Schwarzauge - Karl May - E-Book

Schwarzauge E-Book

Karl May

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Beschreibung

Schwarzauge, auch bekannt unter dem Titel Die Rache des Mormonen, ist eine kurze Erzählung von Karl May. Zusammen mit der Erzählung Eine Weihnachtsfeier in Damaskus bildet dieses kurze Ebook einen Blick in das unbekanntere Werk von Karl May. Auszug aus Schwarzauge: Der Rio San Carlos in Arizona hat zwei Quellarme, von denen der eine auf der Sierra Blanca, der andere im Mogollongebirge entspringt. Steigt man an diesem aufwärts, so gelangt man nach und nach aus tiefen Cañons, auf deren Scheitelhöhen kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm zu sehen ist, auf die Montaña de la Fuenta und zuletzt an die Stelle, wo das Wasser aus dem Felsen sickert. Dort ragen drei einzeln stehende Macollafichten in die Luft. Hinter ihnen fällt die Höhe, deren Kante früher mit Bäumen gleicher Art bewachsen war, fast lotrecht in einem schmalen, aber um so tieferen Cañon hinab, der früher einen anderen Namen hatte, jetzt aber der Cañon de los Apachos heißt.

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Seitenzahl: 25

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Schwarzauge

SchwarzaugeEine Weihnachtsfeier in DamaskusAnmerkungenImpressum

Schwarzauge

Der Rio San Carlos in Arizona hat zwei Quellarme, von denen der eine auf der Sierra Blanca, der andere im Mogollongebirge entspringt. Steigt man an diesem aufwärts, so gelangt man nach und nach aus tiefen Cañons, auf deren Scheitelhöhen kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm zu sehen ist, auf die Montaña de la Fuenta und zuletzt an die Stelle, wo das Wasser aus dem Felsen sickert. Dort ragen drei einzeln stehende Macollafichten in die Luft. Hinter ihnen fällt die Höhe, deren Kante früher mit Bäumen gleicher Art bewachsen war, fast lotrecht in einem schmalen, aber um so tieferen Cañon hinab, der früher einen anderen Namen hatte, jetzt aber der Cañon de los Apachos heißt.

Schreitet man auf den Steinen, die aus dem Wasser ragen, bis an den Rand des Cañons vor, so bietet sich drüben dem Auge ein Anblick, der vermuten läßt, daß dort die Stätte eines gräßlichen Ereignisses zu suchen ist. Man blickt auf eine viereckige Plattform, die vorn durch den erwähnten Cañon und rechts und links durch ähnliche, senkrecht eingeschnittene Seitenschluchten vollständig abgetrennt ist. Hinten, auf der vierten Seite, ragt eine riesige, unersteigbare Felsenmauer, von der mehrere schmale, klare Wasserfäden rinnen, gen Himmel. Sie wird jetzt in der Sprache der Apatschen Selkhitsé und von den spanisch sprechenden Einwohnern von Arizona Peña del Asesinato genannt. Beides hat dieselbe Bedeutung, nämlich Mordfelsen.

Diese kleine, viereckige Hochfläche ist so vollkommen von der übrigen Welt abgeschnitten, daß man meinen sollte, es hätte nie ein lebendes Wesen dorthin gelangen oder gar da wohnen können. Und doch erblickt man Spuren, die beweisen, daß vor noch nicht langer Zeit Menschen, und zwar nicht wenige, dort ihren Aufenthalt gehabt haben. Man sieht, daß, genährt durch die erwähnten Wasserfäden, da drüben ein Wald gestanden hatte, der nun abgebrannt ist. Die verkohlten Baumstümpfe beweisen es. Zwischen ihnen liegen die geschwärzten Trümmer leichter Adobeshütten und die Überreste halb verbrannter Tier- und Menschenknochen.

Was ist hier geschehen? Durch welches Ereignis ist dieser einst so belebte Ort in eine Stätte des Todes verwandelt worden?

Vor noch nicht langer Zeit standen zwei Männer in der Nähe der erwähnten drei Macollafichten und blickten über den Cañon hinüber nach dem Wald, unter dessen sonnendürren Wipfeln sich das rege Leben eines indianischen Ko-uah-clar entfaltete.

Sie waren noch jung, aber ihre Gesichter hatten einen strengen, frömmelnden Ausdruck, zu dem auch die enganliegenden und sehr langschößigen schwarzen Röcke paßten, die sie trugen.

»Also«, sagte der eine von ihnen, »du glaubst wirklich, Bruder Jeremias, daß Brigham Young mir diese Indianerin als Frau ansiegeln würde?«

»Ganz gewiß!« nickte der andere. »Wir sind ausgesandt, die roten Heiden zu bekehren, da sie das gleiche Recht wie wir haben, Heilige der letzten Tage zu sein. Diese Gleichheit des Rechts sichert dir die Einwilligung des Präsidenten.«

»Intah-tisle ist eine große Schönheit und braucht sich vor den 58 Frauen unserer zwölf Apostel nicht zu verstecken. Aber ihr Vater, der Häuptling, will sie nur einem tapferen Apatschenkrieger geben.«

»Hast du schon mit ihm gesprochen? Zwinge ihn, so wird er dich bitten, sie zu nehmen.«

»Zwingen? Auf welche Weise?«

»Küsse sie! Eine Indianerin muß die Frau dessen werden, der sie öffentlich küßt. Nur dadurch kann ihre verletzte Ehre wiederhergestellt werden.«

»Das weiß ich auch; aber ...«