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Der Kampf um die Vorherrschaft im Outback geht in die nächste Runde. Die beständig mächtiger werdende Volksrepublik agiert aggressiv und setzt ihr Militär ein, um sich auszubreiten und mehr Einfluss zu gewinnen. Das Kaiserreich von Lemuria hingegen expandiert deutlich friedlicher, obwohl es die stählerne Faust seiner Kriegsflotte bereit hält. Für Lemuria ist die Zeit der Isolation unter seinem neuen Kaiser vorüber. Man sucht den Kontakt zu anderen, von Menschen besiedelten Welten. Nach kleineren Gefechten und gezielten Operationen eskaliert der Konflikt zwischen der Volksrepublik und dem Kaiserreich zusehends. Das Outback steht in Flammen ... und dies zu einem Moment, der für die Volksrepublik, aufgrund interner Probleme sehr ungünstig ist. Die Ereignisse überschlagen sich und das Kaiserreich setzt zum finalen Schlag an.
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Gewidmet all jenen, die für ihr Heimatland den Dienst an der Waffe absolviert haben. Den Menschen die teils ausgelacht und verspottet wurden, weil sie aus Pflichtbewusstsein einen Dienst erbracht haben den andere Leute nur selten zu würdigen wussten. Dies sind diejenigen Menschen, die bereit sind oder waren, ihr eigenes Leben und ihre Gesundheit für die Allgemeinheit zu opfern und teils mit dem höchsten Preis dafür bezahlen mussten.
Es ist gerade rückblickend oft deprimierend wie wenig ein derartiger Dienst, von der breiten Mehrheit in unserem Heimatland, honoriert wird.
Covergestaltung, Karten und Illustrationen: Olaf Thumann
1. Operation Morgenrot, März – April 2478
2. Entdecker, Händler, Kolonisten, April - Juni 2478
3. Ambassador und Sektor-Omega, Juli – Oktober 2478
4. Resultate und Optionen, November 2478 – Februar 2479
5. Das Kaiserreich, Schritte und Konsequenzen, März – Mai 2479
6. Die Volksrepublik, Invasionen, März – Mai 2479
7. Erfolge und Rückschläge, Juni – Juli 2479
8. Neue Voraussetzungen, August – Oktober 2479
9. Offensive und Gegenschlag, November 2479 – Januar 2480
10. Die Last der Niederlage, Februar – März 2480
11. Die Würfel sind gefallen, April - Juni 2480
Karte, Coreside-Sektor
Karte, Colossus-Sektor
Karte, (Kernsysteme) Kaiserreich und Volksrepublik
Karte des Outback mit den wichtigsten Systemen oder Reichen ( Nur zur Orientierung, nicht Maßstabgerecht … um 2478 )
Die Kolonien im Sektor-Omega
1.
Das Transfersystem besaß keinen eigenen Namen sondern nur eine Nummernbezeichnung. Nicht ein einziger Planet umrundete die rote Sonne. Lediglich zwei Asteroidenringe existierten in dem unbedeutenden System.
Der Aegis-Kreuzer Jefferson Davis schwebte lautlos, auf etwa der halben Strecke, zwischen den beiden Sprungpunkten, über die dieses System verfügte. Eine Lichtsekunde entfernt, an Steuerbord befand sich das zweite Schiff des Aufklärungsverbands, der von Jackpot aus entsendet worden war. Der Tomahawk-Zerstörer Sergeant York war als Begleitschiff der Jefferson Davis abkommandiert worden, da man seitens des Flottenkommandos auf Gateway sicher sein wollte, dass die eigenen Einheiten einem plötzlich auftauenden Gegner gewachsen waren.
Eigentlich rechnete man nicht wirklich damit, in diesem System auf mögliche Gegner zu treffen, da dieses System, nur einen Sprung von Jackpot entfernt, als sichere Strecke zum Kernbereich der Volksrepublik galt. Der entsendete Verband hatte prinzipiell nur eine routinemäßige Patrouillenfunktion … Zumindest war das so gewesen, bis man feststellen musste, dass ein erwarteter Mercury-Frachter ausblieb, der von Flagran aus unterwegs sein sollte.
Captain Mike Letherman war ungehalten. Am Sprungpunkt, den der Frachter hätte passieren sollen, um in dieses System zu gelangen, war ein Energieanstieg gemessen worden, der darauf schließen ließ, dass ein Raumschiff in das System eingesprungen war. Besagtes Raumschiff war jedoch nicht zu orten. Bereits seit viereinhalb Stunden arbeiteten die Ortungsabteilungen der beiden Kriegsschiffe nun schon mit Scans der Stufe III. Entdeckt hatten sie jedoch nichts. Eine Tatsache, die Captain Letherman nicht akzeptieren wollte. Irgendwo dort in der Leere des Weltalls musste sich etwas befinden, was man bislang noch nicht entdeckt hatte. Captain Letherman blickte nachdenklich auf den Bildschirm der Raumortung. Sein ursprünglicher Gedanke, es könne sich bei dem unbekannten Schiff um einen Piraten handeln, schien ihm zunehmend unwahrscheinlicher. Ein Pirat, der in diesen Bereichen des Weltalls sein Unwesen trieb sollte eigentlich nicht in der Lage sein, sich den Ortungsmöglichkeiten der beiden anwesenden Kriegsschiffe derart erfolgreich zu entziehen. Derartiges erforderte technisch hochwertige Ausrüstung, die ein derartiger Pirat wohl kaum besitzen könnte. Der XO der Jefferson Davis hatte ihn darauf hingewiesen, dass man bislang keine bestätigten Kontakte zu den Fremden aus dem mysteriösen Kaiserreich von Lemuria gemacht hatte. Nach dem Gefecht bei Midway fehlte jede Spur von diesen Leuten, die irgendwo hier ihre Heimatwelt haben mussten. Es war also denkbar, dass es hier sich um ein Schiff aus dem Kaiserreich handeln könnte, zumal diese Raumschiffe, Berichten zur Folge, ausnehmend gute ECM und ECCM Eigenschaften aufweisen sollten. Nachdenklich musterte der Kommandant der Jefferson Davis die taktischen Anzeigen und die holografische Systemansicht, auf der Brücke seines Kreuzers. Dann grinste er zuversichtlich und erteilte seine Befehle. Die beiden Kriegsschiffe der Volksflotte schoben sich langsam an den äußeren Asteroidenring heran. Captain Letherman war sich sicher, dass es sich bei dem unidentifizierten Kontakt um einen Raider handelte. Ein Raider würde versuchen, sein Schiff irgendwo zu verstecken. Außer den beiden Asteroidenringen gab es in diesem System allerdings keine echten Versteckmöglichkeiten. Folglich sollte man das unidentifizierte Schiff also hier finden können, wenn man nur lange genug suchte. Bislang jedoch spielte der Raider einfach nur Katz und Maus mit den beiden Kriegsschiffen, die den Weltraum um sich herum stetig mit Scans der Stufe III absuchten. Captain Letherman hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wo in etwa sich ein Raider verbergen könnte, um auf seine Beute zu lauern. Es galt jetzt nur noch den Raider aufzuscheuchen, der bislang darauf verzichtet hatte seinen Energieschirm zu aktivieren, was man leicht hätte orten können. Der Raumsektor, in dem sich das fremde Raumschiff vermutlich versteckte, glich einem Oval von rund zehn Lichtsekunden Durchmesser in der Weite und etwa fünf Lichtsekunden in der Höhenausdehnung. Der Weltraum in diesem Oval war nicht leer, sondern durchsetzt von nahezu hundertzwanzig Asteroiden, die teilweise die Abmessungen eines kleinen Berges aufwiesen. Letherman vermutete, dass sich das gesuchte Schiff im Ortungsschatten eines dieser Asteroiden verborgen hielt.
Captain Mike Letherman wusste, was für Tricks ein guter Skipper nutzen könnte … Schließlich war er selbst bereits seit nunmehr dreißig Jahren Offizier der Volksflotte. Es gab innerhalb der Volksrepublik nur wenige Kommandanten, die über eine ähnliche Erfahrung verfügten, wie Mike Letherman. Bei Midway hatte er erleben müssen, wie ihm sein Schiff, ebenfalls ein Kreuzer der Aegis-Klasse, zerschossen wurde. Der damalige Kreuzer trug ebenfalls den Namen Jefferson Davis. Lethermans Schiff hatte zu der ersten Gruppe gehört, die von Sideway aus nach Midway eingedrungen waren. Bei dem damaligen Gefecht gegen die dortige, stationäre Sprungpunktverteidigung von Midway hatte die erste Jefferson Davis kaum ernsthafte Schäden einstecken müssen. Das hatte sich jedoch geändert, als die Flotte der Volksfront den vierten Planeten angriff, den die ominösen Leute aus dem Kaiserreich als ihre Kronkolonie ansahen. Captain Letherman hatte in diesem Gefecht feststellen müssen, dass die Raketen und Torpedos des Gegners nur schwer auszuschalten waren. Vor allem die Torpedos, die von den kleinen Drohnen des Gegners abgesetzt worden waren, verdienten den Begriff “tückisch“ zu recht. Der damalige Kreuzer von Captain Letherman, der den Auftrag hatte eines der Schlachtschiffe zu schützen, war von einem ganzen Geschwader dieser Drohnen angegriffen worden. Die Jefferson Davis hatte sich förmlich um Letherman herum aufgelöste. Noch heute dachte Letherman bisweilen an diesen Moment zurück, als die Drohnen plötzlich ein rundes Dutzend leichter Torpedos absetzten, die unaufhaltsam auf seinen Kreuzer zusteuerten.
Captain Letherman hatte das Ende des Gefechtes nicht bewusst erlebt, da er bei einem der Treffer verletzt wurde und das Bewusstsein verlor. Er kam erst in der Krankenstation eines anderen Schiffs zu sich, nachdem er von Notfallsanitätern mit einem Shuttle von seinem brennenden Schiff in Sicherheit gebracht worden war. Von diesem Moment an hatte Captain Mike Letherman einen enormen Respekt vor Torpedos.
Quasi als Ehrung, für die Besatzungen der verlorenen Schiffe, hatte man kurz nach der Eroberung von Midway, seitens des Flottenkommandos beschlossen, die Namen der bislang in Gefechten verlorenen Schiffe als Traditionsnamen in der Flotte weiter zu verwenden. Der jetzige Kreuzer von Captain Letherman war einer der ersten Neubauten seiner Klasse gewesen, die nach der Eroberung von Midway in Dienst gestellt wurden. Captain Letherman war stolz darauf, diese Schiff zu kommandieren, das mit den modernsten Waffensystemen ausgerüstet war, über die man in der Volksrepublik verfügte.
Minutenlang betrachtete Captain Letherman grübelnd den Ortungsschirm und wägte ab, wo er sich versteckt hätte, wäre er der Kommandant des Raiders gewesen. Schließlich grenzte er die Möglichkeit auf vier größere Asteroiden ein, die sowohl günstig gelegen waren, als auch über eine genügende Masse verfügten, um ein Raumschiff in ihren Ortungsschatten zu verbergen. Kalt lächelnd erteilte Captain Mike Letherman jetzt seine Befehle, die den Raider aufscheuchen sollten.
An Bord des Tarnkappenschiffs W-16, von der Kaiserlichen Marine, starrte Korvettenkapitän Kretschmer nervös auf den Ortungsschirm. Der gegnerische Kommandant der sich nähernden Kriegsschiffe war für seinen Geschmack anscheinend viel zu clever. Die beiden feindlichen Kriegsschiffe bestrichen den Weltraum um sich herum und vor sich nun schon seit mehr als vier Stunden kontinuierlich mit Scans der Stufe-III.
Kretschmer hatte prinzipiell keinen Grund anzunehmen, man hätte sein Schiff orten können. Dies verhinderte der Überzug aus RaabMa auf der Außenhülle der W-16 zuverlässig und wirksam. Anscheinend hatte der Feind jedoch das Eindringen in das System bemerkt und vermutete nun zu recht einen Raider in diesem System.
Kretschmer hatte sein Schiff in den Ortungsschatten eines der größten Asteroiden manövriert, die sich in dieser Asteroidenwolke befanden und harrte dort bereits seit Stunden aus. Er hoffte das der Feind nach einer weiteren, ergebnislosen Suche irgendwann abdrehen würde. Das wäre dann der Zeitpunkt, an dem die W-16 in die Offensive gehen sollte. Kretschmers priorisiertes Ziel war der gegnerische Aegis-Kreuzer. Wenn dieses Schiff erst ausgeschaltet war, dann würde er sich um den begleitenden Zerstörer kümmern.
Die beiden Feindschiffe waren jetzt zehn Lichtsekunden über dem Asteroidenfeld angelangt und hatten ihre bisherige Geschwindigkeit stark gedrosselt. Plötzlich erschienen dutzende von Ortungssymbolen auf dem großen Ortungsschirm der Zentrale von W-16. Die Schiffe der Volksflotte setzten mittlere LSR ab, die auf das Asteroidenfeld zuhielten und beständig beschleunigten. Korvettenkapitän Kretschmer fluchte leise. Ein direkter Treffer war zwar unwahrscheinlich, jedoch bestand die Gefahr, dass die Raketensprengköpfe einen Nahtreffer landeten oder dass sein Schiff von den Trümmerteilen eines Asteroiden getroffen wurde, die augenscheinlich das primäre Ziel der LSR waren. Die Aktivierung seines Schutzschirmes hätte sein Schiff seiner Tarnfähigkeit beraubt, schied also als Option vorerst noch aus. Innerlich zollte Kretschmer dem fremden Kommandanten Respekt. Der dortige Befehlshaber hatte die Situation richtig eingeschätzt und versuchte jetzt das Kaiserliche Kriegsschiff aufzuscheuchen. Kretschmer wog die Chancen und Gefahren ab. Dann entschied er sich dazu, sich weiterhin unauffällig zu verhalten und zu hoffen, dass er mit dieser Strategie Glück hatte. Die Chancen dafür standen etwa etwa ausgeglichen. Jetzt starteten die Feindschiffe jedoch eine weitere LSR-Salve, die sich auf ähnlichen Kursvektoren näherte.
Kretschmers Hände verkrampften sich unwillkürlich um die Armlehnen seines Kommandantensessels. Die Bord-KI meldete sich und gab ihm die Information, dass die erste Welle der Raketen den Asteroiden, in dessen Ortungsschatten sich die W-16 bislang befand, von sechs Raketen der ersten Welle als Ziel auserkoren waren. Die Bord-KI stellte nüchtern fest, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die W-16 zumindest Schäden an der Außenhülle davontragen würde, auf 94% gestiegen war. Weiterhin erklärte die Bord-KI emotionslos, dass die W-16 damit keinen wirksamen Ortungsschutz mehr besitzen würde. Schweißperlen traten Kretschmer auf die Stirn. Nun bestand echte Gefahr für sein Schiff. Wenn die ortungsabsorbierende Ummantelung aus RaabMa beschädigt wurde, dann konnten die Schiffe der Volksrepublik die W-16 problemlos orten … und natürlich auch entsprechend ihre Raketen ins Ziel bringen, die sich jetzt bereits in einer weiteren Salve näherten. Die Lage hatte sich schlagartig verändert. Auch wenn der leistungsstarke Schutzschirm des Kaiserlichen Schiffes aufgebaut wurde, so gab es eine gewisse Belastungsgrenze, die irgendwann erreicht war. Bei der Menge an Raketen, die den Schiffen der Volksrepublik, in diesem Gefecht, zur Verfügung standen, war der Ausgang des Kampfes dann absehbar. Aus dem Jäger war nun unerwartet der Gejagte geworden. Eine Situation, die Korvettenkapitän Kretschmer tunlichst vermeiden wollte. Korvettenkapitän Kretschmer war jetzt gezwungen umgehend zu handeln, um diesen Kampf zu überleben.
Es gab nur die Varianten Kampf oder Flucht. Die Flucht erschien jedoch wertfrei, da der Feind zweifellos innerhalb der kommenden 60 Sekunden in der Lage war, die W-16 zu orten und auch erfolgreich zu bekämpfen.
Mit beherrschter Stimme gab Kretschmer den Befehl, einen Fächer aus allen Rohren abzusetzen. Das Ziel der Torpedos sollte der feindliche Kreuzer werden, von dem die größte Gefahr ausging. Zwei Sekunden später schossen die sechs Torpedos aus den Rohren der W-16 und nahmen sofort Kurs auf den feindlichen Aegis-Kreuzer. Zehn Sekunden später wurde ein weiterer Torpedofächer auf das selbe Ziel abgefeuert.
Nun begann das Warten, bis die Torpedos ihre Ziele erfasst und bekämpft hatten. Korvettenkapitän Kretschmer hatte jedoch nicht vor, sein Schiff länger als unbedingt nötig zur Bewegungslosigkeit zu verurteilen. Das Risiko war zu hoch und stieg beständig an.
Die W-16 lief mit Minimalfahrt aus dem Ortungsschatten des Asteroiden ab, als die gegnerischen Raketen dort einschlugen. Schlagartig blähten sich die Blutbälle der Antimateriesprengköpfe auf und verwandelten den Großteil des Asteroiden in glühendes Plasma. Zahlreiche Bruchstücke des ehemaligen Asteroiden rasten in den Weltraum. Dann trat das ein, was Kretschmer befürchtet hatte. Die Zelle der W-16 dröhnte wie eine Glocke, als mehrere Trümmer den Rumpf des Tarnkappenschiffs trafen und dabei breite Furchen in die Ummantelung aus RaabMa rissen. Vereinzelte Ausläufer der glühenden Plasmawolken erreichten das Tarnkappenschiff ebenfalls und vergasten einen weiteren Teil der Ummantelung. Damit war das phänomenale Tarnvermögen der W-16 größtenteils zunichte. Jetzt gab es nur noch den Kampf mit offenem Visier.
Auf dem Ortungsschirm der Jefferson Davis leuchtete schlagartig ein Ortungsreflex auf und signalisierte somit die Anwesenheit des Gegners. Captain Letherman grinste gehässig. Er hatte den Raider jetzt endlich aufgespürt. Seine Strategie war erfolgreich gewesen. Dann erreichte ihn unvermittelt die Meldung seines Ortungsoffiziers, der ihm jetzt hektisch meldete, man habe den Abschuss mehrerer Objekte geortet, bei denen es sich möglicherweise um gegnerische Torpedos handeln könne. Captain Letherman fluchte leise. Sein Gegner hatte anscheinend Reißzähne, die er soeben zeigte. Raketen waren etwas, dass man relativ einfach abwehren konnte. Torpedos jedoch besaßen in der Regel einige Besonderheiten, die dem Verteidiger die Abwehr erschwerten. Auf der Brücke der Jefferson
Davis brach Hektik aus.
Auf der Brücke der W-16 herrschte Hektik. Die Befehle von Kretschmer kamen in schneller Reihenfolge. Das Tarnkappenschiff beschleunigte mit den höchstmöglichen Werten. Gleichzeitig wurde der Schutzschirm aufgebaut und das Geschütz auf dem Oberdeck ausgefahren. Verstecken und ungesehen bleiben war nun keine Option mehr. Die Raketen der zweiten Welle näherten sich schnell. Die Bord-KI der W-16 steuerte und feuerte das Geschütz und leistete mit diesem, eine wenn auch schwache, Abwehr gegen die LSR, die sich von den beiden Schiffen der Volksflotte näherten. Von den acht sich nähernden Raketen wurden tatsächlich vier im Abwehrfeuer vernichtet. Die anderen vier kamen durch. Zwei Raketen schlugen nahezu zeitgleich in den Schutzschirm und ließen diesen zusammenbrechen. Rakete Nummer drei war ein Nahtreffer, der das Schiff schwer beschädigte. Die vierte Rakete detonierte knappe fünfzig Kilometer vor der W-16. Für ein Ausweichen blieb keine Zeit. Das Tarnkappenschiff raste direkt in den Glutball der Explosion hinein und hindurch. Auch wenn die Rakete keinen direkten Treffer gelandet hatte, so war die Folge der Durchquerung der Explosionswolke ausreichend, um das Schiff ebenfalls schwer zu beschädigen. Der Bug war teilweise zerschmolzen, alle Torpedorohre funktionsunfähig, die Sensoren alle zerschmolzen oder ausgebrannt und die Rumpfpanzerung des Tarnkappenschiffs wies zahlreiche Risse auf, die teils die inneren Sektoren frei legten. An Bord der W-16 herrschte das blanke Chaos. Ein Drittel der Besatzung war gefallen. Darunter auch Korvettenkapitän Kretschmer. Dort wo sich einst die Brücke befunden hatte existierte nun nur noch ein zerfetztes und zerschmolzenes Trümmerfeld. Der XO der W-16 befand sich auf der im Mittelpunkt des Rumpfes gelegenen Gefechtsbrücke und übernahm von dort das Kommando über das schwer beschädigte Schiff. Da auch das einzelne Geschütz funktionsunfähig war, das man aus dem Oberdeck ausfahren konnte, entschied der XO sich dazu das Gefecht abzubrechen und den Rückzug anzutreten. Die W-16 war faktisch kampfunfähig. Der Antrieb arbeitete nur noch mit knappen 60% der Leistung, da zwei der sechs Triebwerke ebenfalls beschädigt waren. Zudem bestand keine Möglichkeit mehr, den Gegner zu orten und entsprechend zu agieren. Der Rückzug aus diesem System würde nur mit Glück gelingen. Reparaturen der beschädigten Bordsysteme konnten erst in einem anderen System vorgenommen werden, wenn das Schiff außer Gefahr war.
Während die W-16 sich auf den Sprungpunkt zu bewegte, kam die Stunde der Torpedos, die das Schiff abgefeuert hatte. Die sechs Torpedos der ersten Welle hatten den gegnerischen Aegis-Kreuzer klar erfasst. Captain Letherman setzte alle Waffen ein, über die sein Schiff verfügte, um die Torpedos abzuwehren. Diese setzten Täuschkörper aus, schlugen Haken und hüllten sich in eine Blase aus Störsignalen. Ein Alptraum, für die Besatzungsmitglieder an den Ortungsgeräten, auf den beiden Schiffen der Volksrepublik. Lethermans Kreuzer feuerte KSR im Schnellfeuermodus ab, um so eine Wand aus Explosionen zwischen sein Schiff und die Torpedos zu errichten. Zwei der Torpedos wurden im Anflug zerstört. Zwei weitere Trafen den Kreuzer und ließen dessen Schirme vollkommen zusammenbrechen. Massive Energierückschläge bewirkten, dass nun zahlreiche Schaltpulte und Instrumentenblöcke explodierten. Die letzten beiden Torpedos schlugen ungehindert ein. Einer im Bug und der letzte im Heckbereich der Jefferson Davis. Captain Letherman klammerte sich verzweifelt an den Lehnen seines Kommandantensessels fest. Das Deck schien einen Satz zu machen. Zahlreiche Bildschirme zersplitterten. Einige Arbeitskonsolen explodierten durch die Energierückschläge und standen innerhalb von Sekunden in Flammen. Der Hauptreaktor im Heck des angeschlagenen Schiffs wurde durch die sofort eingreifende Bord-KI zur Notabschaltung gezwungen. Der Großteil der Ortungsgeräte fiel aus. Entweder als Folge der Energierückschläge oder durch die direkte Trefferwirkung. Der Aegis-Kreuzer war schwer getroffen und trieb jetzt antriebslos auf seinem ursprünglichen Kurs weiter.
Dies wäre zweifellos der Untergang des Kreuzers gewesen, wenn sich der begleitende Zerstörer nicht zwischen ihn und die zweite Welle der heran rasenden Torpedos geschoben hätte. Damit verdeckte der Zerstörer, für die Ortungssensoren der Torpedos, den angeschlagenen Kreuzer.
Somit wurde jetzt der Zerstörer zum Ziel für die Torpedos. Das Abwehrfeuer des Zerstörers konnte einen der Torpedos abwehren. Die anderen fünf jedoch fassten den Zerstörer nun klar erkenntlich als Ziel auf und handelten entsprechend ihrer Programmierung. Alle fünf der noch übrig gebliebenen Torpedos trafen ihr Ziel.
Bereits der erste der fünf Torpedotreffer ließ der Schirm des Zerstörers zusammenbrechen und zerschmolz einen Teil der Mittschiffspanzerung.
Die vier übrigen Torpedos schlugen nahezu simultan ein. Der Zerstörer verwandelte sich innerhalb eines Sekundenbruchteils in einen spontan expandierenden Glutball, der die wenigen noch funktionsfähigen Ortungsgeräte der Jefferson Davis blendete oder endgültig ausbrannte.
Auf der Gefechtsbrücke der Jefferson Davis hatte der XO, gemäß des üblichen Procederes, das Kommando über den Kreuzer übernommen.
Zur Befehlsbrücke bestand, seit den Torpedotreffern, kein Kontakt mehr und in zahlreichen Abteilungen des Kreuzers wurden Brände gemeldet.
Der XO stellte fest, dass er noch sechs LSR in den Abschussrohren hatte, die als Einsatzklar gemeldet wurden. Diese wurden vier Sekunden vor dem Ausfall der Ortungsgeräte auf das gegnerische Schiff abgefeuert.
Während die Explosionswolke des ehemaligen Zerstörers die wenigen noch funktionstauglichen Sensoren und Ortungsgeräte des Kreuzers final aus der Gleichung nahm, folgten die sechs abgefeuerten LSR ihrem Kurs, auf das fliehende Schiff des Gegners. Die Sensoren der Raketen konnten die W-16 klar orten und näherten sich ihrem Ziel auf direktem Kurs. An Bord des schwer angeschlagenen Tarnkappenschiffes bemerkte niemand die Gefahr. Alle Ortungssensoren waren außer Betrieb und die W-16 folgte lediglich dem bereits vorher festgelegten Fluchtkurs, der das Schiff zum Sprungpunkt bringen sollte.
Die Raketen der Jefferson Davis konnten ihr Ziel nicht verfehlen. Seines Ortungsschutzes beraubt und nicht mehr in der Lage ECM oder ECCM einzusetzen war das angeschlagene Schiff ein leichtes Ziel für die LSR.
Innerhalb einer Zehntelsekunde schlugen die Raketen im Hecksegment der W-16 ein und verwandelten das Schiff in eine expandierende Blase aus Plasma, Glut und Strahlung. Keiner der Besatzungsangehörigen an Bord der W-16 bemerkte noch das abrupte Ende des Schiffes, welches sich innerhalb eines Wimpernschlages vollzog.
An Bord der Jefferson Davis registrierten die letzten zwei Sensorgruppen die Vernichtung des Gegners, nachdem sie wieder funktionierten. Die vorübergehende Blendung der empfindlichen Sensoren, hervorgerufen durch die Explosion des Zerstörers, war nur zeitweilig gewesen. Sieger in diesem Kampf war die Volksrepublik geblieben. Allerdings war sich Captain Letherman nicht sicher, ob man angesichts der Schäden und Verluste auf der Jefferson Davis sowie nach dem Verlust des Zerstörers von einem klaren Sieg sprechen konnte. Dies sollten seiner Meinung nach die Offiziere im Oberkommando beurteilen. Hinzu kam noch, dass man einen Frachter vermisste. Die Möglichkeit, dass dieser vom Feind ebenfalls vernichtet worden war, schien sich bewahrheitet zu haben. In den Augen von Captain Letherman hatte die Volksrepublik, trotz der Vernichtung des feindlichen Raiders, eine Niederlage erlitten.
Der LI des Kreuzers meldete seinem Kommandanten, die Crew würde mindestens 84 Stunden benötigen, um die Schäden soweit auszubessern, dass die Jefferson Davis das System wieder verlassen konnte. Dieser Sprung würde den angeschlagenen Kreuzer zurück nach Jackpot bringen, wo die dortigen Werften alle Reparaturarbeiten erledigen konnten, um das Schiff wieder in einen gefechtsklaren Zustand zu versetzen. Diese Nachricht erfüllte Captain Letherman mit neuer Zuversicht. Er selbst hatte damit gerechnet, dass man in diesem leeren Transfersystem auf das nächste eintreffende Raumschiff warten musste, dieses dann mit einer entsprechenden Meldung umgehend nach Jackpot senden müsste, um von dort einen Reparaturtender anzufordern. Der LI hatte Captain Letherman aber auch mitgeteilt, dass die möglichen Reparaturen nur Notbehelfe wären. Ein längerer Werftaufenthalt war unvermeidlich.
Captain Letherman nutzte jetzt die verfügbare Zeit dafür, nach etwaigen Trümmerteilen oder Bruchstücken des vernichteten Feindschiffes suchen zu lassen. Die Suche war jedoch vergeblich. Man fand nichts. Trotzdem stand für Captain Letherman fest, dass man es mit einer Einheit des geheimnisvollen Kaiserreiches als Gegner zu tun gehabt hatte. Die Daten der Ortung, während des Gefechtes, zeigten dies zweifelsfrei. Das spärlich vorhandene Bildmaterial, welches in der Endphase des Kampfes aufgezeichnet worden war ließ für Captain Letherman die letzten Zweifel verschwinden. Das charakteristische Design war unverkennbar. Bereits bei Midway waren ähnliche Bildaufnahmen gelungen, die eindeutig die keilförmige Rumpfkonstruktion der Gegnerischen Schiffe zeigten. Hier war der Rumpf des vernichteten Gegners ebenfalls derart konstruiert. Für Captain Letherman stand damit die Herkunft des Gegners zweifelsfrei fest. Diese Information musste schnellstens an seine Vorgesetzten weiter geleitet werden. Es machte den Anschein, als wenn der bislang so geheimnisvolle Gegner nun deutlich offensiver agierte und selbst in Systemen operierte, die man bislang für sicheres Kerngebiet der Volksrepublik gehalten hatte.
Acht Sprünge entfernt wartete die W-21 indessen vergeblich auf eine Nachricht von ihrem Schwesterschiff. Das Zeitfenster, indem die W-16 eintreffen sollte war klar umrissen. Nachdem man vier Tage vergeblich auf das Schwesterschiff gewartet hatte, beschloss der Kommandant des Tarnkappenschiffs W-21 zu seiner Einsatzbasis bei Stygien zurück zu kehren. Von dort aus wurde das Ausbleiben des vermissten Schiffs nach Asgalun gemeldet. In der Einsatzleitung bei Asgalun vermerkte man drei Tage nach dem Eingang dieser Meldung die W-16 als “Vermisst im Einsatz“ und änderte diesen Vermerk zwei Tage später als Verlust. Die W-16 wurde damit als der erste eigene Verlust während der laufenden “Operation Morgenrot“ verzeichnet. Dies war eine Tatsache, die im Flottenkommando für Unbehagen sorgte. Man hatte auf Lemuria gehofft, den Gegner länger im Ungewissen zu lassen, wer die Angreifer waren.
Mit dem Verlust der W-16 bestand die berechtigte Befürchtung, die Volksrepublik würde sich jetzt ausrechnen können, wer der Drahtzieher dieser überfallartigen Angriffe gewesen war. Dies war so nicht wirklich gewollt … Zumindest zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht.
In den vier anderen Systemen, die während dieser Operationsphase als Zielsysteme ausgewählt waren, verlief der Einsatz eindeutig als Sieg für das Kaiserreich und ohne eigene Verluste. Konnte also als voller Erfolg für das Kaiserreich gewertet werden.
Torpedoangriff durch ein Tarnkappenschiff
Diese vier Langstreckeneinsätze der “Operation Morgenrot“ verliefen in drei Transfersystemen zwischen One Stone und Flagran, bzw. One Stone und Gateway. Den vier an diesen beiden erfolgreichen Einsätzen, innerhalb der unmittelbaren Kernzone der Volksrepublik, beteiligten Tarnkappenschiffen gelang es dabei jeweils drei Mercury-Frachter zu vernichten, bevor sie das Einsatzgebiet unerkannt verließen. Die Vorgehensweise war immer gleich. Wenn die Tarnkappenschiffe in das Zielsystem eingedrungen waren, verhielten sie sich möglichst unauffällig und suchten sich eine Position, von der aus sie unerwartet zuschlagen konnten. Die kaum bewaffneten Frachter hatten keine Chance, gegen die getarnt operierenden Schiffe, die ihre Torpedos aus Entfernungen von sechs bis acht Lichtsekunden abfeuerten und dann still abwarteten. Die erste und auch letzte Warnung für die Frachter war der Moment, an dem die Steuerrechner der Torpedos ihre Booster zündeten und auf den finalen Zielanflug gingen. Dies geschah in einem Zielabstand von unter einer Lichtsekunde. Viel zu nah also, um den Frachtern zu gestatten noch Abwehrmaßnahmen einzuleiten, die ohnehin wirkungslos gewesen wären. Dafür waren diese leichten Frachter nicht ausgelegt. Der Effekt der Torpedosprengköpfe für die derart überraschten Frachter war verheerend und final.
Das vierte Zielsystem, indem die Tarnkappenschiffe des Kaiserreiches losschlugen war zugleich zeitlich gesehen auch das erste der Ziele. Hier kamen neben den Tarnkappenschiffen überdies auch vier Zerstörer und vier Kreuzer zum Einsatz. Dieser Flottenverband, der aus insgesamt zwölf Schiffen bestand, lauerte in einem Transfersystem zwischen One Stone und Lighthouse auf einen Konvoi, der diese Strecke nahm, um One Stone anzusteuern. Das Ziel dieses Einsatzes war es, einen vollständigen Konvoi zu vernichten und wenn möglich sogar das eine oder andere Schiff der Volksrepublik zu kapern. Durch die zeitliche Versetzung der angegriffenen Systeme wollte man den Eindruck erwecken, ein Gegner würde sich langsam in die Kernzone der Volksrepublik vorarbeiten und dort auf Kapertour gehen. Für gewöhnlich war dies die Vorgehensweise von Piraten, die als Sündenböcke dieser Operation herhalten sollten, bis man seitens des Kaiserreiches gewillt war, die Maske endgültig vom Gesicht zu ziehen.
Der Einsatz dicht vor der Kernzone der Volksrepublik, wo dem Konvoi aus dem Coreside Sektor aufgelauert wurde, war in seiner Komplexität ein Risiko. Man rechnete fest damit, dass die Volksrepublik den Konvoi durch Kriegsschiffe sicherte und es zu einem heftigen Kampf kam. Deshalb war bereits während der Planungsphase entschieden worden, zuerst die gegnerischen Kriegsschiffe zu vernichten, erst danach die Frachter anzugreifen und dabei dann zu versuchen den einen oder anderen Frachter zu kapern. Dabei ging es dem Flottenkommando auf Lemuria nicht um die zu erbeutende Fracht sondern vordringlich um die umfangreichen Daten, die man sich erhoffte, wenn man einen Frachter unbeschädigt kapern könnte. In Bezug auf den Coreside Sektor war man in vielerlei Hinsicht noch auf Mutmaßungen oder aber Hochrechnungen angewiesen. Dies sollte sich durch diesen Einsatz ändern. Man erhoffte sich auf Lemuria umfangreichere, genauere und vor allem aktuelle Daten, um das Potential der Volksrepublik im Coreside Sektor besser beurteilen zu können. Dies konnte sich als Kriegsentscheidend erweisen.
Der Kaiserliche Flottenverband lauerte in der Mitte des Transfersystems, bereit einen durchziehenden Konvoi anzugreifen. Man wusste bereits, dass dies die Route war, die von den Schiffen der Volksrepublik dazu genutzt wurde um von Lighthouse nach One Stone zu gelangen. Konvois oder aber einzelne Schiffe, die von One Stone in Richtung Lighthouse unterwegs waren, nahmen ebenfalls diese Route, da es sich dabei um die schnellste Verbindung handelte, die es durchfliegenden Raumschiffen ermöglichte ihr jeweiliges Ziel mit der geringstmöglichen Anzahl von Sprüngen zu erreichen. Da diese Tatsache auf Lemuria bereits bekannt war, hatte man dort im Flottenkommando entsprechende Planungen angestellt, die nun umgesetzt wurden.
Von One Stone kommend sprang der Konvoi Coreside-62 in das System ein. Der Konvoi, bestehend aus sechs Mercury-Frachtern, sowie einem in die Jahre gekommenen und erst kürzlich umfangreich für den Transport von Passagieren umgerüsteten Merchant-Frachter, wurde dabei von vier Gunships einem Tomahawk-Zerstörer sowie einem Comanche-Zerstörer begleitet. Als Führungsschiff des Konvois diente ein Aegis-Kreuzer. Ein derart gut gedeckter Konvois sollte, der einhelligen Meinung des Volksflottenkommandos nach, gegen jeden Gegner bestehen können, den man erwarten durfte … Es zeigte sich, dass dies ein Irrtum war. Die starke Eskorte des Konvois hätte zweifellos jeden Piraten vertreiben oder vernichten können. Hier jedoch wartete ein regulärer Flottenverband von Kriegsschiffen, die gewillt waren der Volksrepublik den größtmöglichen Schaden beizubringen und es auch in Kauf nahmen selbst Verluste zu erleiden, wenn dies notwendig sein sollte um diesen Einsatz als Sieg für sich beanspruchen zu können. Das war für gewöhnlich der Preis, den man bereit sein musste in einem Krieg zu zahlen.
An Bord des Aegis-Kreuzers James Longstreet herrschte auf der Brücke die Routine, die jedem kommandierenden Offizier zeigte, dass seine Crew ihre Arbeit beherrschte. Captain Mike Honeytree lehnte fast gelangweilt in seinem Kommandosessel. In einigen Minuten würde sein XO ihn ablösen und Captain Honeytree konnte sich dann mit anderen Dingen beschäftigen, die ihn deutlich mehr interessierten, als die eintönige Reise durch dieses unbedeutende und leere Transfersystem, welches nur zwei Systeme von One Stone entfernt lag. Bis auf einige, gelegentliche Asteroiden und zwei Gasriesen gab es in diesem System nichts, was einen Raumfahrer auch nur annähernd interessieren könnte.
Sobald sein XO ihn abgelöst haben würde, stand für Captain Honeytree als nächster Tagespunkt eine Stunde Unterricht für die mitreisenden Offiziersanwärter auf dem Dienstplan. Captain Honeytree unterdrückte nur mühsam ein Grinsen, als er dabei an die reizende Blondine dachte, die ihn bereits seit Anfang dieser Reise beständig anschmachtete.
Möglicherweise wäre es heute an der Zeit, der jungen Dame einige ganz private Unterrichtsstunden zu geben. Mike Honeytree machte sich keine Illusionen. Die junge Frau wollte ihn als Sprungbrett für ihre Karriere nutzen. Dies war ihm absolut klar aber er war durchaus gewillt dies auch selber auszunutzen. Der schrille Ortungsalarm, der nur zwei Sekunden später vom Gefechtsalarm abgelöst wurde riss ihn schlagartig aus seinen Tagträumen. Innerhalb weniger Augenblicke herrschte Hektik auf der eben noch so ruhigen Brücke des Kreuzers. Captain Honeytree blickte erstaunt auf den kleinen Bildschirm direkt vor ihm, der die Daten der Ortungsstation weitergab. Symbole die gegnerische Torpedos anzeigten waren dort zu erkennen, die sich seinem Kreuzer schnell näherten. Noch bevor Mike Honeytree Befehle geben konnte erbebte der Kreuzer bereits unter den ersten Einschlägen. Nur Augenblicke später verwandelte der mächtige Aegis-Kreuzer sich in eine rapide aufblähende Blutkugel aus Plasma, Hitze und Strahlung.
Der Kaiserliche Flottenverband hatte geduldig gewartet, bis der Konvoi sich innerhalb des Raumabschnittes befand, der am günstigsten für der Angriff geeignet war. Aus kurzer Entfernung, zu ihren Zielen, setzen die vier Tarnkappenschiffe ihre Torpedos ab, die kurz nach dem Start bereits ihre Booster zündeten und Täuschkörper absetzten. Bei einer Distanz von weniger als fünf Lichtsekunden war das Zeitfenster für eine erfolgreiche Abwehr der Torpedos erschreckend klein. Lediglich drei der sechzehn abgefeuerten Torpedos wurden durch das spärliche Abwehrfeuer zerstört.
Angesichts der kurzen Zeit, die dem Kreuzer verblieb um zu reagieren war das ein überragender Erfolg. Allerdings reichte dieser Erfolg nicht annähernd aus, um den Kreuzer noch zu retten. Der Aegis-Kreuzer wurden mehrfach getroffen. Bereits der erste der Torpedotreffer ließ den Schutzschirm zusammenbrechen. Die fünf nächsten Torpedos, die den Kreuzer entlang seiner Längsachse trafen führten zur vollkommenen Vernichtung des Schiffs, da dabei auch der Hauptreaktor des Kreuzers einen direkten Treffer einstecken musste und sich dadurch schlagartig in eine künstliche Sonne verwandelte. Die übrigen sieben Torpedos steuerten zwei der begleitenden Gunship an. Die Schutzschirme dieser Schiffe waren nicht dafür geeignet den Gewalten der Kaiserlichen Torpedosprengköpfe zu widerstehen. Auch diese beiden Raumschiffe trieben bereits Bruchteile einer Sekunde nach dem ersten Treffer als expandierende Glutbälle durch das Weltall. Den leichten Torpedos, die von Drohnen abgesetzt wurden, hätten die Schiffe wohl widerstehen können. Bei den mittleren Torpedos, die von den Tarnkappenschiffen abgesetzt wurden, war dies jedoch eine völlig andere Sache. Deren Sprengkraft war viel zu stark für die schwachen Schirme der Gunships, deren kaum gepanzerte Rümpfe nur Sekundenbruchteile später das Opfer der nachfolgenden Torpedos wurden.
Die vier Tarnkappenschiffe aktivierten jetzt zeitgleich ihre Schirmfelder und beschleunigten in Richtung der nahezu wehrlosen Frachtschiffe. Die Zeit des Versteckens war vorüber. Während die vier Tarnkappenschiffe auf die Frachter zusteuerten, hatten die verbleibenden Jagdzerstörer und Crusader-Kreuzer jetzt ebenfalls ihre Energieschutzschirme aktiviert und steuerten mit hoher Beschleunigung auf den restlichen Konvoi zu. Die vier Jagdzerstörer lieferten sich bereits, über eine Entfernung von acht Lichtsekunden, ein Gefecht mit den beiden verbleibenden Gunship. Je zwei der Jagdzerstörer nahmen sich dabei jeweils einen der Gunship als Ziel. Bereits zwanzig Sekunden nach dem Abfeuern der ersten Schüsse war dieses Gefecht beendet. Die Impulsgeschütze der Jagdzerstörer zerfetzten die relativ schwachen Schirme ihrer Ziele und schlugen dann ungehindert in die Rümpfe der kleineren Schiffe ein. Nicht wenige der Treffer waren glatte Durchschüsse. Der erste Gunship wurde durch interne Folgeexplosionen verwüstet, nachdem er mehrfach an kritischen Stellen getroffen wurde. Ein Treffer der zweiten Salve traf den Energiekristall, worauf sich das Schiff schlagartig in eine schillernde Plasmawolke verwandelte, als die frei gesetzte Energie alles verdampfte, was soeben noch stolzes Kriegsschiff mit einer Mannschaft gewesen war.
Der zweite Gunship zerbrach in zwei etwa gleichgroße Hälften. Die hintere Hälfte, mit dem Hauptreaktor, explodierte in einem gleißenden Feuerball, während der Bugteil nun unkontrolliert durch das Weltall trudelte und dabei aus einem Dutzend Einschusslöchern seine restliche Atmosphäre verlor. Folgeexplosionen erschütterten die Überreste des Schiffswracks, rissen Löcher in die ohnehin schon zerlöcherte Bordwand und ließen weitere Trümmer in das Weltall driften.
Dreißig Sekunden später löste sich von den Überresten des zerbrochenen Kriegsschiffs eine einzelne Rettungskapsel und trudelte steuerlos durch das All. SAR-Teams würden sich nach dem Ende des Gefechtes dieser Kapsel widmen. Ob sich überlebende an Bord befanden war unbekannt und zudem auch ungewiss.
Die beiden Zerstörer, welche den Konvoi begleiteten, näherten sich mit maximaler Beschleunigung der Kampfzone. Bislang war die Position der beiden Schiffe etwas entfernt von den übrigen Schiffen, hinter dem restlichen Konvoi gewesen. Die Kommandanten der zwei Zerstörer versuchten jetzt ihre Kampfschiffe zwischen die Angreifer und die nun hastig abdrehenden Frachter zu bringen. Durch dieses Manöver wollten die zwei Zerstörerkommandanten es den nahezu wehrlosen Frachtern ermöglichen, noch die Flucht zu ergreifen. Dieses Manöver war mutig und ehrenhaft aber vollkommen unnütz, wie sich zeigen sollte.
Die vier Crusader-Kreuzer beschleunigten mittlerweile ebenfalls mit hohen Werten und hielten Paarweise auf die zwei Zerstörer zu. Aus einer Entfernung von etwas unter neun Lichtsekunden eröffneten die Crusader das Wirkungsfeuer aus ihren Impulsgeschützen. Bereits die ersten Salven lagen im Ziel und trafen die hoffnungslos unterlegenen Zerstörer mit brachialer Gewalt. Die sonst so hervorragenden Schutzschirme der Volksflottenschiffe boten keinen echten Schutz gegen die lichtschnellen Impulse der Waffensysteme, die von den Kaiserlichen Schiffen eingesetzt wurden. Schon wenige Sekunden später war dieses Gefecht beendet. Die zerborstenen Wracks der zwei Zerstörer trieben nun steuerlos und von internen Explosionen erschüttert durch das Weltall.
Die Kommandanten der fliehenden Frachter hatten bemerkt, wie einseitig das Gefecht bislang verlaufen war. Keiner der erfahrenen Offiziere, die derzeit die Frachter kommandierten, rechnete sich für sein eigenes Schiff eine reale Chance auf Entkommen aus. Bei einem Kampf würden ihre Besatzungen sinnlos sterben und die Frachter besaßen keinerlei echte Chance auf ein Entkommen, aus diesem Sternensystem. Die zivilen Frachter waren einstmals, von ihren Konstrukteuren, für deutlich geringere Beschleunigungswerte ausgelegt und konzipiert, als ein echtes Kriegsschiff. Zudem war die kümmerliche Bewaffnung der Frachter nie dazu gedacht gewesen im direkten Schlagabtausch gegen ein modernes und leistungsstarkes Kriegsschiff mithalten zu müssen. Auch die defensiven Systeme der Frachter bewegten sich nur im Rahmen von zivilen Schiffen. Als man an Bord der Frachter den Funkspruch empfing, sofort abzustoppen und auf ein Prisenkommando zu warten, war es lediglich eine Frage dessen, ob man nun das eigene Leben und das der eigenen Besatzung einfach sinnlos opfern wollte, oder aber ob man sich mit den ungewissen Konsequenzen einer Kapitulation abfinden konnte.
Die Frachterkapitäne entschlossen sich ausnahmslos zur Kapitulation. Drei Stunden später machte der XO des Crusader-Kreuzers dem Kommandanten des Kaiserlichen Flottenverbands, Kapitän Christopher Cain, Meldung.
“Herr Kapitän, ich melde die gelungene Inbesitznahme der Frachter des Konvois. Es hat keinerlei Gegenwehr gegeben. Die Besatzungen der Frachter wurden von unseren Boardingteams in die an Bord der Frachter verfügbaren Sasiskammern transferiert. Ausnahme dabei sind die Kommandanten, die zur weiteren Befragung an Bord dieses Kreuzers verbracht wurden … Die Ladung der Frachter setzt überwiegend sich aus Maschinen für die Leichtindustrie zusammen. Zudem ist einer der Frachter bis unter die Decksplatten mit KSR älterer Bauart beladen.
Allerdings befanden sich auch zwölfhundert Passagiere an Bord des einen Frachters. Laut der von uns aufgefundenen Unterlagen handelt es sich bei diesen Personen um Angehörige der Streitkräfte von Midway sowie deren Familien. Diese Personen sollten als Zwangskolonisten in den Coreside-Sektor verbracht werden, um dort auf dem Planeten Hegrion ihren angedachten Zweck zu erfüllen zu werden. Wir haben bislang darauf verzichtet die Wiedererweckung durchzuführen.“
Kapitän Cain nickte nachdenklich. Sein Blick wanderte kurz über die Brücke des Crusader-Kreuzers Prinz Eugen, der bei dieser Mission als Führungsschiff des Kampfverbands fungierte. Was er sah machte ihn zufrieden. Die Brückenmannschaft störte sich nicht an ihm oder dem XO sondern kam routiniert ihrer Arbeit nach. Die Tatsache, dass er sowohl als Kommandant des Kreuzers als auch als Verbandsführer fungierte war eine Belastung, derer er sich gewachsen fühlte. Der Grund dafür war die hervorragende Arbeit des XO, der es ausgezeichnet verstand viele der anfallenden Arbeiten und Aufgaben zu delegieren und somit seinem Kommandanten den notwendigen Freiraum zu verschaffen. Bereits auf seiner letzten Mission hatte Cain mit seinem XO, Kapitänleutnant Jürgen Schneider zusammen gedient. Cain war der Überzeugung, dass Schneider wie geschaffen war um ein eigenes Kommando zu erhalten. Eine entsprechende Beurteilung und Empfehlung hatte er bereits verfasst. Der junge Kapitänleutnant Schneider würde voraussichtlich das Kommando über einen der neuen Jagdzerstörer erhalten, die gerade bei Lemuria die Werft verließen. Cain war sich sicher, dass ein derartiges Kommando im Sinne des jungen Kapitänleutnant war. Die Jagdzerstörer agierten laut der bestehenden Planung weitestgehend unabhängig. Diese Schiffe sicherten die Grenzen des Kaiserreiches und waren zudem prädestiniert dafür, Erkundungseinsätze und Forschungsexpeditionen zu absolvieren. Für einen intelligenten und abenteuerlustigen Offizier also quasi eine ideale Möglichkeit sich zu beweisen. Cain seufzte innerlich. Vorerst galt es nun erst einmal die eroberten Frachter nach Asgalun zu bringen. Die hiesige Mission konnte man als erfolgreich abgeschlossen betrachten.
Der letzte Einsatz, der zugleich als Abschluss der Operation geplant war und eigentlich die Folgeoperation einleiten sollte, richtete sich gegen das Transfersystem, welches direkt nach Midway führte und aufgrund der geringen Entfernung für das Kaiserreich am einfachsten zu erreichen war.
Dieser spezielle Einsatz sollte die Volksrepublik nicht nur verunsichern, sondern auch ganz gezielt reizen. Ebenfalls war geplant, dass man seitens der Volksrepublik bei diesem Einsatz jetzt klar erkannte, wer der Urheber der Angriffe war.
Man hatte im Flottenkommando erkannt, dass die Volksrepublik dort regelmäßig Überwachungseinsätze absolvierte. Diese Einsätze wurden von Midway aus absolviert und bestanden darin, das Transfersystem zu Patrouillieren. Danach zogen sich die Schiffe der Volksflotte wieder nach Midway zurück. Im Durchschnitt lag ein derartiger Aufklärungseinsatz bei einer Einsatzdauer von zwei Tagen und wurde von zwei Schiffen durchgeführt, wobei eines am Sprungpunkt nach Midway verblieb und das andere das System durchkämmte. Dieses Vorgehen wiederholte sich bislang alle vier bis sechs Tage. Dies wollte man seitens des Kaiserlichen Flottenkommandos ausnutzen und den Schiffen der Volksflotte eine Falle stellen.
Dadurch, dass man im Midway System bislang noch immer über den, von der Volksrepublik, unerkannten Trojaner-Satelliten verfügte, war man in der Lage die dortige Flottenstärke der Volksrepublik vollständig einzuschätzen. Was allerdings noch sehr viel wichtiger war, der Trojaner-Satellit empfing den systeminternen Funkverkehr der dortigen Einheiten der Volksflotte. Diese Daten wurden natürlich über die immer noch bestehende und nicht aufgeklärte Hyperfunkverbindung weitergeleitet.
Der hierbei gewonnene Vorteil war taktisch und strategisch kaum abzuschätzen. Dies brachte das Kaiserreich in eine Lage, in der man genau wusste, was der Gegner tat oder plante. Dieser hingegen kämpfte das sich anbahnende Gefecht mit verbundenen Augen.
Das Transfersystem hinter Midway wurde regelmäßig von Einheiten der Volksflotte beflogen. Bislang war dies für die Einheiten der Volksflotte auch ohne Risiko gewesen. Allerdings sollte sich dies nun ändern. In der Kaiserlichen Flotte WOLLTE man, dass die Volksflotte annehmen musste, der Gegner wäre hier irgendwo zu finden und auch zum Kampf zu stellen. Die bislang bei dieser Operation durchgeführten Einsätze hatten primär dazu gedient, innerhalb der Volksrepublik genügend Wut aufkommen zu lassen, damit irgendwann dort jemand die Nerven verlor und eine größere Anzahl von Kriegsschiffen entsandte.
Diesen Verband wollte das Kaiserreich dann auslöschen und somit die Flotte des Gegners dezimieren. Dieser Plan besaß natürlich auch gewisse Risiken, jedoch war man, seitens des Kaiserreiches, in der Lage den entsendeten Verband im Vorwege äußerst genau zu analysieren und sich entsprechend vorzubereiten.
Von Midway kommend sprangen nacheinander zwei Comanche-Zerstörer in das Transfersystem ein. Nach einer Ortungsrunde sprang einer der beiden Zerstörer nach Midway zurück. Zehn Minuten später folgte der Rest des Aufklärungsverbands, bestehend aus einem Aegis-Kreuzer drei Zerstörern und vier Gunship. Der Verband formierte sich langsam und strebte dann in Richtung Systemmitte. Dabei suchten die Ortungssysteme der Schiffe permanent den gesamten umgebenden Weltraum ab.
Für gewöhnlich entsendete das Oberkommando der Volksflotte lediglich zwei Zerstörer, die dieses unbesiedelte System ortungstechnisch zwei Tage lang überprüften und dann nach Midway zurück sprangen. Einen kampfstarken Aufklärungsverband hatte die Volksrepublik erst dreimal seit der Eroberung von Midway entsendet. In der Vergangenheit waren diese Schiffe in weitem Bogen den Sprungverbindungen gefolgt, die sie schließlich nach One Stone brachten.
Auf Grund des aufgefangenen Signalverkehrs bei Midway wusste die Kaiserliche Flotte jedoch, dass man dieses mal plante eine andere Route zu nehmen und bis zu zehn Sprüngen nach Galaktisch-Nord vordringen wollte. Seitens der Volksflotte war man der Überzeugung dies wäre längst überfällig und überdies auch dringend notwendig. Bogart hatte sich endlich gegen die Einwände seines Regierungschefs durchgesetzt.
Der jetzt von Midway aus agierende Flottenverband der Volksrepublik wurde jedoch bereits erwartet.
Ein Gunship blieb jetzt als Überwachungsschiff am Sprungpunkt zurück, während der Rest des Flottenverbands Kurs auf den fernen Sprungpunkt nahm, der diese Schiffe unweigerlich nach Asgalun führen würde.
Seitens des Kaiserlichen Flottenkommandos war man nicht gewillt, den Gegner bei Asgalun eindringen zu lassen. Man plante den Gegnerverband im vorgelagerten Transfersystem zu stellen und zu vernichten. Die dafür notwendigen Vorbereitungen waren bereits getroffen worden. Man hatte einen Kampfverband zusammengezogen, von dem man überzeugt war, er könne diese Operation erfolgreich meistern.
Neben einem Trägerschlachtschiff, der Imperator, bestand dieser Verband aus zwölf Crusader-Keuzern und zwanzig Nibelungen-Jagdzerstörern, die bei dieser Operation zudem noch von zwölf Tarnkappenschiffen der Wolf-Klasse unterstützt wurden. Dieser Flottenverband sollte mehr als ausreichend sein, um die Gegnerschiffe zu vernichten, zumal man nicht vorhatte dem Gegner eine Warnung zukommen zu lassen. Großadmiral Volvensteyn würde diese Flotte in das Gefecht führen.
Der Flottenverband der Volksrepublik hatte seinen zweiten Sprung in ein weiteres unbedeutendes System vollzogen. Seit nunmehr vier Stunden steuerte der Flottenverband gemächlich das Systeminnere an. Unablässig arbeiteten die Ortungsgeräte. An Bord des Aegis-Kreuzers Theodore Roosevelt blickte Rear-Admiral Clark Handley gelangweilt auf den großen Ortungsbildschirm der Zentrale. Wiederholt fragte er sich, woher die Fremden wohl gekommen waren, gegen die man bei Midway kämpfen musste.
Laut den Auswertungen und Erkenntnissen des Sicherheitsdienstes sollte sich irgendwo im galaktischen Norden deren Heimatsystem befinden. Wo dieses System jedoch zu finden war, war bislang unbekannt. Clark Handey seufzte leise und kaum vernehmlich. Er vermisste das Schiff, welches sonst für gewöhnlich als Flaggschiff für ihn diente.
Normalerweise hielt er sich an Bord des Schlachtschiffs Warlord auf und kommandierte von dort aus mehrere Geschwader Kreuzer. Es war jedoch von Präsident Nicholson entschieden worden, diese Mission solle ohne den Einsatz von Schlachteinheiten oder Trägern absolviert werden. Man wollte lediglich Anhaltspunkte finden, wo der Gegner Zuhause war. Erst dann sollten die schweren Einheiten in den Einsatz gehen. Der Präsident der Volksrepublik war auch nach langen Diskussionen mit Flottenchef Bogart nicht gewillt von seiner Entscheidung Abstand zu nehmen.
Rear-Admiral Handley zuckte innerlich mit den Schultern. Er hielt diese Entscheidung für einen groben Fehler. Trotzdem war er zuversichtlich.
Seine Gunship fungierten als Aufklärer und hatten einen Ortungsschirm vor dem Flottenverband aufgebaut. Die nachfolgenden Schiffe flogen in Gefechtsformation und sein derzeitiges Flaggschiff hatte in der Mitte dieser Formation seinen Platz. Ihm konnte also nicht geschehen und er würde auf jeden Fall mehr als rechtzeitig gewarnt werden, wenn die Sensoren etwas verdächtiges orteten.
Unvermittelt schrillten Alarmsirenen. Ungläubig starrte Handley auf den Ortungsschirm, der jetzt mehrere Dutzend Torpedosignaturen zeigte, die sich schnell näherten. Nun setzten die Torpedos ihre Täuschkörper aus und aus jem Signal, welches soeben noch sichtbar war wurden nun plötzlich vier, fünf oder sechs. Zudem brandete auch eine massive Welle von Störsignalen durch den Weltraum, die es immens erschwerte eine klare Zielpeilung der heran kommenden Waffen zu erhalten.
Die Ruhe und Routine auf der Brücke des Kreuzers war jetzt Hektik und aufkommender Panik gewichen. Die Torpedos näherten sich nicht nur aus einer Richtung sondern von allen Seiten. Es schien so, als wenn dort draußen irgendwo getarnte Schiffe lediglich auf den Flottenverband der Volksrepublik gelauert hätten. Fast so als wenn sie gewusst hätten, dass dieser Flottenverband sich durch dieses System bewegen würde. Handley schüttelte für einen Moment ungläubig den Kopf. Das war doch nicht möglich. Woher sollte der Gegner dieses detaillierte Wissen haben, um einen derartigen Hinterhalt vorzubereiten, an dem laut der ersten, nun bereits verfügbaren Analyse mindestens acht bis zehn gegnerische Kriegsschiffe beteiligt waren.
Zudem hatte der Gegner gewartet, bis der einfliegende Flottenverband der Volksrepublik genau an dem Ort war, wo er in dieses vernichtende Kreuzfeuer genommen werden konnte. Bislang hatte jedoch absolut nichts darauf hingedeutet, dass in diesem Sonnensystem fremde Schiffe vorhanden sein könnten … Schon gar nicht ein schlagkräftiger Verband gegnerischer Kriegsschiffe, die man trotz aller Bemühungen bislang noch nicht einmal ortungstechnisch erfassen konnte.
Rear-Admiral Clark Handley blickte erneut auf den Ortungsschirm und murmelte einen derben Fluch. Gerade eben erlosch dort das Symbol eines seiner Zerstörer. Drei weitere Schiffssymbole blinkten alarmierend und signalisierten somit schwere Schäden an den Schiffen. Die Lage war nicht nur unangenehm sondern katastrophal.
Auf dem mächtigen Trägerschlachtschiff Imperator, dem Flaggschiff des Kaiserlichen Flottenverbands, blickte Großadmiral Volvensteyn zufrieden auf den Ortungsschirm der Zentrale. Dann wechselte sein Blick zu der holographischen Wiedergabe des Taktischen Projektors neben ihm. Der erwartete Flottenverband der Volksrepublik befand sich genau dort, wo der Großadmiral ihn haben wollte. Kampfeinheiten der Kaiserlichen Flotte waren bereits im Vorwege zu Positionen geflogen, die es ihnen nun erlaubten den Gegner von allen Seiten unter konzentriertes Feuer zu nehmen.
Die vielen Torpedos, die von den Wolf-Einheiten in der Eröffnungsphase der Schlacht abgefeuert worden waren, stellten lediglich den Beginn der Schlacht da. Jetzt jedoch sollten die Kreuzer und Zerstörer mit ihren leistungsstarken Impulsgeschützen das Gefecht endgültig entscheiden. Die Drohnen seines Trägerschlachtschiffs hielt Volvensteyn noch zurück. Die Drohnen waren dazu gedacht Feindschiffe denen die Flucht gelang zu stellen und zu vernichten. Mit einem Nicken signalisierte er seinem Operationsoffizier, nun die nächste Phase des Plans einzuleiten. Der Offizier gab sofort die entsprechenden Befehle, die nun an die Kreuzer und Zerstörer übermittelt wurden.
Rear-Admiral Clark Handley stöhnte fassungslos auf, als seine Ortung ihm plötzlich meldete, rund um seinen Einsatzverband würden fremde Schiffe Energieschirme aufbauen und sich schnell nähern. Die jetzt angemessenen Energiewerte ließen keinen Zweifel darüber offen, dass es sich um moderne Kriegsschiffe handelte.
Nur wenige Sekunden später schlugen bereits die Energieimpulse der Kaiserlichen Impulsgeschütze in die jeweils anvisierten Zielschiffe der Volksflotte ein. Das Ergebnis war verheerend. Die Entfernung zwischen den sich nähernden Schiffen der Kaiserlichen Flotte und dem Verband der Volksflotte betrug etwas weniger als sechs Lichtsekunden. Für die Impulsgeschütze eine optimale Gefechtsentfernung. Bereits mit der ersten Salve explodierte ein Comanche-Zerstörer spontan, nachdem er mehrfach mittschiffs und im Heckteil getroffen wurde. Zwei der Gunship verwandelten sich nur einen Wimpernschlag später ebenfalls schlagartig in expandierende Wolken aus Plasma und Energie.
Clark Handley fluchte unbeherrscht. Der Gegner hatte ihn vollkommen überrascht. Die sonst so disziplinierten und hervorragend ausgebildeten Mannschaften, an Bord seiner Schiffe, waren nicht in der Lage, sich schnell genug auf den Hinterhalt einzustellen. Der Zeitraum war ganz einfach zu kurz um die eigenen Schiffe an irgendeinem Punkt der gegnerischen Formation zu konzentrieren und dann dort durchzubrechen. Eine Flucht wäre der einzig sinnvolle Weg gewesen. Der Feind war von der reinen Anzahl der Kriegsschiffe deutlich überlegen und brachte zudem Waffensysteme ins Gefecht, denen die Schiffe der Volksflotte nichts entgegenzusetzen hatten. Wieder explodierte einer der Zerstörer, die zu Handleys Flottenverband gehörten.
Rear-Admiral Handley bemerkte, dass die Schutzschirme seines Kreuzers versagten. Die enorm wirkungsvollen Waffenstrahlen des Gegners hatten die bereits angeschlagenen Schirme endgültig zum Zusammenbruch gebracht. Die Schiffszelle dröhnte wie eine alte Bronzeglocke, als nun mehrere Waffenstrahlen in Heck und Mittelteil des Kreuzers einschlugen. Meldungen von Vakuumeinbrüchen und internen Feuern erschienen auf dem Schadensdisplay, direkt vor Handeys Sessel. Handley wandte sich zu seinem XO und wollte den Befehl erteilen, das Schiff zu verlassen. Er kam nicht mehr dazu. Der Kreuzer explodierte, mit einer Heftigkeit, die sekundenlang die Sensoren der Schiffe in der Nähe blendete.
Großadmiral Volvensteyn nahm die Meldung unbeteiligt entgegen, dass der Gegnerische Flottenverband ausgelöscht war. Das Gefecht hatte kaum fünfzehn Minuten gedauert. Von dem Zeitpunkt an, wo die ersten Torpedos abgefeuert worden waren, bis zur Vernichtung des letzten Feindschiffs waren nach dem Gefühl des Großadmirals jedoch Tage verstrichen. Die Anspannung des eben erfolgreich beendeten Einsatzes machte sich bei Volvensteyn nur äußerlich kaum bemerkbar. Im Innern jedoch schmerzte es ihn unsagbar, um jeden einzelnen Soldaten, der in dieser kurzen aber heftigen Raumschlacht gefallen war. Auch wenn es Soldaten der Gegenseite gewesen waren, des Feindes, so war der Verlust von Menschenleben in den Augen von Volvensteyn immer ein Grund zur Trauer. Auch diese Menschen hatten ihrer Nation stolz und treu gedient. Das respektierte Volvensteyn.
Volvensteyn wandte sich zu seinem Adjutanten um. “Unsere Schiffe sollen unverzüglich Shuttles mit SAR-Teams aussetzen. Wenn wir die Chance haben einige der gegnerischen Besatzungsmitglieder zu retten, dann ist es unsere Pflicht, dies auch zu tun.“
Sein Adjutant bestätigte den Befehl und gab entsprechende Anweisungen an die Kommunikationsabteilung weiter. Kaum eine Minute später glitten bereits die ersten SAR-Shuttles in den Weltraum. Abgesetzt von den Kreuzern, die dem mit Trümmern übersäten Kampfgebiet am weitesten genähert hatten. Es war fraglich, ob man Überlebende finden konnte. Für gewöhnlich überlebte es die Besatzung nicht, wenn ihr Schiff plötzlich explodierte und alles in der dichteren Entfernung in eine Glutwolke verwandelte. Das war Volvensteyn jedoch egal. Wenn es auch nur eine kleine Chance geben sollte, Überlebende zu bergen, dann musste er alles versuchen, um dies nun, nach dem Ende der Raumschlacht, zu tun. Das Verlangte sein Ehrgefühl von ihm … und nebenbei auch die Dienstvorschrift, die besonders in dieser Hinsicht sehr konkret war und jeden Kommandanten unmissverständlich zu dieser Handlung zwang, sofern sie nicht unmittelbar die Sicherheit des eigenen Schiffs gefährdete. “Operation Morgenrot“ war ein Erfolg gewesen und hatte den Gegner dazu verleitet, tatsächlich einen Flottenverband zu entsenden. Genau wie die Planung der Folgeoperation “Mausefalle“ es erfordert hatte. Nun galt es abzuwarten, wie der Feind in Zukunft agierte. Volvensteyn lächelte zuversichtlich. Die Operation“Mausefalle“ war in seinen Augen geradezu perfekt verlaufen.