Schwädsch du no oder sprichst du schon? - Hanns-Otto Oechsle - E-Book

Schwädsch du no oder sprichst du schon? E-Book

Hanns-Otto Oechsle

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Beschreibung

Im Buch "Schwädsch du no oder sprichst du schon?.." begleiten wir den Autor auf dem humorvollen Weg durch sein Schwaben-leben. Passend zu seinem Namen "Oechsle" lebt er trotz fünf Stationen, nur seine Heimat Cannstatt kommt dabei durch das "Ausgebombt Sein" doppelt vor, immer in milden schwäbischen Weinlandschaften, beobachtet seine "schaffigen Lands- leute" und "schaute" ihnen aufs "Maul". Als Urschwabe ist er Insider, d.h. ihm gegenüber "fremdled se ned" und öffnen sich. Das neue Buch ist einerseits eine Sammlung "vom Beschda" aus vielen Vorgängerbänden und es enthält auch viele neue Einsichten, die in Gedichtform oder in Prosa im Buch wiedergegeben werden. In jeder Zeile und auch in seinen Bildern erkennt man seine Liebe zur schwäbischen Heimat. Alles steht unter dem Motto: "Noi, onser Schwäbisch därf ned onderganga!"

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Wer sich in unsere Heimat „umhört“ bemerkt, wie schnell unsere Mundart untergeht.

Schwädsch du no oder sprichst du schon?

Was isch a Schwoab ohne sei Schwäbisch?

Neue humorvolle Geschichten und Gedichte ond s`Beschd, vom Autor ausgesucht enthält dieser neue Sammelband. Wie in seinem aktuellen Vortrag, wurden die Artikel an Hanns Oechsles „Lebensspur“ aufgereiht:

Babyzeit, geboren in Stuttgart

Kinderzeit im Remstal

Schulzeit in Cannstatt

Lehrerzeit in Spielberg und Ochsenbach

Oechsle gherd nach Ochsabach

Lehrerzeit in Oberstenfeld

Schualmoischder mit Übung als Vaddr

Opazeit, Maler, Autor, . . . fenf Enkl,

schreiba, moala ond macha was widsch

Heute, mit 72 Jahren immer noch im aktiven Ruhestand, ist er der Meinung:

Bloß mid schwäbischem Humor kommsch o`bschaded durch a sodds Leba!

Wer ihn kennt, ond des send ed wenich, gibt ihm recht.

Inhalt

Meine Lebensstationen:

Cannstadt

Geradstetten

Cannstadt

Ochsenbach

Oberstenfeld

Cannstadt, Stadtkirche am Marktplatz

I hans guad droffa

Überall, woni en meim Läba längr dohoim war,

wachsd a guads Vierdele, en Cannstatt, en Geradstetten,

en Spielberg ond en Oberstenfeld, ieberal!

Sell sei joa au beim meim Nama koi Wondr,

saged meine Freind.

Oechsle ond Wei

Bei dem Nama, des fälld mor ei,

kommsch audomadisch uff dor Wei.

Ob Trollenger, Riesleng odr en andrer Dropfa,

du muasch dr gar dei Maul vorschdopfa

oder mid gschlossene Auga

durch d`Landschafd laufa,

weldsch koi Schlüggle drenga.

Du muasch joa ned saufa!

Muasch schlürfa, rieacha,

gemüadlich probieara

ond dor midma Zwieblkuacha

die Gurgl schmieara

odr en guadr Salzkuacha,

der däds au.

Übrigens :

Wer Wei saufa muaß,

der solls lau!

Hoimed oder Heimat

Bloß wer vor Weihnachda en dor alda Cannstatter Markdschdroaß sei Noas em Schaufenster vom Glaser bladddruggd hoad, wos Eiseboahna ond anders Spielzeig ghed hoad,

wer a laua Sommernachd em Kurpark mid ma scheena Mädle erlebd hoad,

wems em kalda Wasser vom Leuze gfälld ond . . .

wer onser Sauerwasser wiea Sprudl drenga koa . . .

ond niea ned moind, dassr von Bad Cannstatt schdamma

duad,

dr sell isch a Cannstatter.

p.s. Wussten sie, dass Cannstatt erst ond ausgrechned 1936 das Prädikat „Bad“ bekommen hat, als es längst keine Bäderstadt mehr war (ond von wem?).

Deshalb ischs für mi fir emmr bloß „Cannstatt“.

S´Kunsthöfle

Ursprung meiner Malerei

Auf meinem Heimweg vom Daimler-Gymnasium kam ich oft über den Wilhelmsplatz. Von der Marktstraße zum Wilhelmsplatz war beim schnellen Wiederaufbau nach dem Krieg eine kleine Passage entstanden. Dort gab es eine erste „Spielhölle“ mit Tischfußball, an dem wir Schüler ganze Meisterschaften austrugen. Es gab aber auch einen kleinen Innenhof.

Dort im Kunsthöfle stellte der Canstatter Maler Hermann Metzger seine neuesten Bilder aus. Motive vom Neckar und aus der Stadt. Ich schaute sie an und wünschte, einmal im Leben so malen zu können. Natürlich malte ich auch einige Bilder nach, kopierte Cezanne und Picasso und begann zu malen.

Leider ist Metzger heute vergessen, er entsprach nicht dem Trend der Zeit. Ein Freund hat die letzten Bilder gerettet. Ob eines meiner Bilder Bestand hat?

Die Hoffnung bleibt.

Auch unser Markt ist eine Erinnerung an die alte Stadt, nördlichste Stadt der Schwaben.

Ein Gedicht über eine uralte Stadt, die durch eine königlich Unterschrift plötzlich verschwand:

Oh, mei lieabs Cannstatt!

Alda Stadt aus Römerzeit,

wohlbekannt bis heid!

Dass vom Neggr du bisch geschützd

hoad dir schließlich wenich gnützd.

Als doamoals en dem Studagarda

d`Füx uff d`Hase dean no warda

ond diea Reh drenged ausem Näsabach

häld mor bei ons längschd scho Wach

uff de Maura ond de Türm,

die hen ghalda älle Stürm.

Erschd als dor Könich hoad hald gmeind

Schduagerd wär größer, wenns vereind

mid der alda Cannaschadt wär,

fiel das Ende wirklich schwer.

Wer kennt heid no die alda Gschichd?

Diea Jonge sicher nicht!

Ond au der weißrode VfB

isch nix meh.

Die ald Stadt soll lang no leba.

Druff welled mir diea Gläser heba,

mid Zuggerle, dem Cannstatter Wei.

Schenk dir den hald ei!

Des isch koi Freid, häb mei Opa, gsaid, dass heid onsere alde, ehrwürdiche Stadt von dene großkopfede Schduagerder oifach gschluggd wird. Älder war Cannstatt ond viel größer au.

So isch des neue Stuttgart durch die Zwangseingemeindung von Cannstatt plötzlich sieben mal so groß gwä als dovor. En guader Schlugg!

granadamäßich schee

1943–44

Ich habe das Gefühl, dass mir schon em zarda Aldr von drei Monaten der germanische Militarismus ausgetrieben wurde. Statt der Ruhe, die ein Baby dringend in der Lebensphase benötigt, unterbrachen Bomben und Granaten meinen Schlaf. Im Winter 1943 auf 44 hatte unser Gröfaz aus Österreich zum Endkampf der Germanen aufgerufen und die Welt antwortete mit Bomben.

Damals sangen die Kinder:

Maikäfer flieg, dein Babba isch em Krieg,

d`Mamma war em Pommernland,

s`Pommernland isch abgebrannd.

Maikäfer flieg!

Mein Vater war auch nicht da, der musste seine kleine Familie in Russland verteidigen, was ihm schwer fiel. ...Dofir hen mi, des feindlich Babi, ausgrechned Franzosa, Zwangsarbeiter, en Keller na draga, damid dem Bua nix bassierd. Sie selbst durften als wertlose Gefangene bei Bombenalarm nicht in den Schutzkeller. Kann es sein, dass ich dabei meine Liebe zu Frankreich entwickelte? Dafür schaute mein Onkel Wilhelm jede Nacht vom Weinbergweg in Geradstetten das brennende Schduagerd an. Er war beim Daimler (uk), musste nicht einrücken und beschloss, eigahädich meine Mutter und das Baby, mich, aus dem brennenden Schlamassl zu retten. Wenn dr Oddo außem Krieag kommd ond eich isch was bassierd, sechdr: Worom hoasch dia nen hoim nach Gradschdeda ghold?

Geradstetten, am Ruafaberg

Geradstetten im Remstal

1944 -50

So ben i uffem Schoß vom Ongl uffgwachd, han gmergd , wos warm herkommd, weil der mi midden beschda Essa gschdopfd hoad , grad wiea a Goas.Älles war schee, bloß meine Bäsla hoads ned so gfalla, weil i ihrn Blatz uff seim Schoß eignomma han. Wie sagten sie später: Sie hätten sich ja über a Vedderle gfreid, aber en soddena wiea di, hemmr ned wella. Ich denke, i han ehn lang als mein Babbe agseha, bis dor reachd gsond hoimkomma isch ond i gsagd häb : Gang weg schwarzer Mann, du ned mei Babbe, Ongele isch mei Babbe. Dabei hat er nur mit viel Glück und Bewahrung den Krieg überstanden. Ich übrigens auch.

S` Baby

Was isch des fir a wenzichs Kend

mid seinem ronda Gsichd!

aus dem wird moal a Schwoab am End,

doch jedzd, doa merksch des nichd.

A jeder guggd en Waga nei

ond lachd, duad middem schwätza

ond zwiggds end digga Bagga nei,

des duad es gar ed schätza.

No sechd dor Neiguggr:

Wo isch denn bloß mei Butzale,

mei Klois, mei Deideidei.

No denkds Babi:

I liegd doch romm! Siehsch du des ned?

so domm koasch gar ned sei!

Mor merkd, dass so a Schwoabakend

isch oiga scho gebora.

Hoad angsch vor sodde bääbiche Händ

ond fühld sich so vorlora

ond machd deswega glei a Gschrei.

Vorgessa isch des Dei-dei-dei!

Mama, I ond’s Kendrwägele

Vordoil vomma Familieakendrwaga

Was des isch?

Ha, äba so en alder weißer Korbkendrwaga mid

vorchromde Schutzblechla,

der scho honderd moal omghageld isch, mid vorbogenam Fahrwerk

Wäre der Kinderwagen neu ond ned a uralter

Familieakendrwaga von dr dridda Behna gwä, noa ...

I vorzähls eich :

Mei Bäsla hen mi dormid ausgführd ond des ald Wägale uff a Biggele nuff gschuggd ond emmr widdr ralaufa lassa. Was mir so gfalla häb, weils so hobbld. No häb se s`oine moal hald z arg gschuggd ond `sell ald hädschich Kendrwägele, sei z`erschd iebr d`Kubba ond noa mid Karacho dr Wengerdsweg na gsaud. Eigentlich geht der geteerte Weg von dort mehrere hundert Meter ins Dorf hinunter ond mi häds, wärs ned so a schieachs Wägale gwä, oweid vom Remsdalrebell Palmer seim Häusle uff d`Mauer bäbbd. Doch der Kinderwagen lief eben nicht gerade, ned bolzgrad dr Buggla nondr. Noi der hoad, wiea älles em Dal en leichda Rechdsdrall ghed ond isch noach fuffzich Meder en d`Wengerd nei gsaud. Diea Drauba send uff mi na ghagld ond seiddem moag i Wei.

I ond mei Wei

Wer Oechsle hoißd muaß Wein schätza!

Oabends hogg i mi gern noa,

damid i a bissle gruaga koa.

A guads Veschbr, a Glas Wei,

des muaß sei!

En Rieling ausem Kellr frisch

stoahd, wenns hoiß isch, uffem Disch.

En Trollengr en kalde Dage

koa em Schwoab au niea ned schada.

Ond isch mei Maga endlich still,

hol i Papier, weil i etzt will,

so a klois Gedicht verfassa,

des koa i joa gar ned lassa

ond beima guada Wei

fälld mir schnell was ei!

Isch des ferdich ond au greimd,

wird em Schwoabahemml dräumd.

Z`frieda, weil des Dagwerk gmachd

leg i mi noa.

A guada Nachd!

Wein galt bei den bhäben Schwaben als wertvolles Gut nach dem Motto :

Dor Wei, den koasch vorkaufa.

Den Mooschd duasch selbr saufa.

Wer die Verwandtschaft uffem Hof werdichs besucht hat,

was wegam Schafficha fast nicht möglich war,

dia selle wared niea ned dohoim, der bekam ein Glas

Most, das alle zum Veschbr tranken, manche ältere Onkel

gern etwas zu viel. So kam es nach dem dridda Krieagle

zu sehr unterschiedlichen Ansichten der Ehepartner:

Vom Mooschd!

oder

Wer hoad den erfonda?

Dor Mooschd, der muaß vom Deifl sei,

sechd Marie zu ihrm Alda.

Doch der schenkd Glas om Glas sich ei

ond lässd sich gar ned halda.

Der drengd ond drengd ond des ned schlechd

ond koa bald bloß no lalla

ond denkd, dui Ald hoad gar ned rechd,

des geid doch bloß en Balla.

Dorbei vorgissd mor d` Sorg am End.

I glaub, des missed Engel sei,

diea so was guads erfonda hend.

En den Streit misch i mi ei,