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Pikten, England Mai 1786
In diesem Monat begann für die bildschöne achtzehnjährige Brenda Eveline Stockholm ein neues Leben. Um dieses Leben zu beginnen, entsagte sie sich ihrer Familie und ihren Gefühlen.
So zog sie in den Krieg gegen die Franzosen mit ihrem Schiff der „REBELLING STAR“. Doch sie sollte schon sehr schnell erkennen, dass man seinem Schicksal nicht entfliehen konnte.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Pikten, England Mai 1786
Viele Captains die in Pikten in den Hafen einliefen, erzählten von dem selben Phänomen. Als sie sich dem Hafen näherten sahen sie einen Engel am Pier stehen, der sie schon beim Näherkommen willkommen hieß. Jeder von ihnen berichtete davon, mit noch immer verklärtem Blick und einem Lächeln im Gesicht, das davon sprach etwas Göttliches gesehen zu haben.
Nicht das erste Mal stand sie so dort. Ließ den Wind durch ihr Haar wehen und genoss die unbeschreibliche Schönheit, die das Meer bot. Der Anblick der sich türmenden Wellen, der Wind der einem in die Knochen ging. Eine Melodie, die der Ozean ihrer Meinung nach immer wieder sang. Tief in ihrem Herzen konnte Brenda spüren, wie unglücklich sie das Leben, das sie führte, machte. Am liebsten würde sie mit den Wellen um die Wette segeln, erproben wer der Stärkere war. Sie oder das Meer. Das war es, was sie sich schon immer erträumte.
Die Beziehung zu ihrem Vater war sehr gut. Dagegen konnte niemand irgend etwas sagen. Und auch mit ihrem Bruder verstand sie sich sehr gut. Dies war sicher nicht der Grund ihrer Unzufriedenheit, doch durch den Tod ihrer Mutter, konnte sie einfach nicht die Erziehung genießen, die ihr zustand. Brendas Geburt war eine sehr schwere, war ihr gesagt worden. Ihre Mutter hatte den massiven Blutverlust einfach nicht verkraftet. Sie starb nur wenige Stunden später. Dadurch gab es niemanden, der ihr zeigen konnte, wie man sich als Frau benahm. Und da ihr auch niemand sagte, wenn sie sich als Kind falsch verhielt, war es kaum verwunderlich, dass sich ihr Verhalten von dem der anderen Frauen grundlegend unterschied. Alleine wenn sie an ihre Ausdrucksweise dachte, musste sie lächeln. Sie kannte keine andere junge Frau in ihrem Alter, die nicht errötend die Flucht ergriff, selbst in den ärmlichen Verhältnissen, in denen sie alle lebten. Doch war sie auch stolz darauf. Sie musste nie ihren Bruder zu Hilfe rufen, damit er ihre Kämpfe ihrer statt austrug. Sie war selbstständig und kam sehr gut alleine zurecht, und das machte sie stolz. Auch wenn ihr Vater und ihr Bruder nicht immer wie sie dachten. Wer konnte schon sagen, was die Zukunft noch bringen würde? Doch war sich Brenda sicher, dass es nicht das Schlechteste war, wenn man sich selbst bewähren konnte. Aber egal was sie machte, Brenda empfand eine stetig steigende Unruhe in ihrem Inneren. Sie wollte ein Leben voller Abenteuer, voller Stürme die sie mitreißen würden. Dies alles begann an ihrem 14. Geburtstag. Als sie dort so am Pier stand. Es war das erste Mal, dass Brenda ihre Gefühle dem Meer gegenüber richtig spürte. Als sie allerdings zu ihrem Vater ging, voller Hoffnung und Freude endlich gefunden zu haben, was ihr scheinbar schon immer fehlte, die Liebe zu etwas ganz Bestimmtem, und ihm darüber berichtete, war er alles andere als erfreut. Für sie war dies eher unbegreiflich, da ihr Bruder ja zur See gehen wollte und auch ihr Vater von den Seefahrern lebte. Wie die allgemeine Gesellschaft, so war auch er anscheinend der Meinung, dass seine Tochter so schnell wie möglich unter die Haube gehörte. Doch keiner außer ihr selbst konnte wissen, was für sie das Beste war. Davon wollte ihr Vater leider nichts wissen. „Nichts als Hirngespinste von dir“, pflegte er bei jeder der zahlreichen Diskussionen zu sagen. Sie würde schon noch einsehen, dass es das Beste für sie sei, eine Ehe zu führen. Er hatte schon alles Mögliche versucht, um sie auf andere Gedanken zu bringen, als an das Meer. Doch nichts konnte und würde sie jemals von diesen Gedanken abbringen können. -Pah-, wie sie alleine der Gedanke daran anwiderte! „Ich soll mein Leben schon aufgeben, bevor ich es erst richtig begonnen habe!“, schrie sie aufgebracht in den Wind, der die Worte aufnahm und ihre Wut auf das Meer hinaustrug. Es schien als würden die Wellen ihre Wut spüren, denn plötzlich heulte der Wind auf und die Wellen peitschten mit voller Wucht gegen den Pier. Niemals würde sie sich mit einer Ehe zufrieden geben. Jedes Mal, wenn sie bei den Dorffrauen vorbeiging, wurde getuschelt und sie starren sie an, als wäre sie kein normaler Mensch. Gedankenversunken überblickte sie den Ozean, bewunderte wie in jeder freien Minute die Schiffe und dachte an die Zeit, als ihr Bruder Alexander sie noch bei kurzen Reisen mit auf See genommen hatte.
Nun herrschte Krieg zwischen England und Frankreich und die Familie war sich einig, dass es für Brenda zu gefährlich wäre, ihren Bruder noch weiter zu begleiten. Keine Strafe konnte je so grausam sein, wie diese. Auf dem Meer konnte sie, sie selbst sein. Dort fühlte sich Brenda wohl und nicht hier wo sie sich verstellen musste, um letztendlich akzeptiert zu werden. Jedes Mal wenn sie auf dem Meer war, war ein Gefühl in ihr, so unbeschreiblich schön und beruhigend, so als wäre sie gar nicht so andersartig. Als wäre sie eine ganz normale Frau. Das Meer hatte ihr schon immer dieses seltsame Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit gegeben, das sie zu Hause so verzweifelt suchte. Verbitterung überkam sie, wenn sie daran dachte, dass sie noch immer nur hier stand, als Beobachterin, statt mit im Geschehen zu sein. Wo sie die Zukunft hinbringen würde, wusste sie noch nicht, doch was sie mit Sicherheit sagen konnte war, dass sie hier keine mehr hatte. Der Ozean, das war ihre Zukunft, was sie mit jedem einzelnen Tag eindringlicher spürte. Und die würde sie sich unter keinen Umständen nehmen lassen. Manchmal fragte sich Brenda, wie wohl ihr bisheriges Leben verlaufen wäre, wenn ihre Mutter noch lebte. Ihr Vater hatte sich, nach dem Tod seiner Frau eine Zeitlang zurückgezogen und die Erziehung ihrem älteren Bruder überlassen. Doch auch dieser hatte anderes im Sinne, als seine kleine Schwester zu erziehen. Und so wurden auch sie eher Freunde als Geschwister, und er ließ ihr alles durchgehen. Wenn sie wieder einmal von irgendwo herunterfiel oder sie sonst etwas machte, das sie eigentlich, nach Meinung der anderen, nicht machen sollte, lachte er nur. Verheiraten wollte sich ihr Vater nicht mehr, und es gab auch keine weiblichen Verwandten, die sich ihrer hätten annehmen können. Er hatte zwar des Öfteren versucht Brenda in eine Mädchenschule zu schicken, doch schickte man sie jedes Mal nach nicht allzu langer Zeit mit den besten Grüßen wieder nach Hause, da sie immer etwas anstellte. Einfach lachhaft, so schlimme Sachen hatte sie ja doch nie angestellt. Außerdem hätte sie sie gar nicht gemacht, wäre ihr dort nicht so schrecklich langweilig gewesen. Naja, vielleicht war es keine so gute Idee, die Klasse in Brand zu stecken, aber wer konnte denn auch wissen, dass ihr kleines Experiment, das sie von ein paar Jungs gehört hatte, wirklich funktionierte. Und ihr Vater gab natürlich ihrer Erziehung die Schuld. Doch konnte man sie schon als kleines Kind nicht stoppen und jetzt schon gar nicht mehr. Dessen war er sich leider sehr wohl bewusst. In den Jahren des Heranwachsens versuchte auch ihr Vater alles, um ihr die Mutter zu ersetzen. Doch als ihr Bruder vor fünf Jahren im Alter von 21 Lenzen sein Leben der See verschrieben hatte, vertiefte sich, zum Gram ihres Vaters, dadurch auch Brendas Verlangen nach dem Ozean.
Seit ihrem 17. Lebensjahr musste sie jetzt schon ihrem Vater in seiner Kneipe helfen. Nun begann sie schon ihr 19. Lebensjahr, und es hatte sich noch immer nichts geändert. Fast schmerzhaft sehnte sie sich nach der weiten Ferne und der grenzenlosen Freiheit des Ozeans. Nach der unbeschreiblichen Macht, die das Meer mit sich bringen konnte. Sie arbeitete viel und hart. Sparte jeden Penny, nur um sich eines Tages ein eigenes Schiff kaufen zu können. Was, wenn kein Wunder geschehen würde, unmöglich war. Das Traurige daran war nicht, dass es unmöglich war, sondern, dass sie es auch genau wusste. Doch niemals würde sie ihre Hoffnung aufgeben, das Einzige, was sie wirklich besaß.
Brenda war immer der Meinung gewesen, alle Zeit der Welt zu haben. Doch das Schicksal hatte wie so oft wieder einmal anders entschieden, wie sie heute früh feststellen durfte. Was heute früh passiert war, hätte sie ihrem Vater nie zugetraut. Mit schmerzendem Herzen dachte sie an die Situation von vorher. Brenda sollte heiraten, verkündete ihr Vater triumphierend. ‚Bei Gott, das ist das Letzte was ich will!‛, dachte sie in einem Anflug schierer Verzweiflung. Zu oft war sie schon in eine Prügelei geraten. Was wahrscheinlich auch der Grund für diese Eröffnung war, da sie an diesem Morgen zum wiederholten Mal in eine Rauferei geraten war. Sie seufzte tief, denn im Grunde wusste sie auch, dass Ulrich nur ihr Bestes wollte. Das Problem bestand nur darin, dass es nicht mit Brendas Absichten übereinstimmte. Es bereitete ihr tiefen Schmerz, wenn sie daran dachte, dass weder ihr Vater noch ihr Bruder sie verstehen konnten. Zu Ulrichs Verdruss hatte sie auch noch den Spitznamen Bran an den Dock bekommen. Und so war er natürlich wieder einmal stinksauer, als sie zerrupft und völlig verschmutzt nach Hause kam. Noch während der Rauferei hatte sie schon ein ungutes Gefühl, was ihr Vater wieder dazu sagen würde. Aber dass er so sauer auf sie sein würde, damit hatte Brenda sicher nicht gerechnet. Wenn sie es jedoch genauer betrachtete, konnte sie ihm eigentlich nur dankbar sein. Andere Mädchen waren in ihrem Alter schon längst verheiratet und hatten bereits ein oder zwei Kinder. Wenn man es sogar ganz genau nahm, war sie schon eine alte Jungfer. Sie störte es nicht sonderlich, aber Ulrich war natürlich jedes Mal ganz außer sich, wenn er diesen Ausdruck hörte. „Sollen die Leute doch denken, was sie wollen. Das kann doch mir egal sein.“ Brenda könnte niemals eine Ehe führen. Bei dem bloßen Gedanken daran wurde ihr schon ganz flau im Magen. Von absolut niemandem würde sie sich zu einem Leben zwingen lassen, das sie nicht wollte. Niemand außer ihr selbst würde über ihr Leben bestimmen, das schwor sie sich bei allem, was ihr heilig war.
Bei diesem Gedanken blickte sie gen Himmel und betete, dass Gott gerade zuhörte. Wenn sie jemals heiraten sollte, dann zu ihren Bedingungen und nur einen Mann, den sie liebte, respektierte und dem sie vertraute. Doch hier konnte sie diesen Mann nicht finden, dessen war sie sich sicher. Also blieb ihr nur die Möglichkeit ihren großen Traum, den sie schon so lange hatte, in die Tat umzusetzen. Mit ihrem eigenem Schiff auf dem weiten Ozean mit den Fischen um die Wette zu segeln.
Nur widerwillig kehrte sie in die Kneipe zurück, bis sie Gelegenheit haben würde ihren sehnlichsten Traum zu erfüllen. „Es wird Zeit zu verschwinden“, murmelte sie auf ihrem Weg. Das, was sie jetzt am dringendsten brauchte, war Zeit, um sich einen Plan zurecht zu legen, und genau die schien sie nicht zu haben. Die Zeit arbeitete gegen sie. Doch solange auch noch der geringste Hoffnungsschimmer da war, konnte sie nicht aufgeben.
Pikten, England Juli 1786
Im Ocean and Sea, der Kneipe von Mister Stockholm, herrschte reges Treiben. Seeleute kamen und gingen, betranken sich bis zur Besinnungslosigkeit oder schlugen sich die Bäuche voll. In einem stillen Winkel der Stube saß Brenda mit ihrem Freund Captain Erick Ronwill, der ihr gerade erzählte, was sich auf See in letzter Zeit so zugetragen hatte. Für Brenda war er momentan die einzige Verbindung zum Ozean, da ihr Bruder Alexander anscheinend meinte, sie nicht weiter mit Neuigkeiten zu konfrontieren, wäre das Beste. Es würde ihre Aufsässigkeit nur noch verstärken.
Erick fiel wohl auf, dass Brenda irgendetwas am Herzen hatte. Er mochte sie. Sogar mehr, als er es sie bis jetzt hatte wissen lassen. Sie war so ganz anders als die anderen Mädchen. Man konnte mit ihr über alles reden. Sie schreckte auch nicht vor derben Witzen und Anzüglichkeiten scheu zurück, sondern lachte mit ihm darüber. Wenn ihr mal irgendetwas nicht passte, hatte sie mit ihrer scharfen Zunge sofort eine schlagfertige Antwort parat.
Aber manchmal fand er es auch schade, dass sie so war. Er war schon immer der Meinung, dass sie mit ihrem langen gelockten schwarzen Haar, den strahlend grünen Augen, umrahmt von dichten, langen Wimpern, und mit ihren sinnlich vollen Lippen eine wunderschöne Frau war. Ein wenig mehr weibliches Benehmen, und sie wäre eine wirklich bezaubernde junge Dame. Andererseits war sie auch durch ihre rebellische Art bezaubernd. Vielleicht war es sogar genau das, was ihm an Brenda so sehr gefiel. Es machte sie zu einem Original, das es sicher nicht so schnell ein zweites Mal geben würde. Die engen Hosen und das Hemd betonten ihre vollen Brüste, ihre schmale Taille und ihre schönen langen Beine. Aber es waren ihre Augen, die sie so schön erscheinen ließen. Sie schienen förmlich zu strahlen, wenn sie glücklich war. Es schmerzte ihn zutiefst, sie so bekümmert zu sehen. Sie lachte zwar wie eh und je, doch in ihren bezaubernden Augen lag ein Schatten. Nicht länger bereit, sie so zu sehen, fasste er ihre Hand. Er drückte sie tröstend, während er in ihren Augen nach einer Antwort suchte. Er hatte sie schon öfter traurig gesehen, und meistens ging es um ihren Vater, mit dem sie immer wieder im Streit lag. Ulrich konnte ihre rebellische Art einfach nicht akzeptieren. Was Erick schon immer amüsant fand, da sie diesen Wesenszug ja immerhin von ihm hatte. Ein Aspekt, den er nicht zu begreifen vermochte oder auch einfach nicht erkennen wollte. Aber so traurig wie an diesem Tag hatte er Brenda noch nie gesehen. Es brach ihm schier das Herz. Nach einem Moment des Schweigens, der ihm vorkam wie eine Ewigkeit, fragte er behutsam: „Hattest du schon wieder Streit mit deinem Vater, Bran?“. Tief bedrückt blickte sie auf seine Hand, die ihre vollkommen in sich aufnahm. Sein eindringlicher Blick schien bis tief in ihr Innerstes sehen zu können. So war es schon immer gewesen, was wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen hing, dass sie sich schon seit Kindesbeinen an kannten. Zärtlich erfasste er ihr Kinn und zwang sie mit sanfter Gewalt ihn anzusehen. Seit er denken konnte, war er schon Brendas Freund. Sie wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten. Er kannte all ihre Probleme, ihre Wünsche und sogar ihren großen Traum von der Freiheit. Irgendwie konnte er sie sogar verstehen. Was ihr freilich nicht viel half. Wenigstens konnte sie mit jemanden reden, sagte er sich immer wieder. Anscheinend war sie nicht gewillt, ihm eine Antwort zu geben. Voller Ungeduld platzte er letztendlich heraus: „Verdammt, sag schon endlich, was dich bedrückt. Du weißt, dass ich dir jederzeit helfen werde, wenn es in meiner Macht steht, aber du musst mir schon sagen was los ist!“
Ein trauriges, bitteres Lächeln umspielte ihre schönen Lippen, als sie antwortete: „Papa hat gesagt, dass ich bald heiraten muss.“ Sie lachte laut auf, aber dieses Lachen klang alles andere als heiter. Im Gegenteil, ihm lief es dabei eiskalt den Rücken runter. So viel Bitterkeit hatte er noch nie in ihrer Stimme vernommen. Jeder an den Docks wusste, was Brenda davon hielt. Aber im Grunde war auch jedem klar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis es zu eben diesem Tag kommen musste. Nur für sie anscheinend nicht. Genau darin lag auch das Problem.
„So ist es nun einmal. Damit hättest du dich eigentlich schon längst abfinden müssen. Jeder hat das gewusst. Daran kannst du nichts ändern“, meinte Erick in einem letzten Versuch, sie zur Einsicht zu bewegen. Ihre Gesichtszüge nahmen augenblicklich einen zornigen Ausdruck an. Natürlich war es klar, dass sie dies ganz und gar nicht hören wollte, aber was sollte er denn sonst zu ihr sagen? So war er auch nicht sehr über ihren wütenden Kommentar überrascht. „Ich scheiß auf dieses Leben! Ich bin verdammt noch mal nicht gewillt, die brave Ehefrau zu spielen, nur weil mein lieber Herr Vater es so will!“, schleuderte sie ihm mit so viel unterdrückter Wut entgegen, dass ihre Stimme nur noch ein heiseres Krächzen war. Die Männer rings um sie herum, die das Gespräch mit anhörten, grinsten sich gegenseitig heimlich an und machten dumme Bemerkungen. „Du wirst daran aber nichts ändern können, sieh es doch endlich ein.“ Man konnte ihm inzwischen schon anhören, wie viel es ihn kostete, sie von ihren Gedanken abzubringen, von denen er wusste, dass sie sie hatte. Man konnte förmlich zusehen wie es in ihrem Hirn arbeitete. Nur mit der größten Mühe unterdrückte Erick bei ihrem angespannten Gesichtsausdruck ein Lächeln. Mit einem Ausdruck, als wäre er eine Ausgeburt der Hölle, blickte Brenda ihn an. Als wäre er schuld an den Geschehnissen. Sie verstand einfach nicht, wie er sie verstehen und doch gleicher Meinung mit allen anderen sein konnte. So lange kannten sie sich jetzt schon. Er war inzwischen für Brenda so etwas wie eine Familie, und trotz allem fragte sie sich immer wieder, wie es sein konnte, dass er sie jedes Mal unterschätzte.
Ein leises Lächeln erschien bei diesem Gedanken auf ihrem Gesicht. „Das werden wir schon noch sehen“, war ihre einzige geheimnisvolle Erwiderung. Ericks Nackenhaare stellten sich bei ihren Worten auf. Dies konnte nur bedeuten, dass Schwierigkeiten in der Luft lagen. Schon zu lange kannte er diesen Ton und Gesichtsausdruck nun schon, um zu wissen, dass es ganz gewiss nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und mit leichter Bitterkeit musste er sich eingestehen, dass diese Schwierigkeiten meist auf ihn zurückfielen. Mit besonderer Vorsicht und Aufmerksamkeit betrachtete er Brendas Gesicht, während sie in leisem Ton fort fuhr: „Wenn du annimmst, ich warte so lange, bis es zu spät ist, hast du dich aber ganz gewaltig getäuscht.“ Augenblicklich alarmiert, schrie Erick förmlich: „Was hast du jetzt wieder vor? Sei doch endlich vernünftig! Es gibt einfach keinen Ausweg!“