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Sian ist mit ihrem kleinen Sohn aufs Land gezogen. Während sie mit Hingabe ihren Garten bepflanzt, lernt sie die fröhliche Fiona kennen, die ihr bald eine mütterliche Freundin wird. Beide sehnen sich nach ein bisschen Erfrischung in Sachen Liebe, daher macht Fiona sich mit dem Internetdating bekannt und Sian will die Affäre mit einem treuen Verehrer wiederbeleben. Doch das Schicksal hat andere Pläne und präsentiert ihnen das Glück eines Tages gleich im Doppelpack ...
Angenehmes Lesevergnügen nicht nur für milde Sommerabende, von Bestsellerautorin Katie Fforde.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
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Seitenzahl: 517
Cover
Über dieses Buch
Über die Autorin
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Impressum
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Danksagung
Sian ist mit ihrem kleinen Sohn aufs Land gezogen. Während sie mit Hingabe ihren Garten bepflanzt, lernt sie die fröhliche Fiona kennen, die ihr bald eine mütterliche Freundin wird. Beide sehnen sich nach ein bisschen Erfrischung in Sachen Liebe, daher macht Fiona sich mit dem Internetdating bekannt und Sian will die Affäre mit einem treuen Verehrer wiederbeleben. Doch das Schicksal hat andere Pläne und präsentiert ihnen das Glück eines Tages gleich im Doppelpack …
Katie Fforde hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht, die in Großbritannien allesamt Bestseller waren. Ihre romantischen Beziehungsgeschichten werden erfolgreich für die ZDF-Sonntagsserie »Herzkino« verfilmt. Katie Fforde lebt mit ihrem Mann, drei Kindern und verschiedenen Katzen und Hunden in einem idyllisch gelegenen Landhaus in Gloucestershire, England.
Offizielle Website: http://www.katiefforde.com/
Katie Fforde
SOMMERDER LIEBE
Roman
Aus dem Englischen vonKatharina Kramp
beHEARTBEAT
Digitale Neuausgabe
»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2011 by Katie Fforde Ltd.
Titel der englischen Originalausgabe: »Summer of Love«
Originalverlag: Century, London
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2013/2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titelillustration: © Demurez Cover Arts/Mark Lohman
Umschlaggestaltung: Kirstin Osenau
Datenkonvertierung E-Book: Urban SatzKonzept, Düsseldorf
ISBN 978-3-8387-2667-0
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
»Äh … hallo!«
Sian ließ die Harke sinken und blickte über die Gartenmauer. Eine Frau lächelte sie an. Sie hielt eine Flasche Wein in der einen und ein Marmeladenglas voller Blumen in der anderen Hand.
»Hallo!«, erwiderte Sian.
»Ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für entsetzlich neugierig, aber ich habe den Umzugswagen gestern in der Auffahrt gesehen und dachte, ich komme schnell mal vorbei und heiße Sie im Dorf willkommen. Ich bin Fiona Matcham. Ich lebe in dem Haus dahinten.« Sie deutete mit der Weinflasche vage über die Straße.
»Oh«, sagte Sian. »Möchten Sie reinkommen?« Sie nahm an, dass ihre Besucherin das große Haus meinte, ein wundervolles Gebäude, von dem ihre Mutter geschwärmt hatte, als sie hier gewesen war, um Sian beim Einzug zu helfen.
»Ich möchte Sie nicht von der Arbeit abhalten, aber ich könnte Ihnen dabei zusehen.«
Sian lachte und wischte sich die Hände an ihren Shorts ab. Es war ihr gelungen, alle Erdbeerpflanzen in die Erde zu setzen, die ihre Mutter ihr geschenkt hatte. »Nein, nein, ich wollte sowieso gerade aufhören. Ich bin Sian Bishop.«
»Hallo Sian.« Fiona winkte ihr mit dem Marmeladenglas. »Hier, nehmen Sie die.« Sie reichte Sian die Flasche und die Blumen über die Mauer und ging dann zum Tor, durch das sie hereinkam. »Sie haben einen Jungen! Wie schön! Ich liebe Jungs.«
Rory, der mit seinem kleinen Spaten in der Erde grub, die seine Mutter für ihn aufgelockert hatte, blickte auf und starrte Fiona unter seinem blonden Pony hervor an.
»Du arbeitest ja ganz schön schwer. Willst du da etwas pflanzen?« Fiona Matcham sprach Rory an und holte aus der Tasche ihrer offenen Leinenjacke ein Glas Marmelade.
»Ja«, erklärte Rory ernst.
»Wir möchten gern unser eigenes Gemüse anpflanzen, jetzt, da wir auf dem Land leben«, sagte Sian. »Rory hat diesen Streifen da, und ich habe einen breiteren hinten im Garten. Wir haben Erdbeeren gesetzt. Salat sähen wir später noch aus. Rory, möchtest du jetzt Pause machen und etwas trinken? Oder weiterarbeiten, während ich Tee koche?«
»Weiterarbeiten, während du Tee kochst«, antwortete Rory, wandte ihnen wieder den Rücken zu und ignorierte sie beide.
Sian wusste, dass ihr Sohn schüchtern war und vielleicht später zu ihnen stoßen würde – wahrscheinlich, wenn ihm klar wurde, dass die Dose mit den Schokoladenplätzchen, die seine Großmutter dagelassen hatte, gleich auf dem Tisch stehen würde. »Möchten Sie denn eine Tasse Tee?«, fragte Sian ihren Gast. »Ich bin davon ausgegangen, dass …«
»Ja, Tee wäre schön. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Sian hatte bereits beschlossen, dass diese Frau, die ungefähr Mitte fünfzig sein musste, nicht zu den Menschen gehörte, die ein etwas chaotisches Haus kritisch beäugten. Die Blumen waren kunstvoll arrangiert und originell – ein unkonventioneller Strauß, der zweifellos aus Fiona Matchams eigenem Garten stammte. Sian mochte Fiona jetzt schon.
Sie führte ihre Besucherin ins Haus. Es wirkte dunkel nach dem hellen Juni-Sonnenschein draußen und roch feucht. Aber die Miete war wirklich erschwinglich, wie Siams Mutter betont hatte. Es gab einen großen Garten, und die Vermieterin, die in Frankreich lebte, war mit allen nötigen Renovierungen einverstanden, sofern sie nicht zu extravagant waren. Sian stellte die Blumen auf den Tisch, und sofort wirkte alles hübscher.
»Entschuldigen Sie die Unordnung«, sagte sie und hob eine halb ausgepackte Kiste mit Geschirr von einem Stuhl. »Ich konnte bei diesem schönen Wetter einfach nicht im Haus bleiben. Setzen Sie sich doch! Und vielen Dank für die Blumen. Jetzt sieht es hier gleich irgendwie gemütlicher aus.«
Fiona stellte das Glas Marmelade mit einem »Für Sie« an die Seite, zog einen leeren Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. »Da der Sommer ja vielleicht nicht mehr schöner wird, wäre es auch wirklich schade, den Sonnenschein mit Auspacken zu verschwenden.« Sie zögerte. »Ich habe für die Blumen extra ein Glas mitgebracht, damit Sie nicht nach einem Gefäß suchen müssen, in das Sie sie stellen können. Nichts ist nerviger als Leute, die Blumen mitbringen, wenn sie zum Essen eingeladen sind, und einen so von den Unterhaltungen mit den Gästen, dem Kochen und dem Getränkeanbieten abhalten, weil man erst eine Vase dafür suchen muss. Ich habe keinen Mann mehr«, fügte sie hinzu, »deshalb muss ich mich um alles allein kümmern.«
»Ich bin auch alleinerziehend, ich kenne das.« Es war nicht wirklich ein Test, doch Sian hatte in den mehr als viereinhalb Jahren seit Rorys Geburt gemerkt, dass die Leute, die bei dieser Eröffnung ein bisschen zurückzuckten, eher nicht ihre Freunde wurden.
»Das war ich auch. Der Vater meiner Söhne starb, als sie noch sehr jung waren. Das war schwer.«
Sian lächelte Fiona in dem dämmrigen Licht des kombinierten Flur-Esszimmers an. Sie hatte das Gefühl, bereits eine neue Freundin gefunden zu haben.
»Ich setze Wasser auf. Was für einen Tee hätten Sie gern?«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie so organisiert sind, dass ich schon die Wahl habe«, erwiderte Fiona, die auf dem Stuhl saß, als würde sie, wenn nötig, sofort aufspringen und helfen.
Sian lächelte. »Meine Mutter war für ein paar Tage hier. Ich trinke gern Frühstückstee, sie Earl Grey. Das sind die Sorten, die ich habe, wenn Sie keinen Kräutertee möchten.«
»Frühstückstee ist gut.«
»Ich habe auch ein paar Plätzchen. Meine Mutter hat mir eine große Dose mitgebracht. Ich bin sofort zurück«, erklärte Sian und verschwand in der Küche.
»Ich denke, Luella sollte die Wand rausreißen und dieses Zimmer in eine große Küche mit Essbereich verwandeln!«, rief Fiona. »Warum schlagen Sie ihr das nicht vor?«
»Meinen Sie Mrs. Halpers? Sie war sehr entgegenkommend und meinte, dass ich etwas verändern kann, solange ich es nicht übertreibe. Aber ich glaube, das Rausreißen einer tragenden Wand hält sie vielleicht für übertrieben«, gab Sian zurück.
Sie war nicht länger allein in der kleinen Küche. Ihre Besucherin, die offenbar nicht gern herumsaß und sich bedienen ließ, war zu ihr gestoßen.
»Jetzt sehen Sie sich doch nur an, wie feucht der Boden ist!«, rief Fiona. »Das ist ja furchtbar. Obwohl es vielleicht nur das Abflussrohr ist, das mal gereinigt werden muss. Soll ich vielleicht jemanden vorbeischicken, der sich die Sache mal ansieht?«
»Wenn es nur das Abflussrohr ist, dann kann ich das vermutlich allein«, sagte Sian. »Wenn nicht, wäre ich froh, wenn Sie mir jemanden nennen könnten, der verlässlich ist.« Sian war gern so unabhängig wie möglich, aber sie wusste, dass es Dinge gab, mit denen sie nicht fertig wurde. Seit dem Umzug wohnte ihr Dad nicht mehr um die Ecke. Er konnte also solche Sachen nicht länger für sie erledigen.
»Sie müssen es nur sagen. Ich lebe schon so lange hier – seit Noah und seine Frau sich ineinander verliebten –, ich kenne hier fast jeden. Oh, hallo Rory«, sagte sie, als er im Türrahmen erschien.
»Könntest du die Plätzchen nehmen?« Sian reichte ihrem Sohn die Dose. »Warum bringst du sie nicht nach hinten in den Garten.« Sie wandte sich an Fiona. »Da stehen ein Tisch und Stühle. Ich brühe den Tee auf.«
»Gute Idee. Rory und ich gehen schon mal und bereiten alles vor und unterhalten uns. Mein Name ist Fiona«, sagte sie zu dem Jungen.
»Soll er Sie nicht lieber Mrs. Matcham nennen?«, erkundigte sich Sian.
»Nein, nein«, erklärte ihr Gast streng. »Fiona ist viel besser.« Sie lächelte, vermutlich, um nicht so streng zu klingen.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Milch mit rauszunehmen?«, bat Sian.
»Gießen Sie den Tee doch einfach gleich hier in die Becher, ja? Dann brauche ich auch nicht förmlich zu sein, wenn Sie mich mit Rory besuchen kommen. Förmlichkeit liegt mir nämlich nicht.«
Sian lächelte und hängte Teebeutel in die Becher. Sie konnte sich genau vorstellen, wie begeistert ihre Mutter sein würde, wenn sie von Fiona hörte. Sie würde sie als eine weise ältere Freundin und eine potenzielle Babysitterin sehen, ganz zu schweigen davon, dass Fiona in einem wunderschönen Haus lebte und deshalb vielleicht auch noch eine Kundin ihrer Tochter sein würde. Richard würde sich auch freuen. Da er der Grund dafür war, dass Sian in gerade dieses Dorf gezogen war, und er Rory und sie unter seine Fittiche genommen hatte, würde er froh sein, dass die Nachbarn sie hier freundlich aufnahmen.
Fiona Matcham und Rory standen ganz hinten im Garten, als Sian die Teebecher hinaustrug. Sian setzte sich auf einen der Stühle, trank ihren Tee und beobachtete die beiden. Sie war erleichtert zu sehen, dass Rory seine Schüchternheit abgelegt hatte und Fiona gegenüber aufgeschlossen war. Sian hatte sich ein bisschen Sorgen gemacht, weil sie mit dem Kleinen aus der großen Stadt, die er kannte, aufs Land gezogen war, obwohl es ein großes Dorf war, wie Richard betont hatte, und kein abgelegener Ort im Nirgendwo. Es gab hier eine Schule, einen Pub, eine Kirche und zwei Geschäfte. In einem von ihnen war auch die Poststelle untergebracht. »Was ihn schon zu einer belebten Metropole macht«, hatte Sians Vater trocken bemerkt. Im Gegensatz zu seiner Frau war er ziemlich erbost darüber, dass Sian mit seinem einzigen Enkelkind weggezogen war, obwohl beide Eltern ihre Gründe für den Umzug akzeptierten.
»Es gibt Tee!«, rief Sian nun. »Und Plätzchen!«
Rory drehte sich um und rannte über das, was eines Tages ein Rasen sein würde. Wenn wir so lange bleiben können, dachte Sian sehnsüchtig, und unsere Vermieterin nichts dagegen hat.
Fiona folgte dem Jungen. »Ob Sie wohl vielleicht etwas von diesem wunderbaren Wiesenkerbel entbehren könnten?«, fragte sie, als sie den Tisch erreichte. »Ich bin morgen dran mit dem Blumendienst in der Kirche, und ein großer Strauß davon würde umwerfend aussehen!«
»Aber natürlich. Nehmen Sie sich, so viel Sie wollen.«
»Danke. Sie könnten mitkommen und mir helfen, die Kirche zu schmücken, wenn Sie Lust haben. Die Frau, die mich unterstützen sollte, ist verreist, also bin ich ganz allein. Rory könnte auch mithelfen.« Sie zögerte. »Aber natürlich nur, wenn Sie nichts anderes vorhaben oder gegen Blumenschmuck in der Kirche sind.«
Sian lachte. »Nein, ich helfe Ihnen sehr gern. Ich gehe eigentlich nicht in die Kirche …«
»Schon gut, helfen Sie mir einfach mit den Blumen!« Fiona nahm ihren Becher und trank daraus. »Ihre Belohnung wird sein, dass ich Sie einigen der jungen Mütter vorstelle. Ich kenne mindestens drei ganz gut. Wird Rory hier zur Vorschule gehen?«
Sian nickte. »Im September. Er hat letztes Jahr in London schon eine besucht, aber es war eine Katastrophe. Weil er im Sommer Geburtstag hat, war er erst gerade vier, und es war eine so große Schule. Und seine Lehrerin war auch nicht sehr nett.«
»Wie schrecklich! Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen. Der arme Rory! Und Sie Arme.«
Sian lächelte. »Ich bin froh, dass Sie mich nicht für eine schrecklich überbehütende Mutter halten. Die Schulen waren einer der Gründe, warum ich aus London wegwollte. Ich habe Rory zu Hause unterrichtet, als ich es endlich aufgegeben hatte, ihn zu zwingen, dorthin zu gehen, aber hier werden wir es noch mal versuchen.«
»Unsere Schule ist großartig. Ich habe dort jahrelang mitgearbeitet. Ich bin sicher, dass er gut zurechtkommen wird.«
»Das bin ich auch. Und was die Kinder in London nach der Vorschule erwartet, ist noch beängstigender. Die Grundschulen sind einfach furchtbar.«
Fiona nickte. »Und Sie wollten ihn vermutlich nicht in ein Internat geben? Denken Sie am besten gar nicht daran. Ich habe meine Jungs auf eins geschickt – es wurde von mir erwartet –, und es hat mir fast das Herz gebrochen.« Sie runzelte die Stirn. »Obwohl es mir vielleicht nichts ausgemacht hätte, wenn mein erster Mann damals nicht gerade gestorben wäre.« Fiona trank noch etwas Tee. »Und was waren die anderen Gründe für Ihren Umzug?«
Sian zögerte nur einen Moment. Normalerweise redete sie mit Fremden nicht so gern über ihr Privatleben, aber bei Fiona fiel es ihr leicht. »Es gab viele. Das Landleben – ich wollte Gemüse anbauen und unabhängiger sein. Ein Freund schlug vor, dass wir hierherkommen könnten, und suchte mir ein Haus. Seine Schwester – die Rory gut kennt und mag – wird bald eine Spielgruppe gründen. Das bedeutet, dass ich während der Sommerferien arbeiten kann, was wirklich wichtig für mich ist.« Sie zögerte. »Und außerdem konnte ich ja nicht ewig Tür an Tür mit meinen Eltern wohnen, obwohl sie sehr oft auf Rory aufgepasst haben.«
»Nein?« Fiona sah sie nachdenklich an. »Einer meiner Söhne zieht bald wieder zu mir.«
»Oh, nein, das wird bestimmt gut klappen!«, versicherte Sian ihr hastig, obwohl sie keine Ahnung hatte, welches Verhältnis Fiona zu ihren Söhnen hatte. »Ich meine, London war einfach der falsche Ort für mich. Ich konnte nicht weiter dort leben, nur um in der Nähe meiner Eltern zu sein. Es wäre nicht fair von mir gewesen zu erwarten, dass sie alles stehen und liegen lassen, wenn ich mal viel arbeiten muss. Sie haben schließlich ihr eigenes Leben.«
»Und wie haben ihre Eltern die Nachricht von Ihrem Umzug aufgenommen?«
»Sie waren natürlich ein bisschen unglücklich, aber als Richard – das ist der Freund – dieses Haus für mich entdeckt hatte, fanden sie es in Ordnung.« Sian zählte die Vorteile ihres neuen Zuhauses an den Fingern ab. »Es liegt in einem Dorf, also werde ich nicht einsam sein. Es gibt eine gute Schule, die zu Fuß erreichbar ist. Mit dem Zug kann man London in weniger als einer Stunde erreichen, und der Bahnhof ist nicht weit entfernt. Das Haus hat einen riesigen Garten, in dem ich Gemüse anbauen kann, und die Miete ist nicht zu hoch.«
»Weil die Küche klein und feucht ist«, sagte Fiona.
Sian lachte. »Damit kann ich leben oder es sogar ändern.«
Fiona stimmte in das Lachen ein. »Luella ist vielleicht nicht die aufmerksamste Vermieterin, aber sie ist sehr nett.«
»So klang sie am Telefon auch, als wir das alles besprochen haben.«
»Sie braucht das Geld eigentlich nicht, das sie durch die Vermietung bekommt, und sie wird das Haus vermutlich irgendwann verkaufen, doch sie wollte gern noch einen Rückzugsort in England haben, solange sie in Frankreich ist.«
»Ich habe einen dreimonatigen Mietvertrag, der wahrscheinlich verlängert wird«, sagte Sian, der plötzlich kalt wurde bei dem Gedanken, dass sie ihr Häuschen vielleicht wieder verlassen musste, wenn es verkauft wurde. Es mochte feucht sein, aber es war für Rory und sie perfekt.
»Und ich bin sicher, dass Sie noch viel länger bleiben können, wenn Sie das wollen«, erklärte Fiona, die bemerkte, dass Sian sich jetzt Sorgen machte. »In ihrer letzten E-Mail schrieb sie, sie habe nicht vor, in ein Land zurückzukehren, wo man Tee statt Wein trinkt. Ich habe sie vermisst, als sie nach Frankreich ging. Sie war meine beste Freundin hier.« Fiona nahm sich einen Schokoladenfinger. »Ich liebe diese Dinger. Sie sind einfach unvergleichlich, nicht wahr?«
Sian stimmte ihr zu. »Möchten Sie noch einen? Sonst würde ich die Dose vielleicht lieber reinbringen, damit die Plätzchen nicht schmelzen. Rory? Du auch noch einen?«
Der Junge nahm sich einen weiteren Keks, lehnte sich dann gegen Sians Stuhl und spielte gedankenverloren mit einem Spielzeuglaster, den er unter dem Tisch gefunden hatte. Dass seine Mutter mit der Dose ins Haus ging, schien er gar nicht zu bemerken.
»Und was genau wollen Sie hier machen?«, erkundigte sich Fiona, als Sian mit einem feuchten Tuch für Rorys Gesicht zurückkam. »Oder wissen Sie das noch nicht genau?«
»Doch. Zum einen möchte ich mich dem Garten widmen. Ich habe noch nie Gemüse angebaut, aber ich sehne mich danach, es zu versuchen. Zuerst werden es schnell wachsende Pflanzen sein und später dann Kartoffeln und verschiedene Gemüsesorten. Dann brauche ich Räume, um darin zu arbeiten. Ich hoffe, ich kann irgendwo etwas anmieten.« Sian erwähnte nicht die Möglichkeit, dass sie vielleicht mit Richard zusammenziehen würde. Sie war sich noch gar nicht sicher, ob sie es wollte, obwohl die Vorstellung manchmal verlockend war. Er war ein sehr lieber Freund und definitiv ein »guter Fang«, wie ihr Vater es ausgedrückt hätte.
»Was ist das denn für eine Arbeit? Ich meine, brauchen Sie dafür eher einen Flugzeughangar oder eine Dachkammer?«
»Irgendetwas dazwischen, aber eher einen Hangar als eine Dachkammer. Ich bemale Möbel, gestalte Sie nach Kundenwünschen.«
»Oh?«
»Wenn Sie das wirklich interessiert, dann hole ich Ihnen ein paar Bilder.«
»Ja, bitte! Ich würde mich sehr freuen. Rory, würdest du mir auch noch das andere Ende des Gartens zeigen, während deine Mutter die Bilder raussucht? Da scheint ein kleines Haus zu sein.«
»Also gut«, sagte Rory nach einem Moment des Nachdenkens. Er stand auf, und die beiden zogen los.
Sian fand die Alben schnell, ging wieder nach draußen und sah sich die Fotos allein an. Fiona und Rory waren noch damit beschäftigt, die Überreste eines Sommerhauses ganz hinten im Garten zu untersuchen. Sian hatte bisher keine Zeit gehabt, es selbst zu inspizieren. Sie freute sich, so schnell jemanden kennengelernt zu haben – sie hatte sich ein bisschen Sorgen gemacht, dass sie und Rory zu sehr aufeinander oder auf Richard angewiesen sein würden, weil sie sonst niemanden hatten, mit dem sie reden konnten. In der Spielgruppe, für die Rory angemeldet war, würde sie vielleicht andere Mütter kennenlernen, aber vielleicht auch nicht. Und Fiona kam offensichtlich gut mit dem Jungen zurecht, sie war freundlich zu ihm, ohne herablassend zu sein. Sian seufzte. Richard bereitete ihr ein bisschen Sorgen. Sie mochte ihn sehr, aber sie liebte ihn nicht, jedenfalls nicht so wie er sie, und obwohl er das wusste und akzeptierte, hoffte er offensichtlich, dass sie in ihm irgendwann mehr sehen würde als nur einen Freund. Sian hegte diese Hoffnung irgendwie auch. Richard war in so vielerlei Hinsicht perfekt. Aber sie konnte keinen Mann heiraten, den sie nicht liebte, nicht einmal, wenn er ihr die finanzielle Sicherheit bieten konnte, nach der sie sich sehnte.
Rory kam zurückgerannt, als er seine Mutter entdeckte, und Fiona folgte ihm ein bisschen langsamer. »Das ist meine!«, rief er und deutete auf ein Foto, das eine Kommode zeigte, die mit Drachen, Burgen und einem Meerpanaroma bemalt war.
Fiona betrachtete das Foto. »Sie ist bezaubernd! Was für wunderschöne Motive! Woher hatten Sie die Idee?«
»Na ja, damals war Rory ganz wild auf Drachen – das ist er bis zu einem gewissen Grad immer noch. Meine Mutter ersteigerte diese Kommode auf einer Auktion für ganz kleines Geld – sie liebt Auktionen –, und da das Möbelstück wieder hergerichtet werden musste, beschloss ich, es nicht nur abzuschleifen und zu lackieren.« Sian kicherte. »Ich habe Kunst studiert und wollte meinen Lebensunterhalt mit etwas verdienen, das mit meiner Ausbildung zu tun hat. Doch in London war mir das von zu Hause aus nicht möglich. Hier könnte es perfekt funktionieren. Ich möchte es demnächst professionell betreiben.«
Fiona blätterte die Seiten des Albums durch. »Aber das sind nicht alles ihre … ihre Möbel, meine ich?«
»Nein, nein. Als meine Freundinnen die Kommode sahen, baten sie mich, auch etwas für sie oder ihre Kinder zu bemalen. Jetzt habe ich eine Website und all das, doch ich brauche einen Ort, an dem ich genug Platz habe, um größere Möbelstücke zu restaurieren.«
»Und was für einen Ort suchen Sie genau?«
»Wüssten Sie vielleicht einen? Ich brauche eine Scheune oder so etwas. Ein Teil der Farben stinkt sehr, deshalb müsste der Raum sehr luftig sein.«
»Ich kenne vielleicht wirklich einen geeigneten Ort – meine eigene Scheune, um genau zu sein –, aber sie ist vollgestellt mit meinen Sachen.«
»Nun, wenn Sie sie wirklich vermieten wollen, dann könnte ich Ihnen helfen, die Scheune auszuräumen.«
»Das könnte sich lohnen, auch ohne von Ihnen Miete zu verlangen. Ich habe es schon seit Jahren vor, doch ich konnte mich bisher nie dazu durchringen.«
»Mir macht so etwas Spaß.«
»Ich schätze, mir könnte es auch gefallen, wenn ich dann nicht ständig Entscheidungen treffen müsste, was mit den alten Sachen passieren soll. Aber wenn Sie mir dabei helfen, dann würde ich mich sehr freuen.«
Fiona wirkte ein bisschen zögernd. Sian wollte nicht, dass sie ihre Meinung über die Scheune noch einmal änderte, deshalb nickte sie überschwänglich. »Sehr gern. Abgesehen davon, dass es mir Spaß machen wird, könnte ich Ihnen vielleicht einige Sachen abkaufen, um sie zu bemalen. Es kommt mir wie Verschwendung vor, neue Möbel zu kaufen, wenn es so viele intakte Stücke gibt, die einfach nur verschönert werden müssen.«
»Da haben Sie sicher recht.« Fiona legte ihre Hand kurz auf Sians und stand auf. »Ich sollte jetzt gehen. Meinten Sie das denn wirklich ernst, dass Sie mir bei den Blumen helfen würden?«
»Ja, natürlich.«
»Dann komme ich morgen gegen zwei Uhr vorbei, und wir pflücken den Wiesenkerbel und arrangieren ihn. Passt Ihnen das? Oder hält Rory um diese Uhrzeit seinen Mittagsschlaf?«
»Ich schlafe mittags nicht mehr«, erklärte er. »Ich bin zu alt dafür.«
»Ich schlafe ständig, und ich bin viel älter als du«, erwiderte Fiona schmunzelnd. »Aber wir wollen uns nicht darüber streiten. Dann bis morgen?«
Nachdem Sian ihren Gast zum Tor begleitet und sich noch einmal für die Begrüßungsgeschenke bedankt hatte, rief sie ihre Mutter an, die sich freuen würde zu hören, dass Sian bereits eine Freundin gefunden hatte. Sian war selbst sehr glücklich darüber.
»Es ist Fona«, verkündete Rory am folgenden Nachmittag und blickte durch eines der kleinen Frontfenster auf die Person vor der Haustür.
»Oh, gut.« Sian ging zur Tür und öffnete sie. »Hallo! Kommen Sie doch in den Garten, dann fangen wir an zu pflücken!«
Fiona trug einen Eimer, in dem sich eine Gartenschere befand und etwas, das wie eine alte Gardine aussah. »Guten Tag. Hallo Rory! Wirst du uns helfen, mit den Blumen die Kirche zu schmücken? Es sind Spielsachen dort, falls dir langweilig wird.«
Die beiden Frauen schnitten Büschel voller Wiesenkerbel und füllten Fionas Eimer und einen weiteren, den sie in einem Schuppen fanden. Dann machten sie sich auf den Weg zur Kirche.
»Kann ich den Eimer tragen?«, fragte Rory, der gern helfen wollte. Er war ein bisschen enttäuscht gewesen, weil er nicht beim Schneiden des Wiesenkerbels hatte helfen dürfen, aber Fiona hatte ihm erklärt, dass eine Gartenschere zu gefährlich sei und nur von Erwachsenen benutzt werden dürfe. Rory hatte den beiden Frauen zusehen müssen, und ihm war langweilig geworden.
Sian dachte darüber nach. Der Eimer war schwer, doch sie wollte vor Fiona keinen Streit mit ihrem Sohn anfangen. Rory war kein schwieriges Kind, aber er konnte sich schrecklich aufregen, wenn jemand ihm erklärte, dass er zu jung oder zu klein für eine bestimmte Aufgabe war. Außerdem hatte er schon ein bisschen geschmollt, als sie ihm nicht erlaubt hatten, die Blumen abzuschneiden. »Okay«, sagte sie leichthin und hoffte, dass er die Idee schnell wieder verwerfen würde.
»Also, eigentlich könnte ich bei meinem Eimer Hilfe gebrauchen«, meinte Fiona. »Deine Mutter kann ihren tragen, aber ich bin nicht sicher, ob ich mit meinem fertig werde. Wenn du so lieb wärst, mir beim Tragen zu helfen, dann wäre ich dir sehr dankbar.«
Geschmeichelt von der Bitte, griff Rory nach dem Henkel.
»Er ist ziemlich schwer mit dem ganzen Wiesenkerbel darin, nicht wahr?«, fuhr Fiona fort.
»Ach, Fona, er ist doch nicht schwer.«
»Für dich vielleicht nicht!«, sagte Fiona. »Aber du bist ja auch ein starker Junge.«
Sian ließ sich ein Stück zurückfallen. Es war schön, dass ihr Sohn und ihre neue Freundin sich so gut verstanden. Fiona ging großartig mit ihm um. Sian hatte das Gefühl, dass Rory vielleicht ihre Eltern vermisste, denn er war die Gesellschaft von Erwachsenen gewohnt. Sie schloss das Haus ab und steckte dann den Schlüssel in die Tasche ihrer Jeans. Fiona und Rory fingen an zu singen, während sie über die Straße zur Kirche gingen.
Das Gotteshaus war kühl und dunkel, und Rory wirkte ein bisschen eingeschüchtert, bis Fiona ein paar Lichter anknipste und so unbeschwert redete, als wären sie an einem vertrauten Ort. Es dauerte einen Moment, bis auch Sian es aufgab zu flüstern. Und nachdem sie Rory dann die Spielsachen gezeigt hatten, zu denen eine Eisenbahn gehörte, half sie Fiona, die verwelkten Blumen aus den Vasen zu nehmen und die vertrockneten Blätter aufzusammeln, die neben die Gardine gefallen waren, die Fiona auf dem Boden ausgelegt hatte.
Ein bisschen später entfernte sie mit geschickten Händen die unteren Blätter vom Wiesenkerbel und reichte Fiona die Sträuße. Blumen zu arrangieren hatte etwas sehr Befriedigendes, vor allem in dem ruhigen Inneren eines alten Gebäudes.
Fiona trat einen Schritt zurück, um ihr Werk mit kritischem Blick zu betrachten.
»Von hier sieht es gut aus!«
»Danke! Ich hoffe sehr, dass Sie nachher noch bei mir Tee trinken«, erklärte Fiona. »Ich habe einen Kuchen gebacken, und Jody und Annabelle kommen vorbei. Annabelle ist ungefähr in Rorys Alter, und Jody wird Ihnen gefallen.«
»Das ist so freundlich. Wir würden sie gern kennenlernen, und wir lieben Kuchen. Vor allem selbst gebackenen.«
»Ich auch. Ich habe versucht, mich davon zu überzeugen, dass gekaufter Kuchen es nicht wert ist, davon dick zu werden, doch ich bin nicht sicher, ob ich es glaube«, bemerkte Fiona mit einem schiefen Grinsen.
»Sie hätten für uns aber nicht extra Kuchen backen müssen.«
Fiona lachte. »Tatsächlich möchte ich Sie um einen Gefallen bitten. Und da dachte ich, ich verwöhne Sie erst ein bisschen, bevor ich frage.«
Sian lachte ebenfalls und hoffte, sich jetzt nicht auf etwas einlassen zu müssen, mit dem sie nicht glücklich war. »Wir helfen Ihnen sehr gern, wenn wir können.«
»Sie müssen eigentlich nicht viel tun, aber es ist nichts, um das ich zum Beispiel Jody bitten könnte.« Fiona biss sich auf die Lippen und runzelte die Stirn, während sie letzte Hand an ihre Arrangements legte. »Es ist ein wenig verrückt, und ich möchte niemanden fragen, den ich gut kenne.« Sie trat von der weiß-grünen Pyramide zurück, die Sian an einen Sternenhimmel erinnerte. »Sieht das wirklich gut aus? Die Leute finden meine Arrangements immer ›ungewöhnlich‹, und ich bin nicht sicher, ob das ein Kompliment ist oder nicht. Bis jetzt hat, soweit ich weiß, noch niemand so etwas arrangiert, doch ich kann mich erinnern, dass meine Mutter mir mal davon erzählt hat, dass die berühmte Floristin Constance Spry in ihrem Geschäft in London einen riesigen Strauß Wiesenkerbel im Schaufenster stehen hatte, direkt nach dem Krieg. Das wollte ich schon immer nachmachen.«
»Ich finde, es sieht großartig aus. Einfach und schlicht.«
Nachdem Fiona mit dem Blumenschmuck zufrieden war und sie alles aufgeräumt und die Eisenbahn wieder weggestellt hatten, gingen sie zu Fionas Haus. Als sie es fast erreicht hatten, sagte Sian: »Könnten Sie mir nicht vielleicht schnell erzählen, was Sie Verrücktes vorhaben? Ich sterbe vor Neugier.«
»Na, dann will ich Sie natürlich nicht länger auf die Folter spannen, obwohl ich es Ihnen lieber mit einer braunen Papiertüte über dem Kopf sagen würde. Und kein Wort zu Jody«, bat Fiona. »Daran ist nur Ihre Vermieterin schuld. Sie hat mich auf die Idee gebracht.«
»Aber was ist es denn?«
»Internet-Dating«, antwortete Fiona. »So, jetzt ist es raus. Und da ist ja auch schon Jody.«
Ein orangefarbener Minivan parkte vor dem Haus. Die Tür öffnete sich, und eine junge sommersprossige Frau in Shorts und einem gestreiften Top sprang heraus. Sie war braun gebrannt, wirkte sehr durchtrainiert und erinnerte Sian an eine Tennisspielerin.
»Hi Fiona! Vielen Dank für die Einladung. Ich schnalle nur schnell Annabelle ab.« Die Frau schob die Schiebetür zur Seite und hantierte mit dem Gurt herum. Als Fiona, Sian und Rory sie erreichten, stand ein kleines Mädchen auf dem Boden und sah sie unter schwarzen Brauen finster an.
Die Kleine war barfuß, hatte lange schwarze Locken, die ihr auf den Rücken fielen, trug eine pinkfarbene Radlerhose und ein passendes T-Shirt. Sian fand, dass sie wie eine kleine Zigeunerin und sehr schön aussah.
Die Mutter des Mädchens streckte Sian die Hand hin. »Du musst Sian sein. Jody. Und diese kleine Prinzessin ist Annabelle.« Jody blickte Rory an und sagte: »Mach dir keine Sorgen, sie kommt mit Jungs besser aus als mit Mädchen. Sie hat zwei ältere Brüder, und abgesehen von ihrer Vorliebe für Pink findet sie Mädchensachen albern.«
Rory schaute lächelnd zu Jody auf. Ihre Wärme und entspannte Haltung ließen ihn erst gar nicht fremdeln.
»Fiona hat eine Eisenbahn«, erklärte Annabelle, offenbar stolz auf ihren Wissensvorsprung.
»Warum geht ihr zwei nicht und spielt damit?«, schlug Fiona vor. »Das Hoftor ist offen, ihr könnt reingehen.«
Annabelle marschierte selbstbewusst voran, und Rory folgte ihr willig.
»Sie wird mal eine Herzensbrecherin«, erklärte Fiona, während die Frauen den Kindern etwas langsamer folgten.
»Sag das nicht!«, rief Jody. »Sie macht schon genug Ärger, wenn die Jungs mal Übernachtungsgäste haben. Annabelle belästigt die Freunde ihrer Brüder auf sehr peinliche Weise.« Jody sah Sian entschuldigend an. »Du musst es mir sagen, wenn sie Rory zu viel wird. Und du musst unbedingt bald mal vorbeikommen. Wir leben im Chaos, aber wir haben ein großes Haus, also scheinen wir die zentrale Übernachtungsstelle zu sein.«
Sian lächelte. Sie war Fiona sehr dankbar, weil sie sie mit dieser netten jungen Frau bekannt gemacht hatte. »Das klingt himmlisch. Wir leben in einem eher kleinen Haus, doch es steht für die eine oder andere Übernachtung immer offen.«
Als sie den beiden anderen Frauen durch das große Tor in den Hof folgte, an den eine Scheune mit geöffneten großen Türen grenzte, dachte Sian über Fionas Geständnis nach.
Fiona war offensichtlich eine wichtige Säule der Dorfgemeinschaft. Sie war wahrscheinlich im Vorstand des Müttervereins und kümmerte sich unter anderem um den Blumenschmuck der Kirche. Die Vorstellung, dass sie sich einen Partner über das Internet suchte, war verrückt! Aber lustig und definitiv spannend.
Inzwischen hatten sie das Haus betreten. Die Küche war riesig, mit einem sehr breiten Herd auf der einen und einem Tisch auf der anderen Seite. Eine Kochinsel und verschiedene Schränke, eine Anrichte und ein Tischchen füllten den Rest des Raumes aus. Auf einem langen Regal über dem Fenster, von dem aus man in den hübschen Garten sah, standen riesige bunte Majolika-Teller und -krüge. Das alles war entweder von einem Experten entworfen worden oder ein wundervoller »Unfall«, aber das Ergebnis war bezaubernd.
»Das ist wunderschön!«, sagte Sian. »Was für ein perfekter Raum!«
»Gefällt er Ihnen? Ich finde manchmal, dass alles ein bisschen zusammengewürfelt ist, doch bei dem Gedanken, hier etwas ausmisten zu müssen, fühle ich mich ganz schwach. Und jetzt setzt euch, ihr beiden, ich koche uns Tee.«
Jody und Sian hatten es sich bereits am Tisch gemütlich gemacht, als Annabelle und Rory hereinkamen. Die Kleine wollte gerade nach etwas zu trinken fragen, als sie den Blick ihrer Mutter auffing und die Bitte herunterschluckte.
»Habt ihr Durst?«, fragte Fiona, die den Wunsch des Mädchens offensichtlich erraten hatte. »Mögt ihr Apfelsaft? Annabelle, könntest du Rory zeigen, wie man die Eismaschine bedient?«
»Was für ein toller Kühlschrank!«, rief Sian, die zusah, wie Annabelle und Rory zwei Gläser mit Eis füllten.
»Eigentlich ist es albern, weil ich die meiste Zeit ja ganz allein bin. Meine Söhne haben ihn mir mal zu Weihnachten geschenkt, damit ich immer genug Eis für meinen Gin Tonic habe. Nicht, dass ich oft einen trinke, aber ich mag ihn nur mit ganz viel Eis.«
»Ich finde, das ist ein tolles Geschenk. Viel besser als ein neues Bügeleisen oder so«, meinte Jody, nachdem Fiona den Kindern Apfelsaft eingeschenkt und einen Strohhalm in die Gläser gesteckt hatte.
»Ja, es sind gute Jungs. Einer von Ihnen war ewig weg und kommt jetzt wieder her, um ein Buch zu schreiben. Der andere lebt in Kanada.« Fiona öffnete einen Schrank und holte eine große Dose heraus. »Zumindest hat Angus vor, dieses Buchprojekt in Angriff zu nehmen. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er es schafft. Er war immer ein Mann der Tat, ganz zu schweigen von seiner leichten Legasthenie.«
»Und warum dann ein Buch?«, fragte Jody.
Fiona zuckte mit den Schultern, während sie einen Teller vom Geschirr-Abtropfständer nahm und die Dose öffnete. »Ich schätze, er weiß einfach nicht, was er sonst mit sich anfangen soll. Nicht, dass es einfach wäre, ein Buch zu schreiben. Und für mich wird es sehr merkwürdig sein, das Haus wieder mit jemandem zu teilen, obwohl es so riesig ist. Deshalb möchte ich auch gern die Scheune ausräumen: Ich könnte sie dann für ihn ausbauen, falls er erkennt, dass er nicht mehr mit seiner Mutter zusammenleben kann, jetzt, da er erwachsen ist. Ich bin nicht besonders ordentlich.«
»Ich bin auch kein Ordnungsfanatiker, aber ich gehe sehr gern die Sachen von anderen durch und ordne sie«, sagte Sian. »Das ist so viel einfacher, als die eigenen Sachen auszumisten.«
Jetzt, da der Schokoladenkuchen auf dem Servierteller lag und auf dem Tisch stand, wandte Fiona sich an die Kinder, die lautstark an ihren Strohhalmen zogen. »Möchtet ihr jetzt Kuchen essen oder später? Noch mehr Saft? Oder wollt ihr wieder mit der Eisenbahn spielen gehen?«
Annabelle blickte Rory an. »Können wir den Kuchen mit rausnehmen?«
»Ich denke schon. Mütter? Was meint ihr?«
»Definitiv weniger Chaos, wenn sie ihn draußen essen«, erklärte Jody, und Sian nickte zustimmend.
Annabelle und Rory liefen, jeder mit einem Stück Schokoladenkuchen in einer Papierserviette, nach draußen.
»Oh, diese himmlische Ruhe!«, seufzte Jody und ließ sich in ihren Stuhl zurücksinken.
»Ich brühe den Tee auf«, sagte Fiona.
»Dieser Kuchen ist köstlich!«, meinte Sian und sammelte die Krümel auf, die die Kinder in ihrer Aufregung hinterlassen hatten.
»Dann nehmen Sie sich bitte ein großes Stück!« Fiona reichte Sian ein Messer und drei Teller. »Ich möchte ihn nicht lange im Haus haben.«
»Wir werden uns anstrengen, um dabei zu helfen«, sagte Jody lächelnd.
Zwei Tassen Tee und ein Stück Kuchen später stand Jody auf, um zu gehen. »Das Schwimmtraining meiner Jungs ist jetzt zu Ende. Ich hole sie besser ab, schätze ich, wenn ich Annabelle loseisen kann.« Sie sah Sian an. »Sie versteht sich offenbar sehr gut mit Rory. Niemand ist weinend zurückgekommen oder hat sich darüber beklagt, dass ihm langweilig ist. Das ist großartig!«
»Das ist es. Es ist schön, dass Rory so schnell eine Freundin gefunden hat«, stimmte Sian mit echter Erleichterung zu.
»Du musst unbedingt vorbeikommen …«
Die Frauen gingen in den Hof, wo die Kinder mit einer beweglichen Holzeisenbahn spielten, die groß genug war, um darin zu sitzen. Schließlich gelang es Jody, Annabelle mit dem Versprechen herunterzulocken, dass sie noch Pommes essen gehen würden, nachdem sie die Jungs abgeholt hatten. »Sie haben immer so einen Hunger nach dem Schwimmen, und wenn ihr Blutzuckerspiegel sinkt, werden sie zu Tieren – ach was, schlimmer als Tiere …«
Sian sah Rory an und fragte sich, ob sie auch gehen sollten, als Fiona sagte: »Wenn Sie schon mal da sind, Sian, dann sehen Sie sich doch die Scheune an, und schauen Sie, ob sie Ihnen gefällt.«
Die Scheune stand voll mit Möbeln – Fiona hatte nicht übertrieben –, und während Sian ihr an Schränken, Tischen, Kommoden und umgedrehten Stühlen vorbei folgte, wurde ihr klar, dass dies ein perfekter Ort zum Arbeiten wäre.
»Wem gehören all diese Möbel?«, fragte sie Fiona.
»Verschiedenen Leuten. Ein Großteil kann einfach entsorgt werden, aber es gibt ein paar Familienerbstücke, die die Jungs sich zuerst ansehen sollten, für den Fall, dass sie sie behalten wollen. Einiges gehört meinem Exmann – meinem zweiten Mann. Das kann alles weg. Ich muss das endlich ausmisten«, erklärte Fiona mit einem Stirnrunzeln. »Ich sollte mich nicht länger mit diesen vielen Sachen belasten.«
»Man bräuchte eigentlich eine Lebenswäscherin, die kommt und einen bei jeder übervollen Kommode davon überzeugt, dass man sich weiterentwickelt hat und all die Sachen darin nicht mehr braucht.«
Fiona lächelte. »Wie wahr!«, sagte sie.
»Ich könnte Ihnen helfen«, fuhr Sian fort. Sie wollte nicht geldgierig klingen, doch die Scheune war ein perfekter Ort, um darin zu arbeiten. »Es ist natürlich reiner Egoismus. Ich würde die Möbel vielleicht gern bemalen, und mir würde es definitiv gefallen, in der Scheune zu arbeiten.«
»Obwohl«, wandte Fiona vorsichtig ein, »Angus sie ja vielleicht als Wohnhaus für sich ausbauen will, wenn er feststellt, dass er nicht mit mir zusammenleben kann.«
Sian verdrängte das unerwartete Gefühl des Ärgers über den abwesenden Angus. Er war Fionas Sohn: Natürlich stand ihm zuerst das Nutzungsrecht für die Scheune zu. »Das wäre okay. Ich würde Ihnen trotzdem helfen«, erklärte sie großmütig.
»Wirklich? Ich habe im Haus schon viel aufgeräumt. Ich bin haufenweise Bücher durchgegangen, eigentlich eine ganze Bibliothek. Obwohl ich noch nicht mal in die Nähe des Dachbodens gekommen bin.« Fiona seufzte. »Es ist nicht so, dass ich ausziehen will, ehrlich nicht, aber es ist ein riesiges Haus, und ich lebe hier allein. Und sosehr ich den Platz auch zu schätzen weiß, habe ich doch das Gefühl, dass die Jungs vielleicht gern jetzt ein bisschen Kapital hätten und nicht erst warten möchten, bis ich den Löffel abgebe. Obwohl es Russel in Montreal sehr gut geht.«
»Oh.« Fiona wirkte so gesund und vital wie Sian selbst.
»Ich habe einen Laden gefunden, der vielleicht viele der Bücher nehmen würde. Ich bringe dem Inhaber bald eine Auswahl.«
Sian hatte etwas entdeckt. »Oh, ein Set Beistelltischchen.«
»Ich hasse Beistelltischchen-Sets!«, rief Fiona. »Ich weiß, dass sie nützlich sind, aber ich hasse sie einfach.«
»Ich könnte sie doch für Sie alle mit anderen Blumenmotiven versehen, und dann könnten Sie sie in verschiedene Räume stellen.«
Fiona lachte. »Okay. Mein Exmann wäre fuchsteufelswild bei dem Gedanken, dass die Beistelltische seiner verstorbenen Tante mit Blumen bemalt werden. Aber da er sie mir hiergelassen hat und absolut kein Interesse daran zu haben scheint, sie zurückzubekommen, ist es mir völlig egal, wie er das findet!«
Sians Fantasie arbeitete bereits auf Hochtouren. »Es dürfen natürlich nicht zu viele Blumen sein, und ich würde die Tische lackieren, bevor ich anfange. Wie wäre es mit einem blassen sandfarbenen Ton? Dadurch würden die Blumen wunderschön zur Geltung kommen.«
Fiona freute sich über die Begeisterung der jüngeren Frau für ein Set Beistelltischchen. »Bemalen Sie sie, wie es Ihnen gefällt! Wenn mir die Tische später nicht zusagen, dann gebe ich Sie meiner Freundin zum Verkaufen. Sie hat einen Laden in Fairsham. Sie wissen schon: Sie verkauft all diese Dinge, die man nicht wirklich braucht, aber die man trotzdem unbedingt haben möchte.« Fiona runzelte die Stirn. »Na ja, zugegeben, ich war selbst schon dort und habe etwas gekauft. Meine Freundin wäre übrigens ein sehr guter Kontakt für Sie. Ich muss Sie einander mal vorstellen. Ihr Name ist Margaret Tomlin. Ihr Laden heißt ›Eclectica sowieso‹. Sie sollten ihn sich mal ansehen, wenn Sie die Gelegenheit haben.« Fiona hielt inne, doch bevor Sian etwas erwidern konnte, fuhr sie fort: »Da habe ich eine Idee! Ich wollte sowieso mal wieder eine Dinnerparty veranstalten. Dazu könnte ich Margaret einladen und sie Ihnen vorstellen. Ich hatte ohnehin vor, Sie richtig im Dorf willkommen zu heißen. Das wäre der perfekte Weg. Ich stürze mich sofort in die Arbeit.«
»Ein Laden, der meine Sachen verkauft, wäre toll«, sagte Sian vorsichtig, die nicht davon überzeugt war, ob ihr die Idee mit der Dinnerparty gefiel. War sie schon bereit, voll in das Dorfleben integriert zu werden? Sian zog zwanglose Treffen vor; sie hatte sich darüber gefreut, Jody kennenzulernen. Sie kletterte über einen Stuhl und schaute sich in einer Ecke der Scheune um. »Sehen Sie sich diesen Schrank an – perfekt für ein Kinderzimmer! Ich kann ihn mir schon vorstellen, mit Efeu bemalt, das sich daran emporrankt, und einer Reihe alter Babyspielsachen obendrauf.
»Das klingt schön«, meinte Fiona und blickte mit neuem Interesse auf den Schrank. »Vielleicht würde ich den gern behalten. Er gehörte meiner Tante.«
»Wie kommt es, dass man Ihnen so viele Möbel hinterlassen hat?«
»Ganz einfach«, meinte Fiona. »Immer wenn jemand starb oder die Leute nicht wussten, was sie mit einem Möbelstück anfangen sollten, sagten sie: ›Fiona lebt in einem großen Haus, sie hebt es für uns auf.‹ Aber niemand hat jemals wieder etwas abgeholt.«
»Ganz offensichtlich nicht«, erwiderte Sian und blickte auf die ungeheure Menge zusammengewürfelter Stücke, die die Scheune vom Boden bis zur Decke füllten. »Und jetzt stillen Sie bitte endlich meine Neugier und erzählen Sie mir von dieser Sache mit dem Internet-Dating.«
»Das ist alles Luellas Schuld!«, erklärte Fiona. »Sie hat mich auf einer Webseite angemeldet, wo man seine Freunde vorstellt. Natürlich hat sie mich um Erlaubnis gefragt, aber erst, nachdem sie alles in die Wege geleitet hatte.« Fiona schüttelte leicht den Kopf. »Ich glaube, was letztlich den Ausschlag gab, war, dass sie ein wirklich vorteilhaftes Foto von mir verwendet hat, das bei einem Besuch bei ihr aufgenommen wurde. Darauf lache ich und spiele mit ihrem Hund. Für eine reife Frau sehe ich darauf sehr gut aus. Als ich es sah, dachte ich: Warum nicht?«
Sian zögerte. »Ich würde Sie nicht als ›reif‹ bezeichnen. Ich meine – damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich Sie für unreif halte. Sie sind eher wie meine Mutter: Sie tragen Jeans und flippigen Schmuck, und Sie sind lustig. ›Reif‹ klingt irgendwie … na ja, alt.«
»Lachen Sie nicht, aber ich fühle mich oft erst wie achtzehn.« Fiona runzelte die Stirn. »Und Gott weiß, was Angus dazu sagen würde, dass ich mich mit Männern treffe, die ich nur aus dem Internet kenne.«
»Ganz bestimmt ist alles, was Sie glücklich macht, für ihn in Ordnung und …«
»Ja, doch meine Jungs trauen meinem Geschmack, was Männer angeht, nicht. Wie hatten alle eine furchtbare Zeit, als ich meinen zweiten Mann heiratete.«
»Sie wollen ja gar nicht heiraten«, widersprach Sian, »sondern sich nur gut amüsieren.«
»Das war auch Luellas Meinung«, erwiderte Fiona lächelnd, während sie Sian aus der Scheune zu einer Bank im Hof führte. Rory spielte glücklich auf der Eisenbahn, und sie sahen ihm dabei zu.
»Und wie genau soll ich Ihnen mit dem Internet-Dating helfen?«, erkundigte sich Sian.
Fiona lachte. »Um ehrlich zu sein, tun Sie mir schon einen Gefallen, weil sie nicht vor Schreck in Ohnmacht fallen.«
»Aber das ist doch heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr«, gab Sian beruhigend zurück (nicht, dass eine einzige Person aus ihrem Bekanntenkreis das schon mal gemacht hätte). »Also, was genau ist meine Aufgabe?«
»Es geht um meine Sicherheit. Ich habe eine Verabredung, und jemand muss wissen, wo ich hingehe, mit wem ich zusammen bin und wann ich zurück sein sollte, so etwas.«
Obwohl sie sich erst am Tag zuvor kennengelernt hatten, war Sian überzeugt davon, dass Fiona mit jeder Situation fertig wurde, egal, wie gefährlich sie war, doch sie äußerte diesen Gedanken nicht. Sie würde Fiona, die sie auf jede erdenkliche Weise herzlich empfangen hatte, sehr gern helfen. »Kein Problem. Wohin gehen Sie denn?«
»Wir gehen auf eine Antiquitätenmesse. Ich hatte erwähnt, dass ich Antiquitäten mag, und er meinte, dass eine stattfindet, und schlug mir vor, mit ihm hinzugehen. Und da es nicht zu weit entfernt ist, habe ich zugestimmt.« Fiona zögerte. »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt mit einem Mann ausgegangen bin.«
»Das klingt nach der perfekten ersten Verabredung.« Sian lächelte begeistert. Es musste nervenaufreibend sein, aber es war auch aufregend. Nur eine Sekunde lang fragte sie sich, ob in ihrem Leben nicht die Aufregung fehlte. Es war erfüllt und produktiv, doch nicht wirklich prickelnd. Und hier war eine Frau im Alter ihrer Mutter, die sich traute, etwas Neues auszuprobieren. Sian fühlte sich beschämt.
»Ich hoffe es. Und es macht Ihnen nichts aus, mir während der Verabredung eine SMS zu schicken, damit ich Sie alarmieren kann, falls ich gerettet werden muss? Was natürlich nicht nötig sein wird. Ich kann einfach nach Hause gehen, wenn ich mich nicht wohlfühle. Aber es heißt, es wäre sicherer, wenn …«
»Natürlich. Doch wie groß ist die Chance, dass Sie sich auf einer Antiquitätenmesse richtig kennenlernen können?«, fragte Sian.
»Groß genug, denke ich. Aber da ist eine Sache …«
»Sprechen Sie weiter.« Etwas schien Fiona zu beunruhigen.
»Na ja, ich kenne ihn inzwischen ganz gut von der Dating-Seite und von all den E-Mails und Fotos, die wir uns geschickt haben, doch es gibt da etwas, das er mir nicht sagen würde und das man auf Fotos auch nicht erkennt …«
»Was, die sogenannte ›Chemie‹?« Sian nickte verständnisvoll. Manchmal schien es ihr, als wäre diese besondere Anziehungskraft etwas, das man vielleicht nur einmal im Leben bei einem anderen Menschen fand.
»Nein, obwohl Sie da natürlich recht haben. Was mir Sorgen bereitet, ist sehr viel banaler.« Fiona zögerte. »Mundgeruch. Ist Ihnen mal aufgefallen, dass ältere Männer dieses Problem oft haben?«
»Ehrlich gesagt, nein.« Wieder staunte Sian über Fionas Denkweise. Diese Frau war wunderbar ehrlich.
»Sie müssen wahrscheinlich nicht besonders vielen nahe kommen, aber ich schwöre Ihnen, es ist ein Problem. Und solange man in der E-Mail oder am Telefon nicht die Worte ›Mundwasser‹ oder ›Zahnseide‹ erwähnen kann, ohne zu aufdringlich zu wirken, weiß man es erst, wenn man sich einen ganzen Nachmittag lang mit jemandem Antiquitäten angesehen hat.« Sie lächelte reumütig. »Sollen wir noch eine Tasse Tee trinken?«
Rory ging an Sians Hand und sang vor sich hin. Sie waren beide müde und staubig, aber sie hatten bei Fiona viel Spaß gehabt. Sie hätten auch noch zum Abendessen bleiben dürfen, doch Sian fand, dass Rory jetzt ins Bett musste.
»Ich bereite uns noch schnell Rührei auf Toast zu, und dann stecke ich dich in die Badewanne«, erklärte sie ihm und fragte sich, ob sie noch die Kraft haben würde zu arbeiten, wenn er eingeschlafen war. Sie musste ein Möbelstück fertigstellen, aber wegen des Treffens mit Fiona, des Blumenarrangements, des Teetrinkens mit Jody und Annabelle und der Besichtigung der Scheune blieb ihr jetzt kaum noch Zeit dazu.
»Liest du mir was vor?«
»Okay, Schatz.« Rory in der Badewanne etwas vorzulesen hatte als Zeitsparmaßnahme angefangen, doch inzwischen genossen sie es beide. Nach dem Zähneputzen setzte Sian sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Buch in der Hand gegen die Wanne, in der Rory herumplanschte und dabei immer müder wurde. Wenn Sian fand, dass der richtige Moment gekommen war, wickelte sie ihn in ein großes Handtuch und brachte ihn ins Bett. Dort bettelte er oft noch um eine weitere Gutenachtgeschichte, war jedoch meist eingeschlafen, bevor Sian diese zu Ende gelesen hatte.
Heute Abend redete er die ganze Zeit über Fiona, Annabelle und die tolle Holzeisenbahn. Er dachte auch über die Spielgruppe nach, die am nächsten Tag beginnen sollte.
»Emily wird doch dort sein, oder?«, fragte er und drückte einen Schwamm voller Schaum aus.
»Ja, und sie wird Helfer haben, weil so viele Kinder kommen. Du bist da nicht allein.« Sian wusch ihm das Gesicht mit einem Waschlappen.
»Sind da auch Männer?«
»Meinst du, unter den Helfern?«
Rory nickte. »Meistens sind das ja immer Frauen …«
»Vielleicht hat Emily ein paar junge Männer engagiert, die ihr helfen, auf die Kinder aufzupassen.«
Rory seufzte. »Glaub ich nicht. Dabei mag ich Jungs gern.«
»Ich auch.« Sian zögerte. »Willst du jetzt rauskommen, Schatz? Ich muss noch ein bisschen arbeiten, und ich möchte dich gern ins Bett bringen.«
»Okay, Mummy«, sagte Rory und ging erstaunlich einsichtig ins Bett.
Sian hatte bei geöffneten Türen gearbeitet, um den Geruch in Grenzen zu halten, und verpackte gerade ihren Pinsel in Frischhaltefolie, als das Telefon schellte. Es war Richard. Ihr fiel wieder ein, dass er eigentlich heute oder morgen von einer Geschäftsreise zurückkommen müsste. »Hey!«, sagte sie. »Bist du zu Hause?«
»Nein, ich komme morgen zurück. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es bei dir läuft.«
»Gut! Wir haben schon fast alles ausgepackt. Mum hat mir viel geholfen, während sie hier war. Und wir haben eine wirklich nette Frau kennengelernt. Fiona Matcham. Kennst du sie? Sie lebt in dem großen Haus am Ende der Straße.«
»Ja, sie ist wirklich fabelhaft. Ich war zusammen mit ihren Söhnen im Internat, doch ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Es überrascht mich nicht, dass sie dich unter ihre Fittiche genommen hat. So ist sie einfach.« Er zögerte. »Und wie geht’s Rory? Freut er sich auf morgen?«
»Ja. Er hofft, dass es in der Spielgruppe männliche Betreuer gibt.« Im selben Moment wünschte sie sich, sie hätte das nicht gesagt. Richard fand, dass Rory ein männliches Vorbild brauchte und dass er das sein sollte. Sian stimmte ihm da in gewisser Weise zu, aber sie war nicht sicher, ob sie Richard heiraten sollte, nur damit er dieses männliche Vorbild für Rory sein konnte. Sie seufzte und erzählte fröhlich: »Er hat ein kleines Mädchen namens Annabelle getroffen, die auch in die Spielgruppe geht. Und er freut sich darauf, Emily wiederzusehen. Hat sie viele junge Helfer, weißt du das?«
Sie redeten noch weiter über Emilys Projekt und beschlossen dann, dass Richard am nächsten Abend zum Essen kommen sollte. Er würde am Nachmittag aus London herkommen, um kurz zu Hause zu sein, bevor er wieder auf Geschäftsreise gehen musste. Als Sian ins Bett ging, dachte sie an ihn. Er brachte vielleicht kein Feuer in ihr Leben, aber er war nett und fürsorglich, und ein solcher Mann hatte sehr viel für sich. Sian hatte das natürlich nicht immer so gesehen. Einmal war sie ihrem Herzen gefolgt – und ihren Hormonen – und hatte eine kurze, leidenschaftliche Affäre gehabt, aus der Rory hervorgegangen war. Aber jetzt, fast sechs Jahre später, hatte sie das Gefühl, erwachsener zu sein. Sie sehnte sich nicht länger nach Herzklopfen und Leidenschaft, sondern nach Ruhe und Sicherheit. Ihr Kopf war definitiv sicher, dass es das war, was sie brauchte und wollte, sie wünschte nur, sie hätte ihr störrisches Herz auch davon überzeugen können. Aber sie musste praktisch denken. Es war nicht gut, sich für eine der Heldinnen der Liebesromane zu halten, die sie als Teenager verschlungen hatte. Das echte Leben war nicht so, und da sie Rorys Vater niemals wiedersehen würde, musste sie ihn einfach vergessen. Und die Liebe, die man für einen Freund empfand, konnte doch zu einer tiefen Liebe werden, oder nicht? In vielen Artikeln stand, dass Beziehungen, die auf Freundschaft basierten, am längsten hielten. Darüber hinaus hatten arrangierte Ehen angeblich länger Bestand als die, die »aus Liebe« geschlossen worden waren. Rory und sie würden gewiss ein sehr zufriedenes, sicheres Leben führen, wenn sie sich für Richard entschied, so wie er es wollte.
Deshalb brachte Sian nun die nagende kleine Stimme in ihrem Herzen zum Schweigen, die sagte: »Zufriedenheit – ist das wirklich das, was du willst?« Seufzend drehte sie sich um und schlief ein.
Am nächsten Morgen gelang es Sian, Rory dazu zu überreden, ein paar Toaststreifen mit Marmite und Ei zu essen. Er konnte schließlich nicht mit leerem Magen zu der Spielgruppe gehen. Sie selbst trank nur ein paar Schlucke Tee; mehr brachte sie nicht herunter. Offenbar war sie viel nervöser als ihr Sohn.
Als sie die Straße hinuntergingen, redete Rory, der seinen kleinen Rucksack auf dem Rücken trug, aufgeregt und schwang ihren Arm munter hin und her. Sian fand, dass das ein sehr gutes Zeichen war. Er mochte Emily, die geholfen hatte, ihn zu unterrichten, als Sian ihn aus der Vorschule genommen hatte. Dennoch hatte sie nun Bedenken: Als er das letzte Mal in einer Gruppe von Kindern war, hatte er es gehasst. Das war jedoch in einem großen, hässlichen Gebäude in London gewesen, erinnerte Sian sich selbst. Gut, dass er Annabelle schon kannte! Bei diesem Gedanken wurde Sian schuldbewusst klar, wie sehr Rory die Gesellschaft von Kindern in seinem Alter vermisst haben musste.
Sie waren schon tags zuvor an dem Gebäude, in dem die Spielgruppe stattfinden würde, vorbeigegangen, deshalb hatte Rory bereits eine Vorstellung davon. Obwohl das Haus selbst ein bisschen zweckmäßig aussah, lag es wunderschön, weit weg von der Hauptstraße, und bot den Kindern viel Platz zum Toben und Spielen.
Zu Rorys Überraschung gab es einen jungen Mann, der die älteren Kinder betreute. Rory freute sich auch, Emily zu sehen, und nach der Begrüßung und einem kurzen Blick zurück zu seiner Mutter lief er zu den anderen Kindern. Emily sah Sian an und hob eine Augenbraue, als wollte sie sagen: »Hab ich’s doch gewusst! Du musst dir keine Sorgen machen.« Sian lächelte. Das alles war eine große Erleichterung für sie. Sie brauchte eine verlässliche Kinderbetreuung, in der Rory sich wirklich wohlfühlte, damit sie arbeiten konnte. Sie würde nur für die wenigen Aufträge bezahlt werden, die noch ausstanden, wenn sie es schaffte, diese rechtzeitig fertigzustellen. Zwar liebte sie diese Art des Gelderwerbs, aber es war auch eine unsichere Angelegenheit. Wenn Sian gerade nicht malte, musste sie sich um neue Aufträge bemühen. Sie hoffte, dass Fionas Freundin mit dem Laden sich als guter Kontakt erweisen würde. Aber zumindest Rory wirkte glücklich. Sian verabschiedete sich von Emily und winkte ihrem Sohn, der jetzt mit einem anderen kleinen Jungen mit einem Lastwagen spielte. Annabelle stand daneben und schien das Ganze zu überwachen.
Sian war leicht mit Farbe besprenkelt, als sie Rory ungefähr fünf Stunden später wieder abholte. Sie hatte richtig viel geschafft und nicht mal eine Mittagspause gemacht, weil sie so vertieft in ein besonders kompliziertes Design auf einem Kinderstuhl war.
Emily begrüßte sie und erzählte, dass die meisten Kinder sich draußen aufhielten.
»Es ist so schön, dass wir hier draußen so viel Platz zum Spielen haben«, sagte sie und führte Sian in den Garten. »Ich hoffe, dass ich demnächst noch mehr Geräte zum Klettern anschaffen kann, aber es ist ein guter Anfang.« Es gab ein kleines Planschbecken, einen Sandkasten und ein Klettergerüst.
»Wichtig ist nur, dass sie Platz haben, um sich zu bewegen«, erwiderte Sian. »Und davon hast du jede Menge.«
»Das ist wahr«, sagte Emily, »und heute ist das Wetter auch so gut, dass wir es genießen konnten.«
Alle Kinder – und es schienen wirklich viele zu sein – trugen Baseballkappen mit dem Schirm nach hinten, um ihren Nacken vor der Sonne zu schützen. Der männliche Betreuer spielte Kinder-Kricket mit den älteren Jungen und Mädchen.
»Das ist Phillip«, erklärte Emily. »Er ist Student. Die Kinder lieben ihn. Ich versuche gerade, ihn dazu zu überreden, Lehrer zu werden.«
Rory entdeckte seine Mutter und kam zu ihr gerannt, um sie kurz zu umarmen, dann lief er zurück zum Spiel.
»Dann muss ich wohl nicht fragen, ob er sich wohlgefühlt hat«, meinte Sian und beschloss, den Kindern noch ein bisschen länger zuzusehen.
»Nein, er ist erstaunlich. Er ist ein echter Schatz. Und er liebt Phillip.«
»Rory mag ›Jungs‹, wie er sie nennt. Er und mein Dad verstehen sich auch großartig, aber ältere Männer sind etwas anderes.«
Emily lachte. »Vielleicht solltest du dann meinen Bruder heiraten, damit Rory immer einen ›Jungen‹ hat, zu dem er aufsehen kann.« Sie lachte. »Ich mache bloß Spaß.«
Sian lächelte etwas gequält. Sie wusste, dass Emily sie gern als Schwägerin gesehen hätte. Doch obwohl Sian Richards Schwester sehr mochte, war das kein ausreichender Grund, ihn zu heiraten. »Na ja, wer weiß?«
Als Sian und Rory bei ihrem kleinen Haus ankamen, entdeckten sie ein Auto, das davor parkte.
»Wer kann das denn sein?«, fragte Sian. Hoffentlich kein Besucher, dachte sie. Sie trug noch ihre farbbesprenkelten Sachen, und Rory war müde; er schleppte sich nur noch mühsam vorwärts, und er würde sicherlich weinerlich sein.
Als sie das Tor erreichten, stieg eine topmodisch gekleidete Frau aus dem kleinen Cabrio mit Softtop. Sie trug ein Sommerkleid und eine Designer-Sonnenbrille und hatte perfekt gebräunte Beine und hübsche Sandalen. »Ich bin Melissa Lewis-Jones«, sagte sie und streckte Sian die Hand entgegen, die sie pflichtschuldig schüttelte. »Fiona Matcham hat mir erzählt, dass hier jemand eingezogen ist. Und da dachte ich, ich komme mal vorbei – wegen der guten Nachbarschaft.«
Sian hoffte, dass ihr Lächeln nicht verriet, wie unwillkommen ihr die elegante Besucherin war. Sie fühlte sich besonders schmutzig, aber sie wollte ihre potenzielle neue Freundin nicht vor den Kopf stoßen. Rory war schon durch das Tor zur Haustür gegangen und wartete darauf, reingelassen zu werden.
»Natürlich«, sagte Sian und schloss die Tür auf. »Aber Sie müssen die Unordnung entschuldigen. Ich habe bis eben gemalt, wie Sie an meiner Kleidung sehen können.« Sian verbrachte die wertvolle »Rory-freie« Zeit nicht mit Hausarbeit, weil sie die auch erledigen konnte, wenn er da war. Sie konnte sich nicht erinnern, ob die Reste vom Frühstück noch auf dem Tisch standen oder schon in das Spülbecken in der Küche gewandert waren. »Ich bin übrigens Sian. Kommen Sie doch rein!«
Die topmodisch gekleidete Frau zögerte nicht und ging direkt in Sians Wohnzimmer. »Mein Gott! Hier drin ist es aber dunkel, oder? Und es riecht furchtbar muffig! Ich wollte mir das Haus schon immer mal von innen ansehen. Mir war nicht klar, dass es in einem so schlechten Zustand ist.«
Sian, die diesen Raum trotz seiner Dunkelheit liebte, ärgerte sich. Seltsamerweise war es für sie in Ordnung, wenn Fiona das Haus feucht nannte, aber nicht, wenn Melissa Doppelname eine abwertende Bemerkung darüber machte. »Wir fühlen uns hier sehr wohl«, sagte sie abwehrend.
»Im Sommer! Doch wie wird das Haus im Winter sein? Bestimmt ein Kühlschrank. Ich schätze, Luella Halpers war einfach zu geizig, um etwas an dem Gebäude erneuern zu lassen. Sie hätte es für ein Vermögen verkaufen können.«
»Dann bin ich froh, dass sie es gelassen hat«, erklärte Sian. Da ihr klar wurde, dass ihre Besucherin es nicht eilig hatte, wieder zu gehen, beschloss sie, die höfliche Gastgeberin zu spielen. »Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wasser? Saft? Es ist furchtbar warm. Ich finde es sehr angenehm, dass es hier drin so kühl ist.«
»Ich nehme Mineralwasser, wenn Sie welches haben.« Melissa folgte ihr in die Küche. »Dieser Raum hier könnte richtig schön sein, wenn man die Wand da rausnimmt und ihn offen gestaltet. Solche Häuser lassen sich gut verkaufen – wenn sie so nah bei London liegen.«
»Das Haus steht nicht zum Verkauf.« Sian stellte ein Glas Wasser auf den Tisch und goss Rory dann Saft in einen Becher, bevor sie sich selbst Leitungswasser in ein Glas füllte. »Setzen Sie sich doch!«
»Wie heißt du, Kleiner?«, fragte Melissa, und ihr aufgesetztes Lächeln verriet, dass sie Kinder nicht wirklich mochte.
»Rory«, erklärte er knapp.
»Nun, Rory, warum gehst du nicht ein bisschen in den Garten spielen? Ich möchte mich mit deiner Mutter über ein paar langweilige Sachen unterhalten.« Sie sah Sian an. »Wenn sie einverstanden ist.«
Sian wollte instinktiv widersprechen, aber vielleicht war es besser, Rory vor dieser etwas beängstigenden Frau zu bewahren. »Möchtest du etwas essen, Schatz? Du könntest es mit rausnehmen.«
»Babybel bitte«, sagte Rory und blickte ihre Besucherin zweifelnd an. Er wurde offenbar auch nicht mit Melissa warm. Er ist schon ein richtiger kleiner Menschenkenner, dachte Sian und rief sich dann selbst zur Ordnung. Sie sollte Melissa eine Chance geben.
Sian holte zwei der kleinen runden Käse und gab sie ihm. »Und möchtest du auch den Saft mit in den Garten nehmen? Dann gebe ich dir einen Strohhalm mit.«
»Nein. Ich habe schon was bei Emily getrunken.« Er nahm sich den Babybel und rannte in den Garten. Seine Müdigkeit schien verflogen zu sein.
»Man kann sich viel besser unterhalten, wenn keine kleinen Ohren einen belauschen.« Melissa setzte sich und zwinkerte ihr zu.
»Haben Sie Kinder?«, fragte Sian, die ihren Durst gestillt hatte, aber deren Laune noch nicht gestiegen war.
»Guter Gott, nein! Ich will damit natürlich nicht sagen, dass ich keine haben möchte, jedoch nicht jetzt. Und nicht ohne Unterstützung. Ich möchte mein Leben genießen, solange ich noch jung und schön bin.« Sie lachte, als hätte sie das ironisch gemeint, aber es wirkte nicht überzeugend.