Sherlock von Schlotterfels 5: Ganoven im Schlosspark - Alexandra Fischer-Hunold - E-Book

Sherlock von Schlotterfels 5: Ganoven im Schlosspark E-Book

Alexandra Fischer-Hunold

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Beschreibung

Der neue Gärtner auf Schloss Schlotterfels ist Sherlock ein Dorn im Auge. Dieser zwielichtige Geselle führt Übles im Schilde, da ist sich das adlige Gespenst sicher. Sherlock nimmt die Ermittlungen auf.

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Seitenzahl: 77

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Inhalt

Impressum

Gutenachtgeschichte für ein Gespenst

Gärtner gesucht!

Long John Silver

Ein Gärtner unter Verdacht

Uralte Geschichten

Neuigkeiten

Sherlock in geheimer Mission

Ein Schatz?

Das Baumhaus wird eingeweiht

Die falsche Fährte

Vier Freunde und ein großer Schatz

Autoreninformation

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Als Ravensburger E-Book erschienen2013Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH© 2010 Ravensburger Verlag GmbHUmschlag: Sabine Reddig unter Verwendung einer Illustration von Karsten TeichInnenillustrationen: Karsten TeichAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbHISBN 978-3-473-47274-1www.ravensburger.de

Gutenachtgeschichte für ein Gespenst

Im Schloss Schlotterfels stand das Stimmungsbarometer auf Sturm.

„Nein, Herr Dr. Kuckelkorn, nein und nochmals nein!“, dröhnte Frau Hagedorns Stimme über den Flur. „Diese Person ist einfach unmöglich und ich will sie nicht in meiner Küche haben!“

Paula streifte ihren Rucksack mit der Kletterausrüstung ab und warf ihrem Bruder einen interessierten Blick zu. „Was ist denn hier los?“

Max zuckte mit den Schultern. Er hängte seinen Fahrradsturzhelm am Garderobenhaken auf.

„Setzt euch!“, kommandierte Frau Hagedorn, als Max und Paula das Esszimmer betraten und noch ehe sie Hallo sagen konnten.

Dr. Kuckelkorn wuschelte seinen Kindern zur Begrüßung durch die Haare und lächelte gequält.

„Frau Hagedorn“, setzte er an, „Frau Porz soll keine Dauereinrichtung werden. Ich habe sie nur vorübergehend eingestellt, damit sie Ihnen bei den Vorbereitungen für die Vierhundertjahrfeier unter die Arme greift. Unser schönes Schloss Schlotterfels soll doch an seinem großen Tag so richtig funkeln und strahlen. Und ich möchte Ihnen nicht …“

„Wie war das? Ich mache meine Arbeit also nicht ordentlich genug?“ Eben noch war das Gesicht der Haushälterin feuerrot gewesen, doch mit einem Schlag war es weiß wie ein Bettlaken. Frau Hagedorn knüllte ihre Serviette zusammen, schleuderte sie auf den Tisch und hievte sich ächzend aus ihrem Stuhl.

„Wenn ich hier nicht länger erwünscht bin, kann ich auch gehen!“, polterte sie.

„Nein!“, protestierten Dr. Kuckelkorn, Max und Paula entsetzt.

Solange Max und Paula denken konnten, war Frau Hagedorn als Haushälterin bei der Familie Kuckelkorn beschäftigt gewesen. Sie kochte, wusch die Wäsche und hielt alles sauber. Seitdem Dr. Kuckelkorn sich seinen großen Traum vom eigenen Barockmuseum mit dem Kauf des Schlosses Schlotterfels erfüllt hatte, kümmerte sie sich auch um die Erziehung von Max und Paula. Dr. Kuckelkorn steckte nämlich fast immer bis über beide Ohren in Arbeit.

Max und Paula waren felsenfest davon überzeugt, dass Frau Hagedorn früher als Spezialermittlerin für den britischen Geheimdienst tätig gewesen war und ihre Anstellung als Haushälterin nur der Tarnung diente. Sie schien überall gleichzeitig zu sein und Streiche, Regelbrüche und schlechtes Benehmen ortete sie wie ein Radar ein U-Boot. Leider folgte dann die Strafe direkt auf dem Fuße.

Trotzdem hatten alle die füllige Haushälterin ins Herz geschlossen und hätten sie gegen nichts auf der Welt eingetauscht.

„Sie bleiben bei uns!“, rief Paula. „Sie sind doch unsere Frau Hagedorn!“

„Stimmt genau!“, bestätigte Max.

Frau Hagedorns Pausbäckchen erröteten vor Freude.

„Und diese Frau Porz geht, sobald der letzte Gast die Vierhundertjahrfeier verlassen hat?“, vergewisserte sich Frau Hagedorn, während sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken ließ. Dr. Kuckelkorn nickte.

Die Haushälterin holte geräuschvoll Luft. „Also gut“, seufzte sie. „Ich bin einverstanden. Aber meine Küche betritt diese Person nie wieder. Das ist mein Reich!“

„Wo ist sie denn, diese Frau Porz?“, fragte Paula.

„Sie war heute Nachmittag hier, um sich das Schloss anzusehen“, antwortete Dr. Kuckelkorn wie aus der Pistole geschossen. Offensichtlich wollte er das Thema Frau Porz so schnell wie möglich vom Tisch haben. „Warum sie nicht zum Abendessen bleiben wollte, hat sie uns nicht verraten.“

„Von mir aus kann sie bleiben, wo der Pfeffer wächst“, knurrte Frau Hagedorn, krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch und griff nach dem Kochlöffel. „Wieso isst denn keiner? Die schönen Bratkartoffeln werden ganz kalt!“

Dr. Kuckelkorn räusperte sich: „Im Übrigen stellen sich morgen Nachmittag die Gärtner vor. Mal sehen, wer den besten Eindruck macht. Langsam wird die Sache ernst.“

„So, hier kommen unsere Gutenachtgeschichten!“, verkündete Paula und schielte auf den Bücherstapel, den sie sich unter das Kinn geklemmt hatte. „Nichts für schwache Nerven, Mäxchen!“

Ihr Bruder schnitt ihr eine Grimasse.

„Und jetzt macht mal Platz, ihr drei!“, rief Paula.

Max rückte nach rechts. Der elegante Herr, der neben ihm saß, rutschte in die andere Richtung. Dabei kraulte er den kleinen, weißen Hund, der sich auf seinem Schoß zusammengerollt hatte und schlief.

Paula warf die Bücher auf die Bettdecke, vollführte eine Hockwende und ließ sich auf den Po plumpsen.

„Oh, Schauergeschichten von Edgar Allan Poe!“, raunte der elegante Herr und angelte sich eines der Bücher. „Eine ganz vortreffliche Wahl, nur leider …“, eine Augenbraue schoss in die Höhe, „keine angemessene Bettlektüre für zwei Grünschnäbel wie euch!“ Er schüttelte bekräftigend den Kopf, dass seine langen, weißen Perückenlocken wackelten. „Viel zu schaurig!“

„Ach was, Freiherr von Schlotterfels, bestimmt nicht so schaurig wie meine Mathebücher“, entgegnete Paula und nahm ihm das Buch aus der Hand.

Freiherr von Schlotterfels räusperte sich, zupfte seine langen, weißen Spitzenmanschetten in Form und fragte: „Übrigens, habt ihr eure fette Dienstmagd vor die Tür gesetzt und eine neue hübsche eingestellt?“

„Sie müssen Frau Porz meinen“, meldete sich Paula zu Wort. „Wegen der hat es heute richtig Krach gegeben, das kann ich Ihnen sagen! Huihuihui!“

„Klatsch und Tratsch! Lasst hören!“, freute sich Freiherr von Schlotterfels und wippte vergnügt mit seinen Schnallenschuhen. „Das ist doch viel aufregender als eine Gruselgeschichte. Wer in seinem Gespensterleben schon so viel erlebt hat wie ich, den gruselt sowieso nichts mehr!“

Auch wenn Sherlock Freiherr von Schlotterfels ab und zu gerne angab – ein Gespenst war er in der Tat, genau wie sein Hündchen Lilly.

Die Geschwister waren ihren Gespensterfreunden zum ersten Mal in einer mondhellen Nacht in der Schlossbibliothek begegnet. Dass Max und Paula die beiden Gespenster überhaupt sehen konnten, verdankten sie einem schicksalhaften Zusammentreffen der Ereignisse: Dabei spielten ein schwankender Kerzenleuchter, der Mondschein und ein besonderes Gespenstergesetz eine entscheidende Rolle. Dieses besondere Gespenstergesetz besagt nämlich, dass ein Gespenst für denjenigen sichtbar wird, mit dem es in genau derselben Sekunde, beschienen vom Mondlicht, denselben Gegenstand berührt. Dieser Gegenstand war der schwankende Kerzenleuchter gewesen.

Am Anfang hatten es Max und Paula mit dem launischen Gespenst gar nicht so leicht gehabt, aber mittlerweile waren sie die besten Freunde geworden.

„Da gibt es nicht viel zu tratschen“, sagte Max und streckte sich. „Das Schloss wird doch dieses Jahr vierhundert Jahre alt.“

„Wem sagst du das?“, näselte das Gespenst. „Du sprichst vom Schloss meiner Väter!“

„Weil Frau Hagedorn die ganze Arbeit nicht alleine schaffen kann, hat Papa Frau Porz eingestellt. Und Frau Hagedorn war deswegen supersauer“, erklärte Max. „Aber jetzt hat sich die Sache wieder eingerenkt. Ende der Geschichte.“

Sherlock war sichtlich enttäuscht von Max’ sachlicher Darstellung und zupfte gelangweilt an seinem weißen Krawattentuch herum. Doch dann breitete sich ein hämisches Grinsen über sein Gesicht aus. „Diese Frau Hagedorn ist bestimmt eifersüchtig“, verkündete er. „Aber wer könnte es ihr verdenken! Das Fräulein Porz ist eine wahre Schönheit. Das ist eurem Vater sicherlich auch nicht entgangen.“

„Unserem Papa?“, rief Paula ungläubig. „Was für ein Quatsch!“

„Dann habt ihr sie wohl noch nicht gesehen!“, entgegnete Sherlock.

Paula und Max schüttelten den Kopf.

„Dachte ich mir“, sagte Sherlock schnippisch.

Bevor Paula etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür und Dr. Kuckelkorn steckte den Kopf ins Zimmer. „Schlafenszeit!“, sagte er, und natürlich konnte er nicht sehen, dass Sherlock und sein Hund wie auf Kommando vom Bett schwebten.

Mit geübten Handgriffen zog Sherlock seine Weste stramm und das aufwendig bestickte Jackett mit den riesigen Manschetten in Form.

„Oh, Edgar Allen Poe!“, sagte Dr. Kuckelkorn und nahm Paula das Buch aus der Hand. „Den habe ich als Kind geliebt.“

„Echt?“, rief Paula begeistert und zwinkerte Max zu. Da bot sich doch vielleicht eine tolle Gelegenheit, das Zubettgehen ein klein wenig hinauszuzögern. „Erinnerst du dich noch an deine Lieblingsgeschichte?“, fragte sie. „Liest du sie uns vor?“

„An die erinnere ich mich sogar sehr gut. Denn sie hat mir so manche schlaflose Nacht beschert!“ Dr. Kuckelkorn schaute seine Tochter mit einem amüsierten Lächeln an. „Aber da ihr schlafen und nicht vor Angst mit den Zähnen klappern sollt, verschieben wir das Vorlesen wohl besser auf ein anderes Mal. Morgen ist Schule.“

Paula schmollte, rutschte murrend vom Bett ihres Bruders und sammelte die restlichen Bücher ein. In der Zwischenzeit hatte Sherlock auch seine Kniebundhosen glatt gestrichen. Er war ein sehr ordentliches Gespenst, zumindest was seine Kleider betraf. Er hob sein Hündchen Lilly behutsam hoch und bettete es auf seinen linken Unterarm.

„Gute Nacht, Max“, sagte Dr. Kuckelkorn und gab seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Und jetzt verfrachte ich die junge Dame ins Bett!“, rief er und gab Paula zur Bekräftigung einen Klaps auf den Po.

„Lass das, Papa, ich bin doch kein Baby mehr!“, fauchte Paula und huschte auf den Flur hinaus.

„Nacht, Papa! Nacht, Paula!“, rief Max den beiden hinterher und fügte flüsternd hinzu: „Gute Nacht, Freiherr von Schlotterfels!“

Das Gespenst neigte zum Abschied majestätisch den Kopf. „Wünsche wohl zu ruhen!“ Und schon verschwand es mit seinem Hündchen Lilly in der Wand.