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Dies ist der erste Teil eines ursprünglich fünfbändigen Romans (ergänzt um Band 77 "Die Kinder des Herzogs"). Die Handlung erzählt vor historischem Hintergrund die Geschichte von zwei Grafen, die – der eine in Spanien, der andere in Mexiko – ahnungslos von abgefeimten Schurken umgeben sind. Der deutsche Arzt Karl Sternau greift in das Geschehen ein... Die vorliegende Erzählung spielt Ende der 40er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung aus dem 1882/1883 erschienenen Kolportageroman "Das Waldröschen". Erster Teil eines sechsbändigen Romans. Fortsetzungen: Band 52 Die Pyramide des Sonnengottes Band 53 Benito Juarez Band 54 Trapper Geierschnabel Band 55 Der sterbende Kaiser Band 77 Die Kinder des Herzogs.
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Seitenzahl: 632
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KARL MAY’s
GESAMMELTE WERKE
BAND 51
SCHLOSS
RODRIGANDA
Erster Band der Bearbeitung von
Das Waldröschen
ROMAN
VON
KARL MAY
Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid
© 1951 Karl-May-Verlag
ISBN 978-3-7802-1551-2
Der vorliegende Roman spielt Ende der 40er-Jahre des 19. Jahrhunderts und ist der erste Teil des von Karl May in den Jahren 1882/1883 geschriebenen ersten Münchmeyer-Romans „Das Waldröschen“ (Bd. 51 - 55 und 77 der Ges. Werke). Über die Entstehungsgeschichte, den Werdegang und die Geschicke der fünf Münchmeyer-Romane findet man Näheres in Bd. 34 der Ges. Werke, „ICH“, und in den Sonderbänden „Karl-May-Bibliografie 1913-1945“ und „Der geschliffene Diamant“.
Es war im Herbst 1847.
Auf dem Rio Grande del Norte schwamm langsam ein leichtes Kanu flussabwärts. Es war aus langen Baumrindenstücken gebaut, die mit Pech und Moos verbunden waren, und trug zwei Männer verschiedener Rasse. Der eine führte das Steuer und der andere saß sorglos im Bug, damit beschäftigt, aus Papier, Pulver und Kugeln Patronen für seine schwere Doppelflinte zu drehen.
Der Steuerer hatte die scharfen, kühnen Züge und das durchdringende Auge eines Indianers; und auch ohnedies hätte man an seiner Kleidung sofort gesehen, dass er zur roten Rasse gehörte. Er trug nämlich ein wildledernes Jagdhemd mit ausgefransten Nähten, ein Paar Leggins, deren Seitennähte mit Kopfhaaren der von ihm erlegten Feinde geschmückt waren, und Mokassins, die doppelte Sohlen zeigten. Um seinen Hals hing eine Schnur aus den Zähnen des Grauen Bären und sein Haupthaar war in einen hohen Schopf geflochten, aus dem drei Adlerfedern hervorragten, ein sicheres Zeichen, dass er ein Häuptling war. Neben ihm im Boot lag ein fein gegerbtes Büffelfell, das ihm als Mantel diente. In seinem Gürtel steckten ein blinkender Tomahawk, ein zweischneidiges Skalpmesser und der Pulver- und Kugelbeutel. Auf dem Büffelfell ruhte eine lange Doppelflinte, in deren Schaft man viele eingeschnittene Kerben bemerkte, die die Zahl der bereits erlegten Feinde bezeichnen sollten. An der Bärenzahnschnur war das Kalumet befestigt und außerdem ragten aus dem Gürtel die Kolben von zwei Revolvern hervor. Die bei den Indianern so seltenen Waffen ließen erkennen, dass er mit der Zivilisation in Berührung gekommen war.
Das Steuer in der Rechten, schien er seinem Begleiter zuzuschauen und sich um weiter nichts zu bekümmern. Ein aufmerksamer Beobachter aber hätte bemerkt, dass er dennoch unter den tief gesenkten Wimpern hervor die Ufer des Flusses scharf mit dem verschleierten Blick beobachtete, der dem Jäger eigen ist, der in jedem Augenblick einen Angriff erwarten kann.
Der andere, der im Vorderteil saß, war ein Weißer. Er war lang und schlank, aber ungemein kräftig gebaut und trug einen blonden Vollbart, der ihn gut kleidete. Auch er hatte Lederhosen an, die in den hoch heraufgezogenen Schäften schwerer Aufschlagstiefel steckten. Eine blaue Weste und ein ebensolches Jagdhemd bedeckten seinen Oberkörper. Der Hals war frei und auf dem Kopf saß einer jener breitkrempigen Filzhüte, die man im Fernen Westen häufig zu sehen bekommt; er hatte Farbe und Form verloren.
Die Männer mochten beide im gleichen Alter von vielleicht achtundzwanzig Jahren sein. Sie trugen anstatt der Sporen scharfe Fersenstacheln, ein Beweis, dass sie beritten gewesen waren, ehe sie sich das Kanu bauten, um den Rio Grande hinabzufahren.
Während sie vom Wasser des Flusses abwärts getragen wurden, vernahmen sie plötzlich das Wiehern eines Pferdes. Die Wirkung dieses Lautes folgte blitzschnell, denn noch war er nicht verklungen, da lagen die beiden Männer auf dem Boden des Kanus, sodass sie von außen nicht gesehen werden konnten.
„Schli – ein Pferd!“, flüsterte der Indianer in der Mundart der Jicarilla-Apatschen.
„Es steht weiter abwärts“, meinte der Weiße.
„Es hat uns gewittert. Wer mag der Reiter sein?“
„Ein Indianer nicht und ein weißer Jäger auch nicht“, sagte der Präriejäger. „Ein erfahrener Mann lässt sein Pferd nicht so laut wiehern. Rudern wir ans Ufer, steigen wir aus und schleichen hin!“
„Und das Kanu bleibt liegen?“, fragte der Indianer. „Wenn es nun Feinde sind, die uns ans Ufer locken und töten wollen?“
„Pshaw, wir haben auch Waffen!“
„So mag wenigstens mein weißer Bruder das Boot bewachen, während ich die Gegend untersuche.“
„Einverstanden.“
Die Männer lenkten das Kanu ans Ufer. Der Indianer stieg aus, während der Weiße mit der Rifle in der Hand sitzen blieb, um seine Rückkehr zu erwarten. Nach einigen Minuten sah er ihn in aufrechter Stellung kommen, ein Zeichen, dass keine Gefahr vorhanden sei.
„Nun?“, fragte der Trapper.
„Ein weißer Mann schläft dort hinter dem Busch.“
„Ah! – Ein Jäger?“
„Er hat nur ein Messer.“
„Ist weiter niemand in der Nähe?“
„Ich habe niemand gesehen.“
„So wollen wir hin!“
Der Weiße sprang aus dem Fahrzeug und band dieses fest. Dann ergriff er seine schwere Rifle, zog die beiden Revolver, die auch er besaß, halb hervor, um kampfbereit zu sein, und folgte dem Indianer. Sie erreichten bald die Stelle, wo der Schläfer lag. Neben ihm stand ein Pferd angebunden, das auf mexikanische Weise gesattelt war.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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