St. Pöltner Straßennamen erzählen - Manfred Wieninger - E-Book

St. Pöltner Straßennamen erzählen E-Book

Manfred Wieninger

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Beschreibung

Ortsnamen sind Fixpunkte der Orientierung in unserer Welt: Oft Jahrhunderte, manchmal Jahrtausende alt, bestimmen sie Regionen und Landschaften in unverwechselbarer Weise. Etwas weniger in die Vergangenheit zurückreichend, doch nicht minder charakteristisch ist die Tradition von Straßennamen: Teils auf Orts- und Flurnamen zurückgehend, teils auf historische Ereignisse und Persönlichkeiten verweisend, legen sie Zeugnis ab von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. So sind Straßennamen ein bis heute zu wenig beachteter, höchst subtiler Spiegel einer Stadt und ihrer Entwicklung. Die Benennung von Straßen nach wichtigen Gestalten der Stadt- und Landesgeschichte ist ein Zeichen des Respekts und der Würdigung herausragender Persönlichkeiten. Auch die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten hat diesbezüglich so einiges zu bieten. Manfred Wieninger - nicht nur Sohn, sondern auch großer Kenner und Liebhaber der Stadt - hat sich auf eine Reise durch ihre Straßen begeben und Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart zu den Straßennamen zusammengetragen. Das Ergebnis ist eine vielfältige Sammlung historischer Fakten und interessanter Details, die Einblicke in eine ebenso facettenreiche Stadt geben.

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Manfred Wieninger

St. PöltnerStraßennamenerzählen

Aktualisierte underweiterte Neuauflage

StudienVerlag

InnsbruckWienBozen

Inhalt

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

R

S

T

U

V

W

Z

Verzeichnis benützter Literatur

A

Achleitnerstraße

Hart, 1977

Nach dem niederösterreichischen Pädagogen Karl Achleitner.

Der 1899 in Erlauf geborene Sohn eines Werkmeisters absolvierte unterbrochen durch seine Einberufung 1917 das Landeslehrerseminar in St. Pölten und legte 1920 die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen ab. 1924 erwarb er auch die Lehrberechtigung für Bürgerschulen. Ab 1919 unterrichtete der Anhänger der Glöckelschen Schulreform an der Volksschule Wieselburg, ab 1925 an der Knabenbürgerschule in St. Pölten. Nach sechs Jahren erneutem Kriegsdienst von 1939 bis 1945 kehrte er in seinen Beruf zurück und avancierte 1954 zum Bezirksschulinspektor für die Bezirke St. Pölten-Stadt und Lilienfeld. In seiner bis 1964 währenden Amtszeit baute er vor allem die Elternvereine neu auf. 1956 wurde er mit dem Titel Regierungsrat ausgezeichnet. Der Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich sowie des Ehrenringes der Stadt St. Pölten ist 1976 in St. Pölten verstorben.

Ackergasse

Oberwagram, 1927

Die Gasse führte zum Zeitpunkt der Benennung zu Äckern.

Adalbert-Jungwirth-Gasse

Oberwagram, 1964

Nach dem niederösterreichischen Lokalhistoriker, Schriftsteller und Pädagogen Adalbert Jungwirth.

Der 1886 im böhmischen Kalist Geborene wuchs seit seinem vierten Lebensjahr in St. Pölten auf und absolvierte das hiesige Gymnasium. Ab 1909 gab er die kurzlebige Zeitschrift „Beiträge zur lokalen Kunstpflege St. Pöltens“ heraus und veröffentlichte auch lokalhistorische Studien. So zum Beispiel über die „Beziehungen Schuberts zu St. Pölten“ (1912) und „Beiträge zur Geschichte von Pottenbrunn“ (ebenfalls 1912). Nach dem Wehrdienst im Ersten Weltkrieg ging sein Wunsch, in St. Pölten eine Stelle als Mittelschullehrer zu erhalten, nicht in Erfüllung. Stattdessen wirkte er 15 Jahre lang an der Bundeserziehungsanstalt in Wiener Neustadt und trat in dieser Zeit auch als Lyriker hervor. Erst ab dem Schuljahr 1946/47 unterrichte er an der St. Pöltner Lehrerbildungsanstalt Deutsch und Latein. 1947 erlag Professor Jungwirth einem Herzleiden.

Adolf-Sedlaczek-Gasse

St. Pölten, 1969. Von 1948 bis 1969 Propst Führer-Straße. Von 1946 bis 1948 Hans Brunner-Straße. Davor Führerstraße (nicht nach Hitler, sondern nach dem Propst Johann Michael Führer)

Nach dem St. Pöltner Politiker Adolf Sedlaczek.Sedlaczek wurde 1877 in Groß Ullersdorf/Velké Losiny in Böhmen geboren. Der gelernte Schlosser heuerte bei der Bahn an, wurde dort vor allem als Elektriker eingesetzt und brachte es bis zum Adjunkt der Bundesbahn in St. Pölten. Als SDAP-Abgeordneter gehörte er von 1921 bis 1932 dem niederösterreichischen Landtag an. Im Zuge der Bürgerkriegsereignisse im Februar 1934 wurde der Sozialdemokrat verhaftet. Nach dem Weltkrieg gelang ihm noch eine späte Karriere: Von 26. Mai 1945 bis 1955 gehörte er dem St. Pöltner Gemeindeparlament als Stadtrat an und war zeitweilig SPÖ-Fraktionsvorsitzender. 1964 ist er in St. Pölten gestorben.

Adolf-Tobner-Gasse

Oberwagram, 1964

Nach dem niederösterreichischen Pädagogen Adolf Tobner (1865 bis 1927).

Der geborene Budweiser absolvierte die dortige Lehrerbildungsanstalt und kam nach Lehrerstellen in Gutwasser, Budweis, Türnitz, St. Veit und Fahrafeld 1897 nach St. Pölten, wo er an der Knaben-Bürgerschule bis zu seinem Tod unterrichtete. Neben seiner Lehrtätigkeit studierte er Geologie. Über die geologischen Verhältnisse St. Pöltens und der Umgebung publizierte er in Zeitschriften und in der „St. Pöltner Zeitung“. Tobner repräsentiert damit den Typus des heimatforschenden Pädagogen, den es heute so nicht mehr gibt. Vier Jahre vor seinem Tod wurde sein Wirken mit dem Titel Bürgerschuldirektor gewürdigt.

Aichelburggasse

St. Pölten, 1964

Nach dem St. Pöltner Politiker Eugen Freiherr von Aichelburg.

Aichelburg wurde 1852 wahrscheinlich in Wien geboren und studierte Jus an der dortigen Universität. 1881 kam er als Notar-Substitut seines Schwiegervaters nach St. Pölten. 1885 wurde er hier Notar. 1894 wählte man ihn in die St. Pöltner Gemeindevertretung, wobei er keiner der damals in St. Pölten dominierenden politischen Richtungen, also weder den Liberal-Deutschnationalen noch den Christlich-Sozialen angehörte. Als er am 24. Februar 1898 offenbar als Kompromisskandidat zum Bürgermeister gewählt wurde, kündigte er vorsorglich seinen Rücktritt für den Fall an, dass die „unwürdige“ Finanzkontrolle der Stadt St. Pölten durch den Landesausschuss nicht aufgehoben werden sollte. Als ein entsprechendes Ansuchen der Gemeinde um Aufhebung der Kuratel abgelehnt wurde, trat er am 7. April 1898 als Bürgermeister zurück, verblieb aber in der Gemeindevertretung. 1908 wurde er zum Vizebürgermeister gewählt. Nach dem Tod von Bürgermeister Eybner leitete er noch einmal für ganz kurze Zeit die Stadtgemeinde. Der Ehrenbürger der Stadt St. Pölten starb 1917.

Aicherstraße

Spratzern, 2015

Nach dem St. Pöltner Maler und Graphiker Walter Aicher. Der 1929 geborene Autodidakt war ab 1970 Direktor der Harlander Coats GmbH, einer traditionsreichen Baumwollspinnerei und Zwirnerei, in Harland. 1987 wurde das Unternehmen geschlossen. Danach begann sich Aicher intensiv mit bildender Kunst zu beschäftigen. Ab 1989 stellte er eigene Werke aus. Als zunehmend erfolgreicher Landschafts- und Städtemaler brachte es auf insgesamt 35 Einzelausstellungen in ganz Österreich. Walter Aicher ist tragischerweise bei der verheerenden Gasexplosion am 3. Juni 2010 in der St. Pöltner Munggenaststraße ums Leben gekommen.

Aitzetmüllergasse

Spratzern, 1994

Nach dem niederösterreichischen Arbeiterkämmerer und Funktionär Alois Aitzetmüller.

Geboren 1901 in Steinbach am Ziehberg im oberösterreichischen Almtal als uneheliches Kind einer Bauernmagd konnte der Bildungshunger des jungen Aitzetmüller durch die ländliche Volksschule nur sehr mangelhaft befriedigt werden und sein Wunsch, Lehrer zu werden, blieb unerfüllbar. So brachte er sich von 1913 bis 1917 als Hilfsarbeiter in einer Sichelschmiede in Scharnstein durch, wo er auch mit den Ideen der Sozialdemokratie bekannt wurde und in die Metallarbeitergewerkschaft eintrat. Nach längerer Arbeitslosigkeit und Jobs im Kohlebergwerk Köflach sowie im Warmwalzwerk Böhler bei Waidhofen an der Ybbs finden wir ihn in den Zwanziger Jahren als arbeitslosen Siedler in der Wagramer Schnofl-Siedlung. 1927 erlangte er eine Anstellung bei der Arbeiterkammer für Wien und Niederösterreich. 1934 war er wieder arbeitslos, 1935 wurde er verhaftet. 1948 trat er wieder in die Arbeiterkammer ein und avancierte 1954 zum Leiter von deren St. Pöltner Bezirksstelle. 1959 wurde er zum AK-Sekretär befördert und war als Inspektor mehrerer Amtsstellen der Kammer eingesetzt. Als Bildungsfunktionär der SPÖ St. Pölten hielt er zahlreiche Vorträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, publizierte gelegentlich regionalgeschichtliche Aufsätze und trat auch als Lyriker hervor. 1979 wurde er mit dem Ehrenzeichen der Stadt St. Pölten geehrt. Er starb 1993 in Hamburg, wohin er noch mit 90 Jahren aus familiären Gründen übersiedelt war.

AK-Platz

St. Pölten, 2015

Nach der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich (AKNÖ), deren neuen Zentrale am AK-Platz 1 im Jahr 2017 offiziell eröffnet worden ist.

Die AKNÖ übersiedelte 2016 von Wien nach St. Pölten.

Albert-Schweitzer-Gasse

Oberwagram, 1975

Nach dem deutschen Arzt, Theologen, Musiker und Philosophen Albert Schweitzer.

Der 1875 im elsässischen Kayersberg geborene Pfarrerssohn besuchte die Realschule in Münster sowie das Gymnasium in Mülhausen und maturierte 1898. Nach einem Jahr beim Straßburger Infanterieregiment 143 studierte er Philosophie und Theologie, aber auch Orgel an der Universität Straßburg und promovierte 1899 zum Doktor der Philosophie und 1900 zum Doktor der Theologie. Danach begann für ihn eine seiner Herkunft und Ausbildung gemäße Laufbahn als Vikar in Straßburg, Lehrer an der dortigen Theologischen Fakultät der Universität Straßburg, Direktor des Seminars St. Thomas ebenfalls in Straßburg und Autor des Buches „J.S. Bach, le musicien-poète“. Doch im Jahr 1905 stieß er sein bisheriges Leben vollkommen um und nahm mit dem Ziel, Arzt in Afrika zu werden, sein drittes Studium, das der Medizin, auf. 1913 promovierte er mit der Dissertation „Die psychiatrische Beurteilung Jesu“ und fuhr anschließend mit seiner Frau in das westafrikanische Lambarene im heutigen Staat Gabun. Dort begannen sie, ein Urwaldspital in der Missionsstation Andende aufzubauen, und verschuldeten sich dabei stark. 1914 wurden sie als deutsche Staatsbürger interniert und 1917 nach Frankreich gebracht. Nach dem Ersten Weltkrieg baute Schweitzer durch Konzerte und Vorträge seine Schulden ab und sammelte neue Mittel für Lambarene, wohin er aber erst 1924 zurückkehren konnte. Bis zu seinem Tod dort im Jahr 1965 mußte er immer wieder für Wochen, Monate und Jahre nach Europa zurückkehren, um Fundraising zu betreiben und mit Konzert- und Vortragsreisen Geld für sein Spital und das ebenfalls von ihm gegründete Lepradorf „Village lumière“ zu verdienen. 1928 wurde er mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt, 1952 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In den Fünfziger Jahren sprach er sich entschieden gegen die atomare Bewaffnung aus. Der große Philanthrop, Mitglied der französischen „Académie des Sciences morales et politique“, der amerikanischen „Academy of Art and Sciences“ und Ehrendoktor der Universität Zürich starb 1965.

Alexandergasse

Ganzendorf, 1983

Nach Papst Alexander III.

In einer Bulle dieses Papstes wurde zwischen 1161 und 1171 erstmals der Name Ochsenburg erwähnt: „[…] in Stainvelde unam vinam quam Rudolfus de Ossenburch tradidit ecclesie […]“ – Die Rede ist von einem Weingarten im Steinfeld, den ein gewisser Rudolf von Ochsenburg der Kirche geschenkt hat. Der Sieneser Rechtsgelehrte Orlando Bandinelli wurde 1150 Kardinal und 1159 als Alexander III. Papst. Er begann den Investiturstreit gegen die staufischen Kaiser, war der große Gegenspieler des Kaisers Friedrich I. Barbarossa, aber auch König Heinrichs II. von England, der den von Alexander unterstützten Erzbischof Thomas Becket ermorden ließ. Alexander hatte nacheinander vier Gegenpäpste zu überstehen, musste vier Jahre ins französische Exil gehen, setzte sich aber schließlich gegen Barbarossa durch. Er unternahm auch die ersten kirchenrechtlichen Schritte gegen sogenannte Ketzer wie die Katharer und die Waldenser. Er starb 1181 in Civita Castellana.

Alfred-Brehm-Straße

Unterwagram, 1952

Nach dem deutschen Zoologen Alfred Brehm.

Der 1829 im thüringischen Renthendorf als Alfred Edmund Brehm geborene Sohn eines unbedeutenden Pastors, aber bedeutenden Ornithologen begann nach einer Maurerlehre 1846 ein Architekturstudium in Dresden. Von 1847 bis 1852 nahm er an einer deutschen Nil-Expedition durch Ägypten, den Sinai, den Sudan und so weiter teil. Ab 1853 oblag er einem Studium der Naturwissenschaften in Jena und promovierte 1855. In diesem Jahr publizierte er seine „Reiseskizzen aus Nordafrika“. Seit 1856 war Dr. Brehm freier Schriftsteller in Leipzig und veröffentlichte vor allem in populären Zeitschriften wie der „Gartenlaube“. 1861 erschien sein Buch „Das Leben der Vögel. Dargestellt für Haus und Familie“. 1862 avancierte er zum ersten Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg. Von 1864 bis 1869 publizierte er sein bald populäres „Illustrirtes Thierleben. Eine allgemeine Kunde des Thierreichs von A. E. Brehm“ in sechs Bänden. 1869 begründete er das Berliner Aquarium, dem er bis 1873 vorstand. 1876 unternahm er eine Reise nach Westsibirien. Er starb 1884 in seinem Elternhaus in Renthendorf.

Alfred-Vogel-Gasse

Pottenbrunn, 1991

Nach dem St. Pöltner Musiker, Funktionär und Politiker Alfred Vogel.

Vogel wurde 1926 in Weißenkirchen an der Perschling geboren und lebte seit 1929 in Pottenbrunn. Nach dem Kriegsdienst in der Wehrmacht von 1942 bis Kriegsende trat er 1946 in die ÖBB-Werke Wörth ein. Ein Jahr zuvor hatte er das Vogel-Quartett gegründet, das er bis 1956 leiten und in dem er 41 Jahre als Tenor singen sollte. 1949 gründete er den Chor der ÖBB-Werke Wörth und leitete ihn bis 1956. Danach führte er drei Jahre den Männerchor der ÖBB-Werke Wörth. 1959 übernahm er die Leitung des NÖ-Alpenlandchores der ESKV Werke Wörth, die er bis 1986 innehaben sollte. Mit diesem Chor, den er auch als Tenor-Solist verstärkte, gastierte er im In- und Ausland. Ebenso unermüdlich wie im Chorbereich war der begeisterte Fußballer und Turner auch als Sportfunktionär in Pottenbrunn, wo er ab 1952 dem Gemeinderat angehörte, aber auch in St. Pölten tätig. So war er etwa 1947 Gründungsobmann des Eisenbahnersportvereines Werke Wörth, engagierte sich über viele Jahre für den Ausbau des Pottenbrunner Sportplatzes zu einer ASKÖ-Zentralsportanlage und war auch Konsulent des Österreichischen Institutes für Schul- und Sportstättenbau. Letzten Endes gab es in Pottenbrunn wohl fast keinen Verein, bei dem Alfred Vogel nicht aktiv mitgearbeitet hätte. 1978 ging der Bundesbahn-Oberinspektor, zuletzt in der Wiener Zentralen Personalstelle der ÖBB beschäftigt, krankheitshalber in Pension. 1987 ist er verstorben.

Alfred-Wolfsberger-Straße

Pottenbrunn, 1998

Nach dem St. Pöltner Politiker Alfred Wolfsberger (1936 bis 1997).

Nach der Absolvierung der St. Pöltner Handelsschule und einigen Jahren bei der Ersten Allgemeinen Unfall- und Schadensversicherungsgesellschaft in St. Pölten und der Spedition Wilhelm Gärtner ebenda war Wolfsberger von 1959 bis 1996 Bediensteter des Magistrates St. Pölten, zuerst im Sozial-, dann im Standesamt, ab 1972 in der Gebäudeverwaltung. 1982 wurde er zum Leiter des städtischen Bauhofes bestellt. Der geborene Pottenbrunner war in seiner Heimatgemeinde so etwas wie ein Ortskaiser im besten Sinne des Wortes. Als Vertreter Pottenbrunns und Leiter der SPÖ-Sektion 22 gehörte er von 1973 bis 1993 dem St. Pöltner Gemeinderat an. Zuvor war er schon von 1970 bis 1972 geschäftsführender Gemeinderat der 1972 nach St. Pölten eingemeindeten Marktgemeinde Pottenbrunn gewesen. Unter seiner Ägide wurden die Hauptschule, der Kindergarten, das neue Feuerwehrhaus mit einem Stützpunkt der Arbeiter-Samariter und die Aufbahrungshalle errichtet. Beim Bau des Pottenbrunner Volksheimes von 1980 bis 1985 packte er selbst mit an und leistete kostenlose Arbeitsstunden zum Beispiel als Dachdecker. 1993 erhielt er das Ehrenzeichen der Landeshauptstadt St. Pölten. Der überzeugte Läufer starb eines jähen und völlig unerwarteten Todes nicht einmal ein Jahr nach seiner Pensionierung.

Allandstraße

Pottenbrunn, Zwerndorf, 1977

Nach den Herren von Alecht, die sich nach ihrem Stammsitz Alland Alechter nannten und im 13. Jahrhundert von den damaligen Landesfürsten, den Babenbergern, mit der Herrschaft Pottenbrunn belehnt wurden.

Fortan nannten sie sich Pottenbrunner und ließen im 14.Jahrhundert eine Burg an der Stelle des heutigen Schlosses Pottenbrunn erbauen. Der letzte direkte Pottenbrunner in männlicher Erbfolge war zu Beginn des 16. Jahrhunderts Martin von Pottenbrunn. 1505 ging die Herrschaft Pottenbrunn durch Heirat von Sebastian Grabner mit Martins Tochter Apollonia an die Grabner über.

Almawinkel

Pottenbrunn, vor 1972

Nach einer historischen Ortsteilbezeichnung.

Im amtlichen St. Pöltner Straßenverzeichnis aus dem Jahr 1986 heißt es zur Bedeutung des Namens: „Im Mittelalter teilte man Pottenbrunn in drei Teile, drei Winkel, ein: einer davon wurde als ‚Albmerwinkel‘ bezeichnet, ‚Albern‘ (=Pappeln)“.

Alois-Fink-Gasse

Mühlgang, 1986

Nach dem St. Georgener Politiker Alois Fink.

Fink fungierte von 1870 bis 1879 und von 1882 bis 1885 als Bürgermeister der Gemeinde St. Georgen am Steinfelde. In seiner Amtszeit erhielt der Ort Anschluss an die Leobersdorfer Bahn (1877) und eine Freiwillige Feuerwehr (1884). Im Hauptberuf war er Krämer in St. Georgen, und zwar in der heutigen Kirchengasse 6.

Alois-Schuster-Gasse

Stattersdorf, 1993

Nach dem St. Pöltner Politiker Alois Schuster.

Der 1878 in St. Pölten Geborene erlernte bei der hiesigen Druckerei Sommer von 1892 bis 1896 den Beruf des Schriftsetzers. Anschließend führte ihn seine Walz unter anderem bis nach Zürich. 1902 trat er in die Dienste der Bezirkskrankenkasse St. Pölten. Ein Jahr später wurde er dort als Beamter definitiv gestellt. Als einer der ersten Vertrauensmänner der St. Pöltner Sozialdemokratie übte er die Funktionen des Bezirksparteisekretärs und eines Gewerkschaftssekretärs aus. 1912 wechselte er beruflich in den Verband der Genossenschaftskrankenkasse in Wien und avancierte 1918 zum Sekretär der Krankenkasse des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft. 1928 ging er in dieser Funktion in Pension. Im Ständestaat wurde seine Rente wegen seiner politischen Vergangenheit gekürzt. Der Pionier der St. Pöltner Arbeiterbewegung starb 1938.

Alois-Sindl-Straße

Unterwagram, 1996

Nach dem niederösterreichischen NS-Opfer Alois Sindl.Sindl wurde 1901 in Böheimkirchen geboren, erlernte den Beruf eines Drehers, den er bei der Voith, bei der Niederösterreichischen Landeswasserbau-Fachabteilung und bei der Bundesbahn ausübte und lebte bis zu seiner Verhaftung mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in der Josefstraße 60 in St. Pölten. Er war seit 1919 Sozialdemokrat. Am 24. August 1939, also wenige Tage vor Hitlers Überfall auf Polen, sagte er im Bahnhofsrestaurant in Böheimkirchen: „Die Deutschen werden nicht auf einen Gegner stoßen, der ohne Waffen wartet. Auch der Pole ist gerüstet, er hat nicht nur Holzprügel, sondern auch Waffen.“ Schließlich wandte er sich an drei einberufene Wehrmachtsreservisten mit den Worten: „Geht’s, macht’s Euch nicht lächerlich, schmeisst die Prügel weg, es kommt ja sowieso der Kommunismus.“ Dafür wurde er von der Gestapo verhaftet und nach qualvollen Verhören vom Oberlandesgericht Wien am 4. April 1940 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 29. August 1942 haben ihn die braunen Henker gemeinsam mit 745 kranken Mithäftlingen unter dem Vorwand der Fleckfieberbekämpfung in Auschwitz in die Gaskammer getrieben und dort ermordet.

Alte Hofmühlgasse

Pottenbrunn, 1974.Davor Fabriksgasse

Nach der ehemaligen Alten Hofmühle, dem Haus Nr.10 in dieser Gasse.

Die vermutlich älteste Pottenbrunner Mühle wurde schon im 14. Jahrhundert genannt und bis 1874 als Mühlenbetrieb geführt. Danach wurde darin eine Borten- und Spitzenfabrik eingerichtet, die bis 1905 Bestand hatte. Nach einem weiteren radikalen Umbau produzierte dort eine Kakao-, später eine Bandfabrik. Im Ersten Weltkrieg diente das Gebäude als Kaserne. Zumindestens bis in die späten Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde das Anwesen weiterhin für industrielle und gewerbliche Zwecke genützt.

Alte Landstraße

Stattersdorf, vor 1939

Nach der ehemaligen Funktion.

Ein Name vom Typus „Alte Landstraße“ kann in der Regel bei der Deutung einfach beim Wort genommen werden. Es handelt sich also um die alte Straßenverbindung von Stattersdorf nach Ober-Wagram, was man auch an der leicht kurvigen Linienführung des Straßenstücks erkennen kann. Die neue Landstraße, also die heutige Stattersdorfer Hauptstraße nach Ober-Wagram ist dagegen eine beinahe schnurgerade Direttissima.

Alte Reichsstraße

St. Pölten, 1969.Davor Linzer Straße

Nach einem Teil der ehemaligen Reichs- beziehungsweise Kaiserstraße von Wien nach Linz.

Durch den Bau der Stockinger Brücke und die neue Trasse durch das südliche Ende des Kaiserwaldes wurde dieses kurze Teilstück in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts als Ausfallstraße mit überregionaler Bedeutung obsolet.

Alter Schulweg

Stattersdorf, vor 1939

Nach der „Alten Schul“, die 1872 eröffnet und wegen Überfüllung 1890 durch ein neues, heute noch diesem Zweck dienendes Volksschulgebäude in der Stattersdorfer Hauptstraße 109 ersetzt wurde.

Altgasse

Harland, 1955

Nach dem österreichischen Maler Rudolf von Alt (1812 bis 1905).

Der in Wien geborene Sohn eines Malers studierte an der dortigen Akademie und unternahm ab 1830 zahlreiche Reisen durch die Monarchie und Nachbarstaaten wie Italien, die Schweiz und Bayern. Er spezialisierte sich auf topographisch überaus genaue Landschaftsaquarelle und Stadtansichten vor allem von Wien, sogenannte Veduten. In seinen späteren Schaffensjahren näherte er sich dem Impressionismus an. 1897 avancierte er zum Ehrenpräsidenten der Wiener Secession.

Altmanngasse

Ober- und Unterwagram, 1974.Von 1927 bis 1974 Traisengasse

Nach dem Passauer Bischof Altmann (um 1015 bis 1091). In einer mit 9. September 1083 datierten Urkunde dieses Bischofs für Stift Göttweig wird der Ort Wagram zum erstenmal genannt, und zwar in der Form villa wagrain. Der Passauer Oberhirte und spätere Heilige unterstützte als einer von ganz wenigen deutschen Bischöfen im Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII. und dem römischdeutschen Kaiser Heinrich IV. die päpstliche Partei und musste deshalb 1078 aus Passau fliehen. Er ließ sich in dem von ihm gestifteten Kloster Göttweig nieder und starb schließlich in Zeiselmauer, ohne je wieder zu seinem Bischofssitz zurückkehren zu können.

Altomontegasse

St. Pölten, 1957

Nach dem Barockmaler Bartholomeo Altomonte.

Der 1702 in Warschau geborene Altomonte studierte von 1717 bis 1723 in Italien und lebte danach als in Österreich überaus gefragter Kirchen- und Freskenmaler vorwiegend in Linz. In St. Pölten schuf er ein Kuppelfresko für die Kirche der Englischen Fräulein IBMV. 1770 avancierte er zum Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste. Er starb 1783 im oberösterreichischen Stift St. Florian.

Alumnatsgasse

St. Pölten, nach 1790 und vor 1900

Nach dem St. Pöltner Alumnat.

Der erste St. Pöltner Bischof, Heinrich Johann von Kerens, verwendete 1790 das sieben Jahre zuvor aufgehobene Franziskanerkloster in der Wiener Straße, um hier ein bischöfliches Alumnat einzurichten und ließ zu diesem Zweck das 1647 nach dem Stadtbrand von 1621 neu errichtete Kloster umgestalten. Wie Karl Gutkas berichtet, wurde die Einrichtung „aus dem Wiener Generalseminar und aus dem aufgehobenen passauischen Alumnat zu Heiligenkreuz-Guttenbrunn (bei Herzogenburg) zur Verfügung gestellt“. Seit 1971 trägt das Priesterseminar zwischen Wiener Straße, Lederergasse, Alumnatsgasse und Fuhrmannsgasse den offiziellen Titel „Philosophisch-Theologische Hochschule der Diözese St. Pölten“.

Am Bischofsteich

St. Pölten, 1922. Von 1909 bis 1922 Kaiser Franz Josef-Platz. Davor Teichgasse

Nach dem Bischofsteich.

Hier befand sich einst der Bischofsteich, nach der Österreichischen Kunsttopographie-St. Pölten „der letzte wasserführende Teil des ehemaligen Stadtgrabens, der zur Gewinnung des pröpstlichen (später bischöflichen) Speiseeises und später als Eislaufplatz diente“. 1908 beziehungsweise 1965 wurde daraus eine Grünanlage mit einem Zierteich.

Ambrosigasse

Wörth, 1975.Davor Fleminggasse

Nach dem österreichischen Bildhauer Gustinus Ambrosi.

Der 1893 in Eisenstadt geborene Sohn eines k. k. Hauptmannes, der 1894 nach St. Pölten, 1899 nach Prag versetzt wurde, erkrankte als Siebenjähriger an einer Gehirnhautentzündung und war für den Rest seines Lebens taub. Nach vier Jahren in der Taubstummenanstalt in Prag erlernte er bei einem Stukkateurunternehmen in Prag und bei einer Dekorationsbildhauerfirma in Graz, wohin die Familie 1908 übersiedelt war, unter anderem das Steinmetz- und Goldschmiedehandwerk. Bereits mit seinem bildhauerischen Erstlingswerk „Der Mann mit dem gebrochenen Genick“, einer naturalistischen Darstellung eines zu Tode gestürzten Dachdeckergesellen, erregte er in der Steiermark Aufmerksamkeit. Nach dem Tod des Vaters übersiedelte Ambrosi mit seiner Mutter 1912 nach Wien, wo er an der Akademie der Bildenden Künste studierte und früh Anerkennung fand. 1913 verlieh Kaiser Franz Joseph I. dem Zwanzigjährigen ein Staatsatelier auf Lebenszeit. In der Zwischenkriegszeit schuf er Büsten von Dollfuss, aber auch von Mussolini. Zu Beginn der NS-Zeit wurde er zwar einmal von der Wiener Gestapo verhört, war danach aber ein Protegé von Albert Speer, der ihm immer wieder Aufträge zukommen ließ, so zum Beispiel diverse Brunnenfiguren für den Garten der Reichskanzlei in Berlin. Auch Hitler schätzte Ambrosi und ließ für ihn sogar ein eigenes Ateliergebäude am Linzer Pöstlingberg planen, das allerdings bedingt durch den Kriegsverlauf nie gebaut worden ist. Insgesamt dürfte Ambrosi rund 2.300 bildhauerische Werke, darunter circa 680 Porträts, geschaffen haben. Daneben ist er auch als Lyriker hervorgetreten. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes hatte der Wendehals keine Probleme, sich mit den neuen, demokratischen Machthabern zu arrangieren. 1951 fasste der Ministerrat sogar den Beschluss, in Wien ein Museum für ihn zu errichten. Der Bildhauer blieb Zeit seines Schaffens klassischen Prinzipien im Stil einer monumental-pathetischen Rodin-Nachfolge verhaftet und verweigerte sich der Moderne. 1975 wählte er in seinem Haus in Stallhofen in der Weststeiermark den Freitod. Drei Jahre danach wurde das Gustinus-Ambrosi-Museum als Dependance der Österreichischen Galerie im Wiener Augarten eröffnet.

Am Bürgersteig

Pottenbrunn, vor 1972

Das amtliche St. Pöltner Straßenverzeichnis aus dem Jahr 1986 erläutert diesen Namen ebenso lapidar wie kryptisch: „ortsübliche Benennung“.

Am Grillenberg

Pottenbrunn, vor 1972

Nach dem Großen Grillenberg (oder auch „Großen Grielenberg“) südlich der Pottenbrunner Bahnhofssiedlung, auf den der Verkehrsweg zuführt, ohne ihn zu erreichen.

Am Johannisgraben

Stattersdorf, 1991

Nach einem ehemaligen Abflussgraben beziehungsweise Nebengerinne des nahen, parallel laufenden Mühlbaches in der Stattersdorfer Au, an dem bis circa 1920/1930 eine Statue des Heiligen Johannes Nepomuk, des typischen Brückenheiligen, am sogenannten „Johannesbrückl“ aufgestellt war.

Diese Heiligenfigur ist heute an der Mühlbachbrücke im Lilienhof zu finden. Der um 1350 in Pomuk bei Pilsen geborene Johannes Nepomuk (ne Pomuk =aus Pomuk) studierte Theologie in Prag und Padua und avancierte zum Generalvikar der Erzdiözese Prag. Als solcher geriet er in (kirchen-)politische Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel IV. und dem Prager Erzbischof Johann von Jenzenstein und wurde 1393 von den Mannen des Monarchen inhaftiert, grausam gefoltert und schließlich in der Moldau ertränkt. 1729 wurde er heiliggesprochen. Er gilt als Schutzpatron Böhmens und der Schiffer, Flößer und Brücken, aber auch der Beichtväter.

Am Kremser Berg

Ragelsdorf, 2004

Nach einer usuellen, topographisch-onomastischen Bezeichnung beziehungsweise auch nach der neuen Siedlung „Gartenstadt am Kremserberg“, zu der die Straße führt.

„Die östlichsten Berge des Mostviertels sind zweifellos seine niedrigsten. Der Kollerberg, der Praterberg, der Kremser Berg – allesamt am Ufer des einstigen urzeitlichen Traisenflusses am heutigen Westrand von St. Pölten gelegen. Als Berge gehen sie natürlich nur in der St. Pöltner Umgangssprache durch, als mikrotoponymische Bezeichnungen der Einheimischen, Flurnamen. Denn die Geländestufe des Praterberges, ein Teil des westlichen Wagrams der eiszeitlichen Traisen, die Kilometer breiter war als der heutige Fluss, ist vielleicht 20 Meter hoch beziehungsweise niedrig. Der Kollerberg ist ein bisserl höher. Der Kremser Berg schließlich ist mit seinen gefühlten 50 Metern unser Mount Everest“, kann man in Manfred Wieningers „Mein Mostviertel oder St. Pölten von unten“ nachlesen.

Am Reiterhof

Hart, 1998

Nach der Reitanlage „Am Buderhof“ in Hart.

Am Sand

Pottenbrunn, vor 1972

Nach einem Flurnamen.

Am Schloßberg

Ochsenburg, vor 1972

Nach dem Hügel, auf dem Schloss Ochsenburg steht.

Amtsstraße

Pottenbrunn, vor 1972

Nach dem 1924 nach Plänen von Robert Wohlmeyer errichteten Gemeindehaus der ehemals selbständigen Marktgemeinde Pottenbrunn in der Amtsstraße 9.

An der Au

Pottenbrunn, vor 1972

Nach der Traisenau östlich des Flusses, in welche die Gasse auch heute noch führt.

An der Dürnau

Ochsenburg, 1974. Davor Traisenstraße

Nach einem Flurnamen, der auch heute noch relativ leicht erklärbar ist: nämlich aus „dürre Au“.

An der Westbahn

Ratzersdorf, Unterwagram, 2002

Nach der Westbahn, entlang welcher der Verkehrsweg verläuft.

1856 begannen die Bauarbeiten für die Kaiserin-Elisabeth-Westbahn von Wien nach Salzburg. Zwei Jahre später war der Streckenteil von Wien bis Linz fertig.

Andreas-Gruber-Straße

St. Pölten, 1933. Von 1912 bis 1933 Hasnerstraße

Nach dem St. Pöltner Bildhauer Andreas Gruber.

Der um 1720 in Augsburg geborene Sohn eines Braumeisters kam vermutlich 1752 nach St. Pölten und erwarb hier ein Haus am heutigen Rathausplatz, wo er auch das Schankgewerbe ausübte. 1767 wurde er vom Rat der Stadt St. Pölten mit der Errichtung der Dreifaltigkeitssäule am Rathausplatz beauftragt, die vermutlich auf einen Entwurf von Matthias Munggenast zurückgeht. Die feierliche Grundsteinlegung für die mit einem Brunnen verbundene Säule erfolgte am 27. Oktober 1768, obwohl bereits „anno 1753 und 1754 der grundt zue Sauln ausgraben und das Erdreich gleich gemauert worden“ ist, wie es in den Baurechnungen im St. Pöltner Stadtarchiv heißt, und schon seit 1759 der Lilienfelder Marmor für die Brunnenanlage im Hof des Rathauses lagerte. Nach der Präsentation eines Modells 1774 konnte der Künstler sein Werk – laut der Österreichischen Kunsttopographie-St. Pölten die „späteste Barocksäule Niederösterreichs“ – erst 1782 vollenden. Daneben schuf er in St. Pölten vermutlich noch Skulpturen an der Schaufassade des Instituts der Englischen Fräulein sowie Plastiken für die Altäre der Franziskanerkirche. Vornehmlich für kirchliche Auftraggeber war Gruber auch in Karlstetten, Kilb und Strengberg als Bildhauer tätig. 1783 ist er in St. Pölten verstorben.

Andreas-Hofer-Straße

St. Pölten, vor 1893

Nach dem Tiroler Politiker, Gastwirt und Händler Andreas Hofer.

Im Zuge der Napoleonischen Kriege musste Österreich 1805 Tirol an Bayern abtreten. Die neuen Landesherren machten sich bei der bäuerlichen Bevölkerung durch Steuererhöhungen, die forcierte Trennung von Kirche und Staat sowie rigide Säkularisierungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Aufhebung von Klöstern, die Abschaffung bäuerlicher Festtage und das Verbot von Prozessionen und Mitternachtsmetten nach Kräften unbeliebt. Im Jahr 1809 brachte die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht das Fass zum Überlaufen. Unter der Führung des Wirtes, Vieh- und Weinhändlers Andreas Hofer vom Sandhof im Passeiertal und ermuntert von der Wiener Regierung standen bald circa 20.000 Bauern unter Waffen. Am 12. April schlugen Hofers Schützen die bayerische Garnison von Innsbruck, am 14. April französische Truppen auf den Wiltener Feldern. Ein österreichisches Heer traf spät, aber doch in Innsbruck ein, wurde aber im Mai 1809 vor Wörgl von bayerischen, sächsischen und französischen Einheiten aufgerieben. Innsbruck wurde von Marschall Lefebvre eingenommen. In drei Bergisel-Schlachten schlug Hofers Landsturm die Besatzer. Danach regierte der Sandwirt im Namen des österreichischen Kaisers das Land Tirol. Bei der vierten Bergisel-Schlacht am 11. November 1809 wurden seine Schützen allerdings durch den Einsatz von Artillerie geschlagen. Hofer floh in die Berge. Auf der Pfandleralm im Passeiertal wurde er schließlich gefangen genommen und am 20. Februar 1810 auf Befehl Napoleons in Mantua erschossen.

Angergasse

Viehofen, 1927.Davor Feldgasse

Das amtliche St. Pöltner Straßennamenlexikon aus dem Jahr 1986 erklärt diesen Namen mit „Anger: ursprünglich Gemeindeweideplatz“.

Anton-Benya-Straße

Spratzern, 2002

Nach dem österreichischen Politiker Anton Benya.

Der 1912 in Wien Geborene absolvierte von 1927 bis 1930 eine Lehre als Elektromechaniker und engagierte sich gewerkschaftlich. Ende 1933 war er bereits Betriebsrat bei der Wiener Firma Ing. Ludwig Neumann. Nach dem Bürgerkrieg 1934 war der Sozialdemokrat für die illegalen Freien Gewerkschaften aktiv und wurde vom Ständestaat dafür zweimal inhaftiert. 1948 startete er seine Karriere als Organisationssekretär beim Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). 1956 avancierte er zum stellvertretenden ÖGB-Generalsekretär und kam in den Nationalrat. 1959 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter, 1962 übernahm er deren Vorsitz. 1963 avancierte er zum Präsidenten des ÖGB. 1971 wurde er zum Nationalratspräsidenten gewählt. In seiner 24 Jahre währenden Ära als oberster Gewerkschafter verfügte Benya besonders in den Jahren der Kanzlerschaft Bruno Kreiskys über großen Einfluss auf beinahe alle Politikfelder. Er führte gemeinsam mit seinem Widerpart, dem Wirtschaftbund-Präsidenten Sallinger, das spezifisch österreichische System der Sozialpartnerschaft, das sozialstaatliche Stabilität und Berechenbarkeit garantierte, zur Perfektion und war über lange Zeit hinweg eine Art Nebenkanzler. In den letzten Jahren seiner Amtszeit wurden aber auch die Grenzen des sozialpartnerschaftlichen Systems sichtbar. 1986 trat er als Nationalratspräsident, 1987 als ÖGB-Präsident zurück, blieb aber noch einige Jahre Rapid-Präsident. Der Träger der Großen Viktor-Adler-Plakette, des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich, des Großen Goldenen Ehrenzeichens mit dem Stern für Verdienste um das Land Wien, des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland, Ehrenbürger von Wien, Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien und Ehrenpräsident der Rapid Wien starb 2001 in seiner Geburtsstadt.

Anton-Bruckner-Straße

Viehofen, 1997

Nach dem österreichischen Komponisten Anton Bruckner.

Der 1824 im oberösterreichischen Ansfelden geborene Lehrersohn wurde 1834 Sängerknabe im Stift St. Florian. In den Jahre 1840 bis 1841 absolvierte er eine Ausbildung zum Lehrer und unterrichtete danach in Windhaag, Kronsdorf und St. Florian. Ab 1850 wirkte er als Stiftsorganist in St. Florian, ab 1856 als Domorganist in Linz. 1868 avancierte er zum Hoforganisten und unterrichtete am Wiener Konservatorium. Ab 1875 lehrte er als Lektor Musiktheorie an der Universität Wien. Als Komponist schuf er neun Symphonien, ein Streichquartett und vier Messen, die zum größten Teil ebenfalls symphonischen Charakter haben. Der Ehrendoktor der Universität Wien und Ehrenbürger von Linz starb 1896 in Wien.

Anton-Enzfellner-Gasse

Mühlgang, 1986

Nach dem St. Georgener Politiker Anton Enzfellner.

Enzfellner war ab 1947 provisorischer Gemeinderat der bis 1972 selbständigen Gemeinde St. Georgen am Steinfelde. Von 1950 bis 1960 fungierte er als Vizebürgermeister. Danach war er bis 1971 geschäftsführender Gemeinderat und wurde mit dem Ehrenring der Gemeinde St. Georgen ausgezeichnet. Der Kommunalpolitiker verstarb 1986.

Anton-Hanak-Straße

St. Georgen, 1977. Davor Berggasse

Nach dem österreichischen Bildhauer Anton Hanak.

Hanak wurde 1875 in Brünn als Kind kleiner Leute geboren und 1889 zu einem Wiener Holzschnitzer in die Lehre gegeben. Nach einigen Wanderjahren studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Edmund von Hellmer. Er wurde von Josef Hoffmann entdeckt, war ein Freund Gustav Klimts und Mitglied der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die Büste von Viktor Adler am Republikdenkmal neben dem Parlament und die Skulptur „Der brennende Mensch“ aus dem Jahr 1922. Er war auch als Porträtist erfolgreich und arbeitete als Bildhauer bei mehreren Bauprojekten Hoffmanns mit. In St. Pölten schuf er Puttenfiguren für das 1914 errichtete Haus Herrenplatz 4. 1932 wurde er selbst Professor an der Wiener Akademie, wo Fritz Wotruba sein wichtigster Schüler war. 1934 starb Hanak in Wien.

Anton-Kleiß-Gasse

Ratzersdorf, 1986

Nach dem St. Pöltner Politiker Anton Kleiß (1905 bis 1986).

Als Sohn eines Landwirtes und Bürgermeisters aus Judenau war Kleiß nach dem Besuch einer landwirtschaftlichen Fachschule und einer Handelsschule Buchhalter des Lagerhauses Absdorf. 1927 wurde er Angestellter der Lagerhausgenossenschaft St. Pölten, die er vor dem Zusammenbruch rettete. 1940 zum Oberverwalter ernannt blieb er in dieser Genossenschaft für Jahrzehnte beruflich engagiert. 1948 wurde er für die ÖVP in den St. Pöltner Gemeinderat berufen, dem er fast ein Vierteljahrhundert angehören sollte und worin er vor allem als Interessenvertreter der bäuerlichen Bevölkerung im Stadtgebiet wirkte. 1950 avancierte er zum Stadtrat und zählte als Bauernbündler zur politischen Führungsspitze der St. Pöltner ÖVP. 1974 wurde er mit dem Ehrenring der Stadt St. Pölten ausgezeichnet.

Anton-Maurer-Gasse

Völtendorf, 1964

Nach dem Spratzerner Politiker Anton Maurer.

Maurer fungierte von 1850 bis 1863 als erster Bürgermeister der Gemeinde Spratzern.

Anton-Scheiblin-Gasse

Spratzern, 1969

Nach dem österreichischen Politiker und Pädagogen Anton Scheiblin.

Der 1894 in St. Pölten geborene Scheiblin maturierte 1913 an der Lehrerbildungsanstalt seiner Geburtsstadt, war danach Substitut und Lehrer an verschiedenen Volks- und Hauptschulen des St. Pöltner Landbezirkes und Begründer der pädagogischen Zeitschrift „Die Arbeitsgemeinschaft“. Nach 1945 fungierte er als Lehrerbildner an der Bundeslehrerbildungsanstalt Wien III und wurde 1955 zum Oberstudienrat ernannt. Von 1957 bis 1959 gehörte er dem Nationalrat an. 1962 gründete er das Bezirksmuseum Wien-Penzing und war auch Schriftleiter der Penzinger Museumsblätter. Scheiblin starb 1967 in Wien.

Anton-Schwalb-Gasse

Spratzern, 1969

Nach dem St. Pöltner Musikpädagogen und Komponisten Anton Schwalb.

Der 1876 im mährischen Briesen geborene Schwalb unterrichtete von 1898 bis 1936, dann wieder 1939/40 sowie von 1945 bis 1949 Musik an der St. Pöltner Lehrerbildungsanstalt. Von 1922 bis 1923 war er musikalischer Leiter des Musikvereines St. Pölten, 1924 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereines ernannt. Regierungsrat Professor Schwalb starb 1954 in St. Pölten.

Anton-Streyczek-Gasse

Spratzern, 1998

Nach dem St. Pöltner NS-Opfer Anton Streyczek.

Der 1899 in St. Georgen am Steinfelde Geborene stammte aus einfachsten Verhältnissen. Als er elf Jahre alt war, wurden seine Mutter und drei Schwestern nach Böhmen abgeschoben, woher die Familie ursprünglich stammte. Anton und sein Bruder Ferdinand versteckten sich bei einem St. Georgener Nachbarn und wurden schließlich von diesem dauerhaft aufgenommen. Auch der Vater konnte sich in der Ortschaft halten, dürfte sich aber gebrochen durch die Abschiebung des Großteils seiner Familie nicht sonderlich um seine beiden Söhne gekümmert haben. Der junge Anton Streyczek ging offenbar auf die Walz, genoss also eine der damaligen Zeit entsprechende Facharbeiterausbildung. Trotzdem ergatterte er Zeit seines Lebens fast ausschließlich Hilfsarbeiterjobs zum Beispiel in den Schottergruben am Teufelhof. Ende Juli 1939 ließ er sich als Zeuge Jehovas gemeinsam mit seiner Frau Agnes taufen und verweigerte Anfang September 1939 aus religiösen Gründen den Militärdienst in der Deutschen Wehrmacht. Am 17. September 1939 wurde er von der Gestapo verhaftet, nach Berlin überstellt und dort im Alt-Moabiter Gefängnis inhaftiert. Am 15. November 1939 wurde er vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Am 20. Dezember dieses Jahres enthauptete man ihn in Berlin-Plötzensee. Seine Frau wurde als Zeugin Jehovas Mitte 1940 von der Gestapo verhaftet und ohne Gerichtsverfahren ins KZ Ravensbrück verschleppt.

Anzengruberstraße

Unterwagram, 1934

Nach dem österreichischen Schriftsteller und Schauspieler Ludwig Anzengruber.

Der 1839 in Wien geborene Sohn eines subalternen Beamten musste die Realschule aus finanziellen Gründen abbrechen und wurde in eine Buchhändlerlehre gesteckt. Ab 1860 war er Schauspieler bei einer wandernden Theatertruppe. 1869 wurde er Kanzleipraktikant in der Wiener Polizeidirektion. 1870 erlebte er mit seinem überaus erfolgreichen Volksstück „Der Pfarrer von Kirchfeld“ am Theater an der Wien seinen Durchbruch als Dramatiker. Mit weiteren sozialkritisch-realistischen Stücken wie „Der Meineidbauer“ (1871), „Der G’wissenswurm“ (1874), aber auch vielgelesenen Romanen wie „Der Sternsteinhof“ (1885) prolongierte er seinen Erfolg. Der Anti-Rosegger starb 1889 in Wien.

Aquilin-Hacker-Straße

Spratzern, 1934.Von 1927 bis 1934 Bebelstraße

Nach dem niederösterreichischen Kleriker und Gelehrten Aquilin Joseph Hacker.

Der 1701 Geborene gehörte dem alten Adelsgeschlecht der Hacker von Hardt an, die sich nach ihrem Stammsitz, dem Harthof, nannten, dessen Reste heute noch in der St. Pöltner Katastralgemeinde Hart vorhanden sind. Sein Vater Ferdinand Christoph Hacker hielt 1683 die Burg Rabenstein gegen eine türkische Übermacht. Aquilin Joseph Hacker schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde Augustiner-Chorherr im St. Pöltner Stift dieses Ordens. Daneben fungierte er auch als Pfarrer von Ober-Grafendorf, wo er das Pfarrarchiv ordnete und systematisierte. Dass er aber in einem Straßennamen verewigt wurde, liegt vor allem daran, dass Hacker rund 20 gelehrte Abhandlungen, vor allem lokalhistorischer und geographischer Art verfasste, darunter eine Biographie seines Propstes Johann Michael Führer. Bis heute als historisches Quellenwerk bedeutsam ist sein Bericht über den 1741 erfolgten Einfall der Bayern und Franzosen in den niederösterreichischen Zentralraum im Zuge des bayrischen Erbfolgekrieges. Unter der rund einen Monat dauernden Einquartierung von Truppen Karl Albrechts von Bayern hatten St. Pölten und sein Umland schwer zu leiden. Hacker starb 1764.

Arbeitergasse

Oberwagram, 1929

Im Gemeinderatsprotokoll vom 2. Juli 1929 ist leider mit keinem Wort vermerkt, was der Name bedeuten soll. Ob damit die Arbeiterschaft allgemein geehrt werden sollte oder die in der Straße damals wohnenden Arbeiter bleibt dahingestellt.

Arnoldgasse

Spratzern, 1983

Nach dem früheren Spratzerner Einwohner Arnoldus de Spraeczern.

Im Amtsblatt der Stadt St. Pölten, Nummer 12 aus dem Jahr 1983, ist über die Bedeutung dieses Gassennamens zu lesen: „nach Arnold von Spratzern, dessen Nennung in einer Urkunde des Bischofs Theobald von Passau die erste urkundliche Quelle für die Bezeichnung Spratzern ist.“ Alois Eder schreibt im Spratzerner Heimatbuch aus dem Jahr 2002: „Die früheste [urkundliche Erwähnung Spratzerns] vom 24. Jänner 1188 betrifft eine Entscheidung des Bischofes Diepold von Passau über einen Zwist wegen der beiden Höfe Teufenbach und Winkel zwischen der Propstei St. Pölten und den Erben des bischöflichen Ministerialen Meginhard Chraier und führt in der Zeugenliste an: „Huius rei testes sunt… Roudolfus de Walde, Walther de Tannenberg, Walther de Gozenstorf, Hermannus de Stouderstorf, Arnoldus de Spraeczern et frater eius Gotfridus, […].“ Demnach müsste es eigentlich auch eine Gottfriedgasse in Spratzern geben, da die beiden Brüder Arnold und Gottfried von Spratzern die ersten namentlich bekannten Bewohner dieses Ortes sind.

Arthur-Schnitzler-Straße

Spratzern, 1969

Nach dem österreichischen Schriftsteller Arthur Schnitzler. Der 1862 in Wien geborene Arztsohn maturierte am Akademischen Gymnasium in seiner Geburtsstadt und studierte ab 1879 Medizin an der Universität Wien. 1882/1883 leistete er Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger am Wiener Garnisonsspital Nr.1. Nach der Promotion im Jahr 1885 war er Assistenz- und später Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Ab 1887 wirkte er auch als Redakteur der „Internationalen Klinischen Rundschau“. Ab 1888 arbeitete er an der Wiener Allgemeinen Poliklinik. Von 1893 an betrieb er nur mehr eine Privatpraxis. Als Dramatiker debütierte er in diesem Jahr mit dem Lustspiel „Das Abenteuer seines Lebens“, das im Theater in der Josefstadt uraufgeführt wurde. Als Erzähler war er bereits ab 1886 mit einer Reihe von Veröffentlichungen hervorgetreten. Den Durchbruch als Theaterautor schaffte er 1895 mit „Liebelei“. Mit weiteren Dramen wie etwa „Der grüne Kakadu“ (1899), „Der Schleier der Beatrice“ (1900), „Der einsame Weg“ (1904), „Anatol“ (1910), „Das weite Land“ (1911) oder „Professor Bernhardi“ (1912) avancierte er bald zu einem der führenden und meistgespielten Theaterautoren seiner Zeit. Auch als Erzähler war er sehr produktiv. Davon zeugen unteren anderem der Roman „Der Weg ins Freie“ (1908) und viele Erzählungen wie etwa „Um eine Stunde“ (1899), „Der blinde Geronimo und sein Bruder“ (1900) oder „Der tote Gabriel“ (1907). Mit der im Jahr 1900 veröffentlichten Erzählung „Leutnant Gustl“ führte er lange vor Joyce die Technik des inneren Monologes in die Literatur ein. Schnitzler war aber auch heftigen, zum Teil antisemitischen Angriffen ausgesetzt, und das nicht nur in Wien, wo er lebte. Zum Beispiel, weil seine fiktionale Figur „Leutnant Gustl“ so gar kein blindwütig-schneidiger Offizier war und an einem fragwürdigen, veralteten Ehrenkodex zugrundezugehen drohte. Jedenfalls Grund genug für die damalige Obrigkeit, Schnitzler seinen Offiziersrang abzuerkennen. Seinen später berühmten „Reigen“ konnte Schnitzler im Jahr 1900 nur als „unverkäufliches Manuskript“ in kleiner Auflage drucken, aber nicht aufführen lassen. 1914 war er einer der wenigen prominenten Österreicher, die sich von der kollektiven Kriegshysterie nicht anstecken ließen. 1921 brach ein heftiger Kulturkampf um die Uraufführung und weitere Aufführungen des „Reigen“ aus. Schnitzler selbst untersagte schließlich weitere Aufführungen, wahrscheinlich um sich in fortgeschrittenem Alter weitere Zores zu ersparen. 1923 avancierte er zum ersten Präsidenten des österreichischen PEN-Clubs. Mit der berühmten Erzählung „Fräulein Else“ (1924) erreichte seine Kunst einen letzten Höhepunkt. Arthur Schnitzler starb 1931 in Wien.

Artmanngasse

Ratzersdorf, 2003

Nach dem österreichischen Schriftsteller H. C. Artmann. Der 1921 als Hans Carl Artmann in Wien-Breitensee geborene Sohn eines Schusters besuchte Volks- und Hauptschule in seiner Geburtstadt und war danach drei Jahre lang Büropraktikant. Eine daran anschließende Schuhmacherlehre konnte er nicht abschließen, weil er 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde. An der Ostfront wurde er mehrmals verwundet und desertierte 1942. Dafür landete er in einem Strafbataillon. Bei Rückzugsgefechten im Elsass desertierte er 1944 ein zweites Mal und überlebte bis Kriegsende als U-Boot in Wien. Ab 1947 veröffentlichte er seine ersten literarischen Texte. Er war ein charismatischer Vortragender und ein ideenreicher Lyriker. Seine erzählerische Prosa wirkt dagegen stellenweise etwas zu geblümt. Ab 1952 begann er sich mit den jüngeren Dichterkollegen Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner und Oswald Wiener zu umgeben und inszenierte sich selbst als deren literarischer Übervater – die legendäre „Wiener Gruppe“ war geboren. Mit dem Gedichtband „med ana schwoazzn dintn. gedichta r aus bradnsee“ landete er 1958 einen überraschenden Publikumserfolg. Populär wurde er also als Wiener Mundartdichter, nicht als Dadaist oder als Surrealist, was ihm wohl wesentlich lieber gewesen wäre. Erst als er berühmt war, verzieh ihm die Öffentlichkeit auch seine übrigen Spleens. Er publizierte viel, übersetzte auch einiges. Angeblich beherrschte er 26 Sprachen, aber derlei Behauptungen waren wohl auch Teil seiner lebenslangen Selbstinszenierungen als Großmeister des poetischen Aktes und der modernen österreichischen Literatur. Er lebte einige Jahre in Schweden und in Berlin, seit 1972 in Salzburg. Er war Gründungsmitglied und Präsident der Grazer Autorenversammlung und erhielt so viele Literaturpreise, Auszeichnungen und Ehrungen, wie wohl noch kein österreichischer Autor vor ihm. 1995 zog er nach Wien, wo er fünf Jahre später an Herzversagen starb.

Asterngasse

Ratzersdorf, 2002

Nach der Gattung Aster aus der Familie der Korbblütler.

Auerspergstraße

Unterwagram, 1955

Nach dem 1220 erstmals genannten, aus Krain stammenden Adelsgeschlecht der Auersperg, die ab 1782 die Grundherrschaft St. Pölten innehatten.

1848 beendete die Revolution das System der Grundherrschaften und damit auch Stadtherrenschaft der Auersperg in St. Pölten.

Aufeldgasse

Oberwagram, 1928

Nach einem leicht zu deutenden und damit wohl jüngeren Flurnamen.

August-Hassack-Straße

St. Pölten, 1904

Nach dem St. Pöltner Politiker und Apotheker August Hassack.

Der 1803 in St. Pölten geborene Sohn eines Händlers und Webers war gelernter Apotheker und führte ab 1832 eine Apotheke in Ernstbrunn. 1833 erwarb er die St. Pöltner Apotheke „Zum Goldenen Löwen“. 1848 war er Hauptmann der hiesigen Nationalgarde. 1850 wurde er zum Bürgermeister gewählt. In seiner Amtszeit wurde mit der Schleifung der Stadtmauern sowie mit der Kanalisierung und Pflasterung der Stadt begonnen. Weiters wurden das Kreisgericht und die Militärunterrealschule am Schießstattring sowie ein Krankenhaus in der Schmiedgasse errichtet. Auch die Gründung der Sparkasse fällt in seine Ära, ebenso wie der Anschluss St. Pöltens an die Westbahn im Jahr 1856. Nach einer Quelle legte Hassack im Dezember 1858 sein Amt als Bürgermeister krankheitshalber zurück, nach anderer Literatur ist er im Jänner 1859 im Amt verstorben.

August-Novy-Straße

Oberwagram, 1946.Von 1936 bis 1946 Schlageterstraße

Nach dem St. Pöltner NS-Opfer August Novy.

In der „Anklageschrift des Oberreichsanwaltes beim Volksgerichtshof gegen August Novy aus St. Pölten und andere wegen Vorbereitung zum Hochverrat und anderem“ vom 12. Mai 1942 ist zu lesen: „Novy war früher Mitglied der SPÖ und des Republikanischen Schutzbundes. Anfang 1940 wurde er von August Steindl […] zur Zahlung von Unterstützungen für die Angehörigen politischer Häftlinge geworben und entnahm in der Folgezeit den Reden des Steindl bald die kommunistische Tendenz dieser Aktion. Seinen Beitrag von 2.- RM monatlich, den er bis zu seiner Verhaftung entrichtete, führte er zunächst an Steindl und dann seit Frühjahr 1940 an Franz Pötsch, den Hauptkassier der KP-Organisation in St. Pölten […] ab. Im Sommer 1940 wurde er von Pötsch mit den Angeschuldigten Lang und Marek bekannt gemacht und erhielt den Auftrag, von ihnen in Zukunft die KP-Gelder, die sie ihrerseits eingesammelt hatten, in Empfang zu nehmen und an Pötsch weiterzuleiten. Novy erhielt laufend von Lang und Marek monatlich je 10,– bis 15,– RM und führte sie an Pötsch bis zu dessen im März 1941 erfolgten Verhaftung ab. Im zeitigen Sommer 1940 setzte sich Peter Windhofer […] auf Veranlassung des Steindl mit Novy in Verbindung und führte die von ihm bei zwei Gesinnungsgenossen kassierten Beiträge bis zu seiner Versetzung zweimal an Novy ab. Nach dem Ausscheiden des Windhofer veranlaßte Novy den Angeschuldigten Marek, die Beiträge bei den beiden Leuten des Windhofer mit einzukassieren. Novy wurde von Pötsch vom Sommer 1940 ab mit der illegalen Druckschrift „Weg und Ziel“ […] beliefert und gab sie an die Angeschuldigten Lang und Marek sowie an Windhofer weiter.“ August Novy wurde am 8. August 1941 von der Gestapo festgenommen. Am 2. September 1942 fällte der Volksgerichtshof ein Todesurteil gegen ihn. Laut dem „St. Pöltner Anzeiger“ vom 8. Dezember 1942 wurde er am 2. Dezember dieses Jahres im Landesgericht Wien exekutiert. Über August Novys private Biographie ist nicht viel mehr bekannt, als dass er 1899 geboren wurde, Zugschaffner bei der Reichsbahn in St. Pölten war und in der Purkersdorfer Straße 15 in Wagram gewohnt hat.

Aumühlstraße

Pottenbrunn, vor 1972

Nach der Aumühle.

Die Aumühle am Pottenbrunner Wiesenweg 15 hat vermutlich bereits vor 1848 bestanden. Zuletzt wurde sie von Franz Bartl bis 1929 in Pacht betrieben.

Ausstellungsstraße

St. Pölten, 1951

Nach der niederösterreichischen Landesausstellung des Jahres 1950.

Die damalige Ausstellung, eine Mischung aus Messe und Volksfest, fand am Vorplatz des St. Pöltner Stadions, der Rennbahn, statt, dem Gelände des heutigen Regierungsviertels.

Austinstraße

Viehofen, vor 1923

Nach dem britisch-österreichischen Unternehmer Fred (Frederick beziehungsweise Friedrich) Austin.

Der 1814 in englischen Leicester geborene Austin war bereits als Neunzehnjähriger in Calais in der Textilindustrie tätig und übernahm später gemeinsam mit seinem Bruder William die Leitung der Spitzenfabrik Ludwig Damböck in Wien. Im Jahr 1843 gründete Fred Austin ebenfalls in Wien ein eigenes, kleines Unternehmen zur Spitzenerzeugung. 1856 pachtete er eine Fabriksanlage in Leobersdorf und richtete dort ebenfalls eine Spitzenfabrik ein, die er 1867 an seinen Verwandten Georg Austin verkaufte. 1866 erwarb er das Areal der ehemaligen, seit 1858 stillgelegten Viehofner Spiegelfabrik und gründete hier die „Spitzen- und Bobinet- und Vorhänge-Fabrik F. Austin“, die von seinem Neffen Charles Godderigde geleitet wurde. Der erfolgreiche Unternehmer Fred Austin starb 1888 in Viehofen.

Austraße

St. Pölten, 1922

Im Gemeinderatsprotokoll vom 6. Juli 1922 wird sie „die Straße längst der Siedlung in der Au“, der heutigen Traisenau-Siedlung, genannt.

B

Bachfeldgasse

Altmannsdorf, 2003

Nach dem Ried- beziehungsweise Flurnamen Bachfeld, der sich quasi selbst erklärt und daher vermutlich noch nicht sehr alt ist, also sprachlich nicht bis in Mittelhochdeutsche zurückreicht.

Bachgasse

Viehofen, 1927. Davor Feldgasse

Nach dem linken, stadtseitigen, bei Spratzern aus der Traisen abgeleiteten Mühlbach, auf den die Gasse zuführt.

Bahnhofplatz

St. Pölten, vor 1900

Nach dem St. Pöltner Hauptbahnhof, der in den Jahren 1887 bis 1889 errichtet wurde. Der Platz davor besteht seit 1858.

Bahnstraße

Pottenbrunn, vor 1972

Nach der parallel zu dieser Straße verlaufenden Westbahn.

Banklstraße

St. Pölten, 2015

Nach dem österreichischen Pathologen und Autor Hans Bankl.

Der 1940 in St. Pölten geborene Sohn eines Universitätsprofessors und Primars der 2. Medizinischen Abteilung am Krankenhaus der Stadt St. Pölten maturierte in seiner Geburtsstadt und studierte Medizin an der Universität Wien, wo er 1965 promovierte. Danach war er als Universitätsassistent sowie Leiter des histologischen Laboratoriums und der Mikrobiologischen Abteilung am pathologisch-anatomischen Institut der Universität Wien tätig. 1972 habilitierte er sich im Fach Pathologische Anatomie. Im Zeitraum von 1968 bis 1977 war der Universitätsdozent stellvertretender Leiter der Prosekturen im Krankenhaus Klosterneuburg und im St. Anna-Kinderspital sowie Prosektor im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien. 1975 wurde er für das Fach Anatomie für Künstler an die Hochschule für angewandte Kunst berufen. Ab 1977 leitete er die Prosektur des Krankenhauses der Stadt St. Pölten. Er organisierte das Pathologische Institut des hiesigen Spitals neu und war auch gerichtlich beeideter Sachverständiger sowie Lehrbeauftragter der medizinischen Fakultät der Universität Wien. 1981 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Neben seiner akademisch-beruflichen Tätigkeit war er auch Autor populärwissenschaftlicher Bücher (mit Titel wie „Der Pathologe weiß alles … aber zu spät“, „Im Rücken steckt das Messer“, „Woran sie wirklich starben“), die ihn weit über St. Pölten hinaus bekannt machten. 2003 wurde er mit dem Jakob-Prandtauer-Preis der Stadt St. Pölten ausgezeichnet. Hans Bankl ist 2004 verstorben.

Bartlgasse

Harland, 1956

Nach dem niederösterreichischen Lokalhistoriker und Pädagogen Hans Bartl (1878 bis 1952).

Der Volksschullehrer widmete sich der Lokalgeschichte seiner jeweiligen Schulorte und veröffentlichte vor allem in Zeitungen Aufsätze wie „Das Erwerbsleben in Pyhra“, „Aus der Geschichte Altmannsdorfs“ und „Das Wirtschaftsleben Spratzerns“. Schon aus den bloßen Titel wird sein Interesse vor allem für die örtliche Wirtschaftsgeschichte deutlich. Ab 1908 war er Lehrer an der Harlander Volksschule. Von 1921 bis 1932 fungierte er als deren Direktor, das heißt als Oberlehrer. Dass sein Name in einem Harlander Straßennamen verewigt wurde, dürfte auch an dem Aufsatz „Die Entwicklung der Harlander Industrie“ liegen, den er am 20. März 1941 in der „St. Pöltner Zeitung“ publizierte.

Bauernebelgasse

Unterradlberg, 1974

Nach dem St. Pöltner Schriftsteller Heinrich Bauernebel (1882 bis 1972).

Über ihn wusste Karl Gutkas im Jahr 1965 zu berichten: „Ein heimatkundlicher Schriftsteller ist Heinrich Bauernebel. Als begeisterter Bergsteiger veröffentlichte er im Jahre 1952 seine Erinnerungsbilder aus 50 Wanderjahren unter dem Titel „Vom Glück, das uns die Berge schenken“. Ergänzt wird dieses Buch durch ein anderes, 1958 erschienenes, wo unter dem Titel „O wandern, wandern, meine Lust“ die Bergwelt der näheren Umgebung Sankt Pöltens, etwa bis zum Ötscher und Hochschwab, beschrieben wird. Sein leicht lesbares und lebendig geschriebenes Heimatbuch „St. Pölten – Ein geschichtlicher Rundgang“ erlebte seit 1947 eine zweite Auflage.“

Baumbergerstraße

Oberradlberg, 1955

Nach dem Radlberger Politiker Karl Baumberger.

Baumberger war von 1886 bis 1892 und von 1894 bis 1901 Bürgermeister der Gemeinde Radlberg. Weiters ist über ihn im Wesentlichen nur bekannt, dass er 1893 zu den Gründungsmitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Radlberg zählte. In seiner Amtszeit als Gemeindeoberhaupt wurde mit dem Bau der Radlberger Schule (1892) begonnen.

Baumgartnerstraße

Viehofen, vor 1923

Nach dem Viehofener Politiker Anton Baumgartner.

Der 1844 in Christophen geborene Baumgartner war Mühlen- und Sägewerksbesitzer in Viehofen und fungierte von 1879 bis 1919 als Bürgermeister der Gemeinde Viehofen. Die Baumgartnerstraße führte zu seiner Mühle. In seiner Amtszeit erhielt Viehofen Anschluss an die Bahnlinie St. Pölten–Tulln (1885), ein Postamt (1886), einen Friedhof (1894), eine Kirche (1898), einen Gendarmerieposten (1910) und ein Kino (1913). 1883 ließ er eine Mariensäule auf dem Schafzipf aufstellen und den Platz in Marienplatz umbenennen. Anton Baumgartner starb 1922 in Viehofen.

Bayergasse

Unterradlberg, 1955

Nach dem österreichischen Anthropologen und Prähistoriker Josef Bayer.

Der 1882 in Hollabrunn geborene Bayer war als Bediensteter des Naturhistorischen Museums, der im Auftrag seines Abteilungsleiter Josef Szombathy die Gegend zwischen Krems und Grein nach möglichen prähistorischen Fundplätzen abzusuchen hatte, am 7. August 1908 an der Auffindung der berühmten „Venus von Willendorf“ beteiligt. „Es war an einem herrlichen Augustmorgen des Jahres 1908, als die Venus von Willendorf nach vieltausendjährigem Schlaf die sonnenhelle Wachau wiedersah. Sie wurde in Szombathys und meiner Gegenwart in einer Tiefe von etwa 25 cm unter der ungestörten Aschenschichte in der Nachbarschaft eines grossen Herdes entdeckt“, schrieb Bayer eineinhalb Jahre später im „Neuen Wiener Tagblatt“. Von 1919 bis 1924 fungierte er als Direktor der Anthropologisch-Ethnographischen Abteilung des Wiener Naturhistorischen Museums. Danach leitete er bis zu seinem Tod im Jahr 1931 die Anthropologisch-Prähistorische Abteilung des Museums. 1927 publizierte er sein einziges Buch, das den Titel „Der Mensch im Eiszeitalter“ trug, und forschte auch in St. Pölten, wie der „Führer durch die Schausammlung des Historischen Museums der Stadt. Pölten“ berichtet: „So stellen die von Josef Bayer 1927 ergrabenen Materialien von der Galgenleiten aus der mittleren Jungsteinzeit (4. Jhdt. v. Chr.) eine große Besonderheit dar. Dort […] konnte auf 1.700 Quadratmeter eine ausgedehnte Siedlung nachgewiesen werden. […] Die besondere wissenschaftliche Bedeutung beruht jedoch auf der Auffindung einer größeren Anzahl von kleinen Plastiken, vor allem weiblicher Idole“.

Beethovengasse

Eggendorf, 1956

Nach dem deutsch-österreichischen Komponisten Ludwig van Beethoven.

Der 1770 in Bonn geborene Sohn eines Mitgliedes der dortigen Hofkapelle trat bereits als Achtjähriger als pianistisches Wunderkind auf. Ab 1781 erhielt er durch Christian Gottlieb Neefe erstmals Unterricht in Komposition und Klavier außerhalb des Elternhauses. Bereits 1783 wurde der junge Beethoven Mitglied der Bonner Hofkapelle. Ein Jahr später avancierte er zum zweiten Hoforganisten. 1792 ging er nach Wien und nahm Unterricht unter anderen bei Haydn und Salieri. 1795 trat er mit dem Klavierkonzert opus 19 erstmals öffentlich in Wien auf. Durch Zuwendungen adeliger Gönner konnte er ab 1809 ohne finanzielle Sorgen als freier Komponist leben. 1815 trat er zum letzten Mal als Pianist auf. 1818 ertaubte er völlig, nachdem sich erste Anzeichen seiner Erkrankung bereits vor 1800 abgezeichnet hatten. Der Großmeister der Wiener Klassik starb 1827 in Wien. Rund 30.000 Menschen folgten seinem Sarg in einem sehr wienerischen Trauerzug. Sein kompositorisches Schaffen, das bereits von seinen Zeitgenossen als ebenso kühn wie bewunderungswürdig empfunden wurde, umfasst neun Symphonien, 32 Klaviersonaten, fünf Klavierkonzerte, 16 Streichquartette, zwei Messen, darunter die „Missa solemnis“ und die Oper „Fidelio“.

Beifußweg

Pottenbrunn, 1991

Nach der stark gefährdeten Pflanze Österreichischer Beifuß (Artemisa austriaca).

1987 erteilte die Stadt St. Pölten dem Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst der Technischen Universität Wien unter Univ.-Prof. Dr. Ralph Gälzer den Auftrag zur Erstellung eines Landschafts- und Grünraumkonzeptes für die niederösterreichische Landeshauptstadt. Im Zuge der diesem Konzept zu Grunde liegenden, bis 1990 dauernden Erhebungsarbeiten zur Kartierung besonders wertvoller Biotope wurde auf einer Böschung am Südabhang des Kleinen Grillenberges (auch Grielenberges) nordwestlich von Pengersdorf das einzige in Niederösterreich bekannte Vorkommen des Österreichischen Beifußes entdeckt.

Beinfeldstraße

Ganzendorf, 1974

Nach einem bis dato nicht untersuchten und daher ungeklärten Flurnamen.

Bergfeldstraße

Hart, 1983

Nach einem leicht zu deutenden Flurnamen.

Bergstraße

St. Pölten, 1930

Nach einem unschwer zu deutenden Flurnamen, die Straße führt schließlich eine kleine Anhöhe hinauf. Wenn die lokale Mundart kreißt, kann leicht statt eines Hügels ein Berg herauskommen, siehe auch den auf einem eher sanften Plateau liegenden St. Pöltner Eisberg.

Bernhardstraße

St. Pölten, 2003

Nach dem österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard.

Nicolaas Thomas Bernhard wurde 1931 als unehelicher Sohn einer österreichischen Haushaltshilfe in Heerlen in den Niederlanden geboren. Seinen Vater, der ihn nicht anerkannte, hat er nie kennengelernt. Ab 1935 lebte er bei seinen Großeltern, dem Schriftsteller Johann Freumbichler und dessen Lebensgefährtin Herta Bernhard. 1938 übersiedelte die Familie nach Seekirchen am Wallersee. 1941 kam er in ein NS-Erziehungsheim in Saalfeld in Thüringen, 1943 in das Internat „Johanneum“ in Salzburg. 1946 übersiedelte die ganze Familie nach Salzburg. Thomas Bernhard brach in diesem Jahr das dortige Humanistische Gymnasium ab und begann eine Lehre als Einzelhandelskaufmann. In den fünfziger Jahren war er als freier Journalist tätig und startete seine schriftstellerische Laufbahn. Ab 1965 lebte er auf seinem Vierkanthof in Ohlsdorf. Als Lyriker, vor allem aber als Erzähler und Dramatiker hat er Großes geleistet. Viele seiner Texte sind auch Inkunabeln eines ganz spezifischen Humors. 1984 wurde sein Roman „Holzfällen“ gerichtlich beschlagnahmt, aber unter der Ladentheke zigtausendfach weiterverkauft. Sein Drama „Heldenplatz“ erregte seinerzeit ganz Österreich und machte ihm bei der Boulevard-Presse und bei einer bestimmten Sorte von Politikern zum „man you love to hate“. Thomas Bernhard, sein Leben lang von fragiler Gesundheit, starb 1989 in Gmunden.

Bernhard-Wicki-Straße

Pottenbrunn, 2002

Nach dem österreichisch-deutsch-schweizerischen Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki.

Der 1919 als Sohn eines Schweizer Voith-Ingenieurs in St. Pölten geborene Wicki lebte bis zu seinem fünften Jahr in seiner Geburtsstadt, maturierte aber, nachdem die Familie bedingt durch den Beruf des Vaters eine Reihe von Wohnorten in Österreich und Deutschland gewechselt hatte, im schlesischen Bad Warmbrunn. Danach belegte er Kunstgeschichte an der Universität Breslau, ging dann aber nach Berlin an die von Gustav Gründgens geleitete Schauspielschule. „Es ging mir einfach gegen den Strich, daß ich an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin mit meinen 18 Jahren und wegen meiner stattlichen Erscheinung der Gattin Görings regelmäßig einen Strauß Blumen überreichen mußte. So ließ ich einmal die Bemerkung fallen, Emmy Sonnemann solle sich doch lieber um ihr Kind kümmern als um junge Schauspieler. Durch die Indiskretion einer Mitschülerin kam dies den Behörden zur Kenntnis. Ich wurde zweimal persönlich zu Göring gebracht und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gesteckt. […] Herausgebracht aus dem Konzentrationslager hat mich meine Mutter übrigens mit Unterstützung Gustav Gründgens“, berichtete er Jahrzehnte später in einem Interview. Nach seiner Entlassung mit einem Aufenthaltsverbot für Berlin belegt, ging er nach Wien, beendete dort seine Schauspielausbildung und debütierte 1940 am Schönbrunner Schlosstheater beziehungsweise als Filmstatist. 1945 nahm er ein Engagement am Züricher Schauspielhaus an und wurde Schweizer Staatsbürger. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück und machte eine beeindruckende Karriere – zunächst als Schauspieler. Er spielte unter anderem in Klassikern wie Käutners „Die letzte Brücke“ (1953) und Antonionis „La Notte“ (1961). 1959 landete er mit dem berührenden Antikriegsfilm „Die Brücke“ als Regisseur und Autor einen internationalen Überraschungserfolg. Mit weiteren Streifen wie etwa „Das Wunder des Malachias“ (1961), „Der Besuch der Alten Dame“ (1964) und „Das falsche Gewicht“ (1971) bestätigte er seinen Ruf als einer der bedeutendsten Filmemacher Deutschlands. Als grandioses, beklemmendes Alterswerk gilt die Joseph-Roth-Verfilmung „Das Spinnennetz“ aus dem Jahr 1989. Der Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, des Prandtauerpreises der Stadt St. Pölten sowie mehrerer deutscher Bundesfilmpreise starb im Jahr 2000 in München. An seinem Geburtshaus in der Dr.-Karl-Renner-Promenade 26 wurde 2006 von der Stadt St. Pölten eine Gedenktafel angebracht.

Bertha-von-Suttner-Gasse

Spratzern, 1969

Nach der österreichisch-ungarischen Schriftstellerin und Philanthropin Bertha von Suttner.

Die spätere Nobelpreisträgerin wurde 1843 als Bertha Sophie Felicita Gräfin Kinsky von Chinic und Tetta in Prag geboren, wuchs aber in Wien und Klosterneuburg auf. Ihr Vater starb noch vor ihrer Geburt. Ihre Mutter trieb die Familie durch Spielsucht langsam, aber sicher in den finanziellen Ruin, so dass Bertha schließlich 1873 eine Stelle als Erzieherin bei der Familie von Suttner in Wien und auf deren Schloß Harmannsdorf in Niederösterreich annehmen mußte. Aufgrund einer Beziehung mit dem Sohn des Hauses Arthur Gundaccar von Suttner wurde sie 1876 gekündigt. Danach arbeitete sie als Sekretärin für Alfred Nobel in Paris, ging aber sehr bald wieder nach Wien zurück. Sie heiratete dort ihren Arthur und floh mit ihm nach Tiflis in den Kaukasus, wo sich das Ehepaar mit journalistischen Arbeiten wirtschaftlich über Wasser hielt. 1882 erschien Bertha von Suttners erster Roman „Hanna“ in Fortsetzungen in der deutschen Zeitschrift „Gartenlaube“. 1885 kehrten die Suttners nach Österreich-Ungarn zurück und wohnten auf Schloß Harmannsdorf. 1888 wandte sich Bertha von Suttner in ihrer Schrift „Das Maschinenzeitalter. Zukunftsvorlesungen über unsere Zeit“ gegen die europäischen Nationalismen. 1889 publizierte sie den Antikriegsroman „Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte“. Es ist dies die romanhafte Biographie der fiktiven Baronin Martha von Tilling, die in vier Kriegen zwei Ehemänner und einen Sohn verliert: „Ich habe es zu spät erkannt, daß der Schlachteneifer nichts Übermenschliches, sondern – Untermenschliches ist; keine mystische Offenbarung, sondern eine Reminiszenz aus dem Reich der Tierheit – ein Wiedererwachen der Bestialität.“ Das Buch wurde ein europäischer Bestseller und katapultierte die Autorin an die Spitze der Friedensbewegung ihrer Zeit. 1891 gründete sie die „Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“. Ab 1892 gab sie „Die Waffen nieder! Monatsschrift zur Förderung der Friedens-Idee“ heraus. Auf dem Friedenskongress von 1892 in Bern trat von Suttner für einen europäischen Staatenbund ein, um künftige Kriege auf diesem Kontinent zu verhindern. 1899 nahm sie als einzige Frau an der 1. Haager Friedenskonferenz teil, bei welcher der militärische Einsatz von Giftgas und Dumdum-Geschoßen völkerrechtlich geächtet wurde. Die starke Frau setzte sich aber nicht nur für den Frieden, sondern auch für feministische Anliegen ein und trat ebenso engagiert öffentlich gegen den grassierenden Antisemitismus ihrer Zeit auf: „Nur ein redliches Mittel gibt es, Verfolgte vor Verfolgung zu schützen; sich neben sie zu stellen.“ Dafür wurde sie in der Presse vor allem ihres Heimatlandes mit Ausdrücken wie zum Beispiel „Judenbertha“ beflegelt und beschimpft. 1905 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 1911 veröffentlichte sie den Roman „Der Menschheit Hochgedanken“ und warnte darin in geradezu prophetischer Weise vor dem militärischen Einsatz von Radium beziehungsweise radioaktiven Substanzen. 1912 wandte sie sich in der Schrift „Die Barbarisierung der Luft“ gegen die aufkommende Bewaffnung von Flugzeugen und Ballons. Bertha von Suttner starb 1914 in Wien. Ein gnädiger Gott ersparte es ihr, den Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch miterleben zu müssen.

Bimbo-Binder-Promenade

Unterwagram, 1990

Nach dem österreichischen Fußballer Franz „Bimbo“ Binder.

Binder wurde 1911 in die tristen wirtschaftlichen Verhältnisse eines St. Pöltner Proletarierhaushaltes der damaligen Zeit geboren. Bereits mit 15 Jahren spielte der einen Meter neunzig große Mittelstürmer in der Kampfmannschaft des St. Pöltner Arbeiterfußballvereines „Sturm 19“. 1930 wurde er dort von einem Rapid-Funktionär entdeckt und war bis 1949 Stammspieler und Stürmerstar bei den Hütteldorfern. Zudem erzielte er in 28 Länderspielen 26 Tore. Er war für seine überaus scharfen Freistöße aus großer Entfernung bei den Torhütern der damaligen Zeit berühmt und berüchtigt. So manches Tornetz hielt seinen Granaten selbst aus 35, 40 Metern nicht stand. Das vielleicht denkwürdigste Spiel Bimbo Binders fand am 22. Juni 1941 im Berliner Olympiastadion statt, wo die Rapid vor 95.000 Zuschauern gegen Schalke 04 um die Deutsche Meisterschaft kämpfte. Kurz nach der Pause lagen die Schalker bereits 3:0 voran. Nach einem Anschlusstreffer durch Schnors schoss Binder mit drei Toren hintereinander, davon allerdings eines ein Elfmeter, die Schalker aus dem Endspiel. Die Anzahl der Goals, die er insgesamt für Rapid erzielt hat, wird mit 1.006, 1.141 oder auch 1.151 angegeben – auf jeden Fall hat keiner mehr Tore für die Hütteldorfer geschossen als er. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn durchlief Binder auch eine beachtliche Trainer-Karriere, unter anderem bei PSV Eindhoven, dem 1. FC Nürnberg und natürlich bei Rapid Wien. 1989 starb die grünweiße Fußball-Legende in Wien.

Birkengasse

St. Pölten, Spratzern, 1929

Nach dem Schrecken aller Allergiker beziehungsweise nach der Gattung Betula aus der Familie der Birkengewächse.

Birkfellnerstraße

Eggendorf, 2015

Nach dem österreichisch-deutschen Wissenschaftler Gerhard Birkfellner.