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Aus dem Käfig: Während er einem gestrandeten Freund hilft, entdeckt ein Gestaltwandler das größte Geschenk des Schicksals. Nedrick Quittor geht ans Telefon und erwartet zu hören, dass sein Kumpel Rierdon zu spät kommt, da er praktisch immer zu spät dran ist. Das ist auch heute so, denn Rierdons Truck hat eine Panne und er sitzt fest. Bereit, sich über seinen Freund lustig zu machen und ihm vorzuhalten, dass er es ihm ja gesagt hat, weil er Rierdon schon vor über einer Woche geraten hatte, das Problem zu beheben, macht er sich auf den Weg zum Campingplatz, wo sein Freund wartet. Nachdem er sich vergewissert hat, dass der Truck abgeschleppt werden muss, erscheint der süßeste Mensch, dem er je begegnet ist – Brett. Nedrick ist für einen Moment geschockt, als er feststellt, dass sein Gefährte, die andere Hälfte seiner Seele, gerade auf ihn zugekommen ist. Während er ihm hilft, erfährt Nedrick, dass Brett dort mit Freunden campt … und mit einer von ihnen, Karissa, ausgeht, die offenbar feste Absichten mit ihm hat. Immerhin stellt Nedrick fest, dass Brett bereits mit einigen seiner Rudelmitglieder befreundet ist. Der Mensch weiß es nur nicht. Kann Nedrick mit ein wenig Hilfe von seinen Freunden seinen Menschen stehlen, ohne die Existenz von Gestaltwandlern denjenigen zu offenbaren, die dieses Wissen gegen sie verwenden würden? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 35.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Epilog
ÜBER CHARLIE RICHARDS
LESEPROBE:
Seinen Menschen stehlen
Aus dem Käfig: Während er einem gestrandeten Freund hilft, entdeckt ein Gestaltwandler das größte Geschenk des Schicksals.
Nedrick Quittor geht ans Telefon und erwartet zu hören, dass sein Kumpel Rierdon zu spät kommt, da er praktisch immer zu spät dran ist. Das ist auch heute so, denn Rierdons Truck hat eine Panne und er sitzt fest.
Bereit, sich über seinen Freund lustig zu machen und ihm vorzuhalten, dass er es ihm ja gesagt hat, weil er Rierdon schon vor über einer Woche geraten hatte, das Problem zu beheben, macht er sich auf den Weg zum Campingplatz, wo sein Freund wartet. Nachdem er sich vergewissert hat, dass der Truck abgeschleppt werden muss, erscheint der süßeste Mensch, dem er je begegnet ist – Brett. Nedrick ist für einen Moment geschockt, als er feststellt, dass sein Gefährte, die andere Hälfte seiner Seele, gerade auf ihn zugekommen ist.
Während er ihm hilft, erfährt Nedrick, dass Brett dort mit Freunden campt … und mit einer von ihnen, Karissa, ausgeht, die offenbar feste Absichten mit ihm hat. Immerhin stellt Nedrick fest, dass Brett bereits mit einigen seiner Rudelmitglieder befreundet ist. Der Mensch weiß es nur nicht.
Kann Nedrick mit ein wenig Hilfe von seinen Freunden seinen Menschen stehlen, ohne die Existenz von Gestaltwandlern denjenigen zu offenbaren, die dieses Wissen gegen sie verwenden würden?
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 35.000 Wörter
CHARLIE RICHARDS
Seinen Menschen stehlen
Die Wölfe von Stone Ridge 63
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Stealing His Human“:
Charlie Richards
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Sage Marlowe
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Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.
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Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.
Widmung
Für meine großartige Lektorin, Officer Laura, für alles, was diese fantastische Dame für mich tut!
„Hey, Rierdon.“ Nedrick Quittor grinste, als er ans Telefon ging und seinen Freund begrüßte. „Schon wieder zu spät dran?“
Sein Wolfswandlerkamerad und Freund seit fast achtzig Jahren schien immer zu spät zu kommen. Es war gut, dass der Mann keinen Job mit den üblichen festen Arbeitszeiten hatte. Er hätte das nie durchhalten können.
Stattdessen war Rierdon Bildhauer und arbeitete mit Metall, um aus Dingen, in denen Nedrick nur irgendwelche Schrottstücke sah, Kunstwerke zu schaffen. Nedrick hatte keine Ahnung, wie Rierdon das machte, aber er musste zugeben, dass sein Kumpel ein Talent dafür hatte. Seine Stücke wurden online für Hunderte und Tausende von Dollar verkauft, je nach Größe und Umfang des Stücks.
Vielleicht kommt er deshalb immer zu spät. In Gedanken ist er wohl mit der Arbeit an seinem nächsten Kunstwerk beschäftigt.
Pünktlich irgendwo zu sein, war ihm einfach nicht wichtig genug, um in seinem Gedächtnis haften zu bleiben.
Da fast jeder in ihrem Wolfswandlerrudel von Rierdons Unpünktlichkeit wusste, war niemand mehr darüber verärgert. Sogar ihr Alpha, Declan McIntire, lächelte nur nachsichtig, wenn Rierdon dreißig Minuten zu spät zu einem Rudelgrillfest erschien. Sein Freund grinste dann verlegen, senkte den Kopf und errötete. Dann stürzte er sich auf das Essen, denn natürlich war er am Verhungern.
Ich schätze, das Essen zu vergessen ist genauso wie die Unpünktlichkeit.
„Äh, also, ja“, antwortete Rierdon. Seine Stimme klang angespannter als sonst, was Nedrick in Alarmbereitschaft versetzte. „Also, weißt du …“
„Hey, mach dir keine Sorgen, Rierdon“, brummte Nedrick und tat sein Bestes, um seinen Freund zu beruhigen. Da er sich mit einem Glas Eistee auf seiner Verandaschaukel entspannt hatte, während er auf seinen Freund wartete, stellte er einen nackten Fuß auf das Geländer vor sich und begann langsam zu schaukeln. „Kein Grund zur Eile, Mann. Komm einfach her, wenn du es schaffst.“
Da es ein fauler Samstagnachmittag war, hatte Nedrick den ganzen Tag frei. Er arbeitete als Mechaniker in Kade McGraws Werkstatt. Als der andere Wolfsgestaltwandler vor fast einem Jahrzehnt eine Stelle als Vollstrecker im Rudel bekommen hatte, hatte er ein paar weitere Leute eingestellt. Seine Pflichten für das Rudel hielten ihn oft von seiner Arbeit ab, und da die Stadt wuchs, war Kade klug genug gewesen, sein Team zu erweitern. Die Werkstatt seines Chefs hatte einen fantastischen Ruf, und auch Leute aus anderen nahegelegenen Städten kamen zu ihm.
„Es ist nicht so, dass ich einfach zu spät bin“, sagte Rierdon seufzend. „Ich, ähm … mein Truck ist kaputt.“
„Dein Truck ist kaputt?“ Nedrick stellte seinen Fuß zurück auf die Verandaplanken und richtete sich auf. „Was ist passiert? Geht es dir gut?“
Rierdon klang sehr niedergeschlagen, als er antwortete: „Ja, mir geht’s gut. Ich bin nur … verlegen.“ Seine nächsten Worte stöhnte er. „Du hast mich gewarnt.“
„Die Spurstangenköpfe?“, vermutete Nedrick und versuchte sein Lachen zu unterdrücken. Er hatte seinen Freund tatsächlich gewarnt. Nedrick hatte sich erst letzte Woche Rierdons Truck geliehen, um ein Sofa zu transportieren, und hatte die verräterischen Geräusche gehört, als er über ein paar Schlaglöcher in seiner Einfahrt fuhr.
Wenn ich es mir recht überlege, muss ich die auch in Ordnung bringen.
„Ja.“ Rierdon stieß einen gequälten Seufzer aus. „Wenigstens habe ich es bis zum Campingplatz geschafft.“
„Welcher Campingplatz?“ Nedrick stand auf und ging in seine Hütte. „Vielleicht kann ich etwas zusammenflicken, damit du in die Stadt und zur Werkstatt kommst.“
„Das weiß ich wirklich zu schätzen, Ned“, sagte Rierdon und erklärte ihm dann, dass er auf dem Campingplatz Tall Timbers war. „Ich weiß, dass du deinen Samstag nicht so verbringen wolltest.“
Nedrick nahm eine Jeans aus der Schublade seiner Kommode und warf sie aufs Bett. „Keine Sorge, Rier. Das Leben geht weiter und dafür sind Freunde da“, entgegnete er. Als nächstes holte er Socken heraus und gab zu: „Ich brauche ein paar Minuten, um mich anzuziehen. Dann mache ich mich auf den Weg. Ich sollte in zwanzig Minuten da sein.“
„Danke, Ned.“ Rierdon klang sehr erleichtert. „Das weiß ich zu schätzen.“
„Gern geschehen. Bis gleich.“
Nedrick beendete das Gespräch und warf sein Telefon neben seine Kleidung aufs Bett. Nachdem er seine Joggingshorts ausgezogen hatte, das Einzige, was er anhatte, begann er sich schnell anzuziehen. Nedrick hatte auf Rierdons Ankunft gewartet, damit sie sich in ihre Wölfe verwandeln und gemeinsam durch den Wald rennen konnten.
Nedrick spürte die Enttäuschung seines Wolfes und beruhigte sein inneres Tier, indem er ihm stattdessen einen Lauf im Mondschein versprach. Besänftigt akzeptierte das Tier die Planänderung und entspannte sich innerlich.
Auch wenn Nedrick – und die meisten Gestaltwandler im Allgemeinen – sich und ihre Tiere als ein und dasselbe betrachteten, hatten sie jeweils leicht unterschiedliche Instinkte. Beide Seiten ihrer Natur in Harmonie zu halten, war ein Balanceakt. Nedrick hatte beobachtet, wie seine Mutter versuchte, ihren Wolf zu verleugnen, und sie hätte sich schließlich beinahe in ihrer tierischen Seite verloren.
Damals war Nedrick noch jung gewesen und hatte lange Zeit Angst vor seiner Natur gehabt. Sein Alpha hatte herausgefunden, was vor sich ging, und seiner Mutter geholfen, sich zu erholen. Declan hatte Nedrick auch erklärt, was passiert war, und ihm ihre wahre Natur beigebracht und wie er beide Seiten seiner selbst im Gleichgewicht halten konnte.
Nedrick würde Alpha Declan für immer dankbar sein und er könnte sich nicht vorstellen, unter der Führung eines anderen Alphas zu leben.
Nachdem er seine Schlüssel genommen hatte, schritt Nedrick zur Tür hinaus, bereit, seinem Freund zu helfen … und ihm vielleicht zu sagen: „Ich hab’s dir ja gesagt.“
*
Als Nedrick am Campingplatz Tall Timbers ankam, bog er in die Zufahrt ein. Er entdeckte die kleine Wachhütte vor sich, sah aber nicht den Ranger, der sie bewachen sollte. Nedrick rollte langsam vorbei und suchte das Gebiet vor sich ab.
Die Straße teilte sich in drei Richtungen. Auf der rechten Seite war ein Pfeil, der anzeigte, dass man in diese Richtung fahren konnte, ebenso weiter geradeaus. Auf der linken Seite war ein Pfeil, der in seine Richtung zeigte, und ein Schild mit der Aufschrift Durchfahrt verboten.
Da er wusste, dass der Campingplatz mit Einbahnstraßen angelegt war – und Rierdon sicher nicht weit gekommen sein konnte – bog Nedrick nach rechts ab. Er entdeckte sofort den Truck seines Freundes, der auf einem Platz zwischen den Bäumen geparkt war. Nicht nur Rierdon stand neben der hinteren Stoßstange, sondern auch Wraith Urdman. Der Mann war ebenfalls ein Wolfswandler und trug Uniform, was Nedrick verriet, dass er derjenige war, der Dienst hatte.
Wraith hatte Rierdon wahrscheinlich auch geholfen, seinen Wagen zu parken. Obwohl Rierdon ein Wolfswandler war, war er eher klein, etwa ein Meter achtundsiebzig groß und von schlanker Statur. Sein schwarzer Wolf war geschmeidig und flink, aber ebenfalls nicht sehr groß.
Der Ranger hingegen hatte den eher typischen massigeren Körperbau und war fast eins neunzig groß.
Nedrick lag irgendwo dazwischen. Obwohl er es auf einen Meter fünfundachtzig Körpergröße brachte, war er schlanker gebaut als der massige Ranger. Aber das machte ihm nichts aus. Mit seinem muskulösen Körperbau hatte Nedrick nie Probleme gehabt, Gesellschaft für die Nacht zu finden, wenn er sich tatsächlich mal auf die Suche machte.
Nedrick parkte seinen Jeep am Wegrand hinter Rierdons Truck, damit er den Verkehr nicht behinderte, und begrüßte die anderen Wolfswandler. „Hey, Rier, Wraith.“ Er bemerkte, wie der linke Vorderreifen des Trucks nach links geneigt war. Kopfschüttelnd erinnerte er sich daran, dass der andere Vorderreifen des Trucks geradeaus gestanden hatte. „Das muss echt mies einzuparken gewesen sein.“
Wraith gluckste und lächelte schief, während Rierdon den Kopf senkte und errötete. „Wir haben es geschafft“, sagte Wraith und betrachtete Nedrick, als er aus seinem Fahrzeug sprang. „Er sagte, er hätte dich angerufen, um ihn mitzunehmen oder abzuschleppen.“ Er beäugte Nedricks Fahrzeug nachdenklich und sagte ihm: „Ich bin mir aber nicht sicher, ob du es damit schaffst.“
„Ich werde erst mal sehen, ob ich den Wagen notdürftig reparieren kann“, erklärte Nedrick, während er einen Wagenheber aus dem Heck seines Jeeps holte. Als er zum Truck ging, gab er zu: „Obwohl ich, so wie ich das jetzt sehe, bezweifle, dass ich dazu in der Lage sein werde.“ Nedrick sank auf die Knie. „Wahrscheinlich muss ich schnell zu Kades Werkstatt rüber und den Abschlepper holen.“
Wraith nickte, und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf ein Fahrzeug, das in die Einfahrt einbog. „Viel Glück, Ned.“ Er klopfte ihm auf die Schulter, bevor er rasch zurück zum kleinen Büro des Parks schritt. Als Wraith davoneilte, murmelte der schwarzhaarige Gestaltwandler: „Das wirst du brauchen.“
„Danke“, witzelte Nedrick lachend zurück.
„Nochmals vielen Dank, Ned“, murmelte Rierdon, der neben ihm stand und die Arme um seinen Oberkörper geschlungen hatte. Er knabberte an seiner Unterlippe und starrte mit einem Ausdruck drohenden Unheils auf sein schiefes Rad. „Ich weiß es zu schätzen, dass du hergekommen bist.“
Nedrick hasste es, seinen sonst so unbeschwerten Kumpel so niedergeschlagen zu sehen, und klopfte ihm gegen das Schienbein. „Wie gesagt, Rierdon.“ Er grinste zu dem kleineren Wandler hoch. „Dafür sind Freunde da.“ Nachdem er vorsichtig um den Reifen herumgeschaut hatte, bestätigte sich Nedricks Befürchtung. „Jep. Damit kommen wir ohne Abschleppen nirgendwo hin.“ Nedrick ließ das Rad des Trucks wieder auf den Boden sinken, stand auf und lächelte Rierdon warm an. „Sieht so aus, als müssten wir einen Abstecher zu Kades Werkstatt machen.“
Rierdon seufzte schwer. „Tut mir leid, dass ich dir den Tag verdorben habe.“
„Du hast mir nicht den Tag verdorben“, entgegnete Nedrick, legte seine Hand auf Rierdons Nacken und drückte ihn leicht zur Beruhigung. „Das hier ist nur ein Stolperstein. Wir werden –“
„Hey, Jungs“, rief eine tiefe Stimme und lenkte Nedricks Aufmerksamkeit auf den sich nähernden Mann. „Ich frage ungern, aber könnte ich mir den Wagenheber mal leihen?“ Der Fremde deutete auf den Wagenheber, den Nedrick auf dem Boden liegen gelassen hatte. Der gutaussehende Mann wirkte zerknirscht, als er weiter auf sie zuging und sich sichtlich unwohl den Nacken rieb. „Mein Auto hat einen Platten, und keiner von uns hat einen verdammten Wagenheber dabei.“
„Ja, sicher“, antwortete Nedrick, dem es nichts ausmachte, jemandem auszuhelfen. „Wo ist denn“ – der Mann war endlich nah genug, dass sein Geruch ihn erreichen konnte, und Nedrick schnappte scharf nach Luft, als der berauschende Duft des Menschen seine Sinne reizte, bevor er leise fortfuhr – „der Wagen geparkt?“
Der köstliche männliche Duft des Fremden stieg Nedrick in die Nase und ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Haare auf seinen Armen stellten sich auf und sein Bauch fühlte sich plötzlich an, als wäre er voller Schmetterlinge. Sein Herz begann in seiner Brust zu rasen, als der Mensch vor ihm stehen blieb.
Heilige Scheiße! Mein Gefährte steht vor mir. Heilige Scheiße, heilige Scheiße, heilige Scheiße!
Nedrick ließ seinen Blick über den Menschen schweifen und bewunderte sein dichtes, leicht gelocktes, rotbraunes Haar. Es war wellig geschnitten, was ihm ein jungenhaftes, windzerzaustes Aussehen verlieh, das Nedrick dazu verleitete, mit den Fingern hindurchfahren zu wollen. Der Mensch war genauso groß wie Nedrick, eins fünfundachtzig, und hatte breitere Schultern, die sich fantastisch zum Festhalten eigneten, während er seinen Mund eroberte.
Als Rierdon ihn unauffällig anstieß, blinzelte Nedrick, da ihm klar wurde, dass er gestarrt und nichts von dem gehört hatte, was sein Gefährte gesagt hatte.
Toller erster Eindruck, Ned.
Nedrick wies sich innerlich zurecht, räusperte sich und lächelte. „Äh, tut mir leid.“ Er musterte seinen Gefährten noch einmal kurz und wünschte, er hätte Zeit, den Mann, der die andere Hälfte seiner Seele war, wirklich eingehend zu betrachten, aber der Mann sah ihn bereits an, als wäre er verrückt. Nedrick wollte keinen noch schlechteren ersten Eindruck machen. „Willst du in meinen Jeep steigen? Ich kann uns zu deinem Stellplatz fahren.“
Nedrick nahm an, dass der Mann zum Campen dort war, da er ziemlich sicher war, dass der Mensch nicht aus der Gegend stammte.
„Oh, äh, sicher“, antwortete der Mann und klang dabei etwas unsicher. Er schien sich schnell zu erholen, und ein kleines Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. „Klingt gut.“
Nedrick schnappte sich seinen Wagenheber, öffnete die Heckklappe seines Jeeps und stellte ihn hinein. Er konnte es nicht unterlassen, weiterhin alle paar Sekunden einen diskreten Blick auf den Menschen zu werfen – mein Gefährte. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, deutete Nedrick auf sein Fahrzeug. „Steig ein.“
Während Nedricks Gefährte einen Überrollbügel packte und sportlich auf den Rücksitz sprang, packte Rierdon Nedricks Handgelenk und hinderte ihn daran, hinter das Lenkrad zu steigen. „Alles in Ordnung?“, flüsterte er und runzelte besorgt die Stirn.
„Alles super“, murmelte Nedrick zurück und grinste seinen Freund breit an. „Es ist der beste verdammte Tag meines Lebens.“ Als Nedrick sah, wie Rierdons Augenbrauen hochschossen und seine Überraschung witterte, deutete er mit dem Kinn in die Richtung des Menschen. „Er ist mein Gefährte.“
Rierdon starrte ihn ein paar Sekunden lang an, bevor er den Mund wieder schloss und zischte: „Brett ist dein Gefährte?“
„Brett?“, wiederholte Nedrick leise, und ihm wurde ganz warm ums Herz. „Er heißt Brett? Kennst du ihn?“
Rierdon verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, als er ihn losließ. „Nein, ich kenne ihn nicht“, murmelte er und trat einen Schritt von Nedrick weg. „Er hat sich als Brett Robinson vorgestellt.“ Als Rierdon sich weiter entfernte und um die Motorhaube des Jeeps herumging, konnte Nedrick nur dank seines Wandlergehörs seinen Freund murmeln hören: „Verdammt, du warst da eben echt weggetreten.“
Dagegen konnte Nedrick nichts einwenden. Er sprang hinter das Lenkrad und erweckte sein Fahrzeug zum Leben. „Okay, Brett.“ Er lächelte und mochte den starken, kurzen Namen, der ihm über die Lippen kam. Mit einem Blick über die Schulter legte Nedrick den Gang ein. „Sag mir, wo ich anhalten soll.“
Als Nedrick sah, dass Brett nickte, löste er die Bremse und fuhr die Einbahnstraße entlang.
Als er das Ende erreichte, zeigte Brett geradeaus. „Wir sind in diesem Abschnitt, ganz hinten.“
Nedrick nickte und steuerte dorthin. „Aus Neugier“, begann er, nur weil er Bretts volle Tenorstimme noch einmal hören wollte. „Wenn du so weit hier hinten bist, wie hast du mich mit dem Wagenheber gesehen?“
Brett zuckte mit den Schultern. „Ich ging zur Wachhütte, um zu sehen, ob der Ranger einen Wagenheber in seinem Wagen hatte. Da habe ich dich bei ihm gesehen.“ Er zeigte noch einmal. „Das sind wir.“
Als Nedrick in die Richtung schaute, in die Brett zeigte, sah er sofort den älteren GMC Envoy mit einem platten Hinterreifen. Die Heckklappe war geöffnet, und es war offensichtlich, dass Brett den Innenraum durchsucht hatte. Nedrick konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, denn mal ehrlich, warum hatte sein Gefährte den Wagenheber nicht dabei? Vor allem, wenn er zum Campen in die Berge fuhr?
Ich werde dem Schicksal einfach für dieses kleine Versehen danken.
Als sie näher kamen und langsamer wurden, bemerkte Nedrick drei weitere Personen, die sich um einen Ford Focus mit Fließheck herum näherten – zwei Frauen und ein Mann. Eine kurzhaarige Brünette hatte einen Arm besitzergreifend um die Taille des blonden Mannes gelegt, und er erwiderte dies, indem er seinen Arm um ihre Schultern schlang. Die zweite Frau, eine Rothaarige, deren Haare oben auf dem Kopf zu einem kunstvoll unordentlichen Knoten hochgesteckt waren, blickte auf die Insassen seines Jeeps und lächelte Brett sofort einladend an.
Die Frau hüpfte ein paar Schritte vorwärts, wurde dann aber langsamer, als ein Ausdruck über ihr hübsches Gesicht huschte – als ob sie sich selbst bei etwas ertappte. „Hey, Brett“, begrüßte sie ihn und ignorierte Nedrick und Rierdon völlig, als er seinen Jeep parkte. Hm. Ihr Lächeln konnte man nur als flirtend bezeichnen, als sie fortfuhr: „Hattest du Glück?“
Oh, verdammt, nein.
Nedrick erkannte, dass diese Frau alles andere als subtil war. Wenn sie nicht bereits mit Brett zusammen war, dann war sie zumindest auf dem besten Weg dorthin.
Das wird nicht passieren.
Nedrick hörte das Knurren seines Wolfes in seinem Kopf und war völlig einer Meinung mit seinem Tier.
Wenn sie miteinander ausgehen, werde ich dem schnell und schleunigst ein Ende bereiten. Brett gehört mir.
„Hey, Karissa“, grüßte Brett mit einem leichten Lächeln.
Als Nedrick seinen Jeep abstellte, bemerkte er, wie sein Gefährte ein wenig nach Anerkennung roch, als er die Frau – Karissa – ansah und sagte: „Das sind Ned und sein Freund Rierdon. Ned hat einen Wagenheber, den ich mir ausleihen kann.“
„Großartig.“ Karissa strahlte Brett an, als wäre er die Wiederkunft Christi. „Ich wusste, dass du es lösen würdest“, schwärmte sie. Schließlich wandte Karissa ihre Aufmerksamkeit Nedrick und Rierdon zu, und ihr Gesichtsausdruck wurde sofort fast desinteressiert. „Danke, Jungs. Wir wissen das wirklich zu schätzen.“ Als Karissa ihre Aufmerksamkeit wieder Brett zuwandte, lächelte sie erneut. „Jetzt können wir die Wanderung machen, von der wir gesprochen haben.“
„Ja.“ Brett erhob sich von seinem Sitz und sprang über die Seite des Jeeps. „Das ist der Plan.