Späte Rache - Bärbel Junker - E-Book

Späte Rache E-Book

Bärbel Junker

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Welche Bedeutung haben die kleinen schwarzen Miniaturtelefone, die Kriminalhauptkommissar Felix Heckert das Leben schwer machen? Wofür stehen sie? Welche Verbindung haben sie zu den Toten, bei denen sie als Beigabe gefunden werden? ERINNERE DICH! , steht auf dem beigefügten Zettel. Ein vor fünf Jahren begangenes, teuflisches Verbrechen ist das Motiv für einen Rachefeldzug sondergleichen. Fünf Namen stehen auf der Todesliste. Fünf Namen, hinter denen sich eines perfiden Verbrechens schuldig gewordene Menschen verbergen. Aber warum erfolgt dieser Rachefeldzug erst jetzt, nach so vielen Jahren? , fragen sich Hauptkommissar Heckert und Kommissar Benno Schuster, während sie verzweifelt nach einer Spur suchen. Und die fünf Menschen die wissen, was damals vor fünf Jahren geschah und ihre Schuld verdrängt haben, schweigen selbst dann noch, als der erste von ihnen dem selbsternannten Rächer zum Opfer fällt. Die Kommissare Heckert und Schuster ermitteln und suchen verzweifelt nach einer Spur. Doch der selbsternannte Rächer ist ihnen stets ein Stück voraus. Welche Bedeutung haben die kleinen schwarzen Miniaturtelefone, die Kriminalhauptkommissar Felix Heckert das Leben schwer machen? Wofür stehen sie? Welche Verbindung haben sie zu den Toten, bei denen sie als Beigabe gefunden werden? ERINNERE DICH! , steht auf dem beigefügten Zettel. Ein vor fünf Jahren begangenes, teuflisches Verbrechens, ist das Motiv für einen Rachefeldzug sondergleichen. Fünf Namen stehen auf der Todesliste. Fünf Namen, hinter denen sich eines perfiden Verbrechens schuldig gewordene Menschen verbergen. Aber warum erfolgt dieser Rachefeldzug erst jetzt, nach so vielen Jahren? , fragen sich Hauptkommissar Heckert und Kommissar Benno Schuster, während sie verzweifelt nach einer Spur suchen. Und die fünf Menschen die wissen, was damals vor fünf Jahren geschah und ihre Schuld verdrängt haben, schweigen selbst dann noch, als der erste von ihnen dem selbsternannten Rächer zum Opfer fällt.

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Bärbel Junker

Späte Rache

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

ZUM BUCH

PROLOG

VERGELTUNG

DIE DROHUNG

DAS GESCHENK

EIN TOTER

DUNKLE VERGANGENHEIT

GESCHEITERTE EXISTENZ

ERMITTLUNGEN

KLEINER VORGESCHMACK

DIE PENSION

VANDALISMUS

RÜCKTRITT

EIN MYSTERIUM

PANISCHE FURCHT

EIN HINWEIS

SCHLECHTE NACHRICHTEN

DAS GESPRÄCH

DAS TREFFEN

DIE FALLE

UNGEBETENER BESUCH

ZU SPÄT!

DER ÜBERFALL

SPURENSUCHE

WARTEN AUF DEN FEIND

REINGELEGT!

FRUSTRATION

TODESANGST

EIN INDIZ

EPILOG

Impressum neobooks

ZUM BUCH

Kleine schwarze Miniaturtelefone machen Kriminalhauptkommissar Felix Heckert das Leben schwer.

Wofür stehen sie?

Welche Bedeutung haben sie für die Toten, bei denen sie als Beigabe gefunden werden?

Was ist damals geschehen?

Ein vor fünf Jahren begangenes, teuflisches Verbrechen, ist das Motiv für einen Rachefeldzug sondergleichen.

Fünf Namen stehen auf der Todesliste.

Fünf Namen, hinter denen sich eines perfiden Verbrechens schuldig gewordene Menschen verbergen. Täter, die glauben, für ihre Vergehen niemals zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Doch sie haben sich geirrt.

Sie fühlten sich zu sicher, rechneten nicht mit Vergeltung nach so langer Zeit.

ERINNERE DICH!

Diese zwei Worte stehen auf dem Zettel, der dem kleinen schwarzen Telefon beigefügt ist, welches die Schuldigen eines Tages überraschend erhalten. Und stets folgt dieser Gabe der Anruf des selbsternannten Rächers.

„Ab jetzt werde ich stets in deiner Nähe sein. So lange, bis du deine Schuld bereust und es an der Zeit ist, dein Leben zu beenden. Aber zuerst ruiniere ich dich und nehme dir alles, an dem dein kaltes Herz hängt“, verspricht der Anrufer, dann legt er auf.

Wer ist dieser Mann?

Und warum erfolgt erst jetzt dieser Rachefeldzug, nach so vielen Jahren? , fragen sich Kriminalhauptkommissar Heckert und Kommissar Benno Schuster.

Fünf Menschen, die es seit langem verdrängt haben, wissen, was damals vor fünf Jahren geschah. Doch sie schweigen selbst dann noch, als der erste von ihnen getötet wird.

Die Kommissare Heckert und Schuster ermitteln und suchen verzweifelt nach einer Spur.

Doch der selbsternannte Rächer ist ihnen stets ein Stück voraus.

PROLOG

Telefon der Erinnerung.

Ja, dieser Name gefiel ihm. Dieses kleine antiquierte Telefon vor ihm auf dem Tisch würde Angst und Schrecken verbreiten, denn genau dafür war es gedacht. Und es würde dafür sorgen, dass die mit ihm zusammenhängenden Erinnerungen bei den Betroffenen zurückkehrten.

Das war auch der Grund, weshalb er das große Original seinem Besitzer entwendet hatte.

Immerhin hatte es ja auch damals eine sehr wichtige Rolle gespielt.

Sie würden sich daran erinnern!

Und wenn nicht, würde er dafür sorgen.

Schließlich hatte er es versprochen!

Seine Hand strich fast zärtlich über das mattglänzende Gehäuse. Dabei betrachtete er lächelnd die kleinen Miniaturtelefone, Duplikate des großen Originals, die rechts daneben standen.

Eines davon würde seinen Empfänger noch heute direkt erreichen. Ein zweites und drittes Replikat war unterwegs und vielleicht bereits zugestellt worden.

War das geschehen, würde es an der Zeit sein einen weiteren Schritt zu tun, indem er einige unabdingbare Anrufe erledigte.

Er griff nach dem handgroßen schwarzen Gerät, das vor ihm auf dem Tisch lag. Sekundenlang musterte er es nachdenklich. Es würde seine Stimme so sehr verändern, dass niemand Rückschlüsse auf seine Person ziehen konnte, sollte seine Stimme auf einen Tonträger aufgenommen werden.

Eine wichtige Absicherung bei seinen künftigen Vorhaben.

Nachdem er sich des ersten Schuldigen angenommen hatte, würde er sich schon sehr bald um sein zweites Opfer kümmern. Er würde dessen Telefonnummer wählen und dann …

Er lächelte voller Vorfreude darauf, was dann seinen Anfang nehmen würde. Denn jede von ihm angewählte Nummer, würde für den Teilnehmer am anderen Ende der Leitung Angst und Sorgen, Verzweiflung und am Ende den Tod bedeuten.

Und so sollte es auch sein!

Es war an der Zeit es ihnen heimzuzahlen. Es verlangte ihn nach Genugtuung, nach ihrer Bestrafung für das, was sie damals taten.

Einen von ihnen würde es noch heute treffen. Die Rache an den übrigen würde folgen.

Ja, die Zeit der Abrechnung war gekommen und nichts und niemand würde ihn aufhalten können.

VERGELTUNG

Es war ein ruhiger Tag ohne besondere Vorkommnisse, abgesehen davon, dass sich die Katze von Amalia Schulze in einem Baum verstiegen hatte, von dem die Feuerwehr sie herunterholen musste.

Aber das interessierte Theo Neumann nicht, den Chef der Polizeiwache in Eichenwalde, denn schließlich gehörte er nicht zur Feuerwehr. Er saß gemütlich hinter seinem Schreibtisch und blätterte in einem Pornoheft, einer Tätigkeit, der er sich gerne und häufig widmete.

Aus Kostengründen war das Personal der Wache auf fünf Polizisten reduziert worden, wovon Neumann einer war. Kurt Lehmann und Peter Hoffmann waren zu einem Einbruch gerufen worden. Wolfgang Klein und Bodo Krause hatte er nach Falkental geschickt, wo sie für ihn etwas zu erledigen hatten.

Er war gerne allein in seinem Office, mit einem Becher Kaffee, dem er einen ordentlichen Schuss Weinbrand beimischte und seinen Pornoheften, die sich in einem Extrafach seines Schreibtischs stapelten.

Finanziell ging es ihm gut. Sein kleines Siedlungshaus war bezahlt. Seine Ersparnisse waren für jemanden in seiner Position recht ansehnlich.

Schulden drückten ihn nicht mehr, denn die hatte er bereits vor einigen Jahren beglichen.

Sein Posten als Chef der Polizeiwache in der gemütlichen kleinen Stadt, bescherte ihm ein bequemes, ruhiges Leben, was sein feister Bauch bekundete, der ihm über dem Hosenrand hing.

Theo Neumann hob überrascht den Kopf, als die Tür geöffnet wurde, eine Seltenheit um diese Zeit. Mürrisch musterte er den Besucher, der an den Tresen trat.

„Hallo, wollen Sie zu mir?“, fragte er überflüssigerweise. Er erhob sich ächzend und trat an den Tresen, vor dem der Fremde stehen geblieben war.

Der Mann sah ihn ruhig an. Von seinem Gesicht war unter der großen Sonnenbrille und dem ausladenden Schirm der blauen Baseballmütze nicht viel zu erkennen.

„Sie sind Theo Neumann?“, fragte der Besucher.

„Ja, der bin ich. Kann ich etwas für Sie tun?“

„Hatten Sie dort drüben nicht ein altes, schwarzes Telefon stehen?“, fragte der Besucher.

Neumann sah ihn verwundert an. „Wieso? Woher wissen Sie das?“, fragte er erstaunt. „Waren Sie schon mal hier?“

„Ja, doch das ist schon eine Weile her. Aber an das alte Telefon erinnere ich mich noch sehr genau.“

„Es wurde gestohlen“, erwiderte Neumann.

„Aus einer Polizeiwache? Na, das ist aber ganz schön dreist, oder?“

„Das können Sie laut sagen. Ich hab an dem Telefon gehangen. Mein Vater hatte es schon, als er noch Polizist hier war. In diesem Telefon liefen stets alle Informationen, alle Vorkommnisse in unserer schönen Stadt zusammen.“

„Sie haben ihren Vater wohl sehr gemocht?“, fragte der Fremde.

„Oh ja, mein alter Herr und ich verstanden uns in jeder Lebenslage ausgesprochen gut, deshalb bin ich ja ebenfalls Polizist geworden“, sagte Theo Neumann sichtlich bewegt.

„Und sicherlich auch, um ihren Mitbürgern hilfreich zur Seite zu stehen, nicht wahr?“

„Selbstverständlich! Das ist mein vordringlichstes Anliegen“, behauptete Neumann im Brustton der Überzeugung.

„Das ist aber außerordentlich ehrenhaft von Ihnen“, meinte der Fremde mit einem seltsamen Lächeln.

Neumann trommelte mit der Hand auf den Tresen, denn er war ein sehr ungeduldiger Mann, dem das Gerede des Fremden zunehmend auf die Nerven ging. Und dabei hatte der Mann noch nicht einmal erwähnt, weshalb er überhaupt gekommen war.

Draußen wurde es bereits dunkel. Er hatte zwar bis zweiundzwanzig Uhr Dienst, erst dann würde Kurt Lehmann ihn ablösen und bis sechs Uhr morgens die Besetzung der Wache übernehmen. Doch die Zeit bis dahin wusste er weitaus angenehmer zu verbringen, als mit diesem seltsamen Fremden, der ihm irgendwie nicht so ganz geheuer war und ihm ein Unbehagen einflößte, für das es eigentlich gar keinen Grund gab.

Er musterte den sehr freundlichen und höflichen Unbekannten. Dabei fiel ihm die dunkle Brille auf, die dieser trotz des bereits fortgeschrittenen Tages trug.

Eine Sonnenbrille um diese Zeit?

Na ja, vielleicht litt der Mann unter einer Augenkrankheit oder einer Lichtallergie. So etwas sollte es ja häufiger geben.

Er sah sich den Fremden etwas genauer an. Viel war von dessen Gesicht unter dem weit vorspringenden Schirm der Baseballmütze nicht zu erkennen.

Die dunklen Gläser der Brille verbargen seine Augen, die blaue Kopfbedeckung seine Haare. Er war groß und schlank. Ansonsten war nichts Auffälliges an dem Besucher zu erkennen.

Was will dieser Mann von mir? Wieso kommt er nicht endlich mit seinem Anliegen heraus? Sucht er etwa nur Unterhaltung?

„Was kann ich für Sie tun, Herr …?“, fragte Theo Neumann auffordernd, wobei er ungeduldig die Papiere auf dem Tresen hin und her schob.

„Ich möchte Ihnen etwas zeigen“, erwiderte der Mann ohne auf die unterschwellige Frage nach seinem Namen einzugehen.

Er griff in seine Jackentasche.

„Und was wollen Sie mir zeigen?“, fragte Neumann.

„Das hier“, erwiderte der Fremde.

Er beugte sich zu dem Polizisten hinüber. Und bevor dieser wusste wie ihm geschah, presste er blitzschnell einen Elektroschocker so lange gegen Neumanns Hand, bis dieser ohnmächtig zu Boden sank.

Jetzt hatte es der Fremde eilig!

Er eilte hinter den Tresen, löste die Handschellen vom Gürtel des Bewusstlosen und fesselte diesen damit. Dann nahm er den Schlüssel für die Eingangstür vom Haken neben dem Tresen. Mit schnellen Schritten begab er sich zur Tür, schloss ab und schaltete das Licht aus.

„So, das hätten wir“, murmelte der Mann. „Und jetzt geht es dir Mistkerl an den Kragen.“

Er packte Neumann an den Füßen. Ächzend schleifte er den schweren Körper zu dem schmalen Flur, von dem einige weiß lackierte Türen abgingen. Vor der Tür zum Waschraum blieb er stehen und öffnete sie.

Er schien sich hier gut auszukennen.

Er zerrte den bewusstlosen Polizisten in den Raum hinein. Vor dem Waschbecken ließ er ihn liegen. Er schnaufte vor Anstrengung.

Verdammt ist der Kerl schwer!

Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, zog er eine Plastikschnur aus der Jackentasche und fesselte damit Neumanns Füße. Er sah auf die Uhr. Er hatte noch reichlich Zeit. Neumanns Ablösung kam erst um zweiundzwanzig Uhr wie er in Erfahrung gebracht hatte.

Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand.

Ihm war schwindlig. Seine Beine zitterten. Vor seinen Augen waberten feurige Kreise. Er tastete nach den Tabletten in seiner Jackentasche. Schließlich konnte er es sich nicht leisten, hier und jetzt schlapp zu machen.

Nachdem er das Medikament mit einem Schluck Wasser eingenommen hatte, fühlte er sich gleich besser. Geduldig wartete er darauf, dass Neumann aufwachte.

Nach einer Weile schlug Theo Neumann stöhnend die Augen auf.

„Wo, wo bin ich?“, lallte er benommen.

Der Fremde sah ihn stumm an.

„Wer sind Sie?“, fragte der Polizist und versuchte sich aufzurichten. Er stutzte, als er die Fesseln bemerkte.

„Was soll das? Was wollen Sie?“, fragte er eher verwundert als ängstlich. Sehr mitgenommen wirkte der massige Polizist nicht. Den Stromschlag schien er ziemlich schnell zu verkraften. Aber das war seinem Besucher nur recht.

„Ich werde Sie töten, Neumann“, erwiderte der Fremde gelassen.

Theo Neumann starrte ihn ungläubig an. „Mich wollen Sie töten? Einen Polizisten? Sind Sie verrückt geworden? Warum?

Hier ist absolut nichts zu holen, für das sich ein Mord lohnen würde.“

„Darum geht es mir nicht.“

„Worum geht es Ihnen dann? Was soll der Scheiß? Ich habe Ihnen nichts getan. Also gibt es auch nicht den geringsten Grund mir etwas anzutun. Ich kenne Sie ja noch nicht einmal“, stieß Neumann geradezu empört hervor.

„Sie irren sich Neumann. Ich habe sogar einen sehr guten Grund Ihnen das Lebenslicht auszublasen“, erwiderte der Fremde gelassen.

„Sie haben getötet. Sie sind ein schändlicher Mörder. Erinnern Sie sich?“

„Was reden Sie denn da für einen Unsinn? Was soll diese ungeheure Unterstellung? Ich bin Polizist. Ich habe niemanden getötet. Im Gegenteil! Ich beschütze die Menschen“, behauptete Neumann.

Der Fremde lächelte spöttisch.

„Erinnern Sie sich an die Zeit vor fünf Jahren? Na, fällt es Ihnen wieder ein? Sie waren sich so sicher, waren so fest davon überzeugt, für Ihre schändlichen Taten niemals zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Allerdings haben Sie sich getäuscht, denn mit mir haben Sie nicht gerechnet.

Und nun werden Sie meiner Rache nicht entgehen.“

Theo Neumann wurde kreidebleich als er begriff, wovon der Unbekannte sprach.

„Sie werden blass? Also haben Sie endlich erkannt, worum es hier geht. Sie haben sich zu früh gefreut, Neumann. Sie fühlten sich zu sicher. Doch Ihr Glück der Bestrafung entgangen zu sein, endet für Sie hier und jetzt“, versprach der Fremde kalt.

Der Polizist starrte den Mann an, dessen kalte Gelassenheit ihm plötzlich panische Furcht einflößte, eine Furcht wie er sie noch niemals zuvor verspürt hatte.

Denn mutig war Theo Neumann nur dann, wenn er einem hilflosen Gegner mit der Waffe in der Hand überlegen war. Doch jetzt überfiel ihn rasende Todesangst wie ein plötzliches Fieber.

Er war diesem Unbekannten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, erkannte er am ganzen Körper zitternd.

„Sie irren sich“, wimmerte er. Seine Kaltschnäuzigkeit war wie weggeblasen. Jetzt war er nur noch ein zitterndes Bündel panischer Furcht.

„Sagen Sie die Wahrheit, Neumann. Vielleicht überlege ich es mir dann und lasse Sie am Leben. Aber noch eine einzige Lüge und …“

„Bitte, tun Sie mir nichts“, winselte Neumann.

„Dann sprechen Sie.“

„Ich, ich wollte das alles nicht. Sie müssen mir glauben. Ich …“

Ein Tritt in die Rippen unterbrach abrupt sein verlogenes Gewinsel.

„Das war Ihre letzte Lüge“, sagte der Fremde kalt. Ruhig richtete er Neumanns Pistole, die er an sich genommen hatte, auf dessen Kopf.

„Zur Hölle mit Ihnen!“

„Nein! Nein! Ich erinnere mich. Ich sage alles.

Ja, ich war es. Aber ich hatte keine Wahl. Ich steckte damals in furchtbaren Schwierigkeiten. Trotzdem hätte ich niemals mitgemacht, wenn mich die anderen nicht dazu überredet hätten. Doch sie ließen mir keine Wahl. Ich kann wirklich nichts dafür.

Das müssen Sie doch einsehen!

Verstehen Sie doch!

Ich war völlig verzweifelt“, flehte er und Tränen rannen über sein feistes Gesicht.

„Sie lügen, sobald Sie den Mund aufmachen. Niemand musste Sie überreden. Das Gegenteil war der Fall. Sie waren mit Feuereifer dabei, denn es machte Ihnen Spaß. Und streiten Sie es gar nicht erst ab, denn ich weiß es aus absolut sicherer Quelle.“

Schlagartig versiegten Neumanns heuchlerische Tränen.

„Wer von den anderen hat geredet?“, stieß er seine Furcht vergessend wütend hervor. „Na, der kann sich auf was gefasst machen. Diesen Verräter mach ich platt. Der wird nie wieder jemanden verraten!“

Der Fremde musterte ihn abschätzig.

„Sie sind Abschaum, Neumann. Sie sind bis auf den Grund Ihrer kohlrabenschwarzen Seele verkommen. Sie ins Jenseits zu befördern ist wahrlich eine gute Tat, denn ohne Sie ist die Menschheit weitaus besser dran“, erklärte er angewidert.

„Sie machen einen schrecklichen Fehler“, winselte Neumann. „Mein Tod macht das Geschehene nicht ungeschehen. Aber Sie wird man schnappen. Und dann werden Sie für den Mord an einem Polizisten für eine sehr, sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern.

Ich rate Ihnen, sich das lieber sehr gut zu überlegen, bevor Sie einen so schrecklichen Fehler begehen“, versuchte Neumann sein schändliches Leben zu retten.

Der Fremde lachte amüsiert.

„Das Lachen wird Ihnen im Gefängnis schon sehr bald vergehen. Da freuen sie sich über knackige Kerle wie Sie“, knurrte Neumann, der seine Angst anscheinend überwunden hatte. Aber vielleicht glaubte er ja, der Mann vor ihm würde bluffen.

„Sie haben doch nicht die leiseste Ahnung“, erwiderte der Fremde noch immer lachend. „Ihre Sorge um mich ist wirklich rührend, jedoch unnötig, denn ich werde mit absoluter Sicherheit niemals ein Gefängnis von innen sehen.“

Neumann starrte ihn verständnislos an.

„Ach, wissen Sie, Neumann, Ihre Dummheit und Unwissenheit ist wahrlich nicht zu überbieten. Mir ist schon klar, dass Sie sich niemals diesen perfiden Plan hätten ausdenken können. Diesen unmenschlichen Einfall, der Ihren damaligen Coup so abscheulich macht. Sie sind viel zu beschränkt, viel zu dumm, um so etwas zu planen.

Nein, Sie waren nur für die Drecksarbeit zuständig. Für die Planung bedurfte es intelligenterer Beteiligter, klügerer Köpfe, Anführer, die aus dem Hintergrund agierten.“

„Bitte, verschonen Sie mich. Ihnen habe ich doch nichts getan. Geben Sie mir eine Chance. Es soll Ihr Schaden nicht sein. Ich habe Geld. Sie können es haben. Aber lassen Sie mich am Leben.

Sie haben ja recht. Geplant haben es die anderen. Ich war nur ein einfacher Mitläufer der sich von denen zu dem Coup überreden ließ.

Außerdem ist das alles doch schon einige Jahre her. Das interessiert doch heute niemanden mehr“, versuchte Neumann den Fremden zu überreden.

„Sie irren sich, Neumann. Mich interessiert das sogar sehr.“

„Aber wieso plötzlich nach dieser langen Zeit?“

„Mag sein, dass für Sie seit damals viel Zeit vergangen ist. Für mich jedoch keineswegs. Nein, Neumann, ich verschone Sie nicht. Ich töte Sie“, erwiderte der Fremde kühl.

„Aber warum? Wer sind Sie? Was haben Sie mit der damaligen Sache zu tun? Für wen oder für was wollen Sie sich eigentlich rächen?“, fragte Neumann im Moment eher verwundert als ängstlich.

„Ich habe gute Gründe“, erwiderte der Unbekannte. Lächelnd ging er zum Waschbecken und stöpselte den Ablauf zu; dann drehte er den Wasserhahn auf.

Neumann beobachtete ihn verwundert.

Was hat der Mann vor?

„Sie fragen sich, was das soll?“, deutete dieser Neumanns Blick richtig. „Ich habe mir überlegt, welche Tötungsart für einen Mörder wie sie am angemessensten ist. Und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass zu ertrinken genau das Richtige für ein so skrupelloses, verkommenes Subjekt wie Sie eines sind ist. Eine Kugel wäre für Sie viel zu schade.

Erschießen werde ich Sie also nicht.“

Und als er Hoffnung in Neumanns Augen aufblitzen sah, fuhr er lächelnd fort:

„Ich werde Sie im Waschbecken ertränken.“

Da begann Neumann sich wie verrückt in seinen Fesseln zu winden.

„Stellen Sie sich nicht so an. Mit Wasser kennen sie sich doch aus. Vor fünf Jahren war es für Sie doch sehr wichtig, um einem unschuldigen Menschen den Tod zu bringen. Doch dieses Mal sind die Karten gerechter verteilt. Diesmal werden Sie derjenige sein, der dem Wasser nicht entkommt“, erklärte der Fremde.

Er ging zum Waschbecken und stellte den Wasserzufluss ab. Dann drehte er sich zu Neumann um. Stumm sah er ihm eine Weile bei seinen sinnlosen Befreiungsversuchen zu. Als es ihm zu viel wurde, trat er neben ihn.

„Hören Sie sofort auf mit diesem sinnlosen Theater“, verlangte er scharf.

Neumann starrte ihn an.

„Sie möchten doch gerne wissen, wer ich bin und weshalb ich mich an Ihnen und Ihren Komplizen rächen will, nicht wahr?“

Neumann hatte seine nutzlosen Versuche sich der Fesseln zu entledigen eingestellt. Aus blutunterlaufenen Augen starrte er den Fremden regungslos an.

„Soll ich Sie lieber auf der Stelle umbringen? Oder soll ich Ihnen mein kleines Geheimnis verraten?“

Neumann nickte hastig. Zu sprechen vermochte er nicht, denn Todesangst schnürte ihm die Kehle zu.

„Also gut, ich will mal nicht so sein“, sagte der Fremde lächelnd. Er beugte sich zu dem Todgeweihten runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

Neumann wurde kreidebleich. Er versuchte etwas zu sagen, kam jedoch nicht mehr dazu. Denn in diesem Moment presste ihm der Unbekannte den Elektroschocker an den Hals.

Als der Polizist sich nicht mehr regte, zerrte er ihn so weit hoch, dass er das Gesicht des Bewusstlosen ins Wasser drücken konnte.

Neumann zappelte, ob von dem Stromstoß oder vom Ertrinken war nicht gewiss, jedenfalls hielt der Fremde ihn bis zuletzt eisern fest.

Es dauerte nicht sehr lange.

Als es vorbei war, trocknete der Mörder Kopf und Gesicht des Toten mit einem neben dem Waschbecken hängenden Tuch ab. Er zog den Stöpsel aus dem Waschbecken. Dann schleifte er den Toten an den Füßen wieder zurück in den Wachraum.

Hier stemmte er Neumann keuchend hoch und setzte ihn auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Danach fixierte er den Körper des Toten mit einem weiteren Strick aus seinen unergründlichen Taschen, so dass er nicht zu Boden stürzen konnte.

Nachdem er alles zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte, löste er die Fußfesseln des Getöteten und steckte sie ein. Er schloss die Handschellen auf und hängte sie zurück an Neumanns Gürtel.

Danach schloss er die Eingangstür zum Wachraum wieder auf, hängte den Schlüssel an den dafür bestimmten Haken und schaltete das Licht wieder an. Nach einem letzten Blick öffnete er die Tür und trat hinaus auf die um diese Zeit menschenleere Straße.

Er zog die dünnen Handschuhe aus, die er die ganze Zeit über angehabt hatte und steckte sie ebenfalls in seine Jackentasche. Der erste Schuldige hat seine verdiente Strafe erhalten, dachte er zufrieden.

Er straffte die Schultern und ging mit ruhigen Schritten davon.

DIE DROHUNG

Carola Carlsen unterbrach für einen Moment ihre Arbeit. Sie war gerade bei der Herstellung einer Rezeptur für eine Kundin und das bedurfte ihrer vollen Konzentration. Doch dieses kleine schwarze Telefon lenkte sie irgendwie ab. Nachdenklich betrachtete sie es.

In dunkelblaues Papier eingepackt, hatte es in einem kleinen braunen Kästchen morgens auf ihrer Fußmatte gelegen.

Das Päckchen hatte keinen Absender, nur ein dem Inhalt beigefügtes Kärtchen, welches vor ihr auf dem Arbeitstisch lag. Noch einmal las sie die darauf stehenden Worte:

ERINNERE DICH!

Sie wusste weder an was sie sich erinnern sollte noch wer ihr das Päckchen vor die Tür gelegt haben könnte. Doch seitdem sie es gefunden hatte, begleitete sie ein Gefühl drohender Gefahr. Allerdings war dieses beunruhigende Gefühl ihrer Überzeugung nach völlig unbegründet.

Also sperrte sie es kurzentschlossen in die hinterste Schublade ihres Gedächtnisses weg, um sich wieder ihrer Arbeit zuzuwenden.

Doch zu ihrem Erstaunen drängte sich unvermittelt eine Erinnerung aus der Vergangenheit hervor, die sie fast vergessen hatte. Und wieso auch nicht, schließlich war das alles ja schon eine Ewigkeit her. Aber wieso behelligte diese Erinnerung sie ausgerechnet jetzt?

Hatte vielleicht dieses Miniaturtelefon etwas damit zu tun?

Dabei war sie von der Überzeugung ausgegangen, diese unerquicklichen Gedanken für alle Zeiten in den tiefsten Bereich ihres Gedächtnisses verbannt zu haben, denn das damalige Geschehen hatte nichts mit ihrem heutigen Leben zu tun. Sie wollte diese Sache unbedingt vergessen, war nicht bereit auch nur eine einzige Sekunde daran zu verschwenden.

Es war vorbei!

Sie bereute nichts!

Doch Erinnerungen können manchmal außerordentlich hartnäckig sein.

Das Klingeln des Telefons holte Carola abrupt aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurück. Irritiert starrte sie auf den Stößel in ihrer Hand und dann auf den kleinen dickwandigen Mörser vor sich auf dem Arbeitstisch.

Sie hasste es, bei der Arbeit gestört zu werden.

Doch das Telefon kümmerte sich nicht darum und läutete weiter.

Genervt nahm Carola den Hörer ab.

„Falkental Apotheke. Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, meldete sie sich ein wenig ungehalten.

„Spreche ich mit Carola Carlsen?“, fragte eine dumpfe Stimme, die der Apothekerin Schauer des Unbehagens über den Rücken jagten.

„Am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte Carola.

„Hast du mein Päckchen erhalten?“

„Sprechen Sie von dem kleinen Telefon?“

„So ist es.“

„Ja, ich habe es erhalten. Was soll ich damit?“

„Es soll dir helfen, dich zu erinnern.

Bis dahin werde ich dein unsichtbarer Schatten sein, so lange, bis du bereust und es an der Zeit ist, dein Leben zu beenden. Aber bevor es soweit ist, werde ich dich ruinieren und dir alles nehmen, an dem dein berechnendes Herz hängt“, erwiderte der Anrufer kalt.

„Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir“, stieß Carola hervor.

„Du hörst bald wieder von mir“, versprach der Anrufer und legte auf.

„Was war das denn?“, murmelte Carola Carlsen verwirrt. Sie starrte auf das Telefon als würde sie dort eine Antwort finden.

Was sollte dieser Anruf?

Bereuen? Was sollte sie denn bereuen?

Sie hatte doch niemandem etwas Böses angetan. Und was sollte diese Drohung bedeuten, irgendwann ihr Leben zu beenden?

Welchen Grund könnte jemand haben, sich ihren Tod zu wünschen?

Sie führte ein ruhiges Leben wie Millionen anderer Menschen auch. Sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, sondern half den Menschen in ihrer Funktion als Apothekerin, soweit dieses möglich war.

Nein, sie hatte sich wahrlich nichts vorzuwerfen.

Ich bin ein wichtiges und angesehenes Mitglied der Gesellschaft und werde nicht zulassen, dass dieser Anrufer meinem Ansehen schadet.

Ich lebe nicht im Überfluss, habe keine Schulden, bin zwar gut situiert, jedoch keineswegs reich. Und die Apotheke gehört mir und sichert mein Auskommen und auch noch ein bisschen mehr, dachte sie zufrieden.

Als Mitglied mehrerer gemeinnütziger Organisationen spendete Sie für Bedürftige, war erfolgreich, beliebt und recht angesehen.

Ja, sie hatte sich in Falkental ein gutes Leben und eine einträgliche Existenz aufgebaut, die sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln schützen würde.

Feinde hatte sie keine, jedenfalls hatte sie das bislang angenommen. Allerdings hatte sie sich darin wohl anscheinend geirrt.

Und dann dieser Hinweis auf das kleine Telefon.

Was sollte das?

An was sollte es sie denn erinnern?

Die hochgewachsene, schlanke Apothekerin mit den meerblauen Augen strich sich nachdenklich eine blonde Haarsträhne aus dem schmalen Gesicht.

Was hatte der Anrufer damit gemeint, er würde von jetzt an ihr Schatten sein?

Sie erschrak.

Hatte sich etwa ein Stalker an ihre Fersen geheftet? Konnte das sein? Aber wer sollte so etwas tun? Schließlich war sie nur eine einfache Apothekerin und kein Pop Star.

Na und? Stalker tummeln sich quer durch alle Gesellschaftsschichten, nehmen nicht nur Reiche oder Berühmtheiten aufs Korn. Oftmals sind es sogar ehemalige Freunde, Gefährten oder Liebhaber. Jeder kann auf eine solche Idee kommen. Jeder! , flüsterte ein leises Stimmchen hinter ihrer Stirn.

„Aber ich wüsste niemanden, der so etwas tun würde“, flüsterte Carola. „Doch selbst wenn, würde ich mich auf gar keinen Fall verrückt machen lassen. Ich fürchte mich nicht vor ihm, darauf kann dieser Verrückte lange warten.“

Wer immer mich auch bedroht, ich lasse mir etwas einfallen, um mich seiner Nachstellungen zu erwehren.

„So leicht lasse ich mich nicht in die Defensive drängen. Dieser Kerl wird es noch bitter bereuen, sich mit mir angelegt zu haben. So leicht kann man mir keine Angst einjagen“, versprach sie selbstsicher und eiskalt.

Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Furcht verspürte sie nicht.

Noch nicht!

DAS GESCHENK

Der Immobilienmakler Jacob van Dyck klappte die Ledermappe zu, in die er soeben den mit dem Autohändler Stephan Heimbach geschlossenen Vertrag gelegt hatte. Endlich war er dieses Mietshaus in Eimsbüttel losgeworden, für das er schon viel zu lange einen Käufer suchte.

Aber jetzt hatte es ja geklappt. Er war zufrieden.

Gar nicht dumm von dem Mann. Dieser Heimbach war schlauer, als die vorherigen Interessenten, die nur an das Haus und nicht an die Lage des Grundstücks gedacht hatten, weil sie sofort Mieteinnahmen abschöpfen wollten.

Anfangs hatte er sich selbst für das Objekt interessiert. Aber dann war ihm der Aufwand zu groß gewesen, besonders zeitlich. Den Preis hätte er sicherlich noch drücken können, wenn er es gekauft hätte, denn der Verkäufer benötigte dringend Geld.

Aber so war es ihm lieber.

Vermutlich würde Heimbach das alte Gebäude abreißen und dafür ein modernes, mit schicken Eigentumswohnungen bauen lassen. Bei der günstigen Lage, würde ihm das einen satten Gewinn einbringen.

Aber um das zu realisieren, musste er die Mieter erstmal rauskriegen. Und das würde bei der derzeitigen Wohnungsknappheit nicht einfach sein. Allerdings hatte Heimbach auf ihn nicht den Eindruck eines besonders rücksichtsvollen Menschen gemacht, von Mitleid ganz zu schweigen.

Der Autohändler war eiskalt, er würde sein Vorhaben gegen jeden Widerstand durchziehen, da war sich van Dyck absolut sicher.

Aber das ging ihn nichts an.

Ihn interessierte einzig der Vertrag, den er endlich unter Dach und Fach gebracht hatte. Nur das war für ihn wichtig. Was mit den Mietern passierte, das war ihm sowieso egal. Sollten sie doch sehen, wo sie unterkamen. Seine Sorge war das nun wirklich nicht.

Er kassierte eine saftige Provision und nur das alleine zählte.

Deshalb hatte er ja auch vom Kauf dieses Objekts Abstand genommen. Er hatte keine Lust gehabt, sich mit den Mietern rumzuärgern. Unter Umständen vielleicht sogar noch zu prozessieren, was einen Baubeginn auf unbestimmte Zeit hinauszuzögern vermochte.

Nein, da gab es weitaus günstigere Möglichkeiten Gewinne zu erzielen. Zwar wünschte er es Heimbach nicht, aber der Ärger war vorprogrammiert. Und reichlichen Ärger würde es geben, das war doch sonnenklar.

Wahrscheinlich würde Heimbach versuchen, die Leute mit Geld aus ihren Wohnungen zu verscheuchen. Sollte das jedoch nicht gelingen, würde er wohl zu Drohungen, vielleicht auch zu gewalttätigen Maßnahmen greifen. Heimbach ging es um Profit, was van Dyck sehr gut nachempfinden konnte.

Eine andere Möglichkeit konnte sein, das Haus abzufackeln, zuzutrauen wäre es Heimbach. Diese Autohändler waren doch alle Schlitzohren.

Wenn dieser es geschickt anstellte, und das würde er mit Sicherheit, dann konnte er bei einem solchen Vorgehen unter Umständen sogar noch die Versicherungssumme kassieren.

Sehr clever, dachte van Dyck, obwohl mir das ganze Theater zu aufwendig wäre. Das Elend und die Verzweiflung der Mieter, die alles verlieren würden, interessierten einen so gewissenlosen Egoisten wie den Immobilienmakler natürlich nicht.