Schwanger mit 16? - Cornelia Kaminski - E-Book

Schwanger mit 16? E-Book

Cornelia Kaminski

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Beschreibung

Ungewollt schwanger! Kann die Schule auf eine solche Situation vorbereiten? Sie kann es zumindest versuchen, oder sollte es tun. Dieses Buch will dazu einen Beitrag leisten. Die Texte erzählen teils die Geschichte von Frauen und auch Männern, die sich in einer solchen Situation befunden haben und regen zur Diskussion und zum Nachdenken an. Das Buch beinhaltet aber auch zahlreiche Informationen zur vorgeburtlichen Entwicklung, zur Rechtslage im Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland und zur besonderen Situation behinderter Menschen. Besonders wichtig aber sind die Seiten, die aufzeigen, welche Hilfen es im Fall einer ungewollten Schwangerschaft gibt. Damit ist das Buch nicht nur ein Mutmacher, sondern auch ein Ratgeber und Nachschlagewerk für Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen.

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Seitenzahl: 78

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Vorwort des Generalsekretärs der Deutschen Evangelischen Allianz

Ich gratuliere zu dieser Schulmappe, einem wichtigen Bestandteil der dringend notwendigen „Bildungsoffensive für das Leben“. Sie kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn es fehlt nach meiner Übersicht schon seit Jahrzehnten an der Vermittlung der verfassungsgemäßen Grundlagen über das uns aufgegebene Verständnis umfassender Menschenwürde. Querschnittsaufgabe in den Bildungsplänen muss werden, darüber zu informieren, zu lehren und zu reden, dass die „Die Würde des Menschen … unantastbar“ ist, wie es die Väter und Mütter des Grundgesetzes nach der Katastrophe des 3. Reiches mit seiner Ideologie der Menschenverachtung und Menschenvernichtung formuliert haben. „Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt…..Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrheit…“ (Artikel 1 und 2). Und das ist wirklich gut so! Das war nicht wirklich neu, musste aber neu auf den Leuchter gestellt werden. Immerhin hat schon das Preußische Landrecht 1794 festgelegt: „§ 10: Die allgemeinen Rechte der Menschheit gebühren auch den noch ungeborenen Kindern schon von der Zeit ihrer Empfängnis.“ „§ 11: Wer für schon geborene Kinder zu sorgen schuldig ist, der hat gleiche Pflichten in Ansehung der noch im Mutterleibe befindlichen.“ Ich wünsche der Schulmappe eine weite Verbreitung.

Hartmut Steeb

Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz

Bad Blankenburg/Thüringen

Fulda, im Januar 2016

Vorwort des Fuldaer Bischofs Heinz Josef Algermissen

Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art. 2, Abs. 2

Das Menschenrecht auf Leben, das unser Grundgesetz so prägnant formuliert, ist die Grundlage für alle weiteren Rechte: Die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Freiheit des Glaubens und des Gewissens und alle anderen Grundrechte bauen darauf auf, dass einem jedem Menschen das Recht auf Leben vom ersten Augenblick seiner Existenz an zugestanden wird.

Die Schulen in unserem Land leisten einen großen Beitrag, junge Menschen im Sinne unseres Grundgesetzes und der Werte, die es begründen, zu erziehen. Deshalb ist es gut und wichtig, auch das Lebensrecht eines jedes Menschen zu reflektieren.

Die vorliegenden Unterrichtsmaterialien wollen dazu einen Beitrag leisten. Sie gehen aus verschiedenen Perspektiven auf das Leben vor der Geburt und auf das Leben von Menschen mit Behinderung ein. Damit lenken sie die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf Menschen, die sich in den gesellschaftlichen Debatten kein Gehör verschaffen können, und sensibilisieren junge Menschen dafür, auch die Schwachen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Ich wünsche den Unterrichtsmaterialien, die sich aus dem Evangelium ergeben, eine weite Verbreitung und hoffe, dass sie jungen Menschen helfen, die Würde jedes menschlichen Lebens vertieft zu erfassen und wertzuschätzen.

Vorwort der Autorin

Liebe Schülerin, lieber Schüler,

Schwanger! Für manche Eltern, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, ist das die beste Nachricht überhaupt. Für andere, die sich ein Leben mit Kind nicht (oder noch nicht) vorstellen können, ist eine solche Nachricht ein Schock, wenn nicht gar eine Katastrophe.

Muss das so sein? Warum können sich nicht einfach alle Menschen freuen, dass ein Kind geboren werden soll?

Das fänden wir wunderbar.

Falls ihr einmal in die Lage kommen solltet, ungewollt schwanger zu sein – oder jemanden zu treffen, dem dies passiert – dann erinnert euch an diese Textsammlung. Blättert sie nochmal durch, und lest nach, wie sich andere gefühlt haben, die sich in einer solchen Lage befanden. Es tut ganz gut zu wissen, dass das Gefühlschaos, in dem man sich befindet, völlig normal ist.

Bei kaum einer Auseinandersetzung treffen so scheinbar unverrückbarer Positionen aufeinander wie bei der Abtreibung. Aber jenseits aller Diskussionen finden die oft einsamen Entscheidungen der Betroffenen statt: wer weiß schon, wie sich eine Frau fühlt, die plötzlich schwanger und allein gelassen ist? Wer kennt die Not, mit der so mancher Vater um das Leben seines ungeborenen Kindes ringt? Und wer die tiefe Verzweiflung derer, die sich dann doch gegen das Leben ihres Kindes entschieden haben und das hinterher bitter bereuen? Wir haben mit vielen betroffenen Frauen und Männern darüber gesprochen. Die meisten Geschichten, von denen in diesem Buch erzählt wird, haben sich so zugetragen – wir haben nur die Namen geändert. Einige davon wurden uns selbst erzählt, und nicht zuletzt diese Geschichten haben uns dazu bewegt, daraus eine Sammlung von Texten für Schülerinnen und Schüler zu machen.

Wir wollen euch damit sagen: Es gibt so viele Menschen, die bereit sind, die Hand auszustrecken und zu sagen: „Du musst das nicht allein schaffen! Ich helfe dir!“ Ja, ein Leben mit Kind stellt die Welt auf den Kopf. Das macht Angst – aber es ist auch eine grandiose neue Perspektive, die sich dadurch ergibt.

Wir wünschen Euch Freude bei der Arbeit mit diesem Buch!

Euer Redaktionsteam

Cornelia Kaminski

Alexandra Linder

Kai Witzel

Der Gegensatz von Liebe ist nicht Hass,

der Gegensatz von Hoffnung ist nicht Verzweiflung,

der Gegensatz von geistiger Gesundheit und von

gesundem Menschenverstand ist nicht Wahnsinn,

und der Gegensatz von Erinnerung

heißt nicht vergessen,

sondern es ist nichts anderes als jedes Mal die Gleichgültigkeit.

Elie Wiesel in: Erinnerung als Gegenwart, 1986

Überblick

Modul I: Plötzlich schwanger

Hallo, hier bin ich!

Eine junge Frau erfährt, dass sie schwanger ist – wie geht sie damit um?

Wie reagiert ihr Umfeld?

Das Leben vor der Geburt

Wie entwickelt sich das Kind im Mutterleib? Was kann es wahrnehmen, was kann es bereits tun?

Was erwarte ich vom Leben?

Wie passt eine überraschende Schwangerschaft in die bisherige Lebensplanung?

Welche Erwartungen lassen sich noch erfüllen, welche nicht?

Modul II: Entscheidungen

Kind weg – Probleme weg?

Wie geht man selbst, wie geht das Umfeld mit einem Schwangerschaftsabbruch um?

Welche Konsequenzen ergeben sich?

Pro choice gegen pro life

Das Recht auf Abtreibung gegen Recht auf Leben. Welche Positionen vertreten die Befürworter einer liberalen Abtreibungsregelung?

Was sind die dahinterstehenden Interessen?

Modul III: Recht auf Leben?

Auf dem Prüfstand: Strafgesetz und Lebensrecht

Wie kann ein Staat das Lebensrecht der Kinder vor der Geburt wirksam schützen?

Welche Rechte kollidieren bei einer überraschenden Schwangerschaft?

Die strafrechtliche Regelung in Deutschland

Was gilt eigentlich in Deutschland? Sind Abtreibungen illegal?

Inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Gesetzestext.

Modul IV: Anders als andere

Menschen mit Behinderungen

Wie geht unsere Gesellschaft mit Menschen um, die aufgrund einer Behinderung „aus dem Rahmen fallen“? Welchem Druck sind Eltern ausgesetzt, die ein krankes oder behindertes Kind erwarten?

Anhang

Modul I: Plötzlich schwanger

Was geht euch beim Betrachten dieses Bildes durch den Kopf?

1. Hallo, hier bin ich!

Fallbeispiele

Der Fall Marie M.

Mein Mann, ein Einzelkind, ich, ein Einzelkind. Wir hatten unsere Carla. An mehr als an dieses eine Kind hatten wir nie gedacht. Als Carla unterwegs war, stellte ich meine Berufstätigkeit ein – sie sollte genauso wie mein Mann und ich die Liebe und Fürsorge der Mutter sozusagen ganztags genießen können.

Wirtschaftlich gab es natürlich Einbußen. Mit nur einem Gehalt lebt man einfacher und schlichter als mit zwei Einkommen. Zudem hatten wir angefangen, auf einem ererbten Grundstück zu bauen, was wiederum finanzielle Opfer forderte. Aber wie gesagt, Carla sollte alles haben, genau so viel oder noch mehr als wir zwei Einzelkinder.

Wir hatten uns gerade auf eine einfachere Lebensweise eingestellt – ohne Sparsamkeit wäre der Hausbau nicht möglich gewesen – da vermutete ich, wieder schwanger zu sein. Den Tag werde ich nie vergessen. Ich brachte Carla zur Oma. Dort sollte sie warten, bis ich mit dem Befund vom Arzt zurück war. Mein Mann wollte uns nach Geschäftsschluss abholen kommen. Alles war, wie ich befürchtet hatte. Ich war schwanger und voller Angst. In dieser wirtschaftlichen Situation konnten wir uns doch kein Kind leisten! Uns noch mehr einschränken! Was tun?

Aufgaben:

Welche Möglichkeiten gehen Marie wohl durch den Kopf?

Welche Folgen hätten die unterschiedlichen Möglichkeiten für Marie?

Welche Ratschläge/Hilfen würdest du Marie als Berater/in (Freund/in, Mutter) anbieten?

Welche Hilfen könnte Marie sich wünschen?

Der Fall Lena S.

Ich habe acht Jahre lang mit Michael gelebt – oder sollte ich sagen: neben ihm? Jeder von uns ging seinem Beruf nach, die Freizeit verbrachten wir weitgehend gemeinsam. Das doppelte Einkommen ermöglichte uns eine schicke Wohnung in München, schöne Reisen, einen gehobenen Lebensstil, den wir beide genossen. Von Heiraten oder gar Kindern wollte Michael überhaupt nichts wissen und ich fügte mich eben hinein.

Manchmal dachte ich schon daran, dass es schön wäre, ein Kind zu haben – und das nicht nur, weil meine Mutter bei jedem Besuch fragte, wann wir denn nun heiraten und „etwas Kleines“ bekommen würden. Und nun war ich schwanger. Tagelang sagte ich niemandem etwas davon, sondern trug den Gedanken wie ein schönes Geheimnis mit mir herum. Einige Tage später überraschte mich Michael strahlend mit bunten