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Menschen meistern gemeinsam, was kein Individuum allein vollbringen könnte. Wir erschaffen Schulen, Krankenhäuser, Kultur, Demokratien - und scheitern doch immer wieder an sozialen Herausforderungen, z. B. an der gerechten Verteilung begrenzter Ressourcen oder der friedlichen Lösung von Konflikten. Dieses Buch beleuchtet psychologische Prozesse des sozialen Miteinanders und stellt wissenschaftliche Befunde, Konzepte und Theorien zu sozialer Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Emotion, Kognition, Motivation und Interaktion überblickshaft dar. Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen der Psychologie (z. B. Allgemeine, Entwicklungs-, Persönlichkeits- und Sozialpsychologie) werden durch neurowissenschaftliche und Anwendungsperspektiven ergänzt.
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Seitenzahl: 430
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Die Autorin
Anne Böckler-Raettig ist Psychologin und Professorin für Forschungsmethoden und Soziale Kognition an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Nach ihrem Studium in Berlin und Glasgow promovierte sie an der Radboud Universität in den Niederlanden, forschte an der Princeton University in den USA und arbeitete am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Im Jahr 2019 erhielt sie einen Ruf an die Leibniz-Universität Hannover, 2021 folgte sie dem Ruf an die Universität Würzburg. Prof. Böckler-Raettig untersucht die Bedürfnisse, Prozesse und Verhaltenstendenzen, die zwischenmenschlicher Wahrnehmung, sozialem Fühlen, Verstehen und Handeln zugrunde liegen.
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1. Auflage 2024
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-043220-8
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-043221-5
epub: ISBN 978-3-17-043222-2
Dieses Buch ist allen gewidmet, die nicht müde werden, das Zauberhafte im Zwischenmenschlichen zu suchen.
Vorwort
Teil I Soziale Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
1 What’s in a gaze? Die Macht der Blicke
1.1 Gaze following: Blicken folgen
1.1.1 Neuronale Grundlagen
1.1.2 Entwicklung und Verbreitung
1.1.3 Moderatoren: Situation und Person
1.2 Direct gaze effect: Blickkontakt suchen
1.2.1 Neuronale Grundlagen
1.2.2 Entwicklung und Verbreitung
1.2.3 Moderatoren: Situation und Person
1.3 Die Rolle von Blicken im sozialen Miteinander
1.3.1 Regulation sozialer Nähe und Beziehungen
1.3.2 Lernen und Lehren
1.3.3 Kommunikation
1.3.4 Koordination
1.3.5 Kooperatives Verhalten
1.4 Fazit und Empfehlungen
2 What’s in a face? Wie wir Gesichter lesen
2.1 Gesichter verarbeiten
2.1.1 Gesichter entdecken und kategorisieren
2.1.2 Emotionsausdrücke erkennen
2.1.3 Holistische Verarbeitung von Gesichtern
2.1.4 Gesichter identifizieren
2.2 Neuronale Grundlagen
2.2.1 Gesichtsverarbeitung im Gehirn: verteilt, parallel, hierarchisch und vernetzt
2.2.2 Lateralisierung und die Rolle subkortikaler Areale
2.3 Entwicklung und Verbreitung
2.3.1 Gesichtsverarbeitung über die Lebensspanne
2.3.2 Gesichtsverarbeitung in unterschiedlichen Spezies
2.4 Moderatoren
2.4.1 Person
2.4.2 Situation
2.5 Gesichter in Interaktion
2.6 Fazit und Empfehlungen
3 What’s in a voice? Wie wir Stimmen verarbeiten
3.1 Stimmen identifizieren, kategorisieren und interpretieren
3.2 Neuronale Grundlagen
3.3 Entwicklung und Moderatoren
3.4 Fazit und Empfehlungen
4 Move it! Wie wir Körperbewegung interpretieren
4.1 Körperbewegung entdecken und kategorisieren
4.2 Neuronale Grundlagen
4.3 Entwicklung und Moderatoren
4.4 Funktionen
4.5 Fazit und Empfehlungen
5 Impression formation: Wie wir einander einschätzen
5.1 Zentrale Urteilsdimensionen
5.2 I have a c(l)ue: Worauf wir Urteile gründen
5.2.1 Äußerlichkeiten
5.2.2 Nonverbales Verhalten
5.2.3 Situation und Kontext
5.2.4 Handlungen
5.2.5 Aufmerksamkeit und Erwartungen des Urteilenden
5.3 Warum wir vorschnell urteilen
5.3.1 Kontrolliertes Denken (»System 2«)
5.3.2 Ruhezustands-Denken (»System 1«)
5.4 Was wir tun können
5.5 Fazit und Empfehlungen
6 Us and them: Die Beurteilung von Gruppen
6.1 Relevante Gruppen
6.1.1 Selbst- und Fremdgruppe
6.1.2 Minderheit und Mehrheit
6.2 Zentrale Merkmale von Gruppen
6.2.1 Homogenität
6.2.2 Entitativität und Permeabilität
6.3 Kognitive und motivationale Grundlagen
6.3.1 Essenzialismus
6.3.2 Differenzierung, Akzentuierung und Valenzverteilung
6.3.3 Eigengruppen-Projektion, soziale Zirkel und falscher Konsens
6.3.4 Motivationale Aspekte
6.4 Fazit und Empfehlungen
Teil II Soziale Emotion, Motivation und Kognition
7 Empathie: Wie wir uns in andere einfühlen
7.1 Empathie messen
7.2 Neuronale Grundlagen
7.3 Entwicklung und Verbreitung
7.3.1 Entwicklung über die Lebensspanne
7.3.2 Verbreitung im Tierreich
7.4 Moderatoren
7.4.1 Person
7.4.2 Situation
7.5 Folgen und Funktionen
7.6 Fazit und Empfehlungen
8 Mitgefühl, Neid, Schadenfreude: Komplementäre soziale Emotionen
8.1 Mitgefühl
8.1.1 Definition und Messung
8.1.2 Neuronale Grundlagen
8.1.3 Entwicklung
8.1.4 Moderatoren: wer, mit wem und wann?
8.2 Neid und Schadenfreude
8.2.1 Definitionen
8.2.2 Messung von Neid und Schadenfreude
8.2.3 Neuronale Grundlagen
8.2.4 Entwicklung
8.2.5 Moderatoren: wer, wann und wen?
8.3 Folgen und Funktionen
8.4 Fazit und Empfehlungen
9 Visuell-räumliche Perspektivübernahme: Die Welt aus deinen Augen
9.1 Prozesse und Messung visuell-räumlicher Perspektivübernahme
9.2 Neuronale Grundlagen
9.3 Entwicklung und Verbreitung
9.3.1 Entwicklung über die Lebensspanne
9.3.2 Verbreitung im Tierreich
9.4 Moderatoren: Situation und Person
9.5 Folgen und Funktionen
9.6 Fazit und Empfehlungen
10 Theory of Mind: Wie wir uns in andere eindenken
10.1 Modelle und Messung von Theory of Mind
10.1.1 Theory of Mind: haben oder nicht haben?
10.1.2 Theory of Mind: etwas, das man tut
10.2 Neuronale Grundlagen
10.3 Entwicklung und Verbreitung
10.3.1 Entwicklung über die Lebensspanne
10.3.2 Verbreitung im Tierreich
10.4 Moderatoren: Person und Situation
10.5 Funktion und Flexibilität
10.6 Fazit und Empfehlungen
11 Soziale Motive
11.1 Zugehörigkeit
11.2 Sozialer Einfluss
11.3 (Geteiltes) soziales Verständnis
11.4 Selbstwert und Selbstaufwertung
11.5 Vertrauen
11.6 Messung und Manipulation von Motiven
11.7 Fazit und Empfehlungen
Teil III Soziale Interaktion
12 Koordination: Wie wir gemeinsam handeln
12.1 Sich gemeinsam bewegen
12.1.1 Synchronisation: Bewegung in der Gruppe
12.1.2 Schwärme: Bewegung als Gruppe
12.2 Ich mache, was Du machst
12.2.1 Mimicry
12.2.2 Imitation
12.3 Gemeinsam Handeln
12.3.1 Aufgabenteilung
12.3.2 Räumliche und zeitliche Koordination
12.4 Neuronale Grundlagen
12.5 Entwicklung und Verbreitung
12.5.1 Entwicklung und Moderatoren
12.5.2 Verbreitung im Tierreich
12.6 Jenseits beobachtbarer Handlungen
12.7 Fazit und Empfehlungen
13 Kommunikation: Wie wir uns austauschen
13.1 Verbale Kommunikation
13.1.1 Gleichzeitige Verarbeitung und Planung von Sprache
13.1.2 Koordination von Sprechhandlungen
13.1.3 Anpassung an Gegenüber und Situation
13.2 Nonverbale Kommunikation
13.2.1 Nonverbale Information senden
13.2.2 Nonverbale Information empfangen und interpretieren
13.2.3 Unterstützung verbaler Kommunikation durch Blicke und Gesten
13.3 Entwicklung und Verbreitung
13.3.1 Entwicklung und Moderatoren
13.3.2 Verbreitung im Tierreich
13.4 Funktion und Flexibilität
13.5 Fazit und Empfehlungen
14 Kooperation und Prosozialität: Zusammen ist besser
14.1 Komponenten von Prosozialität und deren Messung
14.1.1 Altruistisches Verhalten
14.1.2 Kooperation
14.1.3 Soziale Normen und weitere Strategien
14.2 Neurobiologische Grundlagen
14.3 Entwicklung und Verbreitung
14.3.1 Entwicklung über die Lebensspanne
14.3.2 Verbreitung über Kulturen und Spezies
14.4 Moderatoren
14.4.1 Person
14.4.2 Situation
14.5 Stabilität und Flexibilität: Kooperation schützen und Prosozialität fördern
14.6 Fazit und Empfehlungen
15 Kultur: Wie wir Wissen weitergeben
15.1 Kulturelles Verhalten erfassen
15.1.1 Kultur und (soziale) Intelligenz
15.1.2 Die Messung kulturellen Verhaltens
15.2 Mechanismen kultureller Transmission
15.2.1 Beobachtung von Verhaltensentscheidungen, deren Qualität und Konsequenzen
15.2.2 Emulation, Imitation, Overimitation – und Innovation
15.2.3 Lehren
15.3 Ausblick
15.4 Fazit und Empfehlungen
Verzeichnisse
Literatur
Stichwortverzeichnis
Man kann die Menschen nur verstehen, wenn man sie liebt (Rosa Luxemburg)
Eine Frage, die mein Lernen und Lehren, mein Forschen und alltägliches Leben seit langem begleitet, ist diese: Wie kommt es, dass Menschen, die auf der einen Seite traumwandlerisch begabt für alles Zwischenmenschliche scheinen, auf der anderen Seite so kolossal an vielen Herausforderungen des Zusammenlebens scheitern? Wir unterhalten uns in den verschiedensten Sprachen oder ohne Worte. Wir werfen und fangen Bälle und Blicke, wir tanzen und forschen miteinander und gründen Familien, Firmen, Universitäten und Orchester. Und erleben täglich, wie eigentlich unbedeutende Missverständnisse zu Spiralen aus Misstrauen und Abneigung führen können. Wir sind trotz bester (informations-)technischer Voraussetzungen weit davon entfernt, die Schere zwischen Überfluss und Armut zu schließen. Vom friedlichen Lösen von Konflikten ganz zu schweigen. Krisenzeiten wie die Covid-19-Pandemie halten eine Lupe über dieses Spannungsfeld. Wir haben berührende Beispiele zwischenmenschlicher Hilfe erlebt, Erfolge medizinisch-biologischer Forschungskooperationen gefeiert und den Kopf geschüttelt über kurzsichtigen Egoismus, der Menschenleben gekostet hat. Und wir waren neu mit der Frage konfrontiert, was Leben und Zusammenleben eigentlich ausmacht. Wie balanciert man zwischen Lebensfreude und Überlebensvernunft, Akzeptanz und Empörung? Und wie soll man sich Liebe, oder zumindest Achtung, für die Mitmenschen erhalten?
Wir Menschen neigen dazu, eine Linie zwischen uns und andere, zwischen unsere Gruppe und die Gruppe der anderen zu ziehen. Die Grenze kann sich an politischen Orientierungen oder Ernährungsgewohnheiten festmachen – oft verhärtet sie sich. Eine Voraussetzung dafür, dass wir die Probleme unserer Zeit lösen, ist, diese Grenzen aufzuweichen und uns wieder als Menschen zu begegnen, auch wenn wir dafür Ambivalenz aushalten müssen. Dieses Buch zeigt auf, dass bei uns allen ähnliche Prozesse ablaufen, vergleichbare Mechanismen am Werk sind. Wir lächeln, wenn wir von Freunden angestrahlt werden; wenn wir beobachten, wie jemand sich die Finger einklemmt, zucken wir zusammen. Alle Menschen urteilen manchmal vorschnell. Und wir wollen die beschützen, für die wir Verantwortung tragen.
Das Eingangszitat von Rosa Luxemburg mutet im wissenschaftlichen Kontext möglicherweise eigentümlich an. Schließlich kann man die Biologie von Gehirnen oder die psychologisch interessierenden Prozesse der Informationsverarbeitung objektiv (und ohne große Emotionen zu bemühen) im Labor untersuchen. Oder? Gerade die Forschung zu sozialer Kognition und Interaktion verweist immer wieder darauf, dass das, was Forschende finden, von deren Blickwinkel und Methodik abhängt – und zeigt dadurch die Grenzen klassischer Laboruntersuchungen ebenso auf wie die Kontextabhängigkeit sozialer Prozesse. In den vielschichtigen Wirren des täglichen und tatsächlichen Zusammenlebens prägt die Haltung die Erfahrung. Und letztere fällt meist einsichts- und freudenreicher aus, wenn erstere wohlwollend ist, da stimmen psychologische Erkenntnisse mit Rosa Luxemburg überein. Meine Hoffnung ist, dass nicht nur die Liebe (oder zumindest ein zugewandtes Interesse) das Verstehen beflügelt, sondern dass die Einsicht in psychologische Mechanismen des sozialen Miteinanders zu einem vertrauensvolleren, freundlicheren Umgang mit anderen Menschen beiträgt.
Die Forschung dazu, wie wir einander wahrnehmen, uns einfühlen und eindenken und wie wir gemeinsam handeln, hat in den letzten Jahrzehnten viele neue Zugänge und spannende Erkenntnisse hervorgebracht. Dabei beschäftigen sich verschiedene Disziplinen innerhalb und jenseits der Psychologie mit Fragen des sozialen Verstehens und Handelns, u. a. die Allgemeine, Biologische und Sozialpsychologie, ebenso wie Neurowissenschaften, Philosophie, Soziologie und Verhaltensökonomie. Mit einem Fokus auf allgemeine mentale Prozesse werde ich Erkenntnisse aus diesen Feldern einbeziehen, auf entwicklungspsychologische und klinische Aspekte sowie Befunde aus dem breiter gefassten Tierreich und Anwendungsmöglichkeiten eingehen. Das Augenmerk auf allgemeine psychologische Prozesse bedeutet auch, dass, wenn nicht ausdrücklich anders dargestellt, alle Menschen gemeint sind, unabhängig beispielsweise von Geschlecht oder Status. Ich hoffe entsprechend, dass mir eine inklusive Sprache gelungen ist. Natürlich spiegelt dieses Buch meine Interessen, meinen Blickwinkel wider. Es gibt zahlreiche Erkenntnisse und Forschungsbereiche, die keinen Einzug gefunden haben.
Die sogenannte Glaubwürdigkeitskrise in empirischen Forschungsfeldern hat aufgezeigt, dass einige Erkenntnisse, die ich selbst als Studentin aus Lehrbüchern gelernt habe, sich nicht replizieren ließen, nicht haltbar waren. Vieles, das jahrzehntelang als Grundlagenwissen galt und unser Leben und Arbeiten beeinflusst hat, beruhte auf zu wenig hinterfragten Zufallsbefunden oder auf methodischen Herangehensweisen, die uns heute fragwürdig vorkommen. Entsprechend ist mein Ziel, der Begeisterung für neue Erkenntnisse einen vorsichtigen Blick entgegenzusetzen. Ich bemühe mich, den Fokus auf wissenschaftliche Ergebnisse zu richten, die auf mehr als einer Studie oder auf großen Stichproben beruhen.
Zu Beginn des Buchs geht es um Facetten sozialer Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Da Blicke diesbezüglich sowohl Ausdrucksform als auch Informationsquelle sind, leiten sie diesen Teil ein. Die folgenden Kapitel behandeln, nacheinander, die Verarbeitung von Gesichtern, Stimmen und Körperbewegung als spezifische Komponenten sozialer Wahrnehmung, die trotz ihrer einsichtsreichen Erforschung in klassischen Lehrbüchern oft vernachlässigt werden. Soziale Wahrnehmung beinhaltet auch das Einschätzen und Beurteilen von Personen und Gruppen. Die Betrachtung der zugrundeliegenden Mechanismen und Verzerrungen sind v. a. Gegenstand der Sozialpsychologie und schließen den ersten Buchteil ab (Kap. 5, Kap. 6).
Teil II ist der Frage, wie und weshalb wir uns in andere eindenken und einfühlen, also sozialen Emotionen und Motiven sowie soziokognitiven Prozessen gewidmet. Erstere ergeben sich z. B. daraus, dass bei anderen beobachtete emotionale Zustände gespiegelt werden (Kap. 7 Empathie) oder komplementäre Gefühle auslösen (Kap. 8 Wohlwollen, Neid und Schadenfreude). Mit Prozessen der räumlich-visuellen und der kognitiven Perspektivübernahme beschäftigen sich die folgenden beiden Kapitel (Kap. 9, Kap. 10). Abschließend zeige ich in zentrale Motive auf, die eine Brücke zwischen sozialer Informationsverarbeitung und Handlung schlagen (Kap. 11).
Komponenten zwischenmenschlicher Interaktion sind Bestandteil des dritten und letzten Buchteils. Nacheinander stellen die Kapitel dar, wie wir unsere Handlungen aufeinander abstimmen (Kap. 12 Koordination), uns verbal oder nonverbal austauschen (Kap. 13 Kommunikation) und Ressourcen und Beiträge, Rechte und Pflichten untereinander aufteilen (Kap. 14 Kooperation, prosoziales Verhalten). Die enorme synergetische Kraft des Sozialen, der Umstand, dass das gemeinsam geschaffene Ganze mehr ist als die Summe der Teile, wird hier besonders deutlich. Wie geben wir (soziale) Kenntnisse, Fähigkeiten und Konventionen, auch über die Zeit, weiter? Von Kultur und sozialem Lernen handelt das letzte Buchkapitel (Kap. 15).
Das Zwischenmenschliche ist für viele die wichtigste Quelle der Lebensfreude, für andere ist es tödlich. Harmlos ist es selten. Spannend hingegen fast immer, in diesem Sinne: Viel Vergnügen.
Geradezu magisch lenken die Blicke unserer Mitmenschen unsere Aufmerksamkeit, sowohl wenn sie von uns abgewandt als auch, wenn sie auf uns gerichtet sind. An zwei intensiv untersuchten Phänomenen, dem Blickfolgen und dem Blickkontakteffekt, zeigt das erste Kapitel die neuronalen Grundlagen, Entwicklung und Einflussfaktoren unserer Sensibilität für Blicke auf. Anschließend werden einige Funktionen erläutert, die Blicke im sozialen Miteinander einnehmen.
Blicke sind allgegenwärtig. Oft ohne uns dessen gewahr zu werden, verraten wir mit unseren Blicken, was uns interessiert, was wir wissen (wollen) und wie wir etwas finden. Und ebenso mühelos registrieren wir die Blicke unserer Mitmenschen: Wohin, wie und wie lange schauen sie? Neben unbewusst ablaufenden Prozessen der Blickverarbeitung und des Blickverhaltens können Menschen Blicke bewusst einsetzen, um gemeinsames Handeln zu erleichtern: Ein kurzer Blickkontakt ist Taktgeber beim Musizieren oder beim Anheben eines schweren Möbelstücks. Dem Gegenüber in die Augen zu schauen, vermittelt im Gespräch, dass wir Anteil nehmen; ein rascher Blick auf die sich nähernde Person, über die wir gerade tratschen, bringt unseren Gesprächspartner hingegen effizient zum Schweigen.
Insbesondere die verbindende Kraft des Sich-in-die-Augen-Schauens wurde und wird in Musik, Literatur und Kunst in schillernden Farben und Tönen vorgeführt. In ihrer Performance »The Artist is Present« ermöglichte die Künstlerin Marina Abramović im Museum of Modern Art den Besuchern und Besucherinnen, ihr gegenüber Platz zu nehmen und mit ihr in Blickkontakt zu treten. Videoaufnahmen und Berichte der Teilnehmenden zeigen eindrücklich, wie intensiv und berührend Blickkontakt sein kann. Und sie machen deutlich, wie unterschiedlich er ausfällt, je nachdem, wer sich wann und wie in diesen Kontakt begibt (Kap. 1.4 Empfohlener Film).
Trotz (oder gerade wegen) ihrer Schlichtheit sind Blicke vielfältig und ihre Bedeutung und Interpretation kontextabhängig (Hamilton, 2016; Kleinke, 1986). Blicke ziehen uns wie kaum ein anderer sozialer Reiz in das Hier und Jetzt und in den Kontakt miteinander. Das hat mit ihrer erstaunlichen Eigenschaft zu tun, gleichzeitig soziale Information sammeln und vermitteln zu können (Kendon, 1967; Schilbach, 2015). Mit und in einem Augenblick signalisieren wir unserem Gegenüber beispielsweise unser Interesse und erkennen das ihre.
Während Individuen die Blicke anderer wahrnehmen, führen sie selbst Blicke aus, die vom Gegenüber gesehen werden (können). Dadurch erlauben Blicke zeitgleich das Einholen und das Vermitteln von sozialer Information. Dieses Phänomen wird als Dualität des Blicks bezeichnet (engl.: duality of gaze).
Menschen – und nicht nur wir – sind ausgesprochen sensibel für die Blicke anderer. Blicke ziehen unsere Aufmerksamkeit an und prägen, was wir wahrnehmen und wie wir soziale Information verarbeiten. Zwei Phänomene, die die Sensibilität für Blicke aufzeigen, wurden dabei in der psychologischen Forschung besonders gut untersucht: das Blickfolgen (engl.: gaze following) und der Blickkontakteffekt (engl.: direct gaze effect).
Oft können wir gar nicht anders als den Blicken unserer Mitmenschen zu folgen, ob diese Blicke nun aus dem Fenster schweifen oder auf unserer vollgekleckerten Kleidung verweilen (siehe Frischen et al., 2007 und McKay et al., 2021 für einen Überblick).
Gaze following bezeichnet die reflexive, also automatische, Tendenz, den Blicken anderer in eine bestimmte Richtung oder auf ein bestimmtes Objekt zu folgen. Dies kann durch das offene Ausrichten des eigenen Blicks gemäß der Blickrichtung des anderen geschehen (overt gaze following), aber auch durch die innerliche Neuausrichtung der Aufmerksamkeit (covert gaze following).
Entdeckt wurde das unwillkürliche Blickfolgen anhand allgemein-psychologischer Experimente, die aufzeigten, dass Versuchspersonen Objekte auf einem Bildschirm besonders schnell verarbeiten können, wenn diese von einem ebenfalls dargebotenen Gesicht angeschaut werden (siehe Kasten Klassischer Versuch).
Reflexives Blickfolgen bei Menschen wurde beinahe zeitgleich von zwei wissenschaftlichen Teams berichtet, von Chris Kelland Friesen und Alan Kingstone aus Kanada (Friesen & Kingstone, 1998) und von Jon Driver, Greg Davis, Paola Ricciardelli und Simon Baron-Cohen aus England (Driver, Davis, Ricciardelli & Baron-Cohen, 1999). In den beschriebenen Experimenten sollten die Versuchspersonen so schnell wie möglich mit einem Tastendruck auf Buchstaben reagieren, die links oder rechts auf einem Bildschirm erschienen (z. B. die obere Taste drücken, wenn ein T auf dem Bildschirm zu sehen war und die untere Taste drücken, wenn ein L erschien). Erfasst wurde dabei die Reaktionszeit, also die Zeit zwischen Darbietung der Buchstaben und Tastendruck der Versuchsperson.
Die Besonderheit des Versuchsaufbaus: Kurz bevor der jeweilige Buchstabe in einem Durchgang erschien, wurde in der Mitte des Bildschirms ein Gesicht dargeboten, welches entweder nach links oder nach rechts schaute. Entsprechend mussten die Versuchspersonen also einen Buchstaben klassifizieren, der dort auftauchte, wo das Gesicht hinschaute (Blick-kongruente Bedingung) oder aber auf der blickabgewandten Seite (Blick-inkongruente Bedingung). Über viele Durchgänge hinweg fanden die beiden wissenschaftlichen Teams, dass die Versuchspersonen schneller auf Buchstaben reagierten, die von dem Gesicht angeschaut wurden als auf Buchstaben, die nicht angeschaut wurden (Abb. 1.1). Der Vergleich mit einer neutralen Blick-Bedingung (einem Gesicht, das geradeaus schaute) zeigte außerdem, dass dieser Gaze-cueing-Effekt vor allem durch einen Verarbeitungsvorteil für die angeschauten Buchstaben und weniger durch einen Nachteil für die Buchstaben auf der blick-abgewandten Seite zustande kam (Friesen & Kingstone, 1998).
Abb. 1.1: Schematische Darstellung der drei Bedingungen (links) und Reaktionszeiten (rechts) in einem Gaze-cueing-Experiment. Die Balken zeigen die durchschnittlichen Reaktionszeiten in Millisekunden (ms) mit Standardfehlern für die drei Bedingungen. Die Versuchspersonen reagieren schneller auf den Apfel, wenn er von dem Gesicht angeschaut wird (kongruente Bedingung).
Gaze following tritt auch dann auf, wenn das Gesicht nur sehr kurz vor dem Buchstaben gezeigt wird (z. B. 100 ms), wenn die Versuchspersonen angewiesen werden, das Gesicht zu ignorieren und sogar, wenn die Buchstaben häufiger dort erscheinen, wo das Gesicht nicht hinschaut. Die Schlussfolgerung der Forschenden: Gaze following ist stabil und unwillkürlich.
Bereits in den 1970er Jahren untersuchten Wissenschaftler die Reaktion von Nervenzellen, beispielsweise im Gehirn von Affen, auf den Anblick von Gesichtern. Ein Durchbruch für das Verständnis der Blickverarbeitung waren Untersuchungen von David Perrett, die zeigten, dass Neurone im superioren temporalen Sulkus (STS) von Rhesusaffen (Macaca mulatta) spezifisch auf die Ausrichtung von Gesichtern, aber auch von Körpern und Blicken reagierten: Beispielsweise sind manche Zellen besonders aktiv (und »feuern«) beim Anblick von Augen, Gesichtern und Körpern, die nach rechts ausgerichtet sind, wieder andere reagieren spezifisch auf eine Orientierung nach links, oben oder unten (Perrett, Hietanen, Oram & Benson, 1992). Dabei wird die Richtungsinformation der Augen stärker gewichtet als die des Gesichts und diese wiederum stärker als die Körperausrichtung. Perrett schrieb dieser Sensibilität eine soziale Funktion zu: Wenn wir schnell und zuverlässig ermitteln, wohin ein Gegenüber die Aufmerksamkeit richtet, können wir angemessen reagieren.
Auch beim Menschen werden, z. B. mit funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), die Hirnreale untersucht, die während der Wahrnehmung von Blickreizen besonders aktiviert sind (siehe Exkurs Funktionelle Magnetresonanztomografie).
Dieses nicht-invasive Verfahren wird häufig genutzt, um die Verarbeitung von Reizen (z. B. Blicken, Gesichtern) bei Menschen zu untersuchen. Um die Ergebnisse von fMRT-Studien einordnen zu können, ist es wichtig, das Prinzip der Methode zu verstehen. Die Versuchspersonen liegen bei den entsprechenden Untersuchungen auf dem Rücken im Magnetresonanztomographen und sehen auf einem Bildschirm Reize, auf die sie ggf. reagieren sollen (z. B. mit Knopfdrücken). Während der Präsentation der Reize und/oder der Reaktion auf die Aufgabe wird gemessen, wie stark das Gewebe des Gehirns durchblutet ist. Dabei werden die magnetischen Eigenschaften von Wasserstoffkernen (Protonen) genutzt, die durch kurze Impulse abgelenkt werden. Die Energie, die diese Protonen abgeben, während sie sich wieder am starken Magnetfeld des MRT-Geräts ausrichten, wird als Magnetresonanz bezeichnet und erfasst. Da der Blutfarbstoff Hämoglobin andere magnetische Eigenschaften hat, wenn er sauerstoffreich ist, als wenn er sauerstoffarm ist, lässt sich ermitteln, welche Hirnregionen besonders stark durchblutet sind. Nervenzellen in aktiven Hirnregionen benötigen nämlich mehr Sauerstoff, weshalb mehr sauerstoffreiches Blut in diese Regionen fließt. Dies wird als Blood-Oxygenation-Level Dependent (BOLD)-Effekt bezeichnet und erlaubt, millimetergenau zu erfassen, wo eine durch Nervenzellenaktivität ausgelöste erhöhte Durchblutung stattgefunden hat. Wichtig zu bedenken ist hierbei, dass die Veränderung des Hämoglobins erst einige Sekunden nach der neuronalen Aktivität auftritt. Entsprechend erlaubt fMRT zwar eine recht präzise räumliche, aber eine weniger genaue zeitliche Untersuchung der interessierenden psychologischen Prozesse.
Ein zentraler Aspekt, der bei fMRT-Untersuchungen immer berücksichtigt werden muss, ist, dass Gehirne permanent durchblutet sind und nicht nur dann, wenn Menschen bestimmte Aufgaben bearbeiten. Um sinnvolle Erkenntnisse über die Bedeutung spezifischer Hirnareale für psychologische Prozesse zu gewinnen, muss die Durchblutung während des interessierenden Prozesses (der Versuchsbedingung) also verglichen werden mit der Durchblutung unter maximal ähnlichen Bedingungen, aber ohne den interessierenden Prozess (Kontrollbedingung). Die Unterschiede in der Magnetresonanz zwischen Versuchs- und Kontrollbedingung werden dann farbig auf dem Bild des Gehirns abgetragen.
Auch der mit dem STS eng verbundene intraparietale Sulkus (IPS) ist am menschlichen Blickfolgen beteiligt (Frischen et al., 2007; Calder et al., 2007). Wird die Wahrnehmung und das Folgen von dargestellten Blickreizen (Versuchsbedingung) gezielt mit dem Wahrnehmen und Folgen von Pfeilen (Kontrollbedingung) verglichen, zeigen sich sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede: Während Blicke und Pfeile die menschliche Aufmerksamkeit effektiv auf ein Objekt lenken und dessen Verarbeitung beschleunigen, involvieren Pfeile mehr als Augen Areale des sogenannten ventralen Aufmerksamkeits-Netzwerks, die mit absichtlicher, gezielter Steuerung der Aufmerksamkeit in Verbindung gebracht werden (Engell et al., 2010; Hietanen, Nummenmaa, Nyman, Parkkola & Hämäläinen, 2006). Blicke scheinen also eine stärkere automatische Wirkung zu haben als abstrakte Symbole, was ihrer besonderen sozialen Bedeutung zugeschrieben wird (Emery, 2000).
Bereits Babys neigen dazu, dort hinzuschauen, wo sich andere hinwenden (Farroni, Massaccesi, Pividori & Johnson, 2004). Mit sechs Monaten folgen Säuglinge in experimentellen Untersuchungen spontan den Blicken von Erwachsenen, wenn diese, von den jungen Versuchspersonen beobachtet, eines von zwei Spielzeugen anschauen (Byers-Heinlein et al., 2021). Im Laufe des zweiten Lebensjahres lernen Kleinkinder, Kopf- und Blickrichtung zu differenzieren und verstehen nach und nach, dass die Blickrichtung anderer Menschen informativ für deren Äußerungen und Handlungen ist (Brooks & Meltzoff, 2005). Bei 7–10-Jährigen wurden während der Verarbeitung von Blickrichtungen vergleichbare neuronale Aktivierungsmuster wie bei Erwachsenen gefunden. Im höheren Alter hingegen scheint die Tendenz, Blicken reflexiv zu folgen, abzunehmen.
Durch die weiße Lederhaut (Sklera), die die Iris umgibt und einen deutlichen Farbkontrast zu ihr herstellt, sind menschliche Augen besonders auffällige Blickreize und vermitteln auch ohne eine Drehung des Kopfes präzise, wo jemand hinschaut. Doch auch viele unserer nicht-menschlichen Verwandten folgen der Blick- bzw. Kopfrichtung ihrer Artgenossen. Alexandra Rosati und ihre Kolleginnen haben hunderte Rhesusaffen (Makaka mulatta) untersucht und, vergleichbar mit dem Entwicklungsverlauf bei Menschen, bei diesen bereits im ersten Lebensjahr eine stabile Blickfolgetendenz gefunden, die sich bis ins Jugendalter hinein vergrößerte und im Laufe des Erwachsenenalters wieder abnahm (Rosati, Arre, Platt & Santos, 2016). Menschenaffen wie Schimpansen (Pan troglodytes), Bonobos (Pan paniscus), Gorillas (Gorilla gorilla) und Orang-Utans (Pongo pygmäus) folgen den Blicken ihrer Artgenossen, ebenso manche Alt- und Neuweltaffen und sogar Lemuren. Domestizierte Tiere wie Hunde (Canis familiaris) und Ziegen (Capra hircus), aber auch Delfine (Tursiops truncates), Raben (Corvus corax) und Schützenfische (Toxotes chatareus) nutzen die Blicke ihrer Artgenossen, um Information über den Ort von Nahrung oder Gefahren zu erhalten. Sogar bei natürlicherweise alleinlebenden Schildkröten (Geochelone carbonaria) wurde gaze following beobachtet (Shepherd, 2010; Leadner, Sekely, Klein & Gabay, 2021; Wilkinson, Mandl, Bugnyar & Huber, 2010).
Insgesamt ist gaze following ein robustes Phänomen (Frischen et al. 2007; McKay et al., 2021). Experimentelle Studien finden es größtenteils unabhängig von den Eigenschaften des dargestellten Gesichts, beispielsweise von dessen Realitätsnähe, Bekanntheit oder Identität. Auch rotierte Gesichter lösen Blickfolgen aus, bei kopfüber präsentierten Gesichtern kann gaze following jedoch einbrechen. Ebenso wird stärker ausgeprägtes Blickfolgen bei dominanten im Vergleich zu submissiv wirkenden Gesichtern und bei ängstlichen verglichen mit neutralen Gesichtern berichtet.
Es ist unabdingbar, soziale Effekte wie gaze following nicht nur in computerbasierten Laborsituationen zu untersuchen, sondern auch in realistischen und dynamischen sozialen Umgebungen. In einer Feldstudie filmten Andrew Gallup und seine Kollegen das Blick- und Bewegungsverhalten von über 3.000 Fußgängern, wobei sie sogenannte confederates einsetzten, also Eingeweihte, die in mehr oder weniger großen Gruppen zusammenstanden und in eine Richtung blickten (z. B. auf ein Hochhaus). Nur etwa 25 % der Personen folgten offen den Blicken der confederates, wobei die Wahrscheinlichkeit des Blickfolgens mit der Größe der schauenden Gruppe und mit der räumlichen Nähe zu dieser Gruppe zunahm. Auch in weniger bevölkerten Straßen und bei geringerer Laufgeschwindigkeit hielten Personen eher inne, um den Blicken der confederates zu folgen (Gallup, Hale, Sumpter & Couzin, 2012).
Unterscheiden sich Personen systematisch in ihrer Blickfolgeneigung? Tatsächlich scheint das Folgen von Blicken (ebenso wie das Folgen von Pfeilrichtungen) bei Frauen im Durchschnitt stärker ausgeprägt zu sein als bei Männern, ein Unterschied, der auch bei Rhesusaffen zu beobachten ist (Rosati et al., 2016). Im klinisch-psychologischen Bereich wird verändertes gaze following bei Personen auf dem Autismus-Spektrum diskutiert.
Das von der Weltgesundheitsorganisation erstellte Klassifikationssystem ICD-11 (International Classification of Diseases and Related Health Problems) definiert die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) als Neuroentwicklungsstörung, die häufig bereits in der frühen Kindheit sichtbar wird und sich durch dauerhafte Einschränkungen der Initiierung und Aufrechterhaltung von sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch repetitive und unflexible Verhaltensmuster und Interessen auszeichnet. Manchmal kommen verzögerte Sprachentwicklung und Intelligenzminderung hinzu, ebenso kann die ASS auch mit uneingeschränkter Intelligenz und Sprachentwicklung und teilweise mit Inselbegabungen einhergehen.
Insgesamt zeigen Kinder und Erwachsene mit ASS ohne kognitive Einschränkungen eine mit neurotypischen Versuchspersonen vergleichbar starke Bereitschaft, den Blicken und Kopfbewegungen anderer zu folgen. Zum Teil werden jedoch subtilere Unterschiede in der Verarbeitung von Blickrichtungen berichtet, die darauf hindeuten, dass Blickreize für Personen mit ASS eine weniger herausragende Bedeutung haben als für neurotypische (Bedford et al., 2012).
Die reflexive Tendenz, den Blicken anderer zu folgen, bildet sich bereits in früher Kindheit aus und zeigt sich in zahlreichen Spezies. Die weite Verbreitung und hohe Stabilität verweisen auf eine tiefe Verankerung des Blickfolgens in unserer ontogenetischen (individuellen) und phylogenetischen (stammesgeschichtlichen) Entwicklung. Besonders der superiore temporale Sulkus spielt auf Ebene des Gehirns dabei eine zentrale Rolle. Gaze following ermöglicht uns im sozialen Miteinander nonverbal und effektiv zu erfassen, wo sich interessante (oder gefährliche) Objekte befinden und was unser Gegenüber sieht, will, meint oder tun wird.
Die Blicke unserer Mitmenschen prägen unsere Aufmerksamkeit nicht nur, wenn sie zu dem angerichteten Buffet auf der anderen Seite des Raumes schweifen, sondern auch dann, wenn sie auf uns gerichtet sind. Betreten wir einen mit Menschen gefüllten Raum oder betrachten wir ein ebensolches Bild, landet unsere Aufmerksamkeit schnell auf dem Gesicht, das uns anschaut.
Gesichter, die Blickkontakt mit uns aufnehmen, ziehen unsere Aufmerksamkeit unwillkürlich an und haben eine besondere Wirkung auf uns. Dieses Phänomen wird als Blickkontakteffekt (engl.: direct gaze effect, auch eye contact effect) bezeichnet.
Durch unsere Sensibilität für Blickkontakt entdecken wir Gesichter, die uns anschauen, besonders schnell. Wir können die Eigenschaften dieser Gesichter (z. B. deren Geschlecht oder Identität) zügiger identifizieren als von solchen mit abgewandtem Blick und wir merken uns Gesichter besser, die uns angeschaut haben (für einen Überblick, siehe Senju & Johnson, 2009; Schilbach, 2015). Blickkontakt fördert also die effiziente Verarbeitung von Information, die auf den entsprechenden Gesichtern oder von den entsprechenden Personen gezeigt werden, sogar wenn die Blicke für die Aufgabe selbst bedeutungslos sind (Böckler, van der Wel, & Welsh, 2014).
Das Betrachten von Gesichtern mit direktem verglichen mit abgewandtem Blick geht bei Menschen mit erhöhter Aktivierung in einer Reihe von Hirnarealen einher, die bei der Verarbeitung sozialer Reize und der Regulation sozialer Interaktionen maßgeblich beteiligt sind (Abb. 1.2; Senju & Johnson, 2009). Dabei hängen die spezifischen Aktivierungsmuster natürlich auch von weiteren Eigenschaften der Reize und Aufgaben ab.
• Amygdala; u. a. für die schnelle Verarbeitung und Reaktion auf emotionale Reize relevant
• Fusiforme face area; spielt für das Erkennen von Gesichtern eine zentrale Rolle (Kap. 2.2)
• Anteriore und posteriore Teile des superioren temporalen Sulkus (STS); u. a. an der Verarbeitung von Körperbewegungen, Gesichtern, Sprache und dem Verstehen mentaler Zustände (Theory of Mind) beteiligt (Kap. 10.2)
• Medialer präfrontaler Kortex; während der Regulation von Aufmerksamkeit, kognitiver Kontrolle, Handlungssteuerung und Theory of Mind besonders aktiviert
• Orbitofrontaler Kortex; u. a. für soziale Entscheidungen, Vorhersagen und Lernen wichtig
Forschende vermuten, dass Blickkontakt über schnelle, subkortikale Verbindungen (u. a. die Amygdala) die Aktivierung der kortikalen Areale des »sozialen Gehirns« steuert und dadurch die besonders effiziente Verarbeitung sozialer Information ermöglicht (Burra, Mares, & Senju, 2019; Senju & Johnson, 2009).
Die Sensibilität für Blickkontakt scheint angeboren zu sein: Von Geburt an schauen Säuglinge häufiger und länger auf Gesichter mit zugewandtem verglichen mit abgewandtem Blick und bereits mit vier Monaten ist die für Gesichtsverarbeitung typische neuronale Aktivierung stärker ausgeprägt, wenn Babys Gesichter mit direktem Blick sehen (Farroni, Csibra, Simion & Johnson, 2002). Die Gedächtnisleistung für Gesichter verbessert sich, wenn diese Blickkontakt herstellen, sowohl bei Säuglingen als auch bei Kindern und Erwachsenen (Farroni, Massaccesi, Menon & Johnson, 2007). Mit etwa acht Jahren finden Kinder Gesichter mit direktem Blick auf einem Bildschirm zuverlässig schneller als solche mit abgewandtem Blick.
Obwohl sich Kulturen darin unterscheiden, ob Respekt eher durch Blickkontakt (westliche Kulturen) oder durch abgewandten Blick (östliche Kulturen) ausgedrückt wird, ist die unmittelbare Sensibilität für direkten Blick stabil. Blickkontakt mit anwesenden Personen löste beispielsweise sowohl bei finnischen als auch bei japanischen Versuchsteilnehmenden stärkere Aufmerksamkeitsanziehung und höhere körperliche Anzeichen von Erregung aus. Die subjektive Bewertung der Gesichter unterschied sich hingegen, wobei die finnische Gruppe direkten Blick positiver beurteilte als die japanische (Akechi et al., 2013).
Im Tierreich spiegelt sich die Sensibilität für Blickkontakt meist in vermeidenden oder aggressiven Reaktionen wider (für einen Überblick, siehe Emery, 2000). Bei zahlreichen Spezies wird das schnelle Erkennen von direktem Blick mit einem Jäger-Erkennungs-System (engl.: predator detection system) in Verbindung gebracht. Fischen, Vögeln und Säugetieren erlaubt das Erkennen, dass ein Fressfeind in die eigene Richtung blickt, zügig zu reagieren und, etwa durch Totstellen, dem Gefressen-Werden zu entgehen. Nicht zuletzt haben sich bei manchen Schmetterlingen und Motten augenähnliche Muster auf den Flügeln herausgebildet, was Fressfeinde durch die Simulation des Angeschaut-Werdens abschreckt. Einige Primaten reagieren differenzierter auf direkten Blick von Artgenossen und verstehen diesen nicht nur als Dominanz- oder Warngeste, sondern auch als Signal der Annäherung und Verbindung. Entsprechend etablieren Schimpansen (Pan troglodytes), Bonobos (Pan paniscus), und Orang-Utans (Pongo pygmäus) in ihren Eltern-Kind-Beziehungen oder mit Sexualpartnern immer wieder über einen längeren Zeitraum Blickkontakt. Und wenn Schimpansen oder Rhesusaffen (Makaka mulatta) unbekannte Gesichter betrachten, präferieren sie bereits in den ersten Lebensmonaten solche mit direktem Blick (Muschinski et al., 2016).
Blickkontakt zieht unsere Aufmerksamkeit besonders dann an, wenn Gesichter oder Augen sich uns plötzlich zuwenden (Böckler et al., 2014). Auch in alltäglichen Situationen schauen wir einander selten starr in die Augen, sondern wechseln dynamisch zwischen zu- und abgewandtem Blick. Darüber hinaus beeinflusst auch der Emotionsausdruck eines Gesichts, wie wir auf dessen Blick reagieren: Insbesondere bei Gesichtern, deren Ausdruck Annäherung signalisiert, beispielsweise Wut oder Freude, zieht Blickkontakt uns in seinen Bann (Breil et al., 2022).
Ein Aspekt, der Blickverarbeitung und -verhalten wesentlich beeinflusst, ist der Aufbau der Experimente selbst. So schauen Versuchspersonen deutlich häufiger und länger auf die Augen anderer, wenn sie diese als Fotografien oder Videos auf Bildschirmen betrachten, als wenn sie sich tatsächlich inmitten anderer Menschen aufhalten oder bewegen (Foulsham, Walker, & Kingstone, 2011; Laidlaw, Foulsham, Kuhn, & Kingstone, 2011). Dies hat mit der eingangs erwähnten Besonderheit von Blicken zu tun, gleichzeitig etwas über den Angeschauten und über den Schauenden verraten zu können. Sind angeschaute Personen tatsächlich anwesend, können sie Rückschlüsse aus dem Blickverhalten der Versuchspersonen ziehen und darauf reagieren, z. B. mit Annäherung oder Ablehnung.
Gibt es Gruppen von Menschen, die im Durchschnitt mehr oder weniger sensibel aufs Angeschaut-Werden reagieren? Personen auf dem Autismus-Spektrum zeigen ab der Kindheit ein geringeres Interesse an Augen und Gesichtern und vermeiden Blickkontakt häufiger (Dalton et al., 2005). Dennoch scheint ihre Aufmerksamkeit unmittelbar von direktem Blick angezogen zu werden (Senju, Kikuchi, Hasegawa, Tojo & Osanai, 2008). Auch Menschen mit sozialer Phobie vermeiden Blickkontakt eher und beschreiben diesen als unangenehm. Gleichzeitig fühlen sie sich in größerem Ausmaß als Personen ohne soziale Phobie von Gesichtern auch dann angeschaut, wenn diese eigentlich leicht an ihnen vorbeischauen (Gamer, Hecht, Seipp & Hiller, 2007; Schneier, Rodebaugh, Blanco, Lewin & Liebowitz, 2011).
Das ICD-11 definiert soziale Phobie als soziale Angststörungen, die durch übermäßige Angst vor sozialen Situationen geprägt ist, z. B. dem Essen in Gesellschaft, dem Ansprechen fremder Personen oder dem Reden in Gruppen. Je nach Ausprägungsgrad können diese Ängste auf wenige Situationen beschränkt sein oder sich auf ein weites Spektrum von Sozialkontakten beziehen. Betroffene befürchten, dass sie oder ihr Verhalten von anderen negativ bewertet werden. Viele Betroffene erleben in der angstbesetzten Situation oder bei dem Gedanken an diese Situation körperliche Symptome, z. B. Schweißausbrüche, Herzrasen, Erröten, Zittern oder Kurzatmigkeit.
Zusammenfassend ist die Anziehung unserer Aufmerksamkeit durch Blickkontakt, trotz einiger situativer und persönlicher Einflussfaktoren, ein stabiler Effekt.
Seit frühester Kindheit, in verschiedenen Kulturen und über Spezies hinweg zieht Blickkontakt die Aufmerksamkeit an. Im menschlichen Gehirn zeigen sowohl entwicklungsgeschichtlich alte Strukturen wie die Amygdala als auch kortikale Areale, die an sozialem Verstehen und Handeln beteiligt sind, erhöhte Aktivierung für direkten Blick. Neben den zugleich rezeptiven und kommunikativen Eigenschaften von Blickkontakt trägt diese präferierte Verarbeitung möglicherweise besonders zu dessen vielschichten sozialen Funktionen bei.
Die beeindruckende Sensibilität für Blicke über Spezies, Individuen und die Lebensspanne hinweg verweist auf deren Bedeutung für unser soziales Leben. Neben den ausführlich untersuchten Phänomenen des Blickfolgens und des Blickkontakteffekts, beeinflussen die Augen unserer Artgenossen auch, wie wir uns selbst und andere beurteilen und uns ihnen gegenüber verhalten (Conty, George & Hietanen, 2016). Und wir nutzen unsere eigenen Blicke, um Information über andere einzuholen, mit ihnen zu kommunizieren und zu interagieren (Hessels, 2020). Seit etwa einem Jahrhundert beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Funktion von Blicken (Kleinke et al., 1986). Im Folgenden wird deren Bedeutung in zentralen Bereichen des sozialen Miteinanders ausgeführt (Abb. 1.3 für einen Überblick).
Abb. 1.3: Schematische Darstellung der Funktionen des Blickkontakt- und des Blickfolgeeffekts. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Eine wichtige Funktion von Blicken ist es, Nähe und Zugehörigkeit zu regulieren. Wir nutzen Blicke, um Kontakt aufzunehmen, beispielsweise ein Gespräch zu beginnen, oder um Kontakt trotz räumlicher Distanz aufrecht zu erhalten (Cary, 1978). Wird uns die körperliche Nähe hingegen zu groß, etwa in einem engen Aufzug, schafft das Vermeiden von Blickkontakt den benötigten Abstand.
Schon im ersten Lebensjahr lächeln Säuglinge mehr, wenn sie angeschaut werden (Symons, Hains & Muir, 1998) und Erwachsene finden Gesichter sympathischer, wenn diese Blickkontakt herstellen (Mason, Tatkow & Macrae, 2005). Wir neigen dazu, uns angeschaut zu fühlen, auch wenn andere leicht an uns vorbeischauen und empfinden Blickkontakt von durchschnittlich etwa drei Sekunden als angenehm (Binetti, Harrison, Coutrot, Johnston & Mareschal, 2016). Dabei hängt die angemessene Blickdauer von der Situation und den beteiligten Personen ab – und von der Funktion des Blicks. Wenn wir flirten, erhöht Augenkontakt beispielsweise angenehm die Spannung (Kendon, 1967); in Gesprächen, in denen jemand von traurigen und belastenden Erlebnissen erzählt, wirkt abgewandter Blick der Zuhörenden besonders empathisch (Breil & Böckler, 2021). In beiden Fällen erlaubt die Blickrichtung, die eigene emotionale Erregung und die der anderen Person zu regulieren.
Bei menschlichen und nicht-menschlichen Primaten kann das Blickverhalten Aufschluss über die sozialen Strukturen und Hierarchien einer Gruppe geben und diese stabilisieren. Dominante Individuen und solche mit höherem Status werden häufiger angeschaut und achten selbst weniger auf die Blicke ihrer Artgenossen (Foulsham, Cheng, Tracy, Henrich & Kingstone, 2010). Und ein scharfer Blick der Erziehungsberechtigten erinnert den Nachwuchs effektiv daran, welche Regeln und welche Dominanzhierarchie in einer Gruppe gelten. Darüber hinaus vermitteln Blicke mühelos und nachhaltig, wer dazugehört und wer nicht. Selbst in kurzen computerbasierten Interaktionen fühlen sich Personen, die nicht von anderen angeschaut werden, deutlich ausgeschlossener und berichten eine geringere Zugehörigkeit und ein reduziertes Selbstwertgefühl im Vergleich zu Personen, die angeschaut wurden (Böckler, Hömke & Sebanz, 2014).
Blicke sind also ein wirksames nonverbales Mittel, einander Interesse, Nähe und Zugehörigkeit zu signalisieren – oder eben den Wunsch nach Ruhe oder Abstand. Und obwohl die Grenze zwischen »zu wenig« und »zu viel« im Sekundenbereich liegt, gelingt es uns meist mühelos, die richtige Dauer abzuschätzen.
Die Blicke unserer Mitmenschen verraten uns einiges über unsere Umgebung. Bereits Säuglinge folgen den Blicken ihrer Bezugspersonen und erfahren dadurch die Bedeutung von Worten, die Funktion von Gegenständen und den korrekten Ablauf von Handlungen. Blicke bieten zuverlässig und schnell eine Referenz für Gesagtes (Was meint Papa, wenn er »Ball« sagt?) und Getanes (Was braucht Mama, um meinen Teddy zu reparieren?) – und unterstützen so das Lernen von Sprache, kognitiven und motorischen Fertigkeiten (Mundy et al., 2007).
Das gemeinsame Lenken der Aufmerksamkeit auf Objekte oder Personen in der Umgebung, ausgelöst durch Blickfolgen, wird als joint attention bezeichnet (deutsch: gemeinsame Aufmerksamkeit). Joint attention ermöglicht und unterstützt von frühester Kindheit an Lernerfahrungen sowie soziales Verstehen und Handeln. Kinder folgen dabei nicht nur den Blicken anderer, sondern initiieren selbst joint attention, z. B., indem sie auf Objekte zeigen.
Die Fähigkeit, aus den Blicken der Mitmenschen Information über die Umwelt zu erhalten, bildet sich im Lauf der Kindheit weiter aus. Mit etwa vier Jahren können Kinder die Blicke von Erwachsenen nutzen, um versteckte Objekte zu finden, selbst wenn die Erwachsenen verbal eine falsche Auskunft geben (Freire, Eskritt & Lee, 2004). Blicke erlauben nicht nur, etwas über unsere Umwelt, sondern auch einiges über unsere Gegenüber zu erfahren. Deren Blickrichtung informiert uns beispielsweise über ihre Interessen, Vorlieben und Abneigungen. Und manchmal übernehmen wir diese Präferenzen sogar: Wenn Menschen neutrale Gegenstände beurteilen, mögen sie diejenigen lieber, die zuvor von anderen angeschaut wurden (Manera, Elena, Bayliss & Becchio, 2014).
Neben dem Blickfolgen unterstützt auch Blickkontakt das Lernen und Lehren. So kann jemandem in die Augen zu schauen als ostensives Signal die Bedeutung des Gesagten oder Vorgeführten unterstreichen (Csibra & Gergely, 2009).
Blickkontakt kann, z. B. im Lehrkontext, die Funktion eines ostensiven Signals einnehmen. Als solches vermittelt Blickkontakt zum einen, dass die angeschaute Person gemeint ist, sich die Information also gezielt an sie richtet, und zum anderen, dass das, was gleich gesagt oder gezeigt wird, wichtig ist.
Studien legen nahe, dass schon Säuglinge Informationen besser verallgemeinern können, wenn die Lehrenden Blickkontakt mit den Kindern herstellen, während sie die Information vermitteln (Yoon, Johnson, & Csibra, 2008). Auch Blickfolgen fällt stärker aus, wenn zuvor Augenkontakt etabliert wurde (Senju & Csibra, 2008).
Verwandt mit der Bedeutung von Blicken beim Lernen und Lehren helfen diese uns dabei, einander zu verstehen. Wo unsere Mitmenschen hinschauen, verrät uns ohne Worte deren Interessen, Präferenzen und Handlungsabsichten. Darüber hinaus fördert Blickkontakt unmittelbar die Verarbeitung sozialer Information (Senju & Johnson, 2009), ein Blick in die Augen unseres Gegenübers kann uns also erleichtern, dessen Gefühle und Gedanken zu ermitteln. Und schließlich haben viele Blicke selbst einen Bedeutungsgehalt und sprechen sprichwörtlich Bände, vom Augenrollen, möglicherweise als Reaktion auf die schönen Augen, die wir jemandem machen, bis hin zu den Blicken, die töten könnten.
Über diese vielfältigen nonverbalen Bedeutungen hinaus unterstützen Blicke konkret die verbale Kommunikation (Kap. 13). Blicke helfen etwa, Gespräche zu strukturieren und regulieren den Wechsel zwischen Sprechen und Zuhören (Ho, Foulsham & Kingstone, 2015; Kendon, 1967). Charakteristisch wird Sprechen dabei eher von abgewandtem Blick begleitet, was dem Sprechenden ermöglicht, sich auf die eigenen Argumente zu konzentrieren und signalisiert, dass keine Ablenkung oder Unterbrechung gewünscht ist. Mit Blickkontakt während ihrer Äußerungen kann die sprechende Person ermitteln, ob das Gesagte aufmerksam verfolgt und verstanden wird und gleichzeitig kommunizieren, was besonders wichtig an der Botschaft ist. Blickkontakt am Ende des eigenen Beitrages dient dazu, das Wort an die bisher zuhörende Person zu übergeben. Während eines Dialogs erfüllt Blickkontakt also eine Reihe an rezeptiven und kommunikativen Funktionen (siehe Dualität des Blicks). Wenn Zuhörende Blickkontakt suchen, was sie typischerweise häufiger tun als Sprechende, vermitteln sie beispielsweise, dass sie gebannt zuhören und können gleichzeitig den Blick der sprechenden Person nutzen, um den Inhalt des Gesagten besser einzuordnen. War das ernst gemeint oder ironisch? Hier hilft es, die angehobene Augenbraue oder das Zwinkern zu beachten.
Auch Blickfolgen unterstützt das Verständnis in Gesprächen und kann Ambivalenz in Äußerungen auflösen. Wollen wir klären, was oder wer mit »gigantische Schlange« oder mit jemandes »bessere Hälfte« gemeint ist, lohnt ein Blick auf den Blick des Sprechenden. Die räumliche und zeitliche Kopplung des Blickverhaltens während Unterhaltungen scheint dabei wichtig zu sein. Wenn Zuhörende ihre Blickrichtung zuverlässig an die des Redenden angleichen, erhöht das ihr Verständnis des Gesagten (Richardson & Dale, 2005).
Ein in der menschlichen Entwicklung ebenso wichtiger Aspekt wie das gegenseitige Verstehen und der Austausch von Information ist das gemeinsame Handeln. Viele und verschiedene Situationen erfordern, dass wir Aufgaben aufteilen und unsere Handlungen aufeinander abstimmen, oft mit hoher räumlicher und zeitlicher Präzision (Kap. 12).
Details über die räumliche Ausrichtung von Handlungen werden dabei von der Blickrichtung der Interagierenden vermittelt. Sehen wir, wo eine andere Person hinschaut, können wir vorhersagen, was sie gleich wo tun wird, und unsere eigenen Handlungen daran anpassen. Besonders offensichtlich ist dieses Zusammenspiel beim gemeinsamen Suchen. Hier nutzen wir die Blickrichtung der anderen, um dort hinzuschauen, wo sie noch nicht gesucht haben oder gerade suchen. Dieses Abstecken der Zuständigkeitsbereiche muss dabei nicht verbal ausgehandelt werden, sondern kann unkompliziert, schnell und zuverlässig durch das Registrieren der Blickbewegungen der jeweils anderen erfolgen (Brennan et al., 2008; Wahn, Czeszumski, Labusch, Kingstone & König, 2020). Auch die zeitliche Abstimmung von Handlungen wird gezielt durch Blicke unterstützt. Musizierende etwa nutzen Blickkontakt und führen Bewegungen, die von anderen gesehen werden können, überzeichnet aus, um ihr Spiel zeitlich zu koordinieren und Synchronität zu wahren (Goebl & Palmer, 2009; Williamon & Davidson, 2002).
Sollten Versuchspersonen-Paare Modelle aus Legosteinen nachbauen, schnitten die Paare besser ab, bei denen die instruierende Person mit Kenntnis des Bauplans die bauende Person sehen konnte (Clark & Krych, 2004). Blicke erlauben, den Bauprozess effektiv zu koordinieren und den aktuellen Stand des Verständnisses der Beteiligten abzugleichen. So unterbricht etwa ein verwirrter Blick der bauenden Person den Redefluss der instruierenden Person und veranlasst diese zu einer genaueren Erklärung. Andersherum kann die instruierende Person zeitnah reagieren, wenn die bauende nach dem falschen Stein greift. Die enge und tief verwurzelte Kopplung von Augen- und Handbewegungen ist dabei von Nutzen: Wenn wir manuelle Handlungen ausführen, sind unsere Blicke meist etwas schneller als unsere Hände – auch, wenn wir andere beobachten, um deren Handlungen vorherzusagen (Flanagan & Johansson, 2003). So gelingt es uns am besten, einfache Handlungen mit einem Gegenüber zu koordinieren, wenn dessen Blicke den Handbewegungen etwa eine halbe Sekunde vorausgehen (Khoramshahi et al., 2016).
Durch reflexives Blickfolgen, aber auch durch die ausgeprägte Tendenz, die Blicke anderer zu lenken und auf diejenigen zu achten, die unseren Blicken folgen (engl.: gaze leading) etablieren Menschen mühelos Episoden gemeinsamer Aufmerksamkeit (Edwards, Stephenson, Dalmaso & Bayliss, 2015). Und diese wiederum unterstützen Handlungskoordination, indem sie effizient eine geteilte Basis an Information ermöglichen, von der aus Handlungen vorhergesagt und aneinander angepasst werden können.
Menschen verbessern durch kooperatives Verhalten, unter anderem, ihren Ruf und ihre Rolle im sozialen Gefüge (Wu, Balliet & Van Lange, 2016). Gesehen zu werden – angesehen zu werden – schafft dabei eine offensichtliche Gelegenheit, sich freundlich und kooperativ zu zeigen. Manche Studien berichten, dass Menschen sich großzügiger verhalten, mehr zum Gemeinwohl beitragen und sich eher an soziale Normen und Regeln halten, wenn sie angeschaut werden, selbst dann, wenn die Blicke nur von einem Bild ausgehen (Manesi, Van Lange & Pollet, 2016).
Auch in der direkten Interaktion kann Blickkontakt prosoziales Verhalten und Kooperation erhöhen (Kap. 14). Wenn Kinder Sticker zwischen sich und einer erwachsenen Person aufteilen sollten, teilten manche Kinder besonders großzügig, wenn sie gelegentlich von ihrem Gegenüber angeschaut wurden (Wu, Chen, Gros-Louis & Su, 2018). In Experimenten, in denen die Probanden sich paarweise gegenübersaßen, trafen die Paare, die einander sehen und Blickkontakt etablieren konnten, kooperativere Entscheidungen als Paare, deren Sicht aufeinander durch eine Trennwand versperrt war (Behrens et al., 2020).
Manchmal ist Blickverhalten selbst ein kooperativer Akt, z. B., wenn uns der Blick eines Gegenübers den Ort eines gesuchten oder gefürchteten Objekts verrät. Tatsächlich wurden Personen, deren Blickrichtung in einfachen gaze following-Experimenten zuverlässig das Erscheinen eines Zielreizes vorhersagte, vertrauenswürdiger eingeschätzt und die Probanden verhielten sich diesen gegenüber auch großzügiger (Bayliss & Tipper, 2006; Rogers et al., 2014).
Die priorisierte Verarbeitung und effiziente Nutzung von Blicken erlaubt uns in sozialen Situationen mühelos und wirkungsvoll, unsere Interessen, Bedürfnisse (z. B. nach Kontakt oder Abstand) und Handlungsabsichten zu vermitteln und gleichzeitig zu erschließen, was unser Gegenüber interessiert, braucht oder tun wird. Blicke reflektieren und stabilisieren soziale Beziehungen, können Gesagtes unterstreichen oder differenzieren und helfen uns, Gespräche zu strukturieren; dadurch unterstützen sie Kommunikation, auch im Lehr- und Lernkontext. Darüber hinaus schaffen Blickfolgen und Blickkontakt eine Ausgangsbasis für zeitlich und räumlich aufeinander abgestimmte Handlungen und befördern erfolgreiche Kooperation.
Phänomene wie das Blickfolgen und der Blickkontakteffekt verdeutlichen unsere Sensibilität für Blicke. Die Forschung zu deren Funktionen zeigt eindrucksvoll und beispielhaft, wie vielfältig und nachhaltig subtile soziale Signale zu gelungenem zwischenmenschlichem Verstehen und Handeln beitragen. Dabei ist nicht zuletzt die Flexibilität beachtlich, mit der wir Blicke verstehen und nutzen. Ein und derselbe Blick kann in unterschiedlichen Kontexten sehr verschieden interpretiert und beantwortet werden. Kontext bezieht sich dabei nicht nur auf die Art der zwischenmenschlichen Beziehung oder die soziale Situation, in der wir uns befinden, sondern beginnt schon beim Gesicht, das den Blick auf uns wirft. Die Verarbeitung von Gesichtern wird im folgenden Kapitel beleuchtet.
Emery, N. J. (2000). The eyes have it: the neuroethology, function and evolution of social gaze. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 24(6), 581–604.
Frischen, A., Bayliss, A. P., & Tipper, S. P. (2007). Gaze cueing of attention: visual attention, social cognition, and individual differences. Psychological Bulletin, 133(4), 694.
Kleinke, C. L. (1986). Gaze and eye contact: a research review. Psychological Bulletin, 100(1), 78.
Perrett, D. I., Hietanen, J. K., Oram, M. W., & Benson, P. J. (1992). Organization and functions of cells responsive to faces in the temporal cortex. Philosophical transactions of the royal society of London. Series B: Biological sciences, 335(1273), 23–30.
Schilbach, L. (2015). Eye to eye, face to face and brain to brain: novel approaches to study the behavioral dynamics and neural mechanisms of social interactions. Current Opinion in Behavioral Sciences, 3, 130–135.
Senju, A., & Johnson, M. H. (2009). The eye contact effect: mechanisms and development. Trends in Cognitive Sciences, 13(3), 127–134.
Marina Abramović: The Artist Is Present (2012); FSK 12
Der Zauber von Blickkontakt: https://www.youtube.com/watch?v=f7XhrXUoD6U
Menschen entdecken und erkennen Gesichter mit meisterhafter Leichtigkeit. Wir schauen in ein Gesicht und sehen ein Gegenüber – selbst dann, wenn keines da ist. Das zweite Kapitel fasst zusammen, wie wir Gesichter verarbeiten und ihnen vielfältige Information entnehmen, z. B. zu Identität und Emotionen unseres Gegenübers. Die neuronalen Grundlagen der Gesichtsverarbeitung werden dargestellt, ebenso ihr Entwicklungsverlauf und einige Auslöser für Variabilität zwischen Personen und Situationen.
Gesichter begegnen uns so häufig, dass sie uns sogar erscheinen, wenn sie uns nur so scheinen. Wie bitte? Haben Sie schonmal auf Ihr Nachbarhaus geblickt und die Fenster waren plötzlich nicht mehr nur Fenster, sondern formten gemeinsam mit dem Mund (ehemals der Türe) ein staunendes Antlitz? Auch in Bäumen, Steckdosen und sogar dem ein oder anderen aufgeschnittenen Gemüse erkennen wir gelegentlich Gesichter (Abb. 2.1). Dabei handelt es sich um eine sogenannte Pareidolie.
Pareidolie (aus dem Griechischen in etwa übersetzbar mit »Nebenbild«) beschreibt das Phänomen, in tatschlich vorhandenen Objekten oder Mustern zusätzlich Dinge zu erkennen, die nicht da sind. Gesichter gehören dabei zu den besonders häufigen Nebenbildern (engl.: face pareidolia). Erklärt wird dies mit der immensen Bedeutung, die Gesichter in unserem Leben einnehmen und der damit einhergehenden (über-)sensiblen Aktivierung unserer Gesichtserkennung bei geometrischen Anordnungen, die grob einem Gesicht ähneln.
Wenn wir Gesichter sehen, wo eigentlich keine sind, zeigen sich neuronale Aktivierungsmuster, die denen beim Betrachten von tatsächlichen Gesichtern ähneln (Kap. 2.2) und die nahelegen, dass die ausgeprägte Erwartung, Gesichter zu sehen, dazu beiträgt, dass Menschen diese selbst in völlig zufälligen Punktwolken entdecken (Liu et al., 2014). Für diese Erkenntnis erhielten Jiangang Liu und sein Team aus China und Kanada im Jahr 2014 den Ig-Nobelpreis, eine satirisch angehauchte Auszeichnung für Befunde, die Menschen zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen. Tatsächlich verdeutlicht uns die Gesichter-Pareidolie auf erheiternde und nachdrückliche Weise, wie sehr unser Geist bzw. unser Gehirn auf die Erkennung und effiziente Verarbeitung von Gesichtern ausgelegt ist (Kap. 2.6 Externe Links für ein erläuterndes Video).
Im Folgenden wird die Leistung beim Entdecken, Erkennen und Interpretieren von Gesichtern detaillierter ausgeführt. Da viele zentrale Erkenntnisse zur Gesichtsverarbeitung aus Untersuchungen zu deren neuronalen Grundlagen stammen, nehmen diese anschließend einen prominenten Platz ein.
Abb. 2.1: Beispiele für Gesichts-Pareidolien
Um einem Gesicht Information entnehmen zu können, müssen wir es zuerst einmal finden. Und das fällt Menschen erstaunlich leicht. Unser visuelles System ist hochspezialisiert für die Verarbeitung der für Gesichter typischen Kontraste (z. B. zwischen der hellen Stirn und den dunkleren Augen) und Struktur (z. B. vertikal symmetrisch mit zwei dunklen Stellen oben und einer unten). Entsprechend können Gesichter innerhalb von Millisekunden entdeckt werden, selbst wenn diese verschwommen und/oder nur sehr kurz zu sehen sind (Ohayon, Freiwald & Tsao, 2012). Gesichter ziehen unsere Aufmerksamkeit unwillkürlich an und halten sie fest, auch wenn wir, beispielsweise bei einer Computeraufgabe, eigentlich ganz andere Objekte suchen (Langton, Law, Burton & Schweinberger, 2008).
Ist ein Gesicht gefunden, kann es schnell und präzise kategorisiert werden, auch, wenn wir es noch nie zuvor gesehen haben, z. B. nach Geschlecht oder Alter (Wiese, Schweinberger, & Neumann, 2008). Hundert Millisekunden reichen aus, um die Attraktivität, aber auch Eigenschaften wie Dominanz, Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit oder Freundlichkeit von Gesichtern einzuschätzen und diese Urteile weichen kaum von denen ab, die wir treffen, wenn wir die Gesichter länger betrachten (Willis & Todorov, 2006). Unsere ersten Eindrücke sind also schnell und stabil. Und auch wenn sie nicht unbedingt etwas über die tatsächlichen Fähigkeiten und Verhaltenstendenzen (z. B. Vertrauenswürdigkeit) der beurteilten Personen aussagen, können sie beeinflussen, wie wir uns den eingeschätzten Personen gegenüber verhalten (Kap. 5 Eindrucksbildung).