

„Angel, ich wusste gar nicht, dass du dich so gut mit Mode auskennst. Wie kommt´s? Jetzt leben wir schon so lange zusammen und zum ersten Mal gibst du mir solch einen guten Tipp.“

Angel verdrehte die Augen. „Darf man noch nicht mal mehr einer Freundin einen guten Rat geben? Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich habe gestern Vormittag eine Sendung gesehen über Modetipps, denn es lief nichts anderes und da habe ich halt ein bisschen was aufgeschnappt. Jetzt guck nicht so! Mir war langweilig. Mach lieber hin, die anderen sind gleich da.“ Damit verließ er das Schlafzimmer und kurz darauf war der Fernseher aus dem Wohnzimmer zu hören.

Elena lächelte nur und zog sich an.

Als sie fertig war, ging sie zu Angel hinüber.

„Hey du ich geh dann, brauchst du noch etwas?“

Er sah sie an und hätte er lächeln können, hätte er es bestimmt getan. „Nee, alles klar bei mir, viel Spaß. Siehst gut aus. Obwohl dein Hintern zu dick ist, aber sonst passt alles.“

Elena nahm ein Kissen und warf es Angel an den Kopf. „Halt die Schnauze, du Hund! Ich habe keinen dicken Hintern, rede nicht solchen Mist.“ Sie kochte, denn keine Frau hörte so etwas gerne. Sie hasste es, wenn er sie wegen ihres Hinterns aufzog. Sie wusste zwar, dass er nur scherzte, aber trotzdem würde sie den ganzen Abend das Gefühl haben, dass man ihr auf den Hintern sah.

„Hey, war doch nur ein Scherz. Ne kleine Rache für letzten Abend, weil du mir gedroht hast.“

Sie hatte keine Zeit mehr, sich weiter mit ihm zu streiten, denn genau in diesem Moment klingelte es an der Tür. Als Elena öffnete, stand Dilaila vor ihr und sah umwerfend aus. Die langen, leicht gelockten Haare hatte sie etwas hochgesteckt, was ihre braunen Augen zur Geltung brachte. Dazu hatte sie einen kurzen Rock und ein weit ausgeschnittenes Oberteil an, was viele Männer bestimmt in Versuchung führen würde.

Die anderen saßen in Kents neuem Wagen. Kent war ein Mann wie viele andere: Mittelschwer, normale Statur, nicht besonders durchtrainiert, aber die grünen Augen und das dunkle Haar passten wunderbar zusammen.

Dilaila sah sie fragend an. „Bist du soweit? Wir wollen los. Ich habe gehört, dass es immer eine lange Schlange vor dem Laden gibt und ich habe keine Lust, ewig warten zu müssen, um reinzukommen.“

Das war eindeutig. Sie hatte es eilig, also schlüpfte sie in ihre Schuhe, nahm ihr kurzes Jäckchen von der Garderobe, steckte die Schlüssel in ihre Tasche und schloss die Tür.

„Hey, fremde Frau, schön dich zu sehen. Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?“ So war Kent, neugierig und immer gerade heraus.

„Hallo, habe mich erholt und einen neuen Job gefunden und du? Bist du noch immer hinter jedem Rock her oder bist du jetzt doch zum anderen Ufer gewechselt?“

Das brachte den Rest der Gruppe zum Kichern.

„Ha, ha, sehr witzig. Du weißt genau, dass ich nur das weibliche Geschlecht ansprechend finde. Übrigens: Wann gehen wir beide endlich mal alleine aus? Ich glaube, ich frage das jetzt schon zum tausend und ersten Mal.“

„Kent, du kannst so oft fragen, wie du willst, es heißt immer nur: Wir sind Freunde und mehr nicht.“ Er sah in den Rückspiegel und man konnte genau sehen, dass er nicht aufgeben würde. Schon seit Jahren wollte er mit ihr ausgehen, weil er in sie verliebt war und ihr zeigen wollte, welch gute Partie er doch war. Aber sie hatte für ihn nie mehr empfunden als Freundschaft und zum Glück war er auch nicht so anstrengend, was das anging. Abgesehen von ein paar Mal fragen, ließ er sie weitestgehend in Ruhe.

„Sag mal, was ist das eigentlich für ein Laden, kenne ich den?“ Elena überlegte, welche Clubs es außerhalb der Stadt gab, aber es gab nur kleinere Läden, in denen man was trinken und essen konnte. Aber keinen, wo man anstehen musste, geschweige denn tanzen konnte.

„Das ist ein neuer Club, der ist erst seit einer Woche geöffnet und schon der Renner der ganzen Stadt. Er heißt „Dragons“ und gehört einem Kerl, der neu hierhergezogen ist und stinkreich sein soll.“

Das ließ Elena aufhorchen: reicher Kerl, neu in der Gegend? Nein, das konnte nicht sein, oder doch?

 

Nach zwanzigminütiger Fahrt erreichte die Gruppe einen Parkplatz vor einem großen Gebäude. So imposant, dass keiner von den Freunden wusste, was sie dazu sagen sollten. Auf dem Neonschild über dem Eingang des Gebäudes stand in zwei Meter großen Buchstaben „Dragons“. Als die Gruppe sich dem Eingang näherte, sahen sie die Riesenschlange von Menschen.

„Oh mein Gott, das ist doch nicht euer Ernst! Da sollen wir uns anstellen? Da stehen wir ja die ganze Nacht.“ Angelina die blonde, blauäugige, schlanke, typische Männer-Frau, war noch nie die Geduldigste, aber sie hatte recht. Es würde ewig dauern bis sie rein konnten.

„Ach kommt Leute, jetzt sind wir schon mal hier. Vielleicht müssen wir gar nicht so lange warten.“

Dilaila hatte recht, jetzt waren sie bereits hier und zu gehen ohne es versucht zu haben, wäre schade.

„Kommt schon, ich habe mich nicht so herausgeputzt, um gleich wieder zu gehen.“ Elena harkte sich bei Angi und Dilaila unter und zog sie mit zum Ende der Schlange, wo sie sich, gefolgt von Kent und Mandy, einreihten.

 

Es verging eine ganze Weile und die Füße schmerzten langsam von den hohen Schuhen und dem langen Stehen. Die Langeweile war erdrückend, weil ihnen schon nach einer viertel Stunde der Gesprächsstoff ausging.

Angelina spähte nach einigen Minuten an der Schlange vorbei, um zu sehen, wie lange es in etwa noch dauern würde, bekam aber große Augen: „Hey Leute, da kommt einer von den Türstehern, ich glaub der Sucht ein paar Leute, die rein können.“

Elena sah an ihrer Freundin vorbei und schnappte nach Luft. „Ich kenne den Kerl. Das ist kein normaler Typ, das ist auch kein Türsteher, das ist einer der Bodyguards von meinem neuen Boss. Was sucht der denn hier?“

Ihre Freunde starrten sie an, als hätte sie was im Gesicht hängen und wollten es nur nicht sagen.

„Du kennst den? Und wir stehen uns hier die Beine in den Bauch! Na toll! Echt super!“ Dilaila verzog das Gesicht und sah sie finster an.

„Moment mal, ich wusste nicht, dass er hier sein würde und selbst wenn, was würde es bringen. Wir sind Gäste wie alle anderen auch.“

„Aber man hätte ja wenigstens mal fragen können, ob wir nicht schneller reinkommen, wenn du, wie du sagst, für seinen Boss arbeitest“, meinte Dilaila in einem sarkastischen Ton.

„Wie schon gesagt, ich wusste nicht, dass er hier sein würde, und offiziell fange ich erst morgen an“, antwortete Elena ernst.

Diese Diskussion ging so lange, bis sich jemand neben ihnen räusperte.

„Miss Sandes, schön Sie wiederzusehen und das schon so bald. Ich hatte gedacht sie erst morgen zu sehen. Welch schöne Überraschung! Was führt Sie denn in unseren bescheidenen Club?“

Elena wusste erst nicht, was sie sagen sollte, weil er sie wieder mit diesem Blick ansah, bis Kent sie in die Seite pickte. „Oh, Hallo, ich hätte auch nicht damit gerechnet, Sie sobald wiederzusehen. Meine Freunde haben mich gefragt, ob ich mit ihnen in einen neuen Club möchte und da sind wir. Ich wusste nicht, dass dieser Laden Mister Draken gehört, Mister, ähm, wie war noch gleich ihr Name?“

„Ich habe ihn nie genannt, aber ich heiße Jayson Ried, für Sie allerdings bin ich Jayson. Kommen Sie, ich bringe Sie und ihre Freunde rein.“ Damit löste er das Absperrband und winkte sie heraus.

Sie folgten seiner Anweisung, traten aus der Schlange und stellten sich etwas seitlich hin. Nachdem er es wieder eingehängt hatte, ging er voraus; die kleine Gruppe folgte ihm. Alle Menschen in der Schlange sahen sie finster an.

Am Eingang angekommen, sprach Jayson kurz mit einem der Türsteher. „Das sind persönliche Gäste von Mister Draken, sie haben in Zukunft immer freien Eintritt und Schutz zu erwarten, klar?“

Der Türsteher nickte nur und trat zur Seite.

Beim Betreten des Clubs wusste Elena nicht, was sie sagen sollte. Sie staunte nur: Er war gigantisch, der Eingang hatte hohe Decken. An den Seiten der Wände waren Wege, die auch als Aussichtspunkte dienten, sodass man von oben einen guten Blick auf den Eingang hatte. Richtete man den Blick geradeaus nach oben, sah man einen Raum mit hohen Glasscheiben, die verspiegelt waren. Das musste eine Art Kommandozentrale sein. In der Mitte der Eingangshalle stand eine Bar, die auch als Infoschalter diente. Zur Linken und Rechten befanden sich die Kassen. An jeder bekam man ein Armband auf dem gespeichert wurde, was man verzehrt hatte. Alle Gäste bekamen schwarze Bänder. Elena und ihre Freunde erhielten blaue.

„Was bedeuten die blauen Bänder?“, wollte Elena wissen und schaute Jayson fragend an.

„Wir haben insgesamt drei Farben, schwarz ist das normale Band für alle Gäste. Das grüne ist für unsere VIP-Gäste und das blaue ist für die persönlichen Freunde und Gäste von Mister Draken, sehen Sie?!“ Damit hielt er seinen Arm hoch und zeigte ihr sein blaues Band. „Mit diesem könnt ihr trinken, essen und hingehen, wo ihr wollt, außer in die privaten Räume, versteht sich. Ich bringe euch jetzt in die VIP-Logen. Danach muss ich wieder auf meinen Posten, aber ich hoffe wir sehen uns heute Abend noch einmal.“

Er öffnete eine Tür, die an dem großen Tanzraum vorbeiführte und die nur für die VIP-Gäste zugänglich war. Die Musik war durch die Wand zu hören und man bekam gleich Lust zu tanzen. Sie stiegen eine Treppe hinauf, gingen durch einen rot gestrichenen Gang und blieben vor einer Doppeltür stehen. Jayson öffnete sie. Ein prachtvoller Raum war zu sehen: Wundervolle schwarze Ledersessel und mit roten Kissen dekorierte Liegesofas, auf denen mindestens vier oder fünf Leute Platz hatten. Im hinteren Bereich des großen Raumes gab es Privatecken: mehrere kleinere Räume, vorne offen, die man aber mit einem Vorhang schließen konnte, um sich vom Rest abzuschotten. Es gab auch eine Glaswand. Wenn man durch sie hindurchsah, konnte man auf die riesengroße Tanzfläche hinunterschauen, auf der sich Hunderte von Menschen drängten und tanzten. An den Seiten standen jeweils zwei Bars, um die Mengen ausreichend zu versorgen. Im oberen Bereich gab es rings um die Tanzfläche eine Galerie, auf der Leute standen, redeten oder tanzten. Alles war im wundervollen Schwarz, Rot und Gold dekoriert. Von den Decken hingen Kronleuchter, die alles in ein angenehmes Licht tauchten. Die Tanzfläche wurde durch buntes Discolicht beleuchtet. Das ganze Bild passte perfekt zusammen.

Jayson trat neben Elena. „Gefällt Ihnen, was Sie sehen? Wir haben auch noch andere Tanzräume. Natürlich deutlich kleiner als dieser dort unten. Wenn Sie wollen, gehen Sie zurück in den Gang und gleich die nächste Tür links, dann gelangen sie in den Tanzsaal und vom Eingang aus kommen Sie in die kleineren Räume.“

Elena schüttelte den Kopf. „Danke, ich bleibe erst mal hier, das ist alles so beeindruckend. Wahnsinn! Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas Tolles geben kann. Es ist so schön hier, dass man gar nicht weiß, wo man als Erstes hinsehen soll.“

Er sah sie an, verneigte sich etwas und erwiderte: „Das wird Mister Draken freuen zu hören. Ich muss Sie jetzt leider verlassen, die Pflicht ruft. Aber ich werde später noch einmal nach Ihnen sehen, Miss Sandes, einen schönen Abend noch.“

„Elena, bitte nennen Sie mich Elena, da wir uns jetzt öfter sehen werden.“

„Natürlich, Elena, bis später also.“ Damit drehte er sich um und verließ den Raum.

„Das ist der Wahnsinn! Super Elli, ich beneide dich! Dein neuer Boss hat solch einen Club und wer weiß was noch alles. Wahnsinn, du bist ein echter Glückspilz.“ Dilaila war außer sich vor Freude und hüpfte wie ein kleines Kind auf und ab.

Kent machte sich auf direkten Weg zur Bar und murmelte: „Solch ein Glück hätte ich auch mal gerne. Das muss ein Wahnsinnsboss sein.“

Angelina harkte sich bei Elena unter und schaute mit ihr gemeinsam auf die tanzende Menge hinunter. „An was denkst du gerade?“

„Ach, ich wundere mich nur über die Sonderbehandlung und das alles hier. Wir wollten nur feiern gehen und Spaß haben und jetzt sitzen wir hier zwischen all den reichen und bekannten Leuten und können umsonst trinken und essen. Normalerweise könnten wir uns das gar nicht leisten und das alles nur wegen meinem neuen Chef. Aber welcher Boss macht schon so was für eine Angestellte, die noch gar nicht wirklich für ihn arbeitet?“

Angie kniff sie leicht in den Arm. „Hey, hör mal, sieh nicht alles so negativ! Sei froh, dass es so ist. Komm, wir gehen an die Bar und nutzen aus, dass alles umsonst ist.“

Elena sah sie an und lächelte, genau so etwas Ähnliches hatte Mister Draken auch zu ihr heute gesagt. „Ja ich komme gleich, noch eine Minute.“ Das genügte.

Angie gesellte sich zu den anderen an die Bar.

Elena wandte sich wieder der Tanzfläche zu und als sie nach oben sah, entdeckte sie drei Personen ganz in Schwarz und deutlich größer als der Rest der Menschen um sie herum. Es war Edward Draken und seine zwei Begleiter. Sie sahen über die Menge der Tanzenden hinweg genau zu ihr herüber. Draken prostete ihr mit seinem Glas zu und lächelte. Oh dieses Lächeln! Sofort beschleunigte sich ihr Puls und sie bekam einen Kloß im Hals. Sie nickte höflich zurück und wandte sich dann ihren Freunden zu. Als sie noch einmal zurücksah, waren die drei verschwunden.

„Elli, du liegst schon drei Drinks zurück! Komm schon, feiere mit uns.“ Dilailas super Laune war ansteckend.

„Dilli, kann es sein, dass du einen Schwips hast? Komm schon, was trinkt ihr? Ich will dasselbe haben.“

„Ich und einen Schwips? Quatsch, rede keinen Blödsinn. Wir trinken, wie heißt das Zeug noch gleich? Ach ja, Dragonfire. Ist höllisch gut. Von dem Zeug wird einem warm ums Herz.“

Elena verdrehte die Augen und nahm einen Schluck von Kents Glas, das er ihr hinhielt zum Probieren. Es hatte einen leicht süßlichen Geschmack, ein bisschen wie Pfirsich, aber je länger sie es im Mund hatte, umso schärfer wurde es. Sie schluckte schnell, aber es ließ nicht nach. Es breitete sich eine Hitze in ihrem Körper aus und sammelte sich zwischen ihren Beinen und das war alles andere als unangenehm.

„Wow, das Zeug ist ja klasse. Ich will auch so etwas, los her damit.“ Sie behielt Kents Glas, sodass dieser sich ein neues holen musste.

Ihre Freunde lachten, denn auch sie fühlten diese Wärme.

Nach dem zweiten Glas konnte Elena nicht mehr still sitzen bleiben. Sie musste sich bewegen, um sich von dem Kribbeln zwischen ihren Beinen abzulenken. Der Alkohol trug noch dazu bei, dass sie die Hemmungen allmählich fallen ließ.

„Kommt Mädels, wir gehen Tanzen, ich habe keine Lust, mehr nur herumzusitzen.“ Damit stand sie auf und zog die anderen mit sich.

Im Gang angekommen gingen sie durch die linke Tür, wie Jayson es ihnen gesagt hatte und so gelangten auf die Galerie des großen Tanzraumes. Die Lautstärke war so schlagartig angestiegen, dass sie einen Moment brauchte, bis sie sich daran gewöhnte. Wenige Meter weiter führte eine Treppe runter zur Tanzfläche. Sie steuerten darauf zu, bahnten sich einen Weg nach unten zur Mitte der Fläche und tanzten im Takt der Musik. Es kümmerte nicht, wie wer tanzte, es ging allein um den Spaß und die vier Frauen hatten sehr viel davon.

Ein wenig später gesellte Kent sich zur Gruppe und alle tanzten und hatten ihre Freude. Viele der männlichen Tänzer versuchten an die Mädels heran zu tanzen. Aber Elena, Angelina, Mandy und Dilaila taten es ab, indem sie entweder sagten sie hätten einen Freund oder sie sagten demjenigen, dass er nicht ihr Typ sei.

 

Es verging eine ganze Weile und Elena hatte das Gefühl, immer wieder beobachtet zu werden. Doch wenn sie sich umsah, war nichts zu sehen. Die Gruppe machte sich auf an die Bar, um sich zu erfrischen und um nachzutanken. Es war mittlerweile schon drei Uhr morgens, aber ans Gehen dachte noch keiner von ihnen. Zum Verschnaufen gingen sie wieder in den VIP-Bereich. Jeder holte sich dort noch einen Drink, um das Spaßlevel zu halten.

Elena war mittlerweile gut beduselt, aber was das Merkwürdige war: Sie sah sich immer wieder nach Edward Draken um und hoffte, ihn irgendwo zu sehen. Und immer, wenn sie glaubte, ihn zu sehen, blinzelte sie und dann war da doch nichts. Warum dachte sie überhaupt an ihn? Sie kannte ihn nicht mal. Nur vom Sehen und seiner Großzügigkeit, war sie so angetan von ihm, dass sie schon nach ihn schmachtete und hoffte, ihn irgendwo sehen zu können? Nein, das konnte nicht sein! Was hatte er nur an sich? Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder ihren Freunden zu. Überrascht stellte Elena fest, dass die Sofas fast alle leer und bei den Kabinen die Vorhänge zugezogen waren.

„Na, ich würde glatt behaupten, die haben auch einige der Dragonfire intus.“ Kent grinste und zwinkerte den Mädels zu.

Diese kicherten, weil sich jeder vorstellen konnte, was in den Kabinen vor sich ging. Die Freunde wandten sich gerade wieder der Bar zu, als die Tür geöffnet wurde und Jayson herein geschlendert kam.

„Ah, ich sehe Sie amüsieren sich prächtig. Ich hoffe, es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?“

„Ja danke. Uns geht es prima. Wollen Sie mitfeiern? Das Getränk hier hat es echt in sich! Möchten Sie auch einen?“ Dilaila reichte ihm ihr Glas und lächelte ihn verführerisch an.

„Nein, vielen Dank, ich bin noch im Dienst. Es freut mich, dass es Ihnen hier gefällt ich und hoffe, Sie bleiben noch ein wenig?“

Elena grinste. „Ach, wir haben es nicht sonderlich eilig nach Hause zu gehen. Ich denke, ein kleines bisschen bleiben wir noch. Eine Frage: Wo ist eigentlich Mister Draken? Ich würde mich gerne bedanken für den Abend und ist er eigentlich ausreichend geschützt, wenn Sie wie jetzt unterwegs sind?“

Jayson schmunzelte. „Keine Sorge, Mister Draken ist ausreichend geschützt und das auch ohne mich. Aber schön, dass Sie sich sorgen. Ich muss jetzt schnell noch mal weg, aber ich bin gleich wieder da. Ich soll ihnen noch etwas geben.“

„Gut, dann bis gleich. Da bin ich gespannt, was Sie für mich haben.“ Und das war sie wirklich, aber sie machte sich nicht verrückt deswegen. Wahrscheinlich hatte es was mit der Arbeit zu tun.

 

Eine halbe Stunde später war er immer noch nicht zurück und sie gab es schon fast auf zu warten. Gerade als die Freunde beschlossen zu gehen, öffneten sich die Türen und Jayson kam herein. Doch er war nicht alleine: Edward Draken und sein zweiter Bodyguard, dessen Name sie noch nicht kannte, kamen direkt nach ihm herein. Elena entwich schlagartig die Luft aus den Lungen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie versuchte, sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen und gegenüber ihrem neuen Arbeitgeber professionell zu wirken.

Als die Männer vor ihr standen, ergriff Jayson das Wort: „Elena Sandes, darf ich Ihnen offiziell Edward Draken vorstellen und meinen Kollegen Adrian Kenten.“ Dieser nickte ihr höflich zu, dann trat Mister Draken vor und ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf.

„Es freut mich Sie sobald wiederzusehen. Ich hatte mich schon sehr auf unseren morgigen Termin gefreut und als ich hörte, dass Sie hier sind, habe ich gehofft, Sie noch anzutreffen, bevor Sie gehen.“

Elena lächelte bei der Offenheit des Mannes. „Ich finde es sehr nett von Ihnen, dass Sie uns heute Abend eingeladen haben, vielen Dank. Darf ich Ihnen meine Freunde vorstellen?“ Sie zeigte auf die vier Personen neben ihr. „Das sind Dilaila Markes, Angelina Spenson, Mandy Fries und Kent Victom.“

Alle vier gaben ihm nach einander die Hand und lächelten ihn an. Dilaila schien jedoch etwas mehr Interesse an dem gut aussehenden Edward Draken zu zeigen.

„Sie sind also Elenas wirklich gut aussehender, neuer Arbeitgeber. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Und auch ich wollte mich selbstverständlich bei Ihnen bedanken für den schönen Abend. Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen.“ Sie lächelte verführerisch, aber Edward nickte nur und wandte sich wieder Elena zu.

„Es ist schön, zu hören, dass es Ihnen und ihren Freunden hier gefällt. Ich hoffe, dass Sie noch öfter kommen. Bleibt es bei morgen Nachmittag um drei Uhr?“

Sie sah ihn an und merkte wieder diesen intensiven Blick des Mannes. „Ähm, ich wüsste nicht, dass sich etwas geändert hat seit heute Nachmittag.“

Draken sah sie weiter unverwandt an. Er schien noch nicht mal zu merken, dass die Leute rings um sie herum alle das Gespräch interessiert verfolgten.

„Gut, ach ich habe hier noch etwas für Sie.“ Er griff in die rechte Innentasche seines Sakkos und holte ein kleines Kästchen hervor. „Bitte sehr, ich hoffe, es gefällt Ihnen.“ Er reichte es ihr und ein abwartender Blick lag in seinen Augen.

Elena nahm es entgegen und öffnete es. Was sie darin sah, war atemberaubend: Es war eine Silberkette mit einem silbernen Anhänger in Form eines Eies. Das Ei an sich war mit wunderschönen Steinen besetzt. Waren das Diamanten und Smaragde?

„Das ist wunderschön! Das kann ich nicht annehmen. Das war bestimmt wahnsinnig teuer?“

Er schüttelte den Kopf und hob die Hände. „Bitte, ich bestehe darauf.“

Nun wandte er sich an seinen Bodyguard. „Jayson sei so nett und leg Miss Sandes die Kette an.“

Dieser trat vor und hob die Hand. „Darf ich?“

Elena gab ihm das Kästchen und er trat damit hinter sie.

„Das ist eine ganz besondere Kette: Sie kann die Form verändern. Das passiert aber nur sehr, sehr selten und auch nur bei besonderen Menschen“, sagte Draken und Elena dachte schon, er wolle sie auf den Arm nehmen.

Kurz darauf spürte sie das kühle Silber des Anhängers und der Kette auf der Haut. Jayson trat wieder an Drakens Seite und alle drei sahen zufrieden aus. Sie sah herunter und stellte fest, dass sich das Ei tatsächlich verändert hatte: Es war kein Ei mehr, sondern ein Drache, der einen großen Diamanten in den Krallen hielt und seine Flügel aus Smaragden bestanden.

Sie sah auf und sah in zwei traumhaft schöne blaue Augen. „Was?“, fragte sie erschrocken und verwirrt.

„So wie es aussieht, sind Sie tatsächlich etwas ganz Besonderes. Mein Wagen wird Sie jetzt nach Hause bringen. Gute Nacht.” Daraufhin drehte er sich um und ging wieder hinaus, gefolgt von Adrian.

Jayson blieb und lächelte. „Kommt, ich bring euch raus.“

Die Gruppe ging zum Ausgang. Dort angekommen, wurden mit einem Schlüssel die Armbänder abgenommen und gescannt. Jayson nahm den Zettel an sich und steckte ihn in seine Hosentasche. Elena konnte grade noch einen Blick darauf erhaschen. Er schien vierstellig zu sein. Hatten sie wirklich so viel getrunken?

Vor dem Club stand eine schwarze Limousine. Als sie herauskamen, öffnete der Fahrer die hintere Tür.

„Damit fahren wir heim? Ist ja der Wahnsinn!“ Angelina und Dilaila hüpften vor Freude in das Auto und bestaunten die Inneneinrichtung.

Kent blieb kurz stehen und sah zum Parkplatz hinüber.

Jayson trat neben ihn. „Ihr Wagen wird Ihnen nachgebracht. Machen Sie sich keine Sorgen.“

Damit gab Kent ihm den Schlüssel und setzte sich dann auf einen Sitz neben der anderen Tür. Mandy setzte sich neben die anderen Mädels.

Elena blieb stehen und drehte sich noch mal zu Jayson um. „Danke, danke für alles. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Trotzdem bin ich verwirrt wegen der Kette.“

„Machen Sie sich keine Gedanken. Mister Draken wird es Ihnen zur gegebenen Zeit erklären und nichts zu danken. Kommen Sie gut nach Hause. Wir sehen uns dann morgen Nachmittag oder besser gesagt heute Nachmittag.“ Damit drehte er sich um und ging zurück in den Club.

 

Die Fahrt war viel zu schnell vorbei. Daheim angekommen, wollte sie nur noch ins Bett, denn es war sehr spät und ihr schwirrte der Kopf von den vielen Eindrücken. Angel lag schon auf seiner Decke und schien zu schlafen, aber als sie das Zimmer betrat, hob er den Kopf.

„Na, wie wars? Hast du dich gut amüsiert? Erzähl mal.“

Sie zog die Schuhe aus, das Jäckchen und das Kleid. „Ja, ich hatte viel Spaß, aber ich erzähle dir alles morgen. Ich bin müde, okay?“

Daraufhin ging sie ins Bad und machte sich bettfertig. Als sie in den Spiegel sah, sah sie die Kette und konnte einfach nicht begreifen, wie so etwas möglich war. Wie konnte es sein, dass sich ein Anhänger so veränderte? Egal, sie war viel zu müde, um jetzt noch darüber nachzudenken. Sie schlich zurück ins Schlafzimmer, fiel ins Bett und schlief direkt ein.

 

 

Elena hatte alle Mühe, wach zu werden. Nachdem sie sich ins Bad geschleppt hatte und soweit fertig war, erzählte sie Angel von dem Abend im Dragons.

„Das klingt nach einem sehr interessanten Abend und was hat das mit der Kette auf sich? Steht er auf dich oder was? Man schenkt doch nicht einfach so Schmuck. Noch dazu solch Teuren. Na ja, was steht heute auf dem Tagesplan?“

Elena holte die Kartons aus dem Gang und stellte sie auf den Esstisch. „Tut mir leid mein Freund, aber ich habe noch etwas Arbeit vor mir, bevor ich zu der Besprechung muss. Soll ich dich rauslassen? Oder brauchst du noch irgendetwas?“ Angel sah beleidigt aus. Aber sie konnte es leider nicht ändern, da sie am Abend zuvor nichts mehr geschafft hatte. Nun musste sie zusehen, dass sie die Arbeit jetzt noch erledigte. Man konnte nicht unvorbereitet am ersten Arbeitstag auftauchen.

„Elli, ich dachte wir unternehmen was zusammen. Ich langweile mich. Ich will mal wieder was erleben. Die ganze Zeit nur Fernsehen, ist auf Dauer auch nicht schön und bis du zur Besprechung musst, ist noch ein bisschen Zeit.“

Sie überlegte, wie sie ihn aufmuntern konnte. Da hatte sie eine Idee. „Was hältst du davon, wenn du mitkommst? Ich habe gehört, dass Mister Draken ein großes Haus hat und nachdem ich in Zukunft mehr dort als hier sein werde, kannst du auch gleich mitkommen.“

Man merkte sofort, dass er begeistert von dieser Idee war. „Super! Ok, na da bin ich gespannt, was der Mann zu bieten hat. Du bestimmt auch, oder?“ Angel zwinkerte ihr zu.

„Lass das, er ist mein Boss. Das ist alles. Da gibt es nicht mehr und wird es auch nicht geben. Sei jetzt ruhig, ich muss mich konzentrieren, sonst bleibst du doch Zuhause.“

„Oh Mann, du bist aber wieder launenhaft. Kriegst du wieder deine Tage oder brauchst du nur einen Mann?“

Elena schmiss ein Kissen nach ihm, das ihn voll erwischte.

„Hey, Mann, lass den Mist! Das tut doch weh. Was soll das? Ich sollte die Kissen verstecken. Du hast sie viel zu gerne, vor allem zum Schmeißen.“

„Halt die Klappe, wenn ich meine Regel hätte, wärst du jetzt schwerer verletzt und einen Mann brauch ich nicht. Ich habe genug zu tun, mit meinen Akten und in Zukunft mit meinem Job. Also schau zu, dass du Land gewinnst, sonst kommt gleich noch was anderes geflogen und das ist mit Sicherheit kein Kissen.“

Das ließ ihn Richtung Wohnzimmer marschieren. „Also doch der fehlende Mann, wusste ich es.“

Daraufhin kam ein Stift geflogen, der ihn nur knapp verfehlte.

„Grr, lass das endlich, das ist nicht witzig.“

Als Angel weg war, holte Elena die Akten aus der Kiste und fing an, sie durchzusehen. „Ich und ein Mann, pah, ich brauch doch keinen Mann in meinem Leben! So, konzentriere dich Elena, du hast zu tun.“

Aus dem Wohnzimmer kam so etwas wie ein Lachen. „Du kannst es dir noch so sehr einreden Elli, aber ich bin der festen Überzeugung, dass dir ein Mann fehlt.“

War das so? Vielleicht, aber sie würde es nie vor ihm zugeben.

 

Die Stunden vergingen wie im Flug und als sie auf die Uhr sah, bekam sie einen Schock. „Oh verdammt! Schon so spät! Mist, Mist.“ Sie sprang auf, suchte die letzten Seiten zusammen und schloss die Mappe. Anschließend rannte sie ins Bad, um sich fertigzumachen. Nachdem sie sich angezogen hatte, packte sie ihre Aktentasche, in der alles war, was sie brauchte.

Es war kurz nach zwei Uhr, als es an der Tür klingelte. Sie öffnete und vor ihr stand ein in schwarzem Anzug gekleideter Mann.

„Miss Sandes? Mister Draken schickt mich Sie abzuholen. Darf ich Ihre Tasche nehmen?“

Elena stutzte. „Ähm, ich habe nur diese Aktentasche, danke. Ich bin soweit. Mein Wolf kommt auch mit, ich kann ihn nicht allein lassen.“

Er sah an ihr vorbei. „Selbstverständlich, Miss. Geben Sie mir Ihre Tasche. Soll ich den Wolf auch gleich mitnehmen?“

Sie nickte, gab ihm die Tasche und die Leine von Angel. „Danke. Ich komme sofort. Ich schließe nur noch schnell ab“, erklärte sie, bevor sie sich an ihren Freund wandte.

„Angel, geh mit und sei brav.“

Der Fahrer ging mit der Tasche und dem Wolf voraus.

Elena schlüpfte in die Schuhe, nahm ihre Jacke von der Garderobe und schloss die Tür hinter sich. Unten wartete eine Limousine. Der Fahrer hielt die Tür auf. Drinnen saß bereits Angel und schien sich wohlzufühlen. „Vielen Dank. Wohin fahren wir?“ Der Fahrer sah sie an und dann zu ihrem Hals. Als er wieder aufsah, hatte sich sein Blick verändert, aber sie konnte es nicht zuordnen.

„Wir fahren aus der Stadt raus, dort befindet sich das Anwesen von Mister Draken. Bitte.“ Er hielt ihr seine Hand hin und half ihr beim Einsteigen. Er schloss die Tür und ging nach vorne zum Fahrersitz.

„Hey Elli, das nenne ich mit Stil zur Arbeit. Der scheint echt Geld zu haben. Ich hoffe, es gibt was zu essen. Ich glaube, ich verhungere gleich.“

„Denkst du eigentlich auch noch an etwas anderes als an Essen?“