Lex Warren - Jagd durch das Universum - Hanna Julian - E-Book

Lex Warren - Jagd durch das Universum E-Book

Hanna Julian

0,0

Beschreibung

Lex Warren ist einer der besten Kopfgeldjäger der Erde. Sein neuester Auftrag klingt vielversprechend, führt er ihn doch auf den Gay-Urlaubsplaneten Yaga. Doch der Mann, den er festnehmen soll, kann ihm entkommen. Eine wilde Jagd beginnt, und Lex wird schnell klar, dass der attraktive Ryan Denver mehr verbirgt, als es zunächst den Anschein hat. Gay SF Roman

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 517

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Hanna Julian

Lex Warren

Jagd durch das Universum

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2013

http://www.deadsoft.de

© the author

Cover: Irene Repp

Motive:

Weltall: © Molodec – shutterstock.com

Mann: © Aaron Amat – fotolia.com

1. Auflage

ISBN 978-3-944737-16-4 (print)

Prolog

Die Kriege sind vorüber und mit ihnen die größten Schrecken, die das Universum erschütterten. Das oberste Ziel ist es, den Frieden zu wahren und die Feinde dieser Bemühungen zu verfolgen und zu bestrafen.

Kein Individuum darf das interstellare Friedensabkommen gefährden.

Jede Rasse ist dazu angehalten, ihre Kopfgeldjäger damit zu beauftragen, jene Störer aufzuspüren und ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen, um die Gesellschaft zu schützen.

Für das Wohl aller. Für den Frieden in der Galaxis.

1. Kapitel

Der Raum war schwach beleuchtet. Im hinteren Teil waren zwei unbekleidete Personen auszumachen. Mit einem dumpfen Geräusch wurde der schlanke Körper eines Mannes im mittleren Alter gegen die Wand des gläsernen Raumteilers gepresst. Sein Kopf war kahl, sein Gesicht markant, die Augen dunkel und voller Feuer. Keuchen drang aus seinem Mund, es klang äußerst erregt. Hinter ihm stand Lex Warren und versenkte sein erigiertes Glied in dem verführerisch engen Anus des Mannes. Unter den harten Stößen wurde das Keuchen lauter und lauter.

„Ja, das gefällt dir! Ich weiß, dass du das brauchst! Ich brauche es auch! Einen … richtig … harten … tiefen … Fick!“

Bei jedem Wort brachte sich Lex bis zum Anschlag in den Hintern, dann verharrte er und genoss den süßen Moment, als das Pulsieren in seinem Glied durch den befreienden Orgasmus die Krönung fand. Hemmungslos pumpte er sein Sperma in den warmen Körper, füllte ihn und besaß ihn somit auf die Weise, wie der andere es wollte. Er feuerte ihn mit Worten an, die Lex rau aufstöhnen ließen. Das derbe Vokabular war das, was Lex jetzt brauchte. Nicht weichgespülten Romantik-Mist, sondern scharfe und klare Ausdrücke, die deutlich machten, worum es ging, und die ihn so sehr anstachelten, dass er den Höhepunkt richtig auskosten konnte.

„Kannst du nicht zur Abwechslung mal einen echten Menschen vögeln?“, erklang eine Stimme von der Tür her. Lex’ Kopf wirbelte herum. „SHP beenden!“, bellte er und griff nach einem Handtuch, das über einer Stuhllehne hing. Der Mann vor ihm wurde zu einem rasant kleiner werdenden Lichtstrahl und verschwand im Nichts.

„Scheiße, Benahra, du hast den Zugangscode zu meiner Wohnung nur für Notfälle!“ Er schlang sich das Handtuch um den Unterleib, sein muskulöser Körper war von Schweiß bedeckt. Die Frau namens Benahra betrachtete ihn selbstbewusst und ohne Hemmungen. Lex fragte sich, ob die Frauen der Rasse der Dolexiden, zu der sie gehörte, tatsächlich ihre Männer systematisch versklavten. Laut den Mythen konnten sie gar nicht anders, da diese Form der ungleichen Partnerschaft in den Genen der jeweiligen Geschlechter verankert sein sollte. Lex zweifelte keine Sekunde daran. Die außerordentlich schöne Frau hatte vor allem eines: eine starke und mitunter sogar furchteinflößende Ausstrahlung, zudem ein äußerst freches Mundwerk. Bei ihm selbst hielt sie sich meist zurück, doch Männer, die weniger Biss hatten, waren ihr hoffnungslos unterlegen. Lex arbeitete gerne mit ihr zusammen, aber ihr Eindringen in seine Wohnung hatte ihn wütend gemacht. Er fuhr sich mit der Hand durch das dunkle Haar und seine grünen Augen schickten ihr einen warnenden Blick. Sie schulterte die Tasche neu, die sie bei sich trug, bückte sich mit einem lasziven Lächeln und hob Lex’ Shorts auf, um sie ihm hinzuhalten. Er riss ihr das Kleidungsstück aus der Hand, ließ das Handtuch fallen und schlüpfte in die Unterhose. Benahra ließ ihren Blick während der Aktion auf seine Körpermitte gerichtet.

„Weißt du, im Vergleich zu anderen Erdenmännern bist du nicht schlecht ausgestattet. Ich begreife nicht, warum du es vorziehst, das Sexual Hologramm Programm zu benutzen und es mit Typen zu treiben, die sich nach dem Akt in Luft auflösen.“

„Ich benutze das SHP, weil sie sich nach dem Sex in Luft auflösen. Um ehrlich zu sein, Benahra, würde ich es begrüßen, wenn du dich jetzt ebenfalls in Luft auflöst, sonst könnte es sein, dass ich dir deinen hübschen schlanken Hals umdrehe, weil du nicht nur meine Privatsphäre verletzt, sondern meine Intimsphäre. Ich weiß ja nicht, wie ihr das auf eurem Planeten handhabt, aber wenn ich Sex habe, kann ich auf Überraschungsbesuch gut verzichten!“

„Stell dich nicht so an. Du siehst gut aus beim Sex, und du riechst ganz passabel … für einen Menschen, meine ich.“ Sie sog demonstrativ tief Luft durch die Nase ein.

Lex starrte sie finster an. „Also, warum bist du hier?“

Benahras grünlich schimmernde Haut wurde eine Nuance dunkler, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass sie sich einem ernsten Thema zuwandte.

„Es handelt sich tatsächlich um einen Notfall. Es geht um einen Auftrag, den du sofort übernehmen musst.“

„Welchen Auftrag ich übernehme und welchen nicht, entscheide immer noch ich! Du bist meine Kontaktperson zur Regierung, nicht mein Boss, ist das klar?“

Benahra sah gekränkt aus, aber sie hatte sich schnell gefangen. „Natürlich bin ich nicht dein Boss, aber die Regierung bittet dich inständig, den Job anzunehmen. Davon abgesehen dachte ich, dass wir Freunde wären.“

Lex’ ungnädige Miene wurde weicher. „Das sind wir, Benahra, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass du vergisst, dass ich ein Privatleben habe.“

„Du meinst ein Sexualleben?“

„Ja“, knirschte er und ahnte, dass er damit ihre Neugierde geweckt hatte.

„Warum benutzt du nicht das HPP statt des SHP? Hätte das nicht Vorteile für einen Menschen?“

Lex griff zu seiner Jeans und seinem Shirt. „Weil ich einem holographischen Partnerprogramm nichts abgewinnen kann. Ich brauche niemanden, der ständig um mich ist und so tut, als würde er mich lieben, obwohl er in Wahrheit nicht einmal existiert. Das SHP reicht mir völlig. Es ist abwechslungsreich, steril, willig und es nervt nicht mit Ansprüchen oder hirnrissigen Erwartungen, die kein Mensch erfüllen will.“

„Einleuchtend … wenn man auch einschränken müsste, dass du sie nicht erfüllen willst. Ich kenne Menschen, die mit einem holographischen Partner sehr zufrieden sind.“

Lex hatte sich angezogen und wies auf die Sitzmöbel in seinem Wohnraum, worauf er und Benahra sich niederließen. Ein niedriger Tisch stand vor ihnen, neben dem Benahra ihre Tasche abstellte. Das Zimmer war gemütlich eingerichtet. Einige Lichtkunstwerke von Ibena Horlen vom Planeten Thix schmückten die Wände und tauchten den Raum in ihre diffusen Schatten. Lex machte eine Geste mit der Hand, um die Deckenbeleuchtung zu aktivieren und damit den Rest der erotischen Stimmung zu vertreiben. Er dachte darüber nach, ob er Benahra eine noch nähere Erklärung für seine Entscheidung schuldig war. Dann ging er jedoch in die Offensive. „Und was ist mit dir? Warum benutzt du nicht das HPP?“

„Ich bin kein Mensch“, sagte sie knapp.

„Das HPP kann auch Dolexiden erschaffen. Was hindert dich daran, dir hier einen Lebenspartner zu kreieren?“

Benahras Haut wurde so dunkel, wie Lex es noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Die honigfarbenen Augen wichen ihm aus. „Die Art, wie meine Rasse mit Männern umgeht, entspricht nicht meinen persönlichen Überzeugungen. Selbst wenn es ein Hologramm kaum stört, so würde es immer noch mich stören, wie ich mich entwickeln würde. Ich bevorzuge daher ebenfalls von Zeit zu Zeit das SHP.“

Lex lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ Benahra nicht aus den Augen. „Sieh mal an. Mich kritisierst du, aber dir selbst traust du nicht über den Weg. So landen wir beide bei holographischem Sex.“

„Ich weiß, dass du im Gegensatz zu mir eine Beziehung führen könntest, in der dein Partner auf seine Kosten käme. Du könntest einen anderen glücklich machen.“

„Du überschätzt mich. Ich habe keine Zeit für so was. Du sorgst ja fleißig dafür, dass ich immer aus meinem alltäglichen Leben gerissen werde.“

Benahra seufzte. „Die Regierung, Lex, nicht ich.“

„Okay, erzähl mir, was die von mir wollen, wenn es so unglaublich wichtig ist.“

„Es geht um einen Mann namens Ryan Denver. Kennst du ihn?“

„Nicht, dass ich wüsste. Sollte ich?“

Benahra zuckte mit den Schultern. „Es könnte sehr gut sein, dass ihr euch mal über den Weg gelaufen seid.“

„Ach, und wo hätte das passieren sollen?“ Lex ahnte bereits, worauf die Bemerkung der Dolexidin abzielte. Sie zuckte mit den Schultern. „Er ist schwul.“

„Das ist ja wirklich eine ganz tolle Erklärung, Benahra! Er ist schwul, ich bin schwul … na, dann MÜSSEN wir uns natürlich kennen. So wie ich jedes schwule Lebewesen der ganzen Galaxis kenne. Wir treffen uns nämlich extra alle einmal wöchentlich, um nur ja dem dümmlichen Vorurteil gerecht zu werden, das Heten gerne am Leben erhalten. Wolltest du mir sonst noch ein Klischee auftischen oder sind wir damit für heute durch?“ Er hatte sich in Rage geredet und jeder Muskel seines Körpers war angespannt vor Zorn.

„Lex, beruhig dich! Ich weiß, dass dich solche Sprüche ankotzen, aber du solltest mir zutrauen, dass ich es aus einem bestimmten Grund erwähnt habe. Ryan Denver war hier in der Stadt. Er hatte ein Appartement am Shuttle-Hafen. Er arbeitete für Senator Kellim, der ihn mit verschiedenen Botendiensten beauftragte. Für die Kurierdienste stand ihm ein Shuttle der Regierung rund um die Uhr zu Verfügung. Als er es zuletzt benutzte, tat er es ohne Auftrag und kehrte nicht zurück. Senator Kellim ist ungehalten. Denver hat ihm etwas von großem Wert und noch größerer Brisanz entwendet. Zumindest vermute ich, dass die Sache brisant ist. Wir haben höchste Geheimhaltungsstufe.“

„Er hat wohl nicht nur das Tafelsilber mitgehen lassen. Du weißt doch bestimmt mehr.“

„In diesem Fall leider nicht. Meine Informanten konnten mir keine weiteren Auskünfte geben und Kellim hat es strikt verweigert, genaue Angaben zu machen. Du sollst Ryan Denver nur finden, ihn unverzüglich dem Senator übergeben, deinen Lohn kassieren und die Sache danach schnellstens vergessen.“

„Ich lasse mir nur ungern sagen, was ich zu vergessen habe – nicht mal von einem Senator!“

„Ich weiß. Wenn du Denver findest, erfährst du vielleicht durch ihn mehr.“

Lex grinste. „Du bist so neugierig wie ich, was dahinter steckt.“

Die Augen der Dolexidin funkelten, ein Lächeln entstand auf ihrem Gesicht. „Du kennst mich gut, Lex. Ich gebe zu, dass mir Kellims Auftreten nicht gefallen hat. Für einen Moment stellte ich mir vor, wo er sich auf meinem Planeten wiederfinden würde, und der Gedanke verschaffte mir Genugtuung. Aber wir befinden uns nun mal auf der Erde und hier hat er Macht. Und wir haben einen Auftrag, den er finanziert.“

„Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich den Fall übernehme. Warum will Kellim ausgerechnet mich? Er war nie ein großer Fan von mir. Es ist der erste Job, den ich von ihm erhalte. Hat er dir einen Grund dafür genannt?“

Benahra machte eine vage Geste. „Er brauchte mir das nicht zu begründen. Es war logisch, dass er dich für den Fall auswählen würde.“

Lex schnaubte genervt. „Weil klar war, dass Denver schwul ist, und weil ich es ebenfalls bin?“

„Nicht ganz. Der eigentliche Grund ist ein anderer. Nachdem Kellim mir den Auftrag erteilt hatte, durchsuchte ich Denvers Wohnung. Ich fand unter anderem einige gespeicherte Holo-Programme. Sie alle waren sexueller Natur. Ich konnte drei der Programme anhand der Identifizierung der beteiligten Sexualpartner bereits als reale Erinnerungen ausmachen. Die vierte entstand innerhalb der letzten drei Wochen. Ich überprüfe sie noch.“

„Ist es wichtig, ob die vierte auch real war?“

„Sag du es mir!“ Benahra blickte ihn fordernd an.

Lex verzog sein Gesicht vor Ärger. „Woher soll ich das wissen? Hör auf mit den Spielchen und sag mir, was Sache ist!“

Sie lehnte sich zurück und presste die Lippen aufeinander. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den hohen Wangenknochen sah wunderschön aus und ihr scharfer Verstand machte sie noch attraktiver. Lex bekam eine Ahnung davon, warum die eher beschränkten dolexidischen Männer ihren Frauen in jeder Hinsicht unterlegen waren. Benahras Miene wurde hart und ihre Augen beobachteten Lex, als sie sagte: „Die vierte Person in den sexuellen Erinnerungen von Ryan Denver bist du.“

*

Lex starrte Benahra einen Moment lang verwirrt an, bevor Wut in ihm aufkeimte. „Ich kenne ihn nicht! Sein Name sagt mir gar nichts. Los, zeig mir ein Bild von ihm!“

Benahra hatte offensichtlich mit der Aufforderung gerechnet und zog einen transportablen Viewer aus der Tasche, um ihn Lex hinzuhalten. Ein blonder Mann mittleren Alters war darauf zu sehen. Er lächelte, was Lex darauf schließen ließ, dass ihm bewusst gewesen war, dass sein Abbild auf einem Viewer landen würde. Seine Augen waren ungewöhnlich – das eine war blau, das andere braun.

„Er hat eine Iris-Heterochromie“, erklärte Benahra.

Lex lachte rau. „Also ist doch was hetero an dem Kerl. Hör zu: Ich kenne ihn nicht. Wenn ich mit dem Typen Sex gehabt hätte – und das innerhalb der letzten drei Wochen – würde ich mich garantiert an ihn erinnern.“

„Ja, das würdest du. Wäre sicher eine Abwechslung zu einem SHP gewesen.“ Lex sah sie finster an. Benahra lächelte beschwichtigend. „Er sieht gut aus, nicht wahr?“

Lex zögerte, nickte schließlich und wiederholte: „Ich kenne ihn nicht.“

„Dann kannst du mir also nicht erklären, wie er an eine sexuelle Erinnerung mit dir kommt?“

„Nein, das kann ich nicht. Und mir kann ich es ebenso wenig erklären. Aber ich werde es herausfinden!“

Benahra legte den Viewer auf den Tisch. „Das heißt, du nimmst den Fall an?“

„Was bleibt mir sonst übrig? Es ist offensichtlich, dass es eine Verbindung zwischen uns gibt, und ich muss herausfinden, welche es ist.“

Benahra lächelte und offenbarte damit Genugtuung. „Ich habe keine andere Reaktion von dir erwartet.“

Lex ignorierte ihre Selbstgefälligkeit. „Wann hat sich Denver aus dem Staub gemacht?“

„Er ist vor drei Tagen verschwunden. Senator Kellim vermutet ihn auf Yaga.“

Lex zog die Augenbrauen in die Höhe. „Auf Yaga?“ Er lachte. „Mir scheint, du warst mit deinen Klischees nicht ganz fertig. Warum sollte ein Dieb, der einen Senator bestohlen hat, ausgerechnet auf den Gay-Urlaubs-Planeten fliegen? Die Einreisebestimmungen mögen zwar heterosexuelle Männer fernhalten, aber einem Senator sollte es möglich sein, ihn dort aufzuspüren. Das ist sicher auch Ryan Denver bewusst.“

„Richtig! Der Senator hat viel zu viel Zeit verstreichen lassen, seit Denver verschwunden ist. Er hat vermutlich gehofft, dass der sich bei ihm meldet, um eine Forderung zu stellen, was aber wohl nicht der Fall war. Er will die Sache so unauffällig wie möglich regeln. Das ist der Grund, warum er dich ausgewählt hat. Du dürftest dank seiner Sondergenehmigung trotz der langen Anmeldefristen keine Probleme bekommen, auf Yaga einzureisen. Außerdem wirst du dich dort hervorragend zurechtzufinden, wenn mich nicht alles täuscht, warst du zwei oder drei Mal dort.“

„Stimmt, aber Yaga ist groß. Man läuft sich dort nicht über den Weg, falls du das glaubst.“

Benahra lächelte. „Ich denke, du wirst ihn ausfindig machen. Außerdem liegt der Verdacht nahe, dass Denver sogar wollte, dass du auf ihn angesetzt wirst. Warum sonst hätte er eine Erinnerung generieren sollen, die ihn mit einem der besten Spürhunde der Erde zeigt?“

Lex kratzte sich an der Stirn. „Du denkst also, er erwartet mich sogar? Was ist mit Senator Kellim? Er weiß um die gefakte Erinnerung, nicht wahr?“

„Ich habe sie ihm vorgespielt“, bestätigte die Dolexidin.

„Das ist toll, Benahra … ganz toll! Hatte ich mal erwähnt, dass mir meine Intimsphäre enorm wichtig ist?“

„Es war Beweismaterial. Ich musste es ihm vorspielen. Wir haben die Wohnung wirklich komplett auf den Kopf gestellt und fanden deutliche Hinweise darauf, dass Denver bereits ein paar Mal auf Yaga war. Zu deutliche Hinweise, um nur Zufall zu sein. Es scheint so, als wollte er uns mit der Nase drauf stoßen. Mit dem Shuttle wäre Yaga für ihn leicht zu erreichen, und da er die Spur bis zu dir gelegt hat, wäre es logisch, wenn er dort auf dich wartet.“

Lex verdrehte die Augen. „Alles ein bisschen zu offensichtlich, oder? Der spielt ein Spiel und wir sollen artig mitspielen? Der Fall stinkt mir gewaltig. Sieht ganz so aus, als würde ich in eine Falle tappen. Warum sollte ich das also tun?“

Benahra strich sich das lange schwarze Haar zurück, das ebenfalls von einem grünen Schimmer durchsetzt war. Ihre Stimme blieb gelassen. „Ich mache mir keine Sorgen, dass du dich einer solchen Falle nicht entwinden könntest. Senator Kellim lässt sich das alles eine ganze Menge kosten. Er bietet dir ein luxuriöses Privatshuttle an, das mit allem ausgestattet ist, was du dir vorstellen kannst und das nach der Erledigung des Jobs dir gehören soll. Du kennst die Kosten für so einen Gleiter, den würde ich mir an deiner Stelle nicht entgehen lassen. Außerdem stellt er dir vorab fünf Tausender Einheiten mit je zehn Bündeln Delani zur Verfügung, die als intergalaktische Währung praktisch überall angenommen werden. Wenn du ihm Denver übergeben hast, bekommst du zehn weitere Einheiten. Ich würde sagen, danach kannst du dich erst mal zur Ruhe setzen.“

Lex stieß verblüfft die Luft aus. „Insgesamt fünfzehn Einheiten Delani, plus ein Shuttle von so hohem Wert? Was bitte könnte Denver gestohlen haben, dass mir der Senator eine solche Summe für dessen Ergreifung zahlt?“

Benahra hob warnend die Hände. „Das ist die Sorte von Fragen, die du nicht stellen solltest. Senator Kellim hat klargemacht, dass uns beide das nichts angeht. Vergiss nicht, er ist ein vermögender Mann. Für ihn ist das nicht mehr, als eine gut angelegte Investition.“

„Wie viele Einheiten Delani hat er dir angeboten, wenn du es schaffst, mich für den Fall zu gewinnen?“

Für einen Moment reagierte die Dolexidin nicht, dann umspielte ein leichtes Lächeln ihre Mundwinkel. „Ich bekomme drei Tausender Einheiten mit je zehn Bündeln. Damit kann ich endlich meine Einbürgerung als Erdling bezahlen.“

Lex war überrascht. „Du willst endgültig auf der Erde bleiben? Du bist Dolexidin, ist der Schritt sinnvoll?“

„In meinem Herzen bin ich eine Erdenbürgerin. Ich kann auf meinem Heimatplaneten nicht glücklich werden.“

„Kannst du es hier? Willst du auf einem Planeten leben, der ein kleines Vermögen von dir verlangt, nur damit du nicht jedes Jahr für ein paar Tage nach Dolex zurückkehren musst?“

Benahra wich seinem Blick aus, dennoch hatte Lex in ihren Augen etwas gesehen, das ihn erstaunte: Angst. Als sie sprach, klang ihre Stimme jedoch fest und ein wenig aggressiv.

„Was weißt du von der Überwindung, die es mich jedes Mal kostet, nach Dolex zurückzukehren? Meine Familie setzt stets alles daran, dass ich den Planeten nicht mehr verlasse. Sie lädt Männer ein, die sich nach mir verzehren, und die von ewiger Treue faseln, obwohl ich sie nicht einmal kenne. Immerzu hält man mir vor, wie gut ich es auf meinem Heimatplaneten haben könnte. Niemand will verstehen, dass mich meine Arbeit hier mit aller Zufriedenheit erfüllt, die ich benötige. Immer, wenn ich aufbreche, versucht man, mich zum Bleiben zu überreden. Sie manipulieren meinen Geist. Ich kann mich dagegen wehren, aber ich bin den Kampf leid! Wenn ich das notwendige Geld habe, werde ich dafür sorgen, dass ich nie wieder zurück muss.“

Lex nickte bedächtig. „Es ist deine Entscheidung. Wenn das dein größter Wunsch ist, solltest du ihn dir erfüllen.“

„Das werde ich. Danke für dein Verständnis. Obwohl ich spüre, dass du mich für verrückt hältst.“ Ein Lachen entrang sich seiner Kehle.

„Andere Frauen würden ein Vermögen dafür ausgeben, einen willigen, untertänigen Ehemann zu bekommen, der ihnen zu Füßen liegt und sich um alle unangenehmen Belange kümmert. Einen Kerl, der bedingungslos treu ist und aufs Wort gehorcht.“

„Würdest du so einen Mann haben wollen? Einen, der sich von dir befehligen lässt? Der nie etwas anzweifelt, was du tust, und der dir damit  kein echtes Feedback geben kann?“

„Nein, ich mag Männer mit Rückgrat und eigener Meinung.“ Lex dachte darüber nach, dass seine sexuelle Vorliebe allerdings Männern galt, die zuließen, dass er ihren Willen brach, aber diese Information würde Benahra ihm nicht entreißen. Da er der Ansicht war, dass erotische Spiele eigenen Regeln unterlagen, hatte er seine Worte mit Nachdruck ausgesprochen.

„Siehst du, wir sind uns gar nicht so unähnlich. Auch wenn ich zugeben muss, dass es mir oft genug schwerfällt, meine angeborenen Verhaltensweisen zu kontrollieren. Wusstest du, dass eine Dolexidin statistisch gesehen im Laufe einer Beziehung über 1500 verschiedene Arten der Bestrafung an ihrem Partner vornimmt?“

Lex hoffte, dass sie lachte oder sonst ein Zeichen gab, dass es sich um einen Scherz handelte. Benahra schaute ihn nur abwartend an.

„Nein, das wusste ich nicht. Aber es zeugt von einem hohen Maß an Kreativität.“ Er lächelte schief.

„Ich verwende meine Kreativität und meine Kraft lieber auf meinem Job.“

Lex nickte. „Ich werde mich gleich morgen früh auf den Weg nach Yaga machen. Wie viel freie Hand habe ich bei der Gewaltanwendung, falls Denver mir nicht freiwillig zur Erde zurück folgen mag?“

„Du hast völlig freie Hand. Die einzige Voraussetzung ist, dass Denver vernehmungsfähig ist, wenn du ihn Senator Kellim übergibst.“

Lex wischte sich mit einer Hand nachdenklich über den Mund. Er sah Benahra in die Augen und erkannte, dass sie das gleiche dachte, wie er.

„Das alles erscheint mir eine Spur zu groß und zu brutal für einen Diebstahl. Ich bin gespannt, was mich bei Ryan Denver für ein Typ erwartet. Wenn er schützen will, was er entwendet hat, würde er kaum auf Yaga einen Kurzurlaub einlegen. Wie dem auch sei, es gibt eine Menge, was ich vorbereiten muss, bevor ich aufbrechen kann.“

Benahra erhob sich und inspizierte kurz den Raum, bevor sie sich Lex zuwandte. „Du hast eine schöne Wohnung, aber du hast nie einen Zweifel daran gelassen, dass es dich ans Meer zieht. Ein Haus am Strand und einen Shuttle-Platz direkt daneben. Dieser Fall ist deine große Chance, Lex. Du hast bereits in der Vergangenheit Gewalt angewendet, um Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Lass dich nicht von Denvers hübschem Gesicht beeindrucken, oder von seinem heißen Körper. Er ist derjenige, den du fassen und ausliefern sollst, vergiss das bitte nicht!“

„Seit wann lasse ich mich bei einem Job von solchen Äußerlichkeiten beeindrucken? Es ist etwas anderes, das mich stört. Wie du sagtest, habe ich schon viele Verbrecher gejagt und der Justiz übergeben. Der Unterschied liegt allerdings darin, dass man mir bei jedem anderen Auftrag eine umfassende Akte überreichte. Jetzt soll ich mich auf die Worte des Senators verlassen, die noch dazu über dich vermittelt wurden. Es gibt nichts Schriftliches, keine Kommunikation mit ihm, die ich hätte aufzeichnen können. Das unterscheidet den Fall von den anderen. Abgesehen von dem Geld und dem Luxus natürlich, die mir in Aussicht gestellt werden.“

Benahra öffnete die Tasche, die sie anfangs auf dem Boden abgestellt hatte. „Ich verstehe deine Bedenken, aber ich teile sie nicht. Und vielleicht hilft es dir, dich ausschließlich auf den Auftrag zu konzentrieren, wenn du siehst, was er dir einbringt.“

Sie griff in die Tasche und holte fünf Einheiten Delani heraus. Die gebündelten Scheine schimmerten orangerot wie die aufgehende Sonne. „Es sind alles Tausender. Das ist erst die Anzahlung. Dein Gleiter wird morgen früh im Shuttle-Hafen auf dich warten. Ich wünsche dir viel Glück.“

Sie schloss die Tasche und ging auf die Tür zu. Dann drehte sie sich noch einmal um und betrachtete Lex eingehend. „Du hast mich gar nicht gefragt, was in Denvers holographischer Sex-Erinnerung mit dir zu sehen war.“

„Ist das für den Fall relevant?“

„Nein, ich denke nicht, aber vielleicht möchtest du es gerne wissen.“

„Es ist mir egal, was es da zu sehen gab. Es war nicht real. Ehrlich gesagt interessiert es mich nicht im Geringsten, wie ich mit jemandem gevögelt habe, dem ich in Wahrheit nie begegnet bin. Was immer du da zu sehen bekommen hast, war nicht ich.“

Sie nickte bedächtig. Einzelne Strähnen fielen ihr locker über die Schultern, ihre Brüste waren unter der engen Kleidung gut zu erkennen. Ihre Stimme klang abschätzend. „Du hast recht. Was ich in den Erinnerungen zu sehen bekommen habe, warst nicht du. Aber dein nackter Hintern sieht dem in Denvers Erinnerungen verdammt ähnlich. Du warst der aktive Part, der wenig Widerspruch duldete. Und du hast beim Höhepunkt sogar ganz ähnliche Worte verwendet wie vorhin.“

Mit ihren Ausführungen erinnerte sie ihn daran, dass sie zuvor rücksichtslos in seine Privatsphäre eingedrungen war. Das Ärgerlichste an der Sache war, dass Lex anfing, ihre Gründe dafür zu verstehen.

*

Nachdem Benahra gegangen war, kreisten ihre Worte in Lex’ Kopf. Er sollte also beim Orgasmus das Gleiche gesagt haben, wie sein holographisches Pendant? Das war interessant, aber nicht weiter verwunderlich. Die Auswahl der Worte war nicht für ihn allein reserviert. Es gab mit Sicherheit viele Menschen, die im Augenblick höchster Erregung derbe Worte verwendeten. Welches Vokabular man dafür wählte, war einerlei. Allerdings war es bemerkenswert, dass Denver ihn offenbar so eingeschätzt hatte, als er die Erinnerung kreierte. Immerhin gab es viele andere Arten, den nahenden Höhepunkt zu genießen – von still, bis zur Aufforderung, selbst hart rangenommen werden zu wollen. Dass Denver ihn als dominant eingestuft hatte, war interessant. Andererseits entsprach es dem Bild, das die Öffentlichkeit aufgrund seiner hartnäckigen Verfolgungsjagden auf Gesetzesbrecher von ihm hatte.

Lex ließ sich auf die Couch fallen und schloss die Augen. Benahra hatte ihn so unvermittelt überfallen, dass er nicht einmal Gelegenheit gehabt hatte, den tiefen Frieden zu genießen, den sein ausgepumpter Körper ihm nach dem Sex schenkte. Er versuchte, es nachzuholen. Nach ein paar Sekunden musste Lex feststellen, dass dieser Frieden nicht mehr existent war. Der neue Fall nagte bereits an seinem Gemüt und brachte seinen Jagdtrieb in Wallung. Als er sich vor etwa fünf Jahren zum ersten Mal auf die Suche nach einem Gesetzesbrecher gemacht hatte, war er noch unbekannt gewesen und hatte mehr Glück als Verstand gehabt, dass das Strahlenkanonenfeuer, in das er durch einen Hinterhalt geraten war, ihn nicht getötet hatte. Im Moment höchster Not hatte er nicht danach gefragt, wer ihm zur Hilfe geeilt war. Eine ihm unbekannte Frau hatte mit ihm gemeinsam auf seine Feinde geschossen. Er hatte dank ihr aus seiner beinahe tödlichen Falle entkommen können. Noch während er Blickkontakt mit seiner Retterin aufgenommen hatte, war sie vor seinen Augen mittels eines portablen Transporters verschwunden.

Lex hatte von da an nicht nur darüber gegrübelt, was bei seinem Plan so schrecklich schief gelaufen war, sondern auch, warum ausgerechnet eine Frau mit dolexidischer Abstammung seinen Tod verhindert hatte.

Nachdem es ihm zwei Tage später gelungen war, seinen Job zur Zufriedenheit seines Auftraggebers zu erledigen, und den Verfolgten der Justiz zuzuführen, war am Abend die Frau erneut aufgetaucht. Sie hatte sich ihm als Benahra Colhana vom Planeten Dolex vorgestellt und ihm in einer Bar einen Drink auf seinen Erfolg spendiert. Lex hatte das Gefühl gehabt, er müsse klarstellen, dass er nicht auf Frauen stand, denn sie war so offensiv gewesen und sprühte vor Sexappeal, dass Lex beinahe fürchtete, sie würde gegen seinen Willen über ihn herfallen. Als er ihr uncharmant die Tatsache erläutert hatte, dass sie ihn sexuell nicht interessierte, hatte sie nur gelacht und es hatte geraume Zeit gedauert, bis sie sich beruhigt hatte.

„Ich habe Ihnen nicht das Leben gerettet, um jetzt von Ihnen gevögelt zu werden. Das wäre mir auf Dauer zu viel Aufwand, nur um Sex zu haben.“

Er hatte sie schief angegrinst und den Rest seines nedanischen Bieres hinunter gekippt. „Warum haben Sie mir das Leben gerettet? Die Antwort sind Sie mir noch schuldig. Oder waren Sie etwa nur zufällig in der Gegend und hatten gerade nichts Besseres zu tun?“

„Nein, ich war nicht zufällig in der Gegend. Ich beobachte Sie seit ein paar Tagen.“

Lex hatte kaum glauben können, was sie ihm offenbarte. Noch viel weniger hatte er fassen können, dass er von der Beschattung nicht das Geringste bemerkt hatte.

„Sie haben das Talent zur Kopfgeldjägerin.“ Daraufhin hatte sie nur gelächelt und ihre ungewöhnlichen, goldfarbenen Augen hatten ein wenig an Glanz verloren.

„Ich fürchte, der Job wäre nichts für mich. Zumindest nicht auf der Erde. Dafür bin ich hier nicht unauffällig genug. Dennoch bin ich stolz, dass Sie mich nicht bemerkt haben. Ich muss zugeben, dass es damit zusammenhängen könnte, dass ich mich nie besonders nah an Sie herangewagt habe. Ich war Ihnen nicht direkt auf den Fersen, aber immer in Reichweite.“

„Das war offensichtlich nah genug, um mir aus einer verdammt brenzligen Situation zu helfen. Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie es auf mich abgesehen haben.“

„Zum ersten Mal sind Sie mir in der Behörde aufgefallen, als Sie sich als Ermittler eintragen ließen. Ich war mir sicher, dass wir uns gegenseitig helfen können. Aber ich wollte mir Ihre Arbeit erst einmal ansehen.“

Lex lachte bitter. „Im Klartext heißt das, dass Sie einen Job brauchen und daher in der Behörde auf Jagd nach einem Partner gingen ... Auf die Jagd nach einem Jäger. Sehr interessant. Und obwohl ich kläglich versagte, erwägen Sie eine Zusammenarbeit? Als was? Als ständige Rückendeckung?“

„Nein, nein, das nicht. Als Vermittlerin. Ich habe einige gute Kontakte zur Regierung. Die nutzen mir selbst nicht viel, denn ich bin nach wie vor auf dem Papier Dolexidin. Als ich auf die Erde kam, war ich die politische Vertreterin meines Volkes. Inzwischen wurde ich abgelöst, da der Posten der Diplomatin alle zwei Jahre neu besetzt wird, und die Vertreterinnen nach Dolex zurückgerufen werden, um eine zu intensive Anpassung an die Erdverhältnisse zu verhindern.“

„Warum sind Sie dann noch hier?“

„Weil ich mich hier wohlfühle. Aber ich brauche eine Arbeit, um bleiben zu können. Ich habe mich dazu entschieden, der Regierung der Erde zu helfen, indem ich Feinde des Systems aufspüre. Verbrecher, Banditen, Betrüger, die von der Justiz gesucht werden und für die eine Belohnung ausgesetzt ist. Doch ich kann nicht selbst als Kopfgeldjägerin arbeiten. Um jemanden ergreifen zu können, muss man näher ran, als ich es jemals bei Ihnen war.“

Lex stieß die Luft aus und bestellte zwei neue Biere. Die Bar war voll, lautes Stimmengewirr erfüllte den Raum, die Luft roch nach Alkohol und dem Rauch der ungiftigen Joola-Pflanzen vom einzigen Tabak-Export-Planeten Tretan V.

„Das klingt einleuchtend, aber wie Sie selbst erlebt haben, hat das mit meinem ersten Fall nicht besonders gut geklappt. Ich überlege gerade, mir einen anderen Job zu suchen. Vielleicht als Shuttle-Parkwächter in einem unserer Vergnügungsparks. Ich könnte diese lustigen holographischen Aufkleber an den Scheiben anbringen, die die Piloten auf dem Heimflug winkend in den Wahnsinn treiben.“

Die grünhäutige Frau sah ihn irritiert an. „Sie haben einen Scherz gemacht“, entschied sie.

„Ja, um ehrlich zu sein, bin ich verdammt frustriert, dass erst eine Amazone wie Sie auftauchen musste, um mir den Arsch zu retten.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Auf meinem Planeten ist das nichts Besonderes. Davon abgesehen haben Sie den Flüchtigen ohne meine Hilfe geschnappt. Ich habe Sie, wie ich bereits sagte, beobachtet. Sie haben großes Potenzial. Gute Kampftechniken und einen eisernen Willen. Manchmal zu eisern, weshalb Sie in die Lage geraten sind, aus der ich Ihnen half. Ich bin mir sicher, dass Sie lernfähig sind. Ihre Akten belegen das sogar eindrucksvoll. Sie haben einige Fehler im Leben gemacht, aber keinen zweimal! Sie sind derjenige, mit dem ich zusammenarbeiten möchte. Ich besorge Ihnen die Fälle und Sie legitimieren meinen Aufenthalt auf der Erde, indem Sie mich als Vermittlerin einstellen.“

Als der Barkeeper die Biere vor Lex abstellte, schob dieser eines der Gläser zu seiner Gesprächspartnerin hinüber.

„Sie haben das gut durchdacht. Ich glaube, ich schulde Ihnen noch etwas für meine Rettung. Wir können es als Team versuchen. Nennen Sie mich Lex.“

Sie hob das Glas an, in ihren Augen spiegelte sich Erleichterung wider. „Dann nennen Sie mich bitte Benahra.“

Auf das Gespräch in der Bar war die vorsichtige Annäherung zweier Personen gefolgt, die lernen mussten abzuschätzen, wie der jeweils andere reagierte. Manchmal glaubte Lex, dass es ihnen trotz vieler Erfahrungen, die sie miteinander gemacht hatten, immer noch nicht gänzlich gelungen war. Obwohl sie schnell zum vertraulichen Du übergegangen waren, und eine Menge persönlicher Gespräche geführt hatten, wurde ihm plötzlich bewusst, dass er nie zuvor so deutlich gespürt hatte, wie sehr Benahra sich einen endgültigen Aufenthalt auf der Erde wünschte. Und dass genau dies vielleicht der einzige Antrieb gewesen war, der sie beruflich mit ihm zusammengeschweißt hatte. Wider besseres Wissen hatte er geglaubt, sie sehne sich nach der Rolle in ihrer Gesellschaft, die ihr von Geburt an auferlegt worden war. Dass sie selbst nichts anderes als ein Flüchtling war, war ihm erst durch das vorhergehende Gespräch bewusst geworden.

2. Kapitel

Lex erhob sich von der Couch, ging zur Kammer – wie er selbst den kleinen Raum nannte, der seinen Besuchern für gewöhnlich verborgen blieb – und gab per Sprachbefehl den Code ein, der die Wand vor ihm geräuschlos zur Seite gleiten ließ. Dahinter wurden einige Regale sichtbar, in denen alles Nützliche lagerte, was er für seine Einsätze in anderen Welten benötigte. Eine Tasche stand bereit, in die er das Equipment packte, das er mitnehmen wollte. Der Großteil bestand aus Waffen verschiedenster Art. Lex entschied, dass er für den Ausflug auf den Urlaubsplaneten einige Extras mitnehmen konnte, die er normalerweise nicht auf Einsätze mitnahm.

Sein letzter Aufenthalt dort war ihm noch in guter Erinnerung. Er hatte sich vorgenommen, regelmäßig nach Yaga zu fliegen, um dort einen Urlaub voller sexueller Abenteuer zu erleben. Das Problem war, dass er in letzter Zeit nie den Arsch hochbekommen hatte, und die Arbeit ihm meist einen Strich durch die Rechnung machte, wenn er etwas plante, das zu seinem Vergnügen beitragen sollte. Das war auch einer der Gründe, warum es mit einer Beziehung nie recht geklappt hatte. Wer wollte schon mit einem Mann zusammen sein, der sich nachts aus dem Bett schlich, um sein Leben aufs Spiel zu setzen? Die Männer, die er kennengelernt, und mit denen er ansatzweise eine Beziehung geführt hatte, waren nicht wild drauf gewesen und hatten ihm nach einem solchen Vorkommnis den Laufpass gegeben. Wie Calvin, von dem er anderes erwartet hatte.

Der junge Kellner Calvin D’hano hatte darauf gestanden, von Lex beim Vögeln auf die harte Tour genommen zu werden. Er hatte ihm gleich bei ihrem ersten Treffen so nachdrücklich Sex angeboten, dass Lex für die eine Gelegenheit zugestimmt hatte. Sie hatten sich nach Calvins Schicht auf den Weg in Lex’ Wohnung gemacht und auf der Straße kaum die Hände voneinander lassen können. Calvin hatte ihn mit seinen devoten Forderungen geradezu verrückt gemacht und Lex hatte einmal mehr gespürt, wie sehr es ihn anmachte, wenn andere sich ihm sexuell unterwarfen. Als sie die Wohnung erreicht hatten, waren Calvins Hände im Rücken mit einem von Lex’ Schnürsenkeln gefesselt gewesen und eine Bisswunde an seinem Hals blutete leicht. Lex hatte sowohl die Fesselung als auch den Biss in einem dunklen Hauseingang ausgeführt und Calvin gezwungen, ihm dafür dankbar den Schwanz zu lutschen. Und obwohl Calvin nicht mehr viel gesprochen hatte, seit er seine Sklavenrolle angenommen hatte, hatte Lex an dessen Atmung und an seinen Augen deutlich ausmachen können, wie geil ihn das Ganze machte. Außerdem war da noch die prächtige Beule in seiner Jeans, die Lex unterwegs ohne Rücksicht erkundet hatte, um Calvin für die Erregung mit den Zähnen in seiner Haut zu bestrafen.

Kaum ging das Licht in der Wohnung an und die Tür war ins Schloss gefallen, hatte Lex Calvin zu Boden gezwungen, auf alle viere und mit gesenktem Kopf. Er zog dem jungen Mann brutal die Jeans aus, wobei der unsanft auf dem Bauch landete. Lex gab ihm gerade genug Zeit, sich auf die Knie zu begeben, um ihm die vor Erregung zitternden Beine auseinander zu kicken. Die Hände in Calvins Rücken hatten bereits begonnen, sich blau zu verfärben. Lex fluchte, weil das ganze Spiel gestört würde, wenn er sie mittendrin entfesseln musste. Das Warnsignal zu ignorieren, kam ebenso wenig infrage. Also griff er mit ein paar Fingern unter die enge Schnur und zerrte an ihr. Als er seine Finger zurückzog, war die Schnur gelockert und er musste nicht mehr fürchten, dass die Blutzufuhr gestoppt wäre. Calvins Handgelenke wiesen tiefrote Striemen auf, und Lex kam in den Sinn, dass sein Gespiele das sicher noch eine Zeitlang genießen würde, weil es eine Erinnerung an den vermeintlichen One-Night-Stand wäre.

Nur, dass es nicht bei einer Begegnung für eine Nacht geblieben war. Doch das hatte Lex zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen können, als er sich hektisch das Gleitmittel auftrug, um kurz darauf hinter Calvin Position einzunehmen und ihm zur Einstimmung ein paar feste Schläge auf den Hintern zu verpassen. Ein paar Mal hieb er mit der flachen Hand auf die helle Haut und hinterließ seine Abdrücke bei einem Kerl, von dem er nicht mehr wusste, als dass er unbedingt von ihm gevögelt werden wollte. Als er für seinen Geschmack genügend oft zugeschlagen hatte, spreizte er die malträtierten Pobacken und betrachtete die kleine, empfindliche Rosette. Sie zuckte unter dem Zittern des jungen Mannes leicht, und Lex war einen Moment lang nicht sicher, ob er ihn nicht zu hart gezüchtigt hatte. Dann senkte Calvin seinen Kopf so weit, dass seine Stirn den Boden berührte und sein Anus sich ein ganzes Stück mehr öffnete. Lex erkannte, dass er die Muskeln entspannte und es machte ihn scharf, so deutlich die Willigkeit seines Dieners für jene Nacht zu erkennen. Also rieb er sich in erregter Erwartung noch ein paar Mal mit der Hand, um sein Glied auf Höchstmaß anschwellen zu lassen. Wenn er die Gelegenheit hatte, seinen prallen Schwanz in den Hintern einer realen Person zu schieben, ohne allzu behutsam sein zu müssen, wollte er die verlockende Öffnung so weit dehnen, wie es ihm möglich war. Das tat er, als er seinen Ständer so positionierte, dass die Eichel durch einen Stoß bis tief in den Körper seines Gespielen vordringen konnte. Herrlich warm und eng umfasste ihn die Muskulatur, dehnte sich unter dem Druck und entlockte Calvin dadurch ein tiefes Stöhnen. Es klang lustvoll und Lex war sich sicher, dass er keine ernsthaften Schmerzen verursachte, sondern das harte Gefühl, das Calvin sich von der Begegnung erhoffte. Dies gab Lex grünes Licht, sich in schnellen und festen Stößen bis zum Anschlag in den willigen Körper zu treiben.

Er hielt kurz inne und spreizte die Pobacken, während er noch tief im Loch steckte. Die Rosette war weit gedehnt und die Haut gerötet. Lex schob sich langsam ein wenig vor und zurück, ohne den Blick von der Stelle zu nehmen. Das sah sehr geil aus und es fiel ihm schwer, nicht zu seinem hämmernden Rhythmus überzugehen. Er lauschte auf Calvins Atem, der bei jedem Zug von einem sehnsuchtsvollen Seufzen durchdrungen war.

„Du genießt es also, den Arsch mit Schlägen voll zu bekommen, bevor man ihn mit Sperma füllt? Sag mir jetzt schön artig, wie oft du es dir auf die Weise machen lässt.“

Calvin schwieg und Lex begriff, dass er es tat, um Strafe zu provozieren. Er zog sich komplett aus dem Körper des jungen Mannes. Lex tat, wovon er wusste, dass es Calvin am meisten strafen würde: gar nichts. Obgleich es ihn selbst Überwindung kostete, das vorgeweitete Loch nicht durch harte Fickstöße zu benutzen, musste er ein Lachen unterdrücken, weil Calvins Reaktion so vorhersehbar war. Ganz langsam wandte er seinen Kopf zu ihm, um zu prüfen, ob Lex noch da war.

„Du kannst mit mir machen, was du willst“, versuchte er ihn mit zu hoher Stimme zu locken.

Lex zuckte mit den Schultern. „Das mache ich ja. Ich denke, ich werde dich jetzt auf der Stelle nach Hause schicken und mir genüsslich selbst einen runterholen.“

Lex versuchte, ruhig zu klingen, auch wenn sein eigener Penis ihm hämmernd klarmachen wollte, dass er nicht länger rumstehen und nur reden, sondern ihn erlösen sollte. Lex war bereit, sich ein Stück weit selbst zu quälen, um nicht nur in den Genuss eines phänomenalen sexuellen Höhepunktes zu kommen, sondern vor allem die seltene Zweisamkeit zu genießen. Dazu gehörte, dass er nicht nur stupide so lange vögelte, bis er abspritzte, sondern sich mit dem beschäftigte, der für ihn die Beine breitmachte. Calvin wirkte perplex und verunsichert. Seine Stimme rührte Lex und bescherte ihm eine Gänsehaut.

„Warum? Was habe ich falsch gemacht?“

Lex überlegte, ob er das Spiel weiter treiben sollte. Allerdings versuchte Calvin bereits, sich enttäuscht aufzurappeln und er wollte gerade die Beine zusammennehmen, als Lex ihm blitzschnell und mit aller Härte auf den gestriemten Hintern schlug. Calvin schrie laut auf, da er mit Bestrafung nicht mehr gerechnet hatte. Sofort begab er sich in seine devote Position. Lex wirbelte um ihn herum, hockte sich neben Calvin und griff nach dem Kopf seines Gespielen, um ihn so zu Boden zu drücken, dass der junge Mann mühsam zu ihm aufsehen musste, als er mit ihm sprach.

„Wenn ich dich etwas frage, wirst du antworten! Hier bestimme ich, ob du Strafe erhältst, oder ob du unverrichteter Dinge nach Hause geschickt wirst. Ist das jetzt klar?“

Calvins Blick irritierte Lex, bis ihm klar wurde, dass sein steifer Schwanz praktisch direkt vor dessen Augen herumtanzte. Er war sich sicher, dass Calvin ihn sofort lutschen würde, egal, wo er zuvor noch gesteckt hatte – oder gerade deshalb. Mahnend schüttelte er den Kopf, als Calvin versuchte, seinen Mund in Richtung seiner prallen Eichel zu lenken. Es gab keine bessere Situation, um seinen Diener zu unterweisen, obwohl ein sehnsuchtsvolles Ziehen in Lex’ Unterleib davon zeugte, dass ein Verschlingen in der Tat äußerst verlockend war.

„Du kannst das nicht kapieren, oder? Ich will, dass du mir meine Frage beantwortest! Also, wie oft lässt du es dir auf die harte Tour machen?“

Calvins Adamsapfel hüpfte ein paar Mal aufgeregt, als er zu schlucken versuchte. Offensichtlich war seine Kehle ausgetrocknet. Lex kam in den Sinn, wie problemlos er sie mit seinem Sperma füllen könnte. Sein Schwanz zuckte bei der Vorstellung begeistert.

„Ich will eine Antwort, oder du wirst von mir heute wirklich nichts anderes als Prügel bekommen!“

Calvin brachte ein paar krächzende Worte heraus. „Das ist das erste Mal.“

Lex schnaubte. „Verscheißern kann ich mich alleine! Du machst so was ständig. Du stehst drauf!“

Calvins Augen wichen ihm aus und er biss sich kurz auf die Lippe, bevor er antwortete: „Ja, ich stehe drauf. Bislang nur in meiner Phantasie. Ich habe dich beobachtet, immer, wenn du ins Restaurant kamst.“

„Das ist mir nicht entgangen.“

„Du bist der, mit dem ich all das ausprobieren wollte, was mir so im Kopf herumging. Ich spürte, dass ich dir vertrauen kann. Also, ich dachte, dass es dir Spaß machen würde, mich zu züchtigen, ohne, dass du mich umbringst, oder so.“

Lex war überrascht. Er ließ sich neben Calvin auf dem Boden nieder. „Woher wolltest du das wissen? Warum warst du dir so sicher?“

„Ich war mir nicht sicher. Nicht hundertprozentig. Ich weiß, dass du Kopfgeldjäger bist, und dass du es gewohnt bist, Leute rau zu behandeln – sie zu fesseln, anderen deinen Willen aufzudrängen. Du bist einer von den Guten. Jemand, der das Gesetz ehrt und für Gerechtigkeit kämpft.“ Als Calvin zu Ende gesprochen hatte, rieb sich Lex nachdenklich übers Kinn.

„Interessante Beobachtungen, die eventuell richtig sind, vielleicht aber auch nicht. Genug geredet. Jetzt werde ich mir deinen Arsch ohne Gnade vornehmen, damit du morgen darüber nachdenken kannst, ob das alles hier wirklich eine gute Idee war.“ Mit einem kurzen Lächeln beugte Lex sich hinab und küsste Calvin, der darüber verblüfft schien. Anfangs reagierte er kaum, als wäre es eine Unmöglichkeit, eine so sanfte Zärtlichkeit auszutauschen, während der gestriemte Hintern schmerzte. Schließlich begann seine Zunge damit, Lex’ Berührungen zu erwidern und sie umkreisten einander so behutsam, dass genügend Raum blieb, um trotz der stetig wachsenden Erregung einander zu schmecken.

Lex beendete den Kuss und drückte Calvins Gesicht zu Boden, um ihm klar zu machen, dass die Zärtlichkeiten vorbei waren. „Streck deine Zunge raus!“

Calvin gehorchte augenblicklich. Lex schob seinen Unterleib so nah an die Zungenspitze, dass sie seine Eichel berührte. Ein Lusttropfen hatte sich gebildet und er wischte ihn demonstrativ an Calvins Zunge ab. Als er merkte, dass der andere seine Eichel im Mund aufnehmen wollte, packte er unsanft dessen Kopf und zwang ihn, mit ausgestreckter Zunge den Boden zu lecken. „Du hast noch viel zu lernen! Wenn ich derjenige bin, den du dafür ausgewählt hast, wirst du eine harte Schule durchlaufen.“

Calvin nickte demütig, und vielleicht war das der Zeitpunkt gewesen, an dem beiden klar geworden war, dass sie eine längerfristige Sexualbeziehung eingehen würden, aus der mehr wurde. So lange, bis Lex eines Nachts auf eine überraschende Mission gehen musste. Er hatte einen Fehler gemacht, weil er Calvin nicht Bescheid gesagt hatte, bevor er das Bett und die Wohnung verließ. Calvin, der sich zu seiner eigenen Erregung gerne von Lex befehligen und an einer kurzen Leine halten ließ, hatte nach dessen Rückkehr schnell klargemacht, wie wenig er von Ignoranz innerhalb einer Partnerschaft hielt, und ihn verlassen.

Lex hatte die Trennung mehr mitgenommen, als er es sich selbst lange Zeit eingestehen konnte. Gerade bei Calvin hatte er erwartet, dass er sein Leben als Kopfgeldjäger nicht nur zur sexuellen Stimulanz anregend fand, sondern ihn für seinen unkonventionellen Lebensstil liebte. Der junge Kellner hatte ihn eines Besseren belehrt. Er hatte nicht lange gebraucht, um seine Sachen zu packen und aus Lex’ Leben zu verschwinden. Nachdem er gegangen war, hatte Lex in seiner Wohnung gesessen, die plötzlich wieder ganz ihm gehörte, und in die Stille gelauscht. Sie hatte ihm etwas gesagt. Eindrücklich und ohne Umschweife hatte sie ihm mitgeteilt, dass er zu der Sorte Männer gehörte, die ohne Probleme an Sex kamen, aber es niemals schaffen würden, einen Menschen in Liebe an sich zu binden.

Das war der Moment gewesen, als Lex entschieden hatte, sich der verdammten schwulen Männerwelt selbst vorzuenthalten. Warum sollte er jemandem einen Gefallen tun, indem er für Sex zu Verfügung stand? Wenn ihn niemand so akzeptierte, wie er war, gab es keinen Grund, einen echten Menschen durch seinen Körper zu beglücken – vor allem deshalb nicht, weil ein Hologramm alles mit sich machen ließ, was Lex so in den Sinn kam. Ihm war klar, dass er dazu neigte, seine angestauten Aggressionen an den künstlich kreierten Sexualpartnern auszulassen. Wenn er sich austobte, und die Person aus Energie und Licht sich unter seiner harten Behandlung wand, beruhigte Lex sich damit, dass die Calvins der Welt ihm vorgemacht hatten, wie es ging – erst auskosten, dann abhauen. Nur, dass nicht er es war, der nach dem Sex mit dem SHP verschwand, sondern das Hologramm. Er wünschte sich nichts anderes mehr, um auf seine Kosten zu kommen. Echte Personen machten früher oder später nur Scherereien.

Lex hatte einige spezielle Programme, die er aufrief, wenn er das Gefühl hatte, am liebsten aus seiner Haut kriechen zu wollen. Das geschah vor allem, wenn er sich zu tief in die zwielichtigen Abgründe aus Kriminalität und Gewalt hatte begeben müssen, um seinen Job zu erledigen. Er hatte das Gefühl, dem Sumpf nicht mehr entsteigen zu können, wenn er nicht heftig nach unten trat. Es gab einige holographische Herrschaften, die er eigens zu dem Zweck erschaffen hatte, und die enorm darauf standen, von ihm als Fußabtreter benutzt zu werden. Eine echte Beziehung war dafür kaum geeignet. Und eine Holo-Beziehung war in Lex’ Augen nur eine peinliche und lachhafte Angelegenheit. Die Sexprogramme reichten ihm.

Als Lex im Bett lag und auf den ersehnten Schlaf wartete, war er heilfroh, keines seiner Spezialprogramme ausgeführt zu haben, als Benahra ihn so rücksichtslos überrascht hatte. Was hätte sie über ihn gedacht, wenn sie ihn einen anderen Menschen hätte quälen sehen? – Lustvoll, aber auf gewisse Weise brutal! Dass er hart vorging, wenn er einen Flüchtigen stellte, mochte die eine Sache sein, aber in Anbetracht der Tatsache, dass Benahra die ihr zugedachte Rolle in ihrer Gesellschaft so vehement ablehnte, hätte es sie vermutlich verunsichert, Lex in einer eben solchen zu sehen. Möglicherweise hätte sie sogar die Zusammenarbeit beendet, weil sie zu dem Schluss gekommen wäre, dass sie ihn nicht mehr richtig einschätzen konnte. Lex fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Gedanken. Keine gute Sache, um in den Schlaf zu finden. Aber den hatte er dringend nötig, denn der nächste Tag würde mit großer Wahrscheinlichkeit anstrengend werden.

*

„Ihr Zielort Shuttle-Hafen wurde soeben erreicht. Bitte betätigen Sie die grüne Taste, um die Tür zu öffnen.“

Lex folgte der Aufforderung der monotonen Computerstimme. Er legte seinen Finger auf das kleine Scannerfeld, das nicht nur die Tür öffnete, sondern zeitgleich die entsprechende Summe Delani für den Fahrservice von seinem Konto abzog. Die Tür des Ein-Personen-Transporters glitt zur Seite und gab den Blick auf den riesigen Platz frei, auf dem Shuttles starteten und landeten, als sei man in einen Stock mit metallenen Bienen geraten. Lex griff nach seiner Tasche und verließ den Transporter, der daraufhin seinem nächsten Passagier entgegen fuhr.

Die Luft war erfüllt von Triebwerkgeräuschen, zuckende Schatten zogen über Lex hinweg, in der gleichen Reihenfolge, wie Gleiter über seinem Kopf dahinflogen und beim Passieren die Sonnenstrahlen durchschnitten. Wann immer Lex für einen Auftrag zu einem anderen Planeten aufbrechen musste, war der Shuttle-Hafen sein Startpunkt. Heute war eine entscheidende Sache anders als sonst. Er würde nicht ein geliehenes Shuttle steuern, das nur über das nötigste Equipment verfügte, sondern er machte sich auf den Weg zu seinem neuen Eigentum.

Er konnte es immer noch nicht fassen, dass ein Teil seines Lohns aus einem Shuttle der Luxusklasse bestand. Ein Schauer durchlief ihn, als er sich dem Standplatz näherte, der ihm nach Eingabe in das Fußgängerleitsystem genannt worden war. Der Computer überwachte jeden seiner Schritte und teilte ihm Richtungswechsel über einen Ohrstöpsel mit, bis Lex an sein Ziel gelangt wäre. Der Shuttle-Hafen wirkte zwar auf den uneingeweihten Besucher wie ein Ort des Chaos; unübersichtlich und überschwemmt von Maschinen und Lebensformen unterschiedlicher Herkunft, aber ein ausgeklügeltes Überwachungssystem sorgte dafür, dass er einer der meist überwachten und bestorganisierten Plätze der Erde war.

Lex hatte im Laufe seiner Tätigkeit als Ermittler die Wichtigkeit des peniblen Systems kennengelernt, und oft genug hatte er es den Informationen über Starts, Landungen und Zielorte seiner ganz besonderen Klientel zu verdanken, dass er sie aufspüren und dingfest machen konnte. Allerdings waren nicht alle Shuttle-Häfen anderer Planeten mit einem solch hervorragenden System ausgestattet, und so verlor sich die Spur manches Verbrechers bereits bei seinem nächsten Zwischenstopp. Es gab eine ganze Reihe von Planeten, die bevorzugt von Dieben, Mördern und Betrügern anvisiert wurden, um sich diesen Umstand zunutze zu machen. Yaga gehörte allerdings nicht dazu.

Der Urlaubsplanet hatte sein ganz eigenes System, Besucher zu identifizieren. Wer ihn bereiste, wusste um die strengen Auswahlkriterien, die dazu dienen sollten, den Gästen einen angenehmen und ungestörten Urlaub zu ermöglichen. Mit beinahe beruhigender Verlässlichkeit standen die Bestimmungen von Yaga auf der Verhandlungsliste der Planetenvereinigung, da es immer Leute gab, die die Gesetzgebung anfochten – bislang waren die Versuche regelmäßig fehlgeschlagen. Lex wunderte das wenig. Zum einen sah er das Bestreben einzelner Fraueninitiativen, Yaga ebenfalls bereisen zu dürfen, als einen Machtkampf an, den in Wahrheit die wenigsten Frauen wirklich gewinnen wollten. Zum anderen hatten heterosexuell veranlagte Personen so viele Möglichkeiten, ihren Urlaub auf anderen Planeten zu verbringen, dass der Kampf um Yaga eher wie ermüdende Prinzipienreiterei anmutete. Es war das Unbekannte, und vor allem das Verbotene, das die Antragsteller reizte. Lex selbst hatte zu all dem eine zwiegespaltene Meinung. Einerseits war es ihm natürlich recht, dort einen Ort zu haben, an dem er ausschließlich auf seinesgleichen stieß und somit das Rätselraten über die sexuelle Orientierung des Gegenübers entfiel, andererseits war es auf die Dauer auch etwas langweilig. Lex hatte weder ein Problem mit Frauen in seiner Umgebung noch mit heterosexuellen Männern. Außerdem gefiel es ihm selbst nicht, wenn ihm ein Bereich verwehrt blieb, nur weil sein Geschlecht oder seine sexuelle Orientierung nicht willkommen waren. Solch ein Verhalten sollte seiner Meinung nach der Vergangenheit angehören … selbst wenn es bedeutete, dass Yaga sich für alle Urlauber öffnete.

Ein brummendes Geräusch über seinem Kopf riss Lex aus den Gedanken und ließ ihn aufblicken. Ein Gleiter flog über ihm, die Triebwerke zündeten gerade, um das Shuttle dem Weltall entgegen zu schleudern. Die Kennnummer an der Unterseite fiel Lex ins Auge und er fragte sich unwillkürlich, welche Kennung sein eigener neuer Gleiter aufweisen würde. Er schulterte seine Tasche und ging schneller, während er den Anweisungen des Fußgängerleitsystems folgte. Die Stimme in seinem Ohr bedeutete ihm, nach links abzubiegen. Lex umrundete ein älteres Shuttle, dessen rote Lackierung bereits großflächig abblätterte, und erblickte dann seinen Gleiter, der so blitzsauber und riesig war, dass er die Morgensonne in Lex’ Augen spiegelte.

„Das versteht man unter einer blendenden Schönheit“, flüsterte er und schirmte seine Augen mit der Hand ab.

„Geiles Teil! Ihrer?“, hörte er eine Stimme rechts neben sich. Er drehte sich um und sah sich einem Taniden gegenüber, der neugierig seine Fühler dem prachtvollen Gleiter entgegenreckte. Die Augen des Mannes streiften Lex kurz, bevor sie sich auf das Shuttle richteten. Lex’ Blick hingegen ruhte einen Moment lang auf den gigantischen Genitalien des Außerirdischen, der wie der Rest seiner Rasse auf Kleidung verzichtete.

„Geiles Teil …“, echote Lex, während das mächtige Glied des Taniden unter den leichten Bewegungen gegen die Innenseiten seiner Schenkel wippte. Als die Fühler sich abrupt auf Lex richteten, fügte er rasch an: „Ja, ist meiner … der Gleiter.“

„Ist es Ihnen unangenehm, dass ich keine Kleidung trage?“, erkundigte sich der Tanide höflich.

Lex zuckte mit den Schultern. „Nein, ich bekomme nur schnell Minderwertigkeitskomplexe, wenn ich einen Kerl sehe, mit einem Schwanz, der beinahe so lang ist wie mein Unterarm.“

Der Tanide lächelte. „Dafür werde ich neidisch, wenn ich jemanden mit einem Gleiter sehe, der doppelt so groß ist, wie meine Unterkunft auf Tano. Ich würde also sagen, wir sind quitt.“

Amüsiert wagte Lex abermals einen Blick auf das Glied seines Gesprächspartners und bemühte sich, nicht in wilde Gedanken über den Beischlaf mit ihm zu verfallen. Lex war bekannt, dass an der Nacktheit der Taniden für deren Volk nichts Erotisches war – geschweige denn Homoerotisches. Sie reagierten körperlich ausschließlich auf mentale Vereinigung mit ihrem akzeptierten, andersgeschlechtlichen Partner. Es gab Lex’ Wissen nach keine einzige Partnerschaft der Taniden, die gleichgeschlechtlich gelagert war. Ebenso wenig hatte man je von außerehelichen Liebschaften auf dem Planeten gehört. Die absolute Monogamie langweilte Lex, und in Anbetracht der enormen Geschlechtsorgane der Männer des Volkes zweifelte er daran, ob deren strikte Treue das Ziel des Erschaffers gewesen war. Wer konnte schon sagen, was der Erschaffer sich bei all dem gedacht hatte? Seine Kreativität und seine wundervolle Vielfalt beeindruckten Lex jedes Mal aufs Neue, und einmal mehr erkannte er beim Anblick des Taniden das schöpferische Werk Gottes an, wie einige den Erschaffer nannten. Der nackte Mann schien immer noch beeindruckt von Lex’ Gleiter, sein Blick glitt zu dem silberglänzenden Schmuckstück. In Lex wuchs der Wunsch, seine neue Errungenschaft unter die Lupe zu nehmen.

„Guten Flug“, sagte er daher an seinen Gesprächspartner gewandt, erhielt den gleichen Wunsch retour und ging auf sein Shuttle zu. Vor dem blauen Himmel sah es äußerst eindrucksvoll aus. Die Einstiegsluke war geöffnet und die Leiter ausgefahren. Lex wollte sich noch nicht ins Innere locken lassen. Zu schön war der Moment, sein neues Spielzeug von außen zu sehen und das „gegenseitige Kennenlernen“ zu genießen. Er bückte sich und trat unter das Shuttle, streckte seine Hand aus und berührte die glatte Außenhülle. Das Metall war trotz des Schimmers angenehm kalt. Lex ließ seine Fingerkuppen über die Rundungen gleiten, bis er an der Stelle war, von der aus er die Kennung lesen konnte. XKEK658BC. Lex runzelte die Stirn. Das hatte er sich anders vorgestellt. Ihm fehlte die rechte Verbindung zu dem Wust aus Buchstaben- und Zahlenkombination. Seine Augen fixierten die letzten beiden Buchstaben, dann schweifte sein Blick zu dem Taniden hinüber, der dabei war, mit wild hin und her schwingendem Glied die Leiter seines Gleiters zu erklimmen.

„BC“, murmelte Lex, den Blick wieder auf sein Shuttle gerichtet. Er grinste. „Big Cock … Ja, das ist ein guter Name für ein Luxus-Shuttle wie dich. Alles größer und geiler. Damit niemand denkt, ich müsste mit dir etwas kompensieren, nenne ich dich schlicht BC.“

Lex tätschelte die Außenhülle und musste über sich selbst lachen. Er hatte bereits als Kind davon geträumt, einmal ein Shuttle der Luxusklasse zu besitzen. Lex hatte lange darauf warten müssen. Plötzlich hatte er es eilig, ins Innere zu kommen. Er kletterte die Leiter hinauf und stieg durch die Einstiegsluke in einen Traum von Technik und gehobener Ausstattung. Die Kontrollpulte waren mit Sicherheit noch nie von einem Menschen bedient worden. Bei der Herstellung von Luxus-Shuttles wurde großer Wert darauf gelegt, ausschließlich Fertigungsmaschinen und später im Inneren Test-Roboter einzusetzen, um die hohen Ansprüche der zahlungskräftigen Kunden zu erfüllen, die verlangten, das erste menschliche Lebewesen zu sein, das die teure Ausstattung berührte. Die Forderungen wurden im Allgemeinen damit begründet, dass man nur so hundertprozentig von der Sicherheit des Shuttles überzeugt sein könnte. Für Lex stand fest, dass der Anspruch in erster Linie dazu diente, die Dekadenz der Reichen zu unterstützen.

Ein Schauer durchlief ihn, als er seine Hand nach der Steuerungseinheit des Shuttles ausstreckte, und ihm bewusst wurde, dass er von heute an zu dem elitären Kreis der stolzen Luxus-Shuttle-Besitzer gehörte. Natürlich hatten die privaten Raumschiffseigentümer immer noch die Nase vorn, doch für einen Mann wie ihn, der nicht auf eine Crew angewiesen sein wollte, und der ein Transportmittel brauchte, das schnell und flexibel einsatzbereit war, stellte ein Shuttle zweifellos die bessere Wahl dar. Außerdem war es weitaus wendiger als die großen Schiffe, was bei Verfolgungsjagden von Wichtigkeit war. Lex betrachtete den Kommandosessel und schloss die Augen. Er schickte seine Sinne auf Reisen, während er ohne Hast tief Luft durch die Nase einsog, um den Geruch seines neuen Spielzeugs aufzunehmen. Fast hatte es etwas Erotisches an sich, den Duft von ungenutzter, aber potenter Technik und erstklassigen Materialien aufzunehmen. Es sprach seine Emotionen auf eine Art an, die nur der verstand, der lang Ersehntes sein Eigen nennen durfte. Das Shuttle war wie ein begehrter Liebhaber, den er für sich hatte gewinnen können. Es war wie ein heißer Typ, den man ins eigene Bett bekommen hatte, und der vor Schönheit und Elan nur so strotzte, weil er sich in Wahrheit danach sehnte, hart rangenommen zu werden. Lex hatte vor, dieses Baby so heftig einzureiten, wie es sich selbst danach zu sehnen schien. Das alles war viel mehr als ein lebloser Gegenstand. Das Shuttle hatte eine Seele, einen Körper, und das Ziel, Lex mit seinen Vorzügen zu dienen.

Als er die Augen öffnete, umspielte ein Lächeln seine Mundwinkel. Die Verbindung zwischen ihm und der Maschine war geglückt, bevor er einen Schalter umgelegt hatte. Ein guter Start, und eine noch viel bessere Aussicht darauf, kommende Abenteuer nicht nur gemeinsam zu überstehen, sondern sie bis in die letzte Faser seines Körpers zu genießen.

„BC, wir werden viel Spaß miteinander haben. Lass mich deinen Herzschlag hören.“

Mit einem satten Vibrieren erwachte das Shuttle zum Leben, als Lex den Hauptschalter betätigte und die Triebwerke startete. Kaum hatten sie gezündet, ging der Gleiter zu einem dauerhaften, aber angenehmen Geräusch über, das Lex an das kehlige Brummen eines Bettgenossen erinnerte, der ungeduldig darauf wartete, von ihm bis zum Höhepunkt getrieben zu werden.