Seewölfe - Piraten der Weltmeere 730 - Davis J. Harbord - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 730 E-Book

Davis J. Harbord

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Beschreibung

Während Siri-Tong und ihre Mannen die riesigen Feuer auf den Dünen von Cat Island entfachten und dann heimlich verschwanden, glitt die Jolle Jean Ribaults durch die Dunkelheit und von Norden auf das Heck der Kriegsgaleone "Almeria" zu. Und die Arbeit begann, als es an Deck der "Almeria" wegen der plötzlichen Feuer auf der Insel immer lauter wurde. Während Roger Lutz die Jolle am Ruderblatt der Galeone festhielt, trieben Jean Ribault und Mel Ferrow Hartholzkeile mit Holzhämmern in den Spalt zwischen Achtersteven und Vorkante Ruderblatt. Sie arbeiteten schnell und präzise. Und dann verholten sie nach voraus, wo die Ankertrosse der Kriegsgaleone schräg ins Wasser führte. Mit ein paar Cutlasshieben kappte Jean Ribault die Trosse, und die "Almeria" ging auf die Reise - südwestwärts auf die Riffbarriere zu...

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Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-152-4Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Davis J. Harbord

Nachtgeister

Niemand sieht sie – und doch treiben sie ihr Unwesen …

„Leiten Sie in die Wege, daß die schweren Lasten von Bord entfernt werden“, hatte Don Gaspar de Amoro, Generalkapitän und Kommandant der aufgelaufenen Kriegs-Galeone „Santa Ana“ zu seinem Ersten Offizier, Don Pedro de Sarmiento, gesagt. Don Pedro war zwar Capitán, jedoch, was Seemannschaft und Navigation betraf, reichlich unbedarft.

Die „Santa Ana“ sollte also geleichtert werden, um sie von der Korallenbarriere westlich von Cat Island ziehen zu können. Das Problem für den Ersten war nunmehr entscheiden zu müssen, welche Lasten als schwer zu bezeichnen waren. Und da hatte er Schwierigkeiten. Der Zweite Offizier, der Teniente Manuel Buarcos, begriff sehr schnell, daß der Erste mit diesem Problem überfordert war. Daher schlug er katzenfreundlich vor, zuerst die schweren Weinfässer aus der Achterlast von Bord zu hieven. Und schon hatte er den nächsten Krach in Szene gesetzt …

Die Hauptpersonen des Romans:

Don Gaspar de Amoro – für einen Generalkapitän und Führer eines Verbandes von fünf Kriegsschiffen zeigt er wenig Qualitäten.

Don Pedro de Sarmiento – sein Erster Offizier steht ihm in dieser Beziehung in nichts nach.

Manuel Buarcos – der Zweite Offizier ist von einem anderem Kaliber – und muß dafür büßen.

Juan de Zarate – der Kommandant der „Almeria“ steht vor schweren Entscheidungen.

Siri-Tong, Jean Ribault und Edmond Bayeux – spielen Nachtgeister mit durchschlagendem Erfolg.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

„Sind sie verrückt?“ fauchte der Erste Offizier. „Was sollen wir denn dann trinken?“

„Wasser“, erwiderte der Zweite lakonisch. „Sie werden ja wohl – bis die ‚Santa Ana‘ wieder flott ist – auf Ihren Wein verzichten können.“ Und der Zweite grinste freundlich, obwohl ihm anders zumute war. Am liebsten hätte er diesem blasierten und nichtsnutzigen Laffen die Faust ins Gesicht gesetzt.

Leider brachte das Stichwort „Wasser“ den Ersten Offizier nicht in Rage, sondern auf eine Idee, die nun wiederum typisch für diesen Mann war.

Mit triumphierender Stimme verkündete er: „Zunächst werden die Wasserfässer von Bord gemannt! Veranlassen Sie das, Buarcos!“

Der Zweite Offizier biß sich auf die Lippen. Dann fragte er scharf: „Und was sollen die Männer trinken? Sie leisten sowieso Schwerarbeit, wenn wir mit dem Leichtern beginnen.“

Mit zynischer Arroganz erwiderte Don Pedro: „Das interessiert mich doch nicht, was das Pack trinkt! Von mir aus Salzwasser, davon ist ja genug da!“ Und er lachte meckernd.

Der stämmige Zweite Offizier verspürte Mordgelüste. Er war jetzt Ende der Dreißig und hatte sich vom Seemann über den Steuermann und Navigator bis zum Teniente hochgedient. Mit seinen seemännischen und navigatorischen Kenntnissen war er dem Kommandanten und dem Ersten haushoch überlegen. Die Männer vor dem Mast waren für ihn kein Pack, sondern Menschen, die man anständig zu behandeln hatte. Sonst konnte man mit dem Schiff gleich in die Hölle segeln.

Jetzt quengelte der dickliche Kommandant: „Wann wird denn endlich damit angefangen, die schweren Lasten von Bord zu schaffen? Ich habe keine Lust, hier meine Zeit zu vertrödeln.“

Mit mühsam unterdrückter Wut entgegnete der Zweite Offizier: „Wenn Sie keine Lust haben, Ihre Zeit zu vertrödeln, dann hätten Sie ja das Angebot des Kommandanten der ‚Almeria‘ annehmen können, der vorgeschlagen hatte, uns zu helfen. Aber da erklärten Sie, es handele sich um eine Bagatelle, die ‚Santa Ana‘ wieder vom Riff zu ziehen. Eine Bagatelle! Der reinste Hohn ist das!“

„Wie reden Sie denn mit mir!“ empörte sich der Dicke und schnaufte. Er schwitzte sehr stark und tupfte sich mit einem seidenen Tüchlein den Schweiß von der Stirn.

„Im Klartext“, knurrte der Zweite. „Ich empfehle Ihnen, das Hilfsangebot von Capitán de Zarate anzunehmen sowie den Steinballast, Geschützrohre, Kugeln und Weinfässer auszuladen und mit Beibooten zu der Insel Little San Salvador drüben an Steuerbord bringen zu lassen. Ich bin gern bereit, Capitán de Zarate und die drei anderen Kommandanten um Unterstützung zu bitten.“

„Zu bitten?“ fragte der Erste hochnäsig. „Die Kommandanten haben zu gehorchen, wenn sie den entsprechenden Befehl erhalten.“ Er wandte sich an den Kommandanten. „Wenn Sie gestatten, Señor Generalkapitän, dann übernehme ich das. Buarcos ist für diese Mission ungeeignet. Sie verlangt einen Mann mit – ähem – Autorität.“

„Idiot!“ sagte der Zweite laut und deutlich.

Vor etwa einer Stunde hatte er den Ersten bereits einen „Klugscheißer“ genannt, allerdings mit dem freundlichen Hinweis, wenn sich der Capitán jetzt beleidigt fühle, könne er sich ja mit ihm, Buarcos, duellieren. Das war nun die zweite Beleidigung.

Aber auch dieses Mal verzichtete der Erste auf einen Waffengang wegen Ehrabschneidung. Er zuckte nur zusammen und hielt es für richtiger, die Beleidigung zu übergehen.

Inzwischen hatte sich der Kommandant dazu durchgerungen, der Empfehlung des Zweiten zu folgen. Aber natürlich wurde der Erste Offizier mit der Mission beauftragt. Schließlich bekleidete Don Pedro de Sarmiento den Rang eines Capitáns, und man konnte diese Sache nicht einem kleinen Teniente überlassen. So dachte der dickliche Don Gaspar, und er dachte wieder einmal falsch.

Der Dicke räusperte sich und erklärte: „Sagen Sie de Zarate und den anderen Kommandanten, daß sie mir unverzüglich ihre Beiboote, besetzt mit den entsprechenden Rudergasten, zur Verfügung zu stellen haben, und zwar zwecks Transports schwerer Lasten zu der Dings-Insel da drüben. Ich bitte mir Beeilung aus. Schließlich handelt es sich hier um das Flaggschiff des Verbandes, nicht wahr?“

Er bat sich also „Beeilung“ aus, der dicke Generalkapitän. Daß er selbst es gewesen war, der bisher alles verzögert hatte, schien ihm inzwischen entfallen zu sein.

Am Nachmittag des Vortages war die „Santa Ana“ aufgelaufen, obwohl der Ausguck im Vormars, Diego Ordaz, rechtzeitig nach achtern gemeldet hatte, daß sich voraus „verfärbtes Wasser“ befände. Der Erste Offizier hatte die Dunkelfärbung der See für Tiefwasser gehalten, und prompt war das Flaggschiff aufgelaufen.

Dabei hatte die Galeone Glück im Unglück gehabt. Sie war auf ein Korallenplateau mit fast ebener Oberfläche aufgebrummt, die noch dazu mit Algen und Schwämmen sozusagen gepolstert war. Und die dunklere Verfärbung des Wassers beruhte auf der Vielfalt der gelbschwarzen, braunen und rotbraunen Korallenarten sowie den Grün- und Braunalgen. Deren Farben ließen das Hell des Wassers tatsächlich dunkler erscheinen.

Der Ausguck hatte völlig richtig nur das gemeldet, was ihm aufgefallen war: verfärbtes Wasser. Was sich darunter verbarg, hatte er nicht erkennen können. Erst die Fehlinterpretation des Ersten Offiziers hatte die „Santa Ana“ auflaufen lassen. Er war der eigentliche Schuldige. Aber der Ausguck Diego Ordaz mußte als Sündenbock herhalten und wurde „wegen falscher Sichtmeldung“ ausgepeitscht. Ebenso der Rudergänger, der gewagt hatte, Diego Ordaz zu verteidigen und dem Ersten vorzuwerfen, er hätte das verfärbte Wasser ja auch nicht als Untiefe erkannt.

Jetzt schnarrte der Erste Offizier: „Jawohl, Señor Generalkapitän, werde den Kommandanten entsprechende Order erteilen.“ Er salutierte, wandte sich an den Zweiten Offizier und befahl mit der ihm eigenen Arroganz: „Lassen Sie ein Boot für mich aussetzen, Buarcos.“

In den Augen des Zweiten schimmerte Hohn. „Zu was das denn? Zwei Boote liegen bereits an Backbord längsseits. Oder ist das Ihrem Mückengehirn schon wieder entfallen?“

„Ähem!“ äußerte der Erste Offizier, warf dem Zweiten einen wütenden Blick zu und stelzte vom Achterdeck. Er hatte viel Ähnlichkeit mit einem gespreizten Pfau.

Was die beiden Boote betraf, so hatten sie an diesem Morgen, besetzt mit je einem Bootsführer und neun Mann, die „Santa Ana“ von der Korallenbarriere ziehen sollen. Der Kommandant und sein Erster hatten sich eingebildet, achtzehn Männer würden für diese „Bagatelle“ ausreichen. Aber nicht mal die Kraft von achtzehn Ochsen hätte das Kunststück zustande gebracht, die „Santa Ana“ auch nur um eine Fingerlänge zu bewegen.

Die sinn- und natürlich fruchtlosen Anstrengungen der achtzehn Bootsgasten hatte der dicke Don Gaspar dahin kommentiert, daß das „Pack wie immer zu träge, zu faul und außerdem arbeitsscheu“ wäre. Und sein Erster hatte dem zugestimmt mit der Bemerkung, „das Gesindel“ wäre viel zu satt und vollgefressen. Ein Hohn, angesichts der Tatsache, daß die Männer der „Santa Ana“ infolge der miserablen Verpflegung eher als unterernährt zu bezeichnen waren. Sie hatten sich eine halbe Stunde lang abgeschunden und waren dann so verbraucht gewesen, daß sie nur noch keuchend, röchelnd und schweißüberströmt auf ihren Duchten gehockt hatten, unfähig zu weiteren Riemenschlägen.

Erst das Einschreiten des Zweiten Offiziers hatte ihrer Tortur ein Ende bereitet. Und da hatte sich Manuel Buarcos seinen ersten Krach mit Don Gaspar und Don Pedro eingehandelt. Bei dem Zweiten Offizier war ein Punkt erreicht, an dem er nicht mehr bereit war, die Unfähigkeit und Menschenverachtung dieser beiden Offiziere noch länger hinzunehmen.

Die Männer saßen noch in ihren längsseits liegenden Booten, als der Erste Offizier ungeschickt über eine Jakobsleiter abenterte und in das erste Boot stieg. Das andere lag dahinter.

„Ablegen!“ fuhr er den Bootsführer an. „Ich wünsche zur ‚Almeria‘ gepullt zu werden! Und das Pack soll sich gefälligst beeilen! Hat ja lange genug faul herumgesessen!“

„Vorleine los, vorn und achtern abstoßen“, befahl der Bootsführer gelassen, obwohl die Wut in ihm hochkochte.

Die Vorleine wurde oben auf der Kuhl der Galeone losgeworfen. Bugmann und Schlagmann der Steuerbordseite des Bootes stießen es mit den Riemen von der Bordwand der „Santa Ana“ ab, die Riemen wurden eingesetzt, und die Männer pullten an.

„Geht das nicht schneller?“ schnarrte der Erste Offizier.

Der Bootsführer schwieg. Die Bootsgasten pullten ihren Schlag weiter, sehr ruhig, aber dabei auch sehr gleichmäßig und exakt. Ihre Bewegungen verliefen zeitgleich – vorbeugen und die Riemen dabei flach über das Wasser führen, kurz vor dem Eintauchen die Riemenblätter in die Senkrechtlage drehen, durchziehen mit Rückwärtsbewegung des Oberkörpers und schließlich das Herausreißen der Blätter mit erneuter Drehung in die waagerechte Position. Wer einen Blick dafür hatte, der sah, daß hier saubere Riemenarbeit geleistet wurde.

Im übrigen war das ein Arbeitsschlag, den die Rudergasten sehr lange durchhalten konnten, ohne zu ermüden. Schließlich hatten sie hier kein Rennen zu fahren. Und die Señores auf dem Achterdeck hatten ja lange genug herumgetrödelt und ihre Zeit mit Nichtstun verbracht – mit Ausnahme des Zweiten Offiziers, der ein feiner Kerl war.

Dem Ersten Offizier schwoll der Kamm, was sich darin ausdrückte, daß er rot anlief.

„Ich habe ihn gefragt, ob das nicht schneller ginge!“ blaffte er den Bootsführer an. „Hat er Dreck in den Ohren?“

„Er hat keinen Dreck in den Ohren“, entgegnete der Bootsführer. „Jedenfalls nicht mehr als jeder andere.“

„Und warum läßt er dann nicht schneller pullen?“ schnappte der Erste.

„Weil er nichts davon hält, daß sich die Bootsgasten noch mehr abschinden“, lautete die kühle Antwort. „Außerdem sind wir gleich da.“

Dem Ersten verschlug’s die Sprache ob dieser Antwort.

„Auf Riemen und Riemen ein“, befahl der Bootsführer.

Die Riemen schwangen hoch und polterten ins Boot. Mit auslaufender Fahrt und in einem eleganten Bogen steuerte der Bootsführer die Jolle an die Jakobsleiter, die auf der Steuerbordseite der Kriegsgaleone „Almeria“ außenbords hing.

„Jakobsleiter wahrnehmen“, ordnete der Bootführer an.

Zwei Männer an Backbord der Jolle packten sie und zogen das Boot an die Bordwand der Galeone.

„Befehl ausgeführt“, meldete der Bootsführer. „Jolle liegt längsseits der ‚Almeria‘.“

„Ähem“, äußerte der Erste Offizier, stand auf, bewegte sich vorsichtig über die Duchten zur Bootsmitte und kletterte auf eine Sprosse der Jakobsleiter. Dann stieg er nach oben.

Etwa auf halbem Weg knallte oben die Pforte zu, durch die man auf die Kuhl der „Almeria“ gelangte. Dem sehr ehrenwerten Ersten Offizier war sozusagen die Tür vor der Nase zugeschlagen worden. Der Bootsführer und seine Mannen grinsten sich gegenseitig an.

Der Capitán Don Pedro de Sarmiento, Erster Offizier der „Santa Ana“, hatte einen schwerwiegenden Fehler begangen und eine uralte seemännische Etikette mißachtet: Wer auch immer – ob Seemann, Takelmeister, Bootsmann, Kapitän oder Admiral – die Absicht hat, ein anderes Schiff zu betreten, hat vorher höflich zu fragen, ob es gestattet sei, an Bord kommen zu dürfen.

Möglicherweise hatte der Erste diese alte Regel vergessen, aber wahrscheinlicher war, daß er es in seiner anmaßenden Selbstüberschätzung nicht für nötig gehalten hatte, die traditionelle Verhaltensweise zu beachten.

Er war bei dem Zukrachen der Pforte zusammengezuckt, stieg jedoch unverdrossen weiter hoch und beging seinen zweiten Fehler, indem er mit dem Stiefel gegen die Pforte bummerte.

Dabei brüllte er: „Unverschämtheit! Sofort öffnen! Oder ich lasse die Pforte aufbrechen!“

Was sich dieser Mann leistete, war ein Stück aus dem Tollhaus. Aber der Teniente Buarcos war für diese Mission ja „ungeeignet“ gewesen, die einen Mann „Mit Autorität“ verlangt hatte. Mit der Eignung und Autorität des Ersten Offiziers der „Santa Ana“ stand es allerdings nicht zum besten, und dem Zweiten Offizier wären diese Schnitzer nicht passiert.

Da die Pforte weiter verschlossen blieb, schrie der Erste Offizier nach unten: „Er da! Breche er sofort die Pforte auf!“

In der Jolle rührte sich niemand. Es war ja auch unklar, wer mit „Er da“ gemeint war. So fühlte sich keiner angesprochen. Es schaute auch keiner nach oben. In Anbetracht dieser Interesselosigkeit begann der Erste auf der Sprosse der Jakobsleiter herumzutoben, und der Bootsführer hatte die kluge Idee, die Jolle von der Bordwand abstoßen zu lassen. Ihm schwante etwas.

Und es passierte tatsächlich.

Don Pedro wollte abentern, trat daneben – er war ein Ausbund an Ungeschicklichkeit – und sauste abwärts. Zwischen Jolle und Bordwand verschwand er im Wasser. Nur sein schöner wallender Federhut schwamm auf, umgeben von ein paar blubbernden Blasen.

Die Bootsgasten grinsten bis zu den Ohren und waren sehr glücklich. Es passierte ja nicht alle Tage – leider –, daß so ein Schweinehund von Offizier auf Tiefe ging. Und jeder hoffte ohne die geringsten Skrupel, die Tiefe möge ihn für immerdar behalten. Es wäre ein angemessener Abgang für diesen Menschenschinder.

Leider tauchte er wieder auf, gurgelnd und keuchend und mit verzerrtem Gesicht.

„Hilfe!“ ächzte er. „Ich ertrinke!“ Und er klammerte sich am Dollbord der Backbordseite fest.

„Holt ihn rein“, sagte der Bootsführer verächtlich.

Das taten sie sehr widerwillig – und mit der entsprechenden Ruppigkeit, was den Ersten Offizier veranlaßte, schmerzhaft zu winseln.

Am Steuerbordschanzkleid der „Almeria“ waren Köpfe aufgetaucht, Augenpaare linsten nach unten, und die Gesichter dazu sahen alle sehr erheitert aus.