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Eine turbulente Gay-Lovestory Can hat es als schwuler Türke wirklich nicht leicht. Als seine beste Freundin Anne ihn bittet, ihren Cousin Jo für ein paar Tage bei sich aufzunehmen, wird das für Can zur echten Herausforderung. Denn Jo ist einfach zu attraktiv und sympathisch, um Can kaltzulassen. Leider ist Jo jedoch hetero, und Can ist gezwungen, seine ganze Selbstbeherrschung aufzubringen. Das klappt manchmal mehr schlecht als recht - und dann ist da noch sein offensiv schwuler Chef Tobi, der Can's Bemühungen praktisch im Handumdrehen torpediert.
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Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
Impressum
Leseprobe „Weihnachtsk(r)ampf“
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Die Spitzen des Kölner Doms verschwanden in weißen Flockenwirbeln. Can sah zum Himmel und stellte den Kragen seiner Cordjacke auf. Die dunklen Wolken versprachen noch eine Menge Schnee hinab zu schicken, der vermutlich schon in Kürze wieder grauer Matsch sein würde. Jetzt blieb er jedoch auf den Straßen liegen und schien sowohl viele Fußgänger, als auch die Autofahrer total zu überfordern. Lautes Hupen war zu hören und Can war sich sicher, dass die weiße Pracht daran die meiste Schuld trug. Immer wieder wurde der Winter zur Rutschpartie, wenn Sommerreifen plötzlich auf flockig weißen Untergrund trafen. Es war manchmal kaum zu glauben, wie viel Chaos so etwas Profanes wie Schnee im Stadtleben auslöste. Can seufzte und sehnte sich nach Kuşadası zurück. Er hatte einen wundervollen Herbsturlaub im Haus seiner Eltern verbracht, und das Meer und den Sonnenschein bei fast sommerlichen Temperaturen noch einmal so richtig genießen können, bevor er schließlich wieder nach Deutschland hatte zurückfliegen müssen.
Als seine Eltern vor einem Jahr in die Türkei zurückgekehrt waren, hatte Can eine Einzimmerwohnung im Herzen von Köln gemietet, die er sich von seinem Gehalt als Verkäufer in einer kleinen Modeboutique leisten konnte, und zudem noch etwas für seine Freizeitgestaltung übrig blieb. Er war nicht unzufrieden mit seiner Entscheidung, alleine in Deutschland zu bleiben, aber seine Eltern fehlten ihm manchmal schon sehr. Umso wichtiger war es ihm, den Kontakt zu seinen Freunden zu pflegen, die ihn sogar in einem ganz bestimmten Punkt noch besser kannten, als seine Eltern es taten.
Mit seiner Mutter und seinem Vater darüber zu reden, dass er schwul war, kam für Can nicht in Frage. Seine Freunde verstanden das nicht, und ebenso wenig begriffen sie, warum er seine Eltern so sehr vermisste, obwohl sie ihn vermutlich ablehnen würden, wenn sie von seinem Geheimnis wüssten. Can lebte in Deutschland als schwuler Türke in gleich mehreren Hinsichten verschiedene Leben. Aber es war alles nur eine Frage der Gewöhnung, und an das Meiste hatte er sich im Laufe seines Lebens einfach angepasst. An den Schnee, dessen Flocken ihm Dank der stürmischen Böen auf der Domplatte um die Nase wirbelten, war er jedoch immer noch nicht gewöhnt. 'Ist wohl typbedingt', dachte er.
Can senkte den Kopf und umkurvte eine Gruppe japanischer Touristen, die die Objektive ihrer Kameras hemmungslos den nassen Flocken aussetzten, um Fotos vom optisch unvollständigen Dom zu schießen. Da kamen sie von so weit her und jetzt bekamen sie nicht mal das volle Programm. Manchmal konnte man es sich eben nicht aussuchen. Can blickte auf seine Uhr. Er hatte noch zehn Minuten, bis der Zug eintraf, und er zum ersten Mal Annes Cousin Jodokus treffen würde. Can fand den Namen unmöglich, aber seine beste Freundin Anne hatte ihm erzählt, dass ihr Cousin sich Jo nennen ließ, und das fand Can akzeptabel.
Manchmal musste er daran zurückdenken, wie er Anne zu Beginn ihrer Freundschaft erklärt hatte, dass ihr Name in der türkischen Sprache 'Mutter' bedeutete. Sie hatte lachend abgewunken und ihm erklärt, sie wolle gerne seine Freundin sein, aber ganz bestimmt nicht seine Schwulen-Mutti. Überhaupt war Anne manchmal ein bisschen direkt. Eigentlich war Can das inzwischen auch gewöhnt, aber mit ihrer neuesten Aktion hatte sie ihn trotzdem völlig verblüfft. Und sie war auch schuld, dass er nun zum Bahnhof gehen musste, um Jo abzuholen, den er nicht einmal kannte! Er wusste nur, was Anne ihm über ihren Cousin erzählt hatte.
Jo's Freundin hatte sich erst vor recht kurzer Zeit von ihm getrennt. Er hatte daraufhin einen neuen Job gesucht. Anfang des Jahres würde er eine Stelle in einer Anwaltskanzlei in Köln antreten; dies erforderte einen Umzug. Seine neue Wohnung war ab Januar bezugsfertig. Dummerweise hatte er seine alte Wohnung aber schon zum Dezember verlassen müssen und daher zwei Wochen bei einem Freund verbracht, bis es zum Streit zwischen ihnen gekommen war. Für Can war es unbegreiflich, wie man sich mit einem Gast derart streiten konnte, und man ihn dann auch noch aus der Wohnung schmiss. Zumindest wenn er nicht kriminell oder gewalttätig geworden war, schrieb in Can's Augen doch die Gastfreundschaft vor, dass man sich für einen Monat mal zusammenriss. Und genau das war es gewesen, was er Anne auf ihren Bericht geantwortet hatte. Daraufhin hatte sie ihr blondes Haar hinter die Ohren gestrichen und wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt. „Ich wusste doch, dass ich bei dir ein offenes Ohr finden würde. Du hast als Türke eben noch ein Gefühl für wahre Gastfreundschaft! Wir würden Jo ja auch aufnehmen, aber bei uns ist einfach zu wenig Platz, seit die Freundin meines Bruders bei uns eingezogen ist. Ich mache drei Kreuze, wenn die beiden endlich ihr Häuschen im Grünen gefunden haben! Aber bei dir kann Jo bis nach Neujahr doch unterkommen. Klar, du hast nur eine Einzimmerwohnung, aber du hast immerhin ein Bett und außerdem eine bequeme Couch, die noch frei ist. Abgesehen davon ist ja bald Weihnachten, und da ist so eine gute Tat sowieso eine super Sache!“ Eine Zeitlang hatte Can Anne daraufhin nur ungläubig angestarrt, bis er die Stimme schließlich gesenkt hatte, damit nicht alle Leute im Bistro hörten, was er einzuwenden hatte.
„Anne, ich bin schwul. Was meinst du eigentlich, wie das funktionieren soll, wenn ich einen Kerl bei mir wohnen habe, mit dem ich ein einziges Zimmer teilen muss? Glaubst du nicht auch, dass er es seltsam finden wird, wenn er diverse Dinge feststellt?“ Anne hatte mit den Wimpern geklimpert und mit einem Grinsen erwidert: „Diverse Dinge? Was denn so zum Beispiel?“
„Das werde ich dir auch gerade sagen! Dinge des täglichen Lebens halt“, hatte Can verärgert erwidert. Daraufhin hatte Anne sich ihren eigenen Reim gemacht.
„Du meinst zum Beispiel so was wie 'ne Morgenlatte? Haben die nicht sowieso alle Männer, wenn sie aufwachen? Oder denkst du, du bekommst einen Steifen, wenn du Jo aus Versehen unter der Dusche siehst?“
Can hatte geschnaubt und tonlos erwidert: „Ja, zum Beispiel so was. Und noch einiges mehr. Mensch, Anne, das ist schließlich meine Wohnung! Da sind Bücher und Filme, die eine Hete sich wohl kaum reinziehen würde.“
Annes Augen waren groß geworden und etwas zu laut hatte sie gefragt: „Du hast schwule Pornos in deiner Wohnung?“
Als der Blick der Kellnerin ihn traf, zischte Can: „Nein, habe ich nicht! Aber schön, dass das halbe Bistro das jetzt denkt … Ich habe aber Filme, die über Schwule handeln.“ Anne hatte daraufhin abgewunken. „Ach, zufällig weiß ich, dass Jo auch schon Brokeback Mountain gesehen hat. Sogar im Kino! Seine Freundin hat ihn damals da reingeschleift. Mach dir also nicht zu viele Gedanken. Es geht doch nur um ein paar Tage, dann bist du ihn wieder los. Oder soll er etwa unter der Brücke schlafen? Dann hat er ja nur noch die Qual der Wahl. Die Severinsbrücke würde sich wegen des Parkplatzes auf der Deutzer Seite anbieten. Da kann er dann sogar noch die Leute um Kleingeld anpumpen, wenn sie ihre Kohle in den Automaten stecken. Oder er nimmt die Deutzer Brücke, oder doch lieber die Hohenzollernbrücke?“
„Jetzt hör schon auf! Du tust ja so, als wäre ich nun allein dafür verantwortlich, was aus ihm wird.“ Anne hatte gelächelt und erwidert: „Irgendwie bist du das auch. Mal ehrlich, Can, was kostet es dich schon, ihn für ein paar Nächte bei dir schlafen zu lassen? Haushaltsgeld bekommst du auf jeden Fall! Und ansonsten ist Jo ein eher ruhiger Typ. Der geht dir ganz bestimmt nicht auf den Sack.“
Can hatte die Augen wegen Annes Wortwahl verdreht. „Kann er denn nicht bei seiner Freundin schlafen?“ „Welche Freundin?“, hatte Anne verwirrt erwidert. „Na die, die ihn in Brokeback Mountain geschleppt hat.“
„Ach die! Nein, die sind doch schon seit ein paar Wochen nicht mehr zusammen. Sie hat sich von ihm getrennt.“ Can hatte geseufzt. „Du sagst das so, als müsste ich das wissen.“ Anne hatte abermals gelächelt und ihre Stimme hatte heiter geklungen. „Ich weiß, dass er bei dir in den besten Händen ist. Du bist einfach ein prima Kerl! Und mach dir keine Sorgen, dass du unfreiwillig auf ihn anspringen könntest. Jo ist hässlich wie die Nacht.“
Das war der Zeitpunkt gewesen, als Can erleichtert und enttäuscht zugleich gewesen war. Schließlich hatte er gemurmelt: „Dann ist es ja kein Wunder, dass seine Freundin ihn verlassen hat. Er soll mal seine Koffer packen, dein hässlicher Cousin. Ich teile meine Wohnung mit ihm bis Neujahr, und dann lädst du mich zum Dank zum Essen ein. Aber nicht an irgendeinen Imbiss, sondern in ein richtiges Restaurant! Und ich möchte auch noch ein Dessert.“ Anne hatte gestöhnt. „Wow, essen in einem feinen Schuppen und womöglich noch so eine fette Herrentorte als Nachtisch?“
„Klingt schon mal nicht schlecht“, hatte Can jovial erwidert. „Na gut, der Deal steht!“ Anne hatte ihn sogar einschlagen lassen. „Weißt du, was mich wundert?“, hatte sie dann gefragt. „Natürlich nicht, aber ich werde es jetzt bestimmt erfahren.“
„Warum hältst du es eigentlich immer noch geheim, dass du auf Männer stehst?