Schriften 4: Phantasus 1 Phantasus / Der blonde Eckbert / Der getreue Eckart / Der Runenberg / Liebeszauber / Die schöne Magelone / Die Elfen / Der Pokal - Tieck, Ludwig - kostenlos E-Book

Schriften 4: Phantasus 1 Phantasus / Der blonde Eckbert / Der getreue Eckart / Der Runenberg / Liebeszauber / Die schöne Magelone / Die Elfen / Der Pokal E-Book

Ludwig, Tieck

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The Project Gutenberg EBook of Schriften 4: Phantasus 1, by Ludwig TieckThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Schriften 4: Phantasus 1       Phantasus / Der blonde Eckbert / Der getreue Eckart / Der              Runenberg / Liebeszauber / Die schöne Magelone / Die Elfen              / Der PokalAuthor: Ludwig TieckRelease Date: November 18, 2015 [EBook #50480]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SCHRIFTEN 4: PHANTASUS 1 ***Produced by Delphine Lettau, Jens Sadowski, and the OnlineDistributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

Ludwig Tieck’sSchriften.

Vierter Band.

Phantasus Erster Theil.

Berlin, bei G. Reimer, 1828.

An denDr. und Prof. Schleiermacherin Berlin.

Gern erinnere ich mich der Jugendzeit, als wir uns nahe waren und uns oft bei gemeinschaftlichen Freunden trafen. Mögen Sie in ernsten Forschungen und Geschäften vertieft nicht diese luftigen Gaben der Phantasie verschmähen, sondern sich noch eben so gern, wie ehemals, durch sie erheitern.

L. Tieck.

Inhalt (hinzugefügt):

EinleitungPhantasusDer blonde EckbertDer getreue EckartDer RunenbergLiebeszauberDie schöne MageloneDie ElfenDer Pokal

Weitere Anmerkungen zur Transkription am Ende des Buches.

Phantasus.Erster Theil.

AnA. W. Schlegel.(Anstatt einer Vorrede.)

Es war eine schöne Zeit meines Lebens, als ich Dich und Deinen Bruder Friedrich zuerst kennen lernte; eine noch schönere, als wir und Novalis für Kunst und Wissenschaft vereinigt lebten, und uns in mannichfaltigen Bestrebungen begegneten. Jezt hat uns das Schicksal schon seit vielen Jahren getrennt. Ich verfehlte Dich in Rom, und eben so später in Wien und München, und fortdauernde Krankheit hielt mich ab, Dich an dem Orte Deines Aufenthaltes aufzusuchen; ich konnte nur im Geist und in der Erinnerung mit Dir leben.

Von verschiedenen Seiten aufgefordert, war ich schon seit einiger Zeit entschlossen, meine jugendlichen Versuche, die sich zerstreut haben, zu sammeln, diejenigen hinzuzufügen, welche bis jezt noch ungedruckt waren, und andre zu vollenden und auszuarbeiten, die ich schon vor Jahren angefangen, oder entworfen hatte. Diese Mährchen, Schauspiele und Erzählungen, welche alle eine frühere Periode meines Lebens charakterisiren, vereinigt durch mannichfaltige Gespräche gleichgesinnter Freunde über Kunst und Literatur, machen den Inhalt dieses Buches. Manches, was ich in diesen Dialogen nur flüchtig berühren konnte, werde ich an andern Orten bestimmter darzustellen und auszuführen suchen. Diejenigen Dichtungen, welche schon bekannt gemacht waren, erscheinen hier mit Verbesserungen, und in der Summe der sieben verschiedenen Abtheilungen wird man eben so viele neue, als in den Volksmährchen, oder anderswo schon abgedruckte, antreffen. Die größeren Werke, wie der Zerbino oder die Genoveva schließen sich von dieser Sammlung aus.

Es war meine Absicht, meinen Freunden diese Spiele der Phantasie, die sie früher schon gütig aufgenommen haben, in einer annehmlichern Gestalt vorzulegen. Du warst unter diesen einer der ersten, die mein Talent erhoben und ermunterten, Dein männlich heiterer Sinn findet auch im Scherze den Ernst, so wie er Gelehrsamkeit und gründliche Forschung durch Anmuth belebt: Du wirst gütig diese Blätter aufnehmen, die das Bild voriger Zeit und Deines Freundes in dir erneuern.

Einleitung.1811.

Dieses romantische Gebirge, sagte Ernst, erinnert mich lebhaft an einen der schönsten Tage meines Lebens. In der heitersten Sommerszeit hatte ich die Fahrt über den Lago maggiore gemacht und die Borromäischen Inseln besucht; von einem kleinen Flecken am See ritt ich dann mit dem frühsten Morgen nach Belinzona, das mit seinen Zinnen und Thürmen auf Hügeln und im engen Thal ganz alterthümlich sich darstellt, und uns alte Sagen und Geschichten wunderlich vergegenwärtigt, und von dort reisete ich am Nachmittage ab, um am folgenden Tage den Weg über den Sankt Gotthard anzutreten. Am Fuße dieses Berges liegt äußerst anmuthig Giarnito, und einige Stunden vorher führt dich der Weg durch das reizendste Thal, in welchem Weingebirge und Wald auf das mannigfaltigste wechselt, und von allen Bergen große und kleine Wasserfälle klingend und wie musizirend niedertanzen; immer enger rücken die Felsen zusammen, je mehr du dich dem Orte näherst, und endlich ziehn sich Weinlauben über dir hinweg von Berg zu Berg, und verdecken von Zeit zu Zeit den Anblick des Himmels. Es wurde Abend, eh ich die Herberge erreichte, beim Sternenglanz, den mir die grünen Lauben oft verhüllten, rauschten näher und vertraulicher die Wasserfälle, die sich in mannigfachen Krümmungen Wege durch das frische Thal suchten; die Lichter des Ortes waren bald nahe, bald fern, bald wieder verschwunden, und das Echo, das unsere Reden und den Hufschlag der Pferde wiederholte, das Flüstern der Lauben, das Rauschen der Bäume, das Brausen und Tönen der Wasser, die wie in Freundschaft und Zorn abwechselnd näher und ferner schwazten und zankten, vom Bellen wachsamer Hunde aus verschiedenen Richtungen unterbrochen, machten diesen Abend, indem noch die grünenden Borromäischen Inseln in meiner Phantasie schwammen, zu einem der wundervollsten meines Lebens, dessen Musik sich oft wachend und träumend in mir wiederholt. Und — wie ich sagte — dieses romantische Gebirge hier erinnert mich lebhaft an den Genuß jener schönen Tage.

Warum, sagte sein Freund Theodor, hast du nie etwas von deinen Reisen deinen nahen und fernen Freunden öffentlich mittheilen wollen?

Nenn’ es, antwortete jener, Trägheit, Zaghaftigkeit, oder wie du willst: vielleicht auch rührt es von einem einseitigen, zu weit getriebenen Abscheu gegen die meisten Reisebeschreibungen ähnlicher Art her, die mir bekannt geworden sind. Wenigstens schwebt mir ein ganz andres Bild einer solchen Beschreibung vor; den ältern, unästhetischen lasse ich ihren Werth: doch jene, in denen Natur und Kunst und Völker aller Art, nebst Sitten und Trachten und Staatsverfassungen der witzig-philosophischen Eitelkeit des Schriftstellers, wie Affen zum Tanze, aufgeführt werden, der sich in jedem Augenblick nicht genug darüber verwundern kann, daß er es ist, der alle die Gaukeleien mit so stolzer Demuth beschreibt, und der so weltbürgerlich sich mit allen diesen Thorheiten einläßt; o, sie sind mir von je so widerlich gewesen, daß die Furcht, in ihre Reihe gestellt, oder gar unvermerkt bei ähnlicher Beschäftigung ihnen verwandt zu werden, mich von jedem Versuche einer öffentlichen Mittheilung abgeschreckt hat.

Doch giebt es vielleicht, sagte Theodor, eine so schlichte und unschuldige Manier, eine so einfache Ansicht der Dinge, daß ich mir wohl nach Art eines Gedichtes die Beschreibung eines Landes, oder einer Reise, denken kann.

Gewiß, sagte Ernst, manche der ältern Reisen nähern sich auch diesem Bilde, und es verhält sich ohne Zweifel damit eben so, wie mit der Kunst zu reisen selbst. Wie wenigen Menschen ist das Talent verliehn, Reisende zu sein! Sie verlassen niemals ihre Heimath, sie werden von allem Fremdartigen gedrückt und verlegen, oder bemerken es durchaus gar nicht. Wie glücklich, wem es vergönnt ist, in erster Jugend, wenn Herz und Sinn noch unbefangen sind, eine große Reise durch schöne Länder zu machen, dann tritt ihm alles so natürlich und wahr, so vertraut wie Geschwister, entgegen, er bemerkt und lernt, ohne es zu wissen, seine stille Begeisterung umfängt alles mit Liebe, und durchdringt mit freundlichem Ernst alle Wesen: einem solchen Sinn erhält die Heimath nachher den Reiz des Fremden, er versteht nun einheimisch zu sein, das Ferne und Nahe wird ihm eins, und in der Vergleichung mannigfaltiger Gegenstände wird ihm ein Sinn für Richtigkeit. So war es wohl gemeint, wenn man sonst junge Edelleute nach Vollendung ihrer Studien reisen ließ. Der Mensch versteht wahrhaft erst das Nahe und Einheimische, wenn ihm das Fremde nicht mehr fremd ist.

An diese Reisenden schließe ich mich noch am ersten, sagte Theodor, wenn du mir auch unaufhörlich vorwirfst, daß ich meine Reisen, wie das Leben selbst, zu leichtsinnig nehme. Freilich ist wohl in meiner Sucht nach der Fremde zu viel Widerwille gegen die gewohnte Umgebung, und sehr oft ist es mir mehr um den Wechsel der Gegenstände, als um irgend eine Belehrung zu thun.

Die zweite und vielleicht noch schönere Art zu reisen, fuhr Ernst fort, ist jene, wenn die Reise selbst sich in eine andächtige Wallfahrt verwandelt, wenn die jugendliche Neugier und die scharfe Lust an fremden Gegenständen schon gebrochen sind, wenn ein reifes Gemüth mit Kenntniß und Liebe gleich sehr erfüllt, an die Ruinen und Grabmäler der Vorzeit tritt, die Natur und Kunst wie die Erfüllung eines oft geträumten Traums begrüßt, auf jedem Schritte alte Freunde findet, und Vorwelt und Gegenwart in ein großes, rührend erhabenes Gemälde zerfließen.

Diese elegischen Stimmungen würden mich nur ängstigen, unterbrach ihn Theodor. Ihr andern, ihr ernsthaften Leute, verbindet so widerwärtige Begriffe mit dem Zerstreutsein, da es doch in einfachen Menschen oft nur das wahre Beisammensein mit der Natur ist, wie mit einem frohen Spielkameraden; eure Sammlung, euer tiefes Eindringen sehr häufig eine unermeßliche Ferne. Auf welche Weise aber, mein Freund, würdest du deine Ansicht über dergleichen Gegenstände mittheilen, im Fall du einmal deinen Widerwillen künftig etwas mehr bezwingen solltest.

Schon früh, sagte Ernst, bevor ich noch die Welt und mich kennen gelernt hatte, war ich mit meiner Erziehung, so wie mit allem Unterricht, den ich erfuhr, herzlich unzufrieden. War es doch nicht anders, als verschwiege man geflissentlich das, was wissenswürdig sei, oder erwähnte es zuweilen nur, um mit hochmüthigem Verhöhnen das zu erniedrigen, was selbst in dieser Entstellung mein junges Herz bewegte. Dafür aber suchte ich nachher auch, gleichsam wie der Zeit zum Trotz und ihrer falschen Bildung, alles als ein Befreundetes und Verwandtes auf, was mir meine Bücher und Lehrer nur zu oft als das Abgeschmackte, Dunkle und Widerwärtige bezeichnet hatten; ich berauschte mich auf meinem ersten Ausfluge in allen Erinnerungen des Alterthums, begeisterte mich an den Denkmalen einer längst verloschenen Liebe, ja that wohl manchem Guten und Nützlichen mit erwiedertem Verfolgungsgeist unrecht, und stand bald unter meiner Umgebung selbst wie eine unverständliche Alterthümlichkeit, indem ich ihr Nichtbegreifen nicht begriff, und verzweifeln wollte, daß allen andern der Sinn und die Liebe so gänzlich fehlten, die mich bis zum Schmerzhaften erregten und rührten.

Freilich, fiel Theodor lachend ein, erschienst du damals mit deiner Bekehrungssucht als ein höchst wunderlicher Kauz, und ich erinnere mich noch mit Freuden des Tages, als wir uns vor vielen Jahren zuerst in Nürnberg trafen, und wie einer deiner ehemaligen Lehrer, der dich dort wieder aufgesucht hatte, und für alles Nützliche, Neue, Fabrikartige fast fantastisch begeistert war, dich aus den dunkeln Mauern nach Fürth führte, wo er in den Spiegelschleifereien, Knopf-Manufakturen und allen klappernden und rumorenden Gewerben wahrhaft schwelgte, und deine Gleichgültigkeit ebenfalls nicht verstand und dich fast für schlechten Herzens erklärt hätte, da er dich nicht stumpfsinnig nennen wollte: endlich, bei den Goldschlägern, lebtest du zu seiner Freude wieder auf, es geschah aber nur, weil du hier die Gelegenheit hattest, dir die Pergamentblätter zeigen zu lassen, die zur Arbeit gebraucht werden; du bedauertest zu seinem Verdruß sogar die zerschnittenen Meßbücher, und wühltest herum, um vielleicht ein Stück eines altdeutschen Gedichtes zu entdecken, wofür der aufgeklärte Lehrer kein Blättchen Goldschaum aufgeopfert hätte.

Es ist gut, sagte Ernst, daß die Menschen verschieden denken und sich auf mannigfaltige Weise interessiren, doch war die ganze Welt damals zu einseitig auf ein Interesse hingespannt, das seitdem auch schon mehr und mehr als Irrthum erkannt ist. Dieses Nord-Amerika von Fürth konnte mir freilich wohl neben dem altbürgerlichen, germanischen, kunstvollen Nürnberg nicht gefallen, und wie sehnsüchtig eilte ich nach der geliebten Stadt zurück, in der der theure Dürer gearbeitet hatte, wo die Kirchen, das herrliche Rathhaus, so manche Sammlungen, Spuren seiner Thätigkeit, und der Johannis-Kirchhof seinen Leichnam selber bewahrte; wie gern schweifte ich durch die krummen Gassen, über die Brücken und Plätze, wo künstliche Brunnen, Gebilde aller Art, mich an eine schöne Periode Deutschlands erinnerten, ja! damals noch die Häuser von außen mit Gemälden von Riesen und altdeutschen Helden geschmückt waren.

Doch, sagte Theodor, wird das jezt alles dort, so wie in andern Städten, von Geschmackvollen angestrichen, um, wie der Dichter sagt: „zu malen auf das Weiß, ihr Antlitz oder ihren Steiß.“ — Allein Fürth war auch bei alle dem mit seinen geputzten Damen, die gedrängt am Jahrmarktsfest durch die Gassen wandelten, nebst dem guten Wirthshause, und der Aussicht aus den Straßen in das Grün an jenem warmen sonnigen Tage nicht so durchaus zu verachten. Behüte uns überhaupt nur der Himmel, (wie es schon hie und da angeklungen hat) daß dieselbe Liebe und Begeisterung, die ich zwar in dir als etwas Aechtes anerkenne, nicht die Thorheit einer jüngeren Zeit werde, die dich dann mit leeren Uebertreibungen weit überflügeln möchte.

Wenn nur das wahrhaft Gute und Große mehr erkannt und ins Bewußtsein gebracht wird, sagte Ernst, wenn wir nur mehr sammeln und lernen, jene Vorurtheile der neuern Hoffarth ganz ablegen, und die Vorzeit und also das Vaterland wahrhafter und inniger lieben, so kann der Nachtheil einer sich bald erschöpfenden Thorheit so groß nicht werden. — In jenen jugendlichen Tagen, als ich zuerst deine Freundschaft gewann, gerieth ich oft in die wunderlichste Stimmung, wenn ich die Beschreibungen unsers Vaterlandes, die gekannt und gerühmt waren, und welche auf allgemein angenommenen Grundsätzen ruhten, mit dem Deutschland verglich, wie ich es mit meinen Augen und Empfindungen sah; je mehr ich überlegte, nachsann und zu lernen suchte, je mehr wurde ich überzeugt, es sei von zwei ganz verschiedenen Ländern die Frage, ja unser Vaterland sei überall so unbekannt, wie ein tief in Asien oder Afrika zu entdeckendes Reich, von welchem unsichre Sagen umgingen, und das die Neugier unsrer wißbegierigen Landsleute eben so, wie jene mythischen Gegenden reizen müsse; und so nahm ich mir damals, in jener Frühlingsstimmung meiner Seele, vor, der Entdecker dieser ungekannten Zonen zu werden. Auf diese Weise bildete sich in jenen Stunden in mir das Ideal einer Reisebeschreibung durch Deutschland, das mich auch seitdem noch oft überschlichen und mich gereizt hat, einige Blätter wirklich nieder zu schreiben. Doch jezt könnt’ ich leider Elegien dichten, daß es nun auch zu jenen Elegien zu spät ist.

Einige Töne dieser Elegie, sagte Theodor, klingen doch wohl in den Worten des Klosterbruders.

Am frühsten, sagte Ernst, in den wenigen Zeilen unsers Dichters über den Münster in Straßburg, die ich niemals ohne Bewegung habe lesen können, dann in den Blättern von deutscher Art und Kunst; in neueren Tagen hat unser Freund, Friedrich Schlegel, mit Liebe an das deutsche Alterthum erinnert, und mit tiefem Sinn und Kenntniß manchen Irrthum entfernt, auch hat sich die Stimmung unsrer Zeit auffallend zum Bessern verändert, wir achten die deutsche Vorzeit und ihre Denkmäler, wir schämen uns nicht mehr, wie ehemals, Deutsche zu sein, und glauben nicht unbedingt mehr an die Vorzüge fremder Nationen. Das ökonomische Treiben, die Verehrung kleinlicher List, die Vergötterung der neusten Zeit ist fast erstorben, eine höhere Sehnsucht hat unsern Blick in die Vergangenheit geschärft, und neueres Unglück für die vergangenen großen Jahrhunderte den edlern Sinn in uns aufgeschlossen. In jenen früheren Tagen aber hatten wir noch mehr Ueberreste der alten Zeit selbst vor uns, man fand noch Klöster, geistliche Fürstenthümer, freie Reichsstädte, viele alte Gebäude waren noch nicht abgetragen oder zerstört, altdeutsche Kunstwerke noch nicht verschleppt, manche Sitte noch aus dem Mittelalter herüber gebracht, die Volksfeste hatten noch mehr Charakter und Fröhlichkeit, und man brauchte nur wenige Meilen zu reisen, um andre Gewohnheiten, Gebäude und Verfassungen anzutreffen. Alle diese Mannigfaltigkeit zu sehn, zu fühlen und in ein Gemälde darzustellen, war damals mein Vorsatz. Was unsre Nation an eigenthümlicher Malerei, Sculptur und Architektur besitzt, welche Sitten und Verfassungen jeder Provinz und Stadt eigen, und wie sie entstanden, zu erforschen, um den Mißverständnissen der neueren kleinlichen Geschichtschreiber zu begegnen; welche Natur jeden Menschenstamm umgiebt, ihn bildet und von ihm gebildet wird: alles dieses sollte wie in einem Kunstwerke gelöst und ausgeführt werden. Den edlen Stamm der Oesterreicher wollte ich gegen den Unglimpf jener Tage vertheidigen, die in ihrem fruchtbaren Lande und hinter reizenden Bergen den alten Frohsinn bewahren; die kriegerischen und fromm gläubigen Baiern loben, die freundlichen, sinnvollen, erfindungsreichen Schwaben im Garten ihres Landes schildern, von denen schon ein alter Dichter singt:

Ich hab der Schwaben Würdigkeit

In fremden Landen wohl erfahren;

die berührigen, muntern Franken, in ihrer romantischen, vielfach wechselnden Umgebung, denen damals ihr Bamberg ein deutsches Rom war; die geistvollen Völker den herrlichen Rhein hinunter, die biederben Hessen, die schönen Thüringer, deren Waldgebirge noch die Gestalt und den Blick der alten Ritter aufbewahren; die Niederdeutschen, die dem treuherzigen Holländer und starken Engländer ähnlich sind: bei jeder merkwürdigen Stelle unsrer vaterländischen Erde wollte ich an die alte Geschichte erinnern, und so dachte ich die lieben Thäler und Gebirge zu durchwandeln, unser edles Land, einst so blühend und groß, vom Rhein und der Donau und alten Sagen durchrauscht, von hohen Bergen und alten Schlössern und deutschem tapfern Sinn beschirmt, gekränzt mit den einzig grünen Wiesen, auf denen so liebe Traulichkeit und einfacher Sinn wohnt. Gewiß, wem es gelänge, auf solche Weise ein geliebtes Vaterland zu schildern, aus den unmittelbarsten Gefühlen, der würde ohne alle Affektation zugleich ein hinreißendes Dichterwerk ersonnen haben.

Oft, fiel Theodor ein, habe ich mich darüber wundern müssen, daß wir nicht mit mehr Ehrfurcht die Fußstapfen unsrer Vorfahren aufsuchen, da wir vor allem Griechischen und Römischen, ja vor allem Fremden oft mit so heiligen Gefühlen stehn und uns durch edle Erinnerungen entzückt fühlen; so wie auch darüber, daß unsre Dichter noch so wenig gethan haben, diesen Geist zu erwecken.

Manche, sagte Ernst, haben es eine Zeitlang versucht, aber schwach, viele verkehrt, und ein hoher Sinn, der Deutschland so liebte und einheimisch war, wie der große Shakspear seinem Vaterlande, hat uns bisher noch gefehlt.

Wir vergessen aber, rief Theodor, die herrliche Gegend zu genießen, auf die Vögel aus dem Dickicht des Waldes und auf das Gemurmel dieser lieblichen Bäche zu horchen.

Alles tönt auch unbewußt in unsre Seele hinein, sagte Ernst; auch wollten wir ja noch die schöne Ruine besteigen, die dort schon vor uns liegt, und auch mit jedem Jahre mehr verfällt: hier arbeitet die Zeit, anderswo die Nachlässigkeit der Menschen, an vielen Orten der verachtende Leichtsinn, der ganze Gebäude niederreißt, oder sie verkauft, um alles Denkmal immer mehr dem Staube und der Vergessenheit zu überliefern. Indessen, wenn der Sinn dafür nur um so mehr erwacht, um so mehr in der Wirklichkeit zu Grunde geht, so haben wir doch mehr gewonnen als verloren.

Ist diese Gegend nicht, durch welche wir wandeln, fing Theodor an, einem schönen romantischen Gedichte zu vergleichen? Erst wand sich der Weg labirinthisch auf und ab durch den dichten Buchenwald, der nur augenblickliche räthselhafte Aussicht in die Landschaft erlaubte: so ist die erste Einleitung des Gedichtes; dann geriethen wir an den blauen Fluß, der uns plötzlich überraschte und uns den Blick in das unvermuthete frisch grüne Thal gönnte: so ist die plötzliche Gegenwart einer innigen Liebe; dann die hohen Felsengruppen, die sich edel und majestätisch erhuben und höher bis zum Himmel wuchsen, je weiter wir gingen: so treten in die alten Erzählungen erhabene Begebenheiten hinein, und lenken unsern Sinn von den Blumen ab; dann hatten wir den großen Blick auf ein weit ausgebreitetes Thal, mit schwebenden Dörfern und Thürmen auf schön geformten Bergen in der Ferne, wir sahen Wälder, weidende Heerden, Hütten der Bergleute, aus denen wir das Getöse herüber vernahmen: so öffnet sich ein großes Dichterwerk in die Mannichfaltigkeit der Welt und entfaltet den Reichthum der Charaktere; nun traten wir in den Hain von verschiedenem duftenden Gehölz, in welchem die Nachtigall so lieblich klagte, die Sonne sich verbarg, ein Bach so leise schluchzend aus den Bergen quoll, und murmelnd jenen blauen Strom suchte, den wir plötzlich, um die Felsenecke biegend, in aller Herrlichkeit wieder fanden: so schmilzt Sehnsucht und Schmerz, und sucht die verwandte Brust des tröstenden Freundes, um sich ganz, ganz in dessen lieblich erquickende Fülle zu ergießen, und sich in triumphirende Woge zu verwandeln. Wie wird sich diese reizende Landschaft nun ferner noch entwickeln? Schon oft habe ich Lust gefühlt, einer romantischen Musik ein Gedicht unterzulegen, oder gewünscht, ein genialer Tonkünstler möchte mir voraus arbeiten, um nachher den Text seiner Musik zu suchen; aber warlich, ich fühle jezt, daß sich aus solchem Wechsel einer anmuthigen Landschaft ebenfalls ein reizendes erzählendes Gedicht entwickeln ließe.

Zu wiederholten malen, erwiederte Ernst, hat mich unser Freund Manfred mit dergleichen Vorstellungen unterhalten, und indem du sprachst, dachte ich an den unvergleichlichen Parceval und seine Krone, den Titurell. Jeder Spaziergang, der uns befriedigt, hat in unsrer Seele ein Gedicht abgelöset, und wiederholt und vollendet es, wenn er uns immer wieder mit unsichtbarem Zauber umgiebt.

Sehn wir die Entwickelung der romantischen Verschlingung! rief Theodor; Wald und Fluß verschwinden links, unser Weg zieht sich rechts, und viele kleine Wasserfälle rauschen aus buschigen Hügeln hervor, und tanzen und jauchzen wie muntre Nebenpersonen zur Wiese hinab, um jenem schluchzenden Bach zu widersprechen, und in Freude und Lust den glänzenden Strom aufzusuchen, den schon die Sonne wieder bescheint, und der so lächelnd zu ihnen herüber winkt.

Sieh doch, rief Ernst, wenn mein geübtes Auge etwas weniger scharf wäre, so könnte ich mich überreden, dort stände unser Freund Anton! aber seine Stellung ist matter und sein Gang schwankender.

Nein, rief Theodor, dein Auge ist nicht scharf genug, sonst würdest du keinen Augenblick zweifeln, daß er es nicht selbst in eigner Person sein sollte! Sieh, wie er sich jezt bückt, und mit der Hand Wasser schöpft, nun schüttelt er die Tropfen ab und dehnt sich; sieh, nur er allein kann nun mit solchem leutseligen Anstande die Nase in die Sonne halten, — und sein Auge hat uns auch schon gefunden!

Die Freunde, die sich lange nicht gesehn hatten, und sich in schöner Einsamkeit so unvermuthet wieder fanden, eilten mit frohem Ausruf auf einander zu, umarmten sich, thaten tausend Fragen und erwarteten keine Antwort, drückten sich wieder an die Brust und genossen im Taumel ihrer freudigen Verwunderung immer wieder die Lust der Ueberraschung. O der Freude, dich wieder zu haben, rief Theodor aus, du lieber, lieber Freund! Wie fällst du so unvermuthet (doch brauchts ja keine Motive) aus diesen allerliebsten Episoden hier in unsre Haupthandlung und Wandlung hinein!

Aber du siehst matt und krank aus, sagte Ernst, indem er ihn mit Wehmuth betrachtete.

So ist es auch, erwiederte Anton, ich habe mich erst vor einigen Wochen vom Krankenlager erhoben, fühlte heut zum erstenmal die Schönheit der Natur wieder, und ließ mir nicht träumen, daß ihr wie aus dem Himmel noch heut in meinen Himmel fallen würdet. Aber seid mir tausend und tausendmal willkommen!

Man ging, man stand dann wieder still, um sich zu betrachten, sich zu befragen, und jeder erkundigte sich nun nach den Geschäften, nach den Absichten des andern. Meine Reise, sagte Ernst, hat keinen andern Endzweck, als mich in der Nähe, nur einige Meilen von hier, über einige alte, sogenannte gothische Gebäude zu unterrichten, und dann in der Stadt ein altdeutsches Gedicht aufzusuchen.

Und ich, sagte Theodor, bin meiner Gewohnheit nach nur so mitgenommen worden, weil ich eben weder etwas zu thun, noch zu versäumen hatte.

Ich besuche unsern Manfred, sagte Anton, der mich auf sein schönes Landgut, sieben Meilen von hier, eingeladen hat, da er von meiner Krankheit und Genesung Nachricht bekommen.

Wohnt der jezt in diesem Gebirge? fragte Ernst.

Ihr wißt also nicht, fuhr Anton fort, daß er schon seit mehr als zwei Jahren verheirathet ist und hier wohnt?

Manfred verheirathet? rief Theodor aus; er, der so viel gegen alle Ehe deklamirt, so über alle gepriesene Häuslichkeit gespottet hat, der es zu seiner Aufgabe zu machen schien, das Phantastische mit dem wirklichen Leben aufs innigste zu verbinden, der vor nichts solchen Abscheu äußerte, als vor jener gesetzten, kaltblütig moralischen Philisterei? Wie ist es möglich? Ei! der mag sich denn nun auch schön verändert haben! Gewiß hat ihn „das Dreherchen der Zeit“ so umgedreht, daß er nicht wieder zu erkennen ist.

Vielleicht, sagte Ernst, konnte es ihm gerade am ersten gelingen, die Jugend beizubehalten, in welcher er sich scheinbar so wild bewegte, denn sein Charakter neigte immer zum Ernst, und eben darum war sein Widerwille gegen den geheuchelten, läppischen Ernst unserer Tage oft so grotesk und bizarr: bei manchen Menschen dient eine wunderliche Außenseite nur zum nothwendigen Gegengewicht eines gehaltvollen, oft fast melankolischen Innern, und zu diesen scheint mir unser Freund zu gehören.

Ich habe ihn schon im vorigen Jahre gesehn, sagte Anton, und ihn gar nicht verändert gefunden, er ist eher jünger geworden; seine Haushaltung mit seiner Frau und ihrer jüngern Schwester Clara, mit seiner eignen Schwester und Schwiegermutter ist die liebenswürdigste, die ich noch gesehn habe, so wie sein Landgut die schönste Lage im ganzen Gebirge hat: ihr thätet klug, mich dahin zu begleiten, was sich auch sehr gut mit deinen gelehrten antiquarischen Untersuchungen vereinigen läßt.

Er muß! rief Theodor, oder ich laß ihn im Stich der gothischen, oder, wie er will, altdeutschen Spitzgewölbe.

Darüber läßt sich noch sprechen, sagte Ernst halb zweifelnd; da ihm aber Anton noch erzählte, daß sie im nächsten Städtchen die beiden längst gesuchten Freunde Lothar und Friedrich finden würden, die ihn erwarteten, um mit ihm zum gemeinschaftlichen Freunde Manfred zu reisen, und sich einige Wochen bei diesem aufzuhalten, so ließ sich Ernst bewegen, seine Antiquitäten auch noch so lange beiseit zu thun, um nach vielen Jahren einmal wieder im Kreise seiner Geliebten eine neue Jugend zu leben, und die alten theuern Erinnerungen seinem Herzen zu erwecken.

Die Freunde wanderten weiter, und nach geraumer Zeit fragte Theodor: wie hast du nur so lange krank sein können?

Verwundre dich doch lieber, antwortete der Kranke, wie ich so bald habe genesen können, denn noch ist es mir selber unbegreiflich, daß meine Kräfte sich so schnell wieder hergestellt haben.

Wie wird sich der gute Friedrich freuen, sagte Theodor, dich einmal wieder zu sehn; denn immer warst du ihm unter seinen Freunden der liebste.

Sagt vielmehr, antwortete der Genesene, daß wir uns in manchen Punkten unsers Wesens am innigsten berührten und am besten verstanden; denn, meine Geliebten, man lebt, wenn man das Glück hat, mehre Freunde zu besitzen, mit jedem Freunde ein eignes, abgesondertes Leben; es bilden sich mannichfache Kreise von Zärtlichkeit und Freundschaft, die wohl die Gefühle der Liebe zu andern in sich aufnehmen und harmonisch mit ihnen fortschwingen, dann aber wieder in die alte eigenthümliche Bahn zurück kehren. Und eben so wie mir der Vertrauteste in vielen Gesinnungen fremd bleibt, so hebt eben derselbe auch vieles Dunkle in meiner eignen Natur bloß durch seine Gegenwart hervor, und macht es licht, sein Gespräch, wenn es diese Punkte trifft, erweckt es zum klarsten innigsten Leben, und eben so wirkt meine Gegenwart auf ihn zurück. Vielleicht war manches in Friedrich und mir, was ihr übrigen mißverstandet, was sich in uns ergänzte und durch unsre Freundschaft zum Bewußtsein gedieh, so daß wir uns mancher Dinge wohl sogar erfreuten, die andre uns lieber hätten abgewöhnen mögen.

Was du da sagst, ist sehr wahr, fügte Ernst hinzu, der Mensch, der überhaupt das Leben und sich versteht, wird mit jedem seiner Freunde ein eignes Vertrauen, eine andre Zärtlichkeit fühlen und üben wollen. O das ist ja eben das Himmlische der Freundschaft, sich im geliebten Gegenstande ganz zu verlieren, neben dem Verwandten so viel Fremdartiges, Geheimnißvolles ahnden, mit herzlichem Glauben und edler Zuversicht auch das Nichtverstandne achten, durch diese Liebe Seele zu gewinnen und Seele dem Geliebten zu schenken! Wie roh leben diejenigen, und verletzen ewig sich und den Freund, die so ganz und unbedingt sich verstehn, beurtheilen, abmessen, und dadurch nur scheinbar einander angehören wollen! das heißt Bäume fällen, Hügel abtragen und Bäche ableiten, um allenthalben flache Durchsicht, Mittheilung und Verknüpfung zu gewinnen, und einen schönen romantischen Park verderben. Nicht früh genug kann der Jüngling, der so glücklich ist, einen Freund zu gewinnen, sich von dieser selbstischen Forderung unsrer roheren Natur, von diesem Mißverständniß der jugendlichen Liebe entwöhnen.

Was du da berührst, sagte Anton, berührt zugleich die Wahrheit, daß es nicht nur erlaubt, sondern fast nothwendig sei, daß Freunde vor einander Geheimnisse haben, ja es erklärt gewissermaßen die seltsame Erscheinung, daß man dem einen Freunde wohl etwas anvertrauen mag, was man gern dem verschweigt, mit dem man vielleicht in noch vertrautern Verhältnissen lebt. Es ist eine Kunst in der Freundschaft wie in allen Dingen, und vielleicht daher, daß man sie nicht als Kunst erkennt und treibt, entspringt der Mangel an Freundschaft, über welchen alle Welt jezt klagt.

Hier kommen wir ja recht, rief Theodor lebhaft aus, in das Gebiet, in welchem unser Friedrich so gerne wandelt! Ihn muß man über diese Gegenstände reden hören, denn er verlangt und sieht allenthalben Geheimniß, das er nicht gestört wissen will, denn es ist ihm das Element der Freundschaft und Liebe. Verarge doch dem Freunde nicht, sprach er einmal, wenn du ahndest, daß er dir etwas verbirgt, denn dies ist ja nur der Beweis einer zärteren Liebe, einer Scheu, die sich ängstlich um dich bewirbt, und sittsam an dich schmiegt; o ihr Liebenden, vergeßt doch niemals, wie viel ihr wagt, wenn ihr ein Gefühl dem Worte anvertrauen wollt! was läßt sich denn überall in Worten sagen? Ist doch für vieles schon der Blick zu ungeistig und körperlich! — O Brüder, Engelherzen, wie viel thörichtes Zeug wollen wir mit einander schwatzen!

Thöricht? sagte Anton etwas empfindlich; ja freilich, wie alles thöricht ist, was das Materielle zu verlassen strebt, und wie die Liebe selbst in dieser Hinsicht Krankheit zu nennen ist, wie Novalis so schön sagt. Hast du noch nie ein Wort bereut, das du selbst in der vertrautesten Stunde dem vertrautesten Freunde sagtest? Nicht, weil du ihn für einen Verräther halten konntest, sondern weil ein Gemüthsgeheimniß nur in einem Elemente schwebte, das so leicht seine rohe Natur dagegen wenden kann: ja du trauerst wohl selbst über manches, das der Freund in dein Herz nieder legen will, und das Wort klingt späterhin mißmüthig und disharmonisch in deiner innersten Seele wieder. Oder verstehst du dies so gar nicht und hast es nie erlebt?

Nicht böse, du lieber Kranker, sagte Theodor, indem er ihn umarmte; du kennst ja meine Art. Schatz, warst du denn nicht eben einverstanden darüber, daß es unter Freunden Mißverständnisse geben müsse? diese meine Dummheit ist auch ein Geheimniß, glaubt es nur, das ihr auf eine etwas zartere Art solltet zu ahnden oder zu entwirren streben.

Alle lachten, worauf Anton sagte: das Lachen wird mir noch beschwerlich und greift mich an, ich werde müde und matt in unsre Herberge ankommen. — Er schöpfte hierauf wieder aus einem vorüberrollenden Bache etwas Wasser, um sich zu erquicken, und wies den Wein ab, den ihm Ernst anbot, indem er sagte: ihr könnt es nicht wissen, wie erquickend, wie paradiesisch dem Genesenden die kühle Woge ist; schon indem sie mein Auge sieht und mein Ohr murmeln hört, bin ich entzückt, ja Gedanken von frischen Wäldern und Wassern, von kühlenden Schatten säuseln immerfort anmuthig durch mein ermattendes Gemüth und fächeln sehnsuchtvoll die Hitze, die immer noch dort brennt. Viel zu körperlich und schwer ist dieser süße, sonst so labende Wein, zu heiß und dürr, und würde mir alle Träume meines Innern in ihrem lieblichen Schlummer stören.

Jeder nach seinem Geschmack, sagte Theodor, indem er einen herzhaften Trunk aus der Flasche that; es lebe die Verschiedenheit der Gesinnungen! Womit aber hast du dich in deiner Krankheit beschäftigen können?

Der Arzt verlangte, sagte Anton, ich sollte mich durchaus auf keine Weise beschäftigen, wie denn die Aerzte überhaupt Wunder von den Kranken fodern; ich weiß nicht, welche Vorstellungen der meinige von den Büchern haben mußte, denn er war hauptsächlich gegen das Lesen eingenommen, er hielt es in meinem Zustande für eine Art von Gift, und doch bin ich überzeugt, daß ich dem Lesen zum Theil meine Genesung zu danken habe.

Unmöglich, sagte Ernst, kann im Zustand des Fiebers, des Ueberreizes und der Abspannung diese Anstrengung eine heilsame sein, und ich fürchte, dein Arzt hat nur zu sehr Recht gehabt.

Was Recht! rief Anton aus; er hatte einen ganz falschen Begriff von der deutschen Literatur, so wie von meiner Kunst des Lesens, denn ich hütete mich wohl von selbst vor allem Vortrefflichen, Hinreißenden, Pathetischen und Speculativen, was mir in der That hätte übel bekommen können; sondern ich wandte mich in jene anmuthige Gegend, die von den Kunstverständigen meistentheils zu sehr verachtet und vernachlässigt wird, in jenen Wald voll ächt einheimischer und patriotischer Gewächse, die mein Gemüth gelinde dehnten, gelinde mein Herz bewegten, still mein Blut erwärmten, und mitten im Genuß sanfte Ironie und gelinde Langeweile zuließen. Ich versichre euch, einen Tempel der Dankbarkeit möcht’ ich ihnen genesend widmen; und wie viele auch vortrefflich sein mögen, so waren es doch hauptsächlich drei Autoren, die ich studirt und ihre Wirkungen beobachtet habe.

Ich bin begierig, sagte Ernst.

Als ich am schwächsten und gefährlichsten war, fuhr Anton fort, begann ich sehr weislich, gegen des Arztes ausdrückliches Verbot, mit unserm deutschen La Fontaine. Denn ohne alles Lesen ängstigten mich meine Gedanken, die Trauer über meine Krankheit, tausend Plane und Vorstellungen so ab, daß ich in jener anbefohlnen Muße hätte zu Grunde gehen müssen. Kann man nun läugnen, daß dieser Autor nicht manches wahr und gut auffaßt, daß er manche Zustände, wie Charaktere, treffend schildert, und daß die meisten seiner Bücher sich durch eine gewisse Reinlichkeit der Schreibart empfehlen? Ohne alle Ironie sei es gesagt, viele seiner kleinen Erzählungen haben mich wahrhaft ergötzt und befriediget. Seine größeren Werke, denen die meisten dieser guten Eigenschaften abgehn, ersetzen diesen Mangel durch die unerschöpfliche Liebe, die schon in Kinderseelen heroisch arbeitet, durch einige Verführer im großen Styl und ansehnliche Gräuel, oder gar durch Kunsturtheile, die mich vorzüglich inniglich erfreuten, und die er leider seinen Büchern nur zu selten einstreut. Wie war ich hingerissen, als ich in einem seiner Romane an die ausgeführte Meinung gerieth, mit welcher er den Hogarth über Rafael setzt. Ja, meine Freunde, es giebt gewisse Vorstellungen, die unmittelbar uns Elasticität des Körpers und der Seele zuführen, und so schelte mir keiner die großartige Albernheit, denn ich war nach diesem Kapitel unverzüglich besser, und durfte doch noch keine China gebrauchen.

So, sagte Theodor, wurde der ganz gesunde Spartaner durch Tyrtäus Hymnenklang zum Kriegestanze beflügelt. Was folgte nun auf diese Periode?

Diese süßen Träume der Kindheit und Sehnsucht, fuhr Anton fort, lagen schon hinter mir, meine mündig werdende Phantasie forderte gehaltvolleres Wesen. Trefflich kamen meinem Bedürfniß alle die wundervollen, bizarren und tollen Romane unsers Spieß entgegen, von denen ich selbst die wieder las, die ich schon in früheren Zeiten kannte. Die Tage vergingen mir unglaublich schnell, und am Abend hatte ich freundliche Besuche, in deren Gesprächen die Töne jener gräßlichen, gespenstigen Begebenheiten wieder verhallten. So ward mein Leben zum Traum, und die angenehme Wiederkehr derselben Gegenstände und Gedanken fiel mir nicht beschwerlich, auch war ich nun schon so stark, daß ich einer guten Schreibart entbehren konnte, und die herzliche Abgeschmacktheit der Luftregenten, Petermännchen, Kettenträger, Löwenritter, gab mir durch die vielfache und mannichfaltige Erfindung einen stärkern Ton; meine Ironie konnte sich nun schon mit der Composition beschäftigen, und der Arzt fand die stärkenden Mittel so wie eine Nachlassung der zu strengen Diät erlaubt und nicht mehr gefährlich.

Wieder eine Lebens-Periode beendigt, sagte Theodor.

Nun war aber guter Rath theuer, sprach Anton weiter. Ich hatte die Schwärmereien des Jünglings überstanden, Geschichte und wirkliche Welt lockten mich an, zusammt der nicht zu verachtenden Lebens-Philosophie. Mein Fieber hatte zwar nachgelassen, konnte aber immer wieder gefährlich werden, ich litt unaussprechlichen Durst, und durfte nicht trinken, was mein Schmachten begehrte; immer nur wenig und nichts Kühles, und ich träumte nur von kalten Orangen, von Citronen, ja Essig, machte Salat in meiner Phantasie zu ungeheuern Portionen und verzehrte sie, trank aus Flaschen im Felsenkeller selbst den kühlsten Nierensteiner, und badete mich dann in Morgenluft in den Wogen des grün rauschenden Rheins. In dieser schwelgenden Stimmung begegnete mir nun der vortreffliche Cramer mit seinen Ritter- und andern Romanen, und wie soll ich wohl einem kalten, gesunden, vernünftigen Menschen, der trinken darf, wann und wie viel er will, die Wonne schildern, die mich auf meinem einsamen Lager diese vortreflichsten Werke genießen ließen? Ich kann nun sagen: werdet krank, lieben Freunde und leset, und ihr unterschreibt alles, was neben euch gehender Rezensent so eben behauptet.

Mäßige dich nur, sagte Theodor, sonst bist du gezwungen, wieder Wasser zu schöpfen, um dir den Kopf naß zu machen, und auf diesem anmuthigen Hügel haben wir keine Quelle in der Nähe.

Ja, rief Anton aus, Dank diesem biedersten Deutschen für seine Kämpen, für seinen Haspar a Spada und den Raugrafen zu Dassel! Wie saß ich mit ihnen allen zu Tische und sah und half die Kannen Rüdesheimer und Nierensteiner leeren; wir verachteten es, in Becher einzuschenken; nein, aus dem vollen Humpen selbst tranken wir Großherzigen das kühle, herrliche, duftende Naß, und ich lachte in dieser Gesellschaft meinen Arzt rechtschaffen aus: entzückt war ich mit dir, und begleitete dich bewundernd, du edelster Bomsen, ich zechte Zug für Zug mit dir, du Großer, der schon des Morgens um vier Uhr betrunken zu Rosse steigt, um Thaten eines deutschen Mannes adlich zu verrichten. Wie deine Gesinnungen, du großer Dichter, so ist auch dein Stil gediegen und deutsch, und alle die Prügel und Püffe, die den Feinden oder schlechten Menschen zugetheilt werden, oder gar den boshaften Pfaffen, waren mir eben so viele Herzstärkungen und Brownische Kurmittel, und darum trug ich auch kein Bedenken, deine vorzüglichsten Werke nach der Beendigung wieder von vorn zu beginnen, denn hier war ja Erfindung, Charakter, Essen, Trinken, Lebens-Philosophie, Wirklichkeit und Geschichte alles meiner drängenden Sehnsucht dargebracht, und alles gleich vortrefflich. Mein schmachtender Durst trieb sich nun nicht mehr in gigantischen Bildern zwecklos um, sondern fand seine Bahn vorgezeichnet und große Beispiele, denen er sich anschloß; nun träumte ich nicht mehr als Polyphem unter den steinernen Treppen eines Weinberges zu liegen, und daß sich vom Himmel herunter eine ungeheure Kelterpresse drücke, die mit Einem Wurf den ganzen Weinberg ausquetsche, so daß in Caskaden der Wein die Marmorstufen herunter rausche und wie in ein großes Bassin sich unten in meinen durstenden Schlund ergösse. Von diesen Riesenbildern war ich geheilt, und schon durft’ ich mit Vorsicht kühlende Getränke genießen, schon widerstanden mir Fleischspeisen nicht mehr, und mein Arzt schrieb sich die Namen der vornehmsten Cramerschen Romane auf, um sie ähnlichen Kranken zu empfehlen; ich wandelte schon im Zimmer, sah bei der ersten Frühlingswärme aus dem Fenster, durfte wieder phantasiren, und nach einigen Wochen konnt’ ich schon die Hoffnung fassen, bald dies Gebirge zu betreten, in welchem ich euch, ihr Lieben, zur Vollendung meiner Genesung, gefunden. — Aber eilt, man läutet schon die Abendglocke, wir sind vor dem Städtchen, dort treffen wir die Freunde und vernehmen vielleicht wunderliche Dinge von ihnen.

———

Im Baumgarten des Gasthofes saßen am andern Morgen die fünf Vereinigten um einen runden Tisch, ihre Stimmung war heiter wie der schöne Morgen, nur Friedrich schien ernst und in sich gekehrt, so sehr auch Lothar jede Gelegenheit ergriff, ihn durch Scherz und Frohsinn zu ermuntern.

Warlich! rief Theodor aus, es giebt kein größeres Glück, als Freunde zu besitzen, sie nach Jahren in schöner Gegend in anmuthiger Frühlingszeit wieder zu finden, mit ihnen zu schwatzen, alle ihre Eigenheiten wieder zu erkennen, sich der Vergangenheit zu erinnern und mit dem Zutrauen allen in die Augen zu blicken, wie ich es Gottlob! hier thun kann. Nur der Friedrich ist nicht, wie sonst. Hast du Gram, mein Lieber?

Laß mich, guter heitrer Freund, sagte Friedrich, es soll nicht lange währen, so wirst du und ihr alle mehr von mir erfahren. Weißt du doch nicht, ob ich nicht vielleicht am Glücke krank liege.

Wenn das ist, sagte Theodor, so möge Gott nur den Arzt noch recht lange von dir entfernt halten. O wärst du doch lieber gar inkurabel! Aber leider ist die Heilung dieser Krankheit nur gar zu gewiß; o die Zeit, die böse, liebe, gute, alte, vergeßliche und doch mit dem unverwüstlichen Gedächtniß, das wiederkäuende große ernste Thier, die alles erzeugt und alles verwandelt, sie wird freilich machen, daß wir einer den andern und uns selbst nach wenigen Jahren mit ganz veränderten Augen ansehn.

Dadurch könntest du ihn noch trauriger machen, fiel Lothar ein: freilich will uns alles überreden, daß das Leben kein romantisches Lustspiel sei, wie etwa Was ihr wollt, oder Wie es euch gefällt, sondern daß es aus diesen Regionen entrinnt, wir möchten es auch noch so gerne so wollen und wenn es uns auch über die Maßen gefiele; der Himmel verhütet auch, daß es selten in ein großes Trauerspiel ausartet, sondern es verläuft sich freilich meist, wie viele unerquickliche Werke mit einzelnen schönen Stellen, oder gar wie der herrliche Rhein in Sand und Sumpf.

O nein, sagte Friedrich, glaubt es mir, meine Freunde, das Leben ist höheren Ursprungs, und es steht in unserer Gewalt, es seiner edlen Geburt würdig zu erziehn und zu erhalten, daß Staub und Vernichtung in keinem Augenblicke darüber triumphiren dürfen: ja, es giebt eine ewige Jugend, eine Sehnsucht, die ewig währt, weil sie ewig nicht erfüllt wird; weder getäuscht noch hintergangen, sondern nur nicht erfüllt, damit sie nicht sterbe, denn sie sehnt sich im innersten Herzen nach sich selbst, sie spiegelt in unendlich wechselnden Gestalten das Bild der nimmer vergänglichen Liebe, das Nahe im Fernen, die himmlische Ferne im Allernächsten. Ist es denn möglich, daß der Mensch, der nur einmal aus dieser Quelle des heiligen Wahnsinnes trinken durfte, je wieder zur Nüchternheit, zum todten Zweifel erwacht?

Bei alledem, sagte Theodor, wäre ein Jungbrunnen, von dem die Alten gedichtet haben, nicht zu verschmähn; wär’ es auch nur der grauen Haare wegen.

Wie könntet ihr, fuhr Friedrich fort, doch die Schönheit nur empfinden, oder gar lieben, wenn sie unverwüstlich wäre? Die süße Elegie in der Entzückung, die Wehklage um den Adonis und Balder ist ja der schmachtende Seufzer, die wollüstige Thräne in der ganzen Natur! dem Flüchtigen nacheilen, es festhalten wollen, das uns selbst in festgeschlossenen Armen entrinnt, dies macht die Liebe, den geheimnißvollen Zauber, die Krankheit der Sehnsucht, das vergötternde Schmachten möglich.

Und, fuhr Ernst fort, wie milde redet uns die Ewigkeit an mit ihrem majestätischen Antliz, wenn wir auch das nur als Schatten und Traum besitzen, oder uns ihm nähern können, was das Göttlichste dieser Erde ist? das muß ja unser Herz zum Unendlichen ermuntern und stärken, zur Tugend, zum Himmel, zu jener Schöne uns führen, die nie verblüht, deren Entzückung ewige Gegenwart ist.

Müßten wir nur nicht vorher aus dem Lethe trinken, sagte Anton, und zur Freude sprechen: Was willst du? und zum Lachen: du bist toll!

Theodor sprang vom Tische auf, umarmte jeden und schenkte von dem guten Rheinwein in die Römer: ei! rief er aus, daß wir wieder so beisammen sind! daß wir wieder einmal unsre zusammen gewickelten Gemüther durchklopfen und ausstäuben können, damit sich keine Motten und andres Gespinst in die Falten nisten! Wie wohl thut das dem deutschen Herzen beim Glase deutschen Weins! Ja, unsre Herzen sind noch frisch, wie ehedem, und daß sich auch keiner von uns das Tabackrauchen angewöhnt hat, thut mir in der Seele wohl.

Immer der Alte! sagte Lothar, du pflegst immer die Gespräche da zu stören, wo sie erst recht zu Gesprächen werden wollen; ich war begierig, wohin diese seltsamen Vorstellungen wohl führen, und wie diese Gedankenreihe oder dieser Empfindungsgang endigen möchte.

Wie? sagte Theodor, das kann ich dir aufs Haar sagen: sieh, Bruderseele, stehn wir erst an der Ewigkeit und solchen Gedanken oder Worten, die sich gleichsam ins Unendliche dehnen, so kömmt es mir vor wie ein Ablösen der Schildwachen, daß nun bald eine neue Figur auf derselben Stelle auf und ab spazieren soll. Ich wette, nach zweien Sekunden hätten sie sich angesehn, kein Wort weiter zu sagen gewußt, das Glas genommen, getrunken und sich den Mund abgewischt. „Weiter bringt es kein Mensch, stell’ er sich auch wie er will.“ — O das ist das Erquickliche für unser einen, daß das Größte wieder so an das Kleinste gränzen muß, daß wir denn doch Alle Menschen, oder gar arme Sünder sind, jeder, nachdem sein Genius ihn lenkt.

Du scheust nur, sagte Anton, die liebliche Stille, das Säuseln des Geistes, welches in der Mitte der innigsten und höchsten Gedanken wohnt und dessen heilige Stummheit dem unverständlich ist, der noch nie an den Ohren ist beschnitten worden.

Ohren, antwortete Theodor, klingt im Deutschen immer gemein, Gehörwerkzeuge affektirt, Hörvermögen philosophisch, und die Hörer oder die Hörenden ist nicht gebräuchlich, kurzum, man kann sie selten nennen, ohne anstößig zu sein. Der Spanier vermeidet auch gern, so schlecht hin Ohren zu sagen. Am besten braucht man wohl Gehör, wo es paßt, oder das Ohr einzeln, wodurch sie beide gleich edler werden.

Dein Tabackrauchen hat aber das vorige Gespräch erstickt, sagte Lothar; freilich ist es die unkünstlerischste aller Beschäftigungen und der Genuß, der sich am wenigsten poetisch erheben läßt.

Mir ist es über die Gebühr zuwider, sagte Theodor, und darum betrachtete ich euch schon alle gestern Abend darauf, denn es giebt einen eignen Pfeifenzug im Winkel des Mundes und unter dem Auge, der sich an einem starken Raucher unmöglich verkennen läßt; deshalb war ich schon gestern über eure Physiognomien beruhigt. Mir scheint die neuste schlimmste Zeit erst mit der Verbreitung dieses Krautes entstanden zu sein, und ich kann selbst auf den gepriesenen Compaß böse sein, der uns nach Amerika führte, um dies Unkraut mit manchen andern Leiden zu uns herüber zu holen.

Wie einige Züge im Gesicht durch die Pfeife entstehn, sagte Lothar, so werden die feinsten des Witzes und gutmüthigen Spottes, so wie die Grazie der Lippen durchaus durch die oft angelegte Pfeife vernichtet.

Ich ließe noch die kalte Pfeife gelten, sagte Ernst, so hielt sich einer meiner Freunde eine von Thon, um sie in der gemüthlichsten Stimmung zuweilen in den Mund zu nehmen, und dann recht nach seiner Laune zu sprechen; aber der böse, beizende, übel riechende Rauch macht das Ding fatal. Ich lernte einmal einen Mann kennen, der mir sehr interessant war, und der sich auch in meiner Gesellschaft zu gefallen schien; wir sprachen viel mit einander, endlich, um uns recht genießen zu können, zog er mich in sein Zimmer, ließ sich aber beigehn, zu größerer Vertraulichkeit seine Pfeife anzuzünden, und von diesem Augenblick konnte ich weder recht hören und begreifen, was er vortrug, noch weniger aber war ich im Stande, eine eigne Meinung zu haben, oder nur etwas anders als Flüche auf den Rauch in meinem Herzen zu denken, — „nicht laute, aber tiefe“ — wie Macbeth sagt.

Lothar lachte: mit einem trostlosen Liebhaber, fuhr er fort, ist es mir einmal noch schlimmer ergangen, er hatte mich hingerissen und gerührt; bei einer kleinen Ruhestelle der Klage suchte er seine Pfeife, Schwamm und Stein, schlug mit Virtuosität schnell Feuer, und versicherte mich nachher in abgebrochenen rauchenden Pausen seiner Verzweiflung. Ich mußte lachen, und nur zum Glück daß mich der Rauch in ein starkes Husten brachte, sonst hätt’ ich dem guten Menschen als ein unnatürlicher Barbar erscheinen müssen.

Es läßt sich wohl, sagte Theodor, alles mit Grazie thun, ich kenne wenigstens einen großen Philosophen, dem in seiner Liebenswürdigkeit auch dies edel steht. Mit dem Caffee wird nach der Mahlzeit eine lange Pfeife gebracht, die der Bediente anzündet, es geschehn ruhig und ohne alle Leidenschaft einige Züge, und eh man noch die Unbequemlichkeit bemerkt, ist die Sache schon wieder beschlossen. Aber schrecklich sind freilich die kurzen, am Munde schwebenden Instrumente, die jede Bewegung mit machen müssen und sich jeder Thätigkeit fügen, die den ganzen Tag die Lippen pressen und selbst die Sprache verändern.

Mir ist es nicht unwahrscheinlich, sagte Anton, daß diese Gewohnheit, die so überhand genommen, die Menschen passiver, träger und unwitziger gemacht hat. Wir sollen keinen Genuß haben, der uns unaufhörlich begleitet, der etwas Stetiges wird, er ist nur erlaubt und edel durch das Vorübergehende. Darum verachten wir den Säufer, ob wir alle gleich gern Wein trinken, und der Näscher ist lächerlich, der seine Zunge durch ununterbrochenes Kosten ermüdet; vom Raucher denkt man billiger, weil es eben Gewohnheit geworden ist, die man nicht mehr beurtheilt, doch begreif’ ich es wenigstens nicht, wie selbst Frauen jezt an vielen Orten dagegen tolerant werden.

Könnt ihr euch, sagte Lothar, einen rauchenden Apostel denken?

Eben so wenig, sagte Ernst, als den adlichen Tristan mit der Pfeife, oder den hochstrebenden Don Quixote.

Dem Sancho aber, sagte Lothar, fehlt sie beinah; hätten manche umarbeitende Uebersetzer mehr Genie gehabt, so hätten sie diese lieber hinzu fügen, als so manche Schönheit weglassen dürfen.

Vielleicht ist dieses Bedürfniß, fiel Friedrich ein, ein Surrogat für so manches verlorne Bedürfniß des öffentlichen Lebens, der Galanterie der Gesellschaft, der Freiheit und der Feste. Vielleicht soll sich zu Zeiten der Mensch mehr betäuben, und dann ist es wohl möglich, daß er jenen alten verrufenen blauen Dunst für ein wirkliches Gut hält. Nicht bloß Taback, auch philosophische Phrasen, Systeme, und manches andre wird heut zu Tage geraucht, und beschwert den Nichtrauchenden ebenfalls mit unleidlichem Geruch.

Nicht so melankolisch, sagte Theodor, laßt uns diese tiefsinnige Betrachtung wenden, denn am Ende kömmt doch in keiner Tugend der ganze Mensch so rein zum Vorschein, als in den Thorheiten. Die Berge rauchen oft und die Thäler sind voll Nebel, viele Gegenden verlieren ihn oft in Monaten nicht, die See dampft, und so laßt denn unserm guten Zeitalter auch seinen Dampf. Nur wir wollen unsrer Sitte treu bleiben. Besorgt bin ich aber für Manfred, daß er sich diesen Zustand als Appendix der Ehe möchte angewöhnt haben, um seine weisen Lehrsprüche aus dampfendem Munde, wie Orakel aus rauchenden Höhlen, verehrlicher zu machen, und ich gestehe überhaupt, daß ich mich ihm nur mit einer gewissen heimlichen Furcht wieder nähern kann.

Du bist ohne Noth besorgt, sagte Lothar. Seit lange kenne ich unsern Freund in seinem häuslichen Zustande, und ich habe nicht bemerken können, daß er seinen jugendlichen Frohsinn und seine muthwillige Laune gegen jene altkluge Hausväterlichkeit vertauscht habe, im Gegentheil, kann er oft so ausgelassen sein, daß die Schwiegermutter im Hause so wenig lästig oder überflüssig ist, daß sie vielmehr zuweilen als kühlende und besonnene Vernunft zum allgemeinen Besten hervortreten muß.

Wenn alles übrige, sagte Theodor, auf denselben Fuß eingerichtet ist, so ist seine Haushaltung die vollkommenste in der Welt.

Noch mehr, fuhr Lothar fort, diese Frau ist noch anmuthig und reizend, und man glaubt es kaum, daß sie zwei erwachsene Töchter haben könne. Sie hat selbst einige annehmlich scheinende Parthien ausgeschlagen, und Männer haben sich um sie beworben, die an Jahren weit jünger sind.

Wenn die Mutter schon so gefährlich ist, sagte Theodor, so muß der Umgang mit den Töchtern gar herz- und halsbrechend sein.

Die Gattin unsers Manfred, erzählte Lothar weiter, ist sehr still und sanft, von zartem Gemüth und rührend schöner Gestalt, er hat noch das Betragen des Liebhabers, und sie das blöde geschämige Wesen einer Jungfrau; ihre jüngere Schwester Clara ist der Muthwille und die Heiterkeit selbst, launig, witzig, und fast immer lachend, im beständigen kleinen Kriege mit Manfred; man sollte glauben, wenn man sie beisammen sieht, er hätte diese lieben müssen, und die ältere, ihm so ungleiche Schwester, hätte ihn nicht rühren können. Allein die Liebe fordert vielleicht eine gewisse Verschiedenheit des Wesens und des Charakters.

Ich komme darauf zurück, sagte Ernst, daß wir immer noch nicht wissen können, wie viel in Manfred angewöhnte Manier ist, und wie viel Natur; ich habe oft bemerkt, daß er ernst, ja traurig war, wenn die Umgebung ihn für ausschweifend lustig hielt. Er hat es von je gescheut, seine innersten Gefühle kund zu thun, und so wirft er sich oft gewaltthätig in eine Laune, die ihn quälen kann, indem sie andre ergötzt.

Wie wird es aber, fragte Theodor weiter, mit den Kindern gehalten? Wahrscheinlich hat sich doch auch zu ihm die neumodische und weichliche Erziehung erstreckt, jene allerliebste Confusion, die jeden Gegenwärtigen im ununterbrochenen Schwindel erhält, indem die Kinderstube allenthalben, im Gesellschaftszimmer, im Garten und in jedem Winkel des Hauses ist, und kein Gespräch und keine Ruhe zuläßt, sondern nur ewiges Geschrei und Erziehen sich hervor thut, eine unsterbliche Zerstreutheit im scheinbaren Achtgeben; jenes Chaos der meisten Haushaltungen, das mir so erschrecklich dünkt, daß ich die neuen Pädagogen, die es veranlaßt haben, und jene Entdecker der Mütterlichkeit gern als Verdammte in einen eignen Kreis der Danteschen Hölle hinein gedichtet hätte, der nur eine solche neuerfundene allgegenwärtige Kinderstube mit all ihrem Wirwarr und Schariwari moderner Elternliebe darzustellen brauchte, um sie als einen nicht unwürdigen Beitrag jener furchtbaren Zirkel anzuschließen.

Auch von dieser neuen, fast allgemein verbreiteten Krankheit, erzählte Lothar, findest du in seinem Hause nichts: seine junge Gattin ist eine wahre Mutter, fast so, wie es unsre Mütter noch waren; sie liebt ihre beiden Kinder über alles, und hat eben darum eine Art von Schaam, in Gesellschaft die Mutter zu spielen, und die Kinder wie Dekorationen an sich zu hängen; die Wartung und alle Erziehung der Kleinen wird von ihr still im Heiligthum eines entlegenen Zimmers besorgt, und weil sie ordentlich ist, und weiß, was sie befiehlt, so darf sie die Kinder zu Zeiten dem gehorsamen Gesinde überlassen, und sie kann ruhig und heiter an der Gesellschaft Theil nehmen, weil sie die Stunde beobachtet; kurz, man nimmt an den allerliebsten Creaturen nur so viel Theil, als man selbst will, und ich, der ich die Kinder kindlich liebe, bin immer gezwungen, sie aufzusuchen.

Vortrefflich! sagte Ernst, dies beweist am meisten für die Schwiegermutter, die die Töchter sehr gut und zur Ordnung muß erzogen haben. In deiner Beschreibung finde ich gerade die ehrwürdigsten Mütter wieder, die ich je gekannt habe. Alles Gute und Rechte soll nur so geschehn, daß es ein unachtsames Auge gar nicht gewahr wird. Unser Vaterland aber ist das Land der geräuschvollsten Erziehung, und die Nation wird bald nur aus Erziehern bestehen; für Mütter und Kinder sind Bibliotheken, und hundert Journale und Almanache geschrieben, alle ihre Tugenden und Pflichten hat man tausendfältig in Kupfer gestochen und zur größern Aufmunterung illuminirt, und aus dem Natürlichsten und Einfachsten, was kaum viele Worte zuläßt, haben wir mit Kunst einen Götzen der vollständigsten Thorheit geschnitzt, und es im ausgeführten System so weit gebracht, daß wir durch Beobachtung, Philosophie und Natur uns von allem Menschlichen und Natürlichen auf unendliche Weite entfernt haben. Nicht genug, daß man die Kinder fast von der Geburt mit Eitelkeit verdirbt, man ruinirt auch die wenigen Schulen, die etwa noch im alten Sinn eingerichtet waren; man zwingt die Kinder im siebenten Jahr, zu lernen, wie sie Scheintodte zum Leben erwecken sollen, man verschreibt Erzieher aus den Gegenden, in welchen diese Produkte am besten gerathen; ja die Staaten selbst verbieten das Buchstabiren, und machen es zur Gewissenssache, das Lesen anders als auf die neue Weise zu erlernen, und fast alle Menschen, selbst die bessern Köpfe nicht ausgenommen, drehen sich im Schwindel nach diesem Orient, um von hier den Messias und das Heil der Welt baldigst ankommen zu sehen; aber gewiß, nach zwanzig Jahren verspotten wir aus einer neuen Thorheit heraus diese jetzige. Dies sind auch nur Schildwachen, die sich ablösen, und so viel neue Figuren auch kommen, so bleiben sie doch immer auf derselben Stelle wandelnd. Jeder Mensch hat etwas, das seinen Zorn erregt, und ich gestehe, ich bin meist so schwach, daß die Pädagogik den meinigen in Bewegung setzt.

So scheint es, sagte Lothar; ein geistreicher Mann sagte einmal: wir sind schlecht erzogen, und es ist nichts aus uns geworden, wie wird es erst mit unsern Kindern aussehn, die wir gut erziehn!

Mir däucht, sagte Theodor, es wäre nun wohl an der Zeit, auch eine Wochenschrift „der Kinderfeind“ zu schreiben, um die Thorheiten lächerlich zu machen, und der ehemaligen Strenge und Einfalt wieder Raum und Aufnahme vorzubereiten.

Du fändest keine Leser, sagte Ernst, unter dieser Ueberfülle humaner Eltern und gereister, ausgebildeter Erzieher.

Friedrich war schon vor einiger Zeit vom Tisch und Gespräch aufgestanden, und auf seinen Wink hatte sich Anton zu ihm gesellt. Sie gingen unter einen Baumgang, von welchem man weit auf die Landstraße hinaus sehen konnte, die sich über einen nahe liegenden Berg hinweg zog. Mich kümmern alle diese Dinge nicht, sagte Friedrich, treib’ es jeder, wie er mag und kann, denn mein Herz ist so ganz und durchaus von einem Gegenstande erfüllt, daß mich weder die Thorheiten noch die ernsthaften Begebenheiten unserer Zeit ernstlich anziehn. Er vertraute seinem Freunde, der seine Verhältnisse schon kannte, daß es ihm endlich gelungen sei, alle Bedenklichkeiten seiner geliebten Adelheid zu überwinden, und daß sie sich entschlossen habe, auf irgend eine Weise das Haus ihres Oheims, des Geheimeraths, zu verlassen; dieser wolle einen alten Lieblingsplan fast gewaltthätig durchsetzen, sie mit seinem jüngeren Bruder, einem reichen Gutsbesitzer, zu vermälen, weil er sich so an die Gesellschaft des schönen liebenswürdigen Kindes gewöhnt habe, daß er sich durchaus nicht von ihr trennen könne, er sei gesonnen, nach der Heirath zu diesem Bruder zu ziehn, um in seinem kinderlosen Wittwerstande gemeinschaftlich mit ihm zu hausen. Es scheint vergeblich, so endete Friedrich, diesem Plan unsre Liebe entgegen zu setzen, wenigstens hält es Adelheid für unmöglich, und zwar so sehr, daß der Oheim noch gar nicht einmal von meinem Verhältnisse zu ihr weiß; so erwarte ich nun bei Manfred morgen oder übermorgen einen Boten, der unser Schicksal auf immer entscheiden wird. Eine drückende Lage wird oft am leichtesten durch eine Gewaltthätigkeit gelöst, und ich hoffe, daß Manfred mir durch seine Klugheit und seinen Muth beistehen wird. Ich würde mich unserm Ernst auch gern vertrauen, wenn er nicht gar zu gern tadelte, wo aller Rath zu spät kömmt.

Doch kann Vorsicht nicht schaden, sagte Anton, und hüte dich nur, dich von Manfred, der alles Abentheuerliche übertrieben liebt, in einen Plan verwickeln zu lassen, dessen Verdrießlichkeiten vielleicht dein ganzes Leben verwirren. Denn es ist gar zu anlockend, auf Unkosten eines andern muthig und unternehmend zu sein, der Mensch genießt alsdann das Vergnügen des Wagehalses zugleich mit der Lust der Sicherheit.

Mein Freund, sagte Friedrich, ich habe lange geduldet, gefühlt und geprüft, und mich gereut, daß ich nicht schon früher gethan habe, was du übereilt nennen würdest. Sind wir ganz von einem Gefühl durchdrungen, so handeln wir am stärksten und konsequentesten, wenn wir ohne Reflexion diesem folgen. Doch, laß uns jezt davon abbrechen.

Ich mißverstehe dich wohl nur, sagte Anton, weil du mir nicht genug vertraut hast.

Auch dazu werden sich die Stunden finden, antwortete Friedrich. In der Entfernung hatte ich mir vorgesetzt, dir alles zu sagen, und nun du zugegen bist, stammelt meine Zunge, und jedes Bekenntniß zittert zurück. Ihre Gestalt und Holdseligkeit tönt wie auf einer Harfe ewig in meinem Herzen, und jede säuselnde Luft weckt neue Klänge auf; ich liebe dich und meine Freunde inniger als sonst, aber ohne Worte fühl’ ich mich in eurer Brust, und jezt wenigstens schiene mir jedes Wort ein Verrath.

Träume nur deinen schönen Traum zu Ende, sagte Anton, berausche dich in deinem Glück, du gehörst jezt nicht der Erde; nachher finden wir uns wieder alle beisammen, denn irgend einmal muß der arme Mensch doch erwachen und nüchtern werden.

Nein, mein lieber zagender Freund, rief Friedrich plötzlich begeistert aus, laß dich nicht von dieser anscheinenden Weisheit beschwatzen, denn sie ist die Verzweiflung selbst! Kann die Liebe sterben, dies Gefühl, das bis in die fernsten Tiefen meines Wesens blitzt, und die dunkelsten Kammern und alle Wunderschätze meines Herzens beleuchtet? Nicht die Schönheit meiner Geliebten ist es ja allein, die mich beglückt, nicht ihre Holdseligkeit allein, sondern vorzüglich ihre Liebe; und diese meine Liebe, die ihr entgegen geht, ist mein heiligster, unsterblichster Wille, ja meine Seele selbst, die sich in diesem Gefühl losringt von der verdunkelnden Materie; in dieser Liebe seh’ ich und fühl’ ich Glauben und Unsterblichkeit, ja den Unnennbaren selbst inmitten meines Wesens und alle Wunder seiner Offenbarung. Die Schönheit kann schwinden, sie geht uns nur voran, wo wir sie wieder treffen, der Glaube bleibt uns. O, mein Bruder, gestorben, wie man sagt, sind längst Isalde und Sygune, ja, du lächelst über mich, denn sie haben wohl nie gelebt, aber das Menschengeschlecht lebt fort, und jeder Frühling und jede Liebe zündet von neuem das himmlische Feuer, und darum werden die heiligsten Thränen in allen Zeiten dem Schönsten nachgesandt, das sich nur scheinbar uns entzogen hat, und aus Kinderaugen, von Jungfraunlippen, aus Blumen und Quellen uns immer wieder mit geheimnißvollem Erinnern anblitzt und anlächelt, und darum sind auch jene Dichtergebilde belebt und unsterblich. An dieser heiligen Stätte habe ich mich selbst gefunden, und ich müßte mir selbst verloren gehn, ich müßte vernichtet werden können, wenn diese Entzückung in irgend einer Zeit ersterben könnte.

Seinem Freunde traten die Thränen in die Augen, weil ihn die Krankheit weicher gemacht hatte, und er ohnedies schon reizbar war; er umarmte den Begeisterten schweigend, als beide die Landstraße einen offenen