Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft - Nina Bellem - E-Book
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Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft E-Book

Nina Bellem

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Beschreibung

Seit der Auftrag der Special Unit Serpent fehlgeschlagen ist, wird Kona von Schuldgefühlen gequält - etwas, was nicht zu dem sonst so sorglosen Sonnyboy passen will. Trotz allem geht es für ihn und die Jungs der Special Unit nach Hawaii, wo sie Rileys und Killians Hochzeit feiern wollen. Kona wird von seiner besten Freundin Michaela begleitet. Er will ihr dort endlich seine Gefühle gestehen. Wird er damit ihre Freundschaft aufs Spiel setzen?

Auf Hawaii wird Kona mit seiner Vergangenheit konfrontiert und findet ausgerechnet dort eine Spur, die sie endgültig zu Serpent führen könnte. Doch der hat einen Plan, der sie alle in tödliche Gefahr bringt.

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Kapitel 1: Michaela

Kapitel 2: Kona

Kapitel 3: Michaela

Kapitel 4: Kona

Kapitel 5: Michaela

Kapitel 6: Kona

Kapitel 7: Michaela

Kapitel 8: Kona

Kapitel 9: Michaela

Kapitel 10: Kona

Kapitel 11: Michaela

Kapitel 12: Kona

Kapitel 13: Michaela

Kapitel 14: Kona

Kapitel 15: Michaela

Kapitel 16: Kona

Kapitel 17: Mika

Kapitel 18: Kona

Kapitel 19: Michaela

Kapitel 20: Kona

Kapitel 21: Michaela

Kapitel 22: Kona

Kapitel 23: Michaela

Kapitel 24: Kona

Epilog: Hannibal

Danksagung

Weitere Titel der Autorin

Special Unit Serpent – Tödliches Verlangen

Special Unit Serpent – Gefährliche Sehnsucht

Über dieses Buch

Seit der Auftrag der Special Unit Serpent fehlgeschlagen ist, wird Kona von Schuldgefühlen gequält – etwas, was nicht zu dem sonst so sorglosen Sonnyboy passen will. Trotz allem geht es für ihn und die Jungs der Special Unit nach Hawaii, wo sie Rileys und Killians Hochzeit feiern wollen. Kona wird von seiner besten Freundin Michaela begleitet. Er will ihr dort endlich seine Gefühle gestehen. Wird er damit ihre Freundschaft aufs Spiel setzen?

Auf Hawaii wird Kona mit seiner Vergangenheit konfrontiert und findet ausgerechnet dort eine Spur, die sie endgültig zu Serpent führen könnte. Doch der hat einen Plan, der sie alle in tödliche Gefahr bringt.

Über die Autorin

Nina Bellem wurde im tiefsten Ruhrgebiet geboren, aber es zog sie schon bald an andere Flecken der Erde. Nach Aufenthalten in Ostasien und Amerika hat es sie wieder zurück in die Heimat gerufen, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann und jeder Menge Reiseführer lebt und als Lektorin und Autorin arbeitet.

NINA BELLEM

Dunkle Leidenschaft

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Anna-Lena Meyhöfer

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de

unter Verwendung von Motiven von © AKaiser;  Lustra Frisk;  Deni_Sugandi; Roman Kosolapov/shutterstock

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7325-9544-0

be-ebooks.de

lesejury.de

Für den Mann, der mir den Mond vom Himmel geholt hat

Kapitel 1

Michaela

»Bist du dir sicher, dass du einen Abschluss vom MIT hast?«

Gerade weiß ich nicht, ob ich das wirklich glauben soll. Kona – oder besser gesagt, Sterling Rutherford der Dritte – ist einer der intelligentesten Menschen, die ich kenne. Er rechnet die Primzahl von fünfstelligen Zahlen aus, ist ein Zauberer am Computer und sieht, nebenbei bemerkt, auch noch wie ein junger Gott aus. Ein sonnengebräunter, blonder junger Gott, der direkt aus Hawaii hergesurft zu sein scheint, aber das ist nur ein unbedeutendes Detail.

Doch trotz allem schafft es diese Intelligenzbestie, ihren Rucksack zu verlegen.

»Was soll das denn heißen?«, knurrt Kona gespielt, während er sich durch die Tiefen seines Schrankes wühlt.

Ich sitze vor dem überdimensionalen Bett in seinem Loft und schaue darunter nach, ob das gute Stück irgendwo zu finden ist. Das gesamte Schlafzimmer – das heißt, der abgetrennte Bereich, in dem er schläft – ist förmlich überflutet von Klamottenbergen, Tauchequipment, Dosen mit Wachs für die diversen Surfboards, die an der Wand hängen, und anderen Dingen, von denen ich nicht einmal genau sagen kann, ob sie zu einem Computer oder doch zu irgendeiner Art von Wassersportgerät gehören. Als ich hier ankam, musste ich mir beim Betreten des Schlafzimmers förmlich einen Weg durch die Hügel bahnen.

»Das soll heißen, dass ich nicht verstehen kann, wie man ein solcher Chaot und gleichzeitig ein Genie sein kann«, erwidere ich und streiche mir einige Strähnen aus dem Gesicht.

Wenigstens muss ich mich nicht durch eine Herde Wollmäuse kämpfen. Er mag chaotisch sein, aber wenigstens macht er regelmäßig sauber.

»Wenn ich gewollt hätte, dass ich bei der Suche anstelle von Hilfe eine Standpauke bekomme, hätte ich meine Mom angerufen.« Er grinst breit und wirft mir ein T-Shirt an den Kopf.

Es ist frisch, ich kann deutlich das Waschmittel riechen, das für mich mit zu Konas Duft gehört. Es riecht wie der Wind im Sommer, und ich ertappte mich dabei, wie ich noch einmal tief einatme, bevor ich mir das Shirt vom Kopf pflücke und es in Konas Richtung pfeffere. Es verfehlt seinen Kopf und prallt unbeachtet an seinem breiten Rücken ab, denn er hat sich längst wieder umgedreht, um weiterzusuchen.

»Warum muss es denn unbedingt dieser Rucksack sein?«, hake ich nach und krabble unter dem Bett hervor.

Auf dem Bett ist nicht mehr viel Platz, aber ich schiebe einfach einen Haufen Shorts beiseite und mache es mir an der Stelle gemütlich. »Hast du keinen Koffer?«

»Koffer sind was für Spießer.« Kona fährt sich mit der Hand durch sein goldblondes Haar, durch das ich am liebsten auch einmal fahren würde, und winkt mich zu sich. »Nicht faul herumsitzen, Ma’am. Da vorne sind noch drei Schränke, die bisher niemand durchsucht hat.«

»Du hast mich gerade nicht wirklich Ma’am genannt!«

»Hab ich. Und ich würde es jederzeit wieder tun. Also los, schieb deinen Hintern da rüber, und fang an zu suchen.«

Dieses Mal werfe ich ein Kissen nach ihm, aber bevor er es mir heimzahlen kann, verschwinde ich schnell hinter einer der offenen Schranktüren, um weiter nach Konas Rucksack zu suchen.

»Du weißt, dass wir in spätestens einer halben Stunde zum Flughafen müssen?«, frage ich, nachdem ich den halben Schrank durchwühlt habe.

»Und du wunderst dich, warum ich dich Ma’am nenne.«

Ich zucke zusammen und wirble herum. Kona steht plötzlich hinter mir; ich habe nicht bemerkt, dass er näher gekommen ist. Aber als ich mir seiner Anwesenheit bewusst geworden bin, kann ich sie nicht mehr ignorieren.

Seit wir uns kennengelernt haben, passiert das immer wieder. Anfangs war es nur Konas Duft, der mir auffiel, dann seine grünen Augen, dann die Muskeln, die sich unter seiner sonnengebräunten Haut so deutlich abzeichnen, dann das Grübchen im Kinn ...

Wann genau es passiert ist, dass mir diese Kombination aus Sportlichkeit und Köpfchen den Puls schneller rasen lässt, weiß ich nicht mehr. Wir haben uns schon immer gut verstanden, vor allem, weil wir viel miteinander lachen können, aber ab irgendeinem Augenblick änderte es sich, und allein seine Nähe reicht aus, damit mein Herz wie verrückt klopft. Seitdem versuche ich zu vermeiden, ihm zu nahe zu kommen.

Nicht, weil er mir nicht gefällt.

Nicht, weil ich möglicherweise zu schüchtern wäre.

Oh, nein.

Im Gegenteil.

Seit meiner Jugend hatte ich nie Probleme, männliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Meine Mutter und Mutter Natur haben mich mit einem Körper ausgestattet, der Blicke auf sich zieht, ob ich das nun will oder nicht.

Mit den Jahren habe ich gelernt, diese Blicke einzuschätzen, manchmal habe ich sie auch ausgenutzt, entweder weil ich einfach Lust auf Sex hatte oder um mir durch einen kleinen Flirt einen Vorteil zu verschaffen, beispielsweise, wenn der Kellner im Restaurant etwas Motivation brauchte, um mir endlich einen Tisch zu geben.

Ich bin nicht stolz darauf, aber wenn man mehrere Jahrzehnte lang nur als Sexobjekt oder schmückendes Beiwerk angesehen wird, wird man vielleicht etwas zynisch.

Ich liebe meinen Körper. Aber viele Menschen beurteilen mich nur nach dem, was sie sehen. Manche bilden sich ein Urteil über mich, weil meine Haut dunkler ist als die mancher, andere, weil ich Kleidung trage, die Stil hat, aber dennoch nicht mit Sexappeal geizt.

Mir haben schon Frauen zwei Minuten, nachdem wir einander vorgestellt wurden, offen ins Gesicht gesagt, dass sie mich für ein Flittchen halten und dass ich mich von ihrem Mann fernhalten soll, und Männer, die ich überhaupt nicht kannte, haben mir die Schlüsselkarte für ihr Hotelzimmer in die Hand gedrückt.

Niemand interessiert, dass ich mich an der Uni gequält habe, um als Anwältin in New York arbeiten zu können, dass ich bei einer der angesehensten Kanzleien der Stadt angestellt bin oder dass meine Erfolgsquote höher ist als bei zwei Dritteln meiner Kollegen. Alles, was sie sehen, sind die Brüste, der Hintern, das maßgeschneiderte Kostüm und die Hautfarbe.

Zumindest war es lange Zeit so, bis ich Kona kennengelernt habe. Er kam mit Killian, dem Verlobten meiner Freundin Riley, in mein Leben, und wir verstanden uns sofort gut. Ich habe immer darauf gewartet, dass er den Blick aufsetzt, der, den Männer oft haben, wenn sie mich mustern und ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben steht, woran sie gerade denken, aber bis heute habe ich ihn nie bei Kona gesehen.

Und ich muss zugeben, dass er mir, ausgerechnet bei meinem besten Freund, irgendwie, nur ein ganz kleines bisschen fehlt. Aber nie hat Kona mich so angesehen. Nicht einmal wenn wir beim Netflix-Abend gemeinsam auf der Couch sitzen und ich mich bei ihm anlehne, einfach, weil es gemütlicher so ist, hat er mich jemals auf diese Weise betrachtet. Und auf eine Art bin ich dankbar dafür.

Nur manchmal, wenn wir so nah beieinanderstehen wie jetzt, kann ich spüren, wie die Luft sich auflädt und sich die Härchen auf meinen Armen aufrichten. Keiner von uns beiden wagt es dann, dem anderen in die Augen zu sehen, denn wir beide ahnen, was passieren wird, wenn wir es tun. Und das will ich nicht. Nicht, wenn ich endlich einen Freund gefunden habe, der mich ansieht wie ein Mensch, nicht wie ein Spielzeug für Erwachsene. Auch wenn ein ganz kleiner Teil von mir sich manchmal mehr erhofft.

Kona und seine Freunde von der Special Unit Serpent haben Rileys Leben auf mehr als nur eine Weise durcheinandergewirbelt, aber sie könnte nicht glücklicher sein. Ihre und Killians Hochzeit auf Hawaii soll dieses Glück vollkommen machen, und genau diese Hochzeit ist auch der Grund, warum wir gerade wie besessen diesen Rucksack suchen, denn ohne den will Kona einfach nicht verreisen.

Er steht noch immer so nah hinter mir, dass ich seine Nähe wie eine Decke spüren kann, die mich umhüllt. Mir wird warm, und ich merke, dass ich beginne, nervös zu werden. Ausgerechnet ich, Michaela Wendham, der man den Spitznamen »Eiskönigin des Gerichtssaals« gegeben hat. Ich bin knallhart, mich macht nichts nervös.

Außer dieser Mann.

»Vielleicht ist er ...?«, beginne ich, drehe mich zu schnell um und verfange mich mit dem Fuß an einem Hosenbein, das aus dem Schrank hängt. Auch wenn ich meine High Heels an der Tür habe stehen lassen, bin ich nicht besonders sicher auf den Beinen, ich schwanke, verliere das Gleichgewicht und sehe schon, wie mir der Boden entgegenkommt ... als mich zwei starke Arme um die Taille packen und auffangen.

»Mika, alles okay?«

Ich habe das Gefühl, all meine Sinne sind plötzlich in Habachtstellung, und für eine Sekunde kann ich nicht genau sagen, was gerade passiert. Konas Nähe breitet sich aus, hüllt mich ein, und ich glaube, ihn etwas sagen zu hören, aber alles, was ich sehe, ist seine starke Brust direkt vor meinen Augen, und alles, was ich höre, ist das Rascheln seines Shirts auf seiner Haut. Die Wärme seines Körpers überträgt sich auf meinen. Als ich es wage, den Blick zu heben, und in seine grünen Augen blicke, entlädt sich ein lange angekündigtes Gewitter in einem langen, grellen Blitz.

»Ist alles okay?«

Seine Stimme ist leise, ein wenig heiser, und keine Sekunde lang nimmt er den Blick von mir. Ich kann Sorge darin lesen, aber noch etwas anderes, etwas, was ich nur allzu gut kenne, weil es schon seit Monaten in mir schlummert, weil ich den Zwilling dieses Verlangens in mir trage, der sich verzweifelt an die Oberfläche zu graben versucht.

»Ja«, höre ich mich selbst wie aus weiter Ferne sagen, aber genauso gut hätte ich die dritte binomische Formel aufsagen können. Es hätte keinen Unterschied gemacht. Was unsere Blicke sagen, ist wichtiger, ist das Einzige, was gerade zählt.

Kona hält mich noch immer in seinen Armen, stark, sicher, und ich habe das Gefühl, das mir nichts und niemand auf dieser Welt etwas anhaben kann, solange ich genau hier, in seinen Armen, liege. Sanft zieht er mich höher, näher zu seinem Körper, näher zu sich, näher zu seinen Lippen, die so weich, so verführerisch aussehen, dass ich mich unwillkürlich in seinen Arm kralle, um mich zurückzuhalten. Wir sollten ...

Ein schriller Ton reißt uns aus dem Moment, und ich brauche einen Augenblick, um zu begreifen, dass er von meinem Handy kommt.

Kona blinzelt und stellt mich sanft wieder auf die Füße.

»Du solltest da rangehen«, sagt er, und seine Stimme ist kaum mehr als ein heiseres Kratzen.

Ich nicke fahrig, schiebe mir die verirrten Haarsträhnen, die sich in mein Gesicht geschmuggelt haben, zurück und laufe rasch zum Bett, auf dem sich meine Handtasche und damit auch mein Handy befindet. Als ich den Namen auf dem Display lese, bin ich fast versucht, den Anruf gleich wieder wegzudrücken, gehe aber doch ran.

»Hey, Clive.«

Der Mann am anderen Ende der Leitung räuspert sich, und ich kann förmlich vor mir sehen, wie er die Schultern strafft und ein geschäftsmäßiges Lächeln aufsetzt, ehe er sagt: »Hey, Babe. Gut, dass ich dich noch erwische.«

Das lässt nichts Gutes ahnen.

»Warum?«, frage ich und mache mir gar nicht erst die Mühe, zu versuchen, das Misstrauen in meiner Stimme zu verbergen. »Was ist denn los?«

»Ich habe einen wahnsinnig wichtigen Kunden, der eine Beratung für seine Fonds bei uns braucht. Es dauert leider länger ...«

»Heißt das, du fährst nicht mit?«, unterbreche ich ihn, und bin mir dabei nicht sicher, ob ich Enttäuschung oder Erleichterung empfinde. Manchmal ähneln sich diese Gefühle überraschenderweise.

»Doch, doch. Den Trip nach Hawaii werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Aber ich fürchte, du musst doch ein Flughafentaxi nehmen. Wir treffen uns dann direkt am JFK.«

Clive hat heute Morgen, bevor er gegangen ist, etwas von einem wichtigen Kunden gesagt. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass es so kommen würde, aber aus irgendeinem Grund bin ich doch überrascht. Die Zeit, die wir uns in der Woche sehen, kann ich an einer Hand abzählen.

»Machen wir. Bis dann«, murmele ich und lege auf, ohne auf eine Erwiderung von ihm zu warten.

Kona steht mit verschränkten Armen vor dem Bett und mustert mich. »Clive?«, fragt er, aber es klingt mehr wie eine höfliche Floskel als eine echte Frage.

Ich werfe das Handy aufs Bett und verziehe das Gesicht. »Wir fahren nicht zusammen. Er kommt später nach.«

Kona lässt sich neben mich fallen und zieht mich an sich. Ich lehne den Kopf gegen seine Schulter.

»Warum macht mich das jetzt traurig?«

»Weil du gerne mit ihm zusammen gefahren wärst«, antwortet er und streicht mir sacht über die nackte Schulter. »Du freust dich auf den Trip mit ihm.«

»Wahrscheinlich ist es nur eine Ausrede, weil er fremdgeht«, murmele ich bitter.

»Wer würde denn bitte fremdgehen, wenn er mit dir zusammen ist?« Kona sieht mich an, aber da ist kein Feixen in seiner Stimme, wie sonst so oft, sondern nur ehrliche Verblüffung.

»Du hast wahrscheinlich recht«, werfe ich rasch ein, damit er nicht noch merkt, wie ernst meine Befürchtung ist.

»Eigentlich dämlich.« Ich ziehe die Schultern hoch, spüre die Gänsehaut, die meinen Körper, ausgelöst durch seine Berührung, überzieht. »Es ist ja nicht einmal ein richtiger Trip. Wir sind wegen Rileys und Killians Hochzeit da.«

»Die beiden heiraten ja nicht die ganzen vier Tage über.« Er grinst. »Und es ist Hawaii. Da wird doch bestimmt ein bisschen Zeit für Romantik sein.«

»Clive ist nicht so der romantische Typ.«

»Weiß er, dass ein Banker ohne romantische Ader ein Klischee ist?«

Ich muss prusten und richte mich auf. »Wahrscheinlich nicht, aber ich weise ihn gerne darauf hin.«

Kona stupst mir sanft mit der Hand gegen das Kinn. »Ich liebe dieses Lächeln.«

Ich erstarre förmlich und kann ihn nur anstarren.

Weiß er, was er da gerade gesagt hast? Hat der Kerl eigentlich irgendeine Ahnung, was er mit solchen Worten in mir auslöst?!

Kona sieht mich an, plötzlich werden seine Augen groß, und er springt auf. Verdattert sehe ich ihm nach, aber kurze Zeit später kommt er schon wieder ins Schlafzimmer gestürmt und hält seinen Rucksack in die Höhe.

»Im Computerraum! Da hätte ich auch gleich draufkommen können.«

Eines Tages werde ich den Typen umbringen.

Kapitel 2

Kona

Es dauert nicht lang, bis ich Michaela davon überzeugt habe, mit mir zu fahren. Einfach weil es blödsinnig ist, dass sie sich extra ein Taxi ruft, wenn ich doch sowieso zum Flughafen fahre. Dass ich dadurch ein bisschen mehr Zeit mit ihr allein habe, bevor Clive, der Banker, wieder mit an Bord ist, muss ich ja niemandem erzählen.

Nicht dass ich ihr vorschreiben will, mit wem sie zusammen sein soll. Wenn es unbedingt ein geleckter Banker aus dem Financial District sein muss, werde ich ihr bestimmt nicht reinreden, solange der Blödarsch sie nur glücklich macht. Aber besonders gut scheint er darin nicht zu sein, zumindest nicht im letzten Monat. Sie wirkt immer öfter deprimiert, wenn sie von ihm spricht, und es kommt immer häufiger vor, dass sein Name gar nicht mehr fällt, wenn wir miteinander reden.

Eigentlich stört mich das nicht so sehr, meinetwegen kann Clive seine Bundfaltenhosen und Sakkos packen und sich verziehen, aber ich weiß, dass es Mika das Herz brechen würde, darum nehme ich seine Anwesenheit in Kauf, auch wenn das heißt, dass ich mir eine Woche lang auf Hawaii ansehen muss, wie die beiden herumturteln.

Immerhin kann ich mir eine Auszeit nehmen, wenn ich meine Familie besuche. Ich bin nicht oft in der Heimat, und wenn ich jetzt schon da bin, will ich wenigstens einmal bei ihnen vorbeischauen. Vielleicht kann ich dort auch meine Gedanken sortieren.

In Mikas Nähe kann ich mich nie konzentrieren, mein Gehirn setzt einfach aus, und alles, woran ich dann noch denken kann, ist sie. Ziemlich sicher weiß sie das auch, aber sie will diese Freundschaft wohl ebenso wenig aufs Spiel setzen wie ich. Auch wenn ihre Gründe sich von meinen unterscheiden. Sehr sogar.

Okay, als ich ihr das erste Mal in Rileys Tattoostudio gegenüberstand, war Freundschaft das Letzte, woran ich gedacht habe. Sex allerdings auch nicht. Alles, was ich sah, war ihr Lachen. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen, weil Yesim ihr gerade etwas Lustiges erzählt hatte, ihre Augen blitzten, und die Sonne ging auf. Engel lachen so. Glücksgöttinnen. Feen.

Ich konnte einfach nicht wegsehen. Dieses Bild – dieses Lachen – hat sich in mein Hirn gebrannt, und seitdem sehe ich es immer wieder vor mir. Der Gedanke, dass dieser Banker ihr Lachen jeden Tag zu sehen bekommt, weil er praktisch bei ihr eingezogen ist, schmeckt mir nicht, aber wie gesagt, ich werde ihr nicht vorschreiben, mit wem sie zusammen sein sollte.

Auf der Fahrt raus aus der City ist sie ungewöhnlich schweigsam. Ich werfe einen kurzen Blick zur Seite und sehe, dass sie aus dem Fenster starrt.

»Mika, alles okay?«

Sie hebt den Kopf. »Was? Oh, ja, was soll nicht okay sein?«

»Immer noch Clive?«

»Nein.« Sie seufzt. »Ja.«

»Ist es wirklich so schlimm?«

»Eigentlich nicht. Keine Ahnung, warum mich das so mitnimmt.«

Weil er ein gelackter Vollidiot ist, der dich nicht verdient hat, aber so tut, als würdest du ihm gehören, liegt mir auf der Zunge, aber natürlich spreche ich es nicht aus.

»Spätestens auf Oahu wird sich das gelegt haben, und dann könnt ihr beiden in den Romantikurlaub starten.«

»Romantik«. Sie verdreht gespielt die Augen und tut, als müsste sie sich übergeben.

Ich grinse breit.

Sie kichert, wird aber recht schnell wieder ernst. »Oahu, mhm? Kommst du von der Insel?«

»Ja. Meine Eltern haben früher auf Oahu gelebt. Aber dort blieben wir nicht lange. Kurz nachdem sie mich adoptiert hatten, sind wir nach Maui gezogen. Jetzt leben sie aber wieder auf Oahu.«

Sie hebt erstaunt die Augenbrauen. »Du wurdest adoptiert?«

Ich muss kurz lachen, bis mir wieder einfällt, dass sie meine Eltern noch nie gesehen hat. »Ich bin fast eins neunzig groß und blond. Die Familie meines Dads lässt sich noch bis zu den Zeiten von König Kamehameha zurückverfolgen, und die Eltern meiner Mom kamen ursprünglich aus Korea nach Hawaii.«

Mika klappt fast hörbar die Kinnlade herunter. Dann wirft sie den Kopf in den Nacken und fängt an zu lachen. »Und wie zum Teufel kommst du dann zu dem Namen Sterling Rutherford der Dritte?!«

»Das kann ich dir nicht verraten.«

»Musst du mich sonst töten?«, fragt sie lachend.

»Möglich.«

Sie dreht sich in dem Sitz meines 550 Porsches zu mir und mustert mich eingehend. »Komm schon, verrat es mir.«

»Nein.«

»Komm schon!«

»Nein.«

Mika tippt sich gegen die Nase. »Du weißt, dass ich Wege habe, dich zum Reden zu bringen.«

»Bestimmt nicht, indem du klingst wie ein Cop aus einer schlechten Fernsehserie.«

Sie setzt sich wieder richtig hin, als die ersten Gebäude des John-F.-Kennedy-Flughafens in Sicht kommen, lässt mich aber nicht aus den Augen. Ihr Blick erinnert mich an eine Katze, die eine Maus in die Enge treiben will.

»Ich finde es schon noch raus.«

»Tust du nicht.«

»Doch«, beharrt sie, »und zwar noch bevor wir wieder zurück in New York sind.«

»Aha. Und wenn du es nicht bis dahin schaffst?«

Sie verzieht ihre vollen Lippen zu einem nachdenklichen Schmollmund. Dann ist ihr offensichtlich wohl etwas eingefallen. »Dann höre ich endlich mal auf einen deiner Ratschläge.«

Das wäre etwas ganz Neues. Michaela »Dickschädel« Wendham dazu zu bringen, auf einen zu hören, ist mindestens ebenso leicht, wie Schweine dazu zu bringen zu fliegen. Ihr Angebot ist also mehr als nur verlockend.

»Falls ich es doch schaffe, darf ich dafür eine Woche lang mit deinem Porsche fahren.«

»Meinem Porsche? Ist der Einsatz nicht ein bisschen hoch?«

»Es muss sich ja auch lohnen.« Sie zwinkert mir zu und streckt mir frech die Zunge entgegen. »Also, was ist, schlägst du ein?«

Habe ich denn eine andere Wahl?

Es dauert nicht lange, bis wir das Gepäck aufgegeben haben. Clive hat Mika geschrieben, dass er sich um ihren Koffer kümmern wird, der noch bei ihr zu Hause steht. Mir soll es recht sein.

Es ist noch Zeit, darum gehen wir in die Lounge. Schon in der Tür sehen wir den hochgewachsenen Sniper und seine brünette Verlobte, die aussehen, als hätten sie die Welt um sich herum vergessen, während sie sich tief in die Augen sehen und leise miteinander reden, bevor ihre Lippen zueinanderfinden.

»Riley!«, ruft Mika, die sich von dem Kuss der beiden gar nicht stören lässt, und läuft hinüber zur Bar, wo sie stehen.

Riley löst sich von Killian und läuft strahlend auf Mika zu, die sie in die Arme schließt. »Ihr seid ja schon da!«, ruft die Tätowiererin.

Killian kommt langsamer herangeschlendert und grinst mich über die Köpfe der beiden Frauen hinweg an, bevor er Mika umarmt und ihr einen Kuss auf die Schläfe drückt. Sie erwidert die Umarmung und dreht sich dann halb zu mir um. Killian winkt mich heran, und wir begrüßen uns ebenfalls mit einer Umarmung.

»Hach, junge Liebe«, säuselt Mika, und Riley kichert.

»Spinn nicht rum. Einen von den beiden will ich in ein paar Tagen heiraten«, wendet sie lachend ein und fällt mir dann um den Hals. Ich bekomme einen Schmatzer auf die Wange, und dann machen die beiden sich schon auf den Weg zur Bar.

»Whoah, das nenne ich mal gute Laune.« Ich lache.

Killian sieht den beiden nach, und sein zärtlicher Blick ist nicht zu übersehen.

Ich schlage ihm einmal kurz gegen die Schulter, und er atmet erschrocken aus.

Ich versuche, ihn wieder in die Realität zurückzuholen: »Komm schon, Romeo, konzentrier dich. Noch seid ihr nicht in den Flitterwochen.« Ich deute mit einem Nicken auf einen Nischenplatz mit vier Loungesesseln, die mit weichem dunklem Stoff bezogen sind.

Auf dem Weg dorthin machen wir an einem der vielen Kühlregale halt und nehmen uns beide ein Wasser mit, mit dem wir uns in die Sessel fallen lassen.

»Ich glaube, die Frage, ob du schon nervös bist, kann ich mir sparen, oder?«, frage ich.

Killian dreht seine Flasche auf und nimmt einen Schluck. »Ganz ehrlich? Wenn es nach mir ginge, könnten wir schon längst verheiratet sein.« Er lächelt und wirkt dabei fast etwas verlegen. »Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Je schneller wir das offiziell machen können, desto besser.«

»Mann.« Ich schnaube und trinke selbst etwas. »Heißt das, die Junggesellenparty fällt aus?«

»Ganz sicher nicht.«

»Gut, ich habe mir nämlich verdammt viel Mühe gegeben.«

Wie ausgerechnet ich dazu gekommen bin, die Junggesellenparty auszurichten, ist mir schleierhaft, aber ich will mich nicht beschweren. Ich schulde Killian und Riley viel, und wenn ich es wenigstens auf diese Weise ein wenig gutmachen kann, freue ich mich.

»Wobei es gar nicht mehr so viele Junggesellen bei uns gibt«, wirft Killian ein. »Mitch ist mit Harper verheiratet, Hannibal ist Witwer ...«

»Ja, ja, ich weiß, und du bist auch bald vom Markt.« Ich grinse breit. »Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich Single bleibe, um euch daran zu erinnern, dass ihr nicht zu Hause versauern sollt.«

»Dabei gibt es zu Hause so schöne Dinge, die man machen kann.«

Ich verdrehe gespielt die Augen. »Verschon mich.«

»Den ganzen Tag im Bett mit Riley ...«

»Klappe!«

»Sie trägt nichts weiter als ...«

»Eagle, ich schwöre dir, wenn du nicht sofort den Mund hältst, werde ich Riley zur Witwe machen, noch bevor du Ja gesagt hast«, knurre ich.

Eine tiefe Stimme mischt sich ins Gespräch ein: »Oh, das können wir ihr doch nicht antun.«

Als ich hochblicke, stehen Mitch und Hannibal neben unserem Tisch.

Der Arzt trägt, wie sonst so oft, einen maßgeschneiderten Anzug, während Hannibal sich mit T-Shirt und Jeans begnügt. Die beiden wirken entspannt, trotz des sechsstündigen Fluges von London nach New York.

Killian und ich stehen auf und begrüßen die beiden freudig.

»Wo habt ihr Harper gelassen?«, fragt Killian.

Hannibal umrundet dabei den Tisch, um neben mir Platz zu nehmen. Unbewusst achte ich auf seinen Gang, aber er geht ohne Schwierigkeiten und hält sich problemlos aufrecht. Mit Mitchs Hilfe konnte er sich vollkommen von dem Angriff auf sich erholen, auch wenn es eine Weile kritisch ausgesehen hatte.

Ich spüre, wie die Schraubzwinge, die seit Jahren um mein Herz liegt, sich um einen Millimeter lockert. Es ist nicht viel, aber ich habe das Gefühl, ein wenig freier atmen zu können.

Mitch deutet auf die Bar, wo Michaela, Riley und Harper sich zusammengesetzt und offenbar die Welt um sich herum vergessen haben. »Die wurde uns gleich von Michaela weggeschnappt«, kommentiert er trocken.

»Klingt nach ihr«, erwidere ich mit hochgezogenem Mundwinkel. »Und, wie bekommt dir das Eheleben?«

Mitch hebt die Augenbraue. »Willst du das wirklich wissen?«

»Oh Gott, bitte du nicht auch noch.« Ich stöhne entnervt, während Killian und Mitch einschlagen.

»Du hast gefragt«, wirft Hannibal ein.

»Was ich zutiefst bedaure«, brumme ich und leere die Wasserflasche zur Hälfte.

Es tut gut, wieder normal miteinander umgehen zu können, auch wenn das heißt, dass Mitch und Killian sich meist gegen mich verbünden. Ich bin der Jüngste in der Special Unit Serpent, was bedeutet, ich bekam immer die meisten Sprüche ab. Aber die Jungs wissen, wo die Grenze liegt, und geben mir nie das Gefühl, außen vor zu sein.

Ich unterdrücke den Impuls, mir an den linken Oberarm zu greifen. Trotz allem gibt es eine Wand zwischen uns, die mich von den anderen trennt, die mich davon abhält, ganz Teil des Teams zu sein. Ich weiß, die anderen drei wissen nichts davon, können es gar nicht, aber ich spüre sie, sehe sie, wann immer wir vier zusammen sind.

Von der Bar her ertönt aufgeregtes Rufen, und wir vier sehen auf. Schnell wird klar, wer für die Aufregung verantwortlich ist: Yesim kommt, Clive im Schlepptau, in die Lounge. Die drei Frauen springen auf und laufen zu ihnen hinüber.

»Guck an, sie hat Michaelas Banker gefunden«, brummt Killian, als wir aufstehen, um die beiden Neuankömmlinge zu begrüßen.

»Schade«, entfährt es mir.

Mitch blickt mich von der Seite an, und ich kann die Frage in seinem Gesicht sehen, aber da stehen wir schon neben den anderen, und er stellt sie nicht. Mir ist das lieber so, denn ich wüsste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Die einzig richtige Antwort wäre wohl: »Wir sind nur Freunde«, aber tief in meinem Herzen wüsste ich, dass es eine Lüge wäre. Dass es immer eine Lüge sein würde.

Ich begrüße Clive mit einem Händedruck, er gibt Mika einen Kuss, und schon habe ich genug.

Während sich die anderen alle begrüßen, drehe ich mich um und gehe zur Bar, tue so, als hätte mir das Wasser aus dem Kühlregal nicht ausgereicht.

Der Barkeeper schiebt mir recht schnell ein Glas sprudelndes Mineralwasser hin, mit einer Scheibe Zitrone, die ich abwesend mit zwei Fingern herausfische. Als ich das Glas gerade ansetze, spüre ich eine schmale Hand auf meiner Schulter.

Neben mir steht Riley und sieht mich aufmerksam an. »So durstig?«

Ich deute mit einem Nicken auf die große Fensterfront der Lounge, von der aus man freie Sicht auf die Flugzeuge am Boden hat. Noch ist es hell, für einen Tag im Frühherbst ist es erstaunlich warm.

»Ich hatte Durst, ist ja fast noch sommerlich heute«, ist meine ausweichende Antwort, und ich trinke einen Schluck Wasser, um meine Worte zu unterstreichen.

Riley klettert neben mir auf einen der Barhocker und wirft rasch einen Blick über die Schulter zu der Gruppe aus ihren Freundinnen, meinen Teamkollegen und dem Furunkel namens Clive.

»Der frisch aufgetauchte Banker hat damit nichts zu tun?«, hakt sie mit gesenkter Stimme nach.

»Ich hätte dir das nie erzählen sollen«, brumme ich als Antwort, vermeide es aber, ihrem Blick zu folgen.

»Das musstest du mir gar nicht erzählen, früher oder später hätte ich es ohnehin bemerkt«, erwidert sie gleichmütig.

»Das glaube ich nicht.« Ich grinse sie an, und sie erwidert es breit.

Dann berührt sie meinen Oberarm. »Ist es eigentlich gut verheilt? Du warst zum letzten Check-up nicht mehr da.«

»Ja, sorry, ich hatte so viel mit dem Jungesellenabschied zu tun.«

»Schon okay. Ich würde trotzdem gerne einen abschließenden Blick drauf werfen. Ist das in Ordnung?«

Riley ist für ihre Verhältnisse ungewohnt ernst, darum nicke ich.

»Aber nicht hier«, sage ich, stehe auf und gehe mit dem Glas zu einer weiteren Sitzecke, die durch drei riesige Topfpflanzen gegen Blicke relativ abgeschirmt liegt.

Riley folgt mir und lässt sich neben mich in den Sessel fallen. Ohne zu warten, krempelt sie dann meinen linken T-Shirt-Ärmel hoch und untersucht das Tattoo auf meinem Oberarm. Entworfen hat es Killian, und wir haben es uns damals nach unserem ersten Sieg gegen Jace Serpent in Hongkong stechen lassen. Wir hatten uns als Team unbesiegbar gefühlt, hatten uns geschworen, dass wir einander niemals im Stich lassen würden. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich diesen Schwur einmal brechen würde?

Aber es ist nicht Killians Tattoo, das Riley interessiert, sondern der kleine Zusatz, den sie selbst dort eingefügt hat. Es ist ein Kartenspielsymbol, ein schwarzes Kreuz, wie man es von jedem Texas-Hold’em-Turnier kennt. Ich habe sie gebeten, es mir zu stechen, und wir wollten früh genug damit fertig sein, sodass es bis Hawaii wieder verheilt sein würde. Nicht umsonst habe ich mein Lieblingsboard schon vor ein paar Tagen vorgeschickt. Wenn ich schon einmal wieder auf Hawaii bin, will ich auch die Wellen spüren.

Die Bedeutung ist etwas, worüber ich bisher mit niemandem gesprochen habe, außer mit Riley, und ich weiß, sie wird sich eher die Zunge abbeißen, als es zu verraten.

Nach seiner Hochzeit hat Mitch mir das Tattoo auf seinem Arm gezeigt – ein Herz, eingebettet in unser SUS-Tattoo. Bei Killians Erweiterung seines Tattoos war ich mit den anderen dabei. Er hat sich ein Pik stechen lassen, als Zeichen seiner Liebe zu Riley, deren Spitzname Spades, also Pik, ist. Mitchs Herz hat eine ähnliche Bedeutung, es ist für ihn ein Symbol für Harper, und dadurch, dass es Teil seines Special-Unit-Tattoos ist, drückt es aus, dass sie mit seinem Leben als Mitglied unserer Spezialeinheit verbunden ist. Er hat es sich damals stechen lassen, um sie von seinen ehrlichen Absichten zu überzeugen, und es hat funktioniert.

Meine Beweggründe für den Zusatz in meinem Tattoo waren weit weniger romantisch, aber da ich mich meinen Team-Kameraden verbunden fühle, habe ich beschlossen, das Kartenspiel zumindest halbwegs komplett zu machen, und mir ein Kreuz stechen lassen.

Rileys Fingerspitzen huschen wie kleine Mäuse über meinen Arm, und mit einem zufriedenen Schnaufen zieht sie den Ärmel meines Shirts wieder herunter.

»Sieht gut aus«, sagt sie und nickt bekräftigend. »Es ist vollständig verheilt.« Kurz stockt sie und sieht zu mir auf. »Zumindest das Tattoo.« Ihre Hand streift flüchtig meine Brust, dort, wo mein Herz sitzt, und unwillkürlich sehe ich zu Killian, Mitch und Hannibal.

Ich ringe mir ein schiefes Lächeln ab und blicke wieder zu Riley.

Sie sieht aus, als hätte man ihr gerade gesagt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, was überhaupt nicht zu ihrem rockigen Äußeren passt, und ich muss mich beherrschen, ihr nicht über den Kopf zu wuscheln.

»Schon gut. Das wird sich so schnell auch nicht ändern. Aber ich kann damit leben.«

Sie kaut auf ihrer Unterlippe. »Versprochen?«

»Versprochen«, bestätige ich. »Na komm, gehen wir zurück zu den anderen, sonst reißt mir Killian noch den Kopf ab.«

Kapitel 3

Michaela

Sechs Stunden von New York bis nach L. A., drei Stunden Aufenthalt an einem der ungemütlichsten Flughäfen der Welt und dann noch einmal sechs Stunden im Flieger bis nach Honolulu auf Hawaii.

Ich habe das Gefühl, jeder Muskel in meinem Körper ist verkrampft und beschwert sich, ich rieche nach Flugzeug, und schlafen konnte ich auch keine Minute, weil Clive mir und jedem anderen in der ersten Klasse, der es hören – oder, wie die meisten, eben nicht hören – wollte, im Detail beschreiben musste, wie er diesen riesigen Fisch von Kunden für seine Bank an Land gezogen hat. Zu sagen, ich wäre genervt, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.

Aber das alles verfliegt, als ich einen ersten Schritt aus dem Flugzeug mache. Der Daniel-K.-Inouye-Flughafen ist anders als jeder Flughafen, den ich bisher betreten habe. Anstelle von Stahlbeton, schlecht gelaunten Zollbeamten und langen Schlangen werden wir von einer leichten Brise und Architektur aus dunkelbraunem Holz begrüßt.

Der Großteil des Flughafens ist nicht überdacht, und zwischen den einzelnen Wegen und Gebäuden befinden sich Grünflächen mit riesigen prächtigen Blumen, die in allen Farben des Regenbogens leuchten. Die Sonne scheint heiß und grell, aber der Wind zerstreut die Hitze, sodass nur eine angenehme Wärme zurückbleibt, bei der man an Mai Tais, Sonnencreme und Meeresrauschen denkt.

Wir werden gemeinsam in einem Kleinbus zum Hotel gefahren. Er ist klimatisiert, fast schon zu kühl, und Clive legt mir ohne Worte sein Jackett um, als er sieht, dass sich Gänsehaut auf meinen nackten Armen ausbreitet.

Als ich ihn dankbar anlächele, nickt er nur und küsst mich auf die Schläfe. Ich schmiege mich dankbar an ihn, aber als mein Blick Kona streift, der schräg vor uns sitzt, glaube ich, zu sehen, wie er schnell den Kopf wegdreht. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber ich richte mich auf, bevor ich auch nur dazu komme, nachzudenken, und ziehe mir das Jackett enger um die Schultern.

Clive sieht etwas verwundert aus.

»Ich habe Nackenschmerzen«, sage ich leise in dem Versuch, ihm eine Erklärung für etwas zu geben, was ich mir selbst nicht eingestehen will.

Er scheint es zu akzeptieren, legt den Arm aber um mich, und schweigend fahren wir weiter in die Innenstadt Honolulus, während die anderen sich unterhalten.

Die Fahrt vom Flughafen bis zum Hotel dauert nicht lang, und sie führt uns quer durch Waikiki.

»Schau mal!«, quietscht Yesim aufgeregt, etwas, was für sie eher untypisch ist, aber als meine Blicke ihrem aufgeregten Winken folge, sehe ich, was sie so in Aufregung versetzt.

Vor ihrem Fenster erstreckt sich der Pazifische Ozean, hinter der Kulisse eines Sandstrandes, den ich für ein Werbefoto gehalten hätte, wenn nicht gerade Menschen darauf entlanglaufen oder sich sonnen würden. In der Ferne ragt ein Berg auf und scheint das Ende des halbmondförmigen Strandparadieses zu markieren.

»Das ist der Diamond Head«, sagt Kona, der sich zu uns umgedreht hat. »Ein erloschener Vulkan. Lohnt sich, dort raufzuwandern.«

»Ich wandere höchstens die Bar hinauf, immerhin ist das meine Hochzeitsreise«, erwidert Riley.

»Du kannst dich auch in den Flitterwochen bewegen«, kontert Kona, merkt dann aber erst, in was für eine Falle er getappt ist. »Oh, Schei... Ich will nichts hören.«

»Dabei hatte ich einen wirklich guten Spruch auf Lager«, rufe ich grinsend in seine Richtung.

»Ruhe auf den billigen Plätzen!«

»Das hättest du wohl gerne!«, erwidere ich.

Clive zieht mich ein wenig fester an sich und küsst mich auf den Mund.

»Jetzt lass den armen Kona doch in Ruhe«, sagt er mit einem Lächeln.

Das nimmt mir den Wind aus den Segeln, und ich seufze.

Kurz darauf halten wir vor der Einfahrt des Hotels, einem riesigen Gebäudekomplex, direkt am Strand. Äußerlich unterscheidet sich das Hotel nicht unbedingt von seinen Nachbarn, die sich dicht aneinanderschmiegen und die Promenade von Waikiki zupflastern. Das liegt aber eher daran, dass jedes dieser Gebäude versucht hat, seine Vorgänger zu übertreffen – mehr Betten, mehr Etagen, mehr Ausblick, mehr Strand. Das Ergebnis sind im Endeffekt doch genau die gleichen Gebäude, nur dass manche etwas breiter oder höher sind als die neben ihnen.

Riley ist, neben Yesim, meine beste Freundin, und ich bin mir sicher, dass es ihr bei ihrer Hochzeit nicht um Luxus geht, aber in den letzten Monaten hatte ich die Gelegenheit, ihren Verlobten Killian ein wenig besser kennenzulernen. Auch wenn Riley nicht die Frau ist, die ein kleines Vermögen für ihre Hochzeit aus dem Fenster werfen würde, weiß ich doch, dass Killian alles tun würde, damit seine zukünftige Frau eine absolut perfekte Feier hat, bei der sie alles bekommt, was sie sich wünscht.