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Tyce Smith, DJ und Bandleader des exklusivsten Hochzeits- veranstalters in San Francisco, hat seit fünf Jahren keinen neuen Song mehr geschrieben. Seit jener schicksalshaften Nacht, in der er die Frau seiner Träume küsste und sie wegging, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sie je wiederzufinden. Als ihm das Schicksal eine zweite Chance gewährt, darf er sie kein zweites Mal entkommen zu lassen ... selbst wenn die Hindernisse auf dem Weg zur wahren Liebe unüberwindbarer denn je scheinen. Nachdem Whitney Banning dem Mann, den sie nie vergessen hat und nie vergessen wird, endlich erneut gegenübersteht, kann sie nicht anders, als wieder zu träumen. Das Verlangen, das sie so lange unterdrückte, wird von einem Tanz, einem Lächeln, einem verbotenen Kuss wiedererweckt ... und von einem brandneuen Song über eine Liebe, die ewig dauern wird. "VIER HOCHZEITEN UND EIN FIASKO" Liebe ganz unerwartet Mit der Liebe flirten Schon mal was von Liebe gehört? Kennst du die Regeln der Liebe? Gib dich der Liebe hin "MARRIED IN MALIBU" Wellen der Gefühle Die Sommerhochzeit Braut ohne Schuhe Hochzeit im Mondschein "Liebesgeschichten von Walker Island" Für immer deine Liebe Diese Liebe ist wie keine Liebe aus heiterem Himmel Alles aus Liebe Für immer in Liebe vereint
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Seitenzahl: 166
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„Vier Hochzeiten und ein Fiasko“, Band 3
Lucy Kevin
Bucheinband
Titelseite
Copyright
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Epilog
Alle Bücher von Bella Andre in deutscher Sprache
Über die Autorin
Schon mal was von Liebe gehört?
© 2020 Bella Andre / Lucy Kevin
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Tyce Smith, DJ und Bandleader des Rose Chalets, des exklusivsten Hochzeitsveranstalters in San Francisco, hat seit fünf Jahren keinen neuen Song mehr geschrieben. Nicht seit der schicksalshaften Nacht, in der er die Frau seiner Träume küsste und sie ihn nur mit einem Vornamen und ohne die Möglichkeit, sie je wiederzufinden, zurückließ. Als ihm das Schicksal eine zweite Chance gewährt, kann er es sich nicht leisten, den Fehler zu machen, sie ein zweites Mal entkommen zu lassen … selbst wenn die Hindernisse auf dem Weg zur wahren Liebe unüberwindbarer denn je scheinen.
Nachdem Whitney Banning dem Mann, den sie nie vergessen hat und nie wird vergessen können, endlich erneut gegenübersteht, kann sie nicht anders, als wieder zu träumen. Vor allem, wenn das Verlangen, das sie so lange unterdrückt hatte, wiedererweckt wird, von einem Tanz, einem Lächeln, einem weiteren verbotenen Kuss … und einem brandneuen Song über eine Liebe, die ewig dauern wird.
Der Hochzeitsempfang im Rose Chalet war in vollem Gange, aber Whitney Banning tanzte nicht. Sie überließ es im Augenblick lieber ihrer Tante Marge, die mit ihrem frisch angetrauten Ehemann über die Tanzfläche schwebte.
Ihre Tante sah an diesem Abend besonders schön aus, und Whitney hoffte wirklich, dass Marge mit ihrem dritten Ehemann in ebenso vielen Jahren endlich das Glück finden würde, das sie verdiente. Außerdem, dachte Whitney, als sie an ihrem blauen Taftkleid hinuntersah, wäre eine vierte Hochzeit mit dem Motto „Vom Winde verweht“ eindeutig keine gute Idee. Wenn schon aus keinem anderen Grund, dann zumindest, weil niemand – absolut überhaupt niemand – in blauem Taft gut aussah.
Die Musiker machten eine Pause. Marge fing ihren Blick auf und kam dann in die Ecke des Saales, in der Whitney stand.
„Hast du auch wirklich Spaß?“
Whitney umarmte ihre Tante. „Natürlich. Es tut mir nur leid, dass Kenneth nicht hier sein kann.“ Ihr Verlobter war vor zwei Wochen geschäftlich nach Hongkong geflogen und würde vermutlich noch drei weitere Monate dort bleiben. „Ich habe heute Morgen eine SMS von ihm bekommen, dass ich dir von ihm gratulieren soll.“
„Ich freue mich schon darauf, wenn wir alle vier zusammen anstoßen können, wenn er endlich wieder zu Hause ist“, sagte Marge mit einem Lächeln. Sie schlang die Arme um ihre Nichte. „Ich bin so froh, dass du heute dabei sein kannst, Süße.“
Ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin des Banning-Imperiums war der Grund, weshalb Whitney die letzten beiden Male, als ihre Tante geheiratet hatte, nicht hatte kommen können. Diesmal war sie entschlossen gewesen, es endlich zu schaffen. Sie wollte nicht zum dritten Mal die Hochzeit ihrer Tante verpassen.
Selbst mit einem Brautjungfernkleid wie diesem.
Marge warf einen schnellen Blick zu einer der anderen Brautjungfern hinüber, die gerade so wild tanzte, dass sich ihre kunstvoll aufgetürmte Frisur langsam immer weiter auflöste. „Annette jedenfalls scheint viel Spaß zu haben.“
„Das hat Annette doch immer“, sagte Whitney, ihr liebevolles Lächeln leicht angestrengt. Ihre Cousine sah ihr so ähnlich, dass sie Schwestern hätten sein können, aber irgendwie gelang es Annette stets, sich den Pflichten, die Whitney so beschäftigt hielten, zu entziehen.
„Du warst schon immer die Vernünftige“, sagte Marge. „Aber sei bitte heute nicht zu vernünftig.“
„In diesem Kleid?“
Ihre Tante lächelte. „Es ist ein sehr hübsches Kleid, wie die Hälfte der Männer hier im Raum mir bestimmt zustimmen würde, wenn du nicht schon mit Kenneth verlobt wärst. Apropos Männer: Ich habe jemanden gefunden, der einfach perfekt für Annette wäre. Oder vielleicht für Georgia.“
„Du weißt, was sie von deinen Verkupplungsversuchen halten“, erinnerte Whitney sie. „Ich denke, du suchst nur nach einer Entschuldigung für eine weitere Hochzeit.“
Marge lachte auf. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“
„Ja“, sagte Whitney, aber sie lächelte, als sie es sagte.
„Der heutige Tag ist einfach wundervoll“, sagte Marge, während sie sich bei Whitney unterhakte. „Denk nur, in vier Monaten wirst du hier mit Kenneth den Gang hinunterschreiten. Deine Hochzeit wird so schön werden.“
Jedes Mal, wenn jemand ihre bevorstehende Hochzeit erwähnte, überkam Whitney kurz ein Gefühl der Verwunderung. Selbst hier, auf Marges Hochzeit, war es schwierig, sich vorzustellen, wie sie selbst mit Kenneth vor all ihren Freunden und ihrer Familie stehen und darauf warten würde, zu Mann und Frau erklärt zu werden.
Sie unterdrückte das kurze Aufflackern von Unsicherheit, weil sich die Vision einfach nicht einstellen wollte, und folgte ihrer Tante hinüber zum Streichquartett, das gerade die Filmmusik von „Vom Winde verweht“ beendet hatte. Ein großer, breitschultriger Mann schüttelte den Musikern die Hände, als sie ihre Instrumente zur Seite legten, und ging zu einem Laptop, der in der einen Ecke der Bühne stand. Er drückte ein paar Tasten und startete einen pulsierenden Beat, der eindeutig dazu gedacht war, die Party einen Gang hoch zu schalten.
Sie konnte ihn vor lauter Hochzeitsgästen nur halb sehen, aber Whitney erhaschte einen flüchtigen Blick auf dunkles, zerzaustes Haar und einige Tätowierungen, die ein wenig unter den hoch gekrempelten Ärmeln seines Hemdes herausschauten.
„Entschuldige mich für einen Moment“, sagte Marge und ging zur Bühne hinüber.
Ein seltsames Kribbeln wanderte Whitneys Wirbelsäule hoch. Etwas an dem Mann kam ihr bekannt vor. Sie machte ein paar Schritte zur Seite, um einen besseren Blick auf ihn werfen zu können, aber genau da tanzte Annette, ihre Hüften im Rhythmus der Musik schwingend, zu ihr hinüber und versperrte ihr den Blick.
„Na, so ist es schon besser. Komm schon, Whit, lass uns tanzen.“ Annette gestikulierte zu den anderen Hochzeitsgästen hinüber. „Hier gibt es jede Menge gutaussehender Männer, die du dir für ein, zwei Songs schnappen kannst.“
„Ich habe Kenneth“, erinnerte Whitney sie geduldig. Es war unnötig, sich von Annettes Vorschlag beleidigt zu fühlen.
„Das sollte dich nicht vom Tanzen abhalten.“ Annette schaute zur Bühne hinüber, wo Marge angeregt mit dem DJ sprach. „Mmh. Tante Marge hat einen guten Geschmack. Ich frage mich, ob sie vorhat, ihn zu uns herüberzubringen.“
„Vermutlich. Sie hat etwas davon gesagt, dass sie den perfekten Mann für …“
Whitneys Worte erstarben ihr auf den Lippen, als ihre Tante weit genug zur Seite trat, um ihr einen klaren Blick auf das Gesicht des Mannes zu erlauben.
Oh Gott. Das konnte er unmöglich wirklich sein.
Das ging einfach nicht.
„Sie hat was gesagt?“, fragte Annette, aber alles, was Whitney tun konnte, war, ungläubig zu blinzeln und hinüberzustarren, und dann wieder ungläubig zu blinzeln und weiter hinüberzustarren. „Komm schon, Whit. Du denkst doch wohl jetzt nicht an irgendetwas so Langweiliges wie die Arbeit, wenn du mir gerade etwas über einen tollen Mann erzählen wolltest, oder?“
Nein, sie dachte kein bisschen an die Arbeit.
Stattdessen war sie vollkommen auf den tollsten Mann fixiert, den sie je gesehen hatte.
Den tollsten Mann, den sie je geküsst hatte.
Tyce sah immer noch genauso gut aus wie damals, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Eher noch besser. So gut, dass Frauen ihm tatsächlich mit offenem Mund hinterherstarrten, als er mit Tante Marge durch den Raum ging.
Direkt auf sie zu.
Sie hatte ihn bei der Zeremonie nicht gesehen, vermutlich, weil er damit beschäftigt gewesen war, alles für den Empfang vorzubereiten. Wenn sie nur früh genug hier gewesen wäre, um einen Blick in den Empfangssaal zu werfen, hätte sie ihn vielleicht schon früher entdeckt … und sich einen Fluchtplan überlegen können.
Ihr Herz schlug im gleichen Takt wie der treibende Beat der Musik, als sie sagte: „Annette, ich muss leider weg. Kannst du Marge sagen, dass es mir leidtut, aber …“
„Oh nein“, sagte Annette mit einem Kopfschütteln, während sie einen Arm um Whitneys Schultern legte und sie festhielt. „Das hier ist Marges großer Tag. Nun“, räumte sie ein, „es ist ihr dritter großer Tag, aber ich werde dich ganz bestimmt nicht von der Party verschwinden lassen, nur damit du an einer langweiligen Präsentation arbeiten kannst.“ Whitney war überrascht von der Entschlossenheit, die sich im gereckten Kinn ihrer Cousine zeigte, als sie erklärte: „Und ich werde auch ganz sicher keine Ausrede für dich erfinden, wenn du es tust.“
Während sie ihrer Tante und ihrem Begleiter einen panischen Blick zuwarf, versuchte Whitney sich aus dem Griff ihrer Cousine zu befreien. „Was ist mit all den Malen, wo ich für dich eine Ausrede erfunden habe?“
Annette sah ungewohnt ernst aus. „Ist mir egal. Du warst bei den letzten zwei Hochzeiten nicht dabei, und schau, was passiert ist.“
Whitney sah sie ungläubig an. „Du versuchst ja wohl nicht etwa, mir die Schuld an Marges zwei Scheidungen zu geben, oder?“
Annette zuckte die Achseln. „Ich weiß nur, dass du nicht da warst und es damit endete, dass ich dieses schreckliche Kleid drei Mal tragen musste. Es kann sehr gut sein, dass du die Glücksbringerin bist, die bei den letzten zwei Hochzeiten gefehlt hat.“
Ihre Cousine hielt Whitney für eine Glücksbringerin?
Dabei hatte sie ganz im Gegenteil offensichtlich am wenigstens Glück von allen Leuten hier im Raum.
Sie fühlte, wie ihr Herz hämmerte, ihre Handflächen schweißnass wurden, und konnte es immer noch nicht glauben, dass sie endlich dem Mann von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würde, der so lange durch ihre Träume gegeistert war … oder wie absolut lausig das Timing war.
Wenn sie sich vor zwei, drei Jahren wiederbegegnet wären, wäre es vielleicht keine solche Katastrophe gewesen. Aber sie war verlobt und wollte in vier Monaten heiraten.
Hier im Rose Chalet.
Wo Tyce arbeitete.
Als sie ihn ansah, während er am Arm ihrer Tante näherkam, fragte Whitney sich, wie es möglich war, dass ihre Tante drei Hochzeiten im Chalet geplant hatte, ohne ihn je zu erwähnen.
Sie wusste, sie sollte fliehen. Sich einfach aus Annettes Griff winden und zur Tür stürmen. Das Problem war nur, dass sie die Augen nicht von seinem muskulösen Körper und kantigen Kinn wenden konnte und sich auch ihre Füße nicht dazu bewegen lassen wollten, auch nur einen Schritt zu tun.
Wie konnte sie gehen, wenn sie sich so lange nach diesem Moment gesehnt hatte – nach der Chance, Tyce ein weiteres Mal zu sehen, seine Hand zu berühren, in seine schönen Augen zu blicken? Darauf zu verzichten hätte sie umgebracht.
Einen Augenblick später ging Tyce um Annette herum, und Whitney konnte ihn endlich in Ruhe betrachten. Sie verschlang mit den Blicken die Tiefen seiner dunklen Augen, die Stärke seiner männlich schönen Züge, während er einen Wirbelsturm der Gefühle in ihr auslöste.
Aufregung.
Angst.
Und pure sinnliche Anziehung.
„Nun, ich fürchte, Whitney ist leider tabu, Tyce. Sie wird nämlich selbst hier in vier Monaten heiraten“, sagte Marge mit einem liebevollen Lächeln. „Das Banning-Imperium würde ohne sie vermutlich einfach auseinanderfallen.“
Für ein oder zwei Sekunden war es schwer, sich irgendetwas einfallen zu lassen, was sie sagen könnte. Ihr Herz schlug schneller, und ihr Atem beschleunigte sich. Es war nur ein geringer Trost, dass Tyce dasselbe Problem zu haben schien. Er stand da und starrte sie an, als könnte er nicht glauben, dass es wirklich sie sei.
Whitney erholte sich zuerst, aber sie hatte auch ein paar Minuten länger gehabt, den Schock, ihn wiederzusehen, zu verdauen.
„Hallo, Tyce.“
„Hallo, Whitney.“
In der Art, wie sie sich ansahen, und den vier Worten, die sie miteinander gewechselt hatten, schwang so viel Unausgesprochenes mit, dass Whitney Mühe hatte zu glauben, dass ihre Tante es nicht sehen oder hören konnte.
Tyce hielt ihr eine Hand hin. „Möchtest du tanzen?“
Whitneys Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, wie attraktiv sein Lächeln war und wie vertraut es ihr selbst nach all den Jahren immer noch schien.
Sie wusste, sie sollte Nein sagen und die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Aber nun, als sie Tyce wiedersah und all diese Emotionen, Hoffnungen und Träume in ihr aufstiegen und sie einfach überrollten, hatte sie nicht die geringste Chance etwas anderes zu tun, als ihre Hand in die Seine zu legen und zu sagen: „Sehr gerne.“
Strom schien über Whitneys Haut zu laufen, als sich seine starken Finger um die ihren schlossen und er sie auf die Tanzfläche führte.
„Du hättest mich nicht zum Tanzen auffordern sollen, Tyce.“
Er sah zu ihr hinunter, so unglaublich attraktiv, so echt, so da, dass Whitney Schmetterlinge in ihrem Bauch fühlte, wenn sie ihn nur ansah. Er hatte eine so magnetische Ausstrahlung, dass er selbst bei diesem langsamen Tanz mit ihr so viel Aufmerksamkeit auf sich zog wie ein Rockstar, der auf die Bühne eines Stadions trat.
„Willst du mir sagen, dass du nicht tanzen möchtest?“
Sie war nicht in der Lage, ihn anzulügen, und sagte: „Du hättest lieber eine meiner Cousinen auffordern sollen. Annette wäre begeistert gewesen.“
„Aber mit ihnen wollte ich nicht tanzen, Whitney. Du bist die Einzige, die ich in den Armen halten will.“
Oh Gott. So etwas sollte er nicht sagen. Nicht jetzt. Nicht, wenn sie mit einem anderen verlobt war.
Und doch, obwohl sie sich eigentlich aus seinen Armen befreien und weggehen hätte sollen, konnte sie nicht anders, als seinen männlichen, sauberen Duft einzuatmen, während sie zu einem langsamen Song tanzten. Sie hatte diesen Duft in all den Jahren nicht vergessen, und die Erinnerung daran kehrte viel zu häufig in ihren Träumen zurück.
„Du bist wunderschön“, flüsterte er in ihr Haar. „So wunderschön, dass ich kaum glauben kann, dass du wirklich hier bist. Endlich wieder bei mir.“
Jede Zelle in ihrem Körper – und in ihrem Herzen – reagierte auf diese süßen Worte. Auch andere Männer hatten ihr gesagt, dass sie schön sei, aber es hatte ihr nie so viel bedeutet.
Und genau das war das Problem. Tyce bedeutete ihr schon jetzt, nach nur sechzig Sekunden in seinen Armen, zu viel. Sechzig weitere, und sie würde alles vergessen: ihre Familie, ihre Arbeit, ihren Verlobten und die Zukunft, die sie zusammen geplant hatten.
Eine Zukunft, in der Tyce keinen Platz hatte.
Sie stählte ihre Stimme, bis sie ganz klar und fest klang, und sagte: „Wir können das nicht tun, Tyce. Die Dinge haben sich verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Es ist viel Zeit vergangen.“
„Vertrau mir“, antwortete Tyce leise, „ich weiß genau, wie lange es her ist.“ Er zog sie ein wenig näher zu sich heran, und ihr Körper verriet sie, schmolz gegen seine starken, harten Muskeln. „Es ist viel, viel zu lange her.“
Fünf Jahre.
Fünf Jahre, seit sie sich das letzte Mal so nah gewesen waren.
Fünf Jahre, seit sie die Hitze seiner Haut an der ihren gespürt hatte, die Stärke seiner Arme.
Fünf Jahre, seit der einen Nacht, die sie hier in San Francisco zusammen verbracht hatten.
Doch während Tyce sie durch den Tanz führte, seine Arme so stark und doch ganz sanft, konnte Whitney sich an jeden Augenblick jener Nacht erinnern, als sei es erst gestern gewesen.
* * *
Fünf Jahre zuvor …
„Whitney“, sagte Annette und zog sie am Arm. „Komm schon. Der Haupt-Act tritt in einer Minute auf!“
„Ich brauch nur mal ein bisschen frische Luft“, sagte Whitney. „Ich bin gleich wieder da.“
Annette zögerte, offensichtlich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, zurück in den Club zu gehen, und dem Gefühl, bei ihrer Cousine bleiben zu müssen. Aber als Whitney sie wegwinkte und sagte: „Mach dir keine Sorgen. Ich komm gleich nach“, war das all die Ermutigung, die sie brauchte, um sich wieder ins Gedränge des Clubs zu stürzen.
Whitney schob die Feuerschutztür an der Seite des Clubs auf und trat in eine Gasse, die von zwischen den Mauern gespannten Lichtern erhellt wurde. Ein Hauch von Nebel kam über die Bay herein, und Whitney schob ihre Arme in die Ärmel ihres Mantels, während ihr die Melodie des letzten Songs der Vorband T5 wieder und wieder durch den Kopf ging.
Weder sie noch Annette hatten vorher je von T5 gehört, und ihre Cousine hatte sogar vorgeschlagen, dass sie erst später in den Club kommen sollten, um nur die Hauptband mitzuerleben. Aber da dies die letzte Nacht war, in der Whitney noch einmal richtig ausgehen konnte, bevor sie formell die Pflichten ihres Vaters im Familienunternehmen übernahm, hatte sie darauf bestanden, rechtzeitig da zu sein und nicht auch nur eine Minute ihrer letzten freien Nacht zu verschwenden.
Sie war mehr als froh, dass sie die Vorband nicht verpasst hatte. T5 war elektrisierend gewesen. Genauer gesagt war der Sänger unglaublich gewesen – attraktiv, aber es war mehr als nur sein gutes Aussehen.
Er hatte mit solcher Leidenschaft gesungen. Mit solcher Überzeugung. Bei den Rocknummern hatte er komplett die Bühne übernommen. Bei den langsameren war es gewesen, als hätte er nur für sie gesungen.
Sie lächelte über diesen abwegigen Gedanken, sicher, dass jede Frau im Raum dasselbe gedacht hatte.
Plötzlich hörte Whitney ein Winseln hinter einer der Mülltonnen, die ein Stückchen weiter die Gasse hinauf standen. Sie hatte früher Tierärztin werden wollen, und ihr Hauptfach am College war Tierwissenschaften gewesen, sodass sie wusste, wie man mit Tieren umging. Sie hoffte nur, dass dieses nicht zu verletzt oder zu verängstigt war, um sie an sich heranzulassen.
Sie trat um die Mülltonnen herum und fand den Hund. Sein Fell war verfilzt, und es war offensichtlich, dass er schon einige Zeit draußen verbracht hatte. Sie vermutete, dass er zumindest zum Teil Terrier war. Er trug kein Halsband, und als er sich zitternd von ihr wegbewegte, sah sie, dass er humpelte und versuchte, seine linke Vorderpfote zu schonen.
„Oh, du armes Ding“, sagte sie. Der Hund sah zu ihr hoch und jaulte. Glücklicherweise knurrte er nicht, was bedeutete, dass er ihr vielleicht erlauben würde, ihn zu untersuchen. „Ich hoffe, du lässt mich dir helfen.“
Der kleine Hund war offensichtlich verletzt, außerdem halb verhungert und sehr schmutzig. „Ich muss nur kurz etwas finden, womit ich deine Pfote verbinden kann, und dann suchen wir dir etwas zu fressen.“
Die Ohren des Hundes richteten sich leicht auf, als hätte er genau verstanden, was sie eben gesagt hatte.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
Whitney wusste genau, wer hinter ihr stand. Schließlich hatte sie die letzte Stunde damit verbracht, dieser fantastischen tiefen Stimme zuzuhören.
Sie blickte über ihre Schulter zurück und sah, wie der Sänger näher kam. Sie konnte nicht anders, als fasziniert festzustellen, dass er jetzt sogar noch besser als auf der Bühne aussah.
„Hallo, ich bin Tyce. Ich war in der Band, die eben gespielt hat.“
„Ich bin Whitney.“
„Und wer ist das?“, fragte Tyce. Sorge verdunkelte seine Augen, als er auf den struppigen, kleinen Hund hinuntersah.
„Ich habe ihn hier in der Gasse gefunden“, sagte Whitney. „Er ist wohl ein Streuner und hat eine verletzte Pfote. Ich wollte gerade in den Club zurück, um zu sehen, ob sie einen Erste-Hilfe-Kasten haben.“
„Lass mich das machen. Er fühlt sich offensichtlich sicher bei dir, also solltest du besser bei ihm bleiben.“
Tyce sah nicht nur großartig aus, er war auch noch nett, dachte sie, als er zurück in den Club ging.
Es vergingen nicht einmal fünf Minuten, bis er mit einer Schüssel mit Wasser in der einen Hand und mit etwas, was wie ein zermatschter Hamburger aussah, in der anderen zurückkam. Er hatte auch eine Rolle Verbände in seinen Gürtel gesteckt.
Vorsichtig kniete er vor dem kleinen Hund nieder und hielt ihm auf der flachen Hand ein paar Stückchen Fleisch hin. Der verwahrloste Streuner schnüffelte ein paar Sekunden an ihnen herum, zuckte dann zusammen und fing an zu zittern.
Whitneys Herz brach fast, während sie sich fragte, was dem Hund wohl passiert war, bevor sie ihn gefunden hatte.
„Alles ist gut“, sagte sie sanft und hoffte, dass er sie verstand, wie er es auch vorher schon zu tun schien. „Dir wird nichts Böses mehr geschehen. Ich verspreche es.“