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Seitdem es Schule gibt, wird über die Wirksamkeit derselbigen nachgedacht, was nicht zuletzt zu zahlreichen Reformvorschlägen mit dem Ziel einer Optimierung des schulischen Outputs geführt hat. Ein in der Praxis oft zu beobachtendes Problem des Schulalltags ist es, dass bei vielen Schülerinnen und Schülern ein nachhaltiger Erwerb von Kenntnissen im Rahmen des Unterrichtsgeschehens nicht gewährleistet ist. Ein Konzept, das diesem Phänomen entgegenwirken soll, ist das Selbstorganisierte Lernen (SOL), dessen Wurzeln im Bereich der Wirtschaft liegen und das in diesem Sektor bei der Optimierung von Arbeitsergebnissen beachtliche Erfolge erzielt. Der Autor hat sich zunehmend mit dem Konzept des Selbstorganisierten Lernens beschäftigt, was bei ihm das Interesse weckte dasselbe im Rahmen eines Unterrichtsvorhabens zur Französischen Revolution im Geschichtsunterricht einer 8. Klasse (Gymnasium) zu erproben. Ziel dieser Arbeit soll es sein, mithilfe des systemischen Ansatzes von Selbstorganisiertem Lernen einen effektiven und nachhaltigen Erwerb von Kenntnissen zur Französischen Revolution zu erproben.
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Seitenzahl: 63
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Heiko Karl Ital
Unterrichtsvorhaben zur Französischen Revolution im Geschichtsunterricht einer 8. Klasse (Gymnasium)
© 2017 Heiko Karl Ital
Verlag und Druck: tredition GmbH, Grindelallee 188, 20144 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7439-5042-9
Hardcover:
978-3-7439-5043-6
e-Book:
978-3-7439-5044-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Unterrichtsvorhaben zur Französischen Revolution im Geschichtsunterricht einer 8. Klasse (Gymnasium)
Heiko Karl Ital
Associate Professor
German Department of Interpretation & Translation
Hankuk University of Foreign Studies (Südkorea)
www.hufs.ac.kr
Wir behalten von unsern Studien am Ende doch nur das, was wir praktisch anwenden.
Johann Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, Gespräche. Mit Johann Peter Eckermann, 24. Februar 1824
Seitdem es Schule gibt, wird über die Wirksamkeit derselbigen nachgedacht, was nicht zuletzt zu zahlreichen Reformvorschlägen mit dem Ziel einer Optimierung des schulischen Outputs geführt hat. Ein in der Praxis oft zu beobachtendes Problem des Schulalltags ist es, dass bei vielenSchülerinnen und Schülern1 ein nachhaltiger Erwerb von Kenntnissen im Rahmen des Unterrichtsgeschehens nicht gewährleistet ist. Ein Konzept, das diesem Phänomen entgegenwirken soll, ist das Selbstorganisierte Lernen (SOL), dessen Wurzeln im Bereich der Wirtschaft liegen und das in diesem Sektor bei der Optimierung von Arbeitsergebnissen beachtliche Erfolge erzielt.
Herold/Landherr haben das Konzept Selbstorganisiertes Lernen für eine Nutzung im Rahmen der Schule adaptiert. Adressaten sind in erster Linie Schüler der gymnasialen Oberstufe. Die dabei angestrebte Unterrichtsentwicklung und Veränderung der Lernkultur zeigt, dass es sich nicht nur um neue Methoden handelt. Das systemische Lernkonzept Selbstorganisiertes Lernen soll eine Verknüpfung von Lerninhalten mit methodischen, personalen und sozialen Kompetenzen implizieren. Übergeordnetes Lernziel ist selbstverantwortliches Arbeiten, sowohl individuell als auch im Team, um durch das erhöhte Maß an Verantwortung für die eigene Lernorganisation zu besseren Lernleistungen zu gelangen, die mit nachhaltigerem Erwerb von Kenntnissen einhergehen.
Durch Anregung aus meinem schulpraktischen Seminar habe ich mich zunehmend mit dem Konzept des Selbstorganisierten Lernens beschäftigt, was bei mir das Interesse weckte dasselbe im Rahmen eines Unterrichtsvorhabens zur Französischen Revolution im Geschichtsunterricht einer 8. Klasse zu erproben. Ziel dieser Arbeit soll es sein, mithilfe des systemischen Ansatzes von Selbstorganisiertem Lernen einen effektiven und nachhaltigen Erwerb von Kenntnissen zur Französischen Revolution zu erproben.
Wie bereits oben erwähnt wurde, ist Selbstorganisiertes Lernen im schulischen Bereich ursprünglich für den Gebrauch in der gymnasialen Oberstufe entwickelt worden. Da es sich bei dieser Lernform jedoch um ein höchst komplexes System handelt, dass nicht nur unterschiedlichste Kompetenzen fördert, sondern auch in ihren Grundlagen voraussetzt, muss man meiner Ansicht nach schon in der Sekundarstufe I die Schüler an das Grundmuster des Selbstorganisierten Lernens heranführen. Dadurch wird ihnen im Laufe ihrer Schulausbildung die Möglichkeit geboten, eine Ausweitung, Variation und Anwendung des Konzepts in verschiedenen Zusammenhängen zu erfahren, um ihren Lernprozess zu optimieren.2 Dass Schüler einer 8. Klasse ihre Lernprozesse gemäß des Rahmenplans selbst organisieren, kann jedoch nur ein übergeordnetes Ziel sein, da dies erst nach mehrfachem Einsatz über einen längeren Zeitraum erzielt werden kann.
Im Rahmen dieser Arbeit soll der Kenntniserwerb bei einem SOL-Arrangement exemplarisch anhand von einzelnen Unterrichtsphasen untersucht werden. Bei den Phasen kommen der Advance Organizer, das Gruppenpuzzle sowie die Sortieraufgabe und das Strukturlegen als Elemente des Selbstorganisierten Lernens zum Einsatz und sollen mithilfe zweier Lernerfolgskontrollen evaluiert werden.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel. Nach der Einleitung wird sich in Kapitel 2 mit den theoretischen Grundlagen des Selbstorganisierten Lernens befasst. Hier wird zunächst das System Selbstorganisiertes Lernen als Ganzes vorgestellt, bevor dann die bereits genannten Elemente Advance Organizer, Gruppenpuzzle, Sortieraufgabe sowie Strukturlegen genauer betrachtet werden. Abgeschlossen wird dieses Kapitel mit den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Selbstorganisiertem Lernen. In Anbetracht dessen, dass Herold/Landherr dieses Unterrichtskonzept für die Schule entwickelt haben, beziehe ich mich in dieser Arbeit vor allem auf ihre Publikationen3 zu diesem Thema.
Der Planung der Unterrichtseinheit widmet sich Kapitel 3. Nachdem die Unterrichtsvoraussetzungen erläutert sind, werden die Grob- und Feinlernziele der Unterrichtseinheit festgelegt. Danach wird der inhaltliche Komplex der Französischen Revolution unter dem Darstellungsschwerpunkt dieser Arbeit aufgegriffen und didaktisch reduziert. Nach den didaktisch-methodischen Entscheidungen wird die Unterrichtseinheit durch eine Synopse veranschaulicht.
Im vierten Kapitel erfolgt zunächst eine Begründung der Stunden-/Phasenauswahl, bevor dann die entsprechenden Stunden/Phasen der Einheit in ihrer Durchführung vorgestellt und analysiert werden. Bei dieser Analyse wird unter dem Gesichtspunkt „Erwerb von Kenntnissen“ das Augenmerk auf die Übereinstimmung von Planung und Durchführung, Schülerreaktionen sowie Alternativvorschläge gelegt.
Die Evaluation des Erwerbs von Kenntnissen zur Französischen Revolution ist Bestandteil des fünften Kapitels und Grundlage für die abschließende Gesamtreflexion. In den
Kapiteln 6 und 7 findet man sowohl das Verzeichnis der verwendeten Literatur als auch eine Dokumentation, die zur Veranschaulichung dieses Unterrichts- bzw. Untersuchungsvorhabens beisteuert.
Laut Herold/Landherr ist Selbstorganisiertes Lernen keine Methode, sondern „ein ganzheitliches, zielorientiertes Lehr-/Lernsystem für individuelles und kooperatives Lernen“4. Bei diesem Ansatz werden zwar auch neue Methoden angewandt, jedoch sind diese sowohl in ein inhaltliches als auch in ein pädagogisches Konzept integriert, das zu einer neuen Lern- und Unterrichtskultur führen soll. Die Entwicklung des Selbstorganisierten Lernens basiert zwar auf pädagogischen und psychologischen Forschungsergebnissen, dennoch handelt es sich dabei nicht um ein wissenschaftliches Konzept. Vielmehr gründet es auf der aktuellen Schulrealität und versucht mit Praxisnähe die Schüler auf ihrem Weg zu selbständigerem und selbstverantwortlicherem Arbeiten und Lernen anzuleiten.5
Selbstorganisiertes Lernen hat auch Auswirkungen auf das Rollenverständnis zwischen Schülern und Lehrern. Das bedeutet nicht zuletzt, dass über mehrere Generationen hinweg fest in der Gesellschaft etablierte Schemata von Schule und Lernen neu gedacht werden müssen. In der Schulpraxis bedeutet dies, dass der Lehrer seinen angestammten Platz im Zentrum des Unterrichtsgeschehens räumen muss, da der systemische Ansatz Selbstorganisiertes Lernen die traditionelle Lehrerrolle als Wissensvermittler hin zu der vom Lernberater reformieren will.
Beim Selbstorganisierten Lernen ist beabsichtigt sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen an die Schüler heranzutragen, um sie für die Herausforderungen der zukünftigen Berufs- und Arbeitswelt zu wappnen. Außerdem soll dadurch versucht werden den Forderungen der Gesellschaft Rechnung zu tragen, die von der Schule die Heranziehung mündiger, handlungsorientierter Bürger verlangt. Dies kann allerdings nicht durch eine vom Lehrer detailliert geplante Aneinanderreihung diverser Lehr- und Lernmethoden geschehen, sondern setzt gänzlich erweiterte Kompetenzen auf Seiten der Schüler, eine veränderte Lehrer-/Schülerrolle sowie eine neue Gruppenorganisation voraus, die zu der angestrebten neuen Lernkultur führen.6
Diese neue Lernkultur ist jedoch nicht mit bestehenden hierarchischen bzw. autoritären Führungsstrukturen zu vereinbaren. Die Fraktale Organisation des Selbstorganisierten Lernens orientiert sich ihrem Wesen nach an der Natur. Dabei ist auf Grundlage der Chaos- und Komplexitätsforschung darauf zu verweisen, dass die Selbstorganisationsfähigkeit von Systemen durch überzogene Strukturierungen und stabile Ordnungen zerstört wird. Aus diesem Grund ist ein Zustand begrenzter Instabilität erforderlich, damit Systeme sich selbst organisieren können.7